Zweck dieses Werkes

(Notwendig zu lesen)

Einige wünschten von mir ein Buch mit Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten für Seelen, die sich im geistlichen Leben besser zu begründen und fortzuschreiten verlangen. Andere begehrten von mir eine kleine Sammlung von Reden, die auf Missionen, sowie auch bei geistlichen Exerzitien als Predigten brauchbar wären. Um aber Bücher, Mühe und Unkosten nicht zu vermehren, hielt ich für gut, vorliegendes Werk auf die Art, wie man sieht, einzurichten, damit es sowohl für den einen, als für den anderen Zweck dienlich wäre.

Damit es den Weltleuten zum Betrachten diene, teilte ich jede dieser Erwägungen in drei Punkte. Jeder Punkt kann für eine Betrachtung gelten und deswegen habe ich nach jedem Punkte die Anmutung und Bitten beigefügt. Ich bitte die Leser, nicht überdrüssig zu werden, wenn in diesen Bitten immer um die Gnade der Beharrlichkeit und Liebe zu Gott gebeten wird, denn diese zwei Gnaden sind uns zur Erlangung des ewigen Heils am notwendigsten.

Die Gabe der göttlichen Liebe ist jene Gnade, sagt der heilige Franciscus Salesius, welche alle Gnaden in sich begreift, indem die Tugend der Liebe zu Gott alle übrigen Tugenden im Gefolge hat. „Es sind mir aber mit ihr zugleich alle Güter zugekommen." (Weish 7,11) Wer Gott liebt, ist demütig, ist keusch, ist gehorsam, ist abgetötet, kurz er besitzt alle Tugenden. „Liebe Gott", sagte der heilige Augustinus, „dann tue, was du willst". Jawohl, denn wer Gott liebt, wird sich bemühen, alles ihm Mißfällige zu meiden und nichts anderes suchen, als ihm in allem zu gefallen.

Die zweite Gnade: der Beharrlichkeit, ist jene, welche die Erlangung der ewigen Krone bewirkt. „Der Himmel", spricht der heilige Bernardus, „ist allen versprochen, die das gute Leben beginnen, doch wird er nur jenen zuteil, welche ausharren. Den Anfängern wird er zugesichert, den Ausharrenden aber wird er gegeben." (Sermo 6. S. Bern, de modo bene viv.)

Doch diese Beharrlichkeit gibt man, wie die heiligen Väter lehren, nur jenen, die darum bitten. Daher schrieb der heilige Thomas, um in den Himmel zu gelangen, sei beständiges Gebet erforderlich. „Nach der Taufe aber ist dem Menschen immerwährend das Gebet nötig, daß er in den Himmel eingehe." (3 p. qu. 39. art. 5) Und vor ihm sagte es unser Heiland: „Man muß immer beten und nicht aufhören." (Lk 18,1)

Und dies ist die Ursache, warum so viele elende Sünder, obschon ihre Sünden verziehen worden sind, dennoch nicht in der Gnade Gottes beharren. Sie erhalten Vergebung; weil sie jedoch unterlassen, Gott - besonders zur Zeit der Versuchungen - um Beharrlichkeit zu bitten, so fallen sie aufs neue. Obwohl hingegen die Beharrlichkeit eine ganz unverdiente Gnade ist, deren wir uns durch unsere Werke nicht würdig machen können, so sagt dennoch Pater Suarez, durch das Gebet erhalte man sie unfehlbar, und schon vor ihm sagte der heilige Augustinus: die Gabe der Beharrlichkeit könne man durch das Gebet erlangen. „Dies Geschenk Gottes kann bittweise verdient, das heißt durch Beten erlangt werden". (De Dono Persev. C. 6) Diese Notwendigkeit des Gebetes haben wir in einem anderen besonderen Werkchen, mit dem Titel: Das Gebet als Hauptmittel usw. weitläufig erwiesen: ein Werkchen, das so kurz und wohlfeil es ist, uns dennoch viel Mühe gekostet hat, und ich halte es für jede Menschenklasse höchst nützlich, ich behaupte sogar, unter sämtlichen geistlichen Abhandlungen gebe es, und könne es keine notwendigere Abhandlung geben, als jene über das Gebet, um das ewige Heil zu erlangen.

Damit sonach vorliegende Betrachtungen den Priestern, die wenig Bücher, oder sie zu lesen nicht Zeit haben, auch zum Predigen dienen könnten, so habe ich sie mit Zeugnissen aus der Heiligen Schrift, und mit Stellen der heiligen Väter versehen, die zwar kurz, aber geistreich sind, wie sie eben zu Predigten sein sollen, und bemerkte, daß jede einzelne Betrachtung mit allen drei Punkten eine Predigt abgeben wird.

In dieser Absicht suchte ich aus vielen Schriftstellern die gehaltvollsten Gedanken zu sammeln, die ich für die tauglichsten hielt, um zu bewegen, und führte verschiedene kurz an, damit der Leser jene wählen könne, die ihm am besten gefallen, und sie dann nach Belieben ausführe. Alles gereiche Gott zur Ehre.

Meinen Leser bitte ich, mich Jesu Christo anzuempfehlen, mag ich - wenn er dies Buch lesen wird - am Leben oder tot sein, und ich verspreche eben dasselbe für jene zu tun, die mir diese Liebe erweisen werden. Es lebe Jesus, unsere Liebe, und Maria, unsere Hoffnung.