Äußerst wichtig !!!

Ausschnitt aus einem Vortrag, den Erzbischof Lefebvre am 17.5.1982 in Montreal, Kanada, gehalten hat. Er gibt einen interessanten Einblick in die Vorgänge, die 5 Jahre nach Ende des II. Vaticanums zur „Neuen Messe" führten.

 

...Am schwersten wiegt die Liturgiereform. Sie war, wie jeder weiß, das Werk eines wohlbekannten Paters: Bugnini, der das sehr lange im Voraus vorbereitet hatte. Schon 1955 hatte P. Bugnini die protestantischen Texte durch Erzbischof Arrigo Pintonello, Armee-Erzbischof des italienischen Heeres, der während der Besatzungszeit lange Zeit in Deutschland war, übersetzen lassen, denn P. Bugnini konnte nicht Deutsch. Erzbischof Pintonello hat mir selbst gesagt, daß er die protestantischen liturgischen Bücher für P. Bugnini übersetzt habe, der zu jener Zeit nur ein untergeordnetes Mitglied der Liturgiekommission war. Er war sozusagen niemand. Nachher war er Professor für Liturgie an der Lateranuniversität. Papst Johannes XXIII. hat ihn von dort wegen seines Modernismus, seines Progressismus entfernt. Aber man hat ihn als Vorsitzenden der Kommission für die Liturgiereform wiedergefunden. Das ist doch unwahrscheinlich! Ich hatte Gelegenheit, selbst feststellen zu können, wie groß der Einfluß des P. Bugnini war. Man fragt sich, wie etwas Derartiges in Rom vorkommen konnte. Ich war zu dieser Zeit, gleich nach dem Konzil, Generaloberer der Kongregation der Väter vom Heiligen Geist und wir hatten in Rom eine Versammlung der Generaloberen. Wir haben P. Bugnini ersucht, uns zu erklären, was seine neue Messe sei, weil diese schließlich immerhin kein geringfügiges Ereignis war. Nach dem Konzil hat man sofort sprechen gehört von einer „normativen Messe", einer „neuen Messe", einem „novus ordo missae" — was für eine Bewandtnis hat es damit? Davon war auf dem Konzil nicht die Rede gewesen! Was geht hier vor? Wir haben also P. Bugnini ersucht, er möge so gut sein und das selber den 84 Generaloberen erklären, die hier versammelt waren, unter denen folglich auch ich gewesen bin. P. Bugnini hat uns gutmütig erklärt, was diese „normative Messe" sei: Man wird das und jenes ändern, man wird ein anderes Offertorium einsetzen, man wird die Kanones auswählen können, man wird die Kommuniongebete verringern können, man wird mehrere Schemata für den Anfang der Messe haben können und man wird die Messe in der Volkssprache lesen können. Wir haben uns angeschaut und uns gesagt: Das ist doch nicht möglich! Er hat absolut so gesprochen, als hätte es vor ihm in der Kirche nie eine Messe gegeben. Er hat über seine normative Messe wie über eine neue Erfindung gesprochen.

Ich persönlich war so sehr außer Fassung, daß ich stumm geblieben bin, obwohl ich für gewöhnlich ganz leicht das Wort ergreife, um jenen, mit denen ich nicht eines Sinnes bin, entgegenzutreten. Ich konnte kein Wort herausbringen. Es ist doch nicht möglich, daß dieser Mensch da vor mir derjenige ist, dem die ganze Reform der katholischen Liturgie anvertraut ist, des heiligen Meßopfers, der Sakramente, des Breviers, aller unserer Gebete! Wo kommen wir da hin? Wohin geht es mit der Kirche?

Zwei Generalobere haben den Mut gehabt, sich zu erheben. Und der eine von ihnen hat P. Bugnini befragt: „Handelt es sich um eine aktive Teilnahme, um eine körperliche Teilnahme, das heißt um laute Gebete oder um eine spirituelle Teilnahme? Jedenfalls haben Sie so sehr von der Teilnahme der Gläubigen gesprochen, daß Sie scheinbar die Messe ohne Gläubige nicht mehr gelten lassen, weil Ihre ganze Messe auf die Mitwirkung der Gläubigen angelegt ist. Wir Benediktiner aber feiern unsere Messe ohne Gläubige. Sollen wir also das Feiern unserer Privatmessen doch beibehalten, da wir keine Gläubigen haben, die daran teilnehmen?"

Ich wiederhole Ihnen genau, was P. Bugnini darauf gesagt hat. ich habe es noch im Ohr. so sehr hat es mich getroffen: „Offen gesagt, daran hat man eigentlich gar nicht gedacht", hat er gesagt!

Daraufhin hat sich ein anderer erhoben und gesagt: „Mein hochwürdiger Pater, Sie haben davon gesprochen, man werde das, man werde jenes weglassen, das durch jenes ersetzen und immer noch kürzere Gebete, ich habe den Eindruck, daß man Ihre neue Messe in zehn, zwölf Minuten, in einer schwachen Viertelstunde lesen wird, das ist unannehmbar, das ist nicht ehrfürchtig genug für einen derartigen Akt der Kirche." Und was hat er ihm darauf geantwortet: „Man kann ja immer etwas hinzufügen!" Kann man so etwas ernst nehmen? Ich habe es selbst gehört! Wenn mir das jemand erzählt hätte, hätte ich fast daran gezweifelt, aber ich habe es selbst gehört.

Dann, wie diese normative Messe begonnen hat, Wirklichkeit zu werden, war ich derart entsetzt, daß ich mit einigen Priestern, mit einigen Theologen eine kleine Versammlung abgehalten habe, aus der das „Breve esame critico" (Kurze kritische Untersuchung des neuen Ordo missae) hervorgegangen ist, das Kardinal Ottaviani überbracht wurde. Ich habe bei dieser kleinen Versammlung den Vorsitz geführt. Wir hatten uns gesagt: man muß die Kardinäle aufsuchen. Man kann so etwas nicht zulassen, ohne zu reagieren.

Ich habe also selbst den Staatssekretär Kardinal Cicognani aufgesucht und habe ihm gesagt: „Eminenz, Sie werden das doch nicht durchgehen lassen. Das ist nicht möglich! Was soll das heißen, diese neue Messe? Das ist eine Revolution in der Kirche, eine Revolution in der Liturgie! "Kardinal Cicognani, der der Staatssekretär Pauls VI. war, legte den Kopf in die Hände und sagte mir: „Ach, Monseigneur, ich weiß! Ich stimme Ihnen zu, aber was soll ich machen? P. Bugnini kann in das Arbeitszimmer des Heiligen Vaters kommen und ihn unterschreiben lassen, was er will!" Und das sagt mir der Kardinal-Staatssekretär!

Also der Staatssekretär, die höchste Person in der Kirche nach dem Papst, war praktisch dem P. Bugnini im Rang untergeordnet. Dieser konnte zum Papst kommen, wann er wollte, und ihn unterschreiben lassen, was er wollte! Da kann folgendes eine Erklärung dafür sein, daß Papst Paul VI. Texte unterzeichnet haben soll, die er nicht gelesen hatte. Er hat es dem Kardinal Journet zugegeben, der ein sehr besonnener Mann war, Professor an der Universität Freiburg in der Schweiz, ein großer Theologe. Als der Kardinal Journet diese Definition der Messe in der „Instructio", die vor dem neuen Ordo steht, gesehen hat, hat er gesagt: „Man kann diese Definition der Messe nicht akzeptieren. Ich muß nach Rom fahren und den Papst aufsuchen." Er ist dorthin gefahren und hat gesagt: „Heiliger Vater, Sie können diese Definition nicht zulassen. Sie ist häretisch. Sie können Ihre Unterschrift nicht weiterhin unter etwas Derartigem stehen lassen." Und der Heilige Vater habe ihm geantwortet (Kardinal Journet hat es mir nicht selbst gesagt, sondern jemandem, der es mir wiederholt hat): „Ja gut, ich muß zugeben, daß ich das eigentlich nicht gelesen habe. Ich habe unterschrieben ohne zu lesen." Wenn natürlich P. Bugnini einen derartigen Einfluß auf ihn hatte, ist das möglich. Er mag gesagt haben: „Sie können unterschreiben". — „Aber haben Sie alles gut bedacht?" — „Ja, Sie können unterschreiben." Und er hat unterschrieben.

Und das ist dann auch nicht durch das Heilige Offizium gegangen. Das weiß ich, weil Kardinal Seper mir selbst gesagt hat, daß er abwesend war, als der neue Ordo herausgegeben wurde und daß das nicht über das Heilige Offizium gegangen ist. Es ist also tatsächlich P. Bugnini, der diese Unterschrift erreicht hat, und der den Heiligen Vater vielleicht dazu gezwungen hat, wir wissen es nicht, der aber ohne jeden Zweifel einen außerordentlichen Einfluß auf den Heiligen Vater hatte.

Eine dritte Tatsache hinsichtlich des P. Bugnini, deren ich selbst Zeuge gewesen bin, war: Als es soweit war, daß die Erlaubnis gegeben werden sollte, die Kommunion in die Hand zu geben (noch eine weitere furchtbare Sache!), habe ich mir gesagt, daß ich das nicht geschehen lassen kann. Ich muß Kardinal Guth aufsuchen, einen Schweizer, der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst war. Ich bin also nach Rom gefahren, wo Kardinal Guth mich gleich sehr liebenswürdig empfangen hat und sagte: „Ich werde meinen Stellvertreter kommen lassen, den Erzbischof Antonini, damit er hören kann, was Sie sagen." Und so haben wir miteinander gesprochen, ich habe ihm gesagt: „Eminenz, Sie, der Sie doch der Verantwortliche der Kongregation für den Gottesdienst sind, Sie werden doch nicht dieses Dekret erscheinen lassen, das die Kommunion in die Hand erlaubt! Stellen Sie sich den Mangel an Ehrfurcht vor der allerheiligsten Eucharistie vor, der sich in der ganzen Kirche verbreiten wird. Das kann nicht hingenommen werden! Schon beginnen Priester, die Kommunion auf diese Weise zu geben. Man muß das unverzüglich einstellen. Und bei dieser neuen Messe nehmen sie immer den kleinen Kanon, den zweiten, der sehr kurz ist."

Auf das hin hat Kardinal Guth zu Erzbischof Antonini gesagt: „Sehen Sie, ich habe gesagt, daß das kommen wird, daß die Priester den kürzesten Kanon nehmen werden, damit es schneller geht, damit man mit der Messe schneller fertig ist."

Nachher hat mir Kardinal Guth gesagt: „Monseigneur, wenn man mich um meine Meinung fragt (wenn er „man" sagte, hat es sich um den Papst gehandelt, da niemand über ihm war als der Papst), aber ich bin nicht sicher, daß man mich fragt (ihn, den Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst, betraut mit allem, was den Gottesdienst, die Liturgie betrifft), dann würde ich mich vor ihm niederknien, Monseigneur, vor dem Papst, und ihm sagen: Heiliger Vater, machen Sie das nicht! Unterschreiben Sie dieses Dekret nicht! Ich würde mich niederknien, Monseigneur, aber ich weiß nicht, ob man mich fragen wird, denn nicht ich habe hier zu reden." Das habe ich mit meinen eigenen Ohren gehört. Er machte damit eine Anspielung auf Bugnini, der in der Kongregation für den Gottesdienst der Dritte war. Es gab dort Kardinal Guth, Erzbischof Antonini und P. Bugnini, den Vorsitzenden der Liturgiekommission. Das muß man gehört haben! Man muß dann auch meine Haltung verstehen, wenn man mir sagt: „Sie sind ein Dissident, ein Ungehorsamer, ein Rebell."

Jawohl, ich bin ein Rebell! Ja, ich bin ein Dissident! Ja, ich bin ein Ungehorsamer, diesen Leuten gegenüber, diesen Bugninis. Denn das sind diese Leute, die sich in die Kirche eingeschlichen haben, um sie zu zerstören. Es kann nicht anders sein. Soll man also zur Zerstörung der Kirche beitragen? Soll man „Ja und Amen" sagen, selbst wenn es der Feind ist, der bis zum Heiligen Vater vorgedrungen ist und der vom Heiligen Vater unterschreiben lassen kann, was er will? Unter welchen Pressionen? Wir wissen nichts darüber. Es gibt da verborgene Dinge, die uns natürlich entgehen. Gewisse Leute sagen, es sei die Freimaurerei. Das ist möglich, ich weiß nichts darüber. Jedenfalls gibt es da ein Geheimnis. Wie ist es möglich: ein Pater, der nicht Kardinal ist, nicht einmal Bischof, ein zu diesem Zeitpunkt noch sehr junger Pater, der gegen den Willen von Papst Johannes XXIII., der ihn aus der Lateranuniversität hat entfernen lassen, aufgestiegen ist, der aufgestiegen ist und bis ganz nach oben vorgedrungen ist, der sich nicht um den Kardinal-Staatssekretär kümmert, der sich nicht um den Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst kümmert, der direkt zum Heiligen Vater geht und ihn unterschreiben lassen kann, was er will. Man hat in der Heiligen Kirche noch nie etwas Derartiges erlebt. Alles geht immer durch die Behörden. Man bildet Kommissionen. Man studiert die Akten. Aber dieser gute Mann da, der war allmächtig!

Er war es, der diese protestantischen Pastoren hat kommen lassen, um unsere Messe zu ändern. Nicht der Kardinal Guth, nicht der Kardinal-Staatssekretär. Vielleicht ist es nicht einmal der Papst. Es ist er! Wer ist dieser Mensch, dieser Bugnini?

Eines Tages hat mir jener, der als Vorsitzender der Liturgiekommission sein Vorgänger war, der Abt von San Paolo fuori le mura, ein Benediktiner, gesagt: „Monseigneur, sprechen Sie mir nicht von P. Bugnini, ich weiß zu viel über ihn. Fragen Sie mich nicht, was für einer der ist!" Aber ich erwiderte ihm: „Sagen Sie es mir doch, man muß es wissen, es ist notwendig, daß die Dinge aufgedeckt werden." „Ich kann mit Ihnen nicht über Bugnini sprechen!" Dabei kannte er ihn gut. Wahrscheinlich war er es, der Johannes XXIII. gebeten hatte, ihn von der Lateranuniversität zu entfernen. Alles das zusammen zeigt uns also, daß der Feind in das Innere der Kirche eingedrungen ist, wie es schon der hl. Pius X. gesagt hatte: bis in die allerhöchsten Stellen, wie es Unsere Liebe Frau von La Salette angekündigt hatte und wie es zweifellos die Mitteilung des dritten Geheimnisses von Fatima ist.

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„Man wirft dem politischen Europa vor, seine christlichen Wurzeln aufzugeben oder zu verleugnen. Doch wer zuerst seine christlichen Wurzeln und seine christliche Vergangenheit aufgegeben hat — das ist mit Sicherheit die nachkonziliare katholische Kirche."

(Kardinal Sarah)

Quelle: St. Athanasius Bote Nr. 35

 

Siehe unbedingt auch:

Erzbischof Annibale Bugnini, Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst

http://www.ppio.de/Apostolat-hm/Kirche/Freimaurer/freimaurer_3.htm