ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

30. Stufe

„Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat“ (1 Joh 4, 7 - 10). – „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1 Joh 3, 1).

 

MEINE ANTWORT AUF DIE LIEBE CHRISTI

Um Christus meine Antwort der Liebe zu bezeigen, muss ich ihn zunächst immer besser zu erkennen suchen. Das geschieht durch gläubiges Lesen der Heiligen Schrift und aufmerksame Betrachtung der göttlichen Geheimnisse. Auch hier ist Maria Vorbild, denn das Evangelium berichtet von ihr: „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach“ (Lk 2, 19).

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Die Liebe zur ewigen Weisheit
(8; 3lf; 35f; 38)

 

Um die göttliche Weisheit zu lieben,
müssen wir sie kennen

Kann man lieben, was man nicht kennt? Kann man glühend lieben, was man nur ungenügend kennt? Warum lieben wir die menschgewordene ewige Weisheit so wenig? Doch nur, weil wir ihn nicht kennen oder zu wenig kennen!

Es gibt kaum einen Menschen, der sich mit dem Apostel Paulus in die überragende Kenntnis über Jesus (Eph 3, 19) so vertiefte, wie es sich gebührt; und dabei ist diese Kenntnis von allen Erkenntnissen im Himmel und auf Erden die edelste, die angenehmste, die nützlichste und die notwendigste.

Die ewige Weisheit begann außerhalb Gottes zu erstrahlen, als sie nach einer ganzen Ewigkeit, Licht, Himmel und Erde schuf. Der Evangelist Johannes sagt uns, dass „alles durch das Wort geschaffen wurde“, das heißt, durch die ewige Weisheit…

Die ewige Weisheit hat nicht nur alles geschaffen; sie wohnt auch allen Dingen inne, sie „umschließt, erhält und erneuert sie“. Sie, die zugleich Schönheit und erhabenste Einfachheit ist, hat nach Erschaffung der Welt die herrliche Ordnung festgesetzt, die wir darin finden…

So großartig die Macht und die Anmut der ewigen Weisheit sich in der Erschaffung, der Schönheit und Ordnung des Weltalls offenbaren, so erstrahlte sie noch viel herrlicher in der Erschaffung des Menschen, denn dieser ist ihr wunderbares Meisterwerk. Er ist das lebende Abbild ihrer Schönheit und Vollkommenheit, das erhabene Gefäß ihrer Gnaden und der wunderbare Schrein ihrer Reichtümer…

Sie hat sozusagen leuchtende Abbilder ihres eigenen Verstandes, ihres Gedächtnisses und ihres Willens geschaffen und sie der Seele des Menschen verliehen; er sollte das lebendige Ebenbild Gottes sein. Sie entfachte in seinem Herzen den Brand der reinen Gottesliebe; sie schuf ihm seinen Leib von strahlend lichter Schönheit. Alle die mannigfachen Reize der Engelwelt, der belebten Welt und der übrigen Schöpfung hat sie im Menschen zusammengefasst.

Alles im Menschen war schattenlose Helle, unentstellte Schönheit, fleckenlose Reinheit, ungestörte Ordnung ohne Fehl und Makel. Sein Geist nahm teil am Lichte der ewigen Weisheit; durch sie besaß er die vollkommene Erkenntnis des Schöpfers und der Geschöpfe. In seiner Seele hatte er die Gnade Gottes, die ihn in der Unschuld bewahrte und ihn wohlgefällig machte in den Augen des Allerhöchsten. In seinem Leibe besaß er die Unsterblichkeit. In seinem Herzen aber trug er die reine Gottesliebe, frei von aller Todesfurcht; so war er in der Lage, Gott stetig, unausgesetzt und uneigennützig um seiner selbst willen zu lieben. Ja, der Mensch war so vergöttlicht, hineingenommen in Gott; dabei hatte er keine Leidenschaft zu besiegen und keinen Feind zu bekämpfen.

 

Über die wahre Andacht zu Maria (61 - 62)

Jesus Christus ist das letzte Ziel aller Marienverehrung

Unser Erlöser Jesus Christus, wahrer Gott, und wahrer Mensch, muss das Endziel aller unserer Andachtsübungen sein; sonst wären sie falsch und irreführend. Jesus Christus ist Alpha und Omega, Anfang und Ende aller Dinge. Unsere ganze Arbeit besteht nach dem Apostelwort darin, alle Menschen in Jesus Christus vollkommen zu machen. In Ihm allein wohnt die ganze Fülle der Gottheit und jede Fülle der Gnade, Tugend und Vollkommenheit; in ihm allein haben wir alle geistlichen Segnungen empfangen. Er ist der einzige Lehrer, von dem wir lernen dürfen, der einzige Herr, dem wir angehören, das einzige Haupt, dem wir geeint sein müssen, das einzige Vorbild, dem wir nachstreben müssen, der einzige Arzt, der uns heilen soll, der einzige Weg, auf dem wir wandeln dürfen, die einzige Wahrheit, die wir glauben dürfen, das einzige Leben, das uns beseelen muss, und unser ein und alles in allen Dingen. Er allein genügt. Unter dem Himmel ist uns kein anderer Name gegeben, in dem wir das Heil finden können, als der Name Jesu. Gott hat unserem Heil, unserer Vollkommenheit und unserer ewigen Seligkeit keine andere Grundlage gegeben als Jesus Christus: Jedes Gebäude, das nicht auf diesem Grundstein ruht, ist auf Flugsand gebaut und wird unfehlbar früher oder später einstürzen. Jeder Gläubige, der nicht mit ihm vereint ist wie die Rebe mit dem Weinstock, wird abfallen, verdorren und zu nichts anderem taugen, als ins Feuer geworfen zu werden. Wenn wir in Jesus Christus sind und Jesus Christus in uns, dann haben wir keine Verdammnis zu fürchten; nicht die Engel des Himmels, nicht die Menschen der Erde, nicht die Dämonen der Hölle noch irgendein Geschöpf kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Jesus Christus. Durch ihn, mit ihm und in ihm vermögen wir alles; wir können dem Vater in der Einheit des Heilgen Geistes jede Ehre und Verherrlichung erweisen; wir können selbst vollkommen werden und unserem Nächsten ein Wohlgeruch des ewigen Lebens sein.

Wenn wir also die wahre Marienverehrung zeigen, dann tun wir das nur, um die Verehrung Jesu Christi um so vollkommener zu gestalten; wir wollen nur einen leichten und sicheren Weg zu Jesus Christus weisen. Würde die Marienverehrung die Seele von Christus entfernen, dann müsste man sie als Blendwerk Satans verwerfen; aber wie ich schon gezeigt habe und noch ausführlicher zeigen werde, ist genau das Gegenteil der Fall: Wir brauchen gerade diese Verehrung, um Jesus Christus ganz zu finden, ihn innig zu lieben und ihm treu zu dienen.

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph 4, 13).

„Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird, und bitte, er möge euch aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit schenken, dass ihr in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der Fülle Gottes erfüllt“ (Eph 3, 14 - 19).

„Dadurch sollen sie getröstet werden; sie sollen in Liebe zusammenhalten, um die tiefe und reiche Einsicht zu erlangen und das göttliche Geheimnis zu erkennen, das Christus ist. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen“ (Kol 2, 2f).

 

GEBET

Gott, du hast deinen eingeborenen Sohn den Magiern aus dem Osten durch den führenden Stern finden lassen: Gewähre gnädig, dass auch ich, der dich schon aus dem Glauben erkannt hat, zur Anschauung deines erhabenen Glanzes durch den Stern des Meeres, Maria, geführt werde, Amen.