Aussprüche des hl. Johannes M. Vianney, Pfarrer von Ars

GLAUBENS- UND GEBETSLEBEN

 

DIE GÖTTLICHEN TUGENDEN

 

Durch den Glauben glauben wir, was uns Gott verheißen hat. Wir glauben, daß wir ihn einst sehen, daß wir ihn einst besitzen und ewig bei ihm im Himmel sein werden.

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Wenn man keinen Glauben hat, ist man blind.

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Die Seelen derjenigen, welche den Glauben nicht haben, sind weit blinder als diejenigen, welche keine Augen haben. — Wir leben in dieser Welt wie im Nebel; der Glaube aber ist der Wind, der ihn zerstreut und die Sonne in unsere Seele scheinen läßt.

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Die Hoffnung ist es, welche die ganze Glückseligkeit des Menschen auf Erden bildet.

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Manche hoffen in dieser Welt zu viel, andere dagegen zu wenig.

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Wahre Liebe ist ein Vorgeschmack des Himmels.

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Die einzige Glückseligkeit, die wir auf Erden haben, ist: Gott zu lieben, und zu wissen, daß Gott uns liebt.

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Der Mensch ist aus Liebe erschaffen worden; darum hat er einen so starken Trieb zum Lieben. Dieser ist so groß, daß ihn nichts auf Erden zu befriedigen vermag. Erst wenn er sich zu Gott hinwendet, wird er zufrieden. — Zieht einen Fisch aus dem Wasser: er wird nicht leben. Gerade so verhält es sich mit dem Menschen ohne Gott.

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Die Vögel sind erschaffen worden, um zu singen, und sie singen! Der Mensch ist erschaffen worden, um Gott zu lieben, und — er liebt ihn nicht!

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Manche weinen darüber, daß sie Gott nicht lieben. Nun, gerade diese lieben Gott.

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Unglücklich ist man nur dann, wenn man Gott nicht liebt.

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Wenn ein Fürst zu einem seiner Untertanen sagen würde: »Ich will dich glücklich machen. Bleib bei mir und genieße alle meine Güter; hüte dich aber ja, mir in irgend etwas zu mißfallen, das du vermeiden kannst und sollst«, — o wie sorgfältig, wie eifrig wäre dieser Untertan bestrebt, seinem Herrn in allen Dingen zu gefallen! Nun seht, eben diesen Antrag macht uns der liebe Gott! — Und doch kümmern wir uns so wenig um seine Freundschaft und machen uns so wenig aus seinen Versprechungen. Ach, welch' unbegreifliche Verblendung!

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Wenn wir das Glück, Gott zu lieben, recht erkannten, wären wir immer voll Entzücken.

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Wenn wir das Feuer der Gottesliebe in unsern Herzen durch Gebete und gute Werke zu unterhalten wüßten, so würde es nicht erlöschen.

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Alles unter den Augen Gottes vollbringen, alles mit Gott, alles, um Gott zu gefallen, o wie schön ist das! Wohlan denn, meine Seele! Verkehre mit dem lieben Gott, arbeite mit ihm, wandle mit ihm, kämpfe und leide mit ihm! Du wirst arbeiten und er wird deine Arbeit segnen; du wirst wandeln und er wird deine Schritte segnen; du wirst leiden und er wird deine Tränen segnen. Wie groß, wie edel, wie tröstend ist es, alles in der Gegenwart Gottes und unter seinen Augen zu tun — und zu denken; »Er sieht alles und schreibt alles auf!« Sprechen wir also jeden Morgen: »Alles, um Dir zu gefallen, o mein Gott, alle meine Handlungen mit Dir!«

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Von Gott geliebt werden, mit Gott vereinigt sein, in der Gegenwart Gottes wandeln und für Gott leben: ist das nicht ein schönes Leben, — und ein schöner Tod?

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Ich denke manchmal, daß einst nur wenige gute Werke belohnt werden können, weil wir viele, anstatt aus Liebe zu Gott, aus bloßer Gewohnheit, gedankenlos, oder aus Liebe zu uns selbst verrichten. Wie traurig ist das!

Wenn wir unserer frommen Übungen überdrüssig werden, und uns der Umgang mit Gott langweilt, begeben wir uns dann im Geiste zur Pforte der Hölle und sehen wir uns die armen Verdammten an, die den guten Gott nicht mehr lieben können!

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Je mehr man die Menschen kennt, desto weniger liebt man sie. Bei Gott ist es umgekehrt; je mehr man ihn kennt, desto mehr liebt man ihn.

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Wenn man Gott liebt, dann liebt man auch den Nächsten.

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Man liebt etwas je nach dem Preise, den es uns gekostet hat. Beurteilt darnach die Liebe des Heilandes zu unserer Seele, die ihn all sein Blut gekostet hat!

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Wenn wir wüßten, wie sehr unser Herr uns liebt, wir würden vor Entzücken sterben!

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Wenn wir das Herz Jesu nicht lieben, was werden wir dann sonst lieben? In diesem Herzen ist nur Liebe! Wie ist's möglich, daß wir das nicht lieben, was so liebenswürdig ist?

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O Jesus! Dich kennen, heißt Dich lieben!