323. Ein letzter Rückblick

(Lk 24)

 

I Jesus erschließt den Jüngern das Verständnis der Heiligen Schrift

Er sprach zu ihnen: «Dies ist es, was ich zu euch gesagt habe, als ich noch unter euch weilte: Alles muß in Erfüllung gehen, was im Gesetze des Moses, bei den Propheten und in den Psalmen von mir geschrieben steht.» Dann erschloß Er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften.

Komm in den Abendmahlssaal, um noch einmal deinen göttlichen Meister dort zu sehen. Erinnere dich voll Andacht an den Abend seines Leidens, an die Tränen und die Todesangst deines Erlösers! Nun siehst du wenige Wochen später an dem selben Ort ungetrübte Freude und vollkommenes Glück. Betrachte dieses Geheimnis im Licht der Auferstehung!

«Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe»; das wollte ich euch zu verstehen geben, daß ihr Entsagung und Leiden als Lebensgrundsatz annehmen müßt. Ihr müßt auf dem selben Weg wie ich in den Himmel eingehen. «So steht geschrieben: Der Messias muß leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen. In seinem Namen soll allen Völkern, angefangen von Jerusalem, Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden.» Jesus kommt wieder auf seinen Lieblingsgegenstand zurück. Er wünscht, daß die Jünger vor seiner Himmelfahrt wirklich bereit seien, Ihm nachzufolgen. Ist es doch ein beneidenswertes Los, für den Heiland zu leiden. Darum vergiß alle deine Furcht in der Hoffnung, Ihm ähnlich zu werden und Ihn eines Tages zu besitzen. Bitte den Herrn um die Gnade, Ihm in Zukunft treuer zu sein, bitte Ihn, deiner Seele den Sinn für das Göttliche, Übernatürliche zu erschließen, für alles, was über die Erde erhebt und zum Reich Gottes führt!

 

II Jesus bestätigt sie als Zeugen seines Evangeliums

«Ihr seid Zeugen davon. Seht, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch herab. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft von oben ausgerüstet seid.»

Betrachte, was Jesus von den Seinigen verlangt: «Ihr werdet meine Zeugen sein. An eurer Art, zu sprechen und zu handeln, wird man erkennen, daß ihr in meiner Schule gewesen, daß ihr von mir herangebildet seid, daß das Evangelium eure Richtschnur ist, daß ihr euch die Tugenden eures Meisters angeeignet habt.»

Betrachte, wie gebieterisch Jesus diese Worte spricht! Er fordert von ihnen; Er zählt bestimmt auf sie. Er sagt nicht: «Ich lade euch ein, meine Zeugen zu sein», sondern: «Ihr seid meine Zeugen. Euer ganzes Leben erhält eine neue Richtung durch diese Wahl, die ich getroffen habe und die ihr angenommen habt. Ihr seid nichts anderes mehr; ihr müßt euch dazu verstehen.»

Und Jesus gibt sich nicht mit einem zögernden, schüchternen, unvollständigen Zeugnis zufrieden. Ihre ganze Person soll für Ihn Zeugnis ablegen: alles, was sie erhalten, was sie erworben haben, ihr Besitztum, ihre Kenntnisse, ihre Fähigkeiten. Er verlangt von ihnen alles, was Er überhaupt verlangen kann.

Beuge dich diesem unumschränkten Recht, das Jesus auch über dich ausübt. Fürchte dich jedoch nicht, Ihm deine Ohnmacht einzugestehen! Gerade weil Er unsere Schwäche kennt, hat Er allen, die Er zum Apostolat und zum Opfer beruft, den Geist der Stärke versprochen. Darum setze all dein Vertrauen auf den Heiligen Geist, den Jesus verheißen hat; in Ihm wirst du stark sein. Opfere dich deinem himmlischen Vater auf und bitte Ihn, in dir und durch dich die großen Dinge zu vollbringen, die sein Sohn von dir erwartet!