ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

24 . Stufe

„Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen“ (Lk 1, 42).

 

KÖNIGIN DER APOSTEL

Das Wesen des Apostolates kann darin gesehen werden, Christus in den Menschen Gestalt annehmen zu lassen. Das aber ist eine Weiterführung der mütterlichen Aufgabe Mariens. Deshalb bilden rechte Marienverehrung und Apostolat eine Einheit. Wer in der Totalhingabe an Gott durch Maria nur eine Frömmigkeitsübung erblickt, ohne Verpflichtung zur Ausbreitung des Reiches Christi auf Erden, der hat den eigentlichen Sinn wahrer Marienliebe noch nicht erkannt.

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Das Geheimnis Mariens (43 - 52)

 

Die innere Übung der Totalhingabe

Ich habe vorhin gesagt, dass diese Hingabe darin besteht, alles mit Maria, in Maria, durch Maria und für Maria zu tun.

Es genügt nicht, sich Jesus durch Maria einmal gänzlich zu weihen. Es ist nicht einmal hinreichend, es alle Monate oder alle Wochen zu tun. Das wäre nur eine vorübergehende Hingabe, die die Seele nicht zu jener Vollkommenheit führt, zu der sie sich erheben kann. Es ist nicht schwer, Mitglied einer Bruderschaft zu werden. Es ist auch nicht schwer, sich zur Ganzhingabe zu entschließen und täglich einige mündliche Gebete zu verrichten, wie sie es vorschreibt; sondern die große Schwierigkeit liegt darin, in den Geist der Ganzhingabe einzudringen, der darin besteht, die Seele auch innerlich von Maria abhängig zu machen und durch sie von Jesus.

Ich habe viele Menschen gefunden, die mit einem bewundernswerten Eifer äußerlich diese heilige Weihe vollzogen haben. Aber ich habe nur selten welche gefunden, die sich deren Geist angeeignet haben, und noch weniger, die darin ausharrten.

Das Wesen der Ganzhingabe liegt darin, dass man alles mit Maria tut, das heißt, man nimmt sich die heiligste Jungfrau zum vollendeten Vorbild für alles, was man zu tun hat.

Bevor wir darum etwas unternehmen, müssen wir uns selbst und unseren besten Absichten entsagen. Wir müssen vor Gott unser Nichts bekennen, unsere völlige Unfähigkeit, irgendein gutes Werk im übernatürlichen Sinne, eine dem Heile förderliche Handlung zu verrichten. Wir müssen unsere Zuflucht zur Gottesmutter nehmen, uns mit ihr und ihren Absichten vereinen, wenn diese uns auch unbekannt sind. Durch Maria müssen wir uns mit den Absichten Jesu Christi vereinen, das heißt uns als Werkzeug in die Hände der heiligsten Jungfrau legen. Sie soll in uns wirken, sie soll mit uns und für uns tun, was ihr gut scheint, zur größeren Ehre ihres Sohnes und durch ihren Sohn Jesus Christus zur Ehre des Vaters. So soll das ganze innere Leben und jedes geistige Wirken von ihr abhängig sein.

Man muss alles in Maria tun, das heißt, man muss sich allmählich an die innerliche Sammlung gewöhnen, indem man sich eine annähernde Vorstellung, ein geistiges Bild von der Gottesmutter macht. Maria soll für die Seele die geweihte Stätte sein, an der sie ohne Furcht vor Zurückweisung alle ihre Gebete zu Gott emporsendet. Sie soll der Turm Davids (Hld 4, 4) sein, in dem die Seele sich vor allen ihren Feinden in Sicherheit bringt. Die flammende Leuchte (Mk 4, 21) soll sie sein, die das ganze Innere erhellt und von Gottesliebe brennt. Der heilige Ruheort, an dem die Seele in Maria und durch Maria Gott schaut. Mit einem Wort, Maria soll dieser Seele ein und alles sein, ihr Zufluchtsort in allen Dingen. Wenn sie betet, dann nur in Maria; wenn sie Jesus in der heiligen Kommunion empfängt, übergibt sie ihm Maria, damit er in ihr sein Wohlgefallen finde. Wenn sie handelt, dann nur in Maria; und überall, in allen Dingen entsagt sie sich selbst.

Man soll stets durch Maria zu unserem Herrn gehen, sich ihrer Fürsprache und ihres großen Einflusses bei ihm bedienen und nicht allein zu ihm kommen, wenn man beten will.

Schließlich muss man alles für Maria tun. Wir gehören ja ganz dieser erhabenen Gebieterin an und sollen darum bei jeder Betätigung ihren Dienst, ihren Vorteil und ihre Verherrlichung als nächstes und dadurch die größere Ehre und Verherrlichung als letztes Ziel im Auge haben. Die Seele muss in all ihrem Tun der Eigenliebe absterben, die sich überall heimlich einzuschleichen sucht. Sie muss immer wieder aus tiefstem Herzensgrund beten: „Liebste Mutter und Gebieterin, dir zuliebe gehe ich da- oder dorthin; dir zuliebe will ich dieses oder jenes tun; dir zuliebe dieses Leid annehmen, jenes Unrecht ertragen.“

Hüte dich wohl zu glauben, du auserwählte Seele, es sei vollkommener, geradewegs zu Gott zu gehen; dein Wirken, deine Absicht wird nur wenig Wert haben. Aber wenn du durch Maria gehst, dann wirkt Maria in dir, und darum wird dieses Wirken erhaben und Gottes würdig sein…

Hüte dich auch davor, dich zu betrüben, wenn du nicht gleich die tröstliche Nähe der Gottesmutter in deinem Innern fühlst; diese Gnade ist nicht für alle. Wenn Gott in seinem großen Erbarmen eine Seele damit begnadigt, dann kann sie diese Gnade sehr leicht wieder verlieren, falls sie nicht treu ist und sich nicht oft innerlich sammelt. Sollte dir dieses Unheil widerfahren, dann kehre still um und leiste deiner Gebieterin die gebührende Sühne. •

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

Nachfolgender Text ist ursprünglich eine Aussage über die Weisheit, er wird aber von der Kirche wiederholt auf Maria bezogen:

„Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen, und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht. Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor, wie eine Zypresse auf dem Hermongebirge. Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, wie Rosensträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Ebene, wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor. Wie Zimt und wohlriechende Salbe war mein Duft, wie beste Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus… wie Weihrauchwolken im heiligen Zelt. Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus, und meine Zweige waren voll Pracht und Anmut. Wie ein Weinstock trieb ich schöne Reben, meine Blüten wurden zu prächtiger und reifer Frucht. Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, sättigt euch an meinen Früchten! An mich zu denken, ist süßer als Honig, mich zu besitzen, ist
besser als Wabenhonig. Mein Andenken reicht bis zu den fernsten Geschlechtern… Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, wer mir dient, fällt nicht in Sünde. Wer mich ans Licht hebt, hat ewiges Leben“ (Sir 24, 9. 13 - 22).

 

GEBET

Gott, du hast deinen Aposteln, die mit Maria, der Mutter Jesu, einmütig im Gebet verharrten, den Heiligen Geist geschenkt: Verleihe mir, dass ich unter dem Schutz der Königin der Apostel, die auch meine Mutter ist, deiner Majestät treu diene und die Herrlichkeit deines Namens durch Wort und Beispiel ausbreite. Amen.