174. Jesus, der gute Hirt (I)

(Joh 10)

 

I Jesus ist wahrhaft der rechtmäßige Hirt

« Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer nicht durch die Tür in den Schafstall eintritt, sondern anderswo einsteigt, ist ein Dieb und ein Räuber.1 Wer aber durch die Tür eintritt, der ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme.»

Wie können wir erkennen, daß Jesus wahrhaft unser Erlöser ist? Als seine Schafe werden wir Ihn an seiner Stimme erkennen. Aus seinen Worten tönt die Stimme des himmlischen Vaters, die uns ruft. In seinem Namen verkündet der Heiland alles, wozu Er von Ihm beauftragt ist.

Die wahren Schafe Jesu Christi werden ihren Hirten auch an seinen göttlichen Zügen erkennen. Betrachte Ihn aus der Nähe! Er wird dich liebreich aufnehmen und dir sagen: «Ich bin die unendliche Güte, die Mensch geworden ist und immer bei dir weilt.» Huldige Ihm und beuge dich freudig unter seine segnende Hand!

Um deinen Glauben zu stärken, läßt Er sich herab, dir seine Machtvollkommenheit und die Erhabenheit seiner Sendung zu beweisen. Er ist nicht widerrechtlich in den Schafstall eingedrungen und hat keineswegs im Dunkeln die Mauer überstiegen. Die Richtergewalt, die Er sich beilegt, beruht nicht auf Anmaßung. Als Beweis dafür dienen seine zahlreichen Wunder. Beseitige also alle Bedenken und folge treu deinem guten Hirten!

1 Der Heiland beschreibt einen jener Schafställe, die man in Judäa findet. Sie werden von einer hohen Steinmauer umgeben, auf der stachelige Sträucher wachsen. Der Hirt und die Herde ziehen sich für die Nacht dorthin zurück. Der Wolf umschleicht den Stall und der nächtliche Dieb, der die Tür verschlossen findet, steigt über die Mauer.

 

II Jesus ist der Herr des Schafstalles

«Einern Fremden aber folgen sie nicht. Sie fliehen vielmehr vor ihm, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.» Dieses Gleichnis trug Jesus ihnen vor. Aber sie verstanden nicht, was Er ihnen damit sagen wollte.

Denke über den Sinn der Worte Jesu nach! Er ist kein Fremdling für dich, denn du gehörst Ihm rückhaltlos, und Er hat sich dir ganz geschenkt. Dein himmlischer Vater hat dich Ihm anvertraut, und Er weiß diese Gabe zu schätzen. Sein Glück besteht darin, für dich zu sorgen. Er kannte dich, ehe du geboren warst; Er weiß deinen Namen und liebt dich trotz deiner Fehler und Schwächen. Für deine Zukunft wird Er Sorge tragen, und Er verlangt von dir kein anderes Entgelt als die Freude, dich seiner Lehre und seinem Beispiel folgsam und treu zu sehen.

Öffne Ihm dein Herz! Gedenke seiner Wohltaten: der Wahrheiten, die Er lehrte, der Gnadenschätze, die Er für dich erwarb, und der Hoffnung, mit der Er dich bereicherte! Erinnere dich, wie Er dir folgte, wenn du vom rechten Weg abgewichen warst, wie viele Mühen und Beschwerden Er für dich ertrug! Falle Ihm zu Füßen und rufe aus: «Du warst bis jetzt und wirst auch fernerhin der wahre, einzige Hirt meiner Seele sein!»

 

III In Jesus allein finden wir das wahre Leben

Jesus fuhr fort: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber, aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür. Wer durch mich eintritt, wird gerettet. Er wird ein und aus gehen und Weide finden.»

Verfolge die Worte des göttlichen Hirten mit großer Aufmerksamkeit! Unter seinen Hirtenstab will Gott seine Auserwählten versammeln. «Ich bin die Türe zu den Schafen», sagt Jesus. «Ich allein habe das Recht, den Zutritt in den Schafstall zu gewähren und die Bedingungen des ewigen Heiles zu stellen.»

Nur wenn dein Leben mit den Lehren und dem Beispiel Jesu übereinstimmt, darfst du in seinen Schafstall eintreten und dort die tröstliche Gewißheit genießen, daß du Ihn eines Tages mit dem Himmel vertauschen wirst. Das ist der Sinn der Worte des Heilands. Weise also mit Entschiedenheit alles von dir, was dich vom rechten Weg abbringen will! Jesus allein ist die Wahrheit. Willst du Ihm nicht folgen wie das Schäflein seinem Hirten und dabei bedenken, daß es eine ganz unverdiente Ehre ist, zu der auserwählten Herde des göttlichen Hirten zu gehören? Nur in seiner Nähe und in seiner Obhut wirst du wahre Freuden und die Erfüllung all deiner Hoffnungen finden. Jesus fügt hinzu: «Ich bin gekommen, damit meine Schafe das Leben haben und es in Fülle haben.» Er spricht von dem ewigen Leben im Besitz der Güter und der Seligkeit Gottes. Könnte bei einem solchen Übermaß der Güte dein Herz kalt und dein Wille schwankend bleiben? Schäme dich deiner bisherigen Gleichgültigkeit und strebe fortan beharrlich nach den ewigen Gütern, die Gott dir so großmütig anbietet!