277. Jesus vor den Hohenpriestern

(Mt 26, Mk 14, Lk 22, Joh 18)

 

I Jesus vor Annas und Kaiphas

Die Häscher führten Jesus zum Hohenpriester Kaiphas, bei dem sich die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten.

Betrachte den Heiland gebunden, umgeben von rohen Soldaten, die Ihn mißhandeln. Jesus beklagt sich in keiner Weise. Auf diesem Weg leistet Er Genugtuung für deine sündhaften Schritte auf verbotenen, gefährlichen Wegen. Er geht vor dir her, um dich vor neuen Irrgängen zu bewahren, und will dich barmherzig zurückführen auf den Weg zur ewigen Seligkeit. Belebe dein Vertrauen und folge Ihm in Liebe!

Bitte den gefesselten Heiland, Er möge deinen Willen zur Erfüllung seiner göttlichen Absichten geneigt machen und dir ein gelehriges Herz geben, das willig den Anregungen der Gnade folgt. Versichere Ihm aufrichtig, du wollest dich von Ihm bearbeiten lassen, gleichviel welcher Hand Er sich hierzu bediene, sei sie sanft und wohltuend oder rauh und verletzend. Du wollest in allem einzig die Tätigkeit der göttlichen Vorsehung erblicken, die dir behilflich sein will, den Himmel zu erreichen. In allem, was Jesus erduldet, sieht Er nur den Willen seines himmlischen Vaters. Erneuere dein Versprechen, Ihm hierin treulich zu folgen!

 

II Das Verhör

Der Hohepriester fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.

Jesus steht vor seinen Richtern. Den Stolzen und Hochmütigen dieser Welt bietet Er das Schauspiel einer beispiellosen Erniedrigung. Vor einem solchen Richterstuhl wird die ewige Weisheit als lächerlich verspottet werden. Er läßt das zu, damit du an seinem Beispiel lernst, deinen Stolz zu bekämpfen. Betrachte die Umgebung, in die sich Jesus führen läßt; höre die Fragen des Richters und erwäge die Antworten des Heilands: «Ich habe offen vor aller Welt geredet. Ich habe stets in den Synagogen und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. Warum fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesprochen habe. Die wissen, was ich gesagt habe.» Nimm diese Worte Jesu als eine an dich gerichtete Aufforderung hin, nahe dich den Schranken des Gerichtes, dem die Feinde Jesu vorsitzen, und sage ihnen kühn ins Angesicht, was du von Jesus, seiner Lehre, seinen Wundern und seinem Beispiel hältst. Lege ein mutiges Zeugnis ohne alle Menschenfurcht ab!

 

III Jesus erhält einen Backenstreich

«Als Er dies gesagt hatte, schlug einer der Knechte, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: «So antwortest Du dem Hohenpriester?» Jesus entgegnete ihm: «Habe ich unrecht gehandelt, so beweise das Unrecht; habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich?»

Erschauere wegen der unwürdigen Behandlung, die dein Erlöser erfährt, falle Ihm zu Füßen und bitte Ihn um Verzeihung! In diesem Kreis von Feinden hat Jesus niemand mehr, auf den Er zählen könnte. Die himmelschreiende Schmach, die Er soeben erlitten hat, erregt nur das Gelächter der Umstehenden.

«Warum schlägst du mich?» sagt Er gelassen. Höre, meine Seele, was dein Erlöser zu dir spricht: «Um deine stolze Empfindlichkeit zu sühnen, leide ich diese schmachvolle Behandlung. Weil du nicht den geringsten Tadel ertragen willst, lasse ich mich so roh zurechtweisen.» Auch will der Heiland dich durch sein Beispiel trösten und ermutigen. Wenn man dich falsch anklagt und ungerecht behandelt, sollst du dich erinnern, was dein Meister erduldet hat, und dich freuen, Ähnliches zu erfahren.