Der folgende Text kann bei der Deutschen Bischofskonferenz angefordert werden! Er stammt aus der Arbeitshilfe 36 "Priesterliche Lebensform" (Bonn 1984).

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Leo Drewes


Die Kleidung des Priesters


Es gibt Nerven, die nicht zu den lebensnotwendigen zählen, aber empfindlicher sind als manche von diesen. Werden sie gereizt, ist der ganze Organismus affiziert. So verhält es sich mit dem Thema Priesterkleidung. Wird darüber gesprochen, reagieren gleich alle Lebensnerven des Priesterbildes.

»Sage mir, wie du dich kleidest, und ich sage dir, wer du bist.« Mag der Wahrheitsgehalt dieses Satzes nicht so zugespitzt und absolut gelten, wie er formuliert ist: Er kann korrespondieren mit dem Sprichwort »Kleider machen Leute«. Dieses Sprichwort sagt mehr als nur ein abschätziges Urteil über Leute, die mittels der Kleidung mehr aus sich machen wollen, als sie es sind. Der Hauptmann von Köpenick wäre nicht unsterblich, wenn nur ein Schwank dahinter steckte.

Hiermit geraten wir gleich hinein in das Gedankenfeld über Sinn und Nutzen menschlicher Bekleidung. Darüber nachzudenken erscheint nicht überflüssig, bevor speziell über die Kleidung des Priesters etwas ausgesagt wird.

»Du kannst dem Embryo keine Buxe anziehen«, pflegte der Paderborner Dogmatiker Bernhard Bartmann zu sagen, wenn ihn Studenten zu unausgereiften Formulierungen hinreißen wollten, über die er noch sinnierte. Nackt und dennoch geborgen entwickeln sich alle Menschen. Nackt werden alle geboren und dann sehr bald in ein Bekleidungssystem gewickelt, das in allen Säuglingsstationen der Welt kaum Unterschiede aufweist.

Damit ist eine erste und allgemeinste Sinngebung von Kleidung offenkundig: Der menschliche Leib ist schutzbedürftig von Anfang an. Je nach Klima und Ausgesetztsein muss er mehr oder minder viel Körperfläche verpacken oder wenigstens etwas zur Hand haben, um sein leibliches Leben unversehrt zu erhalten. Da ihm weder Pelz noch Feder wachsen, bleibt das so bis ans Lebensende.

Der derb-westfälische Ausspruch Bartmanns versteckt in sich die Ahnung, dass Bekleidung etwas mit Menschwerdung zu tun hat, die im vollen Sinn des Wortes mit der Geburt erst am Anfang steht. Die welteinheitliche Säuglingswindel differenziert sich schon nach etlichen Lebensmonaten, entsprechend den Völkern und Kulturbereichen. Tritt erst das Kind in die Öffentlichkeit der Verwandten und Nachbarn, kann es dann laufen, soll es schon ordentlich angezogen erscheinen. Das heißt, die Eltern reichern das Motiv der Schutzbedürftigkeit an mit neuen Gesichtspunkten: Die Kleidung soll die Wertschätzung und Liebe verdeutlichen, die dem Kind von den Eltern entgegengebracht wird und von den übrigen Mitmenschen geteilt werden soll.

Kleidung bezeichnet Wert und Würde des heranwachsenden Menschen und wirbt um Liebens-Würdigkeit. Die neuen Kleidungsmotive bleiben fortan Sinngehalte der Kleidung, so lange das Leben währt. Mit zunehmendem Alter wird an der Kleidung des Sprösslings auch ablesbar sein, aus welcher Zugehörigkeit das Kind kommt. Auch das ist weiterhin bleibende Funktion der Kleidung: Zeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Menschenverband und Ausdruck eines Kulturbewusstseins, wenn dieses ein bestimmtes Verhältnis zu den überlieferten und fortzuschreibenden Werten des Guten, Wahren und Schönen bedeutet. Noch sind diese Ausdruckswerte und Darstellungsmerkmale relativ undifferenziert und weithin vom allgemeinen Empfinden geprägt, noch werden die Kinder von den Eltern angezogen. Doch die genannten Grundfunktionen der Kleidung und deren Sinn prägen sich dem heranwachsenden Menschen ebenso unbewusst wie unverlierbar ein.

Mit dem Heranreifen zur Persönlichkeit geraten die bisherigen, unbenommen angewöhnten Sinngebungen in die Turbulenzen der Reifezeit. Ob überhaupt die Kleidung ein Ausdruck von etwas sei, fragt der junge Mensch und vernachlässigt erst einmal seine Garderobe. (Mancher beantwortet die Frage nie.) Zugleich tauchen mehr oder minder bewusst oder rein emotional bedingt die Fragen auf: Zu welchen Werten im einzelnen bekenne ich mich und welchen schwöre ich ab? Zu welcher Gruppe möchte ich zugehörig erscheinen und von welcher will ich mich unterscheiden? Von wem möchte ich geliebt werden und wen will ich provozieren? Von welchem Wahren, Guten und Schönen bin ich überzeugt und was lehne ich ab?

Mehrfachantworten und wechselnde Einstellungen begleiten die Reifejahre, und entsprechend füllt sich der Kleiderschrank und wechselt sein Inhalt. Die Kleidung wird zum persönlichen Aushängeschild von Bekenntnissen, Überzeugungen, Gesinnungen und Geschmack. Ebenso aber will sie Distanz zu andersartigen oder gar abgelehnten Lebensarten ausdrücken.

Deutlicher als in Kindertagen wird dem reifenden Menschen bewusst, dass die Gewandung etwas zu verhüllen hat, das nicht jedermanns Blicken und Begehren zugänglich sein darf. Das leibliche Schutzbedürfnis weitet sich zum seelisch-geistigen Schutzbedürfnis aus, dem durch die Bekleidung Rechnung getragen wird.

Mit der Ausreifung zu einem bestimmten Berufs- und Lebensstand reduziert und konzentriert sich die Ausdrucksvielfalt der Bekleidung. Im wesentlichen beherrschen Berufskleidung und gesellschaftlich angemessenes Gewand die tagtägliche Bekleidung. Leichte Varianten zu festtäglichen Anlässen sind ebenso Brauch wie kleine Zugehörigkeitszeichen zu bestimmten Gruppen, vom bescheidenen Abzeichen bis zur Schützenuniform. Freizeit und Sport vervollständigen schließlich in begrenzter Vielfalt je nach Zweckmäßigkeit das Kleiderbild des Erwachsenen.

Welche Einsichten lassen sich aus diesen Beobachtungen für die Kleidung des Priesters gewinnen?

Vor 50 Jahren hätte die schnelle Antwort gelautet: Die eine und einheitliche Tracht des Weltpriesters erfüllt alle genannten Sinngebungen, wo immer ein Priester unter Menschen geht und sich öffentlich zeigt. Zu dieser Öffentlichkeit zählten auch Ferien und Pfarrhaus bis auf die allerprivatesten Gemächer. Wie ein Priester sich trägt, orientierte sich eher am Mönchsgewand und am preußischen Beamtenrock, als an der Kleidung der Menschen, für die sie bestellt waren.

Das Umpflügen des Priesterbildes durch die Aufbrüche des Konzils, durch neue Erfordernisse der Seelsorge, durch gesellschaftlich-kirchliche Bewegungen und weltkirchlichen Austausch fand seinen Ausdruck auch in der Gewandung der Priester. Es wurde der geschichtliche Wandel des Priesterkleides wieder bewusst gemacht. Schutzfunktionen und Distanzierungen durch die Kleidung wurden abgebaut zu Gunsten der Gleichartigkeit mit dem Kirchenvolk. Die Zugehörigkeit zur Priesterschaft galt es weniger auszudrücken als die Gleichheit aller Christen, Geheimnis weniger als Offenherzigkeit, unbekannter Zugang zu allen wichtiger als erklärtes und zuweilen versperrendes Auftreten als erkennbarer Priester. Den menschlichen Bedürfnissen in Freizeit und Sport wurde größerer Spielraum zugestanden.

Niemand sollte bezweifeln, dass ernsthafte geistliche und seel-sorgliche Erwägungen solchen Wandel der Gesichtspunkte begründeten, mögen auch ungeistliche, menschliche Schwächen sich vielfach Luft verschafft und Tarnungsmöglichkeiten ausgelöst haben.

Inzwischen scheint die kirchliche Landschaft soweit wieder überschaubar zu sein, dass auch erneuerte Ordnungen für den geistlichen Dienst formuliert werden können. Ein Anzeichen dafür ist der neue Codex, der unter vielen anderen Formulierungen auch den neuen Wein priesterlichen Lebens und Dienstes in neue Schläuche füllt und auch zur Priesterkleidung sich äußert. Da heißt es in can. 284: »Die Kleriker haben gemäß den von der Bischofskonferenz erlassenen Normen und den rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten eine geziemende kirchliche Kleidung zu tragen.« Hier werden zwei Maßgaben gesetzt, nach denen die Priesterkleidung geordnet werden soll: Zunächst soll auf der Ebene einer Bischofskonferenz eine Norm, d. h. eine Vereinheitlichung erreicht werden. Dabei sind die rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten zu berücksichtigen. Diese doppelte »Rechtsquelle« besagt zweierlei:

1. Es soll eine Norm erklärt werden, freilich nach den rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten.

2. Die Vereinheitlichung ist nicht so strikt und detailliert zu handhaben, dass für örtliche Gewohnheiten kein Spielraum bleibt.

Der »Ort« ist die Einheit innerhalb des Bereiches einer Bischofskonferenz, und zu den Gewohnheiten zählen auch die unterschiedlichen Lebensabläufe in den Gemeinden, Dekanaten und Regionen, soweit sie die Lebensart des Priesters betreffen.

Um nun eine Norm zu finden, die auch angenommen wird, ist nachzudenken, was mit der Normierung erreicht werden soll.

Es liegt nahe, sich in anderen Berufen umzuschauen, in denen eine normierte Kleidung selbstverständlich erscheint. Greifen wir drei Gruppen heraus:

Eisenbahner, sofern sie unter den Reisenden ihren Dienst verrichten

medizinisches Personal und

Schützenvereine


Der Eisenbahner in Dienstkleidung ist für die Reisenden und Fremden der erkennbar Kundige für alle Fragen des vielleicht unbekannten Reiseweges und seiner Bedingungen. Außerdem ist er als bevollmächtigt ausgewiesen, die Regeln eines geordneten Reiseverkehrs zu vertreten, ggf. auch Sanktionen zu verhängen, damit alle sicher und friedlich reisen können.

Ärzte und Pflegepersonal gehen im Dienst, wenn auch nicht immer in weißen Kitteln, so doch in kennzeichnender Kleidung einher, weil der Kranke dem so ausgewiesenen Helfer von vornherein sein Vertrauen schenkt, sein Bestes zu wollen, ihn kundig zu behandeln, seine ungeschützte Intimität nicht zu missbrauchen und das Geheimnis seiner Person unbedingt zu wahren.

Die Mitglieder eines Schützenvereins wollen ihre Zugehörigkeit zu den »Brüdern« und zu der Tradition, zu Bräuchen und Gliederungen ihres Vereins bekennen und wissen sich der Repräsentation ihres Ortes verpflichtet.



Beim Priester versammeln und verdichten sich zunächst die bei den genannten Gruppen festgestellten Merkmale. Er gilt als der Kundige für alle Menschen, die Rat und Hilfe für ihre Lebensreise brauchen. Er ist für alle zugänglich und soll als solcher erkennbar sein. Er ist bevollmächtigt, ggf. Entscheidungen zu fällen und Weisungen zu geben, damit die Pilgerschaft des Gottesvolkes für alle sicher und in Frieden vonstatten gehen kann.



Wichtiger erscheint heuzutage, dass er durch seine Kleidung als ein Mann des Vertrauens ausgewiesen ist, der unbedingt das Heil der Menschen will, in den Heilsmitteln und der Verkündigung erfahren ist, und dem die Wahrung anvertrauter Geheimnisse heiligste Pflicht ist.



Ferner bekundet der Priester durch seine eindeutige Kleidung die Zugehörigkeit zur Priesterschaft der Gesamtkirche und zu dem unveräußerlichen Heilsgut der Gemeinde Jesu Christi, das ihm anvertraut ist und einst weitergetragen wird an einen Nachfolger gleichen Auftrags und Gewandes.



Es kommen aber noch Gesichtspunkte hinzu, die unvergleichlich und dem Priester einzigartig eigentümlich sind:

Beruf und Lebensstand sind für den Priester identisch. Er hat von der Weihe an keinen außerberuflichen Standort mehr. Er ist nicht nach vollbrachten Dienststunden nur noch Bürger, sondern in allem eine neue Existenz. Hierin dem Ordenschristen ähnlich,
sollte sich diese neue Existenz auch in der Kleidung manifestieren.

Der Glaube der Christen verpflichtet zum Zeugnis, dass der Herr bei uns ist bis ans Ende der Zeit. Größer als das Zeugnis der steinernen Kirchen und Kathedralen, der Bildstöcke und Kreuze ist das lebendige Zeugnis dessen, der in der Person Christi zu handeln berufen ist. Zum Handeln gehört auch das Wandeln in der Person Christi, will man nicht das »Bei-uns-sein« auf die knappen Zeiten der amtlichen Verkündigung und der sakramentalen Vollzüge begrenzen. »Was ihr glaubt, das sollt ihr verkündigen, und was ihr verkündigt, sollt ihr im Leben erfüllen«, heißt es schon bei der Diakonatsweihe. Die Erkennbarkeit des Priesters als des Repräsentanten Christi ist bereits Verkündigung und Anruf an alle, die dem Priester begegnen.

Wenn durch die liturgische Kleidung bei den vorzüglichen Diensten des Priesters die geschöpfliche Menschlichkeit weit zurücktritt hinter der Repräsentanz des einen Herrn, so sollte nicht nach dem Gottesdienst aus der Sakristei einer herauskommen, an dem nichts mehr widerscheint vom eben verrichteten Dienst. Er darf nicht einem Schauspieler gleichen, der sich nur für ein »Theaterstück« verkleidet hatte. Ein Abglanz der liturgischen Gewandung sollte auch in der Welt sichtbar bekunden, wohin das gottesdienstliche Geschehen sich auswirken soll. Der eine Herr soll auch erkennbar sein in der Gewandung derer, die ihn in der Welt darstellen, und das nicht nur sonntags und bei offiziellen Veranstaltungen.

Wenn Priester zusammenkommen, sollte die Einheit und Gemeinsamkeit des priesterlichen Dienstes auch in der Kleidung einen Ausdruck finden. Solche Vergewisserungen brüderlicher Zusammengehörigkeit sollten nicht gering geschätzt werden. Sie helfen dazu, ungerechtfertigtes Misstrauen erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Aber auch wo der Priester als einzelner sichtbar wird, erinnert er sich und andere auf diese Weise an die Zugehörigkeit zum Presbyterium der Kirche.


Mehr als andere Berufe bedarf der Priester der Selbstzucht und der ständigen Erinnerung an seine Berufung. Keine der vielen Hilfen dazu ist von so dauernder Wirksamkeit wie die dem Leibe verhaftete Tracht. Dient diese nach außen zum Schutz oder evtl. zum Anstoß, so auch dem Priester selbst als Schutz vor dem Sichgehenlassen und zum Anstoß des eigenen Gewissens. Die eindeutige Priesterkleidung ist Schutz und Bekenntnis der eigenen Schwachheit zugleich.



Es müssen die Einwände gegen die »Uniformierung« der Priester bedacht werden. Noch ist uns die Zwangsuniformierung unseres Volkes in bitterer Erinnerung. Die militaristischen Parteiuniformen diktatorisch regierter Staaten genießen nicht unser Vertrauen. Auch kann der uniformierte Priester in die Versuchung kommen, sich autoritär zu gebärden und das priesterliche Gewand zum Versteck sehr unpriesterlicher Haltungen zu machen. Darum ist entscheidend, dass der angehende Priester sich nach Kräften über seinen künftigen Stand und seine Lebensart vergewissert und einübt. Das Gewand soll den Priester kleiden, nicht erst den Priester machen. Mehr als in manchen anderen durch Kleidung gekennzeichneten Berufen sind Lebensart und priesterliche Tugenden der Ausweis des Dieners und Repräsentanten Christi. Zuerst müssen diese das Bild des Priesters prägen, dann kann er guten Gewissens und frei »den schwarzen Rock anziehen«, der Ehre und Martyrium bedeuten kann. Versuchung und Missbrauch sollen den guten Sinn bestärken, nicht auslöschen.


Vielfach wird gesagt, das Angleichen an die bürgerliche Kleidung erleichtere den Zugang zu den Menschen von heute. Der herausgehobene Priester zeige, dass er von den menschlichen Nöten und Sorgen nichts verstehe und sich davon distanziere. Der Glaube müsse wieder »von unten« aus dem Unauffälligen gepredigt werden, von einem, dem nichts Menschliches, nicht einmal die allgemein übliche Kleidung fremd ist.

Niemand wird es einem Priester verargen, wenn er nach reiflicher Überlegung als Unerkannter überhaupt nur Zugang zu Menschen in bestimmten Situationen gewinnt. Es wäre ein schweres Versäumnis, wenn der Priester nur der Kleidung wegen einen seelsorglichen Dienst nicht bestmöglich verrichtete. Andererseits sollte es nicht der grundsätzliche Stil des Zeugnisses und der Seelsorge sein, »getarnt« die Abständigen und Suchenden anzugehen und erst im geeigneten Augenblick zu offenbaren, in welcher Mission man komme. Glaubwürdig ist der Priester, wenn er als solcher »unten« sich auskennt, sich sehen lässt und auf die Sorgen und Nöte ganz und gar sich einlässt.

Zu beachten ist, dass heutige Seelsorge gekennzeichnet sein soll durch das missionarische Engagement der Laien. Sie sind gehalten, dort das Evangelium zu verbreiten, wohin es nur durch sie getragen werden kann. In dieser Art zu wirken, sind sie befähigt, bestimmte kirchliche Dienste und Ämter zu übernehmen, wie der neue Codex ausdrücklich feststellt. Es kann dem Laienapostolat nur förderlich sein, wenn der Priester durch seine Kleidung ausdrückt, dass er sich nicht in die Kompetenzen der Laien einmischt, und Laienaufgaben nicht unversehens wieder an sich zieht.

Nach den Gründen für und den Bedenken gegen die Normierung der Priesterkleidung kann mit gewissenhafter Freiheit nun ermittelt werden, bei welchen Gelegenheiten von der einheitlichen Tracht abgesehen werden kann, entsprechend den »rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten«. Es gehört zu den guten Gewohnheiten, dass dem Priester alle geziemenden Sportarten zu empfehlen sind. Diese können selbstverständlich nicht auf entsprechende Kleidung verzichten.

Wo ein Priester selbst Hand anlegt, etwa beim Bau eines Pfarrheimes oder wenn er sich gesundermaßen in Haus und Garten handwerklich betätigt, sollte er nicht zögern, seine Kleidung nach Zweckmäßigkeit auszurichten.

Gute Gewohnheit ist auch, im überschaubaren, geselligen Kreisen sich bequemer zu geben nach den Gewohnheiten heutigen »Freizeitlooks«. Hier darf sich der Priester bekannt und vertraut wissen, wie auch im Umgang mit seinen Hausgenossen. Freilich sollte er nicht vergessen, was er seinem unablegbaren Priestertum schuldig ist, selbst vor Familienangehörigen.

Freiheit und Gebundenheit stehen für den Priester unter einem weiten Spannungsbogen. Wer ist schon freier und unabhängiger von Zeitströmung und Mode als ein Jünger des Herrn, der »nicht von der Welt ist«? Wer ist zugleich gebundener, da er als Priester, eingefügt in das Presbyterium, den einen Herrn zu vergegenwärtigen hat und für die Menschen eben dieser Gegenwart bestellt ist? An der Kleidung des Priesters aber sollte ablesbar sein, wie er diese Spannung bewältigt.