Word: Judas

 

Der Brief des Judas

Einleitung

Der heilige Judas ist ein Bruder Jakobus des Jüngeren, er ist also Verwandter des Heilandes und hat den Beinamen Thaddäus (= der Beherzte). Nach der Zerstreuung der Apostel soll er in Syrien gepredigt und den Martertod erlitten haben. — In seinem Briefe wendet er sich gegen Irrlehrer, welche die Freiheit vom Gesetz als Zügellosigkeit und Ungebundenheit auffaßten und die Gottheit Jesu leugneten. Verfaßt ist der Brief sicher vor der Zerstörung Jerusalems, wohl zwischen 62 und 67. Der heilige Petrus hat ihn bereits in seinem zweiten Schreiben benutzt. Die Vertrautheit mit den Schriften des Alten Testamentes und der Überlieferung Israels setzt als Empfänger judenchristliche Gemeinden voraus.

 

1 Veranlassung. Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die in Gott, dem Vater, geliebten und für Jesus Christus aufbewahrten Berufenen. 1: Aus Liebe hat Gottvater die Christen wie ein Kleinod aus der verdorbenen Welt abgesondert und bewahrt sie in innigster Lebensgemeinschaft auf für seinen Sohn. Barmherzigkeit werde euch zuteil und Friede und Liebe in Fülle! Geliebte! Da mir sehr am Herzen liegt, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, so hielt ich es für nötig, euch schriftlich zu ermahnen, daß ihr kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für allemal überliefert ist. Denn es haben sich gewisse Leute eingeschlichen, für welche längst dieses Strafurteil geschrieben wurde; es sind Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes zur Befriedigung der Lüste mißbrauchen und unsern alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen. 4: Die Christliche Lehre von der Erlösung und Freiheit vom mosaischen Gesetz verkehren und verdrehen sie, um ein zügelloses Leben damit zu rechtfertigen. In den göttlichen Strafurteilen des Alten Bundes, wie sie die folgenden Verse aufzählen, ist das kommende Geschick der Irrlehrer vorgebildet.

 

Belehrungen

Beispiele der Strafgerechtigkeit. Ich möchte euch aber daran erinnern — obwohl ihr schon alles ein für allemal wisset —, daß der Herr zwar sein Volk aus dem Lande Ägypten errettet, das zweite Mal aber die Ungläubigen vernichtet hat. Auch die Engel, die ihre Würde nicht bewahrten, sondern ihre Wohnstätte verließen, hat er aufbewahrt zum großen Gerichtstage mit ewigen Fesseln in der Finsternis. Auch Sodoma und Gomorrha und die umliegenden Städte, die auf ähnliche Weise wie diese Unzucht trieben und unnatürlicher Wollust nachgingen, stehen als warnendes Beispiel da: Sie leiden die Strafe ewigen Feuers! Trotzdem beflecken auch diese Träumer in ähnlicher Weise das Fleisch, verachten die Herrschaft und lästern die Majestäten. 8: Dreifach ist die Sünde der Irrlehrer: Unzucht, Verachtung der Oberhoheit Christi und Lästerung der Engel.

 

Anmaßung der Irrlehrer. Als dagegen der Erzengel Michael wegen des Leichnams des Moses mit dem Satan in Streit und Wortwechsel geriet, wagte er es doch nicht, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich! 9: Im Anschluß an 5 Mos 34,5 ff. hatte die jüdische Überlieferung die Geschichte von der Beisetzung des Moses weiter ausgeschmückt. Ein ähnliches Wort Michaels gegen Satan findet sich in Zach 3,1 ff. 10 Diese aber lästern alles, was sie nicht verstehen. Das aber, was sie von Natur, wie die unvernünftigen Tiere, kennen, wird zu ihrem Verderben. 11 Wehe ihnen! Denn sie gehen den Weg des Kain, sind dem Irrtum des Balaam aus Gewinnsucht ganz hingegeben und gehen zugrunde durch die Empörung des Kore. 12 Sie sind Schandflecken, die bei euren Liebesmahlen schamlos mitschmausen und sich selbst weiden, Wolken ohne Wasser, die von Winden umhergetrieben werden, Bäume im Spätherbst, unfruchtbar, zweimal abgestorben und entwurzelt. 13 Sie sind wilde Meereswogen, die ihre eigene Schande ausschäumen, irrende Sterne; ihnen ist die dunkelste Finsternis auf ewig aufbewahrt.

 

Prophetenworte Henochs und der Apostel. 14 Von diesen hat auch Henoch, der siebente Nachkomme von Adam her, prophezeit mit den Worten: Siehe, es kommt der Herr mit seinen Zehntausenden von Heiligen, 15 um Gericht zu halten über alle und um alle Gottlosen zu bestrafen wegen all ihrer gottlosen Werke, die sie verübt, und wegen aller Lästerungen, die gottlose Sünder gegen ihn ausgestoßen haben. 14: Das Buch Henoch gehört nicht zur Heiligen Schrift. Es entstand im 2. vorchristlichen Jahrhundert. Ein Beweis gegen die Inspiration des Briefes liegt nicht in der Verwendung dieser Prophezeiung zur Abwehr der Irrlehrer. 16 Das sind die Leute, die da murren, unzufrieden sind mit ihrem Geschick und doch nach ihren Lüsten wandeln. Ihr Mund führt hochtrabende Reden, während sie den Menschen um des Gewinnes willen schmeicheln. 17 Ihr aber, Geliebte, erinnert euch der Worte, welche die Apostel unseres Herrn Jesus Christus früher ausgesprochen haben. 18 Sie sagten euch: In der letzten Zeit werden Spötter kommen, die nach ihren gottlosen Lüsten wandeln. 19 Sie sind es, die Parteien bilden, Sinnenmenschen, denen der Geist fehlt.

 

Ermahnungen

20 Ihr aber, Geliebte, bauet euch fest auf eurem heiligsten Glauben auf; betet im Heiligen Geiste. 21 Bewahret euch in der Liebe Gottes und harret auf das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben! 22 Der einen erbarmt euch, weil sie noch schwanken; 23 andere rettet und entreißt sie dem Feuer; wieder anderer erbarmt euch in Furcht, bewahret Abscheu sogar vor dem Kleide, das vom Fleische befleckt ist. 22-23: Bei allem apostolischem Eifer zur Belehrung der Zweifelnden, zur Rettung der Gefährdeten und zur Wiedergewinnung der Abgefallenen ist Wachsamkeit über sich selbst nötig, damit der Abscheu vor dem Bösen nicht verlorengeht.

 

Schluß. 24 Ihm aber, der die Macht hat, euch vor jedem Fehltritt zu bewahren und euch zu befähigen, unbefleckt und voll Frohlocken vor seiner Herrlichkeit zu erscheinen [bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus], 25 ihm, dem alleinigen Gott, der uns zum Heiland geworden ist durch Jesus Christus, unsern Herrn, ihm gebührt Herrlichkeit, Majestät, Kraft und Herrschaft vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.