153. Vom Ärgernis

(Mt 18, Mk 9, Lk 17)

 

I Die Strafe für den Ärgernisgeber

«Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.»

Nahe dich dem göttlichen Heiland und erkenne an dem Ernst seiner Rede, daß Er für jede Seele die größte Sorge trägt. Die Unschuld einer Seele ist ein heiliges Gut, das der Sohn Gottes zu entweihen verbietet. Dieses Gut gehört Ihm. Er hat es wahrlich teuer erkauft. Deshalb schützt Er es mit aller Kraft gegen jeden, der es Ihm zu rauben versucht. So vergreift sich der Ärgernisgeber an Jesus Christus selbst in der Person derjenigen, die er zum Bösen verführt. Such die Bosheit des Ärgernisses zu erfassen!

Wer einem anderen Gelegenheit zur Sünde gibt oder eine Seele zur Sünde reizt, versucht Jesus ein Gut zu rauben, das Er um den Preis all seines Blutes erkauft hat. Staune deshalb nicht über den schrecklichen Fluch, den Er gegen die Seelenverderber schleudert! Bist du noch nie für andere Anlaß zur Sünde gewesen? Hast du nicht vielleicht oft durch dein Beispiel, deine Worte oder auch durch dein Schweigen andere zu etwas ermutigt, was das Gewissen und die Ehre Gottes verbieten? Wachst du sorgfältig über dich selbst in Gegenwart von Kindern und anderen schwachen Seelen, auf die du Einfluß ausübst? Werde dir wieder der hohen Würde einer Seele bewußt, für die dein Erlöser so Großes getan und alles geopfert hat. Knie zu seinen Füßen nieder, versprich Ihm, dich zu bessern! Bitte um Verzeihung für die Fehler, deren du dich durch schlechtes Beispiel in der Vergangenheit schuldig gemacht hast!

 

II Mit welcher Entschiedenheit wir dem Bösen widerstehen müssen

«Wenn deine Hand dir zum Ärgernis wird, so hau sie ab. Es ist besser für dich, du gehst verstümmelt ins Leben ein, als daß du mit zwei Händen in die Hölle fährst, ins unauslöschliche Feuer, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.»

Jesus, der Lehrer der ewigen Wahrheit, zieht die Schlußfolgerung aus seiner vorhergehenden Lehre und gibt seinen Jüngern eine sichere Richtschnur für ihr Verhalten. Bemühe dich, den Heiland gut zu verstehen! Er verteidigt die Seelen gegen die Angriffe des Bösen; aber Er erlangt auch, daß die Seelen sich selbst dagegen schützen. Angesichts des bösen Beispiels und der Gelegenheit zur Sünde zeigen wir Gott, was wir sind. Nur zu diesem Zweck läßt Er die Ärgernisse an uns herantreten.

Lerne hier mit wie großer Entschiedenheit die Jünger Christi sich nach seiner Anweisung von jedem Einfluß, jeder Berührung und jeder Begegnung fern halten sollen, durch die ihnen Sünde droht! Unter welcher Gestalt das Böse sich ihnen darbietet, wieviel Anziehungskraft es ausüben und welche Opfer der Widerstand erheischen mag, niemals ist es erlaubt, sich in diesem Kampf zu schonen.

Genügt dir die schreckliche Wahl, vor die Jesus dich stellt, um dich ohne Zögern seinen Forderungen zu unterwerfen? Ist es nicht einleuchtend, daß, wer alles opfert, um Gott nicht zu verlieren, nichts verliert, sondern alles gewinnt? Erforsche dein tägliches Verhalten! Wodurch betätigst du deinen Widerstand gegen das Böse? Was hast du hierin zu verbessern, welche Vorsichtsmaßregeln zu treffen? Rufe die heiligen Schutzengel an!