Der Hölle entronnen

Vorsätze des heiligen Alphons von Liguori (Bischof und Kirchenlehrer), mit denen er der Hölle entrinnen konnte.

Nach seiner Priesterweihe schrieb der heilige Alphons folgende Vorsätze nieder:

«Ich bin Priester; meine Würde übertrifft die der Engel; ich muss mich daher bemühen, ein ganz reines und engelgleiches Leben zu führen. Gott gehorcht meinem Worte (bei der Konsekration); ich muss dem Seinigen gehorchen, Seiner Gnade und meinen Vorgesetzten.»

«Die Kirche ehrt mich, und ich muss sie ehren durch die Heiligkeit meines Lebens, meinen Eifer und meine Arbeiten.»

«Ich opfere Jesus Christus dem ewigen Vater auf; ich muss daher mit allen Tugenden Jesu Christi bekleidet sein und mich würdig machen, mit dem Heiligen der Heiligen zu verkehren.»

«Das christliche Volk betrachtet mich als das Werkzeug seiner Versöhnung mit Gott; deshalb muss ich stets in der Liebe und Freundschaft Gottes leben.»

«Die Gläubigen hoffen, durch mein Beispiel in der Heiligkeit gefestigt zu werden. Ich muss also alle allezeit erbauen.»

«Die Sünder erwarten von mir, dass ich sie von der Sünde befreie. Ich muss das tun durch mein Gebet, mein Beispiel, meine Worte und mein Wirken.»

«Ich bedarf der Kraft und des Mutes, um über die Welt, die Hölle und die Verderbtheit meiner Natur zu siegen; ich muss kämpfen und werde mit der Gnade Gottes siegen.»

«Ich muss arbeiten, um mir die Wissenschaft zu erwerben, die mich befähigt, die Religion zu verteidigen, den Irrtum zu widerlegen und die Gottlosigkeit zu vernichten.»

«Ich muss menschliche Rücksichtnahme und weltliche Freundschaften verachten. Diese Dinge rauben dem Priestertum die Achtung.»

«Ich muss den Ehrgeiz und den Geldgewinn fliehen; sie sind das Verderben des Priestertums. Wie vielen Priestern hat der Ehrgeiz den Glauben geraubt!»

«Ich muss ernst und liebevoll, klug und zurückhaltend sein, besonders gegenüber Frauen, darf sie aber weder stolz noch verächtlich behandeln.»

«Ich muss jeden Tag meines Lebens gesammelt und eifrig sein, das Gebet und eine solide Tugend üben; nur dann wird mein Leben Gott gefallen.»

«Die Ehre Gottes, die Heiligung meiner Seele und das Heil meines Nächsten müssen mein einziges Ziel sein, und ich muss es erreichen selbst um den Preis meines Lebens.»

«Ich bin Priester und muss wirken, dass die Tugend geliebt und Jesus Christus, der höchste und ewige Priester, verherrlicht wird.»

 

Bald bot sich für Alphons Gelegenheit, seinen Eifer zu betätigen.

Der Erzbischof, der ihn sehr hoch schätzte, betraute ihn mit der Abhaltung der Exerzitien für seinen Klerus. Man tadelte es, dass er einen so jungen Priester dazu bestimmte und meinte, er wolle ohne Mörtel bauen. Aber der Erfolg gab dem Oberhirten letztlich Recht. Die Früchte dieser Exerzitien waren außerordentlich erfreulich. Die Folge war, dass Alphons sogleich wieder neue, zahlreiche Einladungen erhielt, Predigten und Exerzitien zu halten. Zugleich sandten ihn die Oberen der «Kongregation der Propaganda» aus, mit seinen Mitbrüdern auf dem Lande Missionen abzuhalten. 1727 hielt er zu Bosco und den umliegenden Dörfern, im Januar 1728 in Resina eine Mission ab. Überall war der Erfolg, entsprechend seinem Eifer, ganz außerordentlich.

Ein Wohltäter hatte der Kongregation einen bedeutenden Preis gestiftet, der dem eifrigsten ihrer Mitglieder zufallen sollte. Obwohl Alphons der jüngste unter ihnen war, wurde ihm doch dieser Preis zugesprochen, um seinen Eifer anzuerkennen.

Der Erfolg seines Wirkens war aber nicht etwa die Frucht seiner Gelehrsamkeit oder glänzender Worte oder eines wohlklingenden Redestromes, sondern nebst der Gnade Gottes die Frucht seines echten apostolischen Auftretens.

[Quelle: «Der heilige Alphons von Liguori», Einsiedeln 1886]