101. Das Gleichnis vom Sämann (II)

(Mk 4, Mt 13, Lk 8)

 

I Jesus erklärt seinen Jüngern, daß es nicht allen gegeben ist, seine Worte zu verstehen

Und als Er allein war, fragten Ihn die Zwölf, die um Ihn waren, über dieses Gleichnis. Und sie sprachen: «Warum redest Du in Gleichnissen zu ihnen?»

Die Apostel bitten ihren Meister um Erklärung des Gleichnisses. Erwecke auch du in dir das Verlangen nach tieferem Verständnis seiner Lehren. Was bedeutet dieses Gleichnis? Wir ahnen die Wahrheit, hilf uns, daß wir sie klar erkennen, so bitten die Apostel den Heiland. Jesus antwortet ihnen: «Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen.» Das Verständnis des Übernatürlichen ist also eine Gabe Gottes, die nicht allen verliehen wird. Gott verleiht sie den einfachen Seelen und den reinen Herzen, allen die guten Willens sind, d.h. allen, die sich zum Empfang der Gnade vorbereiten, ihr treu entsprechen und Besserung anstreben.

Gott offenbart sich uns, damit wir uns entschließen, unser Leben zu ändern. Die Hochmütigen, die Mutlosen und die Sklaven der Leidenschaft finden die Wahrheit unerträglich, weil sie ihnen die Notwendigkeit auferlegt, ihr Leben zu bessern, ihre Leidenschaften zu bekämpfen und statt ihrer Götzen den wahren Gott anzubeten.

Danke Gott, daß du zu den wenigen Glücklichen zählst, die Verständnis für die Lehre Jesu haben. Freue dich, daß du den Willen und den Mut zu einer ernstlichen Besserung in dir fühlst. Läutere deine Sinne, bringe der Wahrheit, die dich ruft, ein gelehriges Herz entgegen. Sprich aus ganzer Seele: «O ewige Wahrheit, mein Gott und Heiland, wenn meine Besserung noch mehr Opfer als bisher verlangt, so weiß ich auch, daß du mir die Kraft verleihst, sie zu vollbringen. Vermehre in mir dein Licht und gib, daß ich dich allen Lügen der eitlen Welt und allen Blendwerken der Eigenliebe vorziehe.»

 

II Jesus verkündet das Glück jener, die Verständnis für Ihn und seine Lehre haben

«Selig die Augen, die sehen, was ihr seht; selig die Ohren, die hören, was ihr hört!»

Sieh und höre, wo auch für dich das Glück sich findet. Gott hat sich herabgelassen, mit den Menschen zu reden. Er, der Schöpfer, hat sein Geschöpf heimgesucht. Und ich habe seine Worte vernommen. Sein Licht hat meine Finsternis zerstreut; die übernatürliche Bedeutung meines Lebens und meiner Pflichten liegt nun klar vor mir. Meine Augen sind sehend geworden, und ich habe dem Worte des göttlichen Sohnes geglaubt. Ich glaube, und ich bin glücklich!

Laß den unschlüssigen Seelen ihre Zweifel und den falschen Gelehrten ihre Erörterungen. Genieße die Freude, den zu kennen, der die Wahrheit selber ist und der sie uns vermittelt. Die böse Welt kann sie dir nicht rauben; kein Unglücksfall vermag sie zu vermindern, diese Freude des Schauens, der Erkenntnis und des Besitzes.

«Wahrlich, sage ich euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen; zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.»

Das ist der Wert der Gnade, die den Aposteln zuteil geworden ist und deren auch du dich erfreust. Wie viele haben noch nie etwas von Jesus gehört und werden dieses Glück niemals erfahren. Habe Mitleid mit deinen Brüdern. Flehe den Heiland an, sich dieser Enterbten anzunehmen! Bitte für die, welche zu retten Er gekommen ist!