Vierter Zehner

Vortrefflichkeit des heiligen Rosenkranzes in den Wundern, die Gott zu seinen Gunsten gewirkt hat

 

EINUNDDREISSIGSTE ROSE

Die heilige Blanka von Kastilien. Alfons VIII.

Als der heilige Dominikus die Königin Blanka von Frankreich besuchte, welche zu ihrer größten Betrübnis 12 Jahre lang seit ihrer Verehelichung kinderlos geblieben war, gab er ihr den Rat, täglich den Psalter zu beten, um die Gnade des Kindersegens vom Himmel zu erlangen. Sie tat es und gebar im Jahre 1213 ihren Erstgeborenen, den sie Philipp nannte. Als aber das Kind noch in der Wiege vom Tode hinweggerafft wurde, nahm die fromme Königin mehr denn je ihre Zuflucht zur lieben Gottesmutter und ließ eine Menge Rosenkränze am ganzen Hofe und in mehreren Städten des Königreiches verteilen, damit Gott ihr einen ganzen Segen schenke. Was auch geschah, denn im Jahre 1215 wurde der heilige König Ludwig IX. (König Ludwig IX. (1226 -1270)), der Ruhm Frankreichs und das Vorbild der christlichen Könige geboren.

Alfons VIII., König von Aragonien und Kastilien, wurde von Gott wegen seiner Sünden vielfach bestraft, und er ward gezwungen, sich in die Stadt eines Verbündeten zurückzuziehen. Es traf sich, daß der heilige Dominikus am Weihnachtstage in derselben Stadt weilte und nach seiner Gewohnheit über den Rosenkranz und die Gnaden predigte, welche man von Gott durch diese Andacht erlange. Er sagte unter anderem, daß alle, die ihn andächtig beten, den Sieg über ihre Feinde davontragen und alles zurückerhalten, was sie verloren haben.

Der König merkte sich diese Worte wohl, ließ den heiligen Dominikus rufen und fragte ihn, ob das, was er vom Rosenkranz gepredigt habe, auch wirklich wahr sei. Der Heilige antwortete, man dürfe nicht daran zweifeln, und versprach ihm, wenn er diese Andacht pflegen wolle und sich in die Bruderschaft einschreiben lasse, werde er den Erfolg selbst sehen. Der König entschloß sich, täglich den Psalter zu beten und fuhr damit ein Jahr lang fort.

Und wieder am Weihnachtstage erschien ihm, nachdem er den Psalter beendigt hatte, die Allerseligste Jungfrau und sprach: "Alfons, seit einem Jahre nun dienst du mir fromm durch meinen Rosenkranz, nun komme ich, dich zu belohnen. Wisse, daß ich von meinem Sohne die Verzeihung all deiner Sünden erlangt habe. Siehe, ich gebe dir einen Rosenkranz; trage ihn bei dir, und keiner deiner Feinde wird dir jemals etwas anhaben können." Sie verschwand und ließ den König sehr getröstet zurück.

Er ging mit dem empfangenen Rosenkranz in der Hand nach Hause und erzählte freudig der Königin die Gnade, die er soeben von der Himmelskönigin empfangen hatte. Als er ihr mit dem Rosenkranz die Augen berührte, erhielt sie das Augenlicht wieder zurück, das sie verloren hatte.

Einige Zeit nachher griff der König, der mit Hilfe der Verbündeten einige Truppen wieder gesammelt hatte, seine Feinde mutig an und zwang sie, ihm seine Länder zurückzugeben und die Schäden gutzumachen. Er vertrieb sie vollständig und hatte im Kriege solchen Erfolg, daß ihm von allen Seiten Soldaten zuströmten, um unter seinen Fahnen zu kämpfen, an die der Sieg geheftet schien. Man darf sich darüber nicht wundern, denn er lieferte keine Schlacht, ohne vorher den Psalter auf den Knien zu beten; er ließ seinen ganzen Hof in die Bruderschaft aufnehmen und verpflichtete seine Offiziere und Diener, den Rosenkranz zu beten. Auch die Königin ließ sich aufnehmen, und beide verharrten im Dienste der Allerseligsten Jungfrau und lebten in großer Frömmigkeit.