ICH BIN DEIN

33 Stufen zur vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria

Mit Texten des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

 

DIE ERSTEN ZWÖLF STUFEN

 

1. Stufe

 

Nehme ich die Empfehlung Mariens ernst (Joh 2, 5): „Was er euch sagt, das tut“?

 

VON JESUS GERUFEN

Im Geist blicke ich auf Jesus Christus. Er empfiehlt als letztes Vermächtnis seinem Lieblingsjünger Johannes seine heilige Mutter. Und auch noch heute: Wer Jesus besonders liebt, dem empfiehlt er seine Mutter. Johannes nahm Maria zu sich. Und ich?

 

EINFACH ZUM ÜBERLEGEN

Nach Worten Ludwigs von Montfort
Brief an die Freunde des Kreuzes (11 - 15; 18 - 19)

Jesus ruft und verkündet die Kennzeichen seiner Jünger

Gedenkt, dass Jesus euch jetzt ansehen und zu jedem einzelnen sprechen könnte: „Siehe, fast die ganze Welt lässt mich allein auf dem königlichen Weg des Kreuzes. Die verblendeten Götzendiener verspotten mein Kreuz als Torheit, die starrsinnigen Juden stoßen sich daran, es flößt ihnen Abscheu ein; die Irrlehrer zertrümmern und stürzen es verächtlich. Doch das kann ich nur mit Tränen in den Augen und mit leiddurchbohrtem Herzen sagen: auch Kinder, die ich in meinem Herzen großgezogen und in meiner Schule gelehrt habe, Glieder meines Leibes, denen ich meinen Geist eingehaucht habe, sie haben mich verlassen und verachtet und sind zu Feinden des Kreuzes geworden. Wollt auch ihr mich verlassen und vor meinem Kreuz fliehen wie die Kinder der Welt, die sich so gegen mich stellen? Wollt auch ihr es mit der Welt halten und die Armut meines Kreuzes verachten, um den Reichtümern nachzulaufen? Wollt ihr dem Leid meines Kreuzes entgehen, um dem Vergnügen nachzujagen, die Demut meines Kreuzes hassen, um nach Ehren zu. geizen? Ich habe viele Scheinfreunde, die mir ihre Liebe beteuern und mich doch im Grund hassen, weil sie mein Kreuz nicht lieben. Viele wollen die Freuden meiner Tafel mit mir teilen, aber wenige mein Kreuz.“

Erheben wir uns bei diesem liebevollen Anruf Jesu über uns selbst! Lassen wir uns nicht wie Eva (Gen 3, 6) von unseren Sinnen verführen! Betrachten wir nur den gekreuzigten Jesus (Hebr 12, 2), den Urheber und Vollender unseres Glaubens! Fliehen wir die sündige Begierlichkeit der verdorbenen Welt (2 Petr  1, 4)! Lieben wir Jesus Christus auf die rechte Art, nämlich durch alle Kreuze hindurch.

Betrachten wir die wunderbaren Worte unseres geliebten Herrn und Meisters, welche die ganze Vollkommenheit des christlichen Lebens in sich bergen: „Wer zu mir gehören will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16, 24)!

Die ganze christliche Vollkommenheit besteht in der Tat in vier Dingen:

1. Im festen Willen, heilig zu werden – „wer zu mir gehören will“;

2. in der Entsagung – „der verleugne sich selbst“;

3. im Leiden – „er nehme sein Kreuz auf sich“;

4. im Handeln – „und folge mir nach.“

„Wer zu mir gehören will“ – das heißt: er muss wahrhaftig den ungeteilten, entschlossenen Willen dazu haben. Er darf es nicht aus natürlicher Neigung, Selbstliebe, Eigennutz oder Menschenfurcht wollen, sondern nur durch eine alles besiegende Gnade des Heiligen Geistes, die nicht allen verliehen wird (Mt 13, 11). Die Erkenntnis des Kreuzgeheimnisses im praktischen Leben ist nur wenigen geschenkt. Wer den Kalvarienberg seines eigenen Lebens besteigen will, um sich dort mit Jesus kreuzigen zu lassen, muss ein Held sein, mutig und entschlossen, ein vergöttlichter Mensch, der Welt und Hölle, seinen eigenen Leib und Willen für nichts erachtet, ein Mensch, der entschlossen ist, für Jesus Christus alles zu verlassen, alles zu wagen, alles zu leiden. Seid euch bewusst, meine lieben Freunde des Kreuzes, dass jene unter euch, denen diese Entschlossenheit abgeht, nur mit einem Fuß voranschreiten, nur mit einem Flügel fliegen. Sie sind nicht wert, eurer Gemeinschaft anzugehören, weil sie den Namen eines Freundes des Kreuzes nicht verdienen. Denn das Kreuz muss man wie Jesus Christus großmütig und mit bereitem Herzen lieben (2 Makk 1, 3). Ein einziges halbes Wollen genügt schon, um wie ein räudiges Schaf die ganze Herde (Mt 7, 15; Joh 10, 1) anzustecken…

„Er nehme sein Kreuz auf sich“ – wie selten ist ein Mensch, der sein Kreuz auf sich nimmt! Die ganze Welt wiegt seinen Wert nicht auf (Spr 31, 10). Mit Freuden soll er es umfangen und mit Mut es auf seinen Schultern tragen – aber sein Kreuz und nicht das Kreuz eines anderen. Sein Kreuz, das ich in meiner Weisheit ihm nach Zahl, Gewicht und Maß zubereitet habe (Weish 11, 20); seinem Kreuz habe ich genau jene vier Dimensionen verliehen, nämlich Stärke, Länge, Breite und Tiefe (Eph 3, 18); sein Kreuz, das ich ihm aus Liebe aus einem Teil jenes Kreuzes herausgeschnitten habe, das ich auf Golgota trug; sein Kreuz, das größte Geschenk, das ich meinen Auserwählten auf Erden machen kann. Die Stärke dieses Kreuzes sind die materiellen Verluste, Demütigungen, Schmerzen, Krankheiten und seelische Leiden, die meine Vorsehung ihm täglich bis zu seinem Tod zustoßen lässt. Die Länge, das ist die Dauer von Tagen oder Monaten, während deren er von Verleumdungen, von Versuchungen, Trockenheit, innerer Verlassenheit und anderen seelischen Leiden bedrängt ist. Die Breite besteht aus all dem Harten und Bitteren, das er von seinen Freunden, Angehörigen und Verwandten erfährt. Die Tiefe aber liegt in all den verborgenen Leiden, mit denen ich ihn heimsuchen werde, ohne dass er in den Geschöpfen Trost finden kann. Ja, auf meinen Befehl werden die Geschöpfe ihm den Rücken kehren und sich mit mir vereinen, um ihm Leiden zu bereiten.

Er soll es tragen; er soll es nicht nachschleppen, nicht abschütteln, nicht wegwerfen und nicht verbergen, sondern er soll es aufrecht und offen tragen, ohne Ungeduld und Übellaunigkeit, ohne Furcht und vorsätzliche Auflehnung, ohne alles teilen zu wollen, ohne sich zu schonen, ohne Scheu und Menschenfurcht. Er soll es vor sich hertragen und wie der heilige Paulus sagen: „Ich aber will mich allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus rühmen“ (Gal 6, 14). Wie Jesus soll er es auf den Schultern tragen (Jes 9, 5f), damit dieses Kreuz ihm zu einer Waffe der Eroberung und zu einem königlichen Zepter werde. Und schließlich soll er es in Liebe in seinem Herzen tragen, damit es dort zu einem brennenden Dornbusch werde, der Tag und Nacht von reiner Gottesliebe brennt, ohne sich zu verzehren (Ex 3, 2).

 

WORTE DER HEILIGEN SCHRIFT

„Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen“ (Mt 16, 24 - 27).

 

GEBET

Gott, du willst, dass alle Menschen das Heil erlangen und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Ich bitte dich, sende Arbeiter in deine Ernte und gib, dass sie voller Zuversicht dein Wort verkünden, damit es eilends sich verbreite und weithin leuchte, und damit alle Völker dich erkennen, den einen wahren Gott, und Jesus Christus, den du gesandt hast, deinen Sohn. Amen.