Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars

SAKRAMENTALES LEBEN

 

VOM PRIESTER

 

Der Priester ist ein Mensch, der die Stelle Gottes vertritt, ein Mensch, der mit göttlicher Macht bekleidet ist.

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Wenn wir Glauben hätten, sähen wir Gott im Priester verborgen.

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Der Priester wird sich erst im Himmel recht begreifen. Wenn er sich auf Erden begriffe, würde er sterben; nicht vor Schrecken, sondern vor Liebe.

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Wenn ich einem Priester und einem Engel begegnete, so würde ich zuerst den Priester und dann den Engel grüßen. Dieser ist der Freund Gottes, der Priester aber sein Stellvertreter.

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Wenn ihr einen Priester seht, so sollt ihr euch sagen: »Der ist's, der mich zum Kind Gottes gemacht und mir durch die heilige Taufe den Himmel geöffnet hat; der mich von meinen Sünden reinigt und meiner Seele Nahrung gibt.«

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Der heilige Bernhard sagt, daß wir alles durch Maria bekommen. Man kann auch sagen, daß wir alles durch den Priester erhalten; ja, allen Segen, alle himmlischen Gaben.

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Ihr könnt euch an keine einzige Wohltat Gottes erinnern, ohne sogleich auch an den Priester zu denken. Die übrigen Wohltaten Gottes würden euch ohne den Priester nichts nützen. Was würde ein Haus voll Geld nützen, wenn niemand da wäre, der die Türe desselben öffnete? Der Priester hat den Schlüssel zu den himmlischen Schätzen: er öffnet die Türe, er ist der Haushalter des lieben Gottes, der Verwalter seiner Güter. Wenn auch zweihundert Engel da wären, sie könnten euch nicht absolvieren. Jeder Priester aber, auch der einfachste, kann es. Er kann zu euch sprechen: »Gehe hin in Frieden! Deine Sünden sind dir vergeben.«

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Oh, wie eine wichtige Person ist doch der Priester! Gott gehorcht ihm! Er spricht zwei Worte, und unser Herr kommt auf seine Stimme vom Himmel herab und begibt sich in eine kleine Hostie.

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Der Priester macht durch sein Wort aus einem Stück Brot Gott. Er tut da mehr, als wenn er eine Welt erschaffen würde.

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Wenn das Kind seine Mutter sieht, so eilt es schnell zu ihr; es sträubt sich gegen jene, die es zurückhalten. — Eure Seele neigt sich in der Gegenwart des Priesters von selber zu ihm hin; sie eilt ihm entgegen.

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Manche behaupten: »Die Priester sagen, was sie wollen.« Nein, die Priester sagen nicht, was sie wollen; sie sagen nur das, was im Evangelium steht. Die Priester, die vor uns waren, haben eben das gesagt, was wir sagen; jene, die nach uns kommen, werden genau dasselbe sagen. Sie alle sagen nur das, was unser Herr gelehrt hat.

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Nicht auf die Person des Priesters sollte man sehen. Was man auch an dieser Person aussetzen mag, so ist der Priester doch das Werkzeug, dessen sich der liebe Gott bedient, um seine Gnaden auszuspenden. Ihr laßt eine Flüssigkeit durch einen Trichter gehen: Mag dieser von Gold oder von Kupfer sein, ist die Flüssigkeit gut, so bleibt sie immer gut.

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Wenn man die Religion zerstören will, so beginnt man damit, den Priester anzugreifen, weil da, wo kein Priester mehr ist, auch kein Opfer mehr ist, und weil da, wo kein Opfer mehr ist, auch keine Religion mehr sein wird.

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Nach Gott ist der Priester alles! Laßt eine Pfarrei zwanzig Jahre ohne Priester sein: man wird die Tiere darin anbeten.

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Der Priester ist nicht Priester für sich; er ist für euch da.

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Was uns Priester hindert. Heilige zu werden, das ist der Mangel an Betrachtung. Man kehrt nicht in sich ein, man weiß nicht, was man tut. Gebet, Vereinigung mit Gott ist es, was uns fehlt.