Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars

GLAUBENS- UND GEBETSLEBEN

 

VON DER PREDIGT

  

Warum sind viele so blind und so unwissend? — Weil sie sich aus dem Worte Gottes wenig oder nichts machen.

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Ich glaube, daß eine Person, welche das Wort Gottes nicht hört, nicht selig werden wird; sie weiß ja nicht, wie sie ihr Heil wirken soll. Eine in der Religion gut unterrichtete Person aber hat immer Rettungsmittel zur Verfügung.

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Ich weiß nicht, was schlimmer ist, während der Messe oder während der Predigt zerstreut zu sein. Ich sehe keinen Unterschied. Während der Messe läßt man die Verdienste des Todes und des Leidens unseres Herrn verloren gehen, während der Predigt aber sein Wort. Der heilige Augustin sagt, dies sei ebenso schlimm, wie wenn jemand nach der Konsekration den Kelch nähme und ihn auf den Boden ausschüttete.

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Manche gehen während der Predigt hinaus, andere erlauben sich zu lachen, merken nicht auf, oder halten sich für zu gescheit.

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Ich habe bemerkt, daß man zu keiner Zeit lieber schläft, als gerade während der Predigt. Man sagt vielleicht: »Was kann ich dafür, daß ich schlafen muß?« Nun, wenn ich musizieren würde, dächte gewiß niemand ans Schlafen; alles würde sich rühren, alles wäre wach und munter.

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Ich denke oft, daß die meisten von den Christen, welche verdammt werden, es deshalb werden, weil sie die Predigt versäumt haben. Sie kannten eben die religiösen Wahrheiten und Pflichten nicht richtig.

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Man wird sich ein Gewissen daraus machen, eine heilige Messe zu versäumen. Aber man macht sich nichts daraus, eine Predigt zu versäumen. Man bedenkt nicht, daß man Gott auch auf diese Weise schwer beleidigen kann. — Am Tage des Gerichtes, wenn ihr alle neben mir stehen werdet und der liebe Gott zu euch sprechen wird: »Gebt mir Rechenschaft von den Predigten und den Christenlehren, die ihr gehört habt, und von jenen, die ihr hättet hören können!« werdet ihr ganz anders denken.