185. Mahnungen an die Jünger

(Lk 12)

 

I Jesus befiehlt seinen Jüngern, sich von den Pharisäern loszusagen

Inzwischen hatten sich so zahlreiche Volksscharen angesammelt, daß sie einander auf die Füße traten. Da sprach Er, zunächst zu seinen Jüngern: «Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei.»

Mische dich unter die Volksmenge, die den Heiland umdrängt! Er warnt seine Jünger nochmals vor der falschen Frömmigkeit der Pharisäer. Der Sauerteig des Stolzes bringt uns dazu, bei allem, was wir tun, nur unsere eigene Ehre zu suchen, und verwandelt so unseren Gottesdienst in Lüge und Heuchelei. Davor warnt Jesus seine Umgebung.

Sodann ermutigt Er sie zum freimütigen Bekenntnis ihres Glauben. «Denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar, nichts geheim, was nicht bekannt würde.» Damit fordert Er seine Jünger auf, freimütig zu zeigen, daß sie entschlossen sind, den Forderungen des Evangeliums zu entsprechen. — Wie viele Feiglinge sind in der großen Volksmenge, die den Herrn umgibt, welche nie wagen würden, für die Lehre Jesu einzutreten! Wie viele suchen ihren eigenen Vorteil weit mehr als die Ehre Gottes, oder Gott nur so lange, als sie dabei nichts zu verlieren fürchten?

Gehörst du zu ihrer Zahl? Hast du dich im Augenblick der Gefahr nicht feig in ihren Reihen versteckt gehalten? Halte von nun an offen zu Jesus, erhebe mutig das Banner des Glaubens, so daß es weithin sichtbar wird! Jesus befiehlt dir, dich in den bevorstehenden Kämpfen auszuzeichnen, denn nichts hat der zu befürchten, der nur Gott fürchtet.

 

II Jesus ermahnt seine Jünger alle Menschenfurcht abzulegen

«Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet nicht jene, die den Leib töten können, aber weiter nichts vermögen.»

Jesus weist den Seinen den Weg, den sie zu gehen haben. Er warnt uns vor der Menschenfurcht. Verfolge seinen Gedankengang! Fürchte dich nicht, deine innere Überzeugung offen zu bekennen! Jesus macht uns zu Aposteln seines Wortes. Seine Lehre soll der Sonne gleich die Welt erleuchten und ihre Strahlen sollen in jede Menschenseele dringen. Verkünde sie also furchtlos, suche die Seelen auf, die ihrer bedürfen, und offenbare ihnen die Schönheit, Erhabenheit und Notwendigkeit dieser Lehre für alle, die zum Besitz des ewigen Lebens kommen wollen! Belehre und überzeuge die Unwissenden, unbekümmert um das spöttische Lächeln des Unglaubens und den Widerspruch der falschen Wissenschaft!

Fürchte dich nicht zu handeln! Jene, die dein Wort nicht gewinnen konnte, wird dein Beispiel überzeugen und fortreißen. Gib deinem Erlöser auch das Bekenntnis deines Glaubens durch die Tat! Sei eifrig, unermüdlich und opferwillig überall, wo es sich um die Ehre Gottes und um das Heil der Seelen handelt!

Fürchte dich nicht, zu leiden! Danke dem Heiland für diesen erhabenen Beruf. Seine Jünger sollen auf die Welt einen hervorragenden Einfluß ausüben. Aber nur die Starken, die das Leid nicht niedergebeugt und die kein Kampf entmutigt, sind imstande, andere mitzureißen.

Fürchte dich nicht zu sterben! Jesus stellt jenen, die Er zur Treue ermahnt, Verfolgungen in Aussicht. Aber Er ruft ihnen zu: «Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten!» Die Verfolger werden kommen, doch wer sie auch sein mögen, du brauchst sie nicht zu fürchten. Mögen sie aus Haß gegen den Heiland dich deines Reichtums, deiner Freiheit, deiner Ehre und deines Lebens berauben, deine einzig wahren übernatürlichen Güter vermögen sie nicht anzutasten, da Gott selbst sie dir aufbewahrt.

Sei also unerschrocken und tapfer im Kampf für die göttliche Ehre und bereue es, wenn ehemals vielleicht ein Blick, ein Wort oder die Furcht, Menschen zu mißfallen, dich bewogen hat, das göttliche Gesetz zu übertreten!

 

III Jesus verheißt seinen Jüngern den Beistand seines himmlischen Vaters

«Kauft man nicht fünf Sperlinge für zehn Pfennige? Und doch ist keiner von ihnen bei Gott vergessen. Fürchtet euch also nicht, ihr seid mehr wert als viele Sperlinge!»

Jesus ermutigt und stärkt seine Jünger zum Kampf, indem Er ihnen großes Gottvertrauen einflößt. Die Jünger dürfen wirklich voller Vertrauen der Zukunft entgegensehen, denn sie werden auf dem Kampfplatz nicht allein sein. Gott wacht über sie.

«Da das christliche Leben ein beständiger Kampf ist», sagt Jesus, «so seid stets eingedenk, daß Gott mit euch kämpft und den Ausgang entscheidet.» Alles, was wir verlieren, wird uns dereinst strahlend im Glanz unsterblicher Schönheit von Gott wieder gegeben. So sei denn ohne Furcht, da reicher Lohn deiner harrt! Du sollst die köstliche Unabhängigkeit einer Seele genießen, die alle Menschenfurcht abgestreift hat. Beklage es, daß du so lange ein Sklave deiner Feigheit gewesen bist! Erhebe die Fahne Christi, brich deine Ketten und erringe deiner Seele die wahre Freiheit!