58. Die Jünger in der Schule Jesu

(Mt 9, Mk 2, Lk 5)

 

I Jesus verheißt seinen Jüngern Freude und Trost

Alsdann traten die jünger des Johannes zu Ihm und fragten: « Warum fasten wir und die Pharisäer oft, deine Jünger aber fasten nicht?»

Fahre fort, aus den ermutigenden Worten Jesu Nutzen zu ziehen. Die Johannesjünger richten eine Frage an Ihn, und die Antwort wird dir wie ihnen die Vollkommenheit des neuen Gesetzes enthüllen. «Warum tun deine Jünger nicht Buße wie wir? Wir fasten, sie tun es nicht. Wir sind in Trauer, sie sind immerfort in Feststimmung, weshalb dieser Unterschied?» Jesus antwortet: «Können wohl die Freunde des Bräutigams trauern, können denn die Hochzeitsleute fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Ihr wißt nicht, was Buße ist! Die wahre Buße besteht weit mehr und zuerst in der inneren Besserung des Herzens als in der äußeren Züchtigung des Leibes, und ich erleichtere die Umwandlung der Herzen durch die Wonne meiner wirklichen Gegenwart. Meine Ankunft auf Erden ist ein Fest, das die Meinen in Frieden feiern sollen. An meiner Seite vergießt man vor allem Freudentränen.

Verkoste die Süßigkeit dieser Worte. Hast nicht auch du schon öfters die Freuden erfahren, von denen Jesus hier redet? Verweile zu seinen Füßen und erinnere dich dankbar jener seligen Tage. Gedenke, wie Er dich durch seinen vertrauten Umgang ehrte, wie Er dich zum Heldenmut aneiferte, wie zärtlich und väterlich Er gegen dich war. Danke Ihm freudig, daß Er dich als Gast an seinem Hochzeitsmahl hat teilnehmen lassen.

 

II Jesus erklärt, daß die Buße in seiner Nachfolge und in seinem Dienst unbedingt notwendig ist

«Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen wird, dann werden sie fasten.»

Bedenke wohl, die Zeit der Buße wird kommen. Es kommt die Zeit, wo der Jünger Jesu allen das Beispiel heroischer Buße geben muß. Dem göttlichen Meister liegt viel daran, seine Jünger über diesen Punkt aufzuklären. Wer die Buße nicht ernsthaft übt, ist kein wahrer Christ. Sie ist notwendig, um den gefallenen Menschen im Stand der Gnade zu erhalten. Es wäre unvernünftig zu glauben, daß das neue Gesetz in seiner Liebe und Milde von der Buße freispreche.

Erkenne diese unabweisbare Pflicht und unterwirf dich ihr mutig. Hast du dich nicht schon zu lange geschont? Du darfst nicht länger mehr zögern und mußt alles Widerstreben überwinden. Belebe deinen Mut in der Liebe zu deinem Erlöser, um gegen dich selbst stark zu werden.

 

III Jesus will mit Geduld den Fortschritt der Seinen erwarten

«Niemand näht einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid, sonst reißt der Flicken vom Kleide ab, und der Riß wird um so größer.»

Betrachte aufmerksam diese Worte, denn es ist gut für dich zu wissen, daß der übernatürliche Fortschritt ein Werk der Geduld ist. Die Gnade ahmt hierin die Natur nach. Nicht auf einen Schlag bildet sie die Heiligen. Es ist Sache der Seelenleitung, und zwar einer recht weisen Seelenleitung, die Tätigkeit der Gnade zu beobachten und die Seelen in ihrer Mitwirkung zu unterstützen. Das Auge blickt unverwandt auf die Höhen, die man erreichen will, aber man ersteigt sie nur Schritt für Schritt.

Bitte den Heiland, dir einen erleuchteten Seelenführer zu geben. Vor allem aber verliere nicht den Mut. Denn unter der Leitung eines so gütigen Meisters wie Jesus ist die Entmutigung eine große Torheit. Jesus weiß besser als irgend jemand, wie schwer es deinem Verstand fällt, sein Wort anzunehmen, deinem Willen, sich seinem Gesetz zu unterwerfen und deinem Herzen, seinem Beispiel nachzufolgen. Jesus wird nicht müde, auf uns zu warten. Er verlangt von uns nur, daß wir mit Vertrauen auf seine Gnade bauen, um allmählich unsere Feinde zu besiegen und um täglich Fortschritte zu machen in der Verwirklichung des Heilsplanes Gottes. Darum Mut und Vertrauen!