Beitrag 09

Falsche Propheten rufen „Friede, Freude, alles gut“

Lügenpropheten werden sowohl vom Alten als auch vom Neuen Testament angekündigt. Diese werden große Verwirrungen in der Kirche anstiften. Kaum einer kennt sich dann noch aus. Wenn wir Gott fragen, warum Er solches zulässt, müssen wir auch Seine Antwort hören: „Denn der Herr, euer Gott, will euch auf die Probe stellen, damit es offenbar werde, ob ihr Ihn aus ganzem Herzen und aus eurer ganzen Seele liebt -- oder nicht“ (Dt 13,3). Die Irrlehrer von gestern und heute sind den Gläubigen zur Prüfung gegeben. Halten wir darum stand! -- und hören wir aus der „Darstellung des Luthertums“ des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi:

„Folgendes hat Gott vorausgesehen: So wie Er selbst zum Heil Seiner Auserwählten vom göttlichen Geist beseelte Männer schicken würde, um Sein Volk in der Frömmigkeit [treu] zu erhalten, so würde der Teufel, der Affe Gottes, Männer schicken, die von seinem eigenen Geist beseelt sind, um das Volk zu täuschen und von der Treue zum Überlieferten abspenstig zu machen, Männer, die in Gebaren, Taten [und] Worten den göttlichen Propheten nicht unähnlich sind.

Damit wir die wahren von den falschen Propheten unterscheiden können, gab Gott uns Zeichen und Merkmale als Unterscheidungskriterium. Der wahre Prophet wird an zwei Kennzeichen erkannt (vgl. Dt 18,20ff): an der Treue zum Überlieferten und an der Wahrhaftigkeit: an der Wahrhaftigkeit der Vorhersage und dem sicheren Eintritt des Ereignisses, das er im Namen des Herrn vorhersagte, und an der Treue zur Überlieferung: wenn er [nämlich] im Namen des Herrn redet, nicht im Namen fremder Götter, [d. h.] wenn er das Volk in der [überlieferten] Frömmigkeit erhält, nicht aber zu einer neuen Form der Religion verführt.

Die Treue zum Überlieferten muss mit der Wahrhaftigkeit verbunden sein; denn [so] lesen wir im Deuteronomium: Tritt in deiner Mitte ein Prophet oder Traumseher auf, und kündet er dir ein Zeichen oder Wunder an, und trifft das Zeichen oder Wunder, das er dir verkündet hat, auch wirklich ein und spricht er: Wir wollen andere Götter verehren, die du bisher nicht gekannt hast, und ihnen dienen!, so höre nicht auf die Worte dieses Propheten oder Traumsehers! Denn der Herr, euer Gott, will euch prüfen (Dt 13,1- 3). Daher befiehlt [Gott] den Tod eines solchen Propheten, denn er hat zum Abfall vom Herrn, deinem Gott, aufgefordert … Er hat dich vom Weg abbringen wollen, den der Herr, dein Gott, dir zu gehen geboten hat. So sollst du das Böse aus deiner Mitte tilgen (Dt 13,5)! Auch wenn er Wahres vorhergesagt hat sollst du den Pseudopropheten aus deiner Mitte tilgen aufgrund seiner Ruchlosigkeit und weil er versucht hat, die [überlieferte] Religion zu ändern. Um einen echten Propheten auszumachen, werden also beide Kennzeichen erfordert: sowohl die Wahrhaftigkeit wie auch die Treue zur Überlieferung; fehlt aber eines von beiden oder gar beides, so handelt es sich um einen Pseudopropheten.

Am 19. Januar 1522 veröffentlichte Luther eine höchst feierliche Weissagung in einem Brief [Zitat]: „Ich bin sicher, mein Wort ist nicht meines, sondern das Wort Christi selbst. Also muss auch mein Mund der Mund [Christi]5 sein, dessen Wort er spricht“. [Und] er fügt hinzu [Zitat]: „Lasst zu, dass wir noch diese zwei Jahre verbringen. Dann wird man sehen, wo Papst, Bischof, Priester, Nonne, Glocke, Turm, Messe, Mönchskutte, Tonsur [und] Regel und der ganze päpstliche Haufen bleiben“. Aber nach dieser Weissagung verbrachte er nicht nur zwei, sondern [noch] 24 Jahre, nämlich bis zu seinem Tod, und dennoch ist das Papsttum nicht verschwunden. Im Gegenteil, es ist zwar von den Pforten der Hölle hart belagert worden, konnte aber nicht erobert werden; auf dem Felsen Petri gegründet (Mt 16,18), erwies es sich durch göttliche Standhaftigkeit gefestigter denn je.

So beweisen diese leeren Weissagungen Luthers ihn selbst als falschen Propheten, nicht würdig des geringsten Vertrauens: Sie zeigen, wie falsch er gesprochen hat [Zitat]: „Ich bin es, der spricht, ich Dr. Martin Luther, unseres Herrn Jesus Christus unwürdiger Evangelist, und hier ist meine vom Hl. Geist ausgehende Eingebung und das wahre hochheilige Evangelium“. „Sie mögen wollen oder nicht, sie müssen mich als heiliges Werkzeug Gottes anerkennen“. Ja freilich.

[Nun,] Polykarp Leyser6 ist mit demselben Kennzeichen zu brandmarken; denn auch er spielt sich in dem gegen uns gerichteten Buch als göttlichen Propheten auf…, indem er zu seinen Lutheranern sagt: „Dieser Sache bin ich gewiss: Ihr werdet in dieser Welt glücklich sterben, und wir werden uns bei unserem Herrn Jesus Christus in Seiner ewigen Glorie wiederfinden, [derweil] die ungläubigen Jesuiten und Kapuziner [mit] ihrer Gotteslästerung in die Hölle hinabgestoßen werden“. Wie gewiss sagt dieser Prophet den Seinen das ewige Heil voraus!

Wer von den Propheten oder den Aposteln hat je so geredet? Nicht einmal Paulus war sich so sicher, sondern sagt: Ich züchtige meinen Leib und bringe ihn in Knechtschaft, damit ich nicht etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verworfen werde (1 Kor 9,27). Aber Paulus war nicht wie Polykarp durch Gottes Geist in Gewissheit versetzt, denn Paulus war nicht wie Polykarp Lutheraner, sondern Christ. Den Christen aber wird nicht eine so sichere Gewissheit versprochen, sondern es wird gesagt, sie sollen mit Furcht und Zittern ihr Heil wirken (Phil 2,12). [So] sagt auch Petrus: Bemüht euch, dass ihr durch gute Werke eure Berufung und Auserwählung sicher machet (2 Petr 1,10).

Falschen Propheten war es immer eigen, diese Sicherheit zu versprechen; so versprachen die vom Lügengeist getriebenen Propheten dem König Achab den sicheren Sieg; aber nicht so der hl. Gottesprophet Michäas (vgl. 3 Kg 22,11-17; 3 Kg = heute 1 Kg). Von den falschen Propheten wird [daher durch Gott] gesagt: Sie sagen: Friede, Friede, aber es wird nicht Friede sein (Jer 6,14)“.

(aus: Laurentius von Brindisi, Opera omnia, Vol. II Hypotyposis Lutheranismi, Pars I Hypotyposis Martini Lutheri, Patavii, ex officina typographica seminarii 1930, Sectio Tertia, Dissertatio Sexta, II, S. 117f.;  V-VII,S. 121ff.)