149. Jesus sagt abermals sein Leiden voraus

(Mk 9, Mt 17)

 

I Jesus kündet seinen Jüngern die Leiden an, die Ihm bevorstehen

Von da gingen sie weiter und wanderten durch Galiläa.1 Er wollte aber nicht, daß es jemand erfahre. Er lehrte nämlich seine Jünger und sprach zu ihnen: «Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden. Sie werden ihn töten, aber drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.»

Jesus ist mitten unter seinen Vertrauten und lädt dich ein, dich ihnen zuzugesellen. Seine Anwesenheit soll nur deshalb geheim bleiben, damit Er sich ungestört den Aposteln und auch dir widmen könne. Beeile dich, seiner Einladung zu folgen!

Jesus spricht wieder von der Voraussage seines Leidens durch die Propheten. Er wiederholt nun im engeren Kreis der Seinen, was Er ihnen bereits öffentlich gesagt hat. Man läßt sich leichter durch eine vertrauliche Unterredung überzeugen. Der Heiland zeigt den Aposteln, zu welchen Leiden Er entschlossen ist, und will sie dadurch anregen, das, was auch ihnen bevorsteht, fest ins Auge zu fassen. «In meinen Wundern habe ich meine Allmacht in euren Dienst gestellt, indes ich will noch mehr tun. Ich werde mich verraten lassen, mich rohen Soldaten ausliefern, alle Schmach erdulden, all mein Blut vergießen. Aber der Tod wird meine Liebe nicht erschöpfen. Ich werde zu neuem Leben auferstehen, um euch von neuem zu lieben.»

Erwäge die Worte deines Meisters! Was soll die Voraussage dieser blutigen Hinopferung und all der Schmach in dir bewirken? Ohne Zweifel soll dir dadurch klar werden, daß Seelen nur durch Opfer erkauft werden. Demütigung und Leiden sind die Bedingung des ewigen Heils. Gleichviel, ob es gilt, für das eigene Seelenheil oder das anderer zu wirken, man muß sich selbst absterben. Präge dir diese Wahrheit tief ein!

1 Ohne Zweifel den Weg, welcher von der Gegend des Tabors nach Kapharnaum führt.

 

II Jesus überläßt seine Apostel der Betrübnis

Sie verstanden die Rede nicht. Da wurden sie sehr betrübt, doch scheuten sie sich, Ihn zu fragen.

Betrachte das Verhalten der Apostel. Sie geraten in Traurigkeit und schweigen. Sie wagen nicht, Ihn um Aufschluß zu bitten. Das richtige Verständnis fehlt ihnen, daher glauben sie nur halb. Noch fassen sie nicht, daß man sich erniedrigen müsse, um erhöht zu werden. Daß man sterben müsse, um für sich und andere das Leben zu erlangen, ihr Geist bleibt verfinstert. Dem natürlichen Menschen sind diese Wahrheiten verschlossen, die Gnade muß hier zu Hilfe kommen.

Laß alle menschlichen Erwägungen beiseite. Suche dieses Geheimnis mit dem Herzen zu verstehen und zu durchdringen. Vernimm mit Rührung, da der Sohn Gottes bereit ist, all sein Blut zur Sühnung deiner Sünden zu vergießen. Der Gedanke, daß der Heiland dich bis zu diesem Übermaß geliebt hat, müßte dir Tränen entlocken. Weine im Andenken an die schmerzlichen Wunden, die du Ihm verursacht hast. Das kostbare Blut fließt um deiner Sünden willen. Verstehst du nun die Notwendigkeit einer blutigen Sühne? Erneuere deinen Vorsatz, auf dem Weg der Entsagung und Selbstverleugnung zu wandeln. Küsse in dankbarer Liebe dein Kruzifix. Öffne deine Augen der Wahrheit und überlaß dich ihr ohne Furcht vor dem Leiden!