166. Der Erlöser und sein Werk

(Joh 8)

 

I Jesus droht den Juden, sie im Unglauben sterben zu lassen

Weiter sprach Er zu ihnen: «Ich gehe weg. Ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen.» Da sagten die Juden: «Will Er sich etwa das Leben nehmen, weil Er sagt: Wohin Ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen?»

Sieh den Meister inmitten jener, die Er retten möchte! In seiner Güte beunruhigt Er sich wegen der Gefahren, denen sie sich freiwillig aussetzen, und Er warnt sie. «Wo ich hingehe, dahin könnt ihr nicht kommen. Aus eigener Kraft könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen.»

Jesus läßt seine Zuhörer die Ohnmacht ihrer menschlichen Natur erkennen. Wer sind wir, und woher stammen wir? «Ihr seid von unten, ihr seid Staubgeborene», sagt der Erlöser, «aber eure Bestimmung steht in keinem Verhältnis zu eurem niedrigen Ursprung. Gott hat euch an Kindesstatt angenommen und euch in seinem Reich eine Wohnung bereitet, Er will euch zu sich emporheben.» Da gilt es einen unermeßlichen Abstand zu durcheilen, und wir bedürfen eines starken Armes, auf den wir uns stützen können, um so hoch zu gelangen. Jesus sagt mit Recht: «Wo ich hingehe, dahin könnt ihr nicht kommen.»

Aber das ist nicht das einzige Hindernis. Der Heiland weist uns auf ein zweites hin: unsere Sünden. «Eure Sünden erschweren euren Fortschritt auf dem Weg der Tugend. Wenn ihr euch nicht von eurer Sündenschuld reinigt, wenn ihr den Täuschungen, die euch irreführen, nicht entsagt, werdet ihr nicht in den Himmel eingehen. Euer gegenwärtiges Verhalten macht euch der göttlichen Gnade, die ihr so notwendig habt, unwürdig.» Betrachte jene, an die der Erlöser sich wendet! Beachte, was ihnen zum Hemmnis wird auf dem Weg zum wahren Leben und ihnen jeden Fortschritt unmöglich macht: Stolz, Menschenfurcht, zeitliche Sorgen, Weichlichkeit und Vergnügungssucht! Drückt nicht auch dich vielleicht mehr als eine dieser Fesseln? Und glaubst du zum Ziel zu gelangen, wenn es dir nicht gelingt, dich davon zu befreien?

 

II Jesus erklärt, daß Er allein sie ins Himmelreich einführen kann

Er entgegnete ihnen: «Ihr stammt von unten, ich stamme von oben. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben. Denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.»

Welches ist das vorzüglichste Mittel, das Heil zu erlangen? Der Abstand zwischen Gott und den Geschöpfen ist unermeßlich, aber dein Erlöser steigt nieder von den Höhen, denen du zustrebst. «Ich bin von oben», sagt Er und erklärt sich bereit, dich dorthin zu führen. Die Niedrigkeit deines Ursprungs schwindet im Glanz seiner Gottheit.

Wenn dein Weg dunkel ist, dann erinnere dich der Worte Jesu: «Ich bin das Licht der Welt. Ich leuchte allen, die zum Himmelreich gelangen wollen. Ich lehre die Wahrheit, die man glauben, und die Gebote, die man halten muß. Ich bin euer Führer und werde euch von allem Irrtum befreien. Ich werde euch der Ungewißheit entreißen und euch vor aller Täuschung bewahren.» — Vertraue auf Ihn, nimm Ihn auf, und bringe Ihm die Huldigung deines Glaubens dar. Aber um Ihm wirklich anzugehören, mußt du dich mutig von der Sklaverei der Welt und deiner Leidenschaften befreien. Nur unter dieser Bedingung kannst du dein Heil wirken. «Wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, so werdet ihr in eurer Sünde sterben.» Er droht also jenen, die seiner Gnade widerstehen, mit der Verwerfung. Bemitleide die Unglücklichen, die sich einer solchen Gefahr aussetzen! Gibt es nicht auch in deiner Umgebung solche, deren Widerstand du vielleicht besiegen und die du dem wahren Glauben zuführen kannst? Ist es nicht deine Pflicht, daß du dich apostolisch betätigst und anderen von dem himmlischen Licht mitteilst, womit du vor vielen begnadet worden bist?