Auszug aus: „Mein höchstes Ideal – Jesus - Mariens Sohn“
Nach der Lehre des P. Chaminade

 1.

„Ich habe euch ein Beispiel gegeben ...

 

Jesus:

1. Mein Bruder, du liebst meine heiligste Mutter und fühlst dich glücklich dabei. Doch lange noch liebst du sie nicht in dem Maß, wie ich es von dir möchte.

Du liebst sie, weil man liebt, was rein und schön, und weil sie das Urbild aller Reinheit und Schönheit ist.

Du liebst sie, weil man alle jene liebt, die gütig und hilfreich sind, und weil niemand so gut und hilfreich ist wie sie.

Du liebst sie, weil du in ihr die Mutter siehst, und weil doch jedes Kind seine Mutter liebt.

Du liebst sie, weil du ihre Liebe erfahren und dich überzeugen konntest, daß du mit ihrer Hilfe leichter rein und eifrig bliebst.

Du liebst sie, weil du in Büchern gelesen und in Predigten gehört hast, daß die Andacht zu ihr das leichteste Mittel ist, dein Heil zu sichern und zur Vollkommenheit zu gelangen, und du willst dich ja retten und heiligen.

2. Jeder von diesen Beweggründen zur Liebe ist gut; aber es gibt einen, der noch viel besser ist. Diese Motive können wohl eine innige Andacht zu meiner Mutter bewirken; doch ist es nicht jene, die ich bei dir so gerne sehen möchte.

Die Andacht zu meiner Mutter ist etwas so Großes, etwas so Segensvolles, etwas, das meiner Mutter und mir so wohlgefällig ist, daß du dich dabei nicht mit dem Mittelmäßigen, nicht mit dem Ziemlichguten, nicht einmal mit dem Sehrguten zufrieden geben kannst: das Vollkommenste allein genügt!

3. Kennst du die vollkommenste Andacht zu Maria? Durchforsche die Bücher, frage die Theologen, wende dich an die Heiligen, forsche nach dem Geheimnis der größten Marienverehrer, die je gelebt haben: Nirgends wirst du eine vollkommenere Andacht finden als diese, die ich dich lehren will, nämlich die Teilnahme an meiner eigenen Kindesliebe zu meiner Mutter.

Besteht die Vollkommenheit meiner Jünger nicht in der Ähnlichkeit mit ihrem Meister? Habe ich ihnen nicht das Beispiel gegeben, damit sie so handeln, wie ich selbst? Hat ihnen mein Apostel Paulus nicht zu wiederholten Malen verkündet, für sie bestehe alles darin, daß sie Christus nachahmen, „Christus anziehen", „die Gesinnungen Christi annehmen", um nicht mehr ihr Leben zu leben, sondern das Leben Christi?

Sage mir nun, kannst du dir meiner Mutter gegenüber vollkommenere Gesinnungen vorstellen als die meinen?

Die Seele:

O Jesus, was für großartige Aussichten eröffnet mir die Teilnahme an Deiner kindlichen Liebe zu Deiner Mutter! Doch, wie könnte ich armer Sünder ein so hohes Ideal verwirklichen? Wie könnte ich es auch nur verstehen?