300. Jesus wird am Kreuz verspottet

(Mt 27, Mk 15, Lk 23)

 

I Jesus wird von den Vorübergehenden beschimpft

Die Vorübergehenden lästerten Ihn, schüttelten den Kopf und sagten: «Ei, Du willst ja den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen! Steig herab vom Kreuze und rette dich selbst!»

Tritt an das Kreuz heran, an dem dein Erlöser bald sterben wird. Höre, wie man Ihn beschimpft! Noch einmal will der Heiland dich lehren, wie du gegen die Welt und gegen die Verachtung der Welt kämpfen sollst. Aus diesem Grund setzt Er sich hier so öffentlich den Beschimpfungen aus.

Es ist die letzte Lehre, die dir dein Heiland gibt. Er fordert vom Stolz des Menschen die empfindlichsten Opfer, aber Er geht uns mit seinem Beispiel voran und übt, was Er gelehrt hat. Noch mehr! Jesus bietet seinem Vater überfließende Sühne für die Sünden unseres Hochmutes. Danke Ihm und nimm dir von neuem vor, Jesus in seinen Demütigungen zu folgen.

Beobachte alles, was in der Nähe des Kreuzes gesagt und getan wird! Man behandelt den Heiland als Schwindler, verdreht seine Worte, verspottet seine Lehre und zieht seine Persönlichkeit und sein Wirken ins Lächerliche. Das göttliche Lamm schweigt. Dieses Schweigen ist das äußere Zeichen seines vollkommenen Seelenfriedens und seiner inneren Ruhe. Wenig liegt am Gerede der Menschen, wenn Gott zufrieden ist. Jesus hört alles, läßt es über sich ergehen und opfert sich seinem himmlischen Vater auf. In seinem Leben hatte Er geäußert: «Jedes Wort gegen den Menschensohn wird vergeben werden», und Er hält Wort. Er vergibt großmütig und bittet den Vater, die Schuldigen zu verschonen. Vereinige dich mit diesem Gebet des Erlösers!

 

II Jesus wird von den Führern des Volkes beschimpft

Ebenso höhnten auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sagten: «Andern hat Er geholfen, sich selbst kann Er nicht helfen.»

Hatte Jesus gesagt: «Die Sünde gegen den Menschensohn wird vergeben werden», so hatte Er beigefügt: «Die Sünde gegen den Heiligen Geist wird weder in diesem noch in jenem Leben vergeben werden.» — Siehe, wie die Schriftgelehrten, Gesetzeslehrer und Pharisäer das Kreuz umstehen, lauter Männer, die sich ihrer größeren Erkenntnis nur bedient haben, um sich vor der Wahrheit zu verschließen! Indem sie den Sohn Gottes lästern, lästern sie auch den Heiligen Geist, der vom Sohn ausgeht, und besiegeln ihre Gottlosigkeit.

Höre, wie sie den Heiland am Kreuz herausfordern! «Er vertraute auf Gott; der befreie Ihn nun, wenn Er ein Wohlgefallen an Ihm hat, denn Er sagte ja: Ich bin Gottes Sohn.» Bis zum Ende fahren sie fort, das Volk von der Wahrheit abwendig zu machen und die Werke Jesu dem Satan zuzuschreiben. So haben sie die Barmherzigkeit Gottes verworfen, und da sie in Unbußfertigkeit verharren, kann das kostbare Blut, das aus den Wunden Jesu quillt, ihre Sünden nicht tilgen.

Was tut Jesus am Kreuz? Er übt das Richteramt aus: Er scheidet die Guten von den Bösen, Er verzeiht denen, die durch menschliche Schwäche gefehlt haben und reuig zu Ihm zurückkehren, und verdammt jene, die wissentlich die Wahrheit zurückstoßen. Den einen öffnet Er den Himmel, den andern verschließt Er ihn.

Zu den Füßen des Kreuzes, an dem der Sohn Gottes verblutet, bringe dem Heiligen Geist deine Huldigung dar! Er ist der Geist der Wahrheit und der Kraft, Er wirkt alle Wunder im übernatürlichen Leben. Er flößt Heldenmut ein, unterstützt jede Anstrengung zum Guten und führt sie zum Sieg. Bete den Heiligen Geist an! Nimm Ihn mit dem letzten Seufzer deines Erlösers in dich auf und überlasse dich ganz seiner Leitung!