66. Die göttliche Sendung Jesu

(Joh 5)

 

I Jesus beweist den ungläubigen Juden seine göttliche Sendung

« Wenn ich über mich selbst Zeugnis ablege, so ist mein Zeugnis nicht wahr. Ein anderer ist es, der über mich Zeugnis ablegt.»

Nimm wieder deinen Platz in dem Kreis um den göttlichen Meister ein. Er will seine Zuhörer bewegen, sich Ihm gläubig anzuvertrauen und ihr zukünftiges Los in seine Hände zu legen. Nur zu ihrem Heile will Er sie aufklären. Wie geht Er dabei vor? Zuerst beruft Er sich auf das Zeugnis anderer. «Was hat man euch von mir gesagt?»

Hat Johannes der Täufer nicht gesagt: «Seht das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt?» Ich bin das Opferlamm für die Sünden; warum wollt ihr nicht durch mich versöhnt werden? Hat mein himmlischer Vater nicht laut verkündet: «Dieser ist mein vielgeliebter Sohn?» Ich bin von Ihm gesandt, warum nehmt ihr mein Wort nicht an? Habt ihr nicht in der Schrift gelesen, daß es ohne den verheißenen Erlöser keine Hoffnung des ewigen Lebens gibt? Ich bin euer Erlöser; warum verschmäht ihr das Leben, das ich euch bringe? Was habt ihr mir vorzuwerfen? Etwa meine Geburt? Ist es euch nicht genug, daß Ich durch sie wie einer von euch geworden bin? Mißfällt euch meine Lebensweise? Ich wählte sie, um mich zu euresgleichen zu machen. Könnt ihr die Kraft meiner Ermahnungen oder die Strenge meines Tadels nicht ertragen? Bedenkt, daß beides notwendig ist, um euren fruchtlosen Erörterungen ein Ende zu machen und euch den drohenden Gefahren zu entreißen.

So spricht Jesus; betrachte seine Worte! Sie sind die Wahrheit selbst, und er fordert von dir, daß du der Wahrheit Glauben schenkst und sie in deiner Umgebung verkündest.

 

II Jesus bezeichnet seinen Widersachern die Gründe ihres Unglaubens

«Weiß ich doch von euch, daß ihr keine Liebe zu Gott in euch habt... Wie könnt ihr zum Glauben kommen, da ihr voneinander geehrt sein wollt, aber nicht die Ehre von dem einen Gott sucht?»

Erwäge aufmerksam den berechtigten Vorwurf, den Jesus seinen Zuhörern macht. Seine Worte haben sie nicht überzeugt und auch seine Werke haben sie nicht für den Glauben gewonnen. Woher dieser hartnäckige Unglaube? Jesus sagt es ihnen. Wenn du den Tadel verstehst, den er an sie richtet, wird dir auch die Ursache deines eigenen schwachen Glaubens klar werden.

«Ihr liebt Gott nicht.» Ein Herz, das gegen Gott gleichgültig ist, ist notwendigerweise ungläubig. Um zu glauben, muß man lieben. Heißt glauben nicht, einer Lehre beistimmen und der Person, welche sie verkündet, anhangen? Der Gläubige zieht also diese Person und ihre Lehre andern vor. Dazu reicht aber die Vernunft nicht aus, das Herz muß daran teilhaben. Ich muß zuerst lieben, um wirklich zu glauben. Liebe ich aber die Geschöpfe übermäßig, wie werde ich da allzeit auf der Seite Gottes stehen? Rührt die Verfinsterung des Verstandes nicht von den ungeordneten Neigungen des Herzens her? Das ist der Fall bei den Zuhörern Jesu. Die Liebe zu Gott ist bei ihnen erkaltet durch das ungeordnete Streben nach irdischen Gütern und durch das Verlangen nach eitler Ehre. Diese Menschen sind von sich selbst eingenommen und ziehen sich Gott vor. Deshalb werden sie in ihrem Unglauben verharren.

Bedauere alle, die ihnen gleichen. Bete für sie! Bitte Gott, Er möge vor ihren Augen die Wolken des Stolzes zerstreuen, die das Licht des Evangeliums verdunkeln. Laß dich selbst entflammen für die Wahrheit.