Biographie von Papst Pius XII.

 

Papst Pius XII. wurde als Eugenio Pacelli am 2. März 1876 in Rom geboren. Sein Vater Filippo Pacelli, verheiratet mit Virginia Graziosi, war Jurist und entstammte einer Familie von Landedelleuten aus Acquapendente, deren Mitglieder schon häufiger im Dienst des Papsttums gestanden hatten.

Auch Francesco Pacelli, Bruder des späteren Papstes, war päpstlicher Advokat und als solcher maßgeblich an der Aushandlung der Lateranverträge von 1929 beteiligt. (Der König von Italien erhob ihn infolgedessen in erblichen Adelsstand.)

Die Priesterweihe erfolgte am 2. April 1899, am Vorabend des von Papst Leo XIII. ausgerufenen Jubiläumsjahrs 1900. Am 8. Februar 1901 trat Pacelli, mittlerweile Dr. jur. und 1902 auch Dr. theol., als Apprendista in das von Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro geprägte Staatssekretariat ein. Von 1909 bis 1914 lehrte Pacelli auch Kirchenrecht an der päpstlichen Diplomatenakademie. Er wurde 1914 von Pius X. zum Sekretär der Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten (heute: die „außenpolitische“ Sektion des Staatssekretariats) ernannt.

Zusammen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri arbeitete Pacelli an der Kodifikation des Kirchenrechts (CIC 1917). Die Bischofsweihe durch Papst Benedikt XV. erfolgte am 13. Mai 1917 in der Sixtinischen Kapelle. Seither wirkte Pacelli als Nuntius in Bayern und Deutschland und unternahm im Auftrag des Papstes energische Versuche zur Friedensvermittlung im 1. Weltkrieg.

Als Nuntius seit 1925 nach Berlin übergesiedelt, erreichte Pacelli den Abschluss 1925 des Bayernkonkordates wie 1929 des Preußenkonkordates. Am 15. Dezember 1929 wurde Pacelli durch seinen Förderer, den Papst Pius XI. zum Kardinal erhoben mit der Titelkirche S. Giovanni e Paolo.

Am 7. Februar 1930 wurde er zum Kardinalstaatssekretär ernannt und prägte in dieser Funktion die späten Jahre des Papstes mit. Diese waren, unter dem Leitwort Pax Christi in regno Christi, geprägt durch die schwierige Auseinandersetzung mit den totalitären Anmaßungen in vielen Ländern: In Mexiko, Spanien und Russland ereigneten sich Kirchenverfolgungen, aber auch der Faschismus in Italien und seit 1933 der Nationalsozialismus in Deutschland stellten die Kirche vor die Herausforderung durch naturalistische Ideologien, die Pius XI. als „sozialen Modernismus“ brandmarkte.

Seit der Verurteilung der Ideologie der Action francaise in Frankreich 1926 gestalteten sich die Beziehungen zur frz. Republik jedoch zunehmend kooperativ. Frankreich blieb als einziges katholisch geprägtes Land in Europa bis 1940 demokratisch. Pacelli wirkte auch auf konstruktive Beziehungen zu den parlamentarisch regierten Vereinigten Staaten und Großbritannien hin.

Nach dem plötzlichen Ableben des Papstes am Vorabend der Zehnjahresfeier der Lateranverträge, wurde Pacelli am 2. März 1939 in einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte von 63 Wählern in nur 3 Wahlgängen zum Papst gewählt.

Seit Paul III. war keine Wahl mehr so zügig verlaufen, seit Innozenz XIII. ist auch kein Römer mehr gewählt worden. Man meinte: „Auch aus dem Jenseits gibt Pius XI. noch seine Befehle“, da der Vorgänger diesen Nachfolger mit aller Deutlichkeit empfohlen hatte. Man behauptet, Pacelli sei nahezu einstimmig gewählt worden.

Kardinal Baudrillart äußerte jedoch, er habe (vielleicht bereits im 2. Wahlgang) 48 Stimmen erzielt. Die Krönung erfolgte am 12. März 1939 auf der Loggia der Petersbasilika. Wie zuvor in der Geschichte nur 1655 und 1667 wurde der Kardinalstaatssekretär des Vorgängers selbst zum Papst gewählt und schloss, auch das eine Seltenheit, auch namentlich direkt an den Vorgänger an.

Da Pius XII. von 1944 bis 1952 ohne Kardinalstaatssekretär arbeitete und seit 1952 zwei „Pro-Staatssekretäre“ (seit 1955 nur noch Domenico Tardini) ohne Kardinalsrang beschäftigte, tut man ihm sicherlich nicht Unrecht, wenn man festhält, dass Pius XII. in seiner Selbsteinschätzung unbedingt der Nachfolger seines Vorgängers blieb; sein Leitwort war gleichfalls friedensbetont: Opus iustitiae pax.

In der öffentlichen Reputation überholte der zwölfte Pius in der Nachkriegszeit den weltweit bereits überaus verehrten Pius XI. aber so sehr, dass er für die Zeitgenossen geradezu zum Inbegriff des römischen Papsttums überhaupt wurde. In der Nachkriegszeit bis etwa 1950 etablierte „der Papst“ eine universale Präsenz des Petrusamts, die für alle Nachfolger normativ blieb.

Pius XII. wandte sich mit einer unübertrefflichen Energie und Zähigkeit den vielfältigen Problemen der Kirche in der Welt von heute zu und unternahm es in einem persönlichen Kraftakt ohnegleichen, eine behutsame Heranführung des Katholizismus an die Moderne zu gewährleisten.

Diese Absicht fand Ausdruck in den epochalen Enzykliken von 1943 zur Ekklesiologie (Mystici Corporis) und zur Bibelwissenschaft (Divino afflante spiritu) sowie 1947 zur Liturgie (Mediator Dei), die heute als Vorbereitung der Konzeptionen des II. Vatikanischen Konzils (insb. in Lumen Gentium resp. Dei Verbum) bleibende Bedeutung erhalten haben. Insgesamt verfasste Pius XII. über 40 Enzykliken und entwickelte in zahlreichen Stellungnahmen auch die Soziallehre der Kirche bedeutend weiter, insbesondere durch die 1944 ausgesprochene Zustimmung, dass die demokratische Regierungsform im Staat gegenüber autoritären Konzepten vorzugswürdig sei. Nur 30 Jahre nach Ausbruch des I. Weltkriegs, der die monarchische Staatsidee ruinierte, gab die Kirche damit ihre Indifferenz gegenüber den Verfassungen der weltlichen Autorität auf. Der Gedanke universaler Menschenrechte wurde jedoch erst von Johannes XXIII. explizit aufgegriffen, so sehr Pius XII. auch zu allen humanen und sozialen Fragen das Wort ergriff.

Von bleibender Bedeutung ist insbesondere die Lehre des Papstes von der Völkergemeinschaft, die er in mehreren Rundfunkbotschaften vortrug. Diese Lehre ist von internationalen Organisationen wie der UNO nur sehr bruchstückhaft berücksichtigt worden. Hier wäre es, wie schon oft zuvor, dem Menschheitsfortschritt dienlich gewesen, Wort und Weisung aus Rom mit größerem Ernst zu beherzigen.

Im Alter wurde der Papst von Ahnungen heimgesucht, dass der auf seine Person zugeschnittene Versuch, den universalen Anspruch des Katholizismus in die Zukunft zu führen, allein nicht ausreichen würde, um die Konfrontation mit der Moderne zu bestehen. Zu dem frz. Philosophen Jean Guitton sagte der Papst 1957, dass er wisse, er sei „der letzte Papst“; sozusagen das letzte Glied in einer langen Kette römischer Tradition. (Als Förderer der Ausgrabungen am Petrusgrab wurde Pius XII. ganz nahe bei Petrus bestattet.)

… Am 1. November 1950 verkündete der Papst im Heiligen Jahr, zu dem über 3 Mio. Pilger nach Rom strömten, die Definition der Leiblichen Aufnahme der Jungfrau und Gottesmutter Maria in die himmlische Herrlichkeit Christi.

Dieses Dogma markiert nicht nur den einzigen Anwendungsfall der Inanspruchnahme päpstlicher Unfehlbarkeit seit 1870 (zuvor hatte nur Pius IX. 1854 die Immaculata definiert), sondern das eigentliche „Wort in die Zeit“, Antwort auf einen allzu vordergründigen Humanismus, der die Letzten Dinge mit Schweigen übergeht.

Pius XII. starb nach einem grausamen Todeskampf am 9. Oktober 1958, nach über vierjährigen Krankheitsphasen, die seine Schaffenskraft (und damit die gesamte Kurie) lähmte, in Castel Gandolfo, dem päpstlichen Sommersitz, den er immer ausgiebiger genutzt hatte. Quelle: KATHPEDIA: Pius XII.