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Bibelstellen (und andere Quellen) zu

den Glorreichen Geheimnissen

 

1. Jesus, der von den Toten auferstanden ist

 

Jesus erscheint der Maria Magdalena: Joh 20, 11-16

11 Maria aber stand außen am Grabe und weinte. Während sie nun weinte, beugte sie sich vor ins Grab hinein 12 und sieht zwei Engel in weißen Kleidern da sitzen. 13 Und sie sagen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie sagt zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 14 Nach diesen Worten wandte sie sich um und sieht Jesus dastehen. Sie wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sag mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen. 16 Da sagt Jesus zu ihr: Maria! Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren. Geh vielmehr zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich fahre hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

 

Petrus und Johannes am Grabe: Joh 20, 1-8

Am ersten Tage der Woche aber in der Morgenfrühe, da es noch finster war, geht Maria Magdalena an das Grab und sieht den Stein vom Grabe weggenommen. Da eilt sie fort und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus liebte, und sagt zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Nun gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grabe. Beide liefen miteinander. Jener andere Jünger aber lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grabe. Er beugt sich vor und sieht die Linnentücher daliegen, ging aber nicht hinein. Darauf kommt Simon Petrus ihm nach. Er ging in das Grab hinein und sieht die Linnentücher daliegen, das Schweißtuch aber, das auf seinem Haupte gelegen hatte, lag nicht bei den Tüchern, sondern zusammengewickelt an einem Orte für sich. 7: Aus der Lage der Tücher ergab sich, daß die Leiche nicht fortgeschafft worden war; denn das sorgfältige Lösen und Falten hätte unnötige Zeit gekostet. Auch wäre der Leichnam in den Tüchern leichter zu tragen gewesen.Da ging auch der andere Jünger, der zuerst ans Grab gekommen war, hinein, sah und glaubte. Sie hatten nämlich die Schrift, daß er von den Toten auferstehen müsse, noch nicht erfaßt. 10 Da gingen die Jünger wieder weg nach Hause. 

 

Die Emmausjünger: Lk 24, 13-35

13 Und siehe, am gleichen Tage gingen zwei von ihnen nach einem Flecken namens Emmaus, der sechzig Stadien von Jerusalem entfernt war. 14 Sie sprachen miteinander von all dem, was sich zugetragen hatte. 15 Und es geschah, als sie so miteinander sich unterhielten und besprachen, nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16 Ihre Augen aber waren gehalten, so daß sie ihn nicht erkannten. 17 Er fragte sie: Was sind das für Reden, die ihr miteinander auf dem Weg führt? Da blieben sie traurig stehen. 18 Der eine, mit Namen Kleophas antwortete ihm: Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem, der nicht weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist? 19 Er fragte sie: Was denn? Sie sagten: Das mit Jesus von Nazareth. Er war doch ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk. 20 Ihn haben unsere Oberpriester und Ratsherrn der Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt. 21 Wir freilich hofften, er sei es, der Israel erlösen werde; nun ist aber bei all dem heute schon der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. 22 Zwar haben uns einige Frauen aus unserm Kreis in Aufregung versetzt. Sie waren vor Sonnenaufgang beim Grab, 23 fanden aber den Leichnam nicht. Sie kamen mit der Kunde, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gehabt, die sagten, er lebe. 24 Darauf gingen einige von den Unsrigen zum Grabe; sie fanden es so, wie die Frauen gesagt haben, ihn selbst aber sahen sie nicht. 25 Da entgegnete er ihnen: O ihr Unverständigen! Wie schwer wird es eurem Herzen, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben! 26 Mußte nicht der Messias das leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Dann erklärte er ihnen, von Moses und allen Propheten angefangen, die Stellen, die in allen Schriften von ihm handelten. 28 So kamen sie nahe an den Flecken, wohin sie gehen wollten. Jesus tat so, Als wollte er weitergehen. 29 Doch sie nötigten ihn mit den Worten: Bleibe bei uns, denn es wird Abend, und der Tag hat sich schon geneigt! Da trat er ein und blieb bei ihnen. 30 Und es geschah, während er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen. 31 Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn; er aber entschwand ihren Blicken. 32 Da sagten sie zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns die Schriften erschloß? 33 Noch in derselben Stunde machten sie sich auf den Weg und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort trafen sie die Elf und ihre Gefährten beisammen. 34 Diese sprachen: Der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem Simon erschienen. 35 Nun erzählten sie, was sich auf dem Weg zugetragen hatte, und wie sie ihn beim Brotbrechen erkannt hätten.

 

Jesus erscheint den Aposteln: Joh 20, 19-23

19 Als es nun Abend geworden war an jenem ersten Wochentage und dort, wo die Jünger sich aufhielten, die Türen aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus, trat mitten unter sie und sagt zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und nach diesen Worten zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Wiederum sprach Jesus zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und nachdem er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist. 23 Welchen ihr die Sünden nachlaßt, denen sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. 

 

Jesus erscheint dem Thomas: Joh 20, 24-29

24 Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer von den Zwölfen, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Die andern Jünger sagten ihm: Wir haben den Herrn gesehen Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meinen Finger in das Mal der Nägel lege und meine Hand in seine Seite lege, werde ich es nie und nimmer glauben. 26 Nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum drinnen und Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus bei verschlossenen Türen, trat mitten unter sie und sprach: Friede sei mit euch! 27 Darauf sagte er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden? Selig sind, die nicht sehen und dennoch glauben.

 

Jesus erscheint den Jüngern am See Tiberias: Joh 21, 1-14

Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern wiederum am See von Tiberias, er offenbarte sich aber auf folgende Weise: Simon Petrus und Thomas, der der Zwilling genannt wird, und Nathanael, der aus Kana in Galiläa war, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger waren da beisammen. Simon Petrus sagt zu ihnen. Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir gehen auch mit dir; sie gingen hinaus und bestiegen das Boot. In jener Nacht aber fingen sie nichts. Als der Morgen schon angebrochen war, stand Jesus am Ufer. Aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war. Da sagt Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr etwas als Zukost? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz zur Rechten des Bootes aus, so werdet ihr etwas finden. Sie warfen es aus und konnten es nicht mehr einziehen vor der Menge der Fische. Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr. Als Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, warf er sich sein Oberkleid um — denn er war nicht ganz bekleidet — und sprang in den See. Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht weit, sondern nur etwa zweihundert Ellen vom Land entfernt, und schleppten das Netz mit den Fischen nach. Da sie ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und einen Fisch darauf liegen und Brot. 10 Jesus sagt zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Simon Petrus stieg ein und zog das Netz ans Land. Es war gefüllt mit einhundertdreiundfünfzig großen Fischen. Und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht. 12 Jesus spricht zu ihnen: Kommt, frühstückt! Keiner aber von den Jüngern wagte es, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr war. 13 Jesus kommt, nimmt das Brot und gibt es ihnen, desgleichen auch den Fisch. 14 Dies war bereits das drittemal, daß sich Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten seinen Jüngern offenbarte.

 

Tatsache der Auferstehung des Herrn: 1. Korinter 15, 1-11

Ich mache euch, Brüder, aufmerksam auf die Heilsbotschaft, die ich euch verkündet habe. Ihr habt sie angenommen, ihr steht in ihr fest. Durch sie werdet ihr gerettet, wenn ihr sie genauso festhaltet, wie ich sie euch verkündet habe. Sonst hättet ihr ja vergebens geglaubt. Ich habe euch nämlich vor allem vorgetragen, was ich auch selber überkommen habe, nämlich, daß Christus für unsere Sünden gestorben ist gemäß der Schrift, daß er begraben worden und am dritten Tage wieder auferstanden ist gemäß der Schrift, daß er dem Kephas erschienen ist und danach den Zwölfen. Hierauf ist er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal erschienen, von denen die Mehrzahl jetzt noch am Leben ist, während einige entschlafen sind. Weiter ist er dem Jakobus erschienen, dann sämtlichen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch mir erschienen, der ich doch gleichsam eine Mißgeburt bin. Denn ich, ich bin der geringste unter den Aposteln, nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. 10 Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine mir geschenkte Gnade ist nicht unwirksam gewesen, sondern ich habe mehr als sie alle gearbeitet, doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir. 11 Ob ich oder sie — also predigen wir, und also habt ihr geglaubt.

 

Jesus bestellt den Petrus zum Oberhirten: Joh 21, 15-19

15 Als sie nun gefrühstückt hatten, sagt Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Der sagt zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Wiederum, zum zweitenmal, sagt er zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe. Der sagt ihm: Weide meine Schafe! 17 Zum dritten Male sagt er zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus betrübt, daß er zum dritten Male sprach: Liebst du mich? und sagte zu ihm: Herr, du weißt alles, dir ist auch bekannt, daß ich dich liebe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe. 18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und bist gegangen, wohin du wolltest; wenn du aber alt sein wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst. 19 Das sagte er aber, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und nach diesen Worten sagt er zu ihm: Folge mir!

 

 

2. Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist

 

Abschiedsrede Jesu: Lk 24, 44-49

44 Dann sprach er zu ihnen: Das besagten meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch weilte: Alles muß sich erfüllen, was im Gesetze des Moses, in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht. 45 Darauf erschloß er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften 46 und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, der Messias werde leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen, 47 und in seinem Namen werde bei allen Völkern, angefangen von Jerusalem, die Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden. 48 Ihr seid Zeugen hiervon. 49 Siehe, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch herab. Bleibet in der Stadt, bis ihr mit der Kraft von oben ausgerüstet werdet!

 

Himmelfahrt Jesu: Lk 24, 50

 50 Hierauf führte er sie hinaus, Bethanien zu, erhob seine Hände und segnete sie.

 

Apg 1, 9-11

Als er dies gesprochen hatte, ward er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. 10 Als sie unverwandt gen Himmel schauten, während er hinging, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen. 11 Diese sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel.

 

Mk 16, 19-20

19 Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. 20 Jene aber gingen hin und predigten überall. Und der Herr wirkte mit und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Wunderzeichen.

 

 

3. Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat

 

Ausgießung des Heiligen Geistes: Apg 2,1-13

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle an einem Ort beisammen. Da entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen, gleich dem eines daherfahrenden heftigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und als sich je eine auf jeden einzelnen von ihnen niederließ, wurden alle vom Heiligen Geiste erfüllt und fingen an, in andern Zungen zu sprechen, so wie der [Heilige] Geist ihnen eingab, zu reden. Es wohnten damals in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als dieses Brausen entstand, strömte die Menge herbei und geriet in Bestürzung. Denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Erstaunt und verwundert sprachen alle: Sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Wie kommt es, daß wir sie hören, ein jeder in seiner eigenen Sprache, in der wir geboren sind? Parther, Meder, Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus und Asien, 10 von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Landstrichen Libyens bei Cyrene und die hier weilenden Römer, 11 Juden sowohl als Proselyten, Kreter und Araber — wie hören wir sie in unsern Sprachen die Großtaten Gottes verkünden? 12 Alle waren außer sich und ratlos, und einer sagte zum andern: Was soll das bedeuten? 13 Andere jedoch spotteten: Sie sind voll süßen Weines!

 

 

4. Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel
aufgenommen hat

 

Aufnahme Marias in den Himmel:

Wie viele Tage sind wohl vergangen? Es ist schwierig, es mit Sicherheit zu sagen. Nach den Blumen zu schließen, die den leblosen Körper umkränzen, könnte man glauben, es seien erst einige Stunden verflossen. Aber wenn man die Ölzweige sieht, auf denen die frischen Blumen liegen und deren Blätter schon ganz vertrocknet sind, und auch die anderen verwelkten Blumen, die wie Reliquien auf der Truhe liegen, dann kommt man zu dem Schluß, daß bereits mehrere Tage vergangen sind.

Der Körper Marias jedoch ist noch so wie bei ihrem Heimgang.

Der Tod hat keine Spuren auf ihrem Antlitz und den kleinen Händen hinterlassen. Kein unangenehmer Geruch im Zimmer. Im Gegenteil!

Ein unbestimmter Duft von Weihrauch, Lilien, Rosen, Maiglöckchen und Bergkräutern schwebt im Raum.

Johannes, der seit wer weiß wie vielen Tagen schon wacht, ist, von Müdigkeit überwältigt, auf seinem Hocker eingeschlafen und lehnt mit dem Rücken an der Wand, neben der offenen Tür, die auf die Terrasse führt. Das Licht der am Boden stehenden Lampe beleuchtet ihn von unten, so daß ich sein müdes und sehr bleiches Gesicht sehen kann, das nur rings um die Augen vom Weinen gerötet ist.

Die Morgendämmerung muß eben angebrochen sein, denn ihr schwacher Schein läßt die Terrasse und die das Haus umgebenden Ölbäume erkennen. Dann wird der Schein heller, fällt durch die Tür, und man sieht auch die Dinge im Raum deutlicher, die vorher kaum zu unterscheiden waren, da das Licht des Lämpchens nicht weit genug reicht.

Auf einmal erfüllt ein großes Licht den Raum, ein silbernes, leicht bläuliches, beinahe phosphoreszierendes Licht, das immer stärker wird und die Morgenhelle und den Schein der Lampe verblassen läßt. Es ist dasselbe Licht, das die Höhle von Bethlehem bei der Geburt Gottes überflutete. Dann erscheinen in diesem paradiesischen Licht Engelsgestalten – ein noch strahlenderes Licht in dem schon vorhandenen gewaltigen Licht. Und so wie damals, als die Engel den Hirten erschienen, entsteht ein Reigen sprühender, farbenprächtiger Funken und ein leiser, harmonischer, süßer Harfenton, wenn sie ihre Flügel sanft bewegen.

Die Engel umringen die Lagerstatt, neigen sich über sie, heben den reglosen Körper auf und entschweben mit kräftigerem Flügelschlag, der den Harfenklang noch verstärkt, durch eine Öffnung im Dach, die sich wunderbarerweise aufgetan hat, wie sich das Grab Jesu wunderbarerweise geöffnet hat. Sie nehmen den Leib ihrer Königin mit, der heilig, aber noch nicht verherrlicht und deshalb dem Gesetz der Materie unterworfen ist, dem Jesus nicht mehr unterworfen war, da er bei seiner Auferstehung schon verherrlicht war.

Der von den Flügeln der Engel erzeugte Klang wird stärker und ist nun mächtig wie ein Orgelakkord. Johannes, der sich, immer noch schlafend, schon mehrmals auf seinem Hocker bewegt hat, als würden das helle Licht und der Klang der Engelsflügel ihn stören, wird nun wach durch diesen mächtigen Akkord und einen starken Luftzug, der durch das offene Dach und zur Tür hinaus weht, eine Art Wirbel bildet, in die Decken des nun leeren Bettes und in die Kleider des Johannes fährt, die Lampe löscht und die Tür mit einem lauten Knall zuschlägt.

Der Apostel sieht sich noch ziemlich verschlafen um, um festzustellen, was geschieht. Er bemerkt das leere Bett und das offene Dach, fühlt, daß ein Wunder geschehen ist und läuft auf die Terrasse hinaus. Wie durch eine innere Eingebung oder eine himmlische Aufforderung hebt er den Kopf und beschattet sich die Augen mit der Hand, damit ihn die aufgehende Sonne nicht blendet.

Und er sieht. Er sieht, wie der noch reglose Leib Marias, die ganz einer Schlafenden gleicht, von der Engelschar immer höher hinaufgetragen wird. Wie zum letzten Gruß flattert ein Zipfel des Mantels und des Schleiers im durch den raschen Aufstieg oder die Flügel der Engel entstandenen Wind. Und die Blumen, die Johannes rings um den Leib Marias gelegt und wieder erneuert hat und die gewiß in den Falten des Gewandes hängengeblieben sind, regnen auf die Terrasse und auf die Erde des Getsemani, während das mächtige Hosanna der Engelschar sich immer weiter entfernt und immer leiser wird.

Johannes schaut immer noch dem Leib nach, der zum Himmel auffährt. Und durch ein ihm von Gott gewährtes Wunder – um ihn zu trösten und ihn für seine Liebe zur Adoptivmutter zu belohnen – sieht er sehr genau, daß Maria, nun umhüllt von den Strahlen der aufgegangenen Sonne, aus der Ekstase, die die Seele vom Leib getrennt hatte, ins Leben zurückkehrt, sich aufrichtet und nun auch die Eigenschaften eines schon verherrlichten Leibes besitzt.

Johannes schaut und schaut. Das Wunder, das Gott ihm gewährt, verleiht ihm die Fähigkeit, entgegen allen natürlichen Gesetzen zu sehen, wie Maria jetzt rasch zum Himmel aufsteigt, umgeben, aber nicht mehr getragen von den jubilierenden Engeln. Und Johannes, ist verzückt von dieser Vision, die keine menschliche Feder, kein menschliches Wort, kein Kunstwerk jemals beschreiben oder darstellen kann, da sie unbeschreiblich schön ist.

Johannes, immer noch auf das Mäuerchen der Terrasse gestützt, schaut und betrachtet diese immer höher hinaufschwebende, herrliche, leuchtende göttliche Gestalt – denn das darf man Maria wohl nennen, die Gott einzigartig erschaffen hat und unbefleckt wollte, damit sie das fleischgewordene Wort in sich trage. Und ein letztes, größtes Wunder gewährt der Gott der Liebe diesem seinem vollkommen Liebenden: das Wunder, die Begegnung der heiligsten Mutter mit ihrem heiligsten Sohn zu sehen, der herrlich und strahlend in unbeschreiblicher Schönheit rasch vom Himmel herabkommt, der Mutter entgegen, und sie ans Herz drückt, worauf er mit ihr, beide strahlender als zwei leuchtende Sterne, dorthin zurückkehrt, von wo er gekommen ist. Nun sieht Johannes nichts mehr.

Er neigt das Haupt. Auf seinem müden Antlitz mischt sich der Schmerz über den Verlust Marias mit der Freude über ihre glorreiche Aufnahme. Doch die Freude siegt über den Schmerz. Er sagt: »Danke, mein Gott! Danke! Offb 7, 13-17

Quelle: Der Gottmensch, nach Maria Valtorta

 

 

5. Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat

 

Unter Begleitung himmlischer Heerscharen und unter dem Jubel der Heiligen zog die verklärte Mutter des göttlichen Wortes in den Himmel ein. Als Maria ihren Platz eingenommen hatte, sprach der ewige Vater zu den Engeln und Heiligen: «Unsere Tochter Maria ist Unserem Willen gemäß vor allen Geschöpfen auserwählt. Sie hat Uns vor allen anderen Wohlgefallen bereitet. Nie hat sie sich des Namens und der Würde einer Tochter unwürdig gemacht. Darum soll sie als Herrin und Königin anerkannt und gekrönt werden.» Das menschgewordene Wort sprach: «Meiner wahren leiblichen Mutter sind alle Geschöpfe zu eigen, die Ich erlöst habe. Von allem, was Ich besitze, soll sie die rechtmäßige Königin sein.» Endlich sagte der Heilige Geist: «Weil Maria Meine unbefleckte Braut ist, die sich in Treue bewährt hat, gebührt ihr für alle Ewigkeit die Krone einer Königin.»

Nach diesen Worten setzten die drei göttlichen Personen auf das Haupt der heiligsten Jungfrau eine Glorienkrone von unbeschreiblicher Schönheit. Zu gleicher Zeit ging eine Stimme von dem Throne aus: «Auserwählte vor allen Geschöpfen, Unser Reich gehört dir. Du bist Herrin, Königin und Gebieterin über die Seraphim, über die Heiligen, die Engel und über das All der Schöpfung. Wache und herrsche glücklich über sie, denn in Unserem höchsten Ratschluß geben Wir dir Gewalt, Würde und Herrlichkeit. Obwohl du voll der Gnade warst, mehr als alle anderen, hast du dich des letzten Platzes würdig erachtet; darum empfange jetzt den höchsten, der dir gebührt, und von Unserer Gottheit die Herrschaft über alles, was Unsere Allmacht erschaffen hat. In deine Hände legen Wir alle Unsere Gnaden, damit du sie austeilest. Nichts wollen Wir der Welt verleihen, es sei denn durch deine mütterliche Hand; und nichts wollen Wir versagen, was du den Menschen verleihen möchtest.»

Damit dieser göttliche Entschluß ausgeführt und die der Königin des Himmels und der Erde verliehenen Vorrechte in Kraft träten, befahl der allmächtige Gott dem ganzen himmlischen Hofe, den Engeln und Heiligen, der gebenedeiten Mutter zu huldigen und sie als ihre Herrin anzuerkennen. Alle bezeigten ihr nun unter Jubel und mit Dank an die heiligste Dreifaltigkeit die gebührende Huldigung.

Quelle: Maria, die geheimnisreiche Stadt Gottes, nach Maria von Agreda, Kapitel 50