Papst Benedikt XVI. — Heilige Liturgie

Zwei Päpste vollziehen in der Frage der Handkommunion eine Wende: Johannes Paul II. von einem »Verweigerer« hin zum Vertreter dieser Praxis; Benedikt XVI., als Erzbischof von München einst ein Befürworter, als Papstnachfolger ein Zeuge für die Mundkommunion. Liegt nun die Wahrheit in der unverbindlichen Mitte zwischen beiden Päpsten? Ist Gottes Wille teilbar? Sicherlich haben die Jahrzehnte als Glaubenspräfekt in Rom Kardinal Ratzinger geprägt. Seine Theologie fließt ein in eine heilige Liturgie, in die Anbetung des Allerheiligsten.

Schon als Kurienkardinal bekennt er sich zur knienden Mundkommunion. P. Fidelis Stöckl O.R.C. verbürgt sich hierfür in einer »Momentaufnahme«, die er in seinem 35. Missionsbrief vom 28. März 2005 wiedergibt:

»Ich war gerade in Rom und hatte die Freude, beim Papstgottesdienst am Hochfest von Peter und Paul in der Peterskirche zu konzelebrieren. Nach dem »Herr, ich bin nicht würdig« wurde ich angewiesen, den anwesenden Kardinälen die heilige Kommunion zu spenden. Während die meisten Kardinäle die Kommunion stehend und mit der Hand empfingen, kniete sich Kardinal Ratzinger hin und empfing den Leib des Herrn mit dem Mund. Ich war tief beeindruckt von seiner großen Ehrfurcht vor dem Geheimnis der Eucharistie.«

Mit seinem Motuproprio »Summorum Pontificum« vom 7. Juli 2007 bestätigt Benedikt XVI. die Rechtmäßigkeit des Tridentinischen Meßritus des heiligen Papstes Pius V, in welchem der Opfercharakter in unübertrefflicher Weise zum Ausdruck kommt. Dieser ehrwürdige theozentrische Ritus, einst ein halbes Jahrtausend in Geltung, ist mit der Einführung des »Novus Ordo« 1969 aus dem Leben der Kirche verbannt worden.

Nach dem langen Verbot in den Diözesen hat damit auch die »Kreuzigungs-Liturgie« des heiligen Pater Pio von San Giovanni Rotondo wieder volles Heimatrecht in der Kirche, und so wird sie wie früher Heilige hervorbringen, eine neue Gott zugewandte Generation, die sich — gleich den Jahrhunderten zuvor — auch wieder zur ehrfürchtigen Mundkommunion niederkniet.

Statt Dank für seine mutige Tat erntet der Heilige Vater viel innerkirchlichen Widerspruch, Spott und Feindseligkeit — besonders aus seiner deutschen Heimat. Es hindert diese Gegnerschaft jedoch den Papst nicht, neue Zeichen zu setzen:

Am Fronleichnamsfest 2008 durchbricht der Pontifex die bis dahin als sakrosankt tabuisierte Praxis; bei der feierlichen Messe auf dem Gelände vor der Lateranbasilika spendet er an einer aufgestellten kleinen Kniebank ausschließlich die Mundkommunion für die dort Knienden. Allen Beschwichtigungen zum Trotz, es habe sich dabei um eine einmalige Ausnahme gehandelt, hält der Papst fortan bei allen seinen heiligen Messen an dieser Praxis fest.

Beim Weltjugendtag in Sydney (2008) bittet er um diese anbetende Haltung beim Kommunionempfang. 2010 verpflichtet er alle Priester, in St. Peter nur in dieser Form das Allerheiligste zu spenden. Jedermann kann sich am Fernseher selber überzeugen: Benedikt XVI. teilt nur noch die kniende Mundkommunion aus. Warum aber befiehlt er nicht allen Bischöfen und Priestern, es ihm gleichzutun? Er will sie nicht zwingen; er will sie durch sein eigenes Beispiel anrühren und bitten.

Seine persönliche Entscheidung gegen die Handkommunion rehabilitiert nun auch uns Priester, die wir uns gegen diese ehrfurchtslose Praxis schon immer gewehrt haben. Der Heilige Vater gibt uns damit, wenn auch keinen kirchenrechtlichen, so doch einen moralischen Schutz, für den wir ihm tiefen Dank schulden.

 

Der Stellvertreter Christi — Stein des Anstoßes

»Wenn die Welt euch haßt, so wißt, sie hat mich vor euch gehaßt« Joh 15,18. Dieser Haß der Welt verfolgt Benedikt XVI. die gesamte Länge seines Pontifikats. Er folgt dem Lamm auf dem Kreuzweg, dem Göttlichen Lamm, das er als Symbol auf sein päpstliches Vortragskreuz hat setzen lassen.

Für September 2006 ist die Apostolische Reise des Heiligen Vaters in seine deutsche Heimat geplant, die ihn auch nach München führen soll. Einen Monat vorher, am 13. August, findet in der bayrischen Landeshauptstadt der berüchtigte »Christopher-Street-Day« statt. Die Homosexuellen-Lobby möchte den Papst schon an diesem Tag auf ihre Weise aus der Ferne »willkommen« heißen. Es gelingt mir, ihren schändlichen Plan noch rechtzeitig zu durchkreuzen. Was jene Menschen umtreibt, und worum es dabei geht, ist niedergelegt in meinem Zeugenbericht vom 15. September 2006 vor dem Münchner Polizeipräsidium:

»Am sogenannten Christopher-Street-Day, dem 13. August 2006, fuhr ich gegen 10.00 Uhr vormittags stadtauswärts am Oberanger an einem mit auffälligen Papst-Postern bestückten Lastfahrzeug vorbei. Ich parkte in der Nähe mein Auto und nahm nun das Gespann, das gerade von mehreren Leuten für die Homosexuellen-Parade aufgerüstet wurde, in genauen Augenschein:

Auf der Mitte des Wagens war ein Thron errichtet, darauf sitzend eine lebensgroße häßliche Papstimitation. Offensichtlich sollte Benedikt XVI. als Monster einer lüsternen Gesellschaft auf dem Marienplatz vorgeführt werden! Die Bilder an den Bordwänden — Papst mit Kondomen auf seinen Fingern — waren dabei als zusätzliche Erniedrigung des Stellvertreters Christi auf Erden gedacht, und dies alles genau vier Wochen vor seinem Empfang in München!

Zuinnerst betroffen und verletzt über diese beabsichtigte Verhöhnung und moralische Hinrichtung des Heiligen Vaters in der Herzmitte der Stadt, jagen mir die Gedanken durch den Kopf. Wie kann dieses gemeine Vorhaben gestoppt werden? Meine erste emotionelle Reaktion dabei: Würde statt des Papstes Allahs Prophet derart an den Pranger gestellt, und ich wäre ein Moslem, ich würde mir jetzt sofort die nächste Bombe besorgen!

Als Christ und katholischer Priester jedoch auch in einem solchen Moment der Gewaltlosigkeit verpflichtet und längst daran gewöhnt, daß unsere christlichen Werte und heiligen Symbole ungestraft zertreten werden dürfen, ergreife ich die einzige mir verbleibende Möglichkeit und erstatte sofort telephonische Anzeige bei den verantwortlichen Stellen. Ich lege scharfen Protest ein bei der Staatsanwaltschaft, im Polizeipräsidium und auch in der Bayerischen Staatskanzlei. Meine Argumente dabei: Für uns Katholiken ist der Papst nicht nur sakrosankte Person, sondern er steht als ausländisches und mit uns befreundetes Staatsoberhaupt unter dem besonderen Schutz deutscher Gesetze!

Ausdrücklich sei der Münchner Polizei für ihr schnelles Eingreifen gedankt, vor allem jenen Beamten, welche die Papst-Puppe >verhaftet< und damit Benedikt XVI. die Entehrung und der Landeshauptstadt München die Schande erspart haben!«

Die Ehre Papst Benedikt XVI. zu beschmutzen, war ihnen nicht gelungen, aber der Ärger über ihre Niederlage ließ sie eine Prozeßlawine lostreten. Sie klagten auf »Meinungsfreiheit«. In erster und zweiter Instanz wurden sie bei Gericht abgewiesen. Doch sie gaben nicht nach; vier Jahre später wurden sie bei der dritten Instanz, dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, vorstellig und erreichten die Aufhebung der beiden vorausgehenden Urteile und die höchstrichterliche Entscheidung: Die Polizeiaktion vom 13. August 2006 mit Beseitigung der Papstpuppe war rechtswidrig.

Triumphierend stellten mir die Prozeßgewinner das fragwürdige Endurteil zu. In Ihrem Begleitschreiben, einem Stau von Beleidigungen und unfrommen Wünschen, legten sie dennoch wider Willen Zeugnis ab für meinen erfolgreichen Einsatz, Benedikt XVI. in München die Schändung erspart zu haben. Und so bewahre ich mir jenes Pamphlet auf wie eine Ehren-Trophäe, für mich wertvoller als ein bayerischer Verdienstorden oder ein klerikaler Titel!

 

Bayerischer Gerichtshof spricht Benedikt XVI. schuldig

Zu dem tendenziösen Urteil selber, das sich mit ganzen 19 Seiten begründet, noch eine schwerwiegende Feststellung: Auf parteiliche Voreingenommenheit des Gerichtsvorsitzenden läßt die aussagekräftige Stelle auf S. 13 schließen, womit er aus dem Opfer (Papst) einen Schuldigen macht:

»Mit der Teilnahme des Wagens der Kläger an dem im Rahmen des Christopher Street Days von Homosexuellen und Bisexuellen veranstalteten Aufzug wurde auf die sehr kritische und ablehnende, von den Klägern und auch von Teilen der Bevölkerung als diskriminierend und diffamierend empfundene Haltung des Papstes und der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen aufmerksam gemacht. Daß sich die Kritik auf den derzeitigen Papst konzentriert, hängt zum einen damit zusammen, daß der Papst Oberhaupt der katholischen Kirche ist, zum anderen, daß Benedikt XVI. in seiner Eigenschaft als Präfekt der Glaubenskongregation bereits vor seiner Wahl zum Papst für die Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, die sich ganz entschieden gegen homosexuelle Neigungen und Lebensgemeinschaften gewandt haben, verantwortlich war.«

»Im Namen des Volkes« ist dieses Urteil ergangen, gerichtet gegen den Stellvertreter Christi auf Erden, der »im Namen Gottes« seinem Auftrage gemäß die Wahrheit verteidigt hat.

Hohe Richter, die sich über die Gebote Gottes stellen, — werden sie einst vor ihrem höchsten Richter bestehen?

Und Ihr Kläger bei Gericht, die Ihr euch nun zu Siegern erklärt, wird Euch der kurzlebige Triumph am Ende nicht zur Anklage?

Bitten wir Gott um Barmherzigkeit für sie alle!

 

Das Pontifikat endet — doch der Papst lebt

»Das Lamm in Menschenhand« — wie weit war es nicht auch Benedikt XVI.? Dieser Gedanke hat mich bewogen zu jener Ansprache beim Rosenkranz an der Münchner Mariensäule am Samstag, den 23. Februar 2013:

 

»Liebe Gebetsgemeinschaft!

Eine Spannung lastet in diesen Tagen auf unserer Katholischen Kirche. Eine Spannung zerreißt unsere Herzen beim Abschied von unserem geliebten Heiligen Vater, Papst Benedikt!

Ja, Abschied nehmen wir heute auch von seinem Bild auf der Mariensäule, mit dem wir ihm über dreihundertmal die Ehre gegeben und vor dem wir ihm bei der >Patrona Bavariae< unser Gebet geschenkt haben.

Eines jedenfalls dürfen wir in dankbarer Erinnerung bewahren: Während die Vielen in Deutschland gegen unseren glaubenstreuen Landsmann in Rom gehetzt und den Wehrlosen an den Pranger gestellt haben, sind wir öffentlich zu ihm gestanden, haben wir ihn verteidigt und ohne Unterlaß für ihn gebetet. Wieviele aus unseren Reihen haben ihm mit ihrem täglichen Opfer seine Last leichter gemacht!

Liebe Brüder und Schwestern! Der Weg der Kirche wird immer in den Spuren des Kreuzweges Christi verlaufen! Alle seine treuen Nachfolger werden seine schmerzlichen Stationen erleiden müssen, jeder auf seine Weise — nach dem unwiderruflichen Gesetz: Vor dem Osteralleluja trifft der Wutschrei dieser Welt — >Ans Kreuz mit ihm!<

Darum gilt auch jetzt: Trotz aller äußeren Unsicherheit glauben wir unverbrüchlich an unsere eine und heilige, katholische und apostolische Kirche, die auf einen Felsen gegründet ist und von den Pforten der Hölle nicht überwunden werden kann!

In diesem Wissen und Vertrauen beten wir nun zum letzten Mal für unseren bayrischen Papst. Empfehlen wir ihn der allerseligsten Jungfrau Maria an, der Mutter der Kirche und Königin Bayerns!«