318. Der Abend des Auferstehungstages

(Mk 16, Lk 24, Joh 20)

 

I Der auferstandene Heiland erscheint seinen Aposteln

Am Abend jenes ersten Wochentags waren die Jünger versammelt und hatten aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen.1 Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sprach zu ihnen: «Friede sei mit euch! Ich bin es, fürchtet euch nicht.»

Geselle dich wieder zu den Jüngern im Abendmahlssaal! Sie haben sich dort versammelt, um sich gegenseitig ihre Erleuchtungen, Freuden und Hoffnungen mitzuteilen. Sie fürchten sich immer noch aus Angst vor den Juden. Flüchte in ihre Mitte mit deiner furchtsamen Frömmigkeit und rufe dir mit ihnen die Freuden des Osterfestes in Erinnerung!

Die heilige Jungfrau ist auch in dieser Versammlung. Sie bittet ihren Sohn, den Abend dieses Tages durch seine Gegenwart zu verherrlichen und ihre Kinder zu trösten und zu erfreuen.

Höre den liebevollen Gruß des Heilands: «Der Friede sei mit euch. Ich bin es, fürchtet euch nicht!» So hat Er im furchtbaren Sturm gesprochen, so auch vor seinem bitteren Leiden. Dasselbe Wort wiederholt Er nun am Abend des Tages seiner Auferstehung: «Der Friede sei mit euch; ich bin es! Ich bin treu; ich habe meine Versprechungen gehalten, ich bin eurer ganzen Liebe würdig.» Offne deine Seele dem Frieden, den Jesus den Seinen mitteilt, und stille so alle Unruhe! Unter seinem Blick bist du immer in Sicherheit.

1 Nach der Überlieferung im Abendmahlssaal auf dem Berg Sion, südwestlich vom Tempel. Dieser Ort, an den sich so heilige Erinnerungen knüpften, war würdig, der Versammlungsraum der ersten Gläubigen zu werden. Er wurde schon in der ersten christlichen Zeit in eine Kirche umgewandelt. Diese Kirche wird in mittelalterlichen Erlassen oft die Mutter aller Kirchen genannt.

 

II Er läßt sie die Wirklichkeit seiner Auferstehung feststellen

Er verwies ihnen ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, daß sie denen nicht geglaubt hatten, die Ihn nach der Auferstehung gesehen hatten. Er sprach zu ihnen: «Weshalb seid ihr erschrocken und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen?»

Stärke deinen Glauben beim Anblick deines Erlösers und höre den Vorwurf, den Er seinen Jüngern macht! Mehreren kommt dies Glück so unerwartet, daß sie ihren Augen nicht trauen. Sie haben Angst, sich der Freude hinzugeben, und fürchten neue Enttäuschungen. Sie öffnen die Augen des Leibes und schließen die Augen der Seele. Gott läßt das zu, um auch unseren Glauben zu festigen.

Und Er sprach zu ihnen: «Seht meine Hände und meine Füße, ich bin es.» Und Er zeigte ihnen seine Hände, seine Füße und seine Seite. Er fordert die Seinigen auf, seine Wundmale zu betrachten. Betrachte auch du ganz nahe die heiligen Quellen, denen das Erlöserblut entströmt ist, und küsse die Wunden, die deine Genesung bewirkt haben; sie sind der unzweifelhafte Beweis der Liebe Gottes zu dir. Für dich ist Jesu heiliger Leib verwundet worden, in seine Wundmale hat Er deinen Namen geschrieben und Er erinnert seinen himmlischen Vater an dich, so oft Er Ihm seine Wunden zeigt. Jetzt weißt du so sicher, daß du niemals daran zweifeln darfst, wer dein bester Freund in dieser Welt ist. Wie wirst du seine Liebe erwidern? Fürchtest du noch immer, Ihm zu folgen?

Jesus will seinen Jüngern noch einen Beweis seiner Auferstehung geben. «Habt ihr etwas zu essen hier?» fragt Er. «Da ich mich an euren Tisch setze, will ich euch beweisen, daß ich wirklich derjenige bin, den ihr gekannt habt und der euer Leben jahrelang geteilt hat. Der Leib, den mein Vater glorreich auferweckt hat, ist wirklich derselbe, der in Bethlehem geboren wurde. Ich gehöre zu euch mehr als je.»

Freue dich bei diesen Worten! Sieh, wie Jesus die Speise nimmt, die man Ihm anbietet. Erbitte dir ein Stückchen aus seiner Hand!

 

III Er bekleidet sie mit der Macht, Sünden zu vergeben

Abermals sprach Jesus zu ihnen: «Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.» Nach diesen Worten hauchte Er sie an und sprach: «Empfanget den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden nachlasset, dem sind sie nachgelassen, und wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten.»

Ein feierlicher Auftritt beschließt das Wiedersehen der Jünger mit ihrem Meister. Trotz ihrer Untreue erhalten die Apostel nun die Bestätigung ihrer priesterlichen Sendung und die göttliche Vollmacht, Sünden zu vergeben. Die Gnaden, die Er ihnen spendet, sollen der Arbeit am Heil der Seelen dienen. Jesus ist für alle Menschen gestorben und will allen die Früchte seines Todes zuwenden, darum verkündet Er die Bedingungen der Begnadigung für alle. Er setzt Richter ein, um über die Sache eines jeden zu urteilen. Er eröffnet den Menschen ein Bußgericht und versieht es mit der Gewalt, jeden reuigen Sünder loszusprechen. Dort sollen den Sündern die Früchte des Leidens und der Auferstehung Jesu zugewendet werden.

Warum wählt Jesus gerade diesen hohen Freudentag zur Einsetzung des Bußsakramentes? Er tut es, um den Sündern zu offenbaren, daß die Bekehrung eine Auferstehung und somit ein Freudenfest ist. Bewirkt die Lossprechung des Priesters in der begnadigten Seele nicht wahre Osterfreude?

Bezeige deinem Meister deine ganze Dankbarkeit, bewundere seine Weisheit und preise seine Güte! Zu deinem Heil hat Er dieses Sakrament eingesetzt und seine Priester mit göttlicher Vollmacht versehen. Empfange auch du den Heiligen Geist: den Geist der Demut, der Frömmigkeit, der Stärke und der vollkommenen Unterwürfigkeit!