ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

31. Stufe

Jesus sprach zu den Aposteln (Mk 16, 15f): „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ – „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 19f).

 

MEIN TAUFGELÜBDE

In der Taufe wurde ich zum ersten Mal in die allerheiligste Dreifaltigkeit hineingenommen. Durch ein feierliches Gelöbnis habe ich mich bei der ersten heiligen Kommunion der Dreieinigkeit geweiht. Habe ich das ernst genommen? – Ich gehöre dem dreifaltigen Gott. Ein Schritt Gott näher zu kommen: Ich bestätige diese totale Abhängigkeit durch den bewussten Vollzug meiner Hingabe an Jesus durch Maria. Meine himmlische Mutter wird mir dann helfen, in Zukunft mein Taufgelübde treuer zu erfüllen.

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort Über die wahre Andacht zu Maria (126 - 133)

 

Die Totalhingabe ist eine vollkommene Erneuerung der Taufgelübde

Ich habe bereits erwähnt, dass man diese Hingabe auch gut als vollkommene Erneuerung der Taufgelübde bezeichnen kann.

Jeder Christ war vor seiner Taufe Sklave der Dämonen. In der Taufe hat er entweder durch seinen eigenen Mund oder durch den Mund der Paten dem Satan, seiner Pracht und seinen Werken feierlich widersagt und hat sich Jesus Christus, seinem Herrn und höchsten Gebieter ergeben. Das Gleiche tun wir nun auch durch die Hingabe, von der die Rede ist. Wie es im Weihegebet heißt, widersagen wir dem Satan, der Welt, der Sünde und uns selbst und schenken uns durch die Hände Mariens ganz dem göttlichen Herrn. Ja, wir tun sogar noch mehr, denn bei der Taufe spricht man ja meist nur durch den Mund eines anderen, nämlich des Paten, man schenkt sich Jesus Christus nur durch einen Stellvertreter. Diese Hingabe aber vollziehen wir selbst, aus freiem Willen und in klarer Erkenntnis.

Bei der heiligen Taufe schenkt man sich dem Herrn nicht durch die Hände Mariens, wenigstens nicht ausdrücklich. Man schenkt Christus nicht den Wert all seiner guten Werke; man bleibt auch nach der Taufe völlig frei, diese zuzuwenden, wem man will, oder sie für sich selbst zu behalten. Aber durch diese Hingabe schenken wir uns dem Herrn ausdrücklich durch die Hände Mariens und übergeben ihm den Wert all unserer guten Werke.

Nach dem heiligen Thomas geloben die Menschen bei der Taufe, dem Satan und seiner Pracht zu widersagen. Und der heilige Augustinus erklärt, dass dieses Gelübde das größte sei und absolut unerlässlich. Die Lehrer des kirchlichen Rechtes sagen: „Das erste und entscheidende Gelöbnis, das wir ablegen, ist das Taufgelübde.“ Brechen nicht fast alle Christen die Treue, die sie Jesus Christus bei ihrer Taufe gelobt haben? Schuld an dem allgemeinen religiösen Tiefstand ist doch nur die Tatsache, dass man im Leben die Versprechen und Gelöbnisse der heiligen Taufe vergisst und dass fast niemand das Bündnis, das er mit Gott durch seine Taufpaten geschlossen hat, auch persönlich bestätigt.

Die Kirchenversammlung von Sens, die Ludwig der Fromme zur Abstellung der großen Übelstände unter den Christen einberufen hatte, erblickte die Hauptursache dieser Sitten Verderbnis darin, dass man im Leben die heiligen Taufgelübde vergisst und sich ihrer nicht mehr bewusst ist. Sie fand kein besseres Mittel, um einem so großen Übel zu begegnen, als die Christen zur Erneuerung ihrer heiligen Taufgelübde anzuhalten.

Der Katechismus des Konzils von Trient, der die Erkenntnisse dieser heiligen Versammlung getreu wiedergibt, ermahnt der Pfarrer, das gleiche zu tun. Sie sollen ihre Gemeinden dazu bringen, sich gläubigen Herzens darauf zu besinnen, dass sie auf immer an Christus gebunden und ihm als ihrem Herrn und Erlöser geweiht und zu eigen sind. Die Worte lauten: „Der Pfarrer soll die Gläubigen durch Belehrung zur Erkenntnis bringen, wie angemessen es ist,… dass wir uns selbst unserem Erlöser und Herrn auf immer schenken und weihen.“

Die Konzilien, die Kirchenväter und auch die Erfahrung bezeichnen also das Wiederbesinnen auf die Taufverpflichtungen und die Erneuerung der Taufgelübde als das beste Mittel, um den religiösen Verfall unter den Christen aufzuhalten. Liegt da nicht nahe, dies auf eine vollkommene Weise zu tun, indem wir uns dem Herrn durch die Hände seiner heiligsten Mutter weihen? Ich betone „auf eine vollkommene Weise“, weil man nur durch Maria sich Jesus Christus auf „vollkommene Weise“ weihen kann.

Man kann nicht einwenden, diese Hingabe sei etwas Neues oder Überflüssiges. Sie ist nicht neu, denn die Konzilien, die Kirchenväter und viele andere ältere und neue Schriftsteller erwähnen diese Weihe an den Herrn und bezeichnen die Erneuerung der Taufgelübde als etwas, das von altersher geübt wurde und allen Christen zu empfehlen ist. Und sie ist nicht überflüssig, denn die Hauptquelle des religiösen Verfalls und daher auch der sittlichen Verderbnis der Christen liegt in dem Vergessen und in der Gleichgültigkeit gegenüber diesem Brauch.

Mancher wird vielleicht Folgendes einwenden: Wenn wir dem Herrn durch die Hände Mariens den Wert all unserer guten Werke, unserer Gebete, Abtötungen und Almosen schenken, dann nimmt uns diese Hingabe die Möglichkeit, den Seelen unserer Verwandten, Freunde und Wohltäter zu helfen.

Darauf entgegne ich zunächst: Ist es anzunehmen, dass unsere Freunde, Verwandten oder Wohltäter dadurch eine Einbuße erleiden, dass wir uns rückhaltlos dem Dienst des Herrn und seiner heiligsten Mutter hingeben und geweiht haben? Das hieße doch wohl, der Macht und Güte Jesu und Mariens Unrecht tun; sie werden unseren Verwandten, Freunden und Wohltätern schon zu helfen wissen, entweder aus dem Wenigen, was wir an geistlichen Gütern besitzen, oder auf andere Weise.

Zweitens aber hindert uns diese Hingabe durchaus nicht, für andere zu beten, seien es Lebende oder Verstorbene. Nur die Zuwendung unserer guten Werke untersteht dem Willen Mariens; und gerade darum werden wir mit noch größerem Vertrauen beten. So wird zum Beispiel eine reicher Mann, der sein ganzes Vermögen einem großen Fürsten geschenkt hat, den er ehren will, diesen Fürsten mit um so größerem Vertrauen bitten, einen Freund zu unterstützen, der ihn um Hilfe ersucht hat. Ja, damit würde er dem Fürsten sogar eine Freude machen, da er ihm Gelegenheit gibt, seine Dankbarkeit gegenüber einem Manne zu beweisen, der sich entäußert hat, um ihn zu bereichern, der sich arm gemacht hat, um ihn zu ehren. Das Gleiche müssen wir dem Herrn und von der Mutter Gottes sagen: Sie werden sich niemals an Dankbarkeit übertreffen lassen.

Ein anderer wendet vielleicht ein: Wenn ich der Gottesmutter den gesamten Wert meiner Werke übergebe, damit sie ihn zuwendet, wem sie will, dann werde ich vielleicht lange im Läuterungsprozess nach dem Tod leiden müssen.

Dieser Einwand entstammt der Eigenliebe und der Unkenntnis von Gottes und Mariens Freigebigkeit und widerlegt sich selbst. Sollte eine glühende und großherzige Seele, die Gottes Sache höher stellt als ihre eigene, die Gott rückhaltlos alles schenkt, was sie hat, die gar nicht mehr tun könnte und ganz aufgeht in der Verherrlichung Jesu und in der Sorge für das Kommen seines Reiches durch Maria, die sich dafür ganz hinopfert – ich frage, sollte eine so hochherzige und freigebige Seele etwa in der anderen Welt bestraft werden, weil sie freigebiger und selbstloser war als die anderen? Nie und nimmer! Wir werden noch sehen, wie freigebig sich der Herr und seine heiligste Mutter gerade gegenüber solchen Seelen zeigen in dieser Welt und in der anderen, in der Ordnung der Natur, der Gnade und der Glorie.

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt“ (Gal 3, 27).

„Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für allemal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus. Daher soll die Sünde euren sterblichen Leib nicht mehr beherrschen, und seinen Begierden sollt ihr nicht gehorchen“ (Röm 6, 3 - 12).

„Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde; in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen, durch das Wasser gerettet. Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet. Sie dient nicht dazu, den Körper von Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi“ (1 Petr 3, 20f).

 

GEBET

Allmächtiger, ewiger Gott, lass mich deine Gegenwart in den Geheimnissen deiner großen Liebe, beim Empfang der Sakramente, verspüren. Sende aus deinen Heiligen Geist, damit allüberall durch das Wasser der Taufe die Welt erneuert werde. Und was ich in meiner Schwachheit und Niedrigkeit jetzt durchführen soll, das erfülle mit deiner wirksamen Kraft. Amen.