ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

6. Stufe

Welch aufrichtige Demut Mariens (Lk 1, 48); „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“ –

Und das Gegenteil:

 

WISSENSCHAFTLICH AUFGEBLÄHT – GELEHRTENDÜNKEL

Vielfach fallen Menschen auf den Trug herein, wenn er nur im Gewand der Wissenschaft erscheint! Sie wollen zu den Gebildeten gehören und versteigen sich, im Namen einer sogenannten Wissenschaft, die Offenbarungen Gottes lächerlich zu machen. – Der Jünger Christi aber weiß, zwischen Glauben und echter Wissenschaft kann kein Gegensatz bestehen; gläubig neigt er sich deshalb in Demut vor den Geheimnissen Gottes.

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Über die wahre Andacht zu Maria (64; 93)

 

Die Notwendigkeit der Marienverehrung wird oft nicht begriffen

Du mein liebster Meister, ist es da nicht verwunderlich und traurig, wenn man sieht, mit welcher Unwissenheit, in welch geistigem Dunkel die Menschen hier auf Erden deiner heiligen Mutter gegenüberstehen? Ich spreche da nicht einmal von den Götzendienern und Heiden, die deine Mutter nicht zu erkennen suchen, weil sie dich ja nicht kennen. Ich spreche auch nicht von den Irrgläubigen, die sich nicht um die Verehrung deiner heiligen Mutter kümmern, weil sie sich von dir und von deiner heiligen Kirche getrennt haben. Nein, ich spreche von den katholischen Christen, sogar von den Lehrern unter den Katholiken, deren Aufgabe es ist, andere in die Wahrheit einzuführen, und die doch dich und deine heilige Mutter überhaupt nicht kennen. Sie haben höchstens eine rein verstandesmäßige, trockene und unfruchtbare Vorstellung von ihr, die sich nicht auf ihr Leben auswirkt. Diese Herren sprechen nur selten von deiner heiligen Mutter und von der Verehrung, die man ihr schuldet, weil sie angeblich fürchten, dass es zu Missbräuchen fuhrt und dass man dir Abbruch tut, wenn man deine heiligste Mutter zuviel verehrt. Wenn sie sehen und hören, wie ein Marienverehrer häufig mit Innigkeit, Kraft und Überzeugung von der Verehrung dieser guten Mutter spricht; wenn er darin ein sicheres, untrügliches Mittel erblickt, einen kurzen Weg ohne Gefahr, einen makellosen Pfad ohne Unvollkommenheiten, ein wundervolles Geheimnis, um dich zu finden und vollkommen zu lieben, dann protestieren sie sofort aus vollem Halse. Sie führen tausend falsche Gründe an, um ihm zu beweisen, dass er nicht so viel von der heiligen Jungfrau sprechen dürfe; denn in dieser Andachtsübung gebe es große Missbräuche, die man entschieden ausrotten müsse. Daher solle man lieber von dir sprechen und die Völker nicht zur Verehrung der heiligen Jungfrau aneifern, die sie ohnehin schon genug lieben.

Manchmal kann man diese Herren von der Marienverehrung zwar reden hören, aber nicht um sie zu verbreiten und zu empfehlen, sondern um die Missbräuche auszurotten, die damit getrieben werden. Dabei sind sie selbst ohne Frömmigkeit und ohne innere Verehrung für dich, eben weil sie keine für Maria haben. Den Marienpsalter, das Skapulier, den Rosenkranz betrachten sie als Altweiberandachten, typisch für die Unwissenden, unnötig zur Erlangung des Heiles; und wenn ihnen ein Marienverehrer in die Hände fällt, der seinen Rosenkranz betet oder irgend eine andere marianische Andacht übt, dann werden sie bald dafür sorgen, dass er seine Einstellung und Neigung ändert. Sie werden ihm raten, statt des Rosenkranzes die sieben Bußpsalmen zu beten, und statt der Marienverehrung werden sie ihm die Verehrung Jesu Christi empfehlen.

Liebster Jesus, haben diese Menschen denn wirklich deinen Geist? Machen sie dir Freude, wenn sie so handeln? Kann man dir denn gefallen, wenn man sich nicht bemüht, deiner Mutter zu gefallen? Steht denn die Verehrung deiner heiligen Mutter deiner eigenen Verehrung im Wege? Beansprucht Maria vielleicht die Ehre, die man ihr zollt, für sich selbst? Sondert sie sich etwa von dir ab? Ist sie etwa eine Fremde, die mit dir gar keine Verbindung hat? Missfällt man dir etwa, wenn man ihr gefallen will? Trennt oder entfernt man sich vielleicht gar von deiner Liebe, wenn man sich ihr hingibt und sie liebt?

 

Die überheblichen Marienverehrer

Die überheblichen Marienverehrer sind meist hochmütige Gelehrte, eingebildete Rationalisten, die zwar im Grunde die Gottesmutter ein bisschen verehren; doch bekritteln sie fast alle Formen der Marien Verehrung, die das einfache Volk schlicht und fromm seiner guten Mutter erweist. Diese Formen sind nicht nach ihrem Geschmack. Sie ziehen alle Wunder und Erzählungen in Zweifel, die von glaubwürdigen Schriftstellern berichtet oder den Chroniken der Ordenshäuser entnommen sind und die von der Barmherzigkeit und Macht der Gottesmutter Zeugnis ablegen. Sie sehen es nur ungern, wenn einfache und demütige Menschen vor einem Altar oder Bild Mariens knien, vielleicht in einem Straßenwinkel, um dort zu Gott zu beten. Sie bezichtigen sie geradezu des Götzendienstes, als beten sie Holz oder Stein an. Sie erklären, dass sie ihrerseits solche äußere Andachtsübungen nicht mögen und dass sie zu aufgeklärt sind, um all die Legenden und Geschichten zu glauben, die man von Maria erzählt. Wenn man ihnen die wunderbaren Lobeshymnen vorhält, die die heiligen Kirchenväter der Mutter Gottes spenden, dann erwidern sie, die Väter hätten als Prediger übertrieben, oder aber sie deuten deren Worte falsch.

Vor dieser falschen Marienverehrung, vor diesen überheblichen Weltmenschen müssen wir uns wohl hüten, denn sie schaden der Marien Verehrung sehr. Unter dem Vorwand, Missbräuche abzustellen, bringen sie die Leute tatsächlich von der Verehrung der Mutter Gottes ab.

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten“ (1 Kor 1, 20f).

„Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung“ (V. 25 - 30).

 

GEBET

Allmächtiger, ewiger Gott, lass in mir Glauben, Hoffnung und Liebe wachsen, damit ich zu erlangen verdiene, was du verheißest, mach, dass ich liebe, was du empfiehlst. Amen.