67. Die Apostel pflücken am Sabbat Ähren

(Mk 2, Mt 12, Lk 6)

 

I Jesus läßt seine Apostel die Armut üben

Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger aber waren hungrig, rupften Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen davon.

Finde dich bei Jesus und seinen Jüngern in der Ebene Galiläas ein. In den einfachen Begebenheiten, die der Evangelist hier anführt, sind nützliche Lehren für dich enthalten. Siehe, wie die Apostel sich ihre Nahrung selbst bereiten. Der Meister, dem sie folgen, ist der König des Weltalls. Er könnte ihnen reichlich von den Schätzen der Erde mitteilen, und doch sorgt Er nur auf die notdürftigste Weise für ihre leiblichen Bedürfnisse. Jesus zeigt dir hierdurch, daß du in seiner Nachfolge in die Schule der evangelischen Armut eingetreten bist. Wer sich noch um irdisches Wohlsein sorgt, nachdem er sich einem solchen Meister ergeben hat, beweist, daß er noch lange nicht das Ziel erfaßt hat, das Jesus bei den Seinigen erreichen will.

Geselle dich den Aposteln zu und erbitte dir von ihnen deinen Anteil an diesem Brote der Armen. Nähere dich Jesus, und im vertrauten Umgang mit Ihm wirst du es sicher schmackhaft finden.

 

II Jesus verteidigt seine Apostel gegen die Anklagen der Pharisäer

Als aber die Pharisäer das sahen, sprachen sie zu Ihm: «Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat verboten ist.»

Höre, wie die Pharisäer die Jünger beschuldigen. Welche Rechtfertigung stellt der Heiland ihrer Anklage gegenüber? Er macht den Pharisäern klar, daß die Jünger nur aus Notwendigkeit so handeln und daß sie durch die Gutheißung ihres Meisters rechtmäßig vom pharisäischen Sabbatgesetz entbunden sind. Auf diese Weise befreit Er sie von den überstrengen Gesetzesauslegungen, welche das Gewissen irreführt.

Jesus fährt fort: « Verständet ihr doch das Wort: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer, so hättet ihr Schuldlose nicht verurteilt.» Es widerspricht also dem Geiste des Evangeliums, auf den bloßen Schein hin harte Urteile zu fällen und voreilig von einer Handlung, deren Beweggründe und nähere Umstände man nicht kennt, Böses zu argwöhnen. In der Schule Jesu sind freventliche Urteile unerlaubt. Ein Vorgehen wie das der Pharisäer verbietet Jesus den Seinen. Erforsche dein Gewissen! Hast du keine Neigung zu diesem Fehler? Fällst du nicht leicht auf den äußeren Schein hin lieblose Urteile über deinen Nächsten? Mache dir die Ermahnung Jesu zunutze. Wer sich des Urteilens über andere enthält, vollbringt einen Akt der Liebe, und Jesus selbst belehrt dich, daß ein solches Werk den äußeren Übungen der Frömmigkeit vorzuziehen ist. «Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer», spricht Jesus. Die Meinigen sollen untereinander gütig und liebevoll sein. Durch Nachsicht und Milde im Urteil bringen sie dem himmlischen Vater ein vorzügliches Opfer dar, den Weihrauch der wahren Anbetung. Betrachte diese Worte und beherzige diese Lehre Jesu.