Die heilige Philomena 2

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Aus einem alten Philomena-Gebetbuch „Wunder über Wunder“, Theresia-Verlag:

Gegrüßet seist Du, o glorreiche Jungfrau; Stern, glänzender als die Sonne. Heilige Philomena, voll der Gnaden, süßer als Honig; Blume, duftender als die Rose, weißer als eine Lilie, die Du geschmückt bist mit allen Tugenden, verehrt von der ganzen Kirche und gekrönt durch Jesus Christus, den König des Himmels. Amen.

Wenig ist uns aus dem Leben der heiligen Philomena bekannt, aber dafür Großes und Wunderbares. Wir geben hier den Bericht wieder, den die heilige Philomena an eine heiligmäßige Klosterfrau im damaligen Königreich Neapel ergehen ließ. Wichtig ist der Umstand, daß dieser Bericht nach der heiligen Kommunion (während der Danksagung) erfolgte. Die ehrwürdige Sr. Maria Luisa hatte die Gewohnheit, eine längere Danksagung der heiligen Kommunion folgen zu lassen. Während der Danksagung erhielt sie an zwei verschiedenen Tagen die nachstehenden Berichte (Offenbarungen):

I.

Meine geliebte Schwester, der 10. August ist der Tag, an dem ich dieses irdische Leben beschlossen habe und in den Himmel eingezogen bin, wo mich mein himmlischer Bräutigam in den Besitz der ewigen Güter einsetzte, deren Genüsse kein menschlicher Verstand zu erfassen vermag. Daher hat es Seine Weisheit auch so gefügt, dass die Übertragung meines Leibes nach Mugnano, ungeachtet des festgesetzten Planes des Priesters, der meine sterbliche Hülle erhalten hatte, nicht am 5. August, wie er es wünschte, sondern erst am 10. August geschah, und dass ich nicht in aller Stille in seine Hauskapelle, wie er es ebenfalls wünschte, sondern unter allgemeinem Jubel und Freudengeschrei auf eine ganz ausserordentliche Weise in die Kirche gebracht wurde, wo man mich jetzt verehrt, so dass der Tag meines Martertodes für mich auch ein Triumphtag geworden ist. (...)

II:

Meine liebe Schwester, ich bin die Tochter eines Fürsten, der einen kleinen Staat in Griechenland regierte, und auch meine Mutter war von königlichem Geblüte. Da sie aber keine Kinder hatten und noch Heiden waren, so brachten sie ohne Unterlass ihren falschen Göttern Opfer dar, um ein Kind zu bekommen. Ein Arzt aus Rom, mit Namen Publius, der sich nun im Himmel befindet, stand im Dienste meines Vaters und wohnte in unserem Palaste. Er war ein Christ. Da er die Betrübnis meiner Eltern sah und mit ihrer Geistesblindheit Mitleid trug, wagte er es, angeregt vom Heiligen Geiste, mit ihnen von unserem christlichen Glauben zu reden. Er versprach ihnen, dass, sofern sie sich taufen liessen, sie eine Nachkommenschaft erhalten würden. Die Gnade, die seine Worte begleitete, erleuchtete ihren Verstand und siegte über ihren Willen. Sie nahmen den christlichen Glauben an und erhielten den Gegenstand ihrer Wünsche, den ihnen Publius als Belohnung für den Empfang der Taufe versprochen hatte.

Bei meiner Geburt gab man mir den Namen LUMENA, der das Licht des Glaubens bedeutet, dessen Frucht ich war. Am Tage, als ich getauft wurde, nannte man mich PHILOMENA, weil ich an diesem Tage ein Kind des Glaubens ward. Die zärtliche Liebe, die mein Vater und meine Mutter zu mir trugen, war so gross, dass sie mich beständig um sich haben wollten. Dieses war auch die Ursache, warum sie mich mit nach Rom nahmen, als mein Vater eine Reise dahin machen musste, da ihn der tyrannische Kaiser Diokletian mit einem ungerechten Kriege bedrohte. Ich war damals 13 Jahre alt. Angelangt in der Hauptstadt der Welt, begaben wir uns alle drei in den kaiserlichen Palast, wo wir zur Audienz vorgelassen wurden. Kaum war Diokletian meiner ansichtig, so heftete er seine Blicke fest auf mich. Er schien die ganze Zeit hindurch, während mein Vater mit ihm sprach und ihm die Gründe seiner Rechtfertigung mit Wärme an sein Herz legte, von seiner Befangenheit nicht zurückzukommen. Als mein Vater ausgeredet hatte, gab ihm der Kaiser zur Antwort, er solle sich nicht weiter beunruhigen, alle Besorgnis beseitigen und nur auf sein Glück bedacht sein. Er fügte hinzu: Ich gebe dir die ganze Macht meines Kaiserreiches zu deiner Verfügung und verlange nichts anderes als die Hand deiner Tochter. —

Mein Vater, geblendet von der Ehre, die alle seine Erwartungen übertraf, nahm den Antrag des Kaisers mit Freude an.

Als wir in unsere Wohnung zurückgekehrt waren, gaben sich mein Vater und meine Mutter alle erdenkliche Mühe, mich zu bewegen, dass ich dem Wunsche Diokletians und ihrem Wunsche willfahren möchte. Ich sagte zu ihnen: Wie, wollt ihr denn, dass ich, um einem Menschen zu gefallen, mein Gelübde breche, das ich schon vor zwei Jahren Jesus Christus gemacht habe? Meine Jungfrauschaft bleibt Gott geweiht, ich kann über mich nicht mehr verfügen. - Der Vater aber erwiderte mir: Aber ein solches Gelübde zu machen, warst du damals noch zu jung. - Er befahl mir, das Anerbieten Diokletians anzunehmen und fügte die fürchterlichsten Drohungen bei. Aber die Gnade Gottes machte mich unüberwindlich. Mein Vater trug die Einwendung dem Kaiser Diokletian vor. Da ihn dieser von seinem gegebenen Worte nicht losbinden wollte, sah er sich genötigt, mich ihm selbst vorzuführen. Aber einige Augenblicke früher musste ich noch einen Sturm des Unwillens und der Zärtlichkeit meines Vaters bestehen.

Auch meine Mutter stimmte ihm bei und wandte alles an, um mich in meiner Gesinnung wankend zu machen, Liebkosungen und Drohungen. Endlich fielen beide mir zu Füssen, beschworen mich mit Tränen in den Augen und baten mich, dass ich mich ihrer erbarmen möchte. Mein Kind, riefen sie, habe Mitleid mit deinem Vater und deiner Mutter, erbarme dich deines Vaterlandes und unserer Untertanen. Ich antwortete: Ich kann nicht; meine Jungfrauschaft, die ich Gott an gelobt habe, geht euch, geht meinem Vaterlande, geht allem andern vor. Mein Reich ist der Himmel. - Diese meine Worte stürzten sie in Verzweiflung. Sie führten mich dem Kaiser vor. Dieser wandte sogleich alles an, was nur immer in seiner Gewalt stand, um mich zu gewinnen. Aber alle seine Versprechungen, alle seine Schmeicheleien und Drohungen waren vergeblich. Er geriet in heftigen Zorn.

Vom Satan entflammt, liess er mich ins Gefängnis seines Palastes werfen, wo man mich in Ketten schlug. In der Meinung, der Schmerz und die Schande werden meinen Mut brechen, den mir mein göttlicher Bräutigam einflösste, kam er täglich zu mir, um mich zu sehen. Er liess mir dann die Ketten abnehmen, auf dass ich das wenige Brot und Wasser, das mir zur Nahrung gereicht wurde, zu mir nehmen konnte. Dann wiederholte er seine verführerischen Anreizungen, die ohne einen besonderen Beistand Gottes meiner jungfräulichen Reinheit sehr gefährlich hätten sein können. Der Widerstand, den er bei diesen Gefährdungen meiner Unschuld fand, reizte ihn stets, mir neue Qualen anzutun. Aber das Gebet hielt mich aufrecht und ich liess nicht nach, mich jederzeit meinem Jesus und seiner reinsten Mutter anzuempfehlen.

Am 37. Tage sah ich die seligste Jungfrau Maria, von himmlischem Glanz umflossen und ihr göttliches Kind in den Armen haltend. Sie sprach zu mir: Noch drei Tage wirst du in diesem Gefängnis schmachten und nach dieser vierzigtägigen Haft wirst du diesen Ort der Pein verlassen. Über diese frohe Nachricht war mein Herz voll Freude. Als aber die Königin der Engel hinzufügte, dass ich deswegen aus dem Gefängnis entlassen werden soll, damit ich noch schwerere Martern leide und einen noch fürchterlicheren Kampf als den vorhergehenden bestehe, so verwandelte sich meine Freude in grosse Angst. Ich hatte mir nämlich Hoffnung gemacht, man werde mich sogleich töten. Da sprach Maria zu mir: Fasse Mut, meine Tochter! Du weisst ja, dass ich eine ganz vorzügliche Liebe zu dir trage. Der Name, den du in der heiligen Taufe empfangen hast, ist ein Beweis, dass du eine Ähnlichkeit mit meinem Sohne und mit mir hast. Dich nennt man Lumena (Licht) und auch dein Bräutigam wird 'Licht', 'Stern' und 'Sonne' genannt. Mich nennt man 'Morgenröte', 'Stern', 'Mond', 'Sonne'. Fürchte dich nicht, ich werde dir beistehen. Jetzt übt die Natur ihre Rechte über dich aus, damit du dich in deiner Schwäche demütigst. Dann aber, wenn es zum Kampfe kommt, wird dir die Gnade Kraft geben, und dein Schutzengel, der auch der meinige war, der Engel Gabriel, dessen Name 'Kraft' bedeutet, wird dir zu Hilfe kommen. Ich werde dich ganz besonders seiner Sorgfalt empfehlen als meine vielgeliebte Tochter, die ich vor allen anderen liebe.

Diese Worte der Königin der Jungfrauen flössten mir Mut ein. Die Erscheinung verschwand und hinterliess einen himmlischen Wohlgeruch, der mein ganzes Gefängnis erfüllte. Was mir angekündigt worden, ging alsbald in Erfüllung. Diokletian verzweifelte, mich zum Nachgeben zu zwingen, und fasste den Entschluss, mich öffentlich martern zu lassen. Er begann damit, dass er mich geisseln liess.

Er sagte:

Weil sie sich nicht schämt, mir, dem Kaiser, einen Missetäter vorzuziehen, der von seinem ganzen Volke zum schimpflichsten Tode verurteilt worden ist, so verdient sie nach Gerechtigkeit so behandelt zu werden, wie er behandelt wurde. Er befahl also, mich zu entblössen und an eine Säule festzubinden. Hierauf liess er in Gegenwart einer grossen Menge vornehmer Hofleute mich dermassen geisseln, dass mein ganzer Leib vom Blute triefte und nur eine Wunde zu sein schien. Als der Tyrann sah, dass ich in Ohnmacht fiel und dem Tode bereits nahe war, befahl er, mich von seinen Augen zu entfernen und mich neuerdings in den Kerker zu schleppen. Er meinte, hier würde ich meinen Geist aufgeben. Er wurde jedoch in seiner Erwartung getäuscht. Auch mich täuschte die süsse Hoffnung, bald zu meinem geliebten Bräutigam zu kommen.

Zwei von Licht schimmernde Engel erschienen mir und gossen Balsam in meine Wunden. Nun fühlte ich mich mehr gekräftigt, als ich vor der Marter gewesen war. Am folgenden Morgen in der Frühe gab man dem Kaiser hiervon Nachricht. Er liess mich vor sich kommen. Staunend betrachtete er mich und wollte mich überreden, dass ich meine Heilung dem Jupiter, dem er diente, zu verdanken habe. Er wollte mich mit Gewalt zur Kaiserin von Rom haben, machte mir eitle Versprechungen, mit denen er Schmeicheleien und Liebkosungen verband. Er wollte das höllische Werk, das er sich vorgesetzt hatte, vollenden.

Aber der Heilige Geist, dem ich meine Standhaftigkeit verdanke, erleuchtete mich in so hohem Grade, dass weder Diokletian, noch irgend einer seiner Hofleute gegen meine Beweise, die ich für die Wahrheit unseres Glaubens vorbrachte, etwas einwenden konnte. Dieses brachte ihn neuerdings in Wut. Er befahl, mich mit einem Anker an meinem Halse in den Fluten des Tibers zu begraben. Der Befehl wurde vollzogen. Aber Gott verhinderte dessen Folgen, denn in dem Augenblicke, als man mich in den Fluss stürzte, kamen mir abermals zwei Engel zu Hilfe, die das Seil, womit der Anker an meinem Halse hing, ablösten, so dass der Anker im Tiber zu Boden sank, wo er sich jetzt noch befindet. Mich aber trugen sie ganz sanft angesichts einer ungeheuren Volksmenge an das Ufer. Dieses Wunder brachte bei den Zuschauern glückliche Wirkungen hervor. Viele bekehrten sich zum Christentum. Diokletian aber, der es einer unbekannten Zauberkraft zuschrieb, liess mich hierauf durch die Gassen der Stadt Rom schleifen und befahl, einen ganzen Hagel von Pfeilen auf mich abzuschiessen. Mein Leib war ganz durchbohrt; das Blut rieselte von allen Seiten herab. Erschöpft wie ich war, und beinahe sterbend, wurde ich auf Befehl des Kaisers wieder in den Kerker zurückgebracht. Der Himmel aber begnadigte mich neuerdings auf wunderbare Weise. Ich fiel in einen süssen Schlaf.

Beim Erwachen fand ich mich vollkommen geheilt. Diokletian erfuhr es, geriet in Wut und rief wie ein Rasender: 'Wohlan, mit spitzigen Pfeilen durchbohre man sie abermals, auf dass sie an dieser Marter sterbe!' Sein Befehl wurde sogleich vollzogen. Die Bogenschützen spannten ihre Bogen und strengten alle ihre Kräfte an. Aber die Pfeile versagten ihnen den Gehorsam. Der Kaiser, selbst gegenwärtig, war ganz ausser sich vor Wut und nannte mich eine Zauberin. In der Meinung, die Wut des Feuers werde meiner Zauberkraft widerstehen, befahl er, die Pfeile in einem Ofen glühend zu machen und sie dann neuerdings auf mich abzuschiessen. Man tat so. Aber die Pfeile nahmen, nachdem sie eine Strecke fortgeflogen waren, plötzlich eine entgegengesetzte Richtung und fuhren auf diejenigen zurück, die sie abgeschossen hatten. Sechs dieser Bogenschützen starben auf der Stelle. Mehrere andere von ihnen entsagten dem Heidentum. Das Volk bekannte öffentlich die Allmacht Gottes, der mich beschützt hatte.

Der Tyrann, durch das Murren und das Geschrei des Volkes erschreckt, beeilte sich, meinem Leben ein Ende zu machen, indem er mir das Haupt abschlagen liess. Meine Seele flog empor in den Himmel zu ihrem göttlichen Bräutigam, um von ihm die Krone der Jungfräulichkeit und die Palme des Martyriums zu empfangen und sich eines besonderen Vorzuges vor vielen Auserwählten in Seiner Gegenwart zu erfreuen. Der für mich so freudenreiche Tag, an dem ich in die himmlische Herrlichkeit eintrat, war ein Freitag, und die Stunde meines Todes war die dritte Stunde nachmittags."