ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

28. Stufe

Jesus „liebte die Seinen in der Welt, und er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“ (Joh 13, 1). Die Vollendung des irdischen Lebens war für Jesus das Kreuz. „Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte“ (Joh 19, 26), sagte er schließlich zu dem Jünger: „Siehe, deine Mutter“ (V. 27); und dies unmittelbar vor der Feststellung (V. 28): „Weil Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war.“

 

DIE LIEBE CHRISTI

Ist es immer so, dass Jesus den Jünger, den er liebt, bei seiner Mutter findet? Und das unter dem Kreuz! –Ein alter Spruch formuliert: „Ohne Liebe ist das Kreuz so schwer, ohne Kreuz ist die Liebe so leer.“ – Gott ist nicht Mensch geworden um das Leid hinwegzunehmen, sondern um es selbst auf sich zu nehmen und zu tragen. Das Leid muss einen Sinn haben!

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Die Liebe zur ewigen Weisheit
(154; 158f; 161ff; 167f; 172f)

 

Die Leiden der ewigen Weisheit aus Liebe zu uns

Viele Gründe bestehen für uns, Jesus Christus, die menschgewordene Weisheit, zu lieben; aber der stärkste Beweggrund liegt nach meiner Meinung in den Leiden, die er für uns erduldet hat, um uns seine Liebe zu beweisen…

Christi Leiden bezog sich zunächst auf zeitliche Güter. Abgesehen von der Armut, die bei seiner Geburt, seiner Flucht nach Ägypten und das ganze Leben lang sein Los war, wurden ihm bei seinem bitteren Leiden sogar noch seine Kleider genommen.

Er litt sodann an seiner Ehre und seinem Ruf; denn er wurde mit Schmähungen überhäuft. Man hieß ihn einen Gotteslästerer, Aufwiegler und Besessenen.

Er litt in seiner Weisheit; denn er wurde als Nichtwisser und als Schwindler angesehen und wie ein Narr behandelt. Er litt an seiner Macht; denn man hielt ihn für einen Zauberer und Magier, der durch einen Bund mit dem Teufel falsche Wunder wirke.

Einer von seinen Jüngern verkaufte und verriet ihn, der erste unter ihnen verleugnete ihn, die anderen verließen ihn.

Unser geliebter Retter litt an allen Gliedern seines Leibes; sein Haupt wurde mit Dornen gekrönt, Haar und Bart ihm ausgerissen, seine Wangen geschlagen, sein Angesicht bespieen, Nacken und Arme mit Stricken gefesselt, Schultern und Rücken gebeugt unter der Last des Kreuzes, Hände und Füße von Nägeln durchbohrt, sein Herz mit einer Lanze geöffnet und sein ganzer Leib von Geißelhieben zerrissen. ..

Seine heilige Seele wurde gemartert von den Sünden aller Menschen; er musste sie erkennen als Beleidigungen seines geliebten Vaters und als Quelle des Verderbens für viele, die trotz seines bitteren Leidens der Verdammnis anheim fallen würden…

Aus all dem müssen wir mit den Kirchenvätern und dem heiligen Thomas schließen, dass unser guter Jesus mehr gelitten hat als alle Märtyrer zusammen, einschließlich jener, die bis zum Ende der Zeiten noch kommen werden…

Der Triumph der ewigen Weisheit im Kreuz und durch das Kreuz

Und damit stehen wir vor dem größten „Geheimnis des Königs“ (Tob 12, 7), nämlich vor seinem Kreuz.

Wie sind doch die Gedanken und Wege der ewigen Weisheit entfernt und verschieden von jenen selbst der weisesten Menschen (Jes 55, 8). Gott will die Welt erlösen, die Dämonen verbannen und fesseln, den Menschen den Himmel öffnen und dem ewigen Vater unendliche Ehre erweisen. Eine große Aufgabe…

Aber diese Macht ordnet sich ganz der Liebe unter. Sie will Mensch werden, um den Menschen ihre Liebe zu beweisen; sie will selbst auf die Erde herabsteigen, damit er zum Himmel emporsteige. Was sollte man nun denn erwarten? Doch wohl, dass die Weisheit in Glanz und Herrlichkeit erscheine, begleitet von Millionen und aber Millionen von Engeln oder wenigstens von Millionen erwählter Menschen; dass sie ihre Feinde durch den Glanz ihrer Majestät besiege und die Herzen der Menschen durch ihre Erhabenheit und Reichtümer gewinne?

Weit gefehlt; die ewige Weisheit wirft vielmehr ihren Blick auf ein Ding, das den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit ist (1 Kor 1, 23), auf ein verächtliches Stück Holz, die Strafe der ärgsten Verbrecher, die Schmach der Unglücklichsten; auf einen Galgen, auf ein Kreuz. Auf dieses Kreuz blickt sie und erwählt es vor all dem, was glänzend und erhaben ist im Himmel und auf Erden; das Kreuz soll das Werkzeug ihrer Eroberungen und der Schmuck ihrer Majestät sein. Wie sind doch Gottes Pläne und Gedanken erhaben und unfasslich (Röm 11, 33)…

Und glaubt ja nicht, Jesus habe sich nach seinem Tode vom Kreuz getrennt und es verworfen, um einen glorreichen Triumph feiern zu können. Keineswegs… Das Band zwischen Jesus und dem Kreuz ist unlösbar, die Verbindung ewig.

Niemals das Kreuz ohne Jesus, noch Jesus ohne Kreuz

Durch seinen Tod hat er die Schmach des Kreuzes so verherrlicht…, dass es Engeln und Menschen verehrungswürdig geworden ist. Bei seiner zweiten Ankunft wird dieses Kreuz ihm auf einer strahlenden Wolke vorangehen, und mit dem Kreuz und durch das Kreuz wird er die Welt richten…

So erwartet die ewige Weisheit nun den großen Tag ihres Triumphes beim Letzten Gericht; bis dahin will sie, dass das Kreuz das Kennzeichen, das Mal und die Waffe all ihrer Erwählten sei.

Sie nimmt kein Kind an, das nicht dieses Zeichen trägt; sie nimmt keinen Jünger an, der es nicht auf der Stirn trägt, ohne zu erröten; der es nicht auf dem Herzen trägt, ohne zurückzuschrecken, und auf den Schultern, ohne es nachzuschleppen oder abzuwerfen. Denn Jesus sagte (Mt 16, 24): „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach…“

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat“ (1 Joh 4, 9f).

„Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat“ (Kol 2, 14).

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Joh 13, 34f).

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll“ (Joh 14, 15f).

„Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15, 9).

 

GEBET

Gott, du hast deinen Sohn zum Erlöser der Welt bestellt und mir durch Jesu Sieg über den Tod erbarmungsvoll das göttliche Leben geschenkt und wiederholt erneuert; verleihe mir, dass ich im Gedenken an diese Wohltaten dir in ewiger Liebe verbunden bleibe. Amen.