13. Betrachtung

Eitelkeit der Welt

„Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,

an seiner Seele aber Schaden leidet?"

(Mt 16,26)

 

1. Punkt

Ein alter Weltweiser mit Namen Aristippus, reiste einmal zur See, litt Schiffbruch und verlor sein ganzes Hab und Gut. Da er aber ans Land gekommen und seiner Wissenschaft wegen sehr berühmt war, so wurde er von den dortigen Bewohnern mit allem versehen, was er verloren hatte. Daher schrieb er hernach seinen Landsleuten, sie sollten auf sein Beispiel hinschauen, und nur mit jenen Gütern sich versehen, die man nicht einmal durch den Schiffbruch verliert. Eben dies lassen uns unsere Verwandten und Freunde - die in der Ewigkeit sind - von jenseits her sagen: wir sollen während unseres Lebens darauf bedacht sein, nur mit jenen Gütern uns zu versehen, die selbst der Tod nicht entreißt. Der Sterbetag wird der Tag des Verderbens genannt: „Nahe ist der Tag des Verderbens". (Dtn 32,35) Der Tag des Verderbens; denn an diesem Tage wird man um die Güter dieser Welt, um die Ehren, um alle Vergnügungen kommen. Deshalb sagte der heilige Ambrosius: Wir können sie nicht unsere Güter nennen, da wir sie nicht mit uns in die andere Welt bringen können, denn nur die Tugenden geleiten uns ins andere Leben „Nicht unser ist, was wir nicht mit uns nehmen können, die Tugend allein begleitet uns."

Was hilft es also, sagt Jesus Christus, die ganze Welt gewinnen, wenn wir im Tode durch den Verlust der Seele alles verlieren werden? Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt? O wie viele junge Leute vermochte dieser wichtige Grundsatz, sich in Klöster zu begeben; wie viele Einsiedler trieb er an, in Wüsten zu leben; wie viele Blutzeugen ermutigte er, für Jesus Christus das Leben hinzugeben! Mit diesem Grundsatze gewann der heilige Ignatius von Loyola viele Seelen für Gott, und unter diesen besonders die schöne Seele des heiligen Franciscus Xaverius, der zu Paris mit irdischen Gedanken umging; „Bedenke Franciscus, also sprach einst der Heilige zu ihm, bedenke! die Welt ist treulos, sie macht Verheißungen und hält nicht Wort. Und sollte auch die Welt, was sie dir verspricht, halten, so könnte sie dennoch niemals dein Herz befriedigen. Setzen wir jedoch den Fall, sie würde es befriedigen: wie lange würde diese deine Glückseligkeit dauern? Kann es von längerer Dauer sein, als dein Leben? Und was wirst du am Ende davon in die Ewigkeit bringen? Gibt es dort etwa einen Reichen, der sich eine Summe Geldes oder einen Bedienten mitgenommen hat? Ist dort ein König, der ehrenhalber nur einen Faden von Purpur mitgetragen hat?" Auf diese Worte hin verließ Franciscus die Welt, folgte dem heiligen Ignatius nach, und wurde heilig. Eitelkeit über Eitelkeit! also nannte Salomon alle Güter dieser Welt, nachdem er sich von allen möglichen Vergnügungen, die es auf dieser Welt gibt, nicht ein einziges versagt hatte, wie er selbst bekannte: „Und ich habe meinen Augen alles, was sie nur verlangten, gegönnt" (Eccl 2,10) Es sagte die Schwester Margaretha von S. Anna, eine unbeschuhte Karmeliterin, Tochter des Kaisers Rudolph II.: „Was helfen die Königreiche in der Sterbestunde?" O wichtige Sache! Es zittern die Heiligen bei dem Gedanken an den, ihr ewiges Heil entscheidenden Augenblick. Es zitterte Paulus Segneri und fragte ganz erschrocken seinen Beichtvater „Was sagen sie Pater? werde ich wohl selig werden?" Es zitterte der heilige Andreas Avellinus, und unter Schluchzen und Seufzern sprach er: „Wer weiß, ob ich selig werde?" Von diesem Gedanken war auch der heilige Ludovicus Bertrandus so ergriffen, daß er nachts vor Schrecken vom Bette aufsprang und jammerte: „Wer weiß, ob ich nicht verdammt werde?" Und die Sünder? - sie leben in ihrer Verdammnis dahin, und schlafen und scherzen und lachen!

 

Anmutungen und Bitten

Ach Jesu! mein Erlöser! ich danke dir, daß du mich meine Torheit und meine Bosheit erkennen lassest, da ich dir den Rücken kehrte, der du für mich Blut und Lehen gabst. Nein, so verdientest du nicht von mir behandelt zu werden, wie ich dich behandelte. Siehe, wenn jetzt der Tod mich träfe, was würde ich in mir anderes finden, als Sünden und Gewissensbisse, woran ich voll Unruhe sterben müßte? Ich bekenne es, mein Erlöser, ich sündigte, weil ich dich, o höchstes Gut! wegen elender Freuden dieser Welt verlassen habe; ich bereue es vom ganzen Herzen. Ach um jenes Schmerzes willen, der dich am Kreuze tötete, gib mir einen solchen Schmerz über meine Sünden, daß ich im ganzen mir übrigen Leben die dir zugefügten Beleidigungen beweine. Mein Jesus, ach mein Jesus! verzeihe mir! ich verspreche, dich nicht mehr zu beleidigen, sondern immer zu lieben. Ich bin zwar deiner Liebe nicht wert, weil ich sie vorher so verachtete; doch du sagtest ja, du liebst den, der dich liebt: „Ich liebe, die mich lieben." (Spr 8) Ich liebe dich also, liebe auch du mich! Ich will mich nicht mehr in deiner Ungnade sehen. Ich entsage allen Herrlichkeiten und Genüssen dieser Welt, wenn nur du mich lieb hast. Mein Gott! erhöre mich um der Liebe Jesu Christi willen. Er bittet dich, daß du mich nicht von deinem Herzen verstoßest. Ich opfere mich dir ganz und gar; ich bringe dir mein Leben, meine Vergnügungen, meine Sinne, meinen Leib, meinen Willen und meine Freiheit zum Opfer dar. Nimm mich an; verschmähe mich nicht, wie ich es verdiente, weil ich so oft deine Freundschaft verschmäht habe: Verstoß  mich nicht von deinem Angesichte! Heiligste Jungfrau Maria, meine Mutter, bitte Jesum für mich, auf deine Fürsprache vertraue ich ganz!