163. Streitigkeiten über die Person Jesu

(Joh 7)

 

I Jesus ruft alle zu sich, die nach Wahrheit und Gerechtigkeit dürsten

Am letzten Tag, dem großen Festtag, stand Jesus da und rief laut: «Wen dürstet, der komme zu mir und trinke!»1

Jesus mischt sich im Tempel unter die Menge; folge Ihm, und schenke Ihm ungeteilte Aufmerksamkeit! Er wendet sich an alle, die Hunger und Durst haben nach Fortschritt im geistlichen Leben, die von den Freuden und Genüssen dieser Welt nicht befriedigt werden, alle Betrübten, die des Trostes bedürfen, alle Unterdrückten, die sich nach Befreiung sehnen, und alle Schwachen, die erstarken möchten. «Kommt zu mir!» ruft Jesus ihnen zu. Hörst du diesen Ruf, der auch an dich gerichtet ist? Eile herbei! Der Sohn Gottes eröffnet die Quellen des wahren Lebens und will, daß alle Menschen daraus schöpfen. Das wahre Leben ist das Leben, das uns im Himmel erwartet. Diesem Leben mangelt nichts und es endet niemals. «Komme zu mir» ruft dir Jesus zu: «Und du wirst ewig leben!»

Mache dich los von allen Täuschungen des Sinnenlebens! Hast du nicht allzu lange für wahres Leben gehalten, was in Wirklichkeit nur sein Schattenbild ist? Die Zeit der Unfruchtbarkeit ist jetzt vorbei, alles muß neu erstehen und aufleben. Übergib dich dem Heiland, damit Er an dir die wunderbare Umwandlung vollziehe, die Er dir verspricht!

1 Diese Worte spielen auf einen symbolischen Ritus an, der während der sieben Tage des Laubhüttenfestes jeden Morgen begangen wurde. Ein Priester stieg zur Quelle Siloe hinab, schöpfte dort drei Maß Wasser und goß es im Tempi als Trankopfer auf den Altar. Das Volk sang Psalmen und bekundete laut sein Dankbarkeit.

 

II Jesus wird der Gegenstand erbitterter Streitigkeiten

Einige aus dem Volk, die diese Worte vernommen hatten, sagten: «Das ist wahrhaftig der Prophet!» Andere sagten: «Das ist der Messias!» Wieder andere: «Kommt denn der Messias aus Galiläa?» So entstand Seinetwegen ein Zwiespalt in der Menge.

Aufs neue erhebt sich unter der Menge ein Zwiespalt. Wer macht so viel Schwierigkeiten, die Würde des Heilands anzuerkennen? Die Übelgesinnten und die Sklaven der Menschenfurcht.

Es ist deine Pflicht, dich von ihnen fernzuhalten und dich den gläubigen Seelen anzuschließen. Höre auf jene, die sich durch die Macht seines Wortes bekehrt haben! «Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch», berichteten die Abgesandten der Pharisäer. Damit wollen sie sagen: Niemals ist die Wahrheit in den Worten eines Menschen deutlicher zutage getreten, niemals hat die göttliche Kraft sich klarer offenbart, niemals hat ein Mensch mit solch überzeugender Beredsamkeit gesprochen, die Größe der göttlichen Barmherzigkeit und die Strenge der göttlichen Gerechtigkeit sind niemals besser geschildert worden. Wir haben Ihn gehört und sind von seinen Worten hingerissen.

Wünsche von Herzen, daß die Wahrheit sich alle Herzen unterwerfe und alle Feindseligkeit entwaffne. Trage nach Kräften zur Verbreitung des göttlichen Wortes bei und laß darin dein wahres Lebensglück bestehen!

 

III Einer der Jünger verteidigt Ihn vor dem hohen Rat

Da sprach einer von ihnen, Nikodemus, der einst des Nachts zu Ihm gekommen war: «Verurteilt unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn gehört und sein Tun untersucht hat?»

Folge den Verhandlungen dieser angeblichen Freunde der Wahrheit! Diese falschen Gelehrten legen den Text der Heiligen Schrift so aus, wie er ihren Stolz befriedigt. «Es kommt kein Prophet aus Galiläa, sagen sie und zeigen dadurch, daß man geistliche Bücher gründlich kennen kann, ohne ihren tieferen Sinn zu erfassen. Was dich betrifft, wende dich von aller Scheinwissenschaft ab und ergreife die Partei des Heilands!

In dieser Ratsversammlung hat Jesus dennoch einen Verteidiger gefunden. Ehre diesen redlich denkenden Mann, und lerne von ihm, dem Irrtum freimütig die Stirn zu bieten! «Ist es gerecht, Ihn zu verurteilen, ohne Ihn zu hören?» sagt er. Auf diese Weise verurteilt man Jesus Christus in der Versammlung der Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie haben Ihn nicht gehört und wollen Ihn nicht hören. Genug, daß seine Lehre sie demütigt und seine Lebensweise der ihrigen widerspricht.

Du aber hast sein Wort verstanden, darum stelle alle deine Kräfte in seinen Dienst. Wenn Gott dich segnet brauchst du den Fluch deiner Gegner nicht zu fürchten. Gott segnet diejenigen, die von der Welt verurteilt werden. Nichts ist schöner, als die Wahrheit auf Kosten seiner Ehre und seines Lebens zu verteidigen. Und heute bedarf der Sohn Gottes mehr als je mutiger Verteidiger. Bitte den himmlischen Vater, in seiner Kirche kraftvolle Männer zu erwecken!