Die Engel-Botschaft von Fatima

 

Wenn sich 2017 die Erscheinungen der Muttergottes in Fatima zum 100. Mal jähren, lohnt es sich, auch auf die vorausgehenden Anzeichen des Wirkens des Himmels hinzusehen. Denn ehe die heilige Jungfrau am 13. Mai 1917 den drei Hirtenkindern erschien, konnte Lucia und später auch ihr Cousin Francisco und ihre Cousine Jacinta eine einprägsame Begegnung mit einem Engel Gottes erleben.

Das erste Mal, 1915, war Lucia mit drei anderen Kindern zum Weiden der Schafe auf einem der umliegenden Berge, dem „Cabego'1, unterwegs. Nachdem sie ihre mittägliche Jause gegessen hatten, lud Lucia ihre drei Gefährtinnen ein, mit ihr den Rosenkranz zu beten. „Kaum hatten wir angefangen, als wir vor unseren Augen über den Bäumen wie in der Luft schwebend eine Gestalt sahen, ähnlich einer Statue aus Schnee, die durch die Sonnenstrahlen ein wenig durchsichtig wurde.“1 Sie wussten nicht, was das war. Wahrend Lucia nicht darüber redete, erzählten es die anderen Kinder weiter. Dasselbe wiederholte sich noch zweimal. Anfang 1916, als sie schon mit Francisco und Jacinta gemeinsam die Schafe hütete, merkten sie, dass „plötzlich, obwohl es sonst ein ruhiger Tag war, ein starker Wind die Bäume schüttelte. Wir blickten nach oben und sahen dann jene Gestalt, von der ich schon erzählte, über den Olivenhain auf uns zukommen. Jacinta und Francisco hatten sie noch nie gesehen, noch hatte ich ihnen von ihr erzählt. Wie sie sich uns näherte, konnten wir ihr Aussehen und ihre Gestalt erkennen: Ein Jüngling von 14 bis 15 Jahren, weißer als der Schnee. Die Sonne machte ihn durchsichtig, als wäre er aus Kristall. Er war von großer Schönheit.“2 Nun war die Gestalt des Engels deutlich.

Aber nicht nur sein Aussehen, auch die Botschaft, die er den drei Kindern verkündete, war sehr aussagekräftig; denn er sagte: „Habt keine Angst! Ich bin der Engel des Friedens! Betet mit mir!“3 Er kniete sich nieder, beugte seine Stirn bis zum Boden und ließ die Kinder dreimal diese Worte wiederholen, ehe er ihnen auftrug: „So müsst ihr beten! Die Herzen von Jesus und Maria erhören euer Gebet.

„Mein Gott,

ich glaube an Dich,

ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich.

Ich bitte um Verzeihung für jene,

die an Dich nicht glauben, Dich nicht anbeten,

auf Dich nicht hoffen und Dich nicht lieben.“ 4

Die Erscheinungen eines Engels in Zusammenhang mit einer Offenbarung Gottes sind in der Heiligen Schrift nicht selten. In zahlreichen Büchern des Alten Testaments wird von den Engeln Gottes geredet: Zum Beispiel erschien ein Engel Gottes dem Abraham3, Bileam6, den Eltern Simsons7, Jcsaja3 und Daniel9, und das ganze Buch Tobit ist eine Erzählung über den Engel Raphael ... Auch im Neuen Testament treten immer wieder Engel in Erscheinung, oft in entscheidenden Situationen: Zacharias erfährt im Tempel durch einen Engel von der Geburt eines Sohnes - Johannes des 'I äufers10; Jesus wird durch einen Engel am Ölberg gestärkt11; Petrus wird durch einen Engel aus dem Kerker befreit12; auch von Maria wird bei der Verkündigung durch den Engel Gabriel das ja-Wort zur Mutterschaft erbeten13 und sie empfängt Jesus, den Sohn Gottes und Erlöser der Welt.

Eines ist den Engelerscheinungen Gottes gemeinsam: „Fürchtet euch nicht!“ Auch in Fatima sagt der Engel zu den Kindern: „Habt keine Angst!“ Die Botschaft Gottes ist immer eine Botschaft des Friedens! Aber damit diese Botschaft des Friedens, diese Heilszusage, auch Wirklichkeit werden kann, braucht es unser Gebet. Der Engel Gottes hat die drei Hirtenkinder Beten gelehrt. Lucia beschreibt: „Seine Worte gruben sich so tief in unser Gedächtnis, dass wir sie niemals mehr vergaßen. Von da an verbrachten wir viel Zeit damit, sie so tief gebeugt zu wiederholen, bis wir vor Müdigkeit umfielen.“14 Warum also müssen wir beten? — Weil wir sonst die Heilszusage Gottes für unser Leben nicht annehmen und umsetzen können. Nur wenn unser Herz geöffnet und bereit ist, fällt Gottes Wort in uns auf fruchtbaren Boden. Der Kern dieses ersten Gebetes, das der Engel die Kinder lehrt, besteht in einem Bekenntnis von Glaube, Hoffnung und Liebe und im Geist der Anbetung. Die Kinder, aber auch wir, sollen an Gott glauben, auf Ihn hoffen und Ihn lieben. Nur wenn wir Gott als Gott anerkennen, in unserem Leben auf Ihn vertrauen und Ihm unsere freudige Anbetung bringen, kann Gott uns beschenken und das Heil für uns und die Menschen wirken.

Schon in diesem ersten Gebet des Engels wird deutlich: Im Gebet geht es niemals nur um uns selbst. Denn wir haben einen Vater im Himmel, dessen Kinder wir sind. Und wir sind viele Kinder, kein „Einzelkind“. Und als Geschwister haben wir einen Auftrag für die anderen Kinder, auch für jene, die vielleicht momentan auf keinem guten Weg sind. Deshalb bittet der Engel Gottes in Fatima von Anfang an, auch für jene zu beten, die Gott derzeit nicht als Gort anerkennen.

Möchtest Du beten lernen, zur tiefen Begegnung mit Gott gelangen? Willst Du jene Erfahrung Gottes machen, die Dein ganzes Leben prägt und wandelt?

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du in der nächsten Zeit die eine oder andere Stelle in der Heiligen Schrift nachliest, wo vom Engel Gottes die Rede ist. Betrachte Gottes Wort und zieh daraus Nutzen.

Vielleicht kannst Du dieses Gebet des Engels von Fatima auswendig lernen. Es könnte für Dich ein Gebet werden, das Du oft wiederholend betest: In der Kirche vor dem Tabernakel, bei Dir zu Hause, unterwegs, wenn Du irgendwo warten musst, in Nöten und Schwierigkeiten, fürbittend für andere Menschen:

„Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Ich bitte um Verzeihung für jene, die an Dich nicht glauben, Dich nicht anbeten, auf Dich nicht hoffen und Dich nicht lieben.“

 

 

(1) Schwester Lucia spricht über Fatima, Erinnerungen der Schwester Lucia, 7. Auflage, Dezember 2001, S. 81

(2) Erinnerungen, S. 81

(3) Erinnerungen, S. 82

(4) Erinnerungen, S. 82

(5) Tagebuch der Schwester Maria Faustyna Kowalska (TB), Parvis-Verlag, Hauteville 1990, Nr. 465

(6) vgl. 1 Tim 2,4

(7) TB 475

 

 

 

 

Gott will nicht, dass jemand verlorengeht

Bei der zweiten Erscheinung des Engels in Fatima im Jahr 1916 rief der Engel Gottes die Kinder zum verstärkten Gebet auf. Als Lucia, Francisco und Jacinta die Mittagsruhe am Brunnen verbrachten, sahen sie den Engel wieder und er fragte: „Was macht ihr? Betet, betet viel! Die Herzen Jesu und Mariens haben mit euch Pläne der Barmherzigkeit vor. Bringt dem Allerhöchsten unaufhörlich Gebete und Opfer dar.“1 Auf die Frage, wie sie Opfer bringen sollen, antwortete der Engel: „Macht aus allem, was ihr könnt, ein Opfer, um die Sünden gutzumachen, durch die Er beleidigt wird, und die Bekehrung der Sünder zu erflehen. Gewinnt so für Euer Vaterland den Frieden. Ich bin sein Schutzengel, der Engel Portugals. Vor allem nehmt das Leid an und ertragt in Ergebung. was der Herr euch schenken wird.“ 2

Zunächst ruft der Engel die Kinder zum Gebet: „Was macht ihr? Betet, betet viel!“ In unserer bedrängten Zeit brauchen wir ein intensives Gebetsleben. Sonst können wir nicht bestehen. Sonst werden unsere eigenen Wünsche zu groß und wir sind nicht mehr hellhörig für die Not der Menschen. Echtes Gebet befreit vom Egoismus! Das hilft uns im Miteinander in der Familie und macht großherzig für den Aufruf Gottes, für jene da zu sein, die glauben, ohne Gott auskommen zu können.

Noch einen Schwerpunkt spricht der Engel an: Zum Gebet gehört das Opfer1. Denn erst durch das Opfer bekommt mein Gebet Gewicht. Gebet und Opfer gehören immer zusammen. Deswegen erklärt der Engel den Kindern, dass sie aus allem, was sie können, ein Opfer machen sollen, um die Sünden der Menschen, durch die Gott beleidigt wird, gutzumachen. Und um den Sündern Bekehrung zu erflehen. Wir brauchen uns kein Opfer zu suchen; tragen wir, was uns an Widerwärtigkeiten, Zumutung, Krankheit und Leid widerfährt, für die Menschen, und opfern wir es auf, besonders für die Sünder. Durch diese Worte führt der Engel die Kinder bereits in jene Botschaft ein, welche die Muttergottes in Fatima ab 1917 für sie und für die ganze Welt gegeben hat: Wir sollen durch den täglichen Rosenkranz und die gelebte Weihe an ihr Unbeflecktes Herz mithelfen, dass Friede wird in der Welt und dass viele Menschen vor dem ewigen Verlorengehen gerettet werden! Möchtest auch Du vieles in Deinem Leben aufopfern, damit diese Welt zu Gott findet?

Im Herbst 1916 hatten die Kinder eine dritte Engelserscheinung. Als sie auf der Weide schon viele Stunden mit dem „Engelsgebet“ verbracht hatten und sich dabei bis zum Boden verneigt hatten, erschien der Engel Gottes: „In der linken Hand hielt er einen Kelch; darüber schwebte eine Hostie, aus der einige Blutstropfen in den Kelch fielen.“ Dreimal ließ er sie folgendes Gebet wiederholen, ehe er Lucia die Hostie reichte, während er das Blut im Kelch Jacinta und Francisco reichte:

„Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, in tiefer Ehrfurcht bete ich Dich an und opfere Dir auf den kostbaren Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu Christi, gegenwärtig in allen Tabernakeln der Erde, zur Wiedergutmachung für alle Schmähungen, Sakrilegien und Gleichgültigkeiten, durch die Er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste Seines Heiligsten Herzens und des Unbefleckten Herzens Mariens bitte ich Dich um die Bekehrung der armen Sünder.“ 3

Was das bedeutet? — Gott wird durch unsere Sünden verletzt und beleidigt. Es schmerzt Ihn, wenn Menschen Ihn nicht als liebenden Gott akzeptieren. Wenn sie Sein Angebot der Liebe, das Er sich hat so viel kosten lassen, nicht annehmen und ignorieren. Schon wir leiden unter der Gleichgültigkeit von Menschen; wieviel mehr trifft es Gott, wenn der Mensch Sein Heilsangebot nicht annimmt und Ihm nicht glaubt! Darum sprach der Engel bei der Darreichung von Hostie und Kelch: „Empfangt den Leib und trinkt das Blut Jesu Christi, der durch die undankbaren Menschen so furchtbar beleidigt wird. Sühnt ihre Sünden und tröstet euren Gott.“ 4

Ganz ähnlich hat Jesus zwei Jahrzehnte später die hl. Schwester Faustyna im Barmherzigkeits-Rosenkranz gelehrt. Er bat sie, diesen Rosenkranz besonders für jene zu beten, die von Gott fern sind, die verhärtet sind, die sterbend sind, d.h. die vor der Entscheidung stehen, ob sie sich für das Ewige Leben öffnen, das Gort schenken möchte. In diesem Gebet heißt es: „Ewiger Vater, ich opfere Dir auf den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Deines über alles geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, zur Sühne für unsere Sünden und die Sünden der ganzen Welt.“5

Beide Gebete rufen uns auf, alles von Jesus zu erwarten! Denn Er ist der Einzige, der uns retten kann. Erwarten wir alles von Seiner Erlösungstat und wenden wir sie den Menschen zu. Nur durch Sein Blut und Seine Auferstehung können wir vor dem ewigen Verlorengehen gerettet werden. Was können wir aufopfern? Den kostbaren Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu Christi! Seine Erlösungstat sollen wir dem Vater darbringen. Nirgends kommt die Wirkung der Erlösung Christi so stark zum Tragen wie im Messopfer. Glaub an die Kraft, die von jeder heiligen Messe ausgeht! In jeder Messe können wir aus dem Erlösungsopfer Christi schöpfen. Und bei jedem Messopfer wird durch Christus die Macht der Auferstehung freigesetzt. Rufen wir diese erlösende Kraft Christi über die Sünden der Welt herab!

Obwohl wir aus Eigenem nichts bewirken können, bittet uns Gott um unsere Mithilfe bei der Rettung der Menschen. Denn: Er will nicht, dass jemand verlorengeht. 6 Ja, Er bittet uns, durch Gebet und Opfer mitzutragen und wenigstens etwas Sühne zu leisten für die Menschen. Ähnlich wie ein Kind, das seine Mutter tröstet, wenn eines der Geschwister ihre Liebe zurückweist. Das Eigentliche hat Jesus getan! Durch Seine Lebenshingabe, die bis zum Opfer am Kreuz gegangen ist, hat Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, uns erlöst. Mögen viele Menschen das Erbarmen Gottes ergreifen, das Er uns erwirkt hat und anbietet. „Durch Sein schmerzhaftes Leiden hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.“ 7

Willst Du Dein Gebet, Dein Opfer, und allem voran die Erlösungstat Christi, Gott darbringen? Willst Du mithelfen bei der Rettung vieler Menschen? - Gott braucht Menschen, die Seine Liebe verstehen! Darf Er mit Dir rechnen?

(1) Schwester Lucia spricht über Fatima, Erinnerungen der Schwester Lucia, 7. Auflage, Dezember 2001, S. 81

(2) Erinnerungen, S. 81

(3) Erinnerungen, S. 82

(4) Erinnerungen, S. 82

(5) Tagebuch der Schwester Maria Faustyna Kowalska (TB), Parvis-Verlag, Hauteville 1990, Nr. 475

(6) vgl. 1 Tim 2,4

(7) TB 475

 

Quelle: https://www.gloria.tv/text/MixtTPGULFtq3DKT6xFWYjMbx