ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

3. Stufe

Während der Geburt Jesu (Lk 2, 1 - 7) und der Kreuzigung des Herrn (Joh 19, 25 ff) zeigt sich besonders deutlich die wachsame Sorge Mariens für ihren Sohn. Wofür sorge ich mich?

 

FALSCHE UND RECHTE SORGE

Das Streben der Welt bemüht sich vor allem um Essen, Trinken, Bekleidung, Wohnung, Besitz. Viele Menschen meinen, man könne mit Geld das Glück erkaufen. Der Jünger Christi weiß zwar, dass die irdischen Güter eine Gabe Gottes sind: doch kennt er auch ihren trügerischen Glanz und ihre Vergänglichkeit. Er weiß um das Wort Jesu: „Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen“ (Mk 10, 23).

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Die Liebe zur ewigen Weisheit (194 - 197; 201 - 202)

 

Wie man sich Weisheit erwirbt – allseitige Abtötung

Die Weisheit, so heißt es in der Heiligen Schrift, findet sich nicht bei denen, die ein bequemes Leben führen, die ihren Leidenschaften und ihren Sinnen jedes Verlangen erfüllen. „Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen; denn das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott“ (Röm 8, 8.7).

Alle jene, die Christus gehören, der menschgewordenen Weisheit, kreuzigen ihr Fleisch mit seinen Begierden und tragen stets die Abtötung Jesu im Leibe (Gal 5, 24). Um daher die menschgewordene Weisheit, Jesus Christus zu besitzen, müssen wir die Abtötung üben und der Welt und uns selbst entsagen.

Soll die Weisheit sich jemandem mitteilen, dann will sie keine halbe Abtötung, kein Entsagen für wenige Tage, sondern eine allseitige Abtötung, die zugleich entschieden und maßvoll ist.

Um die Weisheit zu erlangen, müssen wir erstmals den Gütern dieser Welt entsagen; entweder tatsächlich, wie es die Apostel, die Jünger und die ersten Christen taten und wie es noch heute die Ordensleute tun; das geht am schnellsten, ist am besten und ist auch das sicherste Mittel, um die Weisheit zu erlangen; oder wir müssen wenigstens unser Herz von den Gütern lösen, sie besitzen, als besäßen wir sie nicht (1 Kor 7, 30); wir dürfen keineswegs zu sehr auf ihren Erwerb erpicht sein, uns keine Sorgen machen um ihre Bewahrung und uns nicht beklagen, noch ungeduldig werden, wenn wir sie verlieren. Das ist freilich sehr schwer durchzuführen.

Um die Weisheit zu erlangen, müssen wir sodann die leibliche Abtötung üben; wir müssen nicht nur die Krankheiten, die Unbilden der Witterung und alles Unangenehme, das der Leib in dieser Welt von Seiten der Geschöpfe erleidet, geduldig ertragen, sondern uns selbst gewisse Mühen der Abtötung auferlegen, wie Fasten, Nachtwachen und andere Bußübungen.

Dazu gehört Mut, denn von Natur aus vergöttert der Leib sich selbst, und die Welt lehnt ja jede körperliche Abtötung als unnütz ab.

Damit nun schließlich diese äußere freiwillige Abtötung fruchtbar werde, müssen wir sie notwendigerweise mit der Abtötung des eigenen Urteils und des Willens verbinden durch den heiligen Gehorsam. Denn ohne diesen Gehorsam ist jede Abtötung vom Eigenwillen befleckt und freut oft den Satan mehr als Gott.

Darum dürfen wir uns keine größere Buße auferlegen, ohne weisen Rat einzuholen. „Wer sich auf sich selbst verlässt, der ist ein Tor“ (Spr 28, 26). Wer nicht bereuen will, was er getan hat, der darf nichts unternehmen, ohne einen Weisen um Rat zu fragen (13, 16).

Durch diesen Gehorsam treiben wir die Eigenliebe aus, die alles verdirbt; unsere kleinste Handlung wird verdienstlich; wir sind gefeit gegen die Täuschungen Satans; wir werden siegen über alle unsere Feinde, und wir werden den Hafen des Heiles sicher erreichen.

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte noch Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern

sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Mt 6, 19 - 21. 25 - 33).

 

GEBET

Mein Herr und mein Gott, ich hoffe auf dich, denn ohne dich ist nichts stark, nichts heilig: Vermehre in mir wahre Weisheit und lass mich, von dir geleitet, so durch die zeitlichen Güter gehen, dass ich die ewigen nicht verliere. Amen.