Word:  Alle prophetischen Bücher

 

Alle Prophetischen Bücher

Jesaja

 

Jesaja Kapitel 1

 

Jes 1:1 Schau des Isaias, des Sohnes des Amoz, die er über Juda und Jerusalem hatte in den Tagen des Ussia, Jotam, Achas, Hiskia, der Könige von Juda.

Jes 1:2 Höret, ihr Himmel, horch auf, du Erde, denn es redet der Herr: "Söhne zog ich heran und erhöhte ich; sie aber lehnten sich gegen mich auf.

Jes 1:3 Ein Ochs kennt seinen Besitzer, ein Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keinen Verstand."

Jes 1:4 Wehe, sündiger Haufe, schuldbeladenes Volk, Brut von Verbrechern, Söhne, die frevelhaft handeln! Sie verließen den Herrn, schmähten den Heiligen Israels, wandten den Rücken ihm zu.

Jes 1:5 Wohin könnt ihr noch Schläge erhalten, da ihr fortgesetzt abfallt? Jedwedes Haupt ist krank, ein jedes Herz matt.

Jes 1:6 Von der Fußsohle an bis zum Haupt ist nichts Heiles an ihm. Wunde und Strieme und frischer Hieb, nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl erweicht.

Jes 1:7 Euer Land Wüstenei, eure Städte verbrannt, euren Acker verzehren Fremde vor euch; Verwüstung herrscht wie bei Sodoms Zerstörung.

Jes 1:8 Die Tochter Sion blieb übrig wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Nachtlager im Gurkenfeld, wie eine bedrängte Stadt.

Jes 1:9 Hätte nicht der Herr der Heerscharen uns einen Rest gelassen, wir wären geworden wie Sodom, Gomorra wären wir gleich.

Jes 1:10 Höret das Wort des Herrn, ihr Sodomsgebieter! Vernimm die Weisung unseres Gottes, du Gomorravolk!

Jes 1:11 "Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen?", so spricht der Herr. "Der Widder Brandopfer habe ich satt und der Mastkälber Fett; der Stiere, der Lämmer, der Böcke Blut, es sagt mir nicht zu!

Jes 1:12 Wenn ihr vor meinem Antlitz erscheint, wer fordert dies von euch, daß ihr meine Höfe zertretet?

Jes 1:13 Bringt sinnlose Gaben nicht länger mehr dar! Räucherwerk ist mir abscheulich! Neumond, Sabbat und Feiertag - ich ertrage nicht Frevel und Fest!

Jes 1:14 Eure Neumonde und eure Feiertage haßt meine Seele. Sie sind mir zur Last geworden, die zu tragen ich müde bin!

Jes 1:15 Breitet ihr eure Hände aus, so verhülle ich meine Augen vor euch, häuft ihr eure Gebete an, so höre ich nicht; denn eure Hände sind voll der Blutschuld!

Jes 1:16 Wascht und reinigt euch! Schafft eurer Taten Bosheit mir aus den Augen hinweg, hört auf, das Böse zu tun!

Jes 1:17 Lernt Gutes wirken, trachtet nach Recht, leitet den Unterdrückten, setzt euch im Gericht für den Verwaisten ein, führt den Rechtsstreit der Witwe!

Jes 1:18 Dann kommt, und wir wollen verhandeln", spricht der Herr. "Sind eure Sünden wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee, sind sie wie Purpur so rot, sie sollen werden wie Wolle.

Jes 1:19 Seid ihr willig und folgsam, so dürft ihr die Güter des Landes genießen.

Jes 1:20 Weigert ihr euch und trotzt, so werdet ihr vom Schwerte gefressen." Wohlan, der Mund des Herrn hat gesprochen!

Jes 1:21 Wie ward doch zur Dirne die Stadt, die einst so getreu, erfüllt von Recht; Gerechtigkeit weilte in ihr, jetzt aber bewohnen sie Mörder!

Jes 1:22 Dein Silber ist zu Schlacken geworden, dein Wein mit Wasser verschnitten.

Jes 1:23 Deine Fürsten - Empörer sind sie und Diebesgesellen; alle haben Bestechung gern, laufen Geschenken nach. Dem Verwaisten helfen sie nicht zum Recht, die Sache der Witwe gelangt nicht zu ihnen.

Jes 1:24 Darum spricht der Gebieter, der Heerscharen Herr, der Starke in Israel: "Ha, an meinen Gegnern verschaffe ich mir Genugtuung, an meinen Feinden nehme ich Rache.

Jes 1:25 Ich wende meine Hand wider dich, läutere wie mit Laugensalz deine Schlacken, scheide alle deine Bleistücke aus.

Jes 1:26 Dann will ich dir Richter geben wie ehedem und Ratsherren so wie am Anfang. Danach wird man dich nennen: "Wohnort der Gerechtigkeit, getreue Stadt."

Jes 1:27 Sion wird durch Recht erlöst, durch Gerechtigkeit seine Bekehrten.

Jes 1:28 Zusammenbruch aber trifft Empörer und Sünder insgesamt; die den Herrn verlassen, werden vergehen."

Jes 1:29 Ja, ihr werdet beschämt ob der Eichen, die eure Lust sind, erröten über die Gärten, die ihr bevorzugt.

Jes 1:30 Denn ihr selber werdet der Eiche gleich, deren Laub verwelkt, und dem Garten, der kein Wasser enthält.

Jes 1:31 Und es wird der Starke zum Werg und zum Funken sein Tun; beide zusammen verbrennen, und niemand kann löschen.

 

Jesaja Kapitel 2

 

Jes 2:1 Das Wort, das Isaias, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem schaute:

Jes 2:2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Da steht der Berg des Hauses des Herrn an der Spitze der Berge festgegründet und ragend über die Hügel, und alle Völker strömen zu ihm.

Jes 2:3 Viele Nationen pilgern und sprechen: "Auf, laßt uns steigen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns seine Wege lehre und wir schreiten auf seinen Pfaden!" Denn Weisung geht aus von Sion, das Wort des Herrn von Jerusalem.

Jes 2:4 Zwischen den Völkern wird er richten, entscheiden für viele Nationen. Ihre Schwerter schmieden sie zu Pflugscharen um und ihre Speere zu Winzermessern. Nimmer wird Volk gegen Volk das Schwert erheben, und nicht mehr lernt man die Kriegskunst.

Jes 2:5 Haus Jakob, wohlan! Laßt uns wandeln im Lichte des Herrn!

Jes 2:6 Fürwahr, du verstießest dein Volk, das Haus Jakob; denn sie sind voll von Wahrsagerei aus dem Osten, von Zauberern wie die Philister, und an Ausländern haben sie Überfluß.

Jes 2:7 Sein Land ist voll Silber und Gold, seine Schätze nehmen kein Ende; ja, sein Land ist von Pferden voll, seine Streitwagen nehmen kein Ende.

Jes 2:8 Sein Land ist von Götzen voll. Ihrer Hände Machwerk beten sie an, das, was ihre Finger verfertigt.

Jes 2:9 Doch geduckt wird der Mensch und erniedrigt der Mann, und du sollst sie nicht aufrichten! -

Jes 2:10 Flieh in den Fels, verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner glorreichen Pracht!

Jes 2:11 Die stolzen Augen der Menschen werden gesenkt, es duckt sich der Hochmut der Männer, und erhaben ist allein der Herr an jenem Tag.

Jes 2:12 Denn für den Herrn der Heerscharen kommt ein Tag über alles Stolze und Erhabene, über alles, was hoch ist - und doch so niedrig,

Jes 2:13 über alle Zedern des Libanon, die emporragenden, hohen, und über alle Eichen von Basan,

Jes 2:14 über alle hohen Berge und über alle emporragenden Hügel,

Jes 2:15 über jeden hohen Turm und über jede trutzige Mauer,

Jes 2:16 über alle Tarsisschiffe und über alle kostbaren Boote.

Jes 2:17 Dann duckt sich der Stolz der Menschen und beugt sich der Hochmut der Männer, und erhaben allein ist der Herr an jenem Tag.

Jes 2:18 Doch die Götzen verschwinden ganz und gar.

Jes 2:19 In Felshöhlen und Erdlöchern verkriecht man sich vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner glorreichen Pracht, wenn er sich erhebt, die Erde zu schrecken.

Jes 2:20 An jenem Tag wirft der Mensch seine Götzen von Silber und Gold, die er sich gemacht zur Verehrung, hin zu den Ratten und Fledermäusen,

Jes 2:21 um sich in Felsspalten und Steinklüfte zu verkriechen vor dem Schrecken des Herrn und seiner glorreichen Pracht, wenn er sich erhebt, die Erde zu schrecken.

Jes 2:22 Sagt euch doch von dem Menschen los, der nur durch einen Hauch in seiner Nase besteht! Denn was sonst ist er wert?

 

Jesaja Kapitel 3

 

Jes 3:1 Denn siehe, der Gebieter, der Herr der Heerscharen, nimmt fort von Jerusalem und Juda Stütze und Stab, jede Stütze an Brot, jede Stütze an Wasser,

Jes 3:2 den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten,

Jes 3:3 den Oberen über Fünfzig, den Angesehenen und Ratsherrn, den Künstler und Zauberkundigen.

Jes 3:4 Knaben will ich ihnen geben als Fürsten, Buben sollen über sie herrschen.

Jes 3:5 Und da drängt sich das Volk, Mann gegen Mann, einer gegen den anderen. Der Knabe tobt gegen den Greis, der Ehrlose gegen den Würdevollen.

Jes 3:6 Da packt einer seinen Bruder aus seiner Familie: "Du hast noch ein Obergewand, sei also unser Gebieter; dieser Trümmerhaufe stehe unter deiner Gewalt!"

Jes 3:7 Er aber wird antworten an jenem Tag: "Ich will kein Wundarzt sein! In meinem Hause ist weder Brot noch Gewand. Mich bestellt also nicht zum Führer des Volkes!"

Jes 3:8 Ja, Jerusalem strauchelt, und Juda muß fallen. Denn ihre Reden und Taten richten sich gegen den Herrn, zu trotzen seinen majestätischen Augen.

Jes 3:9 Das Aussehen ihrer Gesichter klagt sie an; wie Sodom verkünden sie laut ihre Sünden und verdecken sie nicht. Weh ihnen, sie schaffen sich selber das Unheil!

Jes 3:10 Heil dem Gerechten, denn es geht ihm wohl; denn die Frucht seiner Taten genießt er!

Jes 3:11 Wehe dem Frevler, ihm geht es schlecht; denn was seine Hände getan, widerfährt ihm selbst!

Jes 3:12 Mein Volk! Seine Zwingherren sind Buben, und Weiber beherrschen es. Mein Volk! Deine Führer sind Verführer, verwirren den Weg deiner Pfade.

Jes 3:13 Der Herr steht bereit, einen Rechtsstreit zu führen, er tritt auf, zu richten sein Volk.

Jes 3:14 Ins Gericht geht der Herr mit den Ältesten seines Volkes und dessen Fürsten: "Ihr habt den Weinberg geplündert. Das den Armen geraubte Gut ist in euren Häusern.

Jes 3:15 Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zerschlagen, zu zerstoßen der Armen Antlitz?" So spricht der Gebieter, der Herr der Heerscharen.

Jes 3:16 Und der Herr sprach: "Weil Sions Töchter so hochmütig sind, beim Gehen hochrecken den Hals und ihre Augen verdrehen, weil sie trippelnd und tänzelnd einhergehen und mit den Fußspangen klirren,

Jes 3:17 darum wird der Höchste den Scheitel der Sionstöchter kahlköpfig machen, und ihre Schläfe wird entblößen der Herr."

Jes 3:18 An jenem Tage entfernt der Herr den prächtigen Schmuck: die Fußspangen, Stirnbänder, Möndchen,

Jes 3:19 die Ohrgehänge, Armkettchen und Schleier,

Jes 3:20 die Kopfbinden, Schrittkettchen und Gürtel, die Halsbänder und Amulette,

Jes 3:21 die Fingerringe und Nasenringe,

Jes 3:22 die Feierkleider, Mäntel, Überwürfe und Täschchen,

Jes 3:23 die Schleier und Untergewänder, die Binden und Umschlagtücher.

Jes 3:24 Und dann wird es geschehen: Statt des Balsams gibt es Moder; statt der Schärpe den Strick, statt des Lockengekräusels die Glatze, statt des Prachtgewandes die Gürtung des Sackes, ja Schande statt Schönheit.

Jes 3:25 Deine Mannen werden fallen durchs Schwert und deine Helden im Kampf.

Jes 3:26 Ihre Tore werden seufzen und trauern, Sion sitzt ausgeplündert am Boden.

 

Jesaja Kapitel 4

 

Jes 4:1 An jenem Tage werden sieben Frauen einen einzigen Mann festhalten und sprechen: "Wir wollen essen unser eigenes Brot, uns kleiden mit eigenen Gewändern! Nur laß uns deinen Namen führen, nimm fort von uns unsere Schande!"

Jes 4:2 An jenem Tag wird der Sproß des Herrn zur ehrenden Zier und die Frucht des Landes zum prachtvollen Stolz für die Geretteten Israels.

Jes 4:3 Und es wird geschehen: Wer in Sion überlebt und in Jerusalem noch übrigbleibt, wird "heilig" heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist in Jerusalem.

Jes 4:4 Wenn der Herr den Schmutz der Töchter Sions abgewaschen und Jerusalems Blutschuld aus seiner Mitte hinweggespült hat durch den Sturm des Gerichtes und den Sturm der Verwüstung,

Jes 4:5 dann wird der Herr über jeder Stätte des Sionsberges und über den dortigen Zusammenkünften eine Wolke bei Tag erschaffen, Rauch und flammenden Feuerglanz bei Nacht. Ja, über dem ganzen Lichtglanz wird eine Schutzhülle sein.

Jes 4:6 So wird es ein Obdach geben zum Schatten bei Tag vor der Hitze und zur Zuflucht und Deckung vor Regengüssen.

 

Jesaja Kapitel 5

 

Jes 5:1 Singen will ich für meinen Freund das Lied meines Freundes auf seinen Weinberg! Einen Weinberg hatte mein Freund auf fetter Höhe des Berges.

Jes 5:2 Er grub ihn um und entsteinte ihn, mit Edelreben bepflanzte er ihn. In seiner Mitte baute er einen Turm, eine Kelter hieb er auch aus darin und hoffte, daß er nun Trauben trüge; doch nur Herlinge trug er.

Jes 5:3 Darum nun, Bürger Jerusalems und Männer von Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg!

Jes 5:4 Was blieb noch zu tun für meinen Weinberg, das ich an ihm nicht hätte getan? Warum hoffte ich, daß er Trauben trüge, indes er nur Herlinge trug?

Jes 5:5 Verkünden will ich euch jetzt, was meinem Weinberg ich tun will: Entfernen seinen Zaun, daß er verwüstet wird, einreißen seine Mauer, daß er zertreten wird!

Jes 5:6 Ich will ihn machen zur Wüstenei; er wird nicht beschnitten und nicht mehr behackt. Aufschießen sollen Dornen und Unkraut; den Wolken will ich verbieten, über ihm zu regnen!

Jes 5:7 Wohlan, der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Leute von Juda sind seine liebliche Pflanzung. Er hoffte auf Rechtsspruch, doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit, doch siehe da: Klageschrei!

Jes 5:8 Wehe jenen, die Haus an Haus reihen, Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr vorhanden ist und ihr allein Grundherren seid inmitten des Landes!

Jes 5:9 In meinen Ohren ließ sich hören der Herr der Heerscharen: Aus vielen Häusern wird Wüstenei, große und schöne Häuser sind menschenleer.

Jes 5:10 Denn zehn Joch Rebland liefern nur einen Eimer, und ein Malter Aussaat bringt nur einen Scheffel.

Jes 5:11 Wehe jenen, die früh sich erheben und jagen nach Rauschtrank, die am späten Abend der Wein noch erhitzt!

Jes 5:12 Da gibt es Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein für ihr Trinkgelage. Doch auf das Wirken des Herrn achten sie nicht, schauen nicht auf das Tun seiner Hände.

Jes 5:13 Darum wird verbannt mein Volk, weil ohne Verstand, seine Herrenschicht muß sterben vor Hunger, seine Masse verschmachten vor Durst.

Jes 5:14 Deshalb öffnet das Totenreich seinen Rachen gar weit, reißt auf sein Maul ohne Maß, damit hinabfährt sein Gepränge und Gedränge, sein Getöse und seine jauchzende Schar.

Jes 5:15 Geduckt wird der Mensch, gebeugt wird der Mann, der Stolzen Augen werden erniedrigt.

Jes 5:16 Doch hoch erhaben zeigt sich der Herr der Heerscharen im Gericht, der heilige Gott erweist sich als heilig durch Gerechtigkeit.

Jes 5:17 Lämmer werden dann weiden auf ihrer Trift, Ziegen grasen die Trümmer der Vertilgten ab.

Jes 5:18 Wehe jenen, die mit Ochsenstricken die Schuld herbeiziehen, mit Wagenseilen die Sünde!

Jes 5:19 Sie sprechen: "Es beeile sich schleunigst sein Werk, damit wir es sehen! Bald komme heran der Ratschluß des Heiligen Israels, damit wir ihn erfahren!"

Jes 5:20 Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute als böse bezeichnen, die Finsternis als Licht und Licht als Finsternis hinstellen, die Bitter als Süß und Süß als Bitter hinstellen!

Jes 5:21 Wehe jenen, die sich weise dünken und klug vor sich selber!

Jes 5:22 Wehe jenen, die Helden im Weintrinken sind und tüchtige Männer im Würzen des Rauschtranks!

Jes 5:23 Die um Bestechungsgeld dem Schuldigen Recht geben, dem Unschuldigen aber sein Recht entziehen.

Jes 5:24 Darum, wie Feuerzunge Stoppeln verzehrt und dürres Gras in der Flamme versinkt, so sei ihre Wurzel wie Moder, ihre Blüte wirble empor wie Staub! Denn sie verwarfen die Weisung des Herrn der Heerscharen und lästerten das Wort des Heiligen Israels.

Jes 5:25 Darum entbrannte der Zorn des Herrn wider sein Volk, er streckte über ihm seine Hand aus und schlug es. Die Berge erzitterten; ihre Leichname lagen wie Kot auf den Gassen. Bei all dem ließ sein Zorn nicht ab, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.

Jes 5:26 Er errichtet ein Panier für ein Volk aus der Ferne und pfeift es vom Ende der Erde herbei. Sieh nur, eilends und rasch kommt es an.

Jes 5:27 Da ist kein Müder und Strauchelnder bei ihm, es schläft und schlummert nicht ein. Nicht löst sich der Gurt seiner Hüften, der Riemen seiner Schuhe zerreißt nicht.

Jes 5:28 Seine Pfeile sind scharf, und all seine Bogen gespannt; seiner Rosse Hufe gleichen dem Kiesel, seine Räder dem Wirbelwind.

Jes 5:29 Sein Gebrüll ist wie das des Löwen, wie ein Junglöwe so brüllt es. Es knurrt, packt die Beute, bringt sie in Sicherheit, und niemand kann sie entreißen.

Jes 5:30 Es tost über ihm an jenem Tag wie Brausen des Meeres. Man blickt zur Erde, und siehe, bange Finsternis; im Wolkendunkel ist verfinstert das Licht.

 

Jesaja Kapitel 6

 

Jes 6:1 Im Todesjahr des Königs Ussia sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Throne, seines Gewandes Schleppen füllten den Tempel.

Jes 6:2 Über ihm schwebten Seraphim; sechs Flügel hatte ein jeder; mit zweien verhüllte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er.

Jes 6:3 Einer rief dem andern zu und sprach: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit."

Jes 6:4 Vor der Stimme des Rufenden erbebten die Pfosten der Türschwellen, und der Tempelraum füllte sich mit Rauch.

Jes 6:5 Da sprach ich: "Wehe mir, ich bin verloren; denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und wohne unter einem Volke mit unreinen Lippen! Denn den König, den Herrn der Heerscharen, haben meine Augen gesehen."

Jes 6:6 Da flog zu mir einer der Seraphim heran, in seiner Hand einen glühenden Stein, den er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.

Jes 6:7 Mit ihm berührte er meinen Mund und sprach: "Siehe, dies hat deine Lippen berührt, gewichen ist deine Schuld, deine Sünde gesühnt."

Jes 6:8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, der da sprach: "Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen?" Und ich erwiderte: "Hier bin ich, sende mich!"

Jes 6:9 Und er sprach: "Geh und rede zu diesem Volke da: Höret, höret, aber versteht es nicht; sehet, sehet, aber erkennt es nicht!

Jes 6:10 Mache das Herz dieses Volkes verstockt, seine Ohren verhärtet und seine Augen verblendet, daß es mit seinen Augen nicht sehe und mit seinen Ohren nicht höre, sein Herz nicht zur Einsicht komme und es wieder Heilung finde!"

Jes 6:11 Ich erwiderte: "Wie lange, o Herr?" Er sprach: "Bis daß die Städte verödet sind, ohne Bewohner, die Häuser menschenleer, und das Ackerland öde liegt als Wüste.

Jes 6:12 Der Herr wird die Menschen entfernen; groß wird die Verlassenheit sein inmitten des Landes.

Jes 6:13 Und bleibt darin noch ein Zehntel übrig, so verfällt auch dies wieder der Vertilgung, einer Eiche und Terebinthe gleich, von denen beim Fällen nur ein Stumpf bleibt. Heiliger Same ist sein Stumpf."

 

Jesaja Kapitel 7

 

Jes 7:1 Und es geschah in den Tagen des Achas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Ussias, des Königs von Juda, da rückten Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn des Remalja, der König von Israel, wider Jerusalem, um es anzugreifen. Doch sie konnten es nicht bezwingen.

Jes 7:2 Man brachte dem Hause David die Meldung: "Aram hat sich verbündet mit Ephraim." Da erbebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie Waldbäume im Winde beben.

Jes 7:3 Der Herr aber sprach zu Isaias: "Gehe hinaus, dem Achas entgegen, du und dein Sohn Schearjaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches bei der Straße zum Walkerfeld!

Jes 7:4 Sprich zu ihm: "Sei gefaßt und bleibe ruhig, fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht vor diesen beiden Stummeln von rauchenden Brandscheiten, vor dem lodernden Zorn Rezins und Arams und des Sohnes Remaljas,

Jes 7:5 weil Aram, Ephraim und der Sohn Remaljas Unheilvolles wider dich planten, indem sie sagten:

Jes 7:6 Gegen Juda wollen wir zu Felde ziehen, es zerstückeln, seine Teile an uns reißen und zum König in seiner Mitte den Sohn des Tabel einsetzen!"

Jes 7:7 So spricht der Gebieter und Herr: "Es bleibt nicht so und wird nicht sein,

Jes 7:8 daß Damaskus Arams Haupt ist und das Haupt von Damaskus Rezin [65 Jahre noch dauert es, da wird Ephraim zerschlagen und kein Volk mehr sein],

Jes 7:9 daß Samaria Ephraims Haupt ist und das Haupt Samarias der Sohn des Remalja! Wenn ihr nicht glaubt, so habt ihr keinen Bestand.""

Jes 7:10 Und weiterhin sprach der Herr zu Achas:

Jes 7:11 "Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, sei es aus der Tiefe der Unterwelt oder hoch oben aus der Höhe!"

Jes 7:12 Aber Achas erwiderte: "Ich will nicht bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen."

Jes 7:13 Da sprach er: "Hört doch, ihr vom Hause David: Ist es euch zu wenig, Menschen zu beleidigen, daß ihr auch noch meinen Gott beleidigt?

Jes 7:14 Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und seinen Namen "Immanuel" nennen.

Jes 7:15 Von Dickmilch und Honig wird er sich nähren, bis er das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen weiß.

Jes 7:16 Denn bevor der Knabe das Böse verwerfen und das Gute erwählen kann, wird zur Öde das Land, vor dessen beiden Königen dir graut.

Jes 7:17 Der Herr wird über dich, dein Volk und dein Vaterhaus Tage herbeiführen, wie sie nicht gekommen sind seit der Zeit, da Ephraim abfiel von Juda [nämlich den König von Assur].

Jes 7:18 Und geschehen wird es an jenem Tag: Der Herr ruft die Fliege heran vom Ende der Ströme Ägyptens und die Biene aus assyrischem Land.

Jes 7:19 Sie werden kommen und sich vollzählig niederlassen in den steilen Klüften und Felsenspalten, in allen Dornsträuchern und auf allen Triften.

Jes 7:20 An jenem Tag wird der Herr abscheren mit dem Schermesser, das von jenseits des Euphratstromes gedungen ist [dem König von Assur], das Haupt und die Füße; ja, auch den Bart wird es wegraffen.

Jes 7:21 Geschehen wird es an jenem Tag: Da kann sich einer nur eine Jungkuh und zwei Stück Kleinvieh halten.

Jes 7:22 Wegen der Menge Milch, die sie geben, wird man Dickmilch essen. Ja, Dickmilch und Honig wird jeder essen, der im Lande übriggeblieben ist.

Jes 7:23 Geschehen wird es an jenem Tag: Da wird jeder Raum, wo tausend Weinstöcke stehen im Wert von tausend Sekeln, den Dornen und Disteln verfallen.

Jes 7:24 Mit Pfeil und Bogen kommt man dorthin; denn Dornen und Disteln trägt das ganze Land.

Jes 7:25 Und alle Berge, die man sonst mit der Hacke behackt, - man kommt nicht mehr dorthin aus Angst vor Dornen und Disteln; man treibt die Rinder hinauf und läßt sie von Schafen zertreten."

 

Jesaja Kapitel 8

 

Jes 8:1 Der Herr sprach zu mir: "Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf in gewöhnlicher Schrift: "Eilebeute - Raubebald"!

Jes 8:2 Auch bestelle mir zwei zuverlässige Zeugen, Uria, den Priester, und Sacharja, den Sohn des Jeberechja!"

Jes 8:3 Ich hatte mich der Prophetin genaht; sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Der Herr sprach zu mir: "Nenne seinen Namen "Eilebeute-Raubebald"!

Jes 8:4 Denn ehe der Knabe zu rufen weiß "Mein Vater, meine Mutter", wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assur einhertragen."

Jes 8:5 Der Herr redete noch weiterhin zu mir:

Jes 8:6 "Dieses Volk verachtet die sanft fließenden Wasser Siloahs und verzagt vor Rezin und dem Sohn des Remalja.

Jes 8:7 Darum läßt der Herr über sie die Wasser des Euphrat, die starken und großen, fluten [den König von Assur und seine gesamte Streitmacht]. Er steigt über all seine Rinnsale und tritt über all seine Ufer.

Jes 8:8 Er dringt nach Juda vor, überflutet und überschwemmt es, bis er zum Halse reicht. Die Ausdehnung seiner Ränder erfüllt deines Landes Breite, o Immanuel!

Jes 8:9 Erkennt es, ihr Völker, und erschreckt; horchet auf, alle Fernen der Erde! Gürtet euch und erschreckt, ja gürtet euch und erschreckt!

Jes 8:10 Faßt einen Plan, er wird zunichte! Redet ein Wort, es hat keinen Bestand; denn mit uns ist Gott!"

Jes 8:11 Denn so sprach der Herr zu mir, als seine Hand mich ergriff und er mich warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen:

Jes 8:12 "Ihr sollt nicht "Verschwörung" sagen überall da, wo dieses Volk "Verschwörung" sagt! Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten und sollt davor nicht erschrecken!

Jes 8:13 Den Herrn der Heerscharen, ihn sollt ihr heilighalten! Er soll eure Furcht und euer Schrecken sein!

Jes 8:14 Er wird zum Heiligtum werden, zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zum Netz und zur Falle für die Einwohner Jerusalems.

Jes 8:15 Viele straucheln darüber; sie stürzen und brechen zusammen, werden verstrickt und gefangen."

Jes 8:16 Verwahren will ich das Zeugnis, versiegeln in meinen Jüngern die Weisung.

Jes 8:17 Harren will ich des Herrn, der sein Antlitz vor dem Hause Jakob verbirgt, auf ihn will ich hoffen!

Jes 8:18 Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben, sind Zeichen und Sinnbilder in Israel, vom Herrn der Heerscharen her, der auf dem Berge Sion wohnt.

Jes 8:19 Und wenn man zu euch sagt: "Befragt doch die Toten- und Wahrsagegeister, die da flüstern und murmeln! Soll ein Volk nicht seine Götter befragen, für die Lebenden die Toten?",

Jes 8:20 dann hin zur Lehre und zum Zeugnis! Sicher wird solches reden ein Volk, für das es kein Morgenrot gibt!

Jes 8:21 Es schweift umher, gedrückt und hungernd. Weil es nun aber hungert, ergrimmt es und verflucht seinen König und Gott. Es wendet sich zur Höhe,

Jes 8:22 und es blickt zur Erde; aber siehe, da gibt es nur Drangsal und Finsternis, düstere Bedrängnis und Dunkelheit eines Verstoßenen.

Jes 8:23 Fürwahr, nicht wird im Dunkel bleiben das Land, das jetzt in Bedrängnis ist! In der früheren Zeit brachte der Herr Schmach über das Land Sebulun und das Land Naphtali, aber zur letzten Zeit bringt er zu Ehren das Gebiet der Meeresstraße, das Gelände am Jordan, den Gau der Heiden (Galiläa).

 

Jesaja Kapitel 9

 

Jes 9:1 Das Volk, das in Finsternis wandelt, erschaut ein gewaltiges Licht. Über den Bewohnern eines finsteren Landes strahlt ein Lichtglanz hell auf.

Jes 9:2 Reichen Jubel schenkst du, schaffst große Freude. Man freut sich vor dir, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt beim Teilen der Beute.

Jes 9:3 Denn das Joch seiner Last, den Stab auf seiner Schulter, den Stock seines Zwingherrn zerbrichst du wie am Tage von Midian.

Jes 9:4 Ja, jeder Soldatenstiefel, der polternd einherstampft, jeder Mantel, im Blute geschleift, wird verbrannt und im Feuer verzehrt!

Jes 9:5 Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn wird uns geschenkt, auf dessen Schulter die Herrschaft ruht. Man nennt ihn: Wunderrat, Gottheld, Ewigvater, Friedensfürst.

Jes 9:6 Groß ist die Herrschaft, und der Friede ist endlos auf Davids Thron und in seinem Reich; er errichtet und stürzt es durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun!

Jes 9:7 Wider Jakob sandte der Herr ein Wort, es fiel in Israel ein.

Jes 9:8 Das ganze Volk erfuhr es, Ephraim und Samarias Bewohner; in überheblichem, hochmütigem Sinn sprachen sie:

Jes 9:9 "Ziegel stürzten, Quadersteine bauen wir auf, Maulbeerfeigenbäume wurden umgehauen, Zedern pflanzen wir dafür!"

Jes 9:10 Da wiegelte der Herr ihre Bedränger gegen sie auf, ihre Feinde stachelte er an:

Jes 9:11 Aram im Osten, die Philister im Westen; sie fraßen Israel mit vollem Mund. Bei alldem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.

Jes 9:12 Doch das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug, und den Herrn der Heerscharen suchten sie nicht.

Jes 9:13 Der Herr schlug ab von Israel Haupt und Schwanz, Palmzweig und Binse an einem Tag.

Jes 9:14 Älteste und vornehme Leute stellen das Haupt dar, Propheten, die Lügen verkünden, den Schwanz.

Jes 9:15 Dieses Volkes Führer sind Verführer, seine Geführten sind Irregeführte.

Jes 9:16 Darum hatte der Herr keine Freude an seiner Jungmannschaft, mit seinen Waisen und Witwen kein Mitleid. Denn ruchlos und böse sind sie alle, Torheit spricht jeder Mund. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.

Jes 9:17 Denn es brannte die Bosheit wie Feuer, das Dornen und Disteln verzehrt und des Waldes Dickicht entzündet, daß es aufqualmt in wirbelndem Rauch.

Jes 9:18 Durch den Ingrimm des Herrn der Heerscharen verbrannte das Land, das Volk ward wie eine Speise des Feuers, keiner schonte seinen Bruder.

Jes 9:19 Man verschlang zur Rechten und blieb hungrig, man fraß zur Linken und wurde nicht satt; ein jeder fraß das Fleisch seines Stammesbruders:

Jes 9:20 Manasse den Ephraim, Ephraim den Manasse; beide vereint zogen gegen Juda. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.

 

Jesaja Kapitel 10

 

Jes 10:1 Wehe jenen, die Satzungen geben voll Unheil und bedrückende Vorschriften niederschreiben!

Jes 10:2 Sie verdrängen die Armen vom Gericht und rauben den Elenden meines Volkes ihr Recht; so werden Witwen ihnen zur Beute, und Waisenkinder plündern sie aus.

Jes 10:3 Aber was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und beim Verderben, das von ferne heranzieht? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wohin euren Reichtum bringen?

Jes 10:4 Nur unter Gefangenen kann man sich ducken und unter Erschlagenen fallen. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.

Jes 10:5 Wehe über Assur, den Stab meines Zornes und die Rute meines Grimmes in meiner Hand!

Jes 10:6 Wider ein ruchloses Volk entsende ich ihn, ich entbiete ihn wider das Volk meines Grimmes, daß er sich Beute erraffe und Raub erwerbe und es zertrete wie Straßenkot.

Jes 10:7 Doch er denkt es sich anders, und sein Herz ist nicht so gesinnt. Nein, zu vertilgen trachtet sein Herz und auszurotten nicht wenige Völker.

Jes 10:8 Denn er spricht: "Sind nicht meine Heerführer Könige insgesamt?

Jes 10:9 Ging es nicht Kalno wie Karkemisch, Hamat wie Arpad oder Samaria wie Damaskus?

Jes 10:10 Meine Hand griff ja nach den Reichen der Götzen, deren Schnitzbilder zahlreicher waren als die von Jerusalem und Samaria.

Jes 10:11 Werde ich daher nicht, wie ich Samaria und seinen Götzen tat, so auch Jerusalem tun und seinen Götzenbildern?"

Jes 10:12 Es wird geschehen: Wenn der Herr sein ganzes Werk auf dem Sionsberg und in Jerusalem zur Vollendung bringt, dann prüft er den Erfolg des Hochmuts des Assurkönigs und den prahlerischen Stolz seiner Augen!

Jes 10:13 Denn er spricht: "Mit der Stärke meiner Hand habe ich es geschafft und mit meiner Weisheit, denn ich bin ja so klug. Ich tilgte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze, und ich stieß hinab wie ein Held die Thronenden!

Jes 10:14 Und wie nach dem Neste griff meine Hand nach dem Reichtum der Völker; wie man verlassene Eier sammelt, so sammelte ich die ganze Erde ein! Da regte niemand die Flügel oder sperrte zwitschernd den Schnabel auf."

Jes 10:15 Rühmt sich denn die Axt wider den, der mit ihr spaltet? Oder tut die Säge groß gegenüber dem, der sie zieht? So, als schwänge der Stock den, der ihn aufhebt, als erhöbe der Stab den, der nicht Holz ist.

Jes 10:16 Darum sendet der Gebieter, der Herr der Heerscharen, in sein Fett die Schwindsucht; anstelle seiner Pracht lodert ein Brand wie Feuersglut.

Jes 10:17 Israels Licht wird zum Feuer und sein Heiliger zur Flamme, die da brennt und seine Dornen und Disteln frißt an einem einzigen Tag.

Jes 10:18 Seinen prächtigen Wald und Fruchtgarten vertilgt er ganz und gar; es ist, wie wenn ein Kranker dahinsiecht.

Jes 10:19 Und der Rest seiner Waldbäume wird zählbar sein, ein Knabe kann sie aufschreiben.

Jes 10:20 An jenem Tag wird es geschehen: Nicht werden sich länger stützen Israels Rest und was entronnen vom Hause Jakob auf den, der sie schlägt, sondern sie werden sich stützen in Treue auf den Herrn, den Heiligen Israels.

Jes 10:21 Ein Rest bekehrt sich, ein Rest von Jakob zum starken Gott.

Jes 10:22 Wenn auch dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, nur ein Rest davon kehrt um. Vernichtung ist ja beschlossen, Gerechtigkeit flutet heran.

Jes 10:23 Denn eine festbeschlossene Vernichtung vollzieht der Gebieter, der Herr der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde.

Jes 10:24 Darum spricht der Gebieter, der Herr der Heerscharen: "Fürchte dich nicht, mein Volk, das den Sion bewohnt, vor Assur, das dich mit der Rute schlägt und seinen Stock wider dich aufhebt wie einst Ägypten!

Jes 10:25 Denn noch eine kurze Spanne Zeit, dann ist vorbei mein Zorn, mein Ingrimm völlig vergangen."

Jes 10:26 Dann wird der Herr der Heerscharen über Assur die Peitsche schwingen wie beim Schlag über Midian am Rabenfelsen; er wird über das Meer seinen Stab erheben wie einstmals gegen Ägypten.

Jes 10:27 Geschehen wird es an jenem Tag, da weicht seine Last von deiner Schulter, sein Joch verschwindet von deinem Hals.

Jes 10:28 Von Samaria zieht er heran, kommt auf Ajjat zu, durchzieht sodann Migron, beordert nach Michmas seinen Troß.

Jes 10:29 Sie ziehen durch den Engpaß, Geba dient ihnen als Nachtquartier, Rama erzittert, Gibea Sauls muß fliehen.

Jes 10:30 Laß deine Stimme gellen, Tochter Gallim, Laischa, horch auf, antworte ihr, Anatot!

Jes 10:31 Madmena irrt flüchtig, die Bewohner von Gebim bringen sich in Sicherheit.

Jes 10:32 Noch heute steht er in Nob, seine Faust schwingt er gegen den Berg der Tochter Sion, gegen den Hügel Jerusalems.

Jes 10:33 Siehe, der Gebieter und der Herr der Heerscharen stutzt das Gezweig mit Schreckensgewalt; was hoch aufragte, das wird gefällt, die hohen Bäume sinken zu Boden.

Jes 10:34 Niedergehauen mit dem Eisen wird das Dickicht des Waldes; der Libanon fällt in seiner Herrlichkeit.

 

Jesaja Kapitel 11

 

Jes 11:1 Doch wächst hervor ein Reis aus Isais Stumpf, ein Schößling bricht aus seinen Wurzeln hervor.

Jes 11:2 Auf ihn läßt sich nieder der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und Furcht des Herrn.

Jes 11:3 Erfüllen wird er ihn mit dem Geist der Furcht des Herrn. Er richtet nicht nach dem Augenschein und urteilt nicht nach dem Hörensagen.

Jes 11:4 Er richtet vielmehr die Geringen gerecht, entscheidet richtig für die Armen im Land; den Gewalttätigen schlägt er mit dem Stab seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen.

Jes 11:5 Gerechtigkeit ist seiner Hüften Gurt und Treue seiner Lenden Umgürtung.

Jes 11:6 Beim Lamm wird verweilen der Wolf, der Leopard lagert beim Böcklein. Kalb und Löwe mästen sich gemeinsam, ein kleiner Knabe kann sie hüten.

Jes 11:7 Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen lagern beisammen; der Löwe frißt Stroh wie das Rind.

Jes 11:8 Der Säugling spielt am Schlupfloch der Otter, nach dem Jungen der Viper greift das Kind mit der Hand.

Jes 11:9 Nirgends handelt man bös und verderbt auf meinem ganzen heiligen Berg; denn angefüllt ist das Land mit Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken.

Jes 11:10 Und geschehen wird es an jenem Tag: Nach Isais Wurzel, die dasteht als Banner der Völker, fragen die Heiden, und herrlich wird seine Ruhestatt sein.

Jes 11:11 Geschehen wird es an jenem Tag: Da erhebt der Herr noch einmal seine Hand, um loszukaufen den Rest seines Volkes, der übrigblieb von Assur und Ägypten, von Patros und Kusch, von Elam und Sinear, von Hamat und von den Inseln des Meeres.

Jes 11:12 Er richtet den Völkern ein Banner auf und sammelt die Versprengten von Israel; die Zerstreuten von Juda holt er heim von den vier Enden der Erde.

Jes 11:13 Verschwinden wird dann die Eifersucht Ephraims, die Bedränger Judas rottet man aus. Ephraim eifert nicht gegen Juda, Juda bedrängt Ephraim nicht.

Jes 11:14 Sie stürmen zum Abhang der Philister am Meer, plündern die östlichen Stämme vereint. Nach Edom und Moab greift ihre Hand, Ammons Söhne sind ihnen gehorsam.

Jes 11:15 Die Meereszunge Ägyptens legt trocken der Herr, über den Euphrat schwingt er die Hand durch seinen Gluthauch. In sieben Bäche zerschlägt er ihn und macht ihn betretbar in Schuhen.

Jes 11:16 So entsteht eine Straße für den Rest seines Volkes, der noch von Assur verblieb, wie es eine solche für Israel gab, als es heraufzog vom Lande Ägypten.

 

Jesaja Kapitel 12

 

Jes 12:1 Sprechen wirst du an jenem Tag: "Ich danke dir, Herr; du hast mir gezürnt, aber dein Zorn verging, und du hast mich getröstet.

Jes 12:2 Siehe, Gott ist mein Heil! Zuversichtlich bin ich und fürchte mich nicht; denn der Herr ist meine Kraft und meine Stärke; er ward mir zum Heil."

Jes 12:3 Mit Frohlocken schöpft ihr Wasser aus den Quellen des Heils.

Jes 12:4 Und ihr werdet sprechen an jenem Tag: "Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, erinnert daran, daß erhaben sein Name!

Jes 12:5 Singet dem Herrn, denn Großes hat er vollbracht, es werde bekannt überall auf der Erde!

Jes 12:6 Jauchze und juble, Bürgerschaft Sions; denn groß ist mitten in dir der Heilige Israels."

 

Jesaja Kapitel 13

 

Jes 13:1 Spruch über Babel, den Isaias, der Sohn des Amoz, schaute:

Jes 13:2 Auf kahlem Berge hißt ein Panier,laut schreit ihnen zu, auf euren Wink mit der Hand sollen sie einziehen in die Tore der Vornehmen!

Jes 13:3 "Ich selber entbot meine Geweihten, auch rief ich zum Zorngericht meine Helden herbei, die an meiner Hoheit sich freuen."

Jes 13:4 Horch, auf den Bergen Getöse wie von zahlreichem Kriegsvolk, horch, das Gelärm von Königreichen, von versammelten Völkern! Der Herr der Heerscharen mustert das Kriegsheer.

Jes 13:5 Sie kommen aus fernem Land, vom Ende des Himmels, der Herr und die Werkzeuge seines Grimmes, zu verheeren die ganze Erde!

Jes 13:6 Heulet, denn nahe ist der Tag des Herrn; wie Gewalt vom Allgewaltigen kommt er.

Jes 13:7 Alle Hände werden deswegen schlaff, verzagt jedes menschliche Herz.

Jes 13:8 Sie werden bestürzt; Krämpfe und Wehen erfassen sie, wie eine Gebärende winden sie sich; einer starrt den anderen an, ihre Gesichter erglühen wie Feuer.

Jes 13:9 Siehe, der Tag des Herrn kommt ohne Erbarmen, mit Grimm und Zornesglut; er wandelt die Erde zur Wüstenei, vertilgt die Sünder von ihr.

Jes 13:10 Denn die Sterne des Himmels und seine Sternbilder lassen ihr Licht nicht leuchten, die Sonne ist düster bei ihrem Aufgang, der Mond läßt nicht glänzen sein Licht.

Jes 13:11 "Für ihre Untat strafe ich die Welt, die Frevler für ihre Schuld; der Vermessenen Pracht beende ich und beuge nieder der Machthaber Hochmut!

Jes 13:12 Seltener mach' ich die Leute als gediegenes Gold und die Menschen als Goldschmuck von Ophir.

Jes 13:13 Die Himmel erbeben darob, es wankt die Erde von ihrem Platz beim Ingrimm des Herrn der Heere und am Tag seiner Zornesglut.

Jes 13:14 Dann wird es geschehen: Wie verscheuchte Gazellen, wie Kleinvieh, das niemand sammelt, so wendet sich jeder zu seinem Volk, zur Heimat entflieht jeder Mann.

Jes 13:15 Jeder Erwischte wird durchbohrt, jeder Verschleppte fällt durch das Schwert.

Jes 13:16 Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet.

Jes 13:17 Siehe, die Meder reize ich wider sie auf; sie schätzen das Silber nicht, haben kein Gefallen an Gold.

Jes 13:18 Ihre Bogen zerschmettern Knaben; sie erbarmen sich nicht der Leibesfrucht, ihr Auge hat mit Kindern kein Mitleid.

Jes 13:19 Und Babel, die Zier der Königreiche, die stolze Pracht der Kaldäer, soll werden wie Sodom und Gomorra, als Gott sie zerstörte.

Jes 13:20 Es werde auf ewig unbesiedelt und unbewohnt von Geschlecht zu Geschlecht; der Araber zelte daselbst nicht mehr, nicht lasse der Hirt dort lagern!

Jes 13:21 Nein, Wüstentiere lagern sich da, von Eulen sind ihre Häuser gefüllt, Strauße haben dort ihren Sitz, struppige Böcke tanzen daselbst.

Jes 13:22 In seinen Palästen heulen Hyänen, Schakale in den Schlössern der Lust. Seine Zeit rückt nahe heran, und seine Tage verzögern sich nicht."

 

Jesaja Kapitel 14

 

Jes 14:1 Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen, Israel wieder erwählen und sie in ihr Heimatland bringen. Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich zum Hause Jakob scharen.

Jes 14:2 Völker werden sie nehmen und sie geleiten an ihren Ort. Das Haus Israel wird jene im Lande des Herrn zu eigen erhalten als Knechte und Mägde. So werden sie ihre Entführer entführen und ihre Bedrücker beherrschen.

Jes 14:3 Wenn dir sodann der Herr Ruhe verlieh von deiner Qual und Unrast und von der harten Knechtschaft, womit du geknechtet warst, 4a dann stimme dieses Spottlied auf den König von Babel an und sprich:

Jes 14:4 "Wie ist der Bedränger so still geworden, still geworden der Angriff!

Jes 14:5 Zerbrochen hat der Herr der Ruchlosen Stock, der Herrschenden Zepter!

Jes 14:6 Nationen schlug er im Grimm mit unaufhörlichem Schlag, Völker bezwang er im Zorn mit unablässigem Zwang.

Jes 14:7 Nun ruht und rastet die ganze Welt, in Jubelruf bricht man aus.

Jes 14:8 Selbst die Zypressen freuen sich deinetwegen und die Zedern des Libanon: "Seitdem du dich schlafen gelegt, steigt niemand herauf, uns zu fällen!"

Jes 14:9 Das Totenreich unten erbebt vor dir, deiner Ankunft entgegen, bringt deinetwegen die Schatten in Aufruhr, alle Fürsten der Erde; von ihren Thronen stört es auf alle Könige der Völker.

Jes 14:10 Alle miteinander heben sie an und sprechen zu dir: Auch du bist erschlafft wie wir, uns ähnlich geworden!

Jes 14:11 Es stürzte dein Stolz ins Totenreich, deiner Harfen Klang! Auf Maden bist du gebettet, und deine Decken sind Würmer.

Jes 14:12 Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzgestirn, des Morgenrots Sohn! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Völkerbezwinger!

Jes 14:13 Du freilich dachtest in deinem Herzen: Zum Himmel steig' ich empor, über die Sterne Gottes erhebe ich meinen Thron, setze mich auf den Götterberg im äußersten Norden,

Jes 14:14 steige empor über Wolkenhöhen, stelle dem Höchsten mich gleich!

Jes 14:15 Wie stürztest du zur Hölle hinab, in das unterste Loch!

Jes 14:16 Wer dich sieht, gafft dich an, betrachtet dich sinnend: Ist das der Mann, der die Erde beben, Königreiche wanken ließ,

Jes 14:17 der die Welt zur Wüste machte, der seine Städte zerstörte, seinen Gefangenen nimmer den Kerker auftat?

Jes 14:18 Die Völkerkönige alle ruhen in Ehren, ein jeder in seiner Gruft.

Jes 14:19 Du aber bist hingeworfen ohne ein Grab, wie ein verachteter Sproß, bedeckt mit Erschlagenen, Schwertdurchbohrten, die hinabsteigen zu den Steinen der Grube, wie ein zertretenes Aas.

Jes 14:20 Du wirst mit ihnen kein Grab erlangen, weil du zugrunde gerichtet dein eigenes Land, getötet dein eigenes Volk. Niemals werde genannt der Ruchlosen Brut!

Jes 14:21 Ob ihrer Väter Schuld errichtet seinen Söhnen die Schlachtbank, damit sie sich nicht mehr erheben und die Erde erobern und den Erdkreis mit Städten erfüllen!"

Jes 14:22 "Ich erhebe mich wider sie", ist der Spruch des Herrn der Heere, "und will ausrotten von Babel Namen und Nachkommen, Stamm und Sproß" - Spruch des Herrn.

Jes 14:23 "Ich will es machen zum Besitztum von Eulen und zu Schilftümpeln und es mit dem Besen der Vernichtung hinwegfegen", ist der Spruch des Herrn der Heere.

Jes 14:24 Geschworen hat der Herr der Heerscharen: "Wie ausgedacht, so wird es geschehen, wie ich es geplant, so wird es sein!

Jes 14:25 Ich will Assur zerschmettern in meinem Land, es zertreten auf meinen Bergen; es weiche von ihnen sein Joch, von ihrer Schulter sein Frondienst!"

Jes 14:26 Dies ist der Plan, über die ganze Erde gefaßt, dies die Hand, über alle Völker ausgestreckt.

Jes 14:27 Hat der Herr der Heerscharen geplant, wer kann dann vereiteln, ist ausgestreckt seine Hand, wer biegt sie zurück?

Jes 14:28 Im Todesjahr des Königs Achas erging folgender Spruch:

Jes 14:29 "Freue dich nicht, gesamtes Philistäa, weil der Stock, der dich schlug, zerbrach! Denn aus der Brut der Schlange kriecht eine Viper, und deren Frucht ist ein geflügelter Drache.

Jes 14:30 Geringe sollen auf meinen Bergen weiden, Dürftige ein sicheres Lager haben; aber des Hungers sterben lasse ich deine Brut, töten werde ich deinen Rest."

Jes 14:31 Heule, du Pforte, schreie, du Stadt, verzage, gesamtes Philistäa! Denn vom Norden her naht sich Rauch; an seinem Sammelplatz bleibt niemand allein zurück.

Jes 14:32 Was gibt man den Boten des Volkes zur Antwort? "Der Herr hat Sion gegründet, Zuflucht finden die Armen seines Volkes daselbst!"

 

Jesaja Kapitel 15

 

Jes 15:1 Spruch über Moab: Über Nacht ist Ar-Moab zerstört, vernichtet! Fürwahr, über Nacht ist Kir-Moab zerstört, vernichtet!

Jes 15:2 Die Tochter Dibon steigt hinauf, um auf den Höhen zu weinen; in Nebo und in Medeba heult Moab, kahlgeschoren ist jedes Haupt, jeder Bart abgeschnitten;

Jes 15:3 auf seinen Gassen trägt man das Trauerkleid, auf seinen Dächern und Plätzen herrscht allgemeines Geheul, geht man weinend auf und ab.

Jes 15:4 Es schreien Hesbon und Elale, bis Jahaz vernimmt man ihre Stimme; darob erzittern die Lenden Moabs, es ist ihm in der Seele bang.

Jes 15:5 Mein Herz klagt um Moab; seine Flüchtlinge eilen bis Zoar. Ja, die Steige von Luchit steigt man mit Weinen hinauf, denn auf dem Weg nach Choronajim ist erregtes Geschrei über den Zusammenbruch.

Jes 15:6 Fürwahr, die Wasser von Nimrim werden zu Wüsteneien; denn das Gras verdorrt, die Kräuter vergehen, fort ist das Grün.

Jes 15:7 Deshalb schleppen sie ihr Erübrigtes und ihre Vorräte über den Weidenbach.

Jes 15:8 Ja, das Schreien macht die Runde im Gebiet von Moab, bis Eglajim ertönt sein Wehe und bis Beer-Elim sein Geheul.

Jes 15:9 Denn Dibons Gewässer sind voll von Blut, ja, ich lege Dibon noch weiteres auf: für Moabs Entronnene einen Löwen und auch für den Rest von Adma.

 

Jesaja Kapitel 16

 

Jes 16:1 Sie senden Lämmer dem Herrscher des Landes, von Sela aus durch die Wüste zum Berge der Tochter Sion.

Jes 16:2 Wie flüchtende Vögel, aus dem Nest verscheucht, so werden die Orte Moabs, die Furten des Arnon sein.

Jes 16:3 Gib einen Rat, triff eine Entscheidung, mach dunkel wie die Nacht deinen Schatten mitten am Tag, verbirg die Verstoßenen, die Flüchtigen verrate nicht!

Jes 16:4 Es sollen verweilen bei dir die Versprengten von Moab; sei ihnen Schirm vor dem Verwüster! Denn der Tyrann ist nicht mehr, der Verwüster vernichtet, der Zertreter verschwand aus dem Lande.

Jes 16:5 Ein Thron wird in Huld errichtet, und auf ihm sitzt einer in Treue im Zelte Davids; er hält Gericht und trachtet nach Recht und schaut auf Gerechtigkeit!

Jes 16:6 Wir haben vom Stolze Moabs gehört, des äußerst hochmütigen, von seinem Dünkel, Stolz und Übermut; unwahr ist sein Geschwätz.

Jes 16:7 Darum heult Moab über Moab, alles heult. Um die Weinbeerkuchen von Kir-Chareset seufzen sie, völlig niedergeschlagen.

Jes 16:8 Denn verwelkt sind Hesbons Gefilde, die Weinstöcke Sibmas. Völkerscharen haben seine Edeltrauben bezwungen, die bis Jaser reichten, bis zur Wüste sich verirrten; ihre Ranken breiteten sich aus, drangen vor bis ans Meer.

Jes 16:9 Deshalb weine ich um den Quellgrund von Jaser, um die Weinstöcke Sibmas. Ich netze dich mit meinen Tränen, Hesbon und Elale. Denn über deinen Herbst und deine Ernte fiel der Verwüster her.

Jes 16:10 Freude und Jubel sind aus den Fruchtgärten fort, niemand jauchzt mehr in den Weinbergen und jubelt, niemand tritt Wein in den Keltern, der Taktruf ist verstummt.

Jes 16:11 Darum klagt mein Herz um Moab wie eine Zither, mein Innerstes um ihr Kir-Chareset.

Jes 16:12 Und wenn Moab auf der Opferhöhe erscheint und sich abmüht, wenn es seinen Tempel betritt, um zu beten, so erreicht es nichts.

Jes 16:13 Dies ist das Wort, das der Herr über Moab früher gesprochen hat.

Jes 16:14 Jetzt aber spricht der Herr: "In drei Jahren, gleich den Jahren eines Tagelöhners, wird Moabs Ansehen mit all dem gewaltigen Getue verächtlich, und es bleibt nur ein Rest, ganz klein und unbedeutend."

 

Jesaja Kapitel 17

 

Jes 17:1 Spruch über Damaskus: Seht, Damaskus verschwindet als Stadt, zur Trümmerstätte wird es.

Jes 17:2 Seine Siedlungen sind für immer verlassen, gehören den Herden; sie lagern, ohne daß einer sie aufschreckt.

Jes 17:3 Aus ist es mit dem Bollwerk für Ephraim und mit dem Königtum in Damaskus. Dem Rest von Aram wird es ergehen wie dem Glanz der Söhne Israels - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Jes 17:4 An jenem Tag ist Jakobs Ansehen gering, das Fett seines Leibes schrumpft ein.

Jes 17:5 Es wird sein, wie wenn der Schnitter Halme zusammenrafft und sein Arm Ähren schneidet. Es wird sein, wie wenn einer in der Ebene Rephaim Ähren aufliest.

Jes 17:6 Nur eine Nachlese bleibt davon übrig wie beim Abklopfen eines Ölbaumes: im obersten Wipfel der Beeren zwei oder drei, vier bis fünf in den Zweigen des Fruchtbaumes - Spruch des Herrn, des Gottes Israels.

Jes 17:7 An jenem Tage schauen die Menschen auf ihren Schöpfer, und ihre Augen blicken auf den Heiligen Israels.

Jes 17:8 Sie schauen nicht mehr nach den Altären, ihrer Hände Werk, und nach dem, was ihre Finger gebildet, blicken sie nicht mehr, auch nicht nach den heiligen Bäumen und den Räucheraltären.

Jes 17:9 An jenem Tag sind deine Städte verlassen wie die verlassenen Orte der Hiwwiter und Amoriter, die sie angesichts der Israeliten verließen. Es wird eine Wüstenei entstehen.

Jes 17:10 Denn du vergaßest den Gott deines Heiles, an den Fels deiner Zuflucht dachtest du nicht. Deshalb magst du liebliche Pflanzungen anlegen, mit fremdgöttischen Setzlingen sie bestecken;

Jes 17:11 am Tag, da du pflanzest, magst du aufziehen und am Morgen dein Gewächs zum Blühen bringen! Dahin ist die Ernte am Tage des Siechtums und des unheilbaren Leidens!

Jes 17:12 Wehe! Ein Tosen vieler Völker, wie Meerestosen tosen sie, ein Gebrause von Nationen, wie das Brausen gewaltiger Wasser brausen sie.

Jes 17:13 Nationen brausen wie das Brausen vieler Wasser. Er aber schilt sie, da fliehen sie in die Ferne, sie werden gejagt wie Spreu auf den Bergen vor dem Wind, wie Räderdisteln vor der Windsbraut.

Jes 17:14 Zur Abendzeit, siehe Bestürzung, vor Tagesanbruch sind sie dahin. Das ist unserer Plünderer Anteil, unserer Berauber Schicksal.

 

Jesaja Kapitel 18

 

Jes 18:1 Wehe dem Land der geflügelten Heuschrecke, jenseits der Ströme von Kusch!

Jes 18:2 Boten entsandte es auf dem Nil, in Rohrkähnen über das Wasser. Eilet, ihr flinken Boten, zum hochgereckten und blanken Volk, zur Nation, die man fürchtet weit und breit, zum starken und siegreichen Volk, dessen Land Ströme durchschneiden.

Jes 18:3 All ihr Weltenbewohner und Erdenbürger! Erhebt man auf Bergen ein Panier, dann schaut auf, wenn man ins Horn stößt, dann horchet!

Jes 18:4 Denn so sprach zu mir der Herr: "In Ruhe schaue ich zu an meiner Stätte wie flimmernde Hitze beim Sonnenschein, wie Taugewölk in der Erntezeit!"

Jes 18:5 Erst vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist, der Fruchtstand zur reifenden Traube wird, dann schneidet er mit den Winzermessern die Ranken ab, entfernt die Wassertriebe, zwickt sie ab.

Jes 18:6 Den Raubvögeln der Berge gibt man sie insgesamt preis und den Tieren des Landes, so daß die Raubvögel darauf übersommern und alle möglichen Landtiere darauf überwintern.

Jes 18:7 Zu jener Zeit bringt man dem Herrn der Heerscharen Geschenke dar von dem hochgereckten und blanken Volk, vom Volk, das man fürchtet weit und breit, von der starken und siegreichen Nation, deren Land Ströme durchschneiden, zur Stätte, da der Name des Herrn der Heerscharen wohnt, zum Berge Sion.

 

Jesaja Kapitel 19

 

Jes 19:1 Spruch über Ägypten. Siehe, es fährt auf schneller Wolke der Herr und kommt nach Ägypten. Da wanken die Götzen Ägyptens vor ihm, und den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust.

Jes 19:2 "Aufstacheln will ich Ägypter wider Ägypter, daß sie miteinander in Streit geraten, Freund gegen Freund, Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich!

Jes 19:3 Ägyptens Geist wird in seinem Inneren gestört, verwirren will ich seinen Plan, Götzen und Zauberkünstler befragen sie, Toten- und Wahrsagegeister.

Jes 19:4 Ich überliefere Ägypten der Gewalt eines harten Herrn; ein strenger König beherrsche sie", ist der Spruch des Gebieters und Herrn der Heere.

Jes 19:5 Die Nilwasser müssen versiegen, der Strom muß gänzlich vertrocknen.

Jes 19:6 Das Nildelta stinkt, seicht und trocken werden die Kanäle Ägyptens, Rohr und Schilf welken hin.

Jes 19:7 Das Riedgras am Ufer des Nils, alle Saat am Nil trocknet ein, weht fort und ist nicht mehr da.

Jes 19:8 Es seufzen die Fischer und klagen alle, die Angeln auswerfen im Nil; alle, die das Netz auslegen im Wasser, sind niedergeschlagen.

Jes 19:9 Beschämt stehen da die Flachsarbeiter, die Hechlerinnen und die Weber erblassen.

Jes 19:10 Die Flachsverwerter sind niedergedrückt, alle Lohnarbeiter bekümmerten Herzens.

Jes 19:11 Töricht sind ja die Fürsten von Zoan, Pharaos weiseste Räte ein dummer Rat. Wie könnt ihr sagen zum Pharao: "Von Weisen stamme ich ab, von Königen der Vorzeit!"

Jes 19:12 Wo bleiben denn deine Weisen? Sie mögen dir künden und kundtun, was der Herr der Heere mit Ägypten beschlossen hat!

Jes 19:13 Narren sind die Fürsten von Zoan, die Fürsten von Memphis Toren; seine Stammeshäupter führen Ägypten in die Irre.

Jes 19:14 In ihr Inneres mischte der Herr einen Schwindelgeist; so bringen sie Ägypten zum Taumeln in all seinem Tun, wie ein Trunkener taumelt in seinem Gespei.

Jes 19:15 So wird Ägypten kein Werk aufweisen, das Haupt oder Schwanz, Palmzweig oder Binse vollbrächten.

Jes 19:16 Alsdann werden die Ägypter Weibern gleichen; Schrecken und Beben wird sie erfassen vor der schwingenden Hand des Herrn der Heerscharen, die er gegen sie schwingt.

Jes 19:17 Dann wird das Land Juda für Ägypten zur Schande. Jeder, vor dem man es erwähnt, erschrickt über den Plan des Herrn der Heerscharen, den er gegen es faßte.

Jes 19:18 An jenem Tag wird es fünf Städte geben im Ägypterland, die Kanaans Sprache reden und schwören beim Herrn der Heerscharen; eine von ihnen wird man "Sonnenstadt" nennen.

Jes 19:19 Alsdann wird mitten im Ägypterland ein Altar für den Herrn stehen und an seiner Grenze ein Denkstein für den Herrn.

Jes 19:20 Das dient als Zeichen und Zeuge für den Herrn im Lande Ägypten. Schreien sie ob ihrer Bedränger zum Herrn, so sendet er ihnen einen Retter, der führt ihren Streit und befreit sie.

Jes 19:21 Der Herr wird sich den Ägyptern kundtun; die Ägypter aber erkennen alsdann den Herrn an. Mit Schlacht- und Speiseopfern dienen sie ihm, Gelübde machen sie dem Herrn und lösen sie ein.

Jes 19:22 Der Herr wird Ägypten schlagen, doch nur schlagen, um dann zu heilen; bekehren sie sich zum Herrn, dann läßt er sich von ihnen erbitten und heilt sie.

Jes 19:23 An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen; Assur kommt nach Ägypten und Ägypten nach Assur, beide zusammen dienen dem Herrn.

Jes 19:24 Alsdann wird Israel der Dritte im Bunde mit Ägypten und Assur sein, ein Segen inmitten der Erde.

Jes 19:25 Der Herr der Heerscharen wird es segnen und sprechen: "Gesegnet sei mein Volk Ägypten, Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz!"

 

Jesaja Kapitel 20

 

Jes 20:1 Es war im Jahre, da der Oberfeldherr im Auftrag des Assyrerkönigs Sargon nach Asdod kam, die Stadt belagerte und eroberte.

Jes 20:2 Damals sprach der Herr durch Isaias, den Sohn des Amoz: "Wohlan, löse das Sackgewand von deinen Lenden und ziehe die Sandalen von deinen Füßen ab!" Er tat es und ging halbnackt und barfuß umher.

Jes 20:3 Der Herr erklärte: "Wie mein Knecht Isaias drei Jahre lang halbnackt und barfuß einherging als ein bedeutungsvolles Vorzeichen wider Ägypten und Kusch,

Jes 20:4 so wird der König von Assur die Gefangenen Ägyptens und die Verbannten von Kusch, Knaben und Greise, nackt und barfuß und mit entblößtem Gesäß wegführen, eine Schande für Ägypten.

Jes 20:5 Dann werden die Leute von Schrecken und Scham erfüllt sein, weil sie nach Kusch Ausschau hielten und Ägyptens wegen prahlten."

Jes 20:6 Die Bewohner dieses Gestades werden alsdann sprechen: "Seht, so ist die Lage jener, nach denen wir Ausschau hielten, zu denen wir um Hilfe und um Rettung vor dem König von Assur flohen! Wie können wir da selbst entrinnen?"

 

Jesaja Kapitel 21

 

Jes 21:1 Spruch über die wasserreiche Wüste: Wie Stürme das Südland durchfegen, so kommt es aus der Wüste her, aus schaurigem Land!

Jes 21:2 Ein hartes Gesicht ward mir kundgetan; der Räuber raubt, der Verwüster verwüstet. Heran, Elam! Belagere, Medien! Mit Seufzen mache ich Schluß!

Jes 21:3 Darob sind meine Lenden voll Qualen, es packen mich Wehen gleich den Wehen einer Gebärenden. Ich bin verstört, so daß ich nicht hören kann, bestürzt, so daß ich nicht sehen kann.

Jes 21:4 Es taumelt mein Sinn, Beben erschreckt mich; das Zwielicht, sonst meine Lust, hat er in Schrecknis verwandelt.

Jes 21:5 Man rüstet den Tisch, legt Teppiche hin, ißt und trinkt. Auf, ihr Fürsten, den Schild gesalbt!

Jes 21:6 Denn so sprach zu mir der Herr: "Auf, bestelle den Späher; was er sieht, soll er künden!

Jes 21:7 Sieht er dann Wagen, Rossegespanne, Züge von Eseln und von Kamelen, so horche er auf in äußerster Spannung!"

Jes 21:8 Da rief der Seher: "Auf der Warte, o Herr, stehe ich dauernd bei Tag, meine Wache halte ich jedwede Nacht.

Jes 21:9 Siehe da: Bemannte Wagen kamen heran, Rossegespanne." Und er hob an und sprach: "Gefallen, gefallen ist Babel, und all seine Götzenbilder hat man zu Boden geschmettert!

Jes 21:10 O mein zerdroschenes und als Dreschtenne dienendes Volk! Was ich vernahm vom Herrn der Heere, Israels Gott, das tat ich euch kund!"

Jes 21:11 Spruch über Edom: Man ruft mir von Seïr zu: "Wächter, wie spät in der Nacht? Wächter, wie spät in der Nacht?"

Jes 21:12 Der Wächter spricht: "Morgen kommt, dann kommt auch Nacht; wollt ihr anfragen, so fragt und kommt noch einmal!"

Jes 21:13 Spruch über die Steppe: Übernachtet im Wald, in der Steppe, ihr Karawanen der Dedaniter!

Jes 21:14 Bringt den Durstigen Wasser entgegen, ihr Bewohner des Landes Tema, bietet den Flüchtlingen Brot an!

Jes 21:15 Denn sie sind auf der Flucht vor den Schwertern, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen und vor des Krieges wuchtender Last.

Jes 21:16 Denn so sprach der Herr zu mir: "In noch einem Jahre, gleich den Jahren eines Tagelöhners, wird es mit dem ganzen Ansehen Kedars zu Ende sein.

Jes 21:17 Da wird die Restzahl der Bogenschützen Kedars gering sein." Ja, der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen.

 

Jesaja Kapitel 22

 

Jes 22:1 Ausspruch über das Tal der Schauung: Was hast du denn, daß du vollzählig auf die Dächer gestiegen bist,

Jes 22:2 du lärmerfüllte, brausende Stadt, du Stätte des Frohsinns? Deine Erschlagenen sind nicht erschlagen vom Schwert, sind nicht im Kampfe gefallen.

Jes 22:3 All deine Fürsten sind flüchtig geworden, ohne Bogen gefesselt; alle, die man auffand, sind insgesamt gefesselt, wie weit sie auch flohen.

Jes 22:4 Darum sage ich: Blickt von mir weg, ich muß bitterlich weinen; bemüht euch nicht, mich zu trösten über die Verwüstung der Tochter meines Volkes!

Jes 22:5 Denn der Tag des Wirrwarrs, der Zertretung und Bestürzung kommt vom Gebieter und Herrn der Heere im Tale der Schauung: Kir unterwühlt die Mauer, und Schoa stürmt wider den Berg!

Jes 22:6 Elam hat den Köcher gepackt, in Streitwagen steht die Besatzung, Kir enthüllte den Schild.

Jes 22:7 Deine herrlichen Täler füllten sich mit Streitwagen und deren Bemannung; aufgestellt sind sie gegen das Tor hin.

Jes 22:8 Da zog der Herr die Augenbinde von Juda fort; doch es schaute an jenem Tag nach dem Rüstzeug im Waldhaus.

Jes 22:9 Ihr saht, daß die Risse der Davidsstadt zahlreich waren; gesammelt habt ihr die Wasser des unteren Teiches.

Jes 22:10 Die Häuser Jerusalems zähltet ihr ab und risset sie nieder, um die Mauer zu festigen.

Jes 22:11 Ein Sammelbecken schuft ihr für die Wasser des alten Teichs zwischen den beiden Mauern. Aber ihr blicktet nach dem nicht, der dies bewirkte, saht nicht nach dem, der es von lange her fügte.

Jes 22:12 Da rief der Gebieter, der Herr der Heerscharen, an jenem Tag zum Weinen und Klagen, Scheren der Glatze und Schürzen des Bußsacks.

Jes 22:13 Doch seht, Wonne und Jubel, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: "Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir ja tot!"

Jes 22:14 In meinen Ohren tat sich kund der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, ungesühnt bleibt diese Schuld an euch, bis ihr tot seid!" So sprach der Gebieter, der Herr der Heerscharen.

Jes 22:15 So sprach der Gebieter, der Herr der Heerscharen: "Auf, geh zu diesem Verwalter da, Sebna, dem Vorsteher des Palastes, (und sprich):

Jes 22:16 Was hast du hier und wen hast du hier, daß du allhier ein Grab für dich aushauen ließest? Da läßt sich der hoch oben sein Grab aushauen, im Felsen sich eine Ruhstatt meißeln!

Jes 22:17 Siehe, der Herr schleudert dich fort mit wuchtigem Wurf und drückt dich zusammen.

Jes 22:18 Er dreht dich zum Knäuel und wirft dich wie einen Ball in ein weit ausgedehntes Land; dort mußt du sterben, dorthin kommen deine Prunkwagen, du Schandmal für das Haus deines Herrn!

Jes 22:19 Stoßen will ich dich aus deinem Amt, aus deiner Stellung dich reißen!

Jes 22:20 An jenem Tage werde ich meinen Knecht Eljakim berufen, den Sohn des Chilkia.

Jes 22:21 Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und gürte ihn mit deiner Schärpe; ihm übergebe ich dein Amt, er wird Vater sein den Bewohnern Jerusalems und dem Hause Juda.

Jes 22:22 Den Schlüssel des Hauses David lege ich ihm auf die Schulter. Öffnet er, so schließt keiner zu, schließt er, so macht niemand auf.

Jes 22:23 Als haltbaren Pflock setze ich ihn ein an fester Stelle; zum Ehrenthron wird er für das Haus seines Vaters.

Jes 22:24 Hängt man aber an ihn das ganze Gewicht seines Vaterhauses, die Sprößlinge und die Schößlinge, all das kleine Geschirr, vom Beckengeschirr bis zu den verschiedenen Kruggefäßen,

Jes 22:25 dann wird an jenem Tage - Spruch des Herrn der Heere - der an fester Stelle eingeschlagene Pflock nachgeben; er wird brechen und herabfallen, so daß die Last, die daran hängt, in Stücke bricht." Fürwahr, der Herr hat gesprochen.

 

Jesaja Kapitel 23

 

Jes 23:1 Spruch über Tyrus: Ihr Tarsisschiffe heult, der Hafen ist ja verwüstet! Bei der Heimfahrt vom Land der Kittäer ist es ihnen kund geworden.

Jes 23:2 Klagt, ihr Bewohner der Küste, ihr Kaufleute Sidons! Deine Händler fuhren auf dem Meer und in den riesigen Wassern.

Jes 23:3 Die Saat des Schichor, die Ernte des Nils, war sein Einkommen, und es war Nutznießer der Völker.

Jes 23:4 Schäme dich, Sidon, denn das Meer spricht: "Ich lag nicht in Wehen, nicht hab' ich geboren, ich zog nicht Jünglinge auf, noch habe ich Jungfrauen hochgebracht."

Jes 23:5 Wird dies in Ägypten kund, so zittert man wie bei der Nachricht über Tyrus.

Jes 23:6 Fahret hinüber nach Tarsis, heulet, ihr Küstenbewohner!

Jes 23:7 Ist dies eure lustige Stadt, deren Herkunft liegt in der Urzeit, deren Füße sie weithin trugen zum Siedeln?

Jes 23:8 Wer hat solches über Tyrus verhängt, das Kronen verlieh, dessen Kaufleute Fürsten waren, dessen Händler die reichsten der Erde?

Jes 23:9 Der Herr der Heere hat es verhängt, zu verunstalten jegliche stolze Zier, zu stürzen alle Reichen der Erde.

Jes 23:10 Deinen Boden bearbeite nun, Tochter Tarsis, denn eine Werft gibt es nicht mehr!

Jes 23:11 Er streckte seine Hand aus über das Meer, erschütterte Königreiche; der Herr ließ den Befehl ergehen, die Festungen Kanaans zu zerstören.

Jes 23:12 Er sprach: "Frohlocken darfst du nicht mehr, du mißhandelte Jungfrau, Tochter Sidon! Auf, fahre zu den Kittäern hinüber! Auch dort wird dir keine Ruhe zuteil!

Jes 23:13 Fürwahr, das Land der Kittäer war das Volk - nicht aber Assur -, von Sidon gegründet; sie errichteten ihre Warttürme, zerstörten seine Paläste und legten es in Trümmer.

Jes 23:14 Heulet, ihr Tarsisschiffe, denn eure Festung ist verwüstet!"

Jes 23:15 Alsdann geschieht es: Tyrus gerät in Vergessenheit siebzig Jahre lang wie die Tage eines Königs. Nach Ablauf der siebzig Jahre aber ergeht es Tyrus, wie es im Lied von der Dirne heißt:

Jes 23:16 "Nimm die Zither, durchstreife die Stadt, vergessene Dirne! Spiele schön, häufe die Lieder, damit man deiner gedenke!"

Jes 23:17 Nach Ablauf von siebzig Jahren wird nämlich der Herr Tyrus heimsuchen. Dann kommt es wieder zu seinem Buhlerlohn und buhlt mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt.

Jes 23:18 Doch soll sein Gewinn und Buhlerlohn eine heilige Gabe für den Herrn sein. Er wird nicht aufgehäuft, nicht aufgespeichert, sondern jenen, die vor dem Herrn wohnen, wird sein Gewinn zu sättigender Nahrung und zu prunkvoller Kleidung dienen.

 

Jesaja Kapitel 24

 

Jes 24:1 Fürwahr, der Herr verheert die Erde, verwüstet sie, entstellt ihre Oberfläche und zerstreut ihre Bewohner.

Jes 24:2 Da ergeht es dem Volk wie dem Priester, dem Knecht wie seinem Gebieter, der Magd wie ihrer Herrin, dem Käufer wie dem Verkäufer, dem Darleiher wie dem Entleiher, dem Gläubiger wie seinem Schuldner.

Jes 24:3 Die Erde wird völlig entleert und vollkommen geplündert. Fürwahr, der Herr hat dieses Wort gesprochen!

Jes 24:4 Es trauert und verwelkt die Erde, der Erdkreis verschmachtet, verwelkt, es verschmachten Himmel und Erde.

Jes 24:5 Entweiht ist ja die Erde unter ihren Bewohnern; denn sie übertraten die Gebote, verletzten das Gesetz, brachen den ewigen Bund.

Jes 24:6 Darum verzehrt die Erde ein Fluch, ihre Bewohner müssen es büßen; deshalb schwinden die Bewohner der Erde, nur wenige Menschen bleiben zurück.

Jes 24:7 Es trauert der Most, der Weinstock stirbt ab, es seufzt jedwedes fröhliche Herz.

Jes 24:8 Ein Ende nimmt das Jubeln der Pauken, es verhallt der Jauchzenden Lärm, es verstummt das Jubeln der Zither.

Jes 24:9 Man trinkt nicht mehr Wein mit Liedergesang, der Trank schmeckt bitter den Zechern.

Jes 24:10 Die nichtige Stadt ist zertrümmert, verrammelt der Eintritt in jedes Haus.

Jes 24:11 Jammer herrscht in den Gassen über den Wein, dahin ist jegliche Freude, vergangen das Jubeln der Erde.

Jes 24:12 Nur Verwüstung blieb zurück in der Stadt, in Trümmer geschlagen ist das Tor.

Jes 24:13 Denn so wird es sein auf der Erde unter den Völkern, wie beim Olivenabklopfen, wie bei der Nachlese, wenn die Ernte vorbei ist.

Jes 24:14 Sie aber erheben die Stimme und jubeln; über die Hoheit des Herrn jauchzen sie vom Meere her.

Jes 24:15 Darum zollt Ehre dem Herrn im fernen Osten, auf den Inseln des Meeres dem Namen des Herrn, des Gottes Israels!

Jes 24:16 Wir hörten Lieder vom Saume der Erde: Herrlichkeit dem Gerechten! Ich aber sprach: "Verderben mir, Verderben mir! Wehe mir! Abtrünnige handeln treulos, Treulosigkeit üben Abtrünnige.

Jes 24:17 Grauen, Grube und Garn über euch, Bewohner der Erde!"

Jes 24:18 Es wird geschehen: Wer dem Grauen entrinnt, fällt in die Grube, wer aus der Grube hinaufsteigt, verfängt sich im Garn. Denn die Schleusen der Höhe tun sich auf, die Grundfesten der Erde erzittern.

Jes 24:19 Es bricht, ja zerbricht die Erde; es reißt, ja zerreißt die Erde; es wankt und schwankt die Erde!

Jes 24:20 Die Erde torkelt und taumelt wie ein Betrunkener; wie eine Nachthütte bebt sie hin und her; schwer lastet ihr Frevel auf ihr, sie fällt und steht nicht mehr auf.

Jes 24:21 An jenem Tag wird der Herr zur Rechenschaft ziehen das Heer der Höhe hoch oben und die Könige der Erde auf dem Festland.

Jes 24:22 Nach Gefangenenart werden sie in eine Grube gepfercht, eingesperrt ins Gefängnis und erst nach vielen Tagen zur Rechenschaft gezogen.

Jes 24:23 Da errötet der Mond, es schämt sich die Sonne; denn König ist nunmehr der Herr der Heere auf dem Berg Sion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten strahlt er in Glanz.

 

Jesaja Kapitel 25

 

Jes 25:1 Herr, mein Gott bist du! Ich rühme dich und preise deinen Namen; denn Wunderbares an Plänen hast du vollführt, von längst her gefaßt in zuverlässiger Treue.

Jes 25:2 Du hast ja die Stadt zum Steinhaufen gemacht, den befestigten Ort zum Trümmerfeld. Die Burg der Fremden ist nicht mehr Stadt, nimmermehr baut man sie auf.

Jes 25:3 Darob verehren dich starke Völker, die Städte verwegener Nationen fürchten dich.

Jes 25:4 Denn für die Geringen warst du eine Zuflucht, eine Burg für die Armen in ihrer Not, Schutzdach vor Regen, Schatten vor Hitze; denn das Zornesschnauben der Verwegenen ist wie kalter Winterregen, wie Sonnenhitze im Dürrland.

Jes 25:5 Du aber hast das Toben der Fremden gedämmt wie Hitze im wolkigen Schatten; der Verwegenen Siegeslied hast du unterdrückt.

Jes 25:6 Der Herr der Heerscharen wird zubereiten für alle Völker auf diesem Berg ein Mahl von Fettspeisen, ein Mahl von abgelagerten Weinen, markige Fettspeisen, geläuterte Weine.

Jes 25:7 Er wird vernichten auf diesem Berge die Hülle, die über alle Völker gebreitet, die Decke, die über alle Nationen geflochten ist.

Jes 25:8 Vernichten wird er für immer den Tod. Der Gebieter und Herr wird abwischen die Tränen von jeglichem Antlitz, die Schmach seines Volkes nimmt er hinweg von der ganzen Erde! Fürwahr, der Herr hat gesprochen.

Jes 25:9 An jenem Tag wird man sprechen: "Seht, unser Gott, auf den wir vertrauten, daß er uns helfe! Das ist der Herr, auf den wir hofften; laßt uns frohlocken und jubeln ob seiner Hilfe!"

Jes 25:10 Denn des Herrn Hand ruht auf diesem Berg. Aber Moab zerstampft man am Boden, wie man Stroh im Mistpfuhl zertritt.

Jes 25:11 Breitet es darin seine Hände aus wie der Schwimmer zum Schwimmen, so wird es der Herr beim Auftauchen niederdrücken samt seinen widerstrebenden Händen.

Jes 25:12 Deine festen und steilen Mauern knickt er, stürzt er und stößt sie nieder bis in den Staub.

 

Jesaja Kapitel 26

 

Jes 26:1 An jenem Tage wird man im Lande Juda folgendes Lied singen: "Wir haben eine feste Stadt; Heil pflanzte er auf als Mauern und Wehr.

Jes 26:2 Öffnet die Tore, daß einziehe ein rechtschaffenes Volk, das die Treue bewahrt!

Jes 26:3 Fest ist sein Sinn. Du wirst den Frieden behüten, den Frieden; denn es vertraut auf dich.

Jes 26:4 Vertraut auf den Herrn zu aller Zeit; denn der Herr ist ein ewiger Fels!

Jes 26:5 Die Höhenbewohner hat er gebeugt, die hochragende Stadt. Nieder, ja nieder zur Erde warf er sie, stieß sie hinab bis in den Staub.

Jes 26:6 Es zertritt sie der Fuß, ja die Füße der Armen, die Tritte der Geringen.

Jes 26:7 Der Pfad des Gerechten ist ebene Bahn, gerade ist der Weg des Gerechten, den du ebnest.

Jes 26:8 Auch auf dem Pfad deiner Gerichte, o Herr, harrten wir deiner. Deinen Namen zu nennen und anzurufen, ist das Verlangen der Seele.

Jes 26:9 Bei Nacht verlangt meine Seele nach dir, auch mein Geist in mir sucht nur dich. Denn sobald deine Gerichte die Erde treffen, lernen die Bewohner der Welt Gerechtigkeit.

Jes 26:10 Wird der Frevler begnadigt, so lernt er nimmer Gerechtigkeit; im Lande der Redlichkeit frevelt er und verachtet die Hoheit des Herrn.

Jes 26:11 O Herr, erhoben ist deine Hand, sie sehen es aber nicht! Sie sollen es sehen und zuschanden werden! Der Eifer für das Volk und das Zornesfeuer wider deine Gegner soll sie verzehren!

Jes 26:12 Herr, du wirst uns Heil durch dein Gericht erwirken; denn auch alle unsere Taten hast du für uns vollbracht.

Jes 26:13 Herr, unser Gott! Andere Gebieter außer dir beherrschen uns; nur durch dich können wir uns deines Namens rühmen.

Jes 26:14 Tote leben nicht mehr auf, Verstorbene erheben sich nimmer; darum hast du sie zur Rechenschaft gezogen und vertilgt; jedes Andenken an sie hast du vernichtet.

Jes 26:15 Du vermehrtest das Volk, o Herr, du vermehrtest das Volk, hast dich verherrlicht, alle Landesgrenzen erweitert.

Jes 26:16 Herr, in der Not deiner Heimsuchung schrieen sie, als die Drangsal deiner Züchtigung auf ihnen lag.

Jes 26:17 Wie eine Schwangere, wenn ihre Stunde naht, schreit und sich windet in ihren Wehen, so waren wir, Herr, vor dir!

Jes 26:18 Wir waren schwanger, wanden uns, und als wir geboren, da war es Wind. Wir brachten dem Lande keine Hilfe; denn kein Erdbewohner kam zur Welt.

Jes 26:19 Deine Toten leben, meine Verstorbenen werden auferstehen, die Staubbewohner werden erwachen und frohlocken; denn Tau der Lichter ist dein Tau, die Erde wird Verblichene wieder gebären.

Jes 26:20 Wohlan, in deine Kammer hinein, mein Volk! Schließe die Tür hinter dir; verbirg dich ein kleines Weilchen, bis daß der Groll vorüber ist.

Jes 26:21 Denn siehe, von seiner Stätte zieht aus der Herr; er straft der Erdenbewohner Schuld; dann wird die Erde ihr Blut aufdecken und die auf ihr Erschlagenen nicht länger verbergen."

 

Jesaja Kapitel 27

 

Jes 27:1 An jenem Tag übt der Herr Vergeltung mit seinem harten, großen und starken Schwert an Liwjatan, der flüchtigen Schlange, und an Liwjatan, der geringelten Schlange, und er wird den Drachen töten, der im Nilstrome haust.

Jes 27:2 An jenem Tag - welch lieblicher Weinberg! Singet von ihm:

Jes 27:3 "Sein Hüter bin ich, der Herr; immer wieder begieße ich ihn; ich behüte ihn bei Tag und bei Nacht, damit niemand ihn schände.

Jes 27:4 Zorn hege ich nicht mehr. O fände ich Dornen und Disteln! Ich möchte mit ihnen den Kampf aufnehmen und sie restlos verbrennen!

Jes 27:5 Oder man müßte sich klammern an meine Schutzstätte, Frieden mit mir schließen, ja Frieden mit mir schließen!"

Jes 27:6 Blumen läßt Jakob Wurzel schlagen, Israel blüht und sproßt; die Erdoberfläche wird voll des Ertrages.

Jes 27:7 Hat der Herr es geschlagen wie seinen Schläger, oder wurde es gemordet wie seine Mörder?

Jes 27:8 Nein, durch Verjagen und Vertreiben hast du es befehdet. Er trieb es fort durch seinen starken Sturm am Tage des Ostwinds.

Jes 27:9 Darum wird Jakobs Frevel dadurch gesühnt und dies sei seiner Entsündigung Vollfrucht, daß es alle Altarsteine zerschlagenen Kalksteinen gleichmacht, heilige Pfähle und Räucheraltäre sich nimmer erheben.

Jes 27:10 Denn die feste Stadt liegt nun einsam, ein entvölkerter und verlassener Platz gleich der Steppe; Kälber weiden daselbst, haben ihr Lager dort und vernichten ihre Zweige.

Jes 27:11 Ist dann verdorrt ihr Geäst, so bricht man es ab; Frauen kommen und zünden es an; denn es ist ein Volk ohne Einsicht. Darum hat sein Schöpfer kein Mitleid mit ihm und sein Urheber kein Erbarmen.

Jes 27:12 An jenem Tage klopft der Herr Getreide aus von den Ähren am Euphrat bis zum Bache Ägyptens. Ihr aber, Kinder Israels, werdet einzeln aufgelesen werden.

Jes 27:13 An jenem Tage stößt man in das große Horn; dann kommen die im Land Assur Verlorenen heim und die im Land Ägypten Verstoßenen; sie beten an vor dem Herrn auf dem heiligen Berg in Jerusalem.

 

Jesaja Kapitel 28

 

Jes 28:1 Wehe der prunkenden Krone der Trunkenen Ephraims und der welkenden Blüte seines herrlichen Schmucks auf dem Gipfel des fruchtbaren Tals der vom Weine Berauschten!

Jes 28:2 Siehe, ein Starker und Mächtiger steht im Dienste des Herrn! Wie ein Hagelunwetter, vernichtender Sturm, wie ein Schauer gewaltig hinflutender Wasser streckt er zu Boden mit Macht.

Jes 28:3 Mit Füßen zertritt man die prunkende Krone der Trunkenen Ephraims.

Jes 28:4 Die welkende Blüte seines prachtvollen Schmucks auf dem Gipfel des fruchtbaren Tals wird wie eine Frühfeige sein vor der Ernte; sobald sie einer erblickt und sie kaum in seiner Hand hat, verschlingt er sie schon.

Jes 28:5 Alsdann wird der Herr der Heerscharen zur prächtigen Krone, zum glänzenden Kranz für den Rest seines Volkes

Jes 28:6 und zum Geiste des Rechts für den, der zu Gericht sitzt, und zur Heldenkraft für jene, die den Krieg zum Tore zurückdrängen.

Jes 28:7 Auch diese da schwanken vom Wein, sie taumeln vom Rauschtrank; Priester und Propheten schwanken vom Rauschtrank, sind überwältigt vom Wein; sie taumeln vom Rauschtrank, schwanken bei der Schau, wanken beim Schiedsspruch.

Jes 28:8 Ja, alle Tische sind voll vom gespieenen Unflat, frei ist kein Platz!

Jes 28:9 (Sie sprechen): "Wen will dieser Erkenntnis lehren, wem deutet er Offenbarung? Kleinen Kindern etwa, die kaum von der Mutterbrust weggenommen sind?

Jes 28:10 Denn Gebot an Gebot, Gebot an Gebot, Satz an Satz, Satz an Satz, hier ein wenig, dort ein wenig!"

Jes 28:11 Fürwahr, mit Lippengestammel und mit fremder Zunge wird der reden zu diesem Volke,

Jes 28:12 der zu ihnen sprach: "Das ist die Ruhestätte, gebt doch Ruhe den Müden, das ist der Rastplatz!" Doch sie wollten nicht hören!

Jes 28:13 Darum ergeht das Wort des Herrn an sie: "Gebot an Gebot, Gebot an Gebot, Satz an Satz, Satz an Satz, hier ein wenig, dort ein wenig!" Gehen sie, so straucheln sie rückwärts, werden zerschmettert, gepackt und gefangen.

Jes 28:14 Darum hört das Wort des Herrn, ihr höhnenden Männer, die ihr herrscht über das Volk, das in Jerusalem wohnt.

Jes 28:15 Ihr habt ja gesagt: "Wir stehen im Bund mit dem Tod, mit dem Totenreich schlossen wir einen Vertrag; die brausende Flut, sobald sie daherfährt, wird uns nicht erreichen! Denn Lüge machten wir uns zur Zuflucht, im Truge verbargen wir uns."

Jes 28:16 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Seht, ich lege in Sion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der festgegründet ist. Wer glaubt, muß nicht verzagen!

Jes 28:17 Ich mache zur Richtschnur das Recht und zur Waage die Gerechtigkeit; der Hagel fegt fort die Lügenzuflucht, und Wasser schwemmt weg das Versteck!

Jes 28:18 Vereitelt wird euer Bund mit dem Tod, euer Vertrag mit dem Totenreich hält nicht stand. Die brausende Flut, wenn sie daherzieht, wird euch zermalmen.

Jes 28:19 Sooft sie einherfährt, erfaßt sie euch, jeden Morgen kommt sie daher, bei Tag und bei Nacht, mit Zittern nur kann man Offenbarung deuten."

Jes 28:20 Denn zum Ausstrecken ist das Bett zu kurz, die Decke zu schmal, um sich einzuwickeln.

Jes 28:21 Ja, wie am Berg Perazim wird der Herr sich erheben. Toben wird er wie in Gibeons Tal, zu vollführen sein Werk, sein befremdendes Werk, auszuführen sein Tun, sein seltsames Tun.

Jes 28:22 Wohlan, nun spottet nicht mehr, sonst werden eure Fesseln noch enger; denn von festbeschlossener Vertilgung über die ganze Erde hin vernahm ich vom Gebieter und Herrn der Heere.

Jes 28:23 Horcht auf und vernehmt meinen Ruf, gebt acht und hört meine Rede:

Jes 28:24 Pflügt etwa der Pflüger allezeit, um zu säen, reißt er auf und eggt seinen Acker?

Jes 28:25 Nein! Er streut Dill und sät Kümmel, legt Weizen und Gerste und Emmer bis an den Rand, sobald er seine Fläche geebnet.

Jes 28:26 Damit dies recht geschieht, unterweist und belehrt ihn sein Gott.

Jes 28:27 Denn nicht mit dem Schlitten drischt man den Dill, führt das Wagenrad nicht über den Kümmel, sondern mit dem Stabe drischt man den Dill aus, mit dem Stecken den Kümmel.

Jes 28:28 Wird Brotkorn etwa zermalmt? Nein, nicht endlos drischt er darauf los, setzt seine Wagenräder in Gang, seine Rosse; er zermalmt es nicht.

Jes 28:29 Auch das geht vom Herrn der Heerscharen aus: Wunderbare Ratschlüsse gibt er, schenkt reiche Erfahrung.

 

Jesaja Kapitel 29

 

Jes 29:1 Wehe Ariel, Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Fügt Jahr zu Jahr, Feste mögen sich reihen im Kreis!

Jes 29:2 Ja, ich bedränge Ariel, Stöhnen und Gestöhne wird herrschen, und es wird mir sein wie ein Gottesherd.

Jes 29:3 Ich lagere mich im Kreis wider dich, ich enge dich ein mit Schanzen, errichte Wälle gegen dich.

Jes 29:4 Tief von der Erde her wirst du sprechen; aus dem Staub ertönt dumpf deine Rede. Dein Ruf steigt aus der Erde empor gleich dem eines Totengeistes; deine Rede flüstert vom Staube her.

Jes 29:5 Doch es wird der Schwarm deiner Dränger wie feiner Staub, die Schar der Tyrannen wie verfliegende Spreu. Plötzlich geschieht es im Nu:

Jes 29:6 Da wird vom Herrn der Heere Abrechnung gehalten mit Donnern und Dröhnen und gewaltigem Schall, mit Sturm und Wetter und verzehrender Feuerflamme.

Jes 29:7 Gleichwie im Traum, wie im Nachtgesicht, wird es dem Schwarm aller Völker ergehen, die wider Ariel kämpfen, allen, die es samt seiner Festung belagern und die es bedrängen.

Jes 29:8 Ja, es wird sein, wie wenn der Hungernde träumt, daß er esse - doch beim Erwachen ist leer seine Kehle, und wie wenn der Dürstende träumt, er trinke - doch beim Erwachen ist er matt, und ausgetrocknet ist seine Kehle. So ergeht es dem Schwarm aller Völker, die wider den Sionsberg streiten!

Jes 29:9 Starrt euch gegenseitig an und erstarret, verblendet euch und werdet blind! Berauscht euch, doch nicht vom Wein, torkelt nur, doch nicht vom Rauschtrank!

Jes 29:10 Denn ausgegossen hat über euch der Herr einen Geist der Betäubung, eure Augen (die Propheten) verschloß er, eure Häupter (die Seher) hat er verhüllt.

Jes 29:11 Jegliche Weissagung wurde für euch wie die Worte einer versiegelten Rolle: Reicht man diese einem Schriftkundigen hin mit den Worten: "Lies dies doch", so entgegnet er: "Ich kann nicht, weil es versiegelt ist."

Jes 29:12 Überreicht man aber die Schriftrolle einem, der schriftunkundig ist, und fordert ihn auf: "Lies das doch", dann entgegnet er: "Ich kann nicht lesen."

Jes 29:13 Der Herr sprach: "Weil dies Volk da mit seinem Munde sich naht und mit seinen Lippen mir Ehre erweist, während sein Herz von mir fern ist und so ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist,

Jes 29:14 siehe, darum werde ich auch fürderhin wunderlich handeln an diesem Volk, ja äußerst verwunderlich. Da wird vergehen seiner Weisen Weisheit, sich verbergen seiner Klugen Klugheit."

Jes 29:15 Weh über jene, die tief sich verstecken, um vor dem Herrn ihre Absicht zu verbergen, so daß ihr Tun sich im Finstern vollzieht! Sie denken dabei: "Wer sieht uns, und wer weiß von uns?"

Jes 29:16 O eure Verkehrtheit! Ist etwa der Töpfer dem Ton gleichzustellen, so daß das Werk von seinem Meister spräche: "Er schuf mich nicht", oder der Topf von seinem Töpfer: "Er versteht nichts"?

Jes 29:17 Es dauert nur noch eine kurze Weile, da wandelt sich zum Fruchtgarten der Libanon, und der Fruchtgarten gilt als Wald.

Jes 29:18 Es hören alsdann die Tauben Worte der Schrift; aus Dunkel und Düster schauen die Augen der Blinden.

Jes 29:19 Die Elenden haben aufs neue Freude im Herrn, die Ärmsten der Menschen jubeln über den Heiligen Israels.

Jes 29:20 Gewaltmenschen gibt es nicht mehr, dahin sind die frechen Spötter, ausgerottet, die auf Bosheit bedacht sind,

Jes 29:21 die im Rechtsstreit Leute zur Sünde verführten, dem Richter Schlingen legten im Tor, den Schuldlosen durch Scheingründe verdrängten.

Jes 29:22 Darum spricht der Herr, der Abraham erlöste, zu Jakobs Haus: "Jakob wird jetzt nicht mehr beschämt, nicht mehr soll sein Antlitz erblassen!

Jes 29:23 Dann sehen seine Kinder das Werk meiner Hände in ihrer Mitte, dann heiligen sie meinen Namen; sie halten heilig den Heiligen Jakobs und fürchten den Gott Israels.

Jes 29:24 Die verirrten Geister kommen zur Einsicht, die Murrenden nehmen Belehrung an."

 

Jesaja Kapitel 30

 

Jes 30:1 "Wehe den störrischen Söhnen", spricht der Herr, "sie führen einen Plan aus, doch ohne mich, sie schließen ein Bündnis, nicht nach meinem Geist, um Sünde auf Sünde zu häufen!

Jes 30:2 Sie machen sich auf den Weg hinab nach Ägypten, ohne meine Auskunft erfragt zu haben. Sie fühlen sich stark in Pharaos Schutz, sie bergen sich im Schatten Ägyptens.

Jes 30:3 Zur Schande wird euch des Pharao Schutz, die Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach.

Jes 30:4 Denn waren seine Fürsten auch schon in Zoan, gelangten seine Boten bereits nach Hanes

Jes 30:5 alles wird voll Enttäuschung sein über das Volk, das ihnen nichts nützt; keine Hilfe, keinen Vorteil, sondern Schande und Schimpf bringt es!"

Jes 30:6 Im Lande der Not und Drangsal, der Leuen und knurrenden Löwen, der Schlangen und fliegenden Drachen, bringen sie auf dem Rücken von Eseln ihre Güter und auf dem Höcker von Kamelen ihre Schätze zum Volk, das nichts nützt.

Jes 30:7 Ägyptens Hilfe ist wertlos und nichtig; daher nenne ich es "Rahab, die Untätige".

Jes 30:8 Komm nun, schreibe es vor ihnen auf eine Tafel und lege es schriftlich fest; es sei für spätere Zeiten zum ewigen Zeugnis!

Jes 30:9 Denn ein Volk von Empörern sind sie, abtrünnige Söhne, Söhne, die kein Ohr haben für die Weisung des Herrn,

Jes 30:10 die zu den Sehern sagen: "Seht doch nicht!", zu den Schauenden: "Schaut nicht, was wahr ist! Sagt uns vielmehr Schmeicheleien, schaut uns Täuschungen!

Jes 30:11 Weicht ab vom Weg, biegt ab vom Pfad, hört auf vor uns mit dem Heiligen Israels!"

Jes 30:12 Darum spricht der Heilige Israels: "Weil ihr dies Wort verworfen und auf Verkehrtes und Verdrehtes vertraut und darauf euch gestützt habt,

Jes 30:13 darum sei euch diese Schuld wie ein herablaufender, klaffender Riß in einer hohen Mauer; plötzlich im Nu kann ihr Einsturz erfolgen.

Jes 30:14 Und ihr Zusammenbruch wird sein wie das Zerbersten von Töpfergeschirr, das man ohne Schonung zusammenschlägt; unter seinen Trümmern findet sich nicht einmal mehr eine Scherbe, um Glut vom Herd zu nehmen oder Wasser aus der Pfütze zu schöpfen."

Jes 30:15 Denn so sprach der Gebieter und Herr, der Heilige Israels: "Durch Gelassenheit und Ruhe findet ihr Rettung, im Stillsein und im Vertrauen liegt eure Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt!

Jes 30:16 Ihr sagtet: "Nein, auf Pferdegespannen wollen wir fliegen!" - deshalb müßt ihr fliehen - "auf Rennwagen wollen wir fahren!" - deshalb rennen eure Verfolger.

Jes 30:17 Tausend werden zittern vor dem Kampfruf eines Einzigen! Vor dem Kampfruf von fünf Leuten werdet ihr fliehen, bis daß ihr nur noch als Rest übrigbleibt wie auf der Bergeskuppe eine Signalstange, wie ein Panier auf dem Hügel."

Jes 30:18 Darum zögert der Herr, euch huldvoll zu sein, darum rührt er sich nicht, sich euer zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechtes ist der Herr. Heil allen, die auf ihn harren!

Jes 30:19 Ja, Volk auf Sion, das du wohnst in Jerusalem, du sollst nimmer weinen! Er wird dir gnädig sein nach deinem Hilferuf; sobald er ihn hört, erhört er dich.

Jes 30:20 Der Herr gibt euch zwar Brot der Drangsal und Wasser der Trübsal, doch dein Lehrmeister verbirgt sich fürderhin nicht mehr, und deine Augen schauen deinen Lehrer.

Jes 30:21 Deine Ohren vernehmen von rückwärts folgenden Zuruf: "Dies ist der Weg, auf dem ihr wandeln sollt", falls ihr nach rechts oder nach links abbiegen möchtet.

Jes 30:22 Dann entweihst du deiner Götzen Silberbeschlag und deiner Gußbilder goldenen Überzug; wie etwas Unreines wirfst du sie weg, als Unflat bezeichnest du sie.

Jes 30:23 Dann spendet er Regen für deine Saat, mit der du den Boden besäst. Das Getreide, das der Acker hervorbringt, saftig und fett wird es sein; dein Vieh soll weiden zu jener Zeit auf weitem Grund.

Jes 30:24 Die pflügenden Ochsen und Esel erhalten zum Fressen würziges Mengfutter, das mit Schaufel und Schippe geworfelt ist.

Jes 30:25 Auf jeglichem hohen Berg und auf jeglichem ragenden Hügel wird es Bäche fließenden Wassers geben am Tag des gewaltigen Mordens, wenn Türme fallen.

Jes 30:26 Das Licht des Mondes wird dem der Sonne gleich sein, das Licht der Sonne aber wird siebenfach, wie das Licht von sieben Tagen sein am Tag, da der Herr die Verletzungen seines Volkes verbindet und die ihm geschlagenen Wunden heilt.

Jes 30:27 Seht, von ferne naht der Name des Herrn: Lodernder Zorn, wuchtiges Gewölk, seine Lippen voll Groll, seine Zunge wie fressendes Feuer.

Jes 30:28 Sein Odem ist wie ein reißender Bach, der bis zum Halse hinaufreicht, um Nationen mit verkehrtem Joch hin- und herzuzerren und mit irreführendem Zaum an den Kinnbacken der Völker.

Jes 30:29 Lieder singt ihr alsdann wie bei der nächtlichen Festesfeier; freudigen Herzens seid ihr wie Pilger, die unter Flötenspiel wallen zum Berge des Herrn, zu Israels Fels.

Jes 30:30 Seine erhabene Stimme läßt der Herr vernehmen, läßt schauen die Kraft seines Arms, begleitet von grimmiger Wut, verzehrender Flamme, Sturm, Unwetter und Hagelsteinen.

Jes 30:31 Ja, vor dem Donner des Herrn wird Assur erbeben, wenn er dreinschlägt mit der Rute.

Jes 30:32 Jeglicher Hieb der Zuchtrute, den der Herr auf sie fallen läßt, erfolgt unter Paukenschlag und Zitherspiel; in Schlachten nach Art der Weiheopfer bekämpft er sie.

Jes 30:33 Denn schon längst ist eine Brandstätte gerüstet. [Auch sie ist für den Melech.] Tief und breit ist ihr Holzstoß geschichtet, Feuer und Holz sind da in Menge! Der Atem des Herrn zündet ihn an gleich einem Schwefelstrom.

 

Jesaja Kapitel 31

 

Jes 31:1 Wehe denen, die nach Ägypten um Hilfe ziehen, auf Rosse sich verlassen, auf Streitwagen vertrauen, deren Menge so groß ist, und auf Wagenkämpfer, weil sie so zahlreich sind! Aber auf den Heiligen Israels schauten sie nicht, und den Herrn befragten sie nicht!

Jes 31:2 Doch auch er ist weise, führt Unheil herbei und zieht seine Drohworte nicht zurück; er erhebt sich gegen das Haus der Frevler und gegen die Hilfe der Übeltäter.

Jes 31:3 Menschen sind die Ägypter, nicht Gott, und ihre Rosse sind Fleisch, nicht Geist. Streckt der Herr seine Hand aus, so strauchelt der Beschützer und fällt der Beschützte; beide gehen gemeinsam zugrunde!

Jes 31:4 Denn so sprach zu mir der Herr: "Wie der Löwe und Junglöwe, gegen den man die Vollzahl der Hirten zusammenrief, über seiner Beute knurrt, und wie er vor ihrem Geschrei nicht erschrickt und vor ihrem Gelärm sich nicht duckt, so steigt der Herr der Heere hinab zum Kampf auf dem Sionsberg und seiner Höhe.

Jes 31:5 Wie flatternde Vögel beschirmt der Herr der Heere Jerusalem; ja, er beschirmt, er entreißt, verschont und errettet.

Jes 31:6 Bekehrt euch zu dem, von dem die Söhne Israels so tief abgefallen sind!

Jes 31:7 Denn an jenem Tage verschmäht jedermann seine silbernen und goldenen Götzen, die eure Hände verfertigt haben zur Sünde.

Jes 31:8 Assur fällt durch das Schwert, doch nicht durch das Schwert eines Mannes; das Schwert wird es fressen, doch nicht das Schwert eines Menschen. Flieht es aber vor dem Schwert, dienen seine Krieger zur Zwangsarbeit.

Jes 31:9 Sein Fels (der König) wird vergehen vor Furcht, seine Führer verlassen vor Schreck das Panier." Ausspruch des Herrn, der auf Sion einen Feuerherd hat und einen Ofen zu Jerusalem.

 

Jesaja Kapitel 32

 

Jes 32:1 Siehe, es wird in Gerechtigkeit ein König herrschen, Fürsten werden nach Recht regieren.

Jes 32:2 Jeder wird sein wie ein Versteck, das vor Wind schützt, wie ein Obdach vor Regensturm, wie Wasserbäche im Dürrland, wie der Schatten wuchtiger Felsen im heißen Gebiet.

Jes 32:3 Da sind der Sehenden Augen nicht mehr verklebt, die Ohren der Hörenden lauschen gespannt.

Jes 32:4 Das Herz der Unbesonnenen kommt zur Einsicht, der Stotternden Zunge redet gewandt und klar.

Jes 32:5 Nimmer bezeichnet man Toren als Edle, Betrüger heißen nicht vornehm.

Jes 32:6 Denn nur Torheit redet der Tor, sein Herz sinnt auf Unheil. Ruchloses verübt er und redet Verkehrtes wider den Herrn. Leer läßt er ausgehen des Hungrigen Kehle, reicht dem Durstigen keinen Trunk.

Jes 32:7 Die Waffen des Betrügers sind übel; ein solcher sinnt nur auf Ränke, Geringe verdirbt er durch Reden voll Trug, selbst wenn der Arme sein Recht beweist.

Jes 32:8 Doch der Edle sinnt auf Edles, und nur für Edles tritt er ein.

Jes 32:9 Ihr sorglosen Frauen, wohlan! Hört meinen Ruf! Ihr zuversichtlichen Töchter, vernehmt meine Rede!

Jes 32:10 Im Spätjahr werdet ihr zittern, ihr Zuversichtlichen; denn vernichtet wird die Weinernte sein, eine Obsternte gibt es nicht.

Jes 32:11 Erbebt, ihr Sorglosen, zittert, ihr Zuversichtlichen! Entkleidet, entblößt euch und legt den Bußgürtel um die Hüften!

Jes 32:12 Schlagt euch an die Brüste und klagt um die lieblichen Felder, die fruchtbaren Weinstöcke,

Jes 32:13 um das Ackerland meines Volkes, das aufschießt in Dornen und Disteln, um alle Häuser voll Freude und um die fröhliche Stadt!

Jes 32:14 Denn der Palast ist verlassen, der Stadtlärm vorbei, Burgberg und Warte werden kahles Feld für lange Zeit, den Wildeseln zur Lust, den Herden ein Weideplatz.

Jes 32:15 Bis über uns sich ergießt ein Geist aus der Höhe. Dann wird zum Fruchtgarten die Steppe; der Fruchtgarten aber gilt als Wald.

Jes 32:16 In der Steppe wird wohnen das Recht, im Fruchtgarten weilt die Gerechtigkeit.

Jes 32:17 Die Gerechtigkeit aber bewirkt das Heil, und die Gerechtigkeit schafft ständige Ruhe und Sicherheit.

Jes 32:18 Auf einer Friedensaue wohnt mein Volk, an sicheren Stätten und sorglosen Ruheplätzen.

Jes 32:19 Stürzen aber wird, ja, stürzen der Wald und die Stadt in die Senkung versinken.

Jes 32:20 Heil euch, die ihr säen könnt an allen Gewässern und Ochs und Esel frei laufen laßt!

 

Jesaja Kapitel 33

 

Jes 33:1 Wehe dir, Verwüster, den man noch nicht verwüstet hat, wehe dir, Räuber, den man noch nicht beraubte! Bist du mit dem Verwüsten fertig, so wirst du verwüstet, bist du mit dem Rauben zu Ende, so beraubt man dich!

Jes 33:2 O Herr, sei uns gnädig, wir vertrauen auf dich, sei unser Arm an jeglichem Morgen, ja, unser Heil zur Zeit der Bedrängnis!

Jes 33:3 Vor dem lauten Getöse flüchten sich Völker; wenn du dich erhebst, zerstieben die Heiden.

Jes 33:4 Dann rafft man Beute, wie Heuschrecken raffen, wie Heupferde anstürmen, stürmt man darauf los.

Jes 33:5 Der Herr ist erhaben, denn er wohnt in der Höhe, erfüllt Sion mit Recht und Gerechtigkeit.

Jes 33:6 Seine Zeiten werden gesichert sein. Rettender Reichtum sind Weisheit und Kenntnis; die Furcht des Herrn sein Schatz.

Jes 33:7 Siehe, draußen schreien die Leute Ariels, die Friedensboten weinen gar bitter.

Jes 33:8 Verödet sind die Straßen, es ruhen die Pilger, den Bund hat man gebrochen, Städte geringgeschätzt, Menschen mißachtet!

Jes 33:9 Das Land welkt in Trauer dahin, beschämt steht der Libanon da und verdorrt. Der Steppe gleich ist der Saron; Basan und Karmel werfen das Laub ab.

Jes 33:10 "Jetzt aber stehe ich auf", spricht der Herr, "richte mich hoch und erhebe mich!

Jes 33:11 Schwanger geht ihr mit Heu, gebäret Stroh; mein Hauch ist wie Feuer, das euch verzehrt.

Jes 33:12 Ja, die Völker werden zu Kalk gebrannt, wie gehacktes Dornengestrüpp im Feuer entzündet.

Jes 33:13 Höret, ihr Fernen, was ich getan! Erkennt ihr Nahen, meine Kraft!"

Jes 33:14 Die Sünder auf Sion erbeben, die Ruchlosen werden von Zittern gepackt. Wer kann etwa weilen bei verzehrendem Feuer? Wer kann etwa weilen bei ständigen Gluten?

Jes 33:15 Wer da wandelt in Gerechtigkeit und rechtschaffen redet, wer Gewinn aus Erpressung verwirft, wer seine Hände schüttelt, um Bestechungsgeld abzulehnen, sein Ohr verstopft, um von Bluttat nichts zu hören, seine Augen verschließt, um nicht nach Bösem zu schielen.

Jes 33:16 Ein solcher wird auf Höhen wohnen; Felsenburgen sind seine Zuflucht. Sein Brot wird ihm zuteil; sein Wasser wird nie versiegen.

Jes 33:17 Den König in seiner Schönheit werden deine Augen erblicken, sie werden schauen ein weitausgedehntes Land.

Jes 33:18 Mit Schrecken wird überlegen dein Herz: Wo ist der Zähler, wo der Wäger, wo ist der Beamte, der die Türme zählte?

Jes 33:19 Das freche Volk wirst du nicht mehr sehen, das Volk mit dunkler, unverständlicher Rede, mit stammelnder Zunge, ganz sinnlos.

Jes 33:20 Schaue auf Sion, die Stadt unserer Feiern! Deine Augen erblicken Jerusalem als sichere Stätte, als Zelt, das nicht wandert, dessen Pflöcke man nie herausreißen wird und dessen Seile nicht brechen.

Jes 33:21 Vielmehr wird dort uns herrlich entstehen ein Ort mit Flüssen mit breiten Strömen. Kein Ruderschiff fährt darauf, kein stolzes Schiff überquert ihn.

Jes 33:22 Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gesetzgeber, der Herr unser König; er schafft uns Heil! 23a Seine Taue sind lose, sie halten nicht fest das Gestell ihres Mastbaumes, sie hissen das Segel nicht. 23b Alsdann verteilt auch ein Blinder Beute in Menge, Lahme gehen auf Plünderung aus. 24 Kein Einwohner wird mehr sprechen: "Ich bin krank". Das Volk, das dort wohnt, ist frei von Schuld.

 

Jesaja Kapitel 34

 

Jes 34:1 Herbei, ihr Nationen, hört zu! Ihr Völker, gebt acht! Es höre die Erde und was sie füllt; der Erdkreis und alles, was ihm entsprießt!

Jes 34:2 Denn wider alle Nationen ist der Herr ergrimmt, er grollt gegen all ihre Heere. Gebannt hat er sie, überliefert der Schlachtung.

Jes 34:3 Ihre Erschlagenen wirft man hin, ihrer Leichen Gestank steigt empor, Berge zerfließen von ihrem Blut.

Jes 34:4 Alle Hügel vergehen. Der Himmel rollt sich zusammen wie eine Buchrolle; all sein Heer welkt ab, wie das Laub vom Weinstock verwelkt, wie vom Feigenbaum welkendes Laub.

Jes 34:5 Hat sich mein Schwert berauscht am Himmel, dann fährt es auf Edom hinab, auf das Volk meines Bannes zum Gericht.

Jes 34:6 Der Herr führt ein Schwert, triefend von Blut und gesättigt mit Fett, von der Lämmer und Böcke Blut, vom Nierenfett der Widder. Denn in Bozra hält ein Opfer der Herr, ein großes Schlachten in Edom.

Jes 34:7 Da werden Büffel mit jenen stürzen, Farren zusammen mit Stieren, so daß ihr Land sich berauscht mit Blut und ihr Erdreich sich sättigt mit Fett.

Jes 34:8 Denn der Herr hat einen Rachetag, ein Jahr der Vergeltung für den Streit in Sion.

Jes 34:9 Seine Bäche wandeln sich um in Pech, sein Erdreich in Schwefel; sein Land wird zu brennendem Pech.

Jes 34:10 Es erlischt nicht bei Tag und Nacht, ständig steigt hoch sein Rauch; verwüstet bleibt es von Geschlecht zu Geschlecht, niemals mehr durchquert es ein Mensch.

Jes 34:11 Eulen und Käuzchen nehmen es in Besitz, Ohreulen und Raben wohnen darin; ausspannen wird darüber der Herr die Meßschnur der Verödung und die Setzwaage der Verödung.

Jes 34:12 Bockgestalten werden dort siedeln, seine Vornehmen werden nicht mehr sein; kein Königtum ruft man dort aus, all seine Fürsten sind nicht mehr da.

Jes 34:13 Dornen schießen in seinen Palästen auf, Unkraut und Dorngestrüpp in seinen Burgen. Für Schakale wird es ein Tummelplatz, ein Gehege für Strauße.

Jes 34:14 Fuchs und Luchs begegnen sich, struppige Böcke treffen einander; auch die Nachteule wird dort rasten, eine Ruhestatt finden für sich.

Jes 34:15 Die Pfeilschlange hat dort ihr Nest; sie legt, brütet aus und zieht Junge auf in seinem Schatten. Dort auch sammeln sich die Steppenweihen in Scharen.

Jes 34:16 Forscht im Buche des Herrn und lest es nach! Keines jener Tiere bleibt aus. Dabei braucht sich keines um das andere zu kümmern; denn der Mund des Herrn hat es geboten, sein Odem hat sie versammelt.

Jes 34:17 Er selbst warf ihnen das Los, mit der Meßschnur hat seine Hand es ihnen zugeteilt; auf immer werden sie es besitzen, von Geschlecht zu Geschlecht darin wohnen.

 

Jesaja Kapitel 35

 

Jes 35:1 Freuen sollen sich Wüste und Dürrland, die Steppe jubeln und sprießen!

Jes 35:2 Wie Blumen möge sie üppig sprießen und jubeln, ja, jubeln und jauchzen! Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr zuteil, die Pracht des Karmel und Saron. Jene schauen die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes.

Jes 35:3 Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie.

Jes 35:4 Zu den Mutlosen sprecht: "Seid stark und fürchtet euch nicht! Seht da, euer Gott! Es kommt die Rache, die Vergeltung Gottes! Er selbst wird kommen und euch erlösen!"

Jes 35:5 Der Blinden Augen öffnen sich dann, der Tauben Ohren tun sich auf.

Jes 35:6 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. Denn Wasser brechen in der Wüste hervor, Bäche im Steppenland.

Jes 35:7 Heißer Boden wird zum Teich, dürstendes Land zu Wasserquellen; an der Stätte, wo Schakale lagerten, entsteht Platz für Rohr und Schilf.

Jes 35:8 Eine feste Straße und einen Weg gibt es daselbst, "Heiligtumsweg" heißt man ihn; kein Unreiner wird ihn beschreiten, sondern seinem hinpilgernden Volke gehört er; Toren irren nicht umher.

Jes 35:9 Löwen gibt es dort nicht, kein reißendes Tier betritt ihn, keines trifft man dort an; nur Erlöste pilgern auf ihm.

Jes 35:10 Die Losgekauften des Herrn kehren zurück, sie gelangen mit Jauchzen nach Sion und ewige Freude bedeckt ihr Haupt; Jubel und Freude wird ihnen zuteil, Kummer und Seufzen entfliehen.

 

Jesaja Kapitel 36

 

Jes 36:1 Im vierzehnten Jahre des Königs Hiskia zog Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein.

Jes 36:2 Der König von Assur sandte von Lachis aus den Obermundschenk mit einer großen Streitmacht zum König Hiskia nach Jerusalem. Er nahm Aufstellung an der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße des Walkerfeldes.

Jes 36:3 Da gingen der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hiskia, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn des Asaph, zu ihm hinaus.

Jes 36:4 Der Obermundschenk aber sprach zu ihnen: "Sagt doch Hiskia: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Was ist das für ein Vertrauen, das du hegst?

Jes 36:5 Du denkst wohl, bloßes Lippengerede sei schon Rat und Stärke für den Krieg; nun, wem vertraust du denn eigentlich, daß du dich wider mich empört hast?

Jes 36:6 Siehe, du vertrautest auf jenen zerknickten Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand eindringt und sie durchbohrt. So handelt Pharao, der Ägypterkönig, an allen, die sich auf ihn verlassen.

Jes 36:7 Falls ihr mir nun aber erwidert: "Auf den Herrn, unsern Gott, vertrauen wir", dann erwägt: Ist nicht gerade er es, dessen Höhenheiligtümer und Altäre Hiskia entfernt hat? Er befahl Juda und Jerusalem: "Nur vor diesem Altar sollt ihr anbeten!"

Jes 36:8 Nun aber, geht doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein: zweitausend Pferde gebe ich dir, wenn du nur die Reiter dazu stellen kannst.

Jes 36:9 Wie wolltest du auch nur einen einzigen Anführer von den geringsten Knechten meines Gebieters in die Flucht schlagen? Doch du vertraust ja auf Ägypten wegen der Kriegswagen und deren Besatzung!

Jes 36:10 Und außerdem, bin ich etwa ohne Zutun des Herrn wider dieses Land gezogen? Der Herr hat es mir vielmehr gesagt: Ziehe hinauf gegen dieses Land, und verwüste es!"

Jes 36:11 Da baten Eljakim, Sebna und Joach den Obermundschenk: "Rede doch mit deinen Knechten aramäisch, denn wir verstehen es! Rede aber nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht!"

Jes 36:12 Der Obermundschenk aber erwiderte ihnen: "Hat mich mein Gebieter nur zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu sagen, und nicht auch zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und schließlich mit euch zusammen ihren eigenen Kot essen und ihren Harn trinken müssen?"

Jes 36:13 Da trat der Obermundschenk vor, rief mit lauter Stimme auf judäisch und sprach: "Höret die Worte des Großkönigs, des Königs von Assur!

Jes 36:14 So spricht der König: Hiskia soll euch nicht betören; denn er kann euch nicht retten!

Jes 36:15 Hiskia soll euer Vertrauen nicht auf den Herrn lenken mit den Worten: "Ganz sicher wird der Herr uns erretten; diese Stadt wird nicht in die Gewalt des Königs von Assur überliefert werden."

Jes 36:16 Hört nicht auf Hiskia; denn so spricht der König von Assur: Trefft doch mit mir eine Vereinbarung, lauft zu mir über! Jeder kann sich dann von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum ernähren und von seinem eigenen Zisternenwasser trinken,

Jes 36:17 bis daß ich komme und euch in ein Land herübernehme, das eurem Lande gleichwertig ist, in ein Land voll Getreide und Most, ein Land voll Brot und Weinbergen.

Jes 36:18 Hiskia soll euch nicht betrügen, indem er spricht: "Der Herr wird uns erretten!" Haben denn etwa die einzelnen Götter der Völker ihr Land aus der Gewalt des Königs von Assur errettet?

Jes 36:19 Wo blieben denn die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sepharwajim? Haben sie etwa Samaria aus meiner Gewalt errettet?

Jes 36:20 Wer unter allen Göttern jener Länder hat denn sein Land aus meiner Gewalt errettet? Und da soll der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten?"

Jes 36:21 Da schwieg man und antwortete ihm kein Wort; denn so lautete der Befehl des Königs: "Ihr sollt ihm nichts entgegnen!"

Jes 36:22 Dann begaben sich der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hilkia, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asaphs, zu Hiskia. Ihre Kleider hatten sie zerrissen, und sie berichteten ihm von den Reden des Obermundschenken.

 

Jesaja Kapitel 37

 

Jes 37:1 Der König Hiskia hörte dies, zerriß seine Kleider, hüllte sich in das Trauergewand und begabsich in das Haus des Herrn.

Jes 37:2 Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber Sebna und die Ältesten der Priester, in Trauergewänder gehüllt, zum Propheten Isaias, dem Sohne des Amoz.

Jes 37:3 Sie sagten zu ihm: "So spricht Hiskia: Ein Tag der Drangsal, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag; denn Kinder kamen bis an den Muttermund, doch es fehlt die Kraft zum Gebären.

Jes 37:4 Vielleicht vernahm der Herr, dein Gott, die Hohnreden des Obermundschenken, den sein Herr, der König von Assur, geschickt hat, um den lebendigen Gott zu schmähen, und bestraft die Reden, die der Herr, dein Gott, gehört hat. Lege also Fürbitte ein für den Rest, der noch geblieben ist."

Jes 37:5 Als so die Knechte des Königs Hiskia zu Isaias gekommen waren,

Jes 37:6 sprach Isaias zu ihnen: "Sagt folgendes zu eurem Gebieter: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Hohnreden, die du hören mußtest, womit die Buben des Königs von Assur mich geschmäht haben!

Jes 37:7 Siehe, ich werde jenem einen Geist eingeben; er wird eine Kunde vernehmen und dann in sein Land zurückkehren. Ich werde ihn aber durch das Schwert in seinem eigenen Lande fallen lassen."

Jes 37:8 Der Obermundschenk kehrte zurück und traf den König von Assur im Kampfe gegen Libna. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachis abgezogen sei;

Jes 37:9 denn er hörte, daß Tirhaka, der König von Kusch, gegen ihn zum Streit ausgerückt war. Da schickte er nochmals Boten an Hiskia mit dem Auftrag:

Jes 37:10 "So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sprechen: Dein Gott, auf den du vertraust, soll dich nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jerusalem in die Hand des Königs von Assur fallen wird!

Jes 37:11 Siehe, du selbst hast ja gehört, wie die Könige von Assur mit allen Ländern verfahren sind: Den Bann vollstreckten sie an ihnen; und du solltest etwa gerettet werden?

Jes 37:12 Haben denn die Götter der von meinen Vätern vernichteten Völker jene gerettet, nämlich Gosan, Charan, Rezeph und die Söhne von Eden in Telassar?

Jes 37:13 Wo ist denn der König von Hamat, der von Arpad, der von der Stadt Sepharwajim, von Hena und von Iwwa?"

Jes 37:14 Da nahm Hiskia das Schreiben aus der Hand der Boten und las es. Dann begab er sich in den Tempel hinauf und breitete es vor dem Herrn aus.

Jes 37:15 Hiskia betete vor dem Herrn:

Jes 37:16 "Herr der Heere, Gott Israels, der du auf den Kerubim thronst, du allein bist der Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast den Himmel und die Erde erschaffen.

Jes 37:17 Neige, o Herr, dein Ohr und höre; öffne, o Herr, deine Augen und schaue! Höre alle Drohworte Sanheribs, die er übermittelt hat, den lebendigen Gott zu verhöhnen!

Jes 37:18 Es ist wahr, o Herr, verwüstet haben die Könige von Assur alle Völker und deren Länder.

Jes 37:19 Sie haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn es waren ja überhaupt keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein, die man vernichten konnte.

Jes 37:20 Nun aber, Herr, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß du, o Herr, allein Gott bist!"

Jes 37:21 Da sandte Isaias, der Sohn des Amoz, an Hiskia und ließ sagen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: "Ich habe gehört, um was du Sanheribs wegen, des Königs von Assur, zu mir gebetet hast."

Jes 37:22 Dies nun ist der Spruch, den der Herr über ihn verkündet hat: "Es verachtet dich, es spottet dein die Jungfrau, die Tochter Sion. Hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem.

Jes 37:23 Wen hast du gelästert, wen geschmäht, gegen wen die Stimme erhoben und deine Augen hochmütig emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels!

Jes 37:24 Durch deine Knechte hast du den Herrn beschimpft. Du dachtest dir: "Mit meiner Wagenmenge erklomm ich die Höhen der Berge, des Libanon entlegensten Teil. Seine ragenden Zedern hab' ich gefällt, die schönsten seiner Zypressen. Ich drang bis zu seiner höchsten Höhe, in seines Baumgartens Dickicht.

Jes 37:25 Brunnen grub ich und trank fremde Wasser. Ich trocknete mit meiner Füße Tritt alle Ströme Ägyptens. -

Jes 37:26 Ist dir folgendes entgangen? Seit langem habe ich dies so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit geplant, und jetzt ließ ich es eintreten! Es geschah, um zu wüsten Trümmerhaufen befestigte Städte zu zerstören.

Jes 37:27 Ihre Bewohner erbebten in Ohnmacht, Schande kam über sie; sie wurden wie Kraut auf dem Feld und wie sprießendes Grün, wie Gras auf den Dächern, das verdorrt vor dem Ostwind.

Jes 37:28 Mir ist dein Aufstehen und Ruhen, dein Gehen und Kommen bekannt, und auch dein Toben wider mich.

Jes 37:29 Und weil du tobtest gegen mich, dein Lärmen mir zu Ohren drang, darum ziehe ich dir durch die Nase meinen Ring, zwischen deine Lippen meinen Zaum; ich bringe dich zurück auf dem Weg, den du kamst!" -

Jes 37:30 Zum Zeichen diene dir dies: Heuer ißt man den Nachwuchs, im zweiten Jahr den Brachwuchs, im dritten Jahr aber säet und erntet, pflanzt Weinberge an und eßt deren Frucht!

Jes 37:31 Was dann entronnen von Judas Haus, was übrigblieb, treibt wieder Wurzeln nach unten und zeitigt Früchte nach oben.

Jes 37:32 Denn von Jerusalem geht ein Rest aus, eine gerettete Schar vom Berge Sion. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies bewirken.

Jes 37:33 Darum spricht der Herr über den König von Assur: "In diese Stadt kommt er nicht, schießt keinen Pfeil hinein; er rennt sie nicht an mit dem Schild, wirft keinen Wall wider sie auf.

Jes 37:34 Des Weges, den er kam, wird er abziehen, aber in diese Stadt dringt er nicht ein" - Spruch des Herrn.

Jes 37:35 "Umhegen will ich diese Stadt zu ihrem Heil, um meinetwillen und meines Knechtes David willen!""

Jes 37:36 In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus. Er erschlug im assyrischen Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann. Als man am Morgen aufstand, da waren diese alle entseelte Leichen.

Jes 37:37 Nun brach Sanherib, der König von Assur, auf, zog heimwärts und blieb in Ninive.

Jes 37:38 Als er sich einstmals im Tempel seines Gottes Nisroch zur Anbetung niederwarf, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Sie flüchteten danach in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon folgte ihm in der Königsherrschaft.

 

Jesaja Kapitel 38

 

Jes 38:1 In jenen Tagen wurde Hiskia auf den Tod krank. Da begab sich zu ihm der Prophet Isaias, der Sohn des Amoz, und sprach zu ihm: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus, denn sterben wirst du und nicht mehr am Leben bleiben!"

Jes 38:2 Da wandte Hiskia sein Antlitz zur Wand und flehte zum Herrn.

Jes 38:3 Er sprach: "Ach, Herr, bedenke doch, wie ich in Treue und mit vollster Herzenshingabe vor deinem Antlitz gewandelt bin und getan habe, was deinen Augen wohlgefällig ist!" Dann brach Hiskia in lautes Weinen aus.

Jes 38:4 Da erging das Wort des Herrn an Isaias:

Jes 38:5 "Gehe hin und sage zu Hiskia: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört, deine Tränen gesehen. Wohlan, ich will zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen!

Jes 38:6 Auch aus der Hand des Königs von Assur will ich dich und diese Stadt erretten; ich will diese Stadt beschirmen.

Jes 38:7 Und dies sei dir das Zeichen vom Herrn dafür, daß der Herr dieses Wort, das er gesprochen hat, auch verwirklichen wird:

Jes 38:8 Siehe, ich lasse den Schatten auf den Stufen, welche die Sonne auf der Treppe des Achas hinabgegangen ist, wieder um zehn Stufen zurückgehen!" Da ging die Sonne um zehn Stufen zurück auf den Stufen, welche sie hinabgegangen war.

Jes 38:9 Ein Lied des Hiskia, des Königs von Juda, als er krank war und von seiner Krankheit sich erholte.

Jes 38:10 "Ich sprach in meiner Klage: Ich habe meine Tage durchlaufen, zu den Toren der Unterwelt bin ich beordert für den Rest meiner Jahre.

Jes 38:11 Ich sprach: Nicht mehr werde den Herrn ich sehen im Land der Lebendigen, keinen Menschen mehr schauen bei den Bewohnern der Welt.

Jes 38:12 Abgebrochen ist mein Lager und von mir weggenommen wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber habe ich zusammengerollt mein Leben. Er schneidet mich ab vom Gewebe. In der kurzen Zeit vom Tag bis zur Nacht führst du mein Ende herbei.

Jes 38:13 Ich schreie bis zum Morgen um Hilfe; wie ein Löwe zermalmt er mir sämtliche Knochen.

Jes 38:14 Wie eine Schwalbe, so seufze ich, gurre wie eine Taube. Matt blicken meine Augen nach oben; Herr, in Drangsal bin ich, tritt für mich ein!

Jes 38:15 Was soll ich reden, was ihm sagen, da er selbst es bewirkt? Fahren lasse ich all meine Jahre ob der Bitterkeit meiner Seele.

Jes 38:16 Herr, trotzdem will man leben, und in ihnen allen verläuft das Leben meines Odems. Laß mich gesunden und genesen!

Jes 38:17 Siehe, meine große Bitternis ward mir zum Heile. Du bewahrtest meine Seele vor der Grube der Vernichtung; ja, du hast hinter dich geworfen alle meine Sünden!

Jes 38:18 Denn die Unterwelt preist dich nicht, nicht rühmt dich der Tod; die zur Grube Gestiegenen harren nicht mehr auf deine Treue.

Jes 38:19 Wer da lebt, ja lebt, der preist dich wie ich heute! Es kündet der Vater den Söhnen von deiner Treue.

Jes 38:20 Der Herr war bereit, mich zu retten. Darum lassen wir klingen unser Saitenspiel all unsere Lebenstage beim Hause des Herrn!"

Jes 38:21 Isaias befahl: "Man nehme einen Feigenkuchen und streiche ihn auf die Geschwulst, damit er genese!"

Jes 38:22 Hiskia entgegnete: "Welches ist das Zeichen, daß ich wieder zum Hause des Herrn hinaufgehen kann?"

 

Jesaja Kapitel 39

 

Jes 39:1 In jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, ein Schreiben nebst Geschenken an Hiskia, da er gehört hatte, daß er krank gewesen und wieder genesen sei.

Jes 39:2 Hiskia freute sich darüber und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in seinen Schatzkammern befand. In seinem Haus und in seinem ganzen Herrschaftsbereich gab es nichts, was Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte.

Jes 39:3 Da begab sich der Prophet Isaias zum König Hiskia und fragte ihn: "Was sagten jene Männer? Woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskia antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie zu mir gekommen, aus Babel."

Jes 39:4 Da fragte er weiter: "Was haben sie in deinem Palast gesehen?" Hiskia gab zur Antwort: "Alles, was sich in meinem Palaste befindet, besichtigten sie. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, das ich ihnen nicht gezeigt hätte."

Jes 39:5 Da sprach Isaias zu Hiskia: "Höre das Wort des Herrn der Heerscharen!

Jes 39:6 Fürwahr, Tage kommen, da wird man alles, was in deinem Palast ist und was deine Ahnen bis heute angehäuft haben, nach Babel bringen; nichts wird übrigbleiben, so spricht der Herr.

Jes 39:7 Auch von deinen leiblichen Söhnen, die dir geboren werden, wird man einige nehmen, damit sie als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen."

Jes 39:8 Darauf antwortete Hiskia dem Isaias: "Das Wort des Herrn, das du verkündet hast, ist gut!" Er dachte nämlich: "Wenn nur beständiger Friede in meinen Tagen bleibt!"

 

Jesaja Kapitel 40

 

Jes 40:1 "Tröstet, ja tröstet mein Volk", spricht euer Gott.

Jes 40:2 Redet Jerusalem zu Herzen und rufet ihm zu, daß erfüllt ist sein Kriegsdienst, bezahlt seine Schuld. Denn Doppeltes empfing es aus der Hand des Herrn für all seine Sünden.

Jes 40:3 Eines Rufenden Stimme: "In der Wüste bahnt einen Weg für den Herrn, ebnet in der Steppe einen Pfad für unseren Gott!

Jes 40:4 Es hebe sich jedes Tal, es senke sich jeder Berg und Hügel; was uneben ist, werde zur Ebene, das Hügelige zum Flachland!

Jes 40:5 Ja, offenbar wird die Herrlichkeit des Herrn, und alles Fleisch wird sie schauen; denn des Herrn Mund hat gesprochen."

Jes 40:6 Eines Redenden Stimme: "Predige!" Da sprach ich: "Was denn soll ich predigen?" "Alles Fleisch ist Gras, all seine Pracht wie die Blume der Flur.

Jes 40:7 Das Gras verdorrt, die Blume welkt hin, sobald des Herrn Odem sie anbläst.

Jes 40:8 Das Gras verdorrt, die Blume welkt hin, doch unseres Gottes Wort besteht auf ewig."

Jes 40:9 Auf hohen Berg steige hinauf, Frohbotin Sion, erhebe mit Macht deinen Ruf, Frohbotin Jerusalem; erhebe ihn, fürchte dich nicht! Zu Judas Städten sprich: "Seht da, euer Gott!

Jes 40:10 Seht, der Gebieter und Herr naht mit Macht, sein Arm waltet für ihn! Seht, die er erworben, kommen mit ihm und die er sich verdient hat, ziehen vor ihm her!

Jes 40:11 Seine Herde weidet er wie ein Hirt, mit seinem Arm sammelt er die Lämmer; er trägt sie an seiner Brust, die Mutterschafe leitet er sacht."

Jes 40:12 Wer ist's, der die Wasser maß mit seiner hohlen Hand und mit der Spanne den Himmel begrenzte? Wer faßte mit dem Hohlmaß den Erdenstaub, wer wog mit der Waage die Berge ab, wer mit den Waagschalen die Hügel?

Jes 40:13 Wer bestimmte den Geist des Herrn, wer war sein Ratgeber, der ihn unterwies?

Jes 40:14 Mit wem hielt er Ratschlag, daß er ihn beriet und ihn belehrte über den rechten Pfad, auf den Weg der Einsicht ihn hinwies?

Jes 40:15 Seht, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie Stäubchen an der Waagschale gelten sie ihm. Fürwahr, Inseln sind an Gewicht dem Sandkorn gleich.

Jes 40:16 Der Libanon hat an Brennholz zu wenig, sein Wild reicht zum Opfer nicht aus.

Jes 40:17 Alle Völker sind vor ihm wie ein Nichts, weniger als null und nichtig gelten sie ihm.

Jes 40:18 Wem vergleicht ihr nun Gott, was wollt ihr Ähnliches neben ihn stellen?

Jes 40:19 Der Künstler gießt das Götzenbild, der Feinschmied überzieht es mit Gold, silberne Ketten fertigt er an.

Jes 40:20 Der Arme aber wählt als Weihegabe unverwesliches Holz, sucht sich einen geschickten Künstler, damit er ein Götzenbild errichte, das nicht wankt.

Jes 40:21 Wißt ihr es nicht, hört ihr es nicht, ward es euch nicht kund von Anbeginn an, habt ihr es nicht seit Gründung der Welt erfaßt?

Jes 40:22 Er ist es, der da thront über dem Erdenrund, dessen Bewohner wie Heuschrecken sind, der den Himmel wie einen Schleier ausspannt und ihn ausbreitet wie ein Wohnzelt,

Jes 40:23 der Fürsten zunichte macht, Richter der Erde in Nichts umwandelt;

Jes 40:24 kaum sind sie gepflanzt, kaum gesät, kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde, da bläst er sie an, so daß sie verdorren, ein Windstoß trägt sie wie Spreu davon.

Jes 40:25 "Mit wem also vergleicht ihr mich, dem ich ähnlich wäre?" spricht der Heilige.

Jes 40:26 Erhebt eure Augen zur Himmelshöhe und seht: Wer hat diese Gestirne erschaffen? Er, der abgezählt ihr Heer herausführt, sie alle mit Namen ruft; dem Kräftigen, Machtgewaltigen fehlt auch nicht eines.

Jes 40:27 Warum sagst du, Jakob, und sprichst du, Israel: "Mein Wandel ist verborgen dem Herrn, und mein Recht entgeht meinem Gott?"

Jes 40:28 Weißt du es nicht, hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der Herr, Schöpfer der Enden der Erde; er wird nicht müde und wird nicht matt, unergründlich ist seine Einsicht.

Jes 40:29 Er gibt dem Ermüdenden Kraft, vermehrt des Ohnmächtigen Stärke.

Jes 40:30 Jünglinge werden müde und matt, Jungkrieger straucheln gar kläglich.

Jes 40:31 Die aber dem Herrn vertrauen, erneuern die Kraft; sie bilden Flügel den Adlern gleich, sie laufen und werden nicht matt, sie ziehen dahin und ermüden nicht.

 

Jesaja Kapitel 41

 

Jes 41:1 "Schweigend horchet auf mich, ihr Inseln, und Völker sollen die Kraft erneuern! Sie mögen sich nahen und alsdann reden! Gemeinsam laßt uns zum Rechtsstreit treten!

Jes 41:2 Wer hat aus dem Osten den erweckt, dem Erfolg sich an die Ferse heftet? Völker gab er in seine Gewalt, Könige unterjochte er ihm. Es wandelt sein Schwert sie in Staub, sein Bogen in Spreu, die zerstiebt.

Jes 41:3 Er setzt ihnen nach, zieht unversehrt weiter, berührt kaum den Pfad mit den Füßen.

Jes 41:4 Wer hat es bewirkt, wer vollbracht? Er, der die Geschlechter von Anfang an rief! Ich, der Herr, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe!

Jes 41:5 Das schauten die Inseln und gerieten in Furcht, die Enden der Erde erbebten. Sie nahten heran und kamen.

Jes 41:6 Einer hilft dem andern und spricht zu seinen Genossen: "Mutig voran!"

Jes 41:7 Der Künstler ermutigt den Feinschmied, den Spengler, den Plattenschmied. Er spricht von der Lötung: "Gut ist sie!" Er befestigt mit Nägeln das Götzenbild, damit es nicht wackelt.

Jes 41:8 Du aber, Israel, mein Knecht, und Jakob, den ich erwählt, Sproß Abrahams, meines Freundes,

Jes 41:9 den ich geholt von den Enden der Erde, von ihren entlegensten Teilen herbeirief, zu dem ich sprach: "Mein Knecht bist du, den ich erwählte und nicht verwarf!"

Jes 41:10 Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir; ich halte dich fest mit meiner heilbringenden Rechten!

Jes 41:11 Erröten sollen und sich schämen alle, die dir zürnen; die wider dich streiten, werden zunichte und gehen zugrunde.

Jes 41:12 Du suchst sie und findest sie nimmer, die Zänker wider dich; deine Bekämpfer sind null und nichtig geworden.

Jes 41:13 Denn ich, der Herr, bin dein Gott, der deine Rechte festhält, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!

Jes 41:14 Hab keine Furcht, du Würmlein Jakob, ihr Leute von Israel! Ich helfe dir", ist der Spruch des Herrn, "dein Erlöser ist der Heilige Israels!

Jes 41:15 Siehe, zu einem scharfen Dreschschlitten, zu einem neuen mit vielen Schneiden, mache ich dich; Berge sollst du dreschen und zermalmen und Hügel verwandeln in Spreu!

Jes 41:16 Du worfelst sie; der Wind jagt sie fort, der Sturm zerstreut sie; du selbst aber freust dich im Herrn, rühmst dich im Heiligen Israels!

Jes 41:17 Die Armen und Elenden suchen nach Wasser, doch keines ist da; ihre Zunge ist vertrocknet vor Durst; ich, der Herr, erhöre sie, ich, Israels Gott, verlasse sie nicht!

Jes 41:18 Auf kahlen Höhen will ich Ströme auftun, inmitten von Talgründen Quellen; Wüsten mache ich zu Teichen; zu sprudelnden Wassern das Dürrland.

Jes 41:19 In der Wüste pflanze ich Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume; Zypressen setze ich in der Steppe, Eschen und Fichten beieinander.

Jes 41:20 Sie sollen es schauen und erkennen, merken und einsehen alle, daß des Herrn Hand dies tat und der Heilige Israels es erschuf."

Jes 41:21 "Bringt herbei euren Streitfall", spricht der Herr, "legt eure Beweise dar", spricht der König Jakobs.

Jes 41:22 Sie sollen herantreten und uns künden, was eintreten wird! Das Vergangene gebt kund, wie es war, damit wir es zu Herzen nehmen und seine Folgen erkennen! Oder laßt uns das Künftige hören!

Jes 41:23 Kündet, was in der Zukunft kommt, auf daß wir merken, daß ihr Götter seid! Fürwahr, tut Gutes und Böses, damit wir erstaunt und erschreckt sind zugleich!

Jes 41:24 Siehe,ihr seid nichts, und nichtig ist euer Tun; abscheulich ist, wer euch erwählt!

Jes 41:25 "Aus dem Norden erweckte ich ihn, und er kam, aus dem Osten den, der meinen Namen anruft. Er zerstampfte Machthaber wie Lehm, wie ein Töpfer, der Tonerde tritt."

Jes 41:26 Wer tat dies von Anfang an kund, daß wir es wußten, schon früher, so daß wir sprachen: "Es stimmt."? Kein Künder war da, kein Melder, keiner, der die Worte von euch gehört hätte:

Jes 41:27 "Als erster an Sion: Siehe, hier sind sie, und für Jerusalem entbiete ich einen Freudenboten."

Jes 41:28 Ich blickte umher, da war niemand; unter jenen gab es keinen Berater, so daß ich sie hätte befragen können und sie mir geantwortet hätten.

Jes 41:29 Seht, sie alle sind Wahn, ihr Tun ist nichtig, ihre Götterbilder sind Luft und Nichts.

 

Jesaja Kapitel 42

 

Jes 42:1 "Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Erwählter, der mir gefällt! Ich legte auf ihn meinen Geist; er bringt den Völkern das Recht.

Jes 42:2 Er schreit nicht und erhebt nicht seine Stimme, läßt sie nicht hören auf der Straße.

Jes 42:3 Geknicktes Rohr zerbricht er nicht, glimmenden Docht löscht er nicht aus; in Treue bringt er das Recht.

Jes 42:4 Er selbst wird nicht matt, nicht knickt er zusammen, bis er auf Erden das Recht festsetzt und auf seine Weisung die Inseln harren."

Jes 42:5 So spricht Gott, der Herr, der den Himmel schuf und ausspannte, der die Erde formte und ihre Gewächse, der Atem gab dem Volke auf ihr und Lebenshauch denen, die auf ihr wandeln:

Jes 42:6 "Ich, der Herr, berief dich in Huld, ergriff und behütete dich. Ich machte dich zum Bund des Volkes, zum Licht der Heiden.

Jes 42:7 Blinde Augen sollst du öffnen, Gefangene aus dem Kerker führen, aus dem Gefängnis die Bewohner der Finsternis.

Jes 42:8 Ich bin der "Herr", das ist mein Name. Meine Ehre gebe ich keinem anderen und meinen Ruhm nicht den Götzen.

Jes 42:9 Seht, das früher Vorausgesagte traf ein; Neues künde ich nun; bevor es noch sprießt, laß ich euch es hören."

Jes 42:10 Singet dem Herrn ein neues Lied, seinen Preis bis ans Ende der Erde! Es jauchze das Meer und was es füllt, die Inseln und ihre Bewohner!

Jes 42:11 Es juble die Wüste samt ihren Städten, dazu die Gehöfte, die Kedar bewohnt! Frohlocken sollen die Felsbewohner, laut rufen vom Gipfel der Berge her!

Jes 42:12 Sie mögen dem Herrn die Ehre, auf den Inseln seinen Ruhm verkünden!

Jes 42:13 Der Herr zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann facht er die Kampflust an, den Kriegsruf erhebt er und schreit, besiegt seine Feinde.

Jes 42:14 "Seit ungemessenen Zeiten schwieg ich still, blieb ruhig und hielt an mich. Wie eine Gebärende will ich nun schreien, schnauben und schnaufen zugleich!

Jes 42:15 Ich trockne Berge und Hügel aus, all ihr Grünes lasse ich welken; ich mache Ströme zu Inseln, und Wasserteiche lege ich trocken.

Jes 42:16 Ich führe Blinde auf Wegen, die sie nicht kennen, auf Pfaden, die sie nicht kennen, lasse ich sie schreiten, mache Dunkel vor ihnen zum Licht und Krummes zur ebenen Fläche. Dies sind die Dinge, die ich vollbringe und die ich nicht lasse.

Jes 42:17 Zurückweichen sollen und tief sich schämen, die auf Götzenbilder vertrauen, die zu Gußbildern sagen: "Unsere Götter seid ihr!""

Jes 42:18 Ihr Tauben, vernehmt; ihr Blinden, schauet und blicket!

Jes 42:19 Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht, wer taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute und taub wie der Knecht des Herrn?

Jes 42:20 Vieles hast du gesehen, doch nicht beachtet; mit offenen Ohren hörtest du nicht.

Jes 42:21 Der Herr wollte um seiner Gerechtigkeit willen das Gesetz groß und herrlich machen.

Jes 42:22 Ein Volk ist es jetzt, geplündert, beraubt, in Kerkerlöchern gefesselt allesamt, in Gefangenenhäuser gesperrt. Sie sind zum Raub geworden, und keiner rettet, zur Plünderung gegeben, und niemand sagt: "Gib zurück!"

Jes 42:23 Wer unter euch horcht hierauf, lauscht und hört für die Zukunft?

Jes 42:24 Wer gab Jakob der Plünderung preis und Israel den Räubern? War es nicht der Herr, an dem wir gesündigt, auf dessen Wegen man nicht wandeln wollte, auf dessen Gesetz man nicht hörte?

Jes 42:25 Da goß er aus über ihn die Glut seines Zornes, des Krieges Gewalt; sie loderte rings um ihn, doch merkte er's nicht; sie versengte ihn, doch er achtete nicht darauf.

 

Jesaja Kapitel 43

 

Jes 43:1 Jetzt aber redet der Herr, der dich, Jakob, erschuf, der dich, Israel, formte: "Fürchte dich nicht, denn ich erlöse dich, rufe dich beim Namen, mein bist du!

Jes 43:2 Schreitest du durch Wasser, ich bin bei dir, durch Ströme, sie schwemmen dich nicht fort; gehst du durch Feuer, du wirst nicht versengt, und die Flamme verbrennt dich nicht!

Jes 43:3 Denn der Herr bin ich, dein Gott, der Heilige Israels, der dir hilft: ich gebe für dich Ägypten als Lösegeld hin, Kusch und Saba an deiner Statt;

Jes 43:4 darum, weil du mir so wertvoll bist, hochgeehrt und von mir geliebt, gebe ich Menschen preis für dich und Völker für dein Leben.

Jes 43:5 Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir! Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, vom Westen her sammle ich dich;

Jes 43:6 zum Norden spreche ich: Gib heraus!, zum Süden: Halt nicht zurück! Bring her meine Söhne von fern, meine Töchter vom Ende der Erde,

Jes 43:7 jeden, der meinen Namen trägt und den ich zu meiner Ehre erschuf, bildete und machte!

Jes 43:8 Man führe das Volk heraus, das blind ist, obwohl es Augen besitzt, taub ist, obwohl es Ohren hat!

Jes 43:9 Alle Völker sollen sich versammeln, Nationen zusammenkommen! Wer unter ihnen kann solches verkünden und das früher Vorausgesagte uns mitteilen? Ihre Zeugen mögen sie bringen, damit sie recht bekommen, und damit man höre und spreche: "Ganz richtig!"

Jes 43:10 Ihr seid meine Zeugen", Spruch des Herrn, "und mein Knecht, den ich erwählt, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, daß ich es bin! Vor mir ward kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner je sein.

Jes 43:11 Ich, ja ich bin der Herr, und außer mir gibt es keinen, der hilft.

Jes 43:12 Ich selbst verkündete, ich half und teilte es mit, und kein fremder Gott war bei euch. Ihr seid meine Zeugen", Spruch des Herrn, "und ich nur bin Gott.

Jes 43:13 Auch fortan bin ich derselbe; niemand entreißt meiner Hand! Handle ich, wer vereitelt es dann?"

Jes 43:14 So spricht der Herr, der euch erlöst, der Heilige Israels: "Für euch sende ich nach Babel, reiße die Kerkerriegel herab, mit Ketten fesselt man die Kaldäer.

Jes 43:15 Ich bin der Herr, euer Heiliger, der Israel schuf, euer König!"

Jes 43:16 So spricht der Herr, der im Meer einen Weg gebahnt, einen Pfad in gewaltigen Wassern,

Jes 43:17 der Wagen und Rosse ausziehen ließ, Streitmacht und Führer zumal; sie sanken dahin, stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen, wie ein Docht verglimmt:

Jes 43:18 "Gedenkt nicht mehr des Früheren, und die Vergangenheit kümmere euch nicht!

Jes 43:19 Seht, ich schaffe Neuartiges! Jetzt sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, in der Steppe lege ich einen Weg an, Pfade im verödeten Land!

Jes 43:20 Preisen wird mich das Wild des Feldes, Schakale und Strauße, weil ich in der Wüste Wasser spende, Ströme im verödeten Land, zu tränken mein Volk, mein erwähltes.

Jes 43:21 Das Volk, das ich mir gebildet, wird meinen Ruhm verkünden.

Jes 43:22 Doch riefst du mich nicht an, Jakob, mühtest dich nicht um mich, Israel!

Jes 43:23 Weder brachtest du mir Lämmer als Brandopfer dar, noch hast du mit deinen Schlachtopfern mich geehrt; ich habe dich mit Speiseopfern nicht geplagt, noch dich belästigt um Weihrauch!

Jes 43:24 Du hast mir nicht Würzrohr für Geld gekauft, mich mit deinem Schlachtopferfett nicht erquickt. Doch hast du mich geplagt mit deinen Sünden, mit deinen Missetaten mich belästigt.

Jes 43:25 Ich, ja ich bin es, der um meinetwillen deine Frevel tilgt; deiner Sünden gedenke ich nicht mehr!

Jes 43:26 Erinnere mich nur! Wir wollen miteinander rechten! Zähle du, damit du recht bekommst!

Jes 43:27 Dein Stammvater schon hat gesündigt, deine Vertreter brachen mit mir.

Jes 43:28 Da entweihte ich die Vorsteher des Heiligtums, Jakob übergab ich dem Bannfluch und Israel den Schmähungen.

 

Jesaja Kapitel 44

 

Jes 44:1 Doch höre nunmehr, Jakob, mein Knecht, und Israel, den ich erwählte!

Jes 44:2 So spricht der Herr, der dich schuf, der dich gebildet, der dir vom Mutterleib an geholfen: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und Jeschurun, den ich erwählte!

Jes 44:3 Denn ich gieße Wasser auf dürstende Flur, rieselnde Fluten auf trockenes Erdreich. Auf deine Nachkommen gieße ich meinen Geist, meinen Segen auf deine Kinder.

Jes 44:4 Da sprießen sie wie am Bache das Gras, wie Weiden an Wassergräben.

Jes 44:5 Der eine sagt: "Ich gehöre dem Herrn", der andere nennt seinen Namen nach Jakob, dieser schreibt in seine Hand: "Für den Herrn", jener wird mit Israels Namen benannt."

Jes 44:6 So spricht der Herr, der König von Israel und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen: "Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott!

Jes 44:7 Wer ist mir gleich? Mag er sich melden! Er tue kund und lege es mir dar! Wer brachte von Urzeit an das Künftige zur Kenntnis? Was kommen wird, mögen sie uns künden!

Jes 44:8 Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht! Habe ich es nicht schon längst mitgeteilt und kundgetan? Ihr seid meine Zeugen! Gibt es einen Gott außer mir? Nein, es gibt keinen "Fels"! Ich kenne keinen.

Jes 44:9 Die Götzenschnitzer sind alle nichtig, ihre Lieblinge nützen nichts, und ihre Zeugen sehen nichts, erfahren nichts, so daß sie zuschanden werden.

Jes 44:10 Wer einen Gott formt und ein Götzenbild gießt, hat keinerlei Nutzen davon.

Jes 44:11 Seht, all seine Genossen stehen beschämt da, und seine Werkleute sind ja nur Menschen; alle mögen sich sammeln und antreten! Sie müssen erschrecken, sich schämen insgesamt.

Jes 44:12 Der Metallschmied mit dem Werkzeug schafft auf der Kohlenglut; mit Hämmern formt er es und fertigt es an mit seinem starken Arm; auch wird er dabei hungrig und kraftlos; trinkt er kein Wasser, so wird er matt.

Jes 44:13 Der Zimmermann spannt die Schnur, entwirft es sodann mit dem Stift, führt es aus mit dem Schnitzmesser, umreißt es mit dem Zirkel und macht es nach der Gestalt eines Mannes, einem prachtvollen Menschen gleich, zum Wohnen im Hause bestimmt.

Jes 44:14 Man fällte Zedern, nahm eine Steineiche oder einen großen Baum, ließ ihn erst erstarken unter den Waldesbäumen, oder man hatte Lorbeer gepflanzt, der beim Regen heranwächst.

Jes 44:15 Das sollte den Menschen dienen als Brennholz: man nimmt hiervon und wärmt sich. Auch schürt man damit und backt Brot. Ebenso macht man daraus einen Gott und wirft sich nieder, verfertigt ein Götzenbild und betet es an.

Jes 44:16 Die Hälfte davon verbrennt man im Feuer, über seinen Kohlen brät man Fleisch, ißt Braten und wird davon satt. Auch wärmt man sich und spricht: "Hei, mir wird warm, ich spüre das Feuer!"

Jes 44:17 Aber den Rest macht man zu einem Gott, zu seinem Götzen, den man verehrt; man wirft sich nieder und betet zu ihm und spricht dabei: "Rette mich, denn du bist mein Gott!"

Jes 44:18 Sie erkennen es nicht und sind nicht klug; denn ihre Augen sind verklebt, so daß sie nicht sehen und ihr Herz nicht zur Einsicht kommt.

Jes 44:19 Man überlegt es sich nicht, hat weder Verstand noch Einsicht, daß man dächte: "Ich verbrannte die eine Hälfte im Feuer, über seinen Kohlen buk ich Brot, briet das Fleisch und aß es. Und da soll ich nun seinen Rest zu einem Greuelbild machen und dürres Holz anbeten?"

Jes 44:20 Wer sich mit Asche abgibt, wird vom verblendeten Herzen getäuscht, sein Leben rettet er nicht. Er kommt nicht auf den Gedanken: "Halte ich etwa in meiner Rechten Trug?"

Jes 44:21 Daran denke, o Jakob, und du, Israel! Denn mein Knecht bist du; ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht! Israel, du wirst von mir nicht vergessen!

Jes 44:22 Gleich einer Wolke wische ich deine Vergehen aus, deine Sünden wie ein Gewölk. Kehre zurück zu mir, denn ich erlöse dich!"

Jes 44:23 Jauchzet, ihr Himmel, denn der Herr hat es vollbracht! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Brechet ihr Berge, in Frohlocken aus, du Wald und alle Bäume darin! Denn der Herr hat Jakob erlöst, an Israel sich verherrlicht!

Jes 44:24 So spricht der Herr, dein Erlöser, dein Bildner vom Mutterleib an: "Ich bin der Herr, der alles gemacht, der den Himmel ausspannte ganz allein, der die Erde formte ohne Gehilfen.

Jes 44:25 Ich vereitle die Wunderzeichen der Zauberer, stürze die Wahrsager in Wahn, Weise lehne ich ab, mache ihr Wissen zur Torheit.

Jes 44:26 Ich verwirkliche meiner Knechte Wort, führe meiner Boten Ratschlüsse aus; von Jerusalem spreche ich: "Es werde bewohnt", von Judas Städten: "Sie werden gebaut; seine Trümmer richte ich auf!"

Jes 44:27 Zur Meerestiefe spreche ich: "Werde trocken! Deine Ströme laß ich versiegen!"

Jes 44:28 Von Cyrus spreche ich: "Mein Hirt; er vollbringt alles, was ich will." Von Jerusalem: "Es werde gebaut", und vom Tempel: "Werde gegründet!""

 

Jesaja Kapitel 45

 

Jes 45:1 So sprach der Herr zu seinem Gesalbten, zu Cyrus: "Du, dessen rechte Hand ich ergriff, um Völker vor ihm niederzuwerfen und an Königshüften den Gürtel zu lösen, um vor ihm Türen zu öffnen, so daß keine Tore verschlossen bleiben.

Jes 45:2 Ich gehe einher vor dir und ebne die Berge ein; die ehernen Türen zerbreche ich, zerschlage die eisernen Riegel.

Jes 45:3 Verborgene Schätze gebe ich dir und geheime Vorräte. Erkennen sollst du, daß ich der Herr bin, der dich mit deinem Namen rief, Israels Gott.

Jes 45:4 Um meines Knechtes Jakob willen und Israels, meines Erwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen, gab dir Ehrennamen, obwohl du mich nicht kanntest.

Jes 45:5 Ich bin der Herr, und sonst gibt es keinen; einen Gott außer mir gibt es nicht! Ich gürtete dich, obwohl du mich nicht kanntest.

Jes 45:6 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang soll man erkennen, daß es keinen gibt außer mir. Ich bin der Herr, und sonst keiner!

Jes 45:7 Das Licht bilde ich und erschaffe die Finsternis; ich bewirke das Heil und schaffe das Unheil! Ich, der Herr, bin es, der all dieses wirkt.

Jes 45:8 Träufelt, ihr Himmel, von oben, Wolken mögen Gerechtigkeit rieseln lassen! Die Erde tue sich auf, und es erblühe das Heil! Gerechtigkeit lasse sie zugleich hervorsprießen! Ich, der Herr, habe das erschaffen."

Jes 45:9 Wehe, wer mit seinem Bildner streitet, eine Scherbe bei irdenen Scherben! Sagt wohl zu seinem Töpfer der Lehm: "Was machst du da?" und "Dein Werk hat nicht Hand und Fuß?"

Jes 45:10 Wehe, wer zum Vater sagt: "Warum zeugst du?" und zur Frau: "Warum gebierst du?"

Jes 45:11 So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Bildner: "Wollt ihr mich etwa befragen über meine Söhne, mir befehlen über das Werk meiner Hände?

Jes 45:12 Ich machte die Erde, erschuf den Menschen auf ihr; meine Hände spannten den Himmel aus, ich befahl seinem ganzen Heer.

Jes 45:13 Ich erweckte ihn (Cyrus) in rechter Absicht, und all seine Wege ebne ich; er soll meine Stadt erbauen, meine Gefangenen befreien, nicht um einen Kaufpreis und nicht um Lohn", spricht der Herr der Heerscharen.

Jes 45:14 So spricht der Herr: "Der Erwerb Ägyptens und der Gewinn von Kusch und die Sabäer, Männer von hohem Wuchs, werden zu dir herüberkommen; dein Eigentum sind sie. Sie ziehen hinter dir her, gehen in Fesseln, fallen nieder vor dir und beten zu dir hin: "Nur bei dir ist Gott; keinen anderen gibt es, keinerlei Gottheit!"

Jes 45:15 Wahrlich, du bist ein verborgener Gott, du Rettergott Israels!

Jes 45:16 Beschämt und schmachbedeckt sind alle seine Widersacher; in Schande vergehen die Schnitzer von Götzenbildern.

Jes 45:17 Israel findet Errettung im Herrn mit ewigem Heile; nie werdet ihr beschämt und zuschanden, in Ewigkeit nicht.!

Jes 45:18 So spricht der Herr, der Schöpfer des Himmels, der einzige Gott, der Gestalter der Erde, der sie gemacht, er, der sie errichtet; er erschuf sie nicht als Ödland, zum Wohnsitz hat er sie gebildet: "Ich bin der Herr und sonst niemand!

Jes 45:19 Nicht im geheimen redete ich, an einem Ort im finsteren Land; ich sprach nicht zum Geschlechte Jakobs: "Sucht mich vergebens!" Ich, der Herr, rede Rechtes, verkündige Aufrichtiges.

Jes 45:20 Schart euch zusammen, kommt herbei, nähert euch ingesamt, die ihr entronnen den Völkern! Unverständig ist, wer seinen hölzernen Götzen trägt und zu einer Gottheit fleht, die nicht hilft.

Jes 45:21 Tut es kund und bringt es vor, ja, pflegt untereinander Rat: Wer teilte dies seit alters mit, verkündete es seit jeher? Nicht etwa ich, der Herr? Ja, es gibt keinen Gott außer mir, keinen gerechten und helfenden Gott neben mir!

Jes 45:22 Bekehrt euch zu mir, laßt euch retten, all ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und sonst keiner!

Jes 45:23 Ich schwur bei mir selbst; aus meinem Munde ging Richtiges hervor, ein Wort ohne Widerruf: Jedwedes Knie wird sich beugen vor mir, jede Zunge mir schwören.

Jes 45:24 Nur im Herrn, so sagt man von mir, ist Heil und Stärke. Alle, die mit ihm hadern, werden beschämt zu ihm kommen.

Jes 45:25 Im Herrn aber finden Heil und Ruhm alle Nachkommen Israels."

 

Jesaja Kapitel 46

 

Jes 46:1 Zusammengebrochen ist Bel, gekrümmt ist Nebo; ihre Bilder packte man auf Tragtiere und Vieh. Eure herumgetragenen Götzen sind als Bürde auf müde Tiere geladen.

Jes 46:2 Gekrümmt sind sie und zusammengebrochen insgesamt; sie können nicht retten die Last; sie selbst müssen in die Gefangenschaft ziehen.

Jes 46:3 "Hört auf mich, Haus Jakob, Gesamtrest des Hauses Israel, mir aufgeladen vom Mutterleib an, von mir getragen vom Mutterschoß her!

Jes 46:4 Bis zu eurem Alter bin ich der gleiche, bis zu eurem Ergrauen will ich euch tragen; ich habe es getan und ich werde tragen, ich werde schleppen und retten!

Jes 46:5 Wem stellt ihr mich gleich und vergleicht ihr mich, mit wem wollt ihr mich messen, ob wir uns ähnlich sind?

Jes 46:6 Man schüttet Gold aus dem Beutel, wägt Silber mit Waagbalken ab, dingt einen Goldschmied, daß er daraus einen Gott mache; man wirft sich hin und betet ihn an.

Jes 46:7 Man lädt ihn auf die Schulter und schleppt ihn fort; man läßt ihn nieder an seinem Platz; er steht und weicht nicht mehr von seinem Ort; auch schreit man zu ihm, doch er antwortet nicht, aus seiner Not hilft er keinem heraus.

Jes 46:8 Denkt daran und seid stark! Ihr Abtrünnigen, beherzigt es!

Jes 46:9 Denkt an die früheren Weissagungen seit alter Zeit! Denn ich bin Gott und sonst keiner, der wahre Gott, und keiner ist mir gleich!

Jes 46:10 Ich verkünde vom Anfang an die Zukunft, und längst vorher, was noch nicht geschah. Ich spreche: Mein Plan steht fest; alles, was mir gefällt, das führe ich aus.

Jes 46:11 Von Osten ruf' ich den Raubvogel her, den Mann meines Planes aus fernem Land; was ich rede, verwirkliche ich; was ich überlege, das tue ich.

Jes 46:12 Ihr Mutlosen, höret auf mich, die ihr fernsteht dem Heil!

Jes 46:13 Ich lasse mein Heil nahen; es ist nicht fern, mein Rettungswerk verzögert sich nicht. Ja, ich verleihe in Sion Rettung für Israel, meine Zier!"

 

Jesaja Kapitel 47

 

Jes 47:1 Steige herab, setz dich in den Staub, Jungfrau, Tochter Babel, setze dich zur Erde ohne Thron, Kaldäertochter! Fürderhin heißt man dich nicht mehr: "Du Zarte, Verwöhnte!"

Jes 47:2 Nimm die Handmühle und mahle Mehl; decke deinen Schleier auf; hebe deinen Rocksaum, enthülle deine Beine, Ströme durchwate!

Jes 47:3 Deine Scham werde aufgedeckt, ja, deine Schande offenbar! Ich nehme Rache, erbitten laß ich mich nicht,

Jes 47:4 spricht unser Erlöser. Herr der Heere ist sein Name, Heiliger Israels.

Jes 47:5 Sitze nur still, geh ein in die Finsternis, Kaldäertochter! Denn niemand mehr wird dich künftig nennen: "Herrin der Reiche".

Jes 47:6 Ich zürnte über mein Volk, entweihte mein Erbteil, gab sie in deine Gewalt; du hast ihnen kein Erbarmen gezeigt, Greise hast du belastet mit deinem schweren Joch.

Jes 47:7 Du dachtest: "Ewig bin ich am Leben, Herrin für immer!" Du hast dieses nicht beherzigt, nicht daran gedacht, was dann folgt.

Jes 47:8 Nun aber höre dies, du Üppige, die du in Sicherheit wohnst und in deinem Herzen denkst: "Ich und sonst niemand! Als Witwe bleibe ich nicht zurück, weiß nichts von Kinderlosigkeit!"

Jes 47:9 Kommen wird über dich im Nu beides an einem Tage, Kinderverlust und Witwenschaft werden im Vollmaß über dich kommen, trotz der Menge deiner Zauberformeln, trotz der großen Stärke deiner Bannsprüche.

Jes 47:10 Du aber hast auf deine Bosheit vertraut und gesagt: "Niemand sieht mich!" Deine Weisheit und dein Wissen haben dich verführt, so daß du dachtest in deinem Herzen: "Ich und sonst niemand!"

Jes 47:11 Doch über dich kommt Unheil, du weißt dagegen kein Zaubermittel; Verderben fällt über dich, das du nicht bannen kannst. Plötzlich bricht über dich ungeahntes Unheil herein.

Jes 47:12 Tritt mit deinen Bannsprüchen an, mit deinen vielfachen Zauberformeln, mit denen du dich bemühst von Jugend auf! Vielleicht hast du Nutzen daraus, vielleicht jagst du Schrecken ein!

Jes 47:13 Du hast dich geplagt mit deiner Menge an Ratschlägen. Laß sie doch antreten und dich retten, die Himmelsbeschwörer, die Sternengucker, die dir ankünden jeden Neumond, was dir begegnen wird!

Jes 47:14 Seht, sie werden wie Spreu Feuer verbrennt sie; sie retten ihr Leben nicht aus der Flammengewalt; es ist nicht Kohlenglut, die zur Erwärmung dient, kein Herdfeuer, davor man sitzt.

Jes 47:15 So geht es dir mit deinen umworbenen Geschäftsfreunden von Jugend auf. Jeder macht sich seines Weges aus dem Staub, keiner kommt dir zu Hilfe.

 

Jesaja Kapitel 48

 

Jes 48:1 Hört dies, ihr vom Hause Jakob, die ihr den Namen Israels tragt und von Juda abstammt, die ihr schwört im Namen des Herrn und den Gott Israels bekennt, doch unaufrichtig und unwahr!

Jes 48:2 Ja, nach der heiligen Stadt sind sie benannt, sie stützen sich auf Israels Gott, Herr der Heere ist sein Name!

Jes 48:3 Die früheren Weissagungen habe ich längst schon verkündet; aus meinem Munde kamen sie, und ich ließ sie vernehmen. Plötzlich habe ich gehandelt, und sie trafen ein.

Jes 48:4 Ich wußte ja, daß du halsstarrig bist, eine eiserne Sehne dein Genick ist und deine Stirne von Erz.

Jes 48:5 Darum verkündete ich es dir längst zuvor. Bevor es eintraf, ließ ich es dich vernehmen, damit du nicht sagen konntest: "Mein Götzenbild tat es; mein Schnitz- und mein Gußbild hat es so angeordnet."

Jes 48:6 Du hast es gehört; betrachte nun alles! Wohlan, wollt ihr es nicht verkünden? Neues laß ich dich hören von jetzt an und Verborgenes, dir Unbekanntes.

Jes 48:7 Nunmehr ward es geschaffen, nicht vormals. Früher hast du davon noch nichts gehört, damit du nicht sagen kannst: "Ich wußte es schon!"

Jes 48:8 Weder hast du davon gehört noch gewußt, noch ward ehedem aufgetan dein Ohr; denn ich wußte gar wohl, daß du vollkommen treulos bist und "Abtrünnig vom Mutterleib an" genannt wirst.

Jes 48:9 Ich halte zurück den eigenen Zorn um meines Namens willen, meinem Ruhme zulieb verschone ich dich, daß ich dich nicht vertilge.

Jes 48:10 Siehe, ich läuterte dich, doch nicht wie zu Silber, und ich erprobte dich im Ofen der Trübsal.

Jes 48:11 Um meinetwillen, ja meinetwillen handle ich. Denn wie dürfte mein Name entweiht werden? Und meine Ehre gebe ich keinem anderen preis.

Jes 48:12 Höre, Jakob, auf mich, und Israel, mein Berufener! Ich bin es, ich bin der Erste, ich bin auch der Letzte!

Jes 48:13 Hat doch meine Hand die Erde gegründet, meine Rechte den Himmel ausgespannt! Als ich sie rief, standen sie alsogleich da.

Jes 48:14 Versammelt euch alle und hört: Wer unter jenen hat dies verkündet? Mein Freund (Cyrus) wird meinen Willen vollstrecken an Babel und am Geschlecht der Kaldäer.

Jes 48:15 Ich, ich sagte es ja und habe ihn berufen, ihn herbeigeführt, er wird glücklich seinen Zug vollenden.

Jes 48:16 Naht euch mir und hört dies: Nicht nur heimlich redete ich von Anfang an; seit es geschieht, bin ich dabei. [Und nun hat der Gebieter und Herr mich gesandt und seinen Geist.]

Jes 48:17 So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dir zum Nutzen Lehre erteilt, der dich auf den Weg führt, den du zu wandeln hast!

Jes 48:18 O hättest du doch meine Gebote beachtet, so wäre dein Glück wie ein Strom und dein Heil wie die Wogen des Meeres.

Jes 48:19 Dein Geschlecht wäre dem Sande gleich, deine leiblichen Nachkommen zahlreich wie seine Körner. Nicht würde ausgerottet und nicht vertilgt ihr Name vor mir!"

Jes 48:20 Fort von Babel, flieht aus Kaldäa! Mit Jubelruf meldet, verkündet dies, tragt es hinaus bis an die Enden der Erde! Sprecht: "Der Herr hat Jakob, seinen Knecht, erlöst!"

Jes 48:21 Sie dürsteten nicht, als er in Wüsten sie führte; Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen rieseln; er spaltete den Fels, da sprudelte Wasser.

Jes 48:22 "Die Frevler", so spricht der Herr, "haben kein Heil!"

 

Jesaja Kapitel 49

 

Jes 49:1 "Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker der Ferne! Der Herr berief mich vom Mutterleib her, nannte meinen Namen vom Mutterschoß an.

Jes 49:2 Er machte meinen Mund gleich einem geschärften Schwert, barg mich im Schatten seiner Hand; er machte mich zum blanken Pfeil, in seinem Köcher verbarg er mich.

Jes 49:3 Er sprach zu mir: "Mein Knecht bist du, Israel, an dem ich mich herrlich erzeige!"

Jes 49:4 Ich dachte indes: Wertlos ist mein Mühen; für leeren Wahn verzehrte ich meine Kraft. Jedoch mein Recht steht beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott!

Jes 49:5 Nun aber spricht der Herr, der mich vom Mutterleib an zu seinem Knecht geformt, um Jakob zu ihm zurückzuführen und Israel um ihn zu versammeln - Ehre fand ich in den Augen des Herrn, und mein Gott ward meine Stärke.

Jes 49:6 Er sprach: "Zu wenig ist es, daß du mein Knecht bist, um Jakobs Stämme wieder aufzurichten und Israels Bewahrte heimzuholen. Ich mache dich vielmehr zum Lichte der Völker, damit mein Heil reiche bis an das Ende der Welt!"

Jes 49:7 So spricht der Herr, Israels Erlöser, sein Heiliger, zum allseits Verachteten, den die Leute verschmähen, zum Knechte der Herrscher: "Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werden sich niederwerfen um des Herrn willen, der getreu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat."

Jes 49:8 So spricht der Herr: "Zur Zeit der Huld erhöre ich dich, am Tage des Heiles helfe ich dir. Ich schütze dich und mache dich zum Bund des Volkes, damit du das Land aufrichtest, damit du verödete Erbteile austeilst;

Jes 49:9 zu den Gefangenen sagst du: "Zieht fort!", zu denen, die in der Finsternis weilen: "Zeigt euch!" Weiden sollen sie auf allen Bergen und auf allen kahlen Höhen ihre Weide finden!

Jes 49:10 Sie werden weder Hunger noch Durst haben, noch wird sie plagen Glutwind und Sonne; denn ihr Erbarmer leitet sie, an sprudelnde Wasser führt er sie.

Jes 49:11 Alle meine Berge will ich zum Wege machen, und meine Straßen liegen gar hoch.

Jes 49:12 Siehe, die einen kommen von ferne, die anderen von Nord und von West, wieder andere vom Land der Siniter."

Jes 49:13 Jubelt, Himmel, frohlocke, Erde! Ihr Berge, brecht in Jubel aus; denn es tröstet der Herr sein Volk, mit seinen Elenden fühlt er Erbarmen.

Jes 49:14 Doch Sion sprach: "Es verließ mich der Herr, der Gebieter vergaß mich."

Jes 49:15 "Vergißt eine Frau ihren Säugling, eine Mutter den Sohn ihres Schoßes? Mögen selbst diese vergessen, ich aber vergesse dich nicht!

Jes 49:16 Siehe, auf meine Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern stehen vor mir allezeit.

Jes 49:17 Es eilen deine Erbauer herbei, deine Zerstörer und Verwüster entfernen sich von dir.

Jes 49:18 Hebe ringsum deine Blicke und sieh: Sie alle kommen in Scharen zu dir! Bei meinem Leben", spricht der Herr, "du sollst sie alle anlegen wie einen Schmuck und dich mit ihnen gürten wie eine Braut!

Jes 49:19 Denn deine Trümmer und Ruinen und dein verheertes Land - wahrlich, für die Bewohner bist du jetzt zu eng, und deine Verderber sind fern!

Jes 49:20 Es werden noch sagen vor dir die Söhne aus der Zeit deiner Kinderlosigkeit: "Mir ist zu eng der Raum, mach mir Platz, daß ich wohnen kann!"

Jes 49:21 Du sprichst bei dir selbst: "Wer hat mir diese gezeugt? Ich war doch kinderlos, unfruchtbar, verbannt und verstoßen, und diese, wer zog sie auf? Ei, ich allein war nur noch übrig, und diese, wo waren sie?""

Jes 49:22 So spricht der Gebieter und Herr: "Seht, zu den Völkern hebe ich meine Hand, zu den Nationen hin errichte ich mein Panier. Sie bringen deine Söhne im Gewandbausch herbei, tragen auf der Schulter deine Töchter.

Jes 49:23 Da werden Könige deine Pfleger sein, ihre Fürstinnen deine Ammen. Mit dem Antlitz zur Erde fallen sie nieder vor dir, lecken den Staub deiner Füße. Dann erkennst du, daß ich der Herr bin; wer auf mich harrt, wird nicht beschämt!"

Jes 49:24 Kann man dem Helden die Beute entreißen, oder entrinnt dem Starken der Fang?

Jes 49:25 Wahrlich, so spricht der Herr: "Auch wenn man einem Helden den Fang entreißt und wenn einem Starken die Beute entrinnt, so will doch ich streiten mit deinem Gegner, ich selbst will deine Söhne retten!

Jes 49:26 Deine Peiniger laß ich essen ihr eigenes Fleisch, trunken sollen sie werden vom eigenen Blut wie von Most; alles Fleisch wird dann erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin und dein Erlöser der Starke Jakobs ist!"

 

Jesaja Kapitel 50

 

Jes 50:1 So spricht der Herr: "Wo ist denn eurer Mutter Scheidebrief, mit dem ich sie verstieß? Oder welchem von meinen Gläubigern habe ich euch verkauft? Seht, ob eurer Frevel seid ihr verkauft worden, und eure Mutter wurde verstoßen wegen eurer Vergehen.

Jes 50:2 Warum kam ich, und niemand war da, rief ich, und niemand gab Antwort? Ist denn meine Hand zum Erlösen zu kurz, oder fehlt mir zum Befreien die Kraft? Siehe, durch mein Schelten trockne ich aus das Meer, mache ich Ströme zur Steppe. Ihre Fische leiden an Wassermangel und sterben vor Durst.

Jes 50:3 Den Himmel kleide ich in Schwarz, ich hülle ihn ein ins Trauergewand."

Jes 50:4 Der Gebieter und Herr gab mir eine Jüngerzunge, daß ich verstünde, den Müden zu stärken durch Zuspruch. Er ermuntert an jedem Morgen mir das Ohr, daß ich nach Jüngerart höre.

Jes 50:5 Der Gebieter und Herr öffnete mir das Ohr. Ich selbst habe mich nicht gesträubt, wich nicht zurück.

Jes 50:6 Den Schlagenden bot ich meinen Rücken, den Raufenden meine Wange; mein Antlitz verbarg ich nicht vor Schmähen und Anspeien.

Jes 50:7 Doch der Gebieter und Herr hilft mir, darum werde ich nicht beschämt. Wie Kieselgestein verhärtete ich deshalb mein Antlitz; ich weiß, ich werde nicht zuschanden.

Jes 50:8 Nahe ist, der mich schuldlos erklärt; wer will streiten mit mir? Laßt uns zusammen hintreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er stelle sich mir!

Jes 50:9 Seht, mir hilft der Gebieter und Herr! Wer beweist meine Schuld? Oh, sie alle zerfallen wie ein Kleid, die Motte verzehrt sie!

Jes 50:10 Wer unter euch fürchtet den Herrn und hört auf den Ruf seines Knechtes, der im Finstern wandelt und ohne Lichtstrahl? Doch er vertraute auf den Namen des Herrn, stützte sich auf seinen Gott!

Jes 50:11 "Wohlan, ihr alle, die ihr Feuer anzündet und Brandpfeile bündelt, fahrt in die Glut eures eigenen Feuers und in die Brandpfeile, die ihr entzündet! Von meiner Hand geschieht dies an euch, in Qualen sollt ihr liegen!

 

Jesaja Kapitel 51

 

Jes 51:1 Hört auf mich, die ihr trachtet nach Heil und den Herrn sucht! Blickt auf den Fels, aus dem ihr gehauen, auf den Brunnenschacht, aus dem ihr gegraben seid!

Jes 51:2 Blickt auf Abraham, euren Ahnherrn, und auf Sara, von der ihr abstammt! Denn jenen allein berief ich, ihn segnete ich und vermehrte ihn."

Jes 51:3 Ja, der Herr tröstet Sion, tröstet all seine Trümmer. Er macht seine Wüste wie das Paradies, seine Steppe wie den Garten des Herrn. Es finden sich Frohlocken und Jubel in ihm, Lobpreis und Liederklang.

Jes 51:4 "Lauschet auf mich, ihr Völker, ihr Nationen, höret mir zu! Denn Weisung geht von mir aus, mein Recht laß ich aufleuchten als Licht für die Völker.

Jes 51:5 Nahe ist meine Güte, mein Heil ergeht, meine Arme richten die Völker. Die Inseln harren auf mich, sie hoffen auf meinen Arm.

Jes 51:6 Erhebt euer Antlitz zum Himmel und schaut auf die Erde da unten; denn der Himmel wird zerfetzt wie Rauch, und die Erde zerfällt wie ein Kleid, ihre Bewohner sterben wie Mücken; doch meine Hilfe bleibt ewig, meine Huld hört nicht auf!

Jes 51:7 Höret auf mich, die ihr das Rechte kennt, du Volk, das meine Weisung im Herzen trägt: fürchtet euch nicht vor der Menschen Schmähung, vor ihrer Lästerung erschreckt nicht!

Jes 51:8 Denn wie ein Kleid verzehrt sie die Motte, der Wurm frißt sie wie Wolle; meine Gerechtigkeit aber währt ewig, mein Heil von Geschlecht zu Geschlecht!"

Jes 51:9 Auf, auf, bekleide dich mit Macht, du Arm des Herrn! Wach auf wie in den Tagen der Vorzeit, der uralten Geschlechter! Warst nicht du es, der Rahab zerhieb, den Drachen durchbohrte?

Jes 51:10 Warst du es nicht, der das Meer trockenlegte, die Wasser der gewaltigen Urflut, der Meerestiefen wegsam machte für die Erlösten zum Durchzug?

Jes 51:11 Die Befreiten des Herrn kehren heim; sie kommen mit Jauchzen nach Sion, ewige Freude auf ihrem Haupt, Frohlocken und Freude erreichen sie, es fliehen Kummer und Seufzen.

Jes 51:12 "Ich, ja ich, bin es, der euch tröstet! Wer bist du, daß du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Leuten, die hinwelken wie Gras?

Jes 51:13 Und des Herrn, deines Schöpfers, vergißt du, der den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet hat, und zitterst ständig, die ganze Zeit vor des Bedrängers Groll, als wollte er dich vernichten? Wo bleibt nun der Groll des Bedrängers?

Jes 51:14 Bald wird der Gefesselte losgemacht; in der Grube wird er nicht sterben, nicht mangelt es ihm an Brot.

Jes 51:15 Ich aber bin der Herr, dein Gott, der das Meer erregt, daß seine Wellen erbrausen; Herr der Heerscharen ist sein Name!

Jes 51:16 Ich legte meine Worte in deinen Mund und barg dich im Schatten meiner Hand, um auszuspannen den Himmel und zu gründen die Erde und Sion zu sagen: Mein Volk bist du!"

Jes 51:17 Rege dich, rühre dich, stehe auf, Jerusalem, die du trankest aus des Herrn Hand den Kelch seines Zornes, den Becher seines Taumels, den du getrunken, geleert hast!

Jes 51:18 Niemand war da, der sie führte, von allen Söhnen, die sie gebar, keiner, der sie an der Hand faßte, von all den Söhnen, die sie erzog.

Jes 51:19 Getroffen hat dich dies beides: - wer klagt nun um dich? - Verheerung und Zusammenbruch, Hunger und Schwert! Wer tröstet dich?

Jes 51:20 Deine Söhne lagen in Ohnmacht da an allen Straßenecken wie eine Gazelle im Stellnetz, trunken vom Grimme des Herrn, vom Schelten deines Gottes.

Jes 51:21 Darum höre doch dies, du Gebeugte und Trunkene, doch nicht vom Wein:

Jes 51:22 So spricht dein Gebieter, der Herr und dein Gott, der für sein Volk streitet: "Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Kelch des Taumels, den Becher des Grimmes; du sollst ihn fürderhin nicht mehr trinken!

Jes 51:23 Ich lege ihn in die Hand deiner Peiniger, die zu dir sprachen: "Bücke dich, wir schreiten über dich hin!" So machtest du deinen Rücken dem Erdboden gleich und wie eine Straße für Wanderer."

 

Jesaja Kapitel 52

 

Jes 52:1 Erwache, erwache, ziehe deine Stärke an, Sion; ziehe deine Prachtkleider an, Jerusalem, Heilige Stadt! Denn dich wird nicht mehr betreten, wer unbeschnitten und unrein ist.

Jes 52:2 Schüttle dich los vom Staub, steh auf, Gefangene Jerusalem; löse die Fesseln deines Halses, Tochter Sion in der Gefangenschaft!

Jes 52:3 Denn so spricht der Herr: "Umsonst wurdet ihr verkauft, nicht um Silber sollt ihr erlöst werden!"

Jes 52:4 Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Zuerst zog mein Volk nach Ägypten hinab, um dort als Fremdling zu weilen; auch Assur bedrückte es wegen nichts.

Jes 52:5 Nun aber, was geschieht mir denn hier" - Spruch des Herrn -, "daß man grundlos mein Volk hinwegnahm? Seine Beherrscher lärmen wild" - Spruch des Herrn -, "stets und tagtäglich wird mein Name gelästert.

Jes 52:6 Mein Volk soll darum meinen Namen erkennen an jenem Tag; denn ich bin es, der da spricht: Hier bin ich!"

Jes 52:7 Wie lieblich sind auf den Bergen des Frohboten Füße! Frieden kündet er, bringt frohe Botschaft, Heil kündet er, zu Sion spricht er: "Dein Gott ist König!"

Jes 52:8 Horch, deine Wächter! Sie erheben den Ruf, sie jauchzen im Chor. Denn sie erschauen unmittelbar des Herrn Heimkehr nach Sion.

Jes 52:9 Brechet gemeinsam in Jubel aus, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, erlöst Jerusalem.

Jes 52:10 Der Herr legt frei seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker; alle Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes.

Jes 52:11 Fort, fort, zieht von dort weg, berührt Unreines nicht! Zieht fort von ihnen, reinigt euch, die ihr die Gefäße des Herrn tragt!

Jes 52:12 Nicht in Hast sollt ihr ausziehen, nicht fluchtartig weggehen; denn der Herr geht euch voraus, eure Nachhut ist Israels Gott.

Jes 52:13 Siehe, Erfolg hat mein Knecht; er wird emporsteigen, wird hoch und gar sehr erhaben sein.

Jes 52:14 Wie über ihn viele erschauerten - so unmenschlich entstellt sah er aus, und seine Gestalt war nicht mehr wie die der Menschen! -,

Jes 52:15 so wird er viele Völker in Staunen setzen. Könige werden vor ihm ihren Mund schließen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, schauen sie; was sie noch nie gehört, nehmen sie wahr.

 

Jesaja Kapitel 53

 

Jes 53:1 Wer glaubte unserer Kunde wohl, wem ward der Arm des Herrn geoffenbart?

Jes 53:2 Er wuchs vor ihm auf wie ein junger Trieb, wie eine Wurzel aus Dürrland. Keine Gestalt hatte er und keine Schönheit, daß wir nach ihm geschaut hätten, kein Aussehen, daß er uns gefallen hätte.

Jes 53:3 Verachtet war er, von Menschen gemieden, ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut! Wie einer, vor dem man das Antlitz verhüllt, war er verachtet, so daß wir ihn nicht schätzten.

Jes 53:4 Jedoch, unsere Krankheiten trug er, unsere Schmerzen lud er sich auf. Wir aber hielten ihn für einen Getroffenen, von Gott Geschlagenen und Niedergebeugten.

Jes 53:5 Und doch wurde er durchbohrt für unsere Frevel, zerschlagen wegen unserer Missetaten. Züchtigung für unser Heil lag auf ihm, durch seine Wunde ward uns Heilung zuteil.

Jes 53:6 Wie Schafe irrten wir alle umher, jeder wandte sich seines Weges; aber ihn ließ der Herr treffen unser aller Verschuldung.

Jes 53:7 Man mißhandelte ihn, und er beugte sich; er tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und gleich einem Schaf, das vor seinen Scherern verstummt. Nein, er tat seinen Mund nicht auf.

Jes 53:8 Aus Drangsal und Gericht wurde er weggerafft; wer kümmerte sich um sein Geschick? Denn er war abgeschnitten vom Land der Lebendigen, ob der Missetat seines Volkes zu Tode getroffen.

Jes 53:9 Man gab ihm bei Verruchten sein Grab, seine Ruhestatt bei Übeltätern. Und doch hat er kein Unrecht getan, kein Trug war in seinem Mund.

Jes 53:10 Der Herr jedoch fand Gefallen an seinem Zerschlagenen; er heilte ihn, der sein Leben als Sühneopfer hingab. Er wird Nachkommen schauen, lange leben, und der Wille des Herrn wird durch ihn vollstreckt.

Jes 53:11 "Um der Not seiner Seele willen wird er Licht schauen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird als Gerechter mein Knecht die Vielen rechtfertigen, und ihre Sünden wird er auf sich laden.

Jes 53:12 Darum werde ich ihm seinen Anteil unter den Vielen geben, und mit den Zahlreichen wird er den Erwerb teilen, dafür, daß er sein Leben in den Tod dahingab und sich unter die Frevler zählen ließ. Und doch trug er die Sünde der Vielen und trat für die Abtrünnigen ein."

 

Jesaja Kapitel 54

 

Jes 54:1 "Frohlocke, Unfruchtbare, die nicht gebar, brich aus in Jubel und jauchze, die nie Mutter wurde! Denn die Einsame hat eine größere Kinderschar als die Vermählte", spricht der Herr.

Jes 54:2 Erweitere deines Zeltes Raum, und die Zelttücher deiner Wohnräume spanne aus, ohne zu sparen! Mach lang deine Zeltstricke, deine Zeltpflöcke haue fest ein!

Jes 54:3 Ausbrechen wirst du nach rechts und nach links; deine Kinder werden Völker beerben und verheerte Städte besiedeln!

Jes 54:4 Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden; schäme dich nicht, denn du bist nicht zurückgesetzt! Vergessen wirst du deines Jungferntums Schande, gedenkst nicht mehr deiner Witwenschaft Schmach!

Jes 54:5 Denn dein Schöpfer wird dein Gemahl, "Herr der Heerscharen" ist sein Name. Dein Erlöser ist der Heilige Israels, "Gott der ganzen Erde" wird er genannt.

Jes 54:6 Denn wie eine verlassene und sich grämende Frau berief dich der Herr. "Wird man denn die Frau der Jugendjahre verstoßen?" spricht dein Gott.

Jes 54:7 "Für einen kleinen Augenblick nur verließ ich dich, mit großem Erbarmen führe ich dich heim.

Jes 54:8 Im übersprudelnden Zorne verbarg ich ein Weilchen mein Antlitz vor dir, doch mit ewiger Huld erbarm' ich mich dein", spricht dein Erlöser, der Herr.

Jes 54:9 "Mir geht es so wie zu Noes Zeit. Wie ich schwur, die Erde nicht mehr mit Noes Wassern zu überfluten, so schwöre ich, dir nicht mehr zu zürnen und dir keine Vorwürfe mehr zu machen.

Jes 54:10 Denn mögen Berge weichen und Hügel wanken, meine Huld weicht nicht von dir, mein Friedensbund wankt nicht!", spricht dein Erbarmer, der Herr!

Jes 54:11 "Gebeugte, vom Sturm Gejagte, Trostlose! Siehe, ich belege mit schwarzem Hartmörtel deine Steine, deine Grundmauern mit Saphirgestein;

Jes 54:12 deine Zinnen gestalte ich aus Rubin, aus Beryll deine Tore und deine Umfriedung aus Edelgestein.

Jes 54:13 Alle deine Erbauer sind Schüler des Herrn, groß ist deiner Söhne Wohlfahrt.

Jes 54:14 Du sollst dich gründen auf Gerechtigkeit, fern von Angst; denn du kannst ohne Furcht sein, von Schrecken frei, denn er naht dir nicht!

Jes 54:15 Greift man dich an, so kommt es nicht von mir; der dich angreift, wird fallen um deinetwillen.

Jes 54:16 Fürwahr, ich habe den Schmied erschaffen, der ins Kohlenfeuer bläst und entsprechend seiner Kunst eine Waffe hervorbringt; ich erschuf aber auch den Verderber zum Zerstören.

Jes 54:17 Jede Waffe, wider dich geschmiedet, versagt. Jede Zunge, die dich befehdet im Rechtsstreit, überführst du des Unrechts. Dies ist der Anteil der Knechte des Herrn und ihre Rechtfertigung durch mich" - Spruch des Herrn.

 

Jesaja Kapitel 55

 

Jes 55:1 Zum Wasser kommet, ihr Durstigen all! Kommt, die ihr kein Geld habt, kaufet und esset ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch!

Jes 55:2 Warum zahlt ihr Silber aus für etwas, was nicht Brot ist, euren Verdienst für das, was nicht satt macht? Höret auf mich, auf daß ihr Gutes zu essen bekommt, und euer Hunger soll schwelgen im Fett!

Jes 55:3 Neigt euer Ohr, kommet zu mir, höret, dann lebt ihr auf! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, treu den festen Gnadenverheißungen an David!

Jes 55:4 Siehe, zum Zeugen für Völker machte ich ihn, zum Fürsten und Gebieter von Stämmen.

Jes 55:5 Ja, dir unbekannte Völker rufst du herbei, und Völker, denen du unbekannt bist, laufen dir zu, dem Herrn, deinem Gott, zulieb, dem Heiligen Israels, weil er dich verherrlicht!

Jes 55:6 Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt; ruft ihn, solange er nahe ist!

Jes 55:7 Der Gottlose lasse von seinem Weg, der Boshafte von seinen Gedanken! Er kehre um zum Herrn, daß er sich seiner erbarme, und zu unserem Gott, denn viel Verzeihung gewährt er!

Jes 55:8 "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege" - Spruch des Herrn.

Jes 55:9 "Nein, so hoch der Himmel über der Erde steht, so hoch sind meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken!

Jes 55:10 Denn wie Regen und Schnee vom Himmel kommen und nicht mehr dorthin zurückkehren, ohne daß sie die Erde tränken, sie sprießen und keimen lassen und Saat geben dem Sämann und dem Essenden Brot,

Jes 55:11 so steht es auch mit meinem Wort, das von meinem Munde ausgeht. Es kehrt nicht erfolglos zu mir zurück, ohne daß es vollbracht, was ich wollte, und durchgeführt, wozu ich es sandte.

Jes 55:12 Denn in Freuden sollt ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden! Die Berge und Hügel brechen vor euch in Jubel aus, alle Feldbäume spenden Beifall!

Jes 55:13 Statt des Dornstrauchs wächst die Zypresse, statt der Nessel die Myrte. Dem Herrn gereicht dies zum Ruhm, zum ewigen Zeichen, das unausrottbar ist!"

 

Jesaja Kapitel 56

 

Jes 56:1 So spricht der Herr: "Wahret Recht und übet Gerechtigkeit, denn mein Heil ist nahe am Kommen, meine Gerechtigkeit wird bald enthüllt."

Jes 56:2 Heil dem Menschen, der solches tut, und dem, der daran festhält: Der ohne Entweihung den Sabbat hält und seine Hand vor allem Bösen bewahrt.

Jes 56:3 Nicht spreche der Fremdling, der dem Herrn sich anschloß: "Gewiß wird der Herr mich trennen von seinem Volk!" Wer verschnitten ist, spreche nicht: "Siehe, ich bin ein vertrockneter Baum!"

Jes 56:4 Denn so spricht der Herr: "Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und das erwählen, was mir gefällt, die festhalten an meinem Bund,

Jes 56:5 denen verleihe ich in meinem Haus und in meinen Mauern Denkmal und Namen, wertvoller als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen verleihe ich ihnen, der unausrottbar ist.

Jes 56:6 Fremdlinge aber, die dem Herrn sich anschlossen, um ihm zu dienen und den Namen des Herrn zu lieben und seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und nicht entweihen, die festhalten an meinem Bund,

Jes 56:7 diese bringe ich zu meinem heiligen Berg, erfreue sie in meinem Bethaus. Ihre Brand- und Schlachtopfer seien willkommen auf meinem Altar! Denn mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Völker."

Jes 56:8 So spricht der Herr und Gebieter, der Israels Versprengte sammelt: "Ich will über seine Gesammelten hinaus noch weiterhin sammeln!"

Jes 56:9 All ihr Tiere des Feldes, kommt zum Fraß, all ihr Tiere im Walde!

Jes 56:10 Seine Wächter sind blind, insgesamt ohne Einsicht; sie alle sind stumme Hunde, die nicht bellen können. Sie lagern und träumen, sie schlummern so gern.

Jes 56:11 Aber gierig sind jene Hunde, kennen keine Sättigung. Das sind die Hirten, die von Einsicht nichts wissen. Sie alle gehen ihren eigenen Weg, jeder ausnahmslos nach seinem Gewinn.

Jes 56:12 "Kommt, ich hole Wein, wir wollen dem Rauschtrank ergeben sein! So sei es heute wie morgen, großartig über die Maßen!"

 

Jesaja Kapitel 57

 

Jes 57:1 "Der Gerechte kommt um, doch niemand nimmt sich das zu Herzen. Fromme werden dahingerafft, aber niemand beachtet es; denn wegen der Bosheit wird der Gerechte dahingerafft.

Jes 57:2 Er geht ein in den Frieden. Auf ihrer Ruhestatt rasten sie, die ihren geraden Weg gewandelt.

Jes 57:3 Ihr aber, kommt näher herzu, ihr Söhne der Zauberin, Brut der Ehebrecherin und Dirne.

Jes 57:4 Über wen belustigt ihr euch, über wen reißt ihr das Maul auf, streckt die Zunge heraus? Seid ihr nicht Söhne des Abfalls, eine Lügenbrut?

Jes 57:5 Die ihr in Brunst geratet bei Terebinthen unter jedem grünenden Baum; die ihr Kinder schlachtet in den Klüften unter Felsvorsprüngen!

Jes 57:6 Bei den glatten Wänden der Kluft ist dein Anteil, jene Götter sind dein Los! Auch ihnen hast du Trankopfer ausgegossen, Speiseopfer dargebracht! Soll ich darüber beruhigt sein?

Jes 57:7 Auf hohem und ragendem Berg bezogst du deine Lagerstatt; auch dorthin stiegst du hinauf, Schlachtopfer zu schlachten.

Jes 57:8 Hinter Tür und Pfosten brachtest du dein Denkzeichen an; denn dein Bett decktest du auf, bestiegst es und machtest dein Lager breit, erkauftest dir Buhlen, deren Beilager du liebtest; du hast Schamteile beschaut.

Jes 57:9 Du warst verschwenderisch mit Öl für den Molech und häuftest deine Salben. Du sandtest deine Boten weit hin, stiegst hinab bis zum Totenreich.

Jes 57:10 Trotz deines vielen Wanderns, womit du dich abmühtest, sprachst du doch nicht: "Es hat keinen Sinn!" Du fandest dein fleischliches Leben befriedigt, darum wurdest du nicht matt.

Jes 57:11 Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du so enttäuscht hast und meiner nicht dachtest, mich nicht in dn Sinn nahmst? Nicht wahr, weil ich schwieg und mich verhüllte, hast du mich nicht gefürchtet?

Jes 57:12 Ich werde deine Rechtschaffenheit und dein Treiben kundtun; sie werden dir nichts nützen.

Jes 57:13 Wenn du schreist, so mögen die, die dich versammelten, auch retten! Sie alle trägt der Wind hinweg, rafft ein Lufthauch davon. Doch wer auf mich vertraut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen."

Jes 57:14 Bahnet, bahnet, ja ebnet den Weg, hebet die Hindernisse weg vom Pfad meines Volkes!

Jes 57:15 Denn so spricht, der da hoch und erhaben ist, "Ewig Thronender" und "Heiliger" ist sein Name: "In der Höhe und als Heiliger throne ich und bin doch bei den Zerschlagenen und Geistgebeugten, um zu erquicken der Gebeugten Geist, um zu beleben der Zerschlagenen Herz.

Jes 57:16 Denn nicht auf ewig streite ich, und nicht immerfort grolle ich, sonst verschmachtet ja vor mir der Geist und der Lebensodem, den ich erschaffen.

Jes 57:17 Wegen seiner sündhaften Gewinnsucht zürnte ich (dem Volk) und schlug es, indem ich mich verbarg und zürnte. Doch es wandte sich ab und wandelte den Weg seines Eigensinns.

Jes 57:18 Seine Wege sah ich und will es nun heilen und leiten und Tröstung ihm schenken!

Jes 57:19 Seinen Trauernden schaffe ich jubelnde Lippen. Friede, Friede dem Fernen und dem Nahen", spricht der Herr, "ich werde ihn heilen.

Jes 57:20 Doch die Ruchlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das sich nicht beruhigen kann; seine Wasser wühlen Schmutz und Schlamm auf.

Jes 57:21 Keinen Frieden haben die Gottlosen", so spricht mein Gott.

 

Jesaja Kapitel 58

 

Jes 58:1 "Rufe aus voller Kehle, halte nicht zurück! Der Posaune gleich erhebe deinen Ruf, künde meinem Volke sein Vergehen und dem Haus Jakob seine Sünden!

Jes 58:2 Aber sie fragen mich Tag um Tag, sie begehren nach Erkenntnis meiner Wege. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit tut und das Recht seines Gottes nicht aufgibt, fordern sie von mir gerechte Gerichte, nach Gottes Nähe verlangen sie.

Jes 58:3 "Warum fasten wir, du siehst es aber nicht, kasteien wir uns, doch du kümmerst dich nicht?" Sehet, an eurem Fasttag findet ihr ein Geschäft, all eure Unternehmen betreibt ihr!

Jes 58:4 Seht, zu Streit und Hader fastet ihr und zum Schlagen mit ruchloser Faust; ihr fastet zur Zeit nicht so, daß man in Himmelshöhen euren Gebetsruf hört!

Jes 58:5 Ist das denn ein Fasten, wie ich es wünsche, ein Tag, an dem man sich kasteit, daß man wie die Binse den Kopf hängen läßt und in Sack und Asche sich bettet? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt?

Jes 58:6 Vielmehr ist dies ein Fasten, wie ich es wünsche: Auflösen ruchloser Fesseln, die Seile des Jochholzes freigeben, Unterdrückte frei entlassen, und daß du jedes Jochholz zerbrichst;

Jes 58:7 ferner, daß du dem Hungrigen dein Brot brichst und Arme, Obdachlose in dein Haus führst, wenn du einen Nackten siehst, ihn bekleidest und vor deinem Bruder dich nicht verbirgst!

Jes 58:8 Dann wird hervorbrechen wie Frührot dein Licht, und deine Heilung wird rasch voranschreiten. Vor dir wird herziehen deine Gerechtigkeit; die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut bilden.

Jes 58:9 Dann rufst du, und es antwortet der Herr; du schreist um Hilfe, und er spricht: "Da bin ich." Wenn du aus deiner Mitte das Joch entfernst, das Fingerzeigen und Unheilreden,

Jes 58:10 dem Hungrigen dein Brot darreichst und den Gebeugten sättigst, so strahlt dein Licht in der Finsternis, und deine Düsterkeit wird dem Mittag gleich.

Jes 58:11 Und der Herr wird dein Führer für immerdar sein, im ausgedörrten Gelände dich sättigen und deinen Körper kräftigen. Wie ein Garten wirst du sein und wie ein Wasserquell, dessen Naß nie versiegt.

Jes 58:12 Aufgebaut werden von dir die uralten Trümmer; die Fundamente früherer Geschlechter errichtest du wieder; man nennt dich "Breschenschließer", "Wiederhersteller zerstörter Wohnungen".

Jes 58:13 Wenn du vom Sabbat deinen Fuß fernhältst, deine Geschäfte nicht treibst an meinem heiligen Tag, den Sabbat als eine Wonne bezeichnest, den heiligen Herrentag als ehrwürdig, und wenn du ihn so ehrst, daß du deine Gänge nicht machst, deinen Geschäften nicht nachspürst und keine Verhandlungen pflegst,

Jes 58:14 dann wirst du deine Wonne am Herrn haben. Ich lasse dich über die Höhen des Landes einherfahren und das Erbe deines Ahnherrn Jakob genießen. Wohlan, der Mund des Herrn hat gesprochen!"

 

Jesaja Kapitel 59

 

Jes 59:1 Seht, nicht zu kurz ist des Herrn Hand, um zu helfen, sein Ohr nicht zu stumpf, um zu hören.

Jes 59:2 Nein, eure Vergehen sind eine Scheidewand zwischen euch und eurem Gott; eure Sünden verhüllten sein Antlitz vor euch, daß er nicht hört.

Jes 59:3 Denn eure Hände sind besudelt mit Blut und eure Finger mit Schuld; eure Lippen reden nur Lüge, eure Zunge murmelt nur Frevel.

Jes 59:4 Niemand stellt eine gerechte Klage, niemand geht vors Gericht in Wahrheit; man vertraut auf Wahn, redet Falsches, geht schwanger mit Unheil und gebiert Böses.

Jes 59:5 Schlangeneier brüten sie aus, Spinnfäden weben sie; wer von ihren Eiern ißt, muß sterben, zerdrückt man ein Ei, schlüpft eine Otter aus.

Jes 59:6 Ihre Fäden taugen nicht zum Gewand, und man kann sich mit ihrem Gewebe nicht bedecken; ihre Werke sind Werke des Bösen, an ihren Händen klebt Gewalttat.

Jes 59:7 Ihre Füße laufen dem Bösen nach, sie eilen, unschuldiges Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind böse Gedanken, Zerstörung und Sturz folgen ihren Bahnen.

Jes 59:8 Den Weg des Friedens kennen sie nicht, kein Recht gibt es auf ihren Geleisen; krumme Pfade betreten sie; keiner, der sie betritt, kennt den Frieden.

Jes 59:9 Darum bleibt ferne von uns das Recht, und nimmer erreicht uns Gerechtigkeit; wir hoffen auf Licht, aber Finsternis bleibt, auf Tageshelle, doch wir wandeln im Dunkel!

Jes 59:10 Wir tasten gleich Blinden nach der Wand, wie ohne Augenlicht tasten wir voran. Wir straucheln am hellen Mittag wie in der Dämmerung; in Finsternis sitzen wir gleich den Toten.

Jes 59:11 Traurig brummen wir alle wie Bären, wie die Tauben girren wir klagend. Wir harren auf Recht, doch es kommt nicht, auf Heil, doch es ist ferne von uns.

Jes 59:12 Denn zahlreich sind unsere Vergehen vor dir, und unsere Sünden zeugen nur wider uns; ja, unsere Vergehen sind uns bewußt, und unsere Verschuldungen kennen wir:

Jes 59:13 Abfall und Treubruch gegen den Herrn, Abkehr von der Nachfolge unseres Gottes, gewalttätiges, abtrünniges Reden, das Tragen und Sagen von Lügenworten im eigenen Herzen.

Jes 59:14 So ward das Recht zurückgedrängt, Gerechtigkeit steht weit entfernt; denn es strauchelt auf offenem Platze die Treue, und Redlichkeit kann nicht kommen. 15a So wird die Treue vermißt; wer Böses meidet, steht geplündert da.

Jes 59:15 Der Herr sah es, und es mißfiel ihm, daß es kein Recht mehr gab.

Jes 59:16 Er sah, daß niemand mehr da war; er war erstaunt, daß sich niemand ins Mittel legte. Da kam ihm zu Hilfe sein Arm, seine Gerechtigkeit wurde sein Beistand.

Jes 59:17 Er legte Gerechtigkeit an wie einen Panzer, der Helm des Heiles deckte sein Haupt; er zog Rachekleider an als Gewandung, hüllte sich in Zorneseifer wie in einen Mantel.

Jes 59:18 Den Taten entsprechend vergilt er: Grimm seinen Gegnern, Strafe seinen Feinden. An den Inseln übt er Vergeltung.

Jes 59:19 Im Westen wird man den Namen des Herrn fürchten, seine Herrlichkeit im Osten; denn kommen wird er gleich einem beengten Strom, den der Odem des Herrn vorantreibt.

Jes 59:20 Doch für Sion kommt er als Erlöser und für die vom Abfall Bekehrten in Jakob - Spruch des Herrn.

Jes 59:21 "Doch was mich angeht, so ist dies mein Bund mit ihnen", spricht der Herr: "Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund legte, sollen weder aus deinem Munde noch aus dem Munde deiner Kinder noch aus dem Munde deiner Kindeskinder weichen", spricht der Herr, "von nun an bis in Ewigkeit!"

 

Jesaja Kapitel 60

 

Jes 60:1 Auf, werde hell, denn dein Licht ist da; die Herrlichkeit des Herrn strahlt über dir auf!

Jes 60:2 Denn seht, die Erde bedeckt Finsternis und Wolkendunkel die Völker, doch über dir strahlt der Herr, und seine Herrlichkeit wird über dir sichtbar.

Jes 60:3 Völker wallen zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Lichtglanz.

Jes 60:4 Erhebe deine Augen ringsum und schau: Sie alle haben sich versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, und deine Töchter werden auf den Armen getragen.

Jes 60:5 Dann wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird beben und sich weiten; denn des Meeres Reichtum wendet sich dir zu, das Vermögen der Völker kommt zu dir.

Jes 60:6 Die Flut der Kamele wird dich bedecken, Jungkamele von Midian und Epha; von Saba kommen sie alle, tragen Gold und Weihrauch mit sich und verkünden froh die Ruhmestaten des Herrn.

Jes 60:7 Alles Kleinvieh von Kedar sammelt sich zu dir, die Widder von Nebajot stehen dir zur Verfügung, steigen als wohlgefälliges Opfer auf meinen Altar; mein prachtvolles Haus werde ich verherrlichen.

Jes 60:8 Wer sind jene, die heranfliegen wie Wolken, wie Tauben zu ihren Schlägen?

Jes 60:9 Ja, für mich sammeln die Schiffe sich, die Tarsisfahrzeuge allen voran, deine Söhne herzubringen von fern; ihr Silber und Gold bringen sie mit für den Namen des Herrn, deines Gottes, für den Heiligen Israels; denn er will dich zu Ehren bringen.

Jes 60:10 Ausländer bauen deine Mauern auf, und ihre Könige weihen dir ihren Dienst; denn in meinem Grimme schlug ich dich ja, doch in meiner Huld erbarmte ich mich dein.

Jes 60:11 Deine Tore hält man ständig geöffnet, Tag und Nacht bleiben sie unverschlossen, um zu dir den Reichtum der Völker zu bringen; auch ihre Könige werden herbeigeführt.

Jes 60:12 Denn das Volk und das Reich, das dir nicht dient, geht unter; ja, die Heidenvölker werden gänzlich vertilgt.

Jes 60:13 Es geht zu dir ein des Libanon Pracht, Zypressen, Eschen und Fichten zugleich, zu schmücken meine heilige Stätte; den Ort meiner Füße will ich ehren.

Jes 60:14 Die Söhne deiner Unterdrücker kommen gebückt zu dir; alle deine Verächter fallen dir zu Füßen. Man nennt dich "Stadt des Herrn, Sion des Heiligen Israels."

Jes 60:15 Dafür, daß du eine Vereinsamte warst, eine Ungeliebte, die niemand besuchte, mache ich dich zur ewigen Pracht, zur Wonne für alle Geschlechter.

Jes 60:16 Saugen wirst du der Völker Milch, saugen wirst du der Könige Brust, ja, erfahren sollst du, daß ich, der Herr, dein Heiland bin, und daß dein Erlöser der Starke Jakobs ist.

Jes 60:17 Statt des Erzes bringe ich Gold herbei, statt des Eisens bringe ich Silber, statt des Holzes Erz und statt der Steine Eisen. Ich setze dir als Obrigkeit Frieden ein und als deine Regierung Gerechtigkeit.

Jes 60:18 Nimmer hört man in deinem Land von Gewalt, von Zerstörung und Sturz in deinen Grenzen; "Heil" nennst du deine Mauern und deine Tore "Ruhm".

Jes 60:19 Nicht mehr dient dir die Sonne als Licht am Tag, nicht leuchtet der Mond dir zur nächtlichen Helle, sondern der Herr ist dir ewiges Licht und dein Gott dein herrlicher Glanz.

Jes 60:20 Nimmer geht deine Sonne dir unter, nicht wird dir der Mond verschwinden; denn der Herr dient dir zum ewigen Licht, und die Tage der Trauer sind für dich zu Ende.

Jes 60:21 Deine Bürger werden lauter Gerechte, sie besitzen auf ewig das Land. Der Herr ist der Wächter seiner Pflanzung, des Werkes seiner Hände zu seiner Verherrlichung.

Jes 60:22 Aus dem Kleinsten wird eine Tausendschaft, aus dem Geringsten ein starkes Volk. Ich, der Herr, beschleunige es zu seiner Zeit.

 

Jesaja Kapitel 61

 

Jes 61:1 Der Geist des Gebieters und Herrn ruht auf mir, da der Herr mich gesalbt hat. Den Armen Frohes zu melden, hat er mich gesandt, zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, Befreiung zu künden den Gefangenen, den Gefesselten Lösung (der Stricke),

Jes 61:2 auszurufen ein huldvolles Jahr des Herrn und einen Rachetag unseres Gottes, zu trösten alle Trauernden,

Jes 61:3 zu ersetzen den Trauernden in Sion und ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauergewand, Loblied statt Mutlosigkeit. Man wird sie nennen "Eichen der Gerechtigkeit", "Pflanzung des Herrn zu seiner Verherrlichung".

Jes 61:4 Sie bauen die alten Trümmer auf, die Ruinen der Vorfahren richten sie auf, verwüstete Städte erneuern sie, Ruinen früherer Geschlechter.

Jes 61:5 Dann stehen Fremde bereit, euer Kleinvieh zu weiden, Ausländer sind eure Bauern und Winzer.

Jes 61:6 Euch aber nennt man "Priester des Herrn", "Diener unseres Gottes" heißt man euch. Die Habe der Völker werdet ihr genießen und ihres Reichtums euch rühmen.

Jes 61:7 Weil ihnen an Schande das Doppelte zukam, Schmach und Speichel ihr Anteil war, deshalb sollen sie in ihrem Land das Doppelte erhalten, ewige Freude wird ihnen zuteil.

Jes 61:8 Denn ich, der Herr, liebe das Recht, frevelhaften Raub hasse ich. Ja, ich gebe getreu ihren Lohn, schließe mit ihnen einen ewigen Bund.

Jes 61:9 Wohlbekannt unter den Völkern ist ihr Geschlecht, ihre Nachkommenschaft inmitten der Stämme; alle, die sie sehen, werden gewahr, daß sie ein Geschlecht sind, vom Herrn gesegnet.

Jes 61:10 Freudig jubeln will ich im Herrn, jauchzen soll meine Seele in meinem Gott! Denn er bekleidete mich mit Gewändern des Heils, legte mir den Mantel der Gerechtigkeit an, gleich einem Bräutigam, der sich schmückt mit dem Turban, und gleich einer Braut, die ihr Geschmeide anlegt.

Jes 61:11 Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt, der Garten seine Saaten sprießen läßt, so läßt der Gebieter und Herr Gerechtigkeit sprießen und Ruhm vor allen Völkern.

 

Jesaja Kapitel 62

 

Jes 62:1 Sion zulieb darf ich nicht schweigen, Jerusalems wegen nicht stillhalten, bis hervorgeht wie Lichtglanz seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine Fackel entbrennt.

Jes 62:2 Völker werden deine Gerechtigkeit schauen und alle Könige deine Herrlichkeit. Du wirst mit einem neuen Namen genannt, der geprägt wird vom Munde des Herrn.

Jes 62:3 Du wirst eine prächtige Krone sein in des Herrn Hand, ein Königsdiadem in der Hand deines Gottes.

Jes 62:4 Nicht länger wird man dich "Verlassene" nennen noch dein Land "Vereinsamte" heißen, sondern man nennt dich "Meine Lust an ihr" und dein Land "Vermählte". Denn der Herr hat an dir seine Lust, und dein Land wird vermählt.

Jes 62:5 Wie sich nämlich der Jüngling mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer; wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich über dich dein Gott.

Jes 62:6 Über deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter beordert, den ganzen Tag und die ganze Nacht dürfen sie niemals schweigen! Ihr, die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch nicht Ruhe,

Jes 62:7 und auch ihm laßt keine Ruhe, bis er Jerusalem wiederherstellt und zum Ruhm auf Erden macht!

Jes 62:8 Der Herr schwur bei seiner rechten Hand und bei seinem gewaltigen Arm: "Nie wieder gebe ich dein Korn deinen Feinden zur Nahrung; Ausländer trinken deinen Most nicht mehr, um den du dich abgemüht.

Jes 62:9 Nein, wer es eingeerntet, soll es genießen und den Herrn preisen; wer den Most eingeheimst, soll ihn trinken in meines Heiligtums Höfen!"

Jes 62:10 Zieht ein, zieht ein durch die Tore, bahnt des Volkes Weg, baut, ja baut die Straße, macht von Steinen sie frei, hebt über die Völker ein Panier!

Jes 62:11 Seht, der Herr macht es bekannt bis an das Ende der Erde: Sagt der Tochter Sion: Fürwahr, es kommt dein Heil! Siehe, die er sich erworben, kommen mit ihm; und die er sich verdient hat, ziehen vor ihm her!

Jes 62:12 Dann nennt man sie "Heiliges Volk", "Erlöste des Herrn", dich aber nennt man "Gesuchte", "Nichtverlassene Stadt".

 

Jesaja Kapitel 63

 

Jes 63:1 Wer ist's, der da von Edom kommt, in hochroten Kleidern von Bozra? Der im herrlichen Prachtgewand aufgereckt schreitet in der Fülle seiner Kraft? "Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet und groß ist im Helfen!"

Jes 63:2 Warum aber ist rot dein Gewand, deine Kleider wie die eines Keltertreters?

Jes 63:3 "Die Kelter trat ich allein, von den Völkern stand niemand mir bei. Ich trat sie nieder in meinem Zorn, zerstampfte sie in meinem Grimm; es spritzte ihr Saft an meine Kleider, und alle meine Gewänder besudelte ich.

Jes 63:4 Denn ein Rachetag lag mir im Sinn, mein Erlösungsjahr war erschienen.

Jes 63:5 Ich hielt Ausschau, doch kein Helfer war da; ich blickte gespannt umher, doch es gab keinen Beistand. Da half mir mein Arm, und mein Grimm stand mir bei.

Jes 63:6 Völker zertrat ich in meinem Zorn, zerschmetterte sie in meinem Grimm und ließ ihren Saft zur Erde rinnen."

Jes 63:7 Preisen will ich die Gnaden des Herrn und seine ruhmvollen Taten, gemäß allem, was der Herr an uns getan, nach der Fülle seiner Güte für das Haus Israel, die er ihm erwies nach seiner Barmherzigkeit und nach der Menge seiner Gnaden.

Jes 63:8 Er sprach: "Sie sind ja doch mein Volk, Söhne, die nicht enttäuschen!" Er ward ihnen zum Retter in all ihrer Drangsal.

Jes 63:9 Weder Bote noch Engel, er selbst war ihr Retter. In seiner Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst, hob sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit.

Jes 63:10 Sie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist. Da wandelte er sich ihnen zum Feind, er selber stritt wider sie.

Jes 63:11 Nun gedachten sie der Tage der Vorzeit, des Moses, seines Knechtes: "Wo ist, der aus dem Meere emporsteigen ließ den Hirten seiner Herde? Wo ist, der seinen heiligen Geist in sein Inneres legte,

Jes 63:12 der dem Moses zur Rechten seinen herrlichen Arm einherziehen ließ, der die Wasser spaltete vor ihnen her, um sich einen ewigen Namen zu schaffen,

Jes 63:13 der sie durch die Fluten führte wie ein Pferd, durch die Wüste, so daß sie nicht strauchelten?

Jes 63:14 Wie Vieh, das ins Tal hinabsteigt, ließ der Geist des Herrn sie Ruhe finden. - So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu schaffen.

Jes 63:15 Blicke vom Himmel herab und schau her von deinem heiligen, prachtvollen Hochsitz! Wo bleiben dein Eifer und deine Kraft, deines Herzens Regung und dein Erbarmen mit mir? Haben sie sich zurückgezogen?

Jes 63:16 Denn du bist unser Vater; Abraham kennt uns ja nicht, und Israel weiß nicht um uns. Du, Herr, bist unser Vater! "Unser Erlöser seit je" ist dein Name.

Jes 63:17 Warum, o Herr, ließest du uns abirren von deinen Wegen, verhärtetest du unser Herz, so daß es dich nicht mehr fürchtete? Ändere dich deinen Knechten zulieb, deinen Stämmen, die doch dein Eigentum sind!

Jes 63:18 Warum betraten Gottlose deinen heiligen Berg, zertraten unsere Bedränger dein Heiligtum?

Jes 63:19 Wir sind wie ein Volk, das du niemals beherrscht, das nie nach deinem Namen benannt war. Ach, wenn du doch die Himmel zerrissest und herniederstiegest, daß Berge wankten vor dir!

 

Jesaja Kapitel 64

 

Jes 64:1 Ach, wärest du doch wie Feuer, das Reisig entzündet, wie Feuer, das Wasser zum Sieden bringt, damit deine Feinde deinen Namen erkennen und Völker vor dir erbeben!

Jes 64:2 Tätest du Furchtbares doch, das wir nicht erwarteten, stiegest hernieder, so daß Berge wankten vor dir!

Jes 64:3 Von Urzeit an hat man nie gehört, nie vernommen, kein Auge gesehen einen Gott außer dir, der für den etwas tut, der auf ihn hofft.

Jes 64:4 Du aber kommst dem entgegen, der freudig das Rechte tut, denen, die dein gedenken auf deinen Pfaden. Siehe, weil du erzürnt bist, stehen wir als Sünder da, weil du dich verborgen hast, sind wir im Unrecht!

Jes 64:5 So wurden wir insgesamt einem Unreinen gleich und alle unsere Tugenden wie ein besudeltes Kleid. Wir welkten alle wie Laub dahin, und unsere Schuld trug uns fort wie der Wind.

Jes 64:6 Niemand war da, der deinen Namen anrief, der sich aufrütteln ließ, festzuhalten an dir. Denn du verbargst dein Antlitz vor uns und gabst uns preis in die Hand unserer Schuld.

Jes 64:7 Nun aber, o Herr, unser Vater bist du; wir sind der Lehm und du unser Bildner, ja, wir alle sind das Werk deiner Hände!

Jes 64:8 Zürne doch, Herr, nicht allzusehr, und nicht für ewig gedenke der Schuld! Schau und sieh her: Dein Volk sind wir alle!

Jes 64:9 Deine heiligen Orte wurden zur Wüste, Sion wurde zur Wüste, Jerusalem zum Ödland.

Jes 64:10 Unser heiliger, herrlicher Tempel, wo unsere Väter dich priesen, wurde zum Raub des Feuers, und alles, was uns kostbar war, liegt in Trümmern.

Jes 64:11 Kannst du darob dich beherrschen, Herr, kannst du schweigen und uns beugen im Übermaß?"

 

Jesaja Kapitel 65

 

Jes 65:1 "Ich war zu erfragen für jene, die mich nicht begehrten, ich war zu finden für die, die mich nicht suchten. Ich sprach: "Hier bin ich, hier bin ich" zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief.

Jes 65:2 Ständig breitete ich meine Hände aus nach einem abtrünnigen und widerspenstigen Volk, das recht ungute Wege geht hinter eigenen Gedanken her,

Jes 65:3 nach Leuten, die mich ständig reizen offen ins Gesicht hinein. Denn sie bringen in den Gärten Opfer dar und auf Ziegelsteinen ihr Räucherwerk.

Jes 65:4 In Gräbern hocken sie da, in Felsenhöhlen übernachten sie. Sie essen Schweinefleisch, und Brühe von unreinen Tieren ist in ihren Geschirren.

Jes 65:5 Sie sprechen: "Halte dich fern, komm mir nicht näher, sonst behafte ich dich mit meiner Weihe!". - Diese sind in meiner Nase nur Rauch, Feuer, das immerfort lodert!

Jes 65:6 Seht, aufgeschrieben liegt es vor mir: Schweigen will ich erst nach der Vergeltung, heimzahlen will ich in ihren Schoß

Jes 65:7 sowohl eure Sünden als auch die Sünden eurer Väter insgesamt" - spricht der Herr. "Diese brachten auf den Bergen Räucherwerk dar, auf den Hügeln verhöhnten sie mich; so messe ich ihnen an erster Stelle den Lohn zu in ihren Schoß!"

Jes 65:8 So spricht der Herr: "Wie in der Traube der Saft sich findet und man darum singt: "Verderbe sie nicht, denn es ist Segen darin!", so will ich verfahren meinen Knechten zulieb und nicht das Ganze verderben.

Jes 65:9 Ich lasse aus Jakob Nachkommen hervorgehen und aus Juda Erben meiner Berge. Meine Erwählten sollen das Land besitzen, meine Knechte dort wohnen.

Jes 65:10 Die Saronebene wird zur Aue für Kleinvieh, ein Lagerplatz für Rinder das Achortal, und zwar dem Volke, das nach mir fragt, zum Nutzen.

Jes 65:11 Euch aber, die ihr den Herrn verlaßt, meinen heiligen Berg vergeßt, die ihr den Tisch dem Glücksgotte deckt und den Mischtrank einfüllt dem Schicksal,

Jes 65:12 euch schicke ich dafür das Schwert! Ihr alle müßt euch zur Schlachtung bücken, weil ich rief, doch ihr keine Antwort gabt, weil ich redete, doch ihr nicht hörtet, sondern tatet, was mir mißfällt, und wähltet, was ich mißbillige!"

Jes 65:13 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber sollt dürsten; siehe, meine Knechte werden sich freuen, ihr aber beschämt sein!

Jes 65:14 Siehe, meine Knechte frohlocken vor Herzenslust, ihr aber sollt schreien vor Herzensweh und jammern vor Niedergeschlagenheit!

Jes 65:15 Ja, ihr hinterlaßt euren Namen für meine Auserwählten als Fluchwort - "so töte dich der Gebieter und Herr!" -, meine Knechte aber werden mit einem anderen Namen benannt.

Jes 65:16 Wer immer im Lande Segen spricht, wird segnen beim wahrhaftigen Gott. Wer immer im Lande schwört, schwört beim wahrhaftigen Gott. Vergessen sind ja die ehemaligen Drangsale; sie sind verschwunden vor meinen Augen.

Jes 65:17 Denn seht, einen neuen Himmel erschaffe ich und eine neue Erde; da gedenkt man des Vergangenen nimmermehr, und es kommt nicht mehr in den Sinn.

Jes 65:18 Frohlocken aber wird man und jubeln auf ewig über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich will Jerusalem umschaffen zum Jubel und sein Volk zum Frohlocken!

Jes 65:19 Ich juble über Jerusalem, frohlocke über mein Volk! Nimmermehr wird man dort vernehmen einen Laut des Weinens oder einen Laut der Klage.

Jes 65:20 Dort gibt es keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt, keinen Greis, der seine Tage nicht voll erreicht. Vielmehr wird der Knabe als Hundertjähriger sterben, wer hundert Jahre nicht erreicht, ist vom Fluche getroffen.

Jes 65:21 Da bauen sie Häuser und wohnen darin, pflanzen Weinberge und essen deren Frucht.

Jes 65:22 Sie werden nicht bauen, während ein anderer bewohnt, nicht pflanzen, während ein anderer ißt, sondern wie das Alter der Bäume soll meines Volkes Alter sein; was ihre Hände erarbeitet haben, sollen meine Auserwählten auch verzehren.

Jes 65:23 Umsonst sollen sie sich nicht mühen noch Kinder zeugen zum Todesschreck, sondern ein Stamm von Gesegneten des Herrn sind sie und ihre Nachkommen mit ihnen.

Jes 65:24 Alsdann werde ich antworten, bevor sie noch rufen, während sie noch reden, erhöre ich sie schon.

Jes 65:25 Wolf und Lamm werden einträchtig weiden, und der Löwe frißt Stroh wie das Rind; die Schlange aber ernährt sich vom Staub. Man wird nichts Böses und nichts Verderbliches tun auf meinem ganzen heiligen Berg", spricht der Herr.

 

Jesaja Kapitel 66

 

Jes 66:1 So spricht der Herr: "Der Himmel ist mein Thron und die Erde meiner Füße Schemel. Was ist das für ein Haus, das ihr bauen wollt, und welcher Art ist die Stätte für meinen Ruhesitz?

Jes 66:2 Hat doch meine Hand all dies gemacht, und ist doch all dies mein Eigentum", ist der Spruch des Herrn. "Einen solchen aber sehe ich an: einen Demütigen und Zerknirschten und den, der ängstlich mein Wort befolgt.

Jes 66:3 Aber man schlachtet Rinder und erschlägt zugleich Menschen; man schlachtet Schafe und erwürgt zugleich Hunde; man bringt Speiseopfer dar und zugleich Schweineblut; Weihrauch spendet man und preist zugleich einen Götzen. Solche wählen sich ihre eigenen Wege aus, an ihren Scheusalen freuen sie sich.

Jes 66:4 Darum wähle auch ich ihnen Strafen aus, und das, wovor ihnen graut, bringe ich über sie; denn ich rief, doch niemand gab Antwort, ich redete, doch sie hörten nicht, sondern taten, was mir mißfällt, und was ich mißbillige, wählten sie sich."

Jes 66:5 Höret das Wort des Herrn, die ihr ängstlich sein Wort befolgt: "Es sagen eure Brüder, die euch hassen, die euch meines Namens wegen ausstoßen: "Mag der Herr erscheinen in Herrlichkeit, so daß wir eure Freude mitansehen können!" Sie aber werden beschämt."

Jes 66:6 Hört! Lärm von der Stadt her, hört, vom Tempel her; hört, der Herr übt Vergeltung an seinen Feinden!

Jes 66:7 Noch ehe sie (die Stadt) in Wehen kam, hat sie schon geboren, bevor ihre Schmerzen einsetzten, hat sie ein Knäblein zur Welt gebracht.

Jes 66:8 Wer hat solches vernommen, wer je dergleichen gesehen? Dauern die Wehen um ein Land nur einen einzigen Tag, oder wird ein Volk geboren mit einem Mal? Denn in Wehen kam Sion und gebar auch schon ihre Kinder.

Jes 66:9 "Sollte ich den Schoß öffnen, doch nicht gebären lassen?", spricht der Herr. "Oder sollte ich, der gebären läßt, es doch verwehren?", spricht dein Gott.

Jes 66:10 Freut euch mit (der Mutter) Jerusalem und frohlockt über sie, ihr alle, die ihr sie liebt! Jubelt fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie getrauert habt!

Jes 66:11 Saugen sollt ihr und euch sättigen an ihrer Tröstungen Brust, schlürfen sollt ihr mit Wonne an der Mutterbrust ihrer Herrlichkeit!

Jes 66:12 Denn so spricht der Herr: "Seht, ich lenke zu ihr den Wohlstand wie einen Strom, wie einen flutenden Bach den Reichtum der Völker, und ihr sollt davon trinken! Auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien liebkosen.

Jes 66:13 Gleichwie einen seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten, und zwar in Jerusalem wird euch der Trost zuteil."

Jes 66:14 Ihr schaut es, und euer Herz wird fröhlich, und euer Leib sprießt wie frisches Gras; des Herrn Hand wird kund seinen Knechten; dagegen trifft sein Zorn seine Feinde.

Jes 66:15 Denn fürwahr, im Feuer erscheint der Herr, seine Wagen sind ein wirbelnder Sturm, indem er seinen Zorn verwandelt in Glut und sein Schelten in Feuerflammen.

Jes 66:16 Denn mit Feuer und Schwert geht der Herr ins Gericht mit allen Menschen, und zahlreich werden sein die Erschlagenen des Herrn!

Jes 66:17 Jene, die sich weihen und reinigen für die Götzenhaine in der Gefolgschaft eines Priesters in ihrer Mitte, die Schweinefleisch essen, Unreines und Mäuse, sollen insgesamt ein Ende nehmen! - Spruch des Herrn.

Jes 66:18 "Ich aber kenne ihre Taten und Gedanken, und ich komme, um zu versammeln alle Völker und Zungen; sie werden antreten und meine Herrlichkeit schauen.

Jes 66:19 Ich wirke unter ihnen ein Wunderzeichen und schicke von ihnen Entronnene zu den Völkern: nach Tarsis, Put und Lud [die Bogenspanner], nach Tubal und Jawan, nach den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir vernahmen und meine Herrlichkeit noch nicht sahen. Sie sollen von meiner Herrlichkeit unter den Völkern künden.

Jes 66:20 Diese werden dann alle eure Brüder aus allen Völkern herbeibringen als Opfergabe für den Herrn, auf Rossen, Wagen, Sänften, Maultieren und Dromedaren zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem", spricht der Herr, "gleichwie Israels Söhne die Opfergabe in reinem Geschirr zum Tempel des Herrn bringen.

Jes 66:21 Auch aus ihren Reihen werde ich Priester und Leviten nehmen", spricht der Herr.

Jes 66:22 "Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffe, vor meinem Antlitz bestehen werden" - Spruch des Herrn -, "so wird euer Same und euer Name Bestand haben.

Jes 66:23 In jedem Monat am Neumond und in jeder Woche am Sabbat werden alle kommen, um vor meinem Antlitz anzubeten", spricht der Herr.

Jes 66:24 "Dabei geht man hinaus und schaut hin auf die Leichen der Menschen, die von mir abtrünnig geworden sind. Denn ihr Wurm stirbt nicht, und ihr Feuer erlischt nicht; sie werden ein Abscheu sein für alle Welt."

 

 

Jeremias

 

Jeremias Kapitel 1

 

Jer 1:1 Worte des Jeremias, des Sohnes des Hilkia aus dem Priestergeschlechte zu Anatot im Lande Benjamin.

Jer 1:2 An ihn erging das Wort des Herrn zur Zeit des Königs Josia von Juda, des Sohnes Amons, im 13. Jahr seiner Königsherrschaft,

Jer 1:3 und weiterhin unter dem König Jojakim von Juda, dem Sohn des Josia, bis zum Ende des elften Jahres des Königs Zidkia von Juda, des Sohnes Josias, als die Verschleppung der Bewohner Jerusalems im fünften Monat erfolgte.

Jer 1:4 Des Herrn Wort erging an mich:

Jer 1:5 "Noch ehe ich dich gebildet im Mutterleib, habe ich dich ausersehen, ehe du aus dem Mutterschoß kamst, habe ich dich geweiht, dich zum Völkerpropheten bestimmt."

Jer 1:6 Ich antwortete: "Ach, Herr und Gebieter, sieh, ich kann nicht reden, ich bin ja noch zu jung!"

Jer 1:7 Doch der Herr entgegnete mir: "Sage nicht: Ich bin zu jung; gehen sollst du, wohin immer ich dich sende, was immer ich dir befehle, das sollst du reden!

Jer 1:8 Fürchte dich vor ihnen nicht; denn ich bin bei dir zu deiner Rettung" - Spruch des Herrn.

Jer 1:9 Der Herr aber streckte seine Hand aus und berührte mit ihr meinen Mund. Dabei sprach der Herr zu mir: "Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund!

Jer 1:10 Schau, ich gebe dir heute die Macht über Völker und Reiche, um auszureißen und einzureißen, zu vernichten und zu zertrümmern, aufzubauen und einzupflanzen!"

Jer 1:11 Da erfolgte des Herrn Wort an mich: "Was siehst du da, Jeremias?" Ich entgegnete: "Einen zur Blüte erwachten Mandelbaum sehe ich."

Jer 1:12 Der Herr erwiderte mir: "Du sahst richtig; denn ich wache über meinem Wort, daß es ausgeführt werde."

Jer 1:13 Nochmals erging des Herrn Wort an mich: "Was siehst du?" Ich entgegnete: "Einen siedenden Kessel sehe ich, seine Öffnung schaut von Norden her."

Jer 1:14 Der Herr erwiderte mir: "Von Norden her wird das Unheil entfacht gegen alle Bewohner des Landes.

Jer 1:15 Fürwahr, ich rufe alle Stämme der Reiche des Nordens" - Spruch des Herrn -, "sie sollen kommen und jeweils ihren Thron aufstellen bei den Toreingängen Jerusalems, gegen alle seine Mauern im Umkreis und gegen alle Städte von Juda!

Jer 1:16 Da ziehe ich sie dann ob all ihrer Bosheit zur Rechenschaft, weil sie mich verließen, anderen Göttern Rauchopfer darbrachten und niederfielen vor ihrer eigenen Hände Machwerk.

Jer 1:17 Gürte du deine Hüften! Auf, und sprich zu ihnen, was immer ich dir befehle! Hab keine Angst vor ihnen, sonst mache ich dir vor ihnen Angst!

Jer 1:18 Ich selbst, siehe, mache dich heute zur befestigten Burg, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer wider das ganze Land, wider Judas Könige und seine Fürsten, wider seine Priester und das Volk des Landes!

Jer 1:19 Sie werden gegen dich kämpfen, aber sie bezwingen dich nicht; denn ich bin bei dir, dich zu retten" - Spruch des Herrn.

 

Jeremias Kapitel 2

 

Jer 2:1 Des Herrn Wort erging an mich:

Jer 2:2 "Geh hin und bring Jerusalem laut zu Gehör: So sprach der Herr: Die Treue deiner Jugend habe ich im Sinn, die Minne, da du Braut warst, da du hinter mir hergingst in der Wüste, im unbesäten Gelände.

Jer 2:3 Heilig war dem Herrn Israel, die Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer immer davon aß, der mußte es büßen, Unheil kam über ihn", ist der Spruch des Herrn.

Jer 2:4 Höret das Wort des Herrn, Haus Jakob und alle Geschlechter des Hauses Israel!

Jer 2:5 So spricht der Herr: "Was fanden denn eure Väter Schlechtes an mir, daß sie von mir sich entfernten? Sie liefen dem Nichtigen nach und wurden selber zunichte.

Jer 2:6 Sie fragten nicht: "Wo ist denn der Herr, der uns fortführte aus dem Ägypterland, der uns in der Wüste Geleit gab, im Lande der Steppen und Schluchten, im Lande der Dürre und Düsternis, im Land, das niemand durchzieht und kein Mensch bewohnt?"

Jer 2:7 Ich brachte euch dann in das Gartenland, ließ euch genießen seine Frucht und sein Gut. Ihr aber kamt und entweihtet mein Land, meinen Erbanteil habt ihr zum Greuel gemacht.

Jer 2:8 Nicht fragten die Priester: "Wo ist der Herr?", die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten fielen von mir ab, die Propheten standen im Baalsdienst und liefen machtlosen Götzen nach.

Jer 2:9 Darum will ich noch rechten mit euch" - Spruch des Herrn - "und gegen eure Kindeskinder Klage erheben!

Jer 2:10 Geht zu den Inseln der Kittäer hinüber und schaut, schickt nach Kedar, forscht genau nach und seht, ob je dergleichen geschah:

Jer 2:11 Hat je ein Volk seine Götter vertauscht, die nicht einmal Götter sind? Mein Volk aber hat seine Ehre vertauscht gegen ein machtloses Wesen.

Jer 2:12 Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig!" - Spruch des Herrn.

Jer 2:13 "Eine zwiefache Untat verübte mein Volk: Es verließ mich, den Quell sprudelnden Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.

Jer 2:14 Ist denn Israel ein Sklave oder ein im Hause geborener Knecht? Warum ward es denn zur Beute?

Jer 2:15 Über sie brüllen Löwen und erheben ihr Geheul. Man machte zur Wüste sein Land, verbrannt sind seine Städte, menschenleer.

Jer 2:16 Selbst die Leute von Noph und Tachpanches zertrümmern dir den Scheitel.

Jer 2:17 Ist daran nicht dies schuld, daß du den Herrn, deinen Gott, verließest?

Jer 2:18 Was soll jetzt dein Laufen nach Ägypten, um Schichorwasser zu trinken? Warum willst du nach Assur laufen, um Euphratwasser zu trinken?

Jer 2:19 Deine eigene Bosheit bestraft dich, dein Abfall ist's, der dich züchtigt. Erkenne und sieh, wie bitterböse es ist, daß du den Herrn, deinen Gott, verließest und keine Furcht vor mir hattest", spricht der Gebieter, der Herr der Heere.

Jer 2:20 "Ja, von jeher zerbrachst du dein Joch, zerrissest deine Stricke und sprachst: "Ich will nicht dienen!" Auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum legtest du dich als Dirne hin.

Jer 2:21 Als Edelrebe hatte ich dich gepflanzt, eine ganz edle Sorte. Wie hast du dich aber gewandelt zum Wildling, zum entarteten Weinstock!

Jer 2:22 Fürwahr, wüschest du dich auch mit Lauge und nähmst dir Seife in Menge, so bliebe doch ein Schmutzfleck in meinen Augen deine Schuld" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Jer 2:23 "Wie kannst du sagen: "Nicht habe ich mich befleckt, den Baalen lief ich nicht nach"? Schau doch dein Treiben im Tal, überlege, was du getan hast, eine schnelle Kamelin, die ihre eigenen Wege kreuzt.

Jer 2:24 Sie bricht durch zu den Wassern der Wüste hin; in der Gier ihres Triebes schnappt sie nach Luft, wer kann stillen ihre Brunst? Alle, die sie begehren, haben keine Mühe; sie finden sie in ihrer Brunstzeit.

Jer 2:25 Gib acht, daß du dir den Fuß nicht wund, die Kehle nicht durstig läufst! Doch sprichst du: "Unmöglich, nein! Ich habe mich in die Fremden verliebt und muß ihnen nach!"

Jer 2:26 Wie ein Dieb beschämt ist, wenn man ihn ertappt, so müssen sich schämen die von Israels Haus, sie selbst, ihre Könige und Fürsten, ihre Priester und Propheten,

Jer 2:27 die zum Holze sagen: "Mein Vater bist du!" und zum Stein: "Du hast mich geboren." Denn sie kehrten mir den Rücken zu und nicht das Gesicht. Doch sind sie in Not, dann heißt es: "Steh auf und hilf uns!"

Jer 2:28 Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht? Sie mögen aufstehen, ob sie dir helfen können, wenn du in Not bist! Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter, o Juda!

Jer 2:29 Warum hadert ihr mit mir? Ihr seid mir doch alle treulos", spricht der Herr.

Jer 2:30 "Ich schlug eure Söhne umsonst, sie lernten daraus keine Zucht. Eure Propheten fraß euer Schwert wie ein reißender Löwe.

Jer 2:31 Ihr, das gegenwärtige Geschlecht, schaut auf das Wort des Herrn! War ich denn eine Wüste für Israel oder ein finsteres Land? Warum sagte mein Volk: "Wir schweifen umher, wir kommen nicht mehr zu dir!"

Jer 2:32 Vergißt wohl ihren Schmuck eine Jungfrau, ihre Bänder eine Braut? Mein Volk aber hat mich vergessen seit unzähligen Tagen!

Jer 2:33 Wie gut verstehst du, dir Liebschaft zu suchen! Darum hast du dein Verhalten an Verbrechen gewöhnt.

Jer 2:34 Sogar an deinen Kleidersäumen klebt Blut von unschuldigen Armen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast. Doch bei all dem behauptest du noch:

Jer 2:35 "Unschuldig bin ich! Sein Zorn hat sich ja von mir gewandt." Ich ziehe dich aber zur Rechenschaft, weil du sagst: "Ich verfehlte mich nicht!"

Jer 2:36 Wie änderst du doch gar so leicht deinen Weg! Auch von Ägypten wirst du beschämt, wie du beschämt warst von Assur!

Jer 2:37 Auch von dort mußt du weg, die Hände über dem Kopf; denn deine Stützen verwirft der Herr, mit ihnen hast du kein Glück!

 

Jeremias Kapitel 3

 

Jer 3:1 Entläßt ein Mann seine Frau, geht sie von ihm weg und nimmt sich einen anderen Mann, wird er dann wieder zu ihr zurückkehren? Würde da dieses Land nicht völlig entweiht? Du aber hast mit vielen Freunden gebuhlt und solltest zu mir zurückkehren dürfen?" - Spruch des Herrn.

Jer 3:2 "Zu den Höhen erhebe deine Augen und schau! Wo wurdest du nicht entehrt? An den Wegen saßest du, um ihrer zu warten, wie es ein Araber in der Wüste tut. So entweihtest du das Land durch deine Buhlereien und durch deine Bosheit.

Jer 3:3 Der Regen blieb aus, der Spätregen kam nicht, doch hattest du die Stirn einer Buhlerin, fühltest dich nicht beschämt.

Jer 3:4 Ja, und jetzt rufst du mir plötzlich zu: "Mein Vater! Mein Jugendfreund bist du!

Jer 3:5 Zürnt er wohl immer, wird er es ständig nachtragen?" So sprichst du, tust weiterhin Böses und bringst es fertig."

Jer 3:6 Der Herr sprach zu mir in der Zeit des Königs Josia: "Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tat? Sie ging auf jeden hohen Berg und unter jeden grünen Baum und trieb daselbst Unzucht.

Jer 3:7 Da dachte ich: Nachdem sie all dies getan, wird sie doch zu mir zurückkehren; aber sie kehrte nicht zurück. Das sah ihre Schwester Juda, die Treulose.

Jer 3:8 Diese bemerkte auch, daß ich die Abtrünnige, Israel, eben ihres Ehebruches wegen entließ und ihr den Scheidebrief ausstellte. Aber ihre Schwester Juda, die Treulose, fühlte sich davon nicht abgeschreckt, sondern ging hin und trieb ebenfalls Unzucht.

Jer 3:9 Durch ihre leichtfertige Buhlerei entweihte sie das Land und brach die Ehe bei den Steinen und Bäumen.

Jer 3:10 Und bei alldem kehrte auch ihre Schwester Juda, die Treulose, zu mir nicht mit ganzem Herzen zurück, sondern nur zum Schein" - Spruch des Herrn.

Jer 3:11 Da sprach der Herr zu mir: "Die Abtrünnige, Israel, ist gerechtfertigt im Vergleich mit der Treulosen, Juda.

Jer 3:12 Geh hin und rufe folgende Worte in nördlicher Richtung und sprich: Kehre heim, Israel, du Abtrünnige" - Spruch des Herrn -, "ich schaue nicht länger voll Zorn auf euch, denn ich bin ja gnädig" - Spruch des Herrn -, "nicht grolle ich ewig!

Jer 3:13 Doch erkenne deine Schuld, daß du dem Herrn, deinem Gott, die Treue brachst und deine Neigung an Fremde vergabst unter jedem grünen Baum, aber auf mein Mahnen nicht hörtest" - Spruch des Herrn.

Jer 3:14 "Kehrt zurück, abtrünnige Söhne" - Spruch des Herrn -, "denn ich bin euer Gebieter! Ich hole euch, einen aus einer Stadt und zwei aus einer Sippe, und schaffe euch nach Sion.

Jer 3:15 Dann verleihe ich euch Hirten, die nach meinem Herzen sind; diese weiden euch voll Einsicht und Klugheit.

Jer 3:16 Wenn ihr euch dann im Lande mehrt und fruchtbar geworden seid zu jener Zeit" - Spruch des Herrn -, "dann heißt es nicht mehr: "Lade des Bundes des Herrn"; sie wird niemand mehr in den Sinn kommen; man wird ihrer nicht mehr gedenken; niemand wird sie vermissen; auch wird keine neue mehr hergestellt.

Jer 3:17 Alsdann nennt man Jerusalem "Thron des Herrn". Daselbst werden beim Namen des Herrn in Jerusalem alle Völker sich scharen, und sie werden nicht mehr dem Starrsinn ihres bösartigen Herzens folgen.

Jer 3:18 In jener Zeit geht das Haus Juda zu dem Haus Israel, und vereint kommen sie aus dem Nordland in das Land, das ich euren Vätern zum Erbbesitz gab.

Jer 3:19 Ich dachte: Wie will ich dich unter die Söhne versetzen und dir ein herrliches Land geben, unter den Völkern den köstlichen Erbbesitz! Ich meinte, da würdet ihr "Vater" mich nennen und euch nicht abkehren von mir.

Jer 3:20 Doch ach, wie ein Weib treulos wird ihrem Freunde zulieb, so wurdet ihr mir treulos, Haus Israel" - Spruch des Herrn.

Jer 3:21 "Horch, auf den Höhen vernimmt man Weinen und lautes Flehen der Söhne Israels, daß sie krumme Wege gegangen, daß sie vergaßen den Herrn, ihren Gott.

Jer 3:22 Kehrt zurück, abtrünnige Söhne, ich will eure Abtrünnigkeit heilen!" - "Da sind wir, wir eilen zu dir, denn du bist der Herr, unser Gott!

Jer 3:23 Wahrlich, Trug sind die Hügel, das Getöse der Berge! Fürwahr, im Herrn, unserem Gott, liegt Israels Rettung!

Jer 3:24 Der Schandgott fraß unserer Väter Erwerb von unserer Jugendzeit an, ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter.

Jer 3:25 Wir müssen uns betten in unsere Schande, und unsere Schmach deckt uns zu, weil wir uns verfehlt am Herrn, unserem Gott, wir und unsere Väter von Jugend an bis zum heutigen Tag. Wir hörten nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes!"

 

Jeremias Kapitel 4

 

Jer 4:1 "Bekehrst du dich, Israel", ist der Ausspruch des Herrn, "dann darfst du zu mir zurückkehren; schaffst du deine Greuel mir aus den Augen, so mußt du nicht unstet bleiben.

Jer 4:2 Und schwörst du wieder ehrlich, aufrichtig und recht: "So wahr der Herr lebt!", dann wünschen die Völker sich Segen durch dich, sie rühmen sich dann in dir."

Jer 4:3 Denn so spricht der Herr zu den Leuten von Juda und zu Jerusalem: "Brecht euch einen Neubruch um und säet nicht in die Dornen!

Jer 4:4 Beschneidet euch für den Herrn und entfernt eures Herzens Vorhaut, ihr Leute von Juda und ihr Bewohner Jerusalems, sonst bricht mein Zorn aus wie Feuer und brennt unauslöschlich ob eurer bösen Taten!

Jer 4:5 Macht es in Juda bekannt, und in Jerusalem meldet es, blast im Lande das Horn, ruft so laut wie möglich und sprecht: "Schart euch zusammen! Hinein in die befestigten Städte!

Jer 4:6 Ein Banner erhebt in Richtung auf Sion! Flieht, bleibt nicht stehen!" Denn Unheil verhänge ich vom Norden aus und schweren Zusammenbruch.

Jer 4:7 Der Löwe erhob sich aus seinem Dickicht, der Würger der Völker brach los, zog von seiner Lagerstatt aus, um dein Land zur Wüste zu machen. Deine Städte werden verheert, niemand bewohnt sie mehr.

Jer 4:8 Darum gürtet euch in Trauergewänder, klagt und heult: "Die Zornglut des Herrn wandte sich von uns nicht ab!"

Jer 4:9 Alsdann geschieht es" - Spruch des Herrn -, "es schwindet dem König der Mut, es schwindet der Mut der Fürsten, verstört sind die Priester und die Propheten bestürzt.

Jer 4:10 Sie rufen: "Ach, Gebieter und Herr, gar sehr hast du getäuscht dies Volk und Jerusalem! Denn du sprachst: Heil wird euch zuteil! Nun aber geht uns das Schwert an die Kehle!"

Jer 4:11 In jener Zeit wird man von diesem Volk und von Jerusalem sagen: "Glutwind von den Höhen der Wüste fährt los über die Tochter meines Volkes, nicht zum Worfeln und nicht zum Säubern.

Jer 4:12 Ein Wind, zu stark dafür, kommt auf mein Geheiß. Nun spreche ich selbst das Urteil über sie.

Jer 4:13 Siehe, wie Wettergewölk steigt er auf, seine Wagen sind gleich dem Sturmwind, seine Rosse flinker als Adler! Weh über uns, wir sind verloren!"

Jer 4:14 Wasche vom Bösen dein Herz, Jerusalem, daß du gerettet wirst! Wie lange noch hausen in deiner Brust deine sündhaften Pläne?

Jer 4:15 Denn horch, man ruft es von Dan, man kündet Unheil von Ephraims Bergland:

Jer 4:16 Meldet von den Völkern: sie sind da! Gebt Jerusalem Nachricht: Feinde nahen aus fernem Land, erheben wider Judas Städte ihr Kriegsgeschrei!

Jer 4:17 Wie Feldwächter umstellen sie es ringsum; denn mir bot es Trotz" - Spruch des Herrn.

Jer 4:18 "Dein Wandel und deine Taten brachten dieses dir ein, deine Bosheit ist es, die dir so bitter das Herz trifft!"

Jer 4:19 Mein Leib, mein Leib! Ich winde mich, o meines Herzens Wände! Meine Seele bestürmt mich, ich darf nicht schweigen! Denn Hörnerschall höre ich, Kriegslärm.

Jer 4:20 Trümmer über Trümmer, so ruft man, vernichtet ist das ganze Land! Jählings sind meine Zelte vernichtet, meine Zeltdecken im Nu!

Jer 4:21 Wie lange muß ich das Kriegsbanner schauen, vernehmen den Hörnerschall?

Jer 4:22 "Ja, töricht ist mein Volk, mich kennen sie nicht. Einfältige Kinder sind sie, haben keine Einsicht. Weise sind sie, um Böses zu tun, Gutes zu tun, verstehen sie nicht."

Jer 4:23 Ich schaute die Erde wüst und leer, den Himmel ohne sein Licht.

Jer 4:24 Ich schaute die Berge, sie aber wankten, und alle die Höhen erbebten.

Jer 4:25 Ich schaute, und siehe, kein Mensch war da, alle Vögel des Himmels waren verschwunden.

Jer 4:26 Ich schaute, und siehe, zur Wüste ward Fruchtland; all seine Städte waren zerstört vor dem Antlitz des Herrn, von der Glut seines Zornes.

Jer 4:27 Denn so sprach der Herr: "Wüste werde das ganze Land, aber den Garaus mache ich nicht.

Jer 4:28 Die Erde trauert darüber, der Himmel droben wird düster; denn ich habe es gesagt und ersonnen; es reut mich nicht, ich nehme es nicht zurück."

Jer 4:29 Vor der Wagenkämpfer und Bogenschützen Geschrei flieht das ganze Land. Man verkriecht sich im Dickicht, steigt die Felsen hinauf, vereinsamt ist jegliche Stadt, kein Bürger wohnt mehr darin.

Jer 4:30 Du aber, was machst du, daß du dich kleidest in Purpur, daß du mit Goldschmuck dich behängst, daß du dir mit Schminke die Augen hervorhebst? Umsonst machst du dich schön! Die Liebhaber verschmähen dich, sie trachten dir nach dem Leben.

Jer 4:31 Ja, Schreie höre ich wie von einer Frau in Wehen, Angstrufe wie von einer Erstgebärenden, die Stimme der Tochter Sion, die stöhnend ihre Hände ringt: "Weh mir, unter Mördern vergeht mein Leben!"

 

Jeremias Kapitel 5

 

Jer 5:1 "Durchstreift Jerusalems Gassen, seht nach und erkundet und sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, ob einer da ist, der Recht übt und treues Verhalten sucht, dann will ich ihm vergeben!"

Jer 5:2 Doch wenn sie sagen: "So wahr der Herr lebt", dann schwören sie gewiß einen Meineid.

Jer 5:3 Herr, sind deine Augen nicht auf Treue gerichtet? Geschlagen hast du sie, es schmerzte sie nicht, aufgerieben hast du sie, sie nehmen keine Zucht an. Ihr Antlitz machen sie härter als Fels, die Umkehr verweigern sie.

Jer 5:4 Ich aber dachte: Es sind nur die Geringen; nur sie sind töricht, sie kennen ja nicht des Herrn Weg, was ihrem Gotte gebührt.

Jer 5:5 Zu den Großen gehe ich hin und spreche mit ihnen; denn die kennen den Weg des Herrn, was ihrem Gott gebührt. Jedoch gerade sie zerbrachen insgesamt das Joch, zerrissen die Stricke.

Jer 5:6 "Darum schlägt sie der Löwe vom Wald, der Steppenwolf würgt sie ab; vor ihren Städten lauert der Leopard; wer auch herauskommt, der wird zerfleischt; denn ihre Freveltaten sind zahlreich, ihre Abwege gewaltig groß.

Jer 5:7 Weshalb sollte ich dir denn vergeben? Deine Söhne verließen mich und schwuren bei solchen, die nicht Gott sind. Ich sättigte sie, doch Ehebruch trieben sie, im Dirnenhaus kehrten sie ein.

Jer 5:8 Wie Hengste wurden sie, feist und geil. Jeder wieherte nach seines Nächsten Frau.

Jer 5:9 Sollte ich dies nicht vergelten" - Spruch des Herrn -, "und sollte ich nicht Rache nehmen an einem derartigen Volk?

Jer 5:10 Steigt auf ihre Rebenhänge und verwüstet sie; aber den Garaus sollt ihr nicht machen. Ihre Reben entfernt; denn sie gehören dem Herrn nicht an.

Jer 5:11 Denn völlig untreu wurden sie mir, das Haus Israel und das Haus Juda" - Spruch des Herrn.

Jer 5:12 Den Herrn verleugneten sie und sprachen: "Nichts ist daran! Es kommt über uns keinerlei Unheil, wir spüren weder das Schwert noch die Hungersnot."

Jer 5:13 Doch die (falschen) Propheten werden zunichte; das Gotteswort ist nicht in ihnen. So wird es ihnen ergehen:

Jer 5:14 Wahrlich, so spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: "Weil man solche Reden führt, siehe, darum mache ich meine Worte zu Feuer in deinem Mund und dieses Volk da zum Brennholz, das von ihm verzehrt wird.

Jer 5:15 Seht, ich bringe aus der Ferne ein Volk über euch, Haus Israel!" - Spruch des Herrn. "Ein ausdauerndes Volk ist es, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst.

Jer 5:16 Sein Köcher ist wie ein geöffnetes Grab, insgesamt sind sie Helden.

Jer 5:17 Es frißt deine Ernte, dein Brot, es frißt deine Söhne und Töchter, es frißt deine Schafe und Rinder, es frißt dir Weinstock und Feigenbaum, es zerschlägt deine befestigten Städte, auf die du vertrautest, mit dem Schwert.

Jer 5:18 Doch auch in jenen Tagen" - Spruch des Herrn - "will ich euch nicht völlig den Garaus machen.

Jer 5:19 Und wenn man dann fragt: "Wofür hat der Herr, unser Gott, uns all dies angetan?", dann sollst du zu ihnen sagen: "Wie ihr mich verließet und fremden Göttern dientet in eurem Land, so müßt ihr Fremden dienen in einem Land, das euch nicht gehört.""

Jer 5:20 Verkündet dies im Hause Jakob und laßt es vernehmen in Juda:

Jer 5:21 "Höre doch dies, du törichtes Volk, das keinen Verstand hat! Augen haben sie und sehen nicht, Ohren haben sie und hören nicht.

Jer 5:22 Wollt ihr mich denn nicht fürchten" - Spruch des Herrn -, "wollt ihr denn nicht zittern vor meinem Antlitz? Ich habe doch Sand dem Meere als Grenze gesetzt, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf. Toben mag es wohl, doch bleibt es machtlos, seine Fluten mögen wohl branden, doch sie kommen nicht darüber hinweg.

Jer 5:23 Dieses Volk aber hat einen aufsässigen und widerspenstigen Sinn, sie fielen ab und gingen davon.

Jer 5:24 Sie denken sich nicht: Fürchten wir doch den Herrn, unsern Gott, der den Regen spendet, Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit, der die regelmäßigen Erntewochen uns sichert!

Jer 5:25 Eure Frevel haben dies aus der Ordnung gebracht, eure Sünden haben euch den Segen entzogen.

Jer 5:26 Denn Frevler gibt es in meinem Volk; sie lauern, wie Vogelsteller gebeugt, Fallen stellen sie auf, und Menschen wollen sie fangen.

Jer 5:27 Wie der Korb gefüllt ist mit Vögeln, so sind ihre Häuser voll von Betrug; darob wurden sie groß und reich;

Jer 5:28 fett wurden sie und feist; auch vergehen sie sich durch schlimme Dinge; sie kümmern sich nicht um das Recht der Waisen, daß sie Erfolg hätten, und die Rechtssache der Armen führen sie nicht.

Jer 5:29 Sollte ich solches nicht vergelten" - Spruch des Herrn - "oder nicht Rache nehmen an einem derartigen Volk?"

Jer 5:30 Entsetzliches und Abscheuliches geschieht im Land:

Jer 5:31 Die Propheten weissagen im Dienst der Lüge, die Priester lehren auf eigene Faust, und mein Volk liebt es so. Doch was wollt ihr machen, wenn dies ein Ende nimmt?

 

Jeremias Kapitel 6

 

Jer 6:1 Flüchtet, ihr Leute von Benjamin, aus Jerusalem hinaus! In Tekoa stoßt ins Horn und über Bet-Hakkerem erhebt ein Panier! Denn von Norden her droht Unheil und schwerer Zusammenbruch.

Jer 6:2 Die Liebliche und die Verwöhnte - ich vernichte die Tochter Sion!

Jer 6:3 Zu ihr kommen Hirten mit ihren Herden, schlagen ringsum ihre Zelte auf; jeder weidet seinen Anteil ab.

Jer 6:4 "Weiht euch zum Kampf wider sie! Auf, ziehen wir heran am hellen Mittag! Wehe uns, schon verschwindet der Tag, die Abendschatten senken sich nieder!

Jer 6:5 Auf, ziehen wir heran in der Nacht, und zerstören wir ihre Paläste!"

Jer 6:6 Denn so spricht der Herr der Heerscharen: "Fällt ihre Bäume und schüttet einen Wall gegen Jerusalem auf! Sie ist ja die Stadt, von der feststeht: in ihr ist alle Bedrückung.

Jer 6:7 Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln läßt, so läßt sie ihre Bosheit sprudeln. Von Gewalt und Unterdrückung hört man darin, ständig sind mir vor Augen Leid und Mißhandlung.

Jer 6:8 Laß dich warnen, Jerusalem, sonst reiße ich mich von dir los und mache dich zur Wüste, zum unbewohnten Land!"

Jer 6:9 So spricht der Herr der Heerscharen: "Halte gründliche Nachlese, so wie am Weinstock, bei Israels Rest! Leg deine Hand an wie an die Ranken der Winzer!"

Jer 6:10 "Zu wem soll ich reden, wen beschwören, der auf mich hörte? Siehe, unbeschnittene Ohren haben sie; sie vermögen nichts zu vernehmen. Ja, das Wort des Herrn dient ihnen zum Hohn, es gefällt ihnen nicht.

Jer 6:11 Doch ich bin erfüllt von dem Glutzorn des Herrn, kann ihn nicht mehr zurückhalten." - "Gieße ihn aus auf der Gasse über das Kind, über den Kreis der Jugend zugleich! Denn Mann und Frau müssen als Gefangene fort, Greis wie Hochbetagter.

Jer 6:12 Ihre Häuser aber kommen an Fremde, die Felder sowie die Frauen. Denn meine Hand strecke ich aus gegen des Landes Bewohner" - Spruch des Herrn.

Jer 6:13 "Denn vom Kleinsten bis zum Größten sind alle nur auf Gewinn aus. Vom Propheten bis zum Priester verüben sie alle Trug.

Jer 6:14 Meines Volkes Zusammenbruch möchten sie heilen, indem sie leichtfertig rufen: "Heil! Heil!" Aber es gibt doch kein Heil!

Jer 6:15 Schämen sie sich denn, daß sie Greuliches taten? Nein, sie schämen sich nicht, und Schande fühlen ist ihnen unbekannt. Darum werden sie fallen mit den (anderen) Fallenden; wenn ich sie prüfe, dann werden sie stürzen", spricht der Herr.

Jer 6:16 So spricht der Herr: "Stellt euch an die Wege und haltet Ausschau, befragt die Pfade der Vorzeit, wo der Weg des Heiles liegt; gehet darauf, so werdet ihr Ruhe finden für euch! - Sie aber sprachen: "Wir gehen nicht!"

Jer 6:17 Und ich bestellte euch Wächter: "Gebt acht auf das Hörnerblasen!" - Sie aber sprachen: "Wir geben nicht acht!"

Jer 6:18 Darum höret, ihr Völker, und wisset genau, was ich ihnen antun werde!

Jer 6:19 Höre es, Erde! Fürwahr, ich bringe Unheil über dieses Volk als Frucht ihrer Ränke! Denn meine Worte beachteten sie nicht, und meine Weisung verschmähten sie.

Jer 6:20 Was soll mir der Weihrauch, der aus Saba kommt, das köstliche Würzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer sind nicht wohlgefällig, eure Schlachtopfer mir nicht angenehm."

Jer 6:21 Darum spricht der Herr: "Siehe, ich lege diesem Volk Hindernisse hin, so daß sie darüber straucheln, Väter und Söhne zugleich, ein Bewohner nach dem andern kommt um!"

Jer 6:22 So spricht der Herr: "Seht, ein Volk kommt vom Nordland heran, eine große Nation bricht auf von den Grenzen der Erde.

Jer 6:23 Sie führen Bogen und Speer; grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, sie stürmen auf Rossen daher, wie ein Krieger gewappnet zum Kampf wider dich, Tochter Sion!"

Jer 6:24 Als wir von ihm die Kunde vernahmen, erschlafften uns die Hände, Angst hat uns gepackt, Krampf wie eine Gebärende.

Jer 6:25 Geht nicht hinaus auf das Feld, betretet nicht den Weg, denn das Feindesschwert droht euch - Grauen ringsum!

Jer 6:26 Meines Volkes Tochter, gürte das Trauergewand, wälze dich im Staub! Trauer halte wie um den einzigen Sohn, bitterste Klage! Denn plötzlich brach der Verwüster über uns her.

Jer 6:27 "Zum Prüfer meines Volkes bestellte ich dich; du sollst es zu scheiden wissen und ihren Wandel prüfen!

Jer 6:28 Höchst widerspenstig sind sie alle; sie gehen aus auf Verleumdung, Erz und Eisen sind sie, insgesamt Verbrecher.

Jer 6:29 Der Blasbalg keucht, unversehrt vom Feuer bleibt das Blei, umsonst schmelzt der Schmelzer, die Bösen scheiden nicht aus.

Jer 6:30 "Verworfenes Silber" nennt man sie; denn verworfen hat sie der Herr."

 

Jeremias Kapitel 7

 

Jer 7:1 Das Wort, das an Jeremias vom Herrn aus erging:

Jer 7:2 "Stelle dich an das Tor des Hauses des Herrn, verkünde daselbst dieses Wort und sprich: Höret das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr durch diese Tore gekommen seid, um den Herrn anzubeten!

Jer 7:3 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Bessert euren Wandel und eure Werke, dann lasse ich euch wohnen an dieser Stätte!

Jer 7:4 Vertraut nicht auf die trügerischen Reden: "Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies!"

Jer 7:5 Denn nur, wenn ihr euren Wandel und eure Werke aufrichtig bessert, wenn ihr wirklich Recht schafft untereinander,

Jer 7:6 Fremdling, Waise und Witwe nicht bedrückt, unschuldiges Blut an dieser Stätte nicht vergießt und fremden Göttern nicht nachlauft zu eurem eigenen Unheil,

Jer 7:7 dann lasse ich euch an dieser Stätte wohnen, in dem Lande, das ich euren Ahnen verlieh für immerwährende Zeiten.

Jer 7:8 Doch siehe, ihr setzt auf trügerische, wertlose Redensarten euer Vertrauen!

Jer 7:9 Wie? Stehlen, morden, ehebrechen, falsch schwören, dem Baal räuchern und anderen Göttern nachlaufen, die euch unbekannt sind?

Jer 7:10 Und dann kommt ihr und tretet in diesem Hause, das nach meinem Namen benannt ist, vor mein Angesicht und sprecht: "Wir sind geborgen!", um dann alle diese Greuel weiter zu treiben.

Jer 7:11 Seht ihr denn dieses Haus, das nach meinem Namen benannt ist, als eine Räuberhöhle an? Gut, auch ich sehe es als solche an!" - Spruch des Herrn.

Jer 7:12 "Ja, geht doch zu meiner Stätte in Silo, wo ich vordem meinen Namen wohnen ließ, und schaut, was ich ihr angetan um der Bosheit meines Volkes Israel willen!

Jer 7:13 Nun denn, ihr habt ganz dieselben Taten verübt" - Spruch des Herrn -, "und ich redete immer wieder zu euch, ihr aber hörtet nicht, ich rief euch, ihr aber gabt keine Antwort.

Jer 7:14 Deshalb will ich mit dem Hause, das nach meinem Namen benannt ist, auf das ihr euer Vertrauen setzt, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern verliehen habe, so verfahren, wie ich mit Silo verfuhr:

Jer 7:15 Verstoßen will ich euch von meinem Antlitz hinweg, wie ich alle eure Brüder, die gesamte Nachkommenschaft Ephraims, bereits verstieß."

Jer 7:16 "Du aber bete nicht für dieses Volk da, bringe keine flehende Fürbitte für sie vor, dringe nicht in mich, denn ich erhöre dich nicht!

Jer 7:17 Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems treiben?

Jer 7:18 Die Kinder sammeln Holz, die Väter setzen das Feuer in Brand, und die Frauen kneten den Teig, um Opfergebäck für die Himmelskönigin zu backen; Trankopfer spendet man fremden Göttern, um mich zu beleidigen.

Jer 7:19 Aber können sie mich denn wirklich beleidigen?" - Spruch des Herrn. "Beleidigen sie nicht vielmehr sich selbst zu ihrer eigenen Schande?"

Jer 7:20 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, mein Zorn und mein Grimm ergießt sich über diese Stätte, über Mensch und Vieh, über Feldbäume und Ackerfrüchte; er brennt und erlischt nicht."

Jer 7:21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Häufet nur eure Brandopfer auf eure Schlachtopfer und esset Fleisch!

Jer 7:22 Wahrlich, ich habe euren Vätern, als ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, über Schlachtopfer und Brandopfer nichts gesagt und geboten.

Jer 7:23 Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: "Höret auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; wandelt ganz den Weg, den ich euch gebiete, damit es euch wohlergehe!"

Jer 7:24 Sie aber hörten nicht und neigten ihr Ohr nicht, sondern wandelten nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens und kehrten mir den Rücken zu und nicht das Gesicht.

Jer 7:25 So war es von der Zeit an, da eure Väter aus dem Lande Ägypten fortzogen, bis auf den heutigen Tag: Ich sandte zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten.

Jer 7:26 Aber man hörte nicht auf mich, und sie machten ihr Ohr nicht geneigt, sondern blieben hartnäckig; sie trieben es noch schlimmer als ihre Väter.

Jer 7:27 Und redest du zu ihnen all diese Worte, so werden sie doch nicht auf dich hören, und rufst du sie, so geben sie dir keine Antwort.

Jer 7:28 Sage also zu ihnen: "Dies ist das Volk, das nicht hörte auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, und keine Zucht annahm. Dahin ist die Treue, ausgetilgt aus ihrem Munde!""

Jer 7:29 Schere dein langes Haar und wirf es weg, stimme auf den Höhen die Klage an! Denn es verwarf und verstieß der Herr das Geschlecht, dem er grollte.

Jer 7:30 "Denn die Söhne Judas taten, was ich als bös ansehe" - Spruch des Herrn. "Sie haben ihre Scheusale aufgestellt in dem Haus, das nach meinem Namen benannt ist, um es zu verunreinigen

Jer 7:31 Sie bauten die Opferstätte des Tophet im Tale Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen. Solches habe ich nicht geboten und kam mir nie in den Sinn.

Jer 7:32 Darum siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da redet man nicht mehr vom Tophet oder vom Tal Ben-Hinnom, sondern vom "Würgetal", und im Tophet wird man aus Mangel an Platz eine Begräbnisstätte errichten.

Jer 7:33 Dann werden die Leichen dieses Volkes den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zum Fraße dienen, und niemand verscheucht sie!

Jer 7:34 Ich lasse in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenschall verstummen, die Stimme des Bräutigams und der Braut; denn zu einer Wüstenei wird das Land!"

 

Jeremias Kapitel 8

 

Jer 8:1 "In jener Zeit" - Spruch des Herrn - "wird man die Gebeine der Könige von Juda und die Gebeine seiner Fürsten und die Gebeine der Priester und die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen.

Jer 8:2 Man wird sie der Sonne, dem Mond und dem gesamten Himmelsheer hinwerfen, die sie so liebten und verehrten, denen sie nachliefen, die sie befragten und anbeteten. Sie werden nicht wieder gesammelt und kommen in kein Grab. Als Dung auf dem Acker sollen sie dienen.

Jer 8:3 Und der gesamte Rest, der von diesem bösen Geschlecht allerorts noch übrigbleibt, wohin immer ich sie verstoße, wird dann den Tod dem Leben vorziehen" - Spruch des Herrn der Heere.

Jer 8:4 "Du aber sage zu ihnen: So spricht der Herr: Fällt man hin und erhebt sich nicht wieder? Oder dreht sich einer, der sich umwandte, nicht wieder zurück?

Jer 8:5 Warum wendet dieses Volk sich ab in beständiger Abkehr, klammert sich fest am Trug und verweigert die Umkehr?

Jer 8:6 Ich horchte hin und vernahm: Sie reden die Unwahrheit, seine Bosheit bedauert niemand, so daß er spräche: "Was tat ich?" Sie alle wenden sich ab in ihrem raschen Lauf wie ein Roß, das im Kampfe dahinstürmt.

Jer 8:7 Selbst der Storch am Himmel kennt seine Frist; auch Taube, Mauersegler und Drossel halten die Zeit ihres Kommens ein; doch mein Volk kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn.

Jer 8:8 Wie könnt ihr sagen: "Weise sind wir! Des Herrn Gesetz ist bei uns!"? Seht doch, zur Lüge hat es gemacht der Lügengriffel der Schreiber!

Jer 8:9 Die Weisen werden beschämt, bestürzt und gefangen! Seht, des Herrn Wort verwarfen sie, und die eigene Weisheit, was nützt sie ihnen?

Jer 8:10 Darum gebe ich ihre Frauen an andere, ihre Felder an die Eroberer. Denn vom Kleinsten bis zum Größten sind sie alle nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester verüben sie alle Trug.

Jer 8:11 Den Zusammenbruch der Tochter meines Volkes möchten sie heilen, indem sie leichtfertig rufen: "Heil, Heil!" Aber es gibt doch kein Heil.

Jer 8:12 Schämen sie sich denn, daß sie Greuliches taten? Nein, sie schämen sich nicht, und Schande zu fühlen ist ihnen unbekannt. Darum werden sie fallen mit den (anderen) Fallenden; zu ihrer Heimsuchungszeit werden sie stürzen", spricht der Herr.

Jer 8:13 "Will ich bei ihnen ernten" - Spruch des Herrn -, "so finden sich keine Trauben am Weinstock, keine Feigen am Feigenbaum, das Laub ist verwelkt. So bestimme ich ihnen ihre Verwüster."

Jer 8:14 Was sitzen wir da? Schart euch zusammen! Wir müssen hinein in die befestigten Städte und untergehen daselbst! Denn der Herr, unser Gott, vernichtet uns, mit Giftwasser tränkt er uns; denn wir verfehlten uns wider den Herrn.

Jer 8:15 [Wir harren auf Heil - doch Gutes kommt nicht - und auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Bestürzung!]

Jer 8:16 Von Dan her vernimmt man das Schnauben seiner Rosse, vom Wiehern seiner Hengste erbebt das gesamte Land. Sie kommen und fressen das Land samt seinem Reichtum, die Stadt und ihre Bewohner.

Jer 8:17 "Ja, ich sende giftige Schlangen unter euch; kein Beschwören hilft gegen sie, und sie werden euch beißen [Spruch des Herrn] unheilbar."

Jer 8:18 Es steigt in mir der Kummer auf, mein Herz ist krank.

Jer 8:19 Horch! Meines Volkes Tochter schreit aus fernem Land: "Ist denn der Herr nicht mehr in Sion, ist sein König nicht mehr dort?" - ["Warum haben sie mich mit ihren Bildern gekränkt, mit den fremdländischen Götzen?"]

Jer 8:20 "Die Ernte ist vorüber, der Herbst ist vorbei, doch wir sind noch nicht gerettet!"

 

Jer 8:21 Ob des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes bin ich gebrochen; traurig bin ich, Entsetzen packt mich.

Jer 8:22 Gibt es denn keinen Balsam in Gilead, hat man dort keinen Arzt? Warum gibt es keine Heilung der Tochter menes Volkes?

Jer 8:23 O würde doch zu Wasser mein Haupt und mein Auge zu einem Tränenquell, daß ich beweinte bei Tag und bei Nacht die Erschlagenen der Tochter meines Volkes!

 

Jeremias Kapitel 9

 

Jer 9:1 O hätte ich doch in der Wüste ein Rasthaus, könnte ich mein Volk verlassen und von ihm mich trennen! Denn sie alle sind Ehebrecher, eine Rotte von Treulosen.

Jer 9:2 Sie halten ihre Zunge bereit wie einen gespannten Bogen; Lüge und Unwahrheit herrschen im Land; ja, von Bosheit zu Bosheit schreiten sie voran. - "Mich aber kennen sie nicht" - Spruch des Herrn.

Jer 9:3 "Nehmt euch in acht voreinander, und keinem Bruder vertrauet! Denn jeder Bruder übt wie Jakob Betrug, und jeder Nächste geht aus auf Verleumdung.

Jer 9:4 Einer täuscht den anderen, Wahrheit redet man nicht; ihre Zunge gewöhnten sie ans Lügen; sie handeln verderbt, sind zu träge zur Umkehr.

Jer 9:5 Bedrückung über Bedrückung, Betrug über Betrug! Sie lehnen es ab, mich zu kennen" - Spruch des Herrn.

Jer 9:6 Darum spricht der Herr der Heerscharen: "Seht, ich schmelze und prüfe sie! Denn wie sollte ich sonst verfahren ob der Bosheit der Tochter meines Volkes?

Jer 9:7 Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil, Trug nur redet ihr Mund. Wohlwollend redet man mit dem Nächsten, im Herzen aber plant man Hinterlist.

Jer 9:8 Sollte ich ihnen das nicht vergelten" - Spruch des Herrn - "oder nicht Rache nehmen an einem solchen Volk?"

Jer 9:9 "Über die Berge hin erhebt wehklagendes Weinen, über die Auen der Trift ein Leichenlied. Verheert sind sie, keiner durchwandert sie mehr, sie hören nicht mehr das Blöken der Herden. Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh ist alles geflohen, auf und davon.

Jer 9:10 Zu Trümmern mache ich Jerusalem, den Schakalen zum Aufenthaltsort; und Judas Stätte mache ich zur Wüste, die niemand bewohnt."

Jer 9:11 Wer ist so weise, daß er dies begreift, und zu wem der Mund des Herrn geredet hat, der möge es kundtun: Warum muß das Land zugrunde gehen, ist es verheert gleich der Wüste, die niemand durchschreitet?

Jer 9:12 Da sprach der Herr: "Sie haben mein Gesetz, das ich ihnen vorgelegt, verlassen, sie hörten nicht auf meine Stimme und führten ihren Wandel nicht danach.

Jer 9:13 Nein, sie folgten dem Starrsinn ihres Herzens und den Baalen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten."

Jer 9:14 Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Seht, ich speise sie, dieses Volk, mit Wermut und tränke sie mit Giftwasser.

Jer 9:15 Ich zerstreue sie unter die Völker, die sie selbst und ihre Ahnen nicht kannten, und ich entsende hinter ihnen drein das Schwert, bis ich sie vernichtet habe!"

Jer 9:16 [So spricht der Herr der Heerscharen:] "Merkt auf und ruft die Klagefrauen herbei, schickt nach den weisen Frauen und holt sie!

Jer 9:17 Sie sollen eilends ein Klagelied über uns anstimmen, daß unsere Augen von Tränen fließen und unsere Wimpern von Wasser triefen!"

Jer 9:18 Da, horch! Ein Klagelied vernimmt man aus Sion: "Wie sind wir verheert, in große Schande geraten! Wir haben die Heimat verlassen, gaben unsere Wohnstätten preis!"

Jer 9:19 Ihr Frauen, hört das Wort des Herrn, euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter die Klage, und eine lehre die andere das Leichenlied:

Jer 9:20 "Es stieg durch unsre Fenster der Tod herein; er kam in unsere Paläste; von der Straße raffte er das Kind weg, von den Plätzen die Jugend.

Jer 9:21 Der Menschen Leichen liegen wie Dung auf dem Felde und wie Garben hinter dem Schnitter; keiner ist da, der sie aufliest."

Jer 9:22 So spricht der Herr: "Nicht rühme der Weise sich seiner Weisheit, der Starke rühme sich nicht seiner Kraft, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums!

Jer 9:23 Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft! Ja, an solchen Leuten habe ich Wohlgefallen" - Spruch des Herrn.

Jer 9:24 "Seht, es werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da suche ich alle an der Vorhaut Beschnittenen heim:

Jer 9:25 Ägypten, Juda, Edom, die Ammoniter, Moab und alle, die einen gestutzten Haarrand haben, die in der Wüste wohnen. Denn alle Völker sind eigentlich unbeschnitten, und auch das ganze Haus Israel ist unbeschnittenen Herzens."

 

Jeremias Kapitel 10

 

Jer 10:1 Höret das Wort, das der Herr zu euch spricht, Haus Israel!

Jer 10:2 So redet der Herr: "Das Brauchtum der Heiden erlernet nicht, erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, wenn auch die Heiden vor ihnen erschrecken!

Jer 10:3 Denn das Leitbild der Völker ist ja nur Wahn, ist ja nur Holz, das man im Walde schlug, das Werk von Künstlerhand mit dem Messer.

Jer 10:4 Mit Silber und Gold verziert er es, mit Nagel und Hammer befestigt er es, damit es nicht wackelt.

Jer 10:5 Sie (die Götzen) sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld, zu reden nicht fähig. Sie müssen getragen werden, denn sie können nicht gehen. Fürchtet euch vor ihnen nicht, sie wirken kein Unheil, aber auch Gutes tun können sie nicht!"

Jer 10:6 Nichts, o Herr, ist dir gleich; groß bist du, und groß ist dein Name an Kraft!

Jer 10:7 Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Ja, dir kommt es zu! Denn bei allen Weisen der Völker, in all ihren Reichen ist nichts so wie du!

Jer 10:8 Jene sind insgesamt töricht und dumm. Der erzieherische Wert der Götzen - Holz ist er!

Jer 10:9 Dünngehämmertes Silber, aus Tarsis eingeführt, und Gold aus Ophir, ein Werk aus der Hand des Künstlers und Goldschmieds; violetter und roter Purpur ist ihr Kleid; das Werk von weisen Männern sind sie alle.

Jer 10:10 Doch der Herr ist wahrer Gott, ein lebendiger Gott und ewiger König! Vor seinem Groll erbebt die Erde, die Völker halten seinen Zorn nicht aus.

Jer 10:11 So sollt ihr von jenen sprechen: "Die Götter, die Himmel und Erde nicht schufen, sollen verschwinden von der Erde und unter dem Himmel!"

Jer 10:12 Er schuf die Erde in seiner Kraft, er gründete das Weltall durch seine Weisheit, durch seine Einsicht spannte er den Himmel aus.

Jer 10:13 Erschallt seine Stimme, dann brausen die Wasser am Himmel; er läßt vom Rande der Erde die Wolken aufsteigen, Blitze erschafft er zum Regen, entsendet aus seinen Kammern den Wind.

Jer 10:14 Dumm steht da jeder Mensch, bar der Erkenntnis; ob des Götzenbildes ist jeder Goldschmied beschämt; denn seine Bilder sind Trug, in ihnen steckt kein Lebensodem.

Jer 10:15 Wahn sind sie, nur Spottgebilde! Zur Zeit ihrer Heimsuchung verschwinden sie.

Jer 10:16 Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist! Er ist ja der Schöpfer des Weltalls und Israel der ihm eigene Stamm. "Herr der Heerscharen" ist sein Name.

Jer 10:17 Vom Boden hebe dein Bündel (du Stadt), die du in der Belagerung sitzest!

Jer 10:18 Denn so spricht der Herr: "Fürwahr, ich schleudere dieses Mal die Einwohner des Landes hinweg und bringe sie in Bedrängnis, damit sie sich finden lassen!"

Jer 10:19 "Wehe mir ob meines Zusammenbruchs! Meine Wunde ist unheilbar. Ich aber hatte gemeint: Es ist nur eine Erkrankung; ich werde sie ertragen!

Jer 10:20 Mein Zelt ist verwüstet, alle Zeltstricke rissen entzwei. Meine Kinder gingen weg von mir und sind nicht mehr; niemand spannt mein Gezelt wieder aus, richtet meine Zeltdecken wieder auf.

Jer 10:21 Denn die Hirten waren so töricht; sie suchten den Herrn nicht, darum hatten sie auch kein Glück; ihre Herde ward völlig zerstreut.

Jer 10:22 Horch, eine Nachricht kommt an und gewaltiges Brausen vom Nordland her: Judas Städte sollen zur Wüste werden, ein Aufenthaltsort für Schakale!

Jer 10:23 Ich weiß, o Herr, daß der Mensch seinen Weg nicht in seiner Gewalt hat, daß es keinem Pilger gelingt, seinen Schritt zu bestimmen.

Jer 10:24 Züchtige mich, o Herr, doch nur nach Gebühr, nicht aber in deinem Zorn! Denn sonst machst du mich zu elend.

Jer 10:25 Gieße deinen Zorn aus über die Völker, die dich nicht kennen, und über Geschlechter, die deinen Namen nicht anrufen! Denn sie haben Jakob gefressen und völlig aufgerieben und seine Auen verwüstet."

 

Jeremias Kapitel 11

 

Jer 11:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging:

Jer 11:2 "Höret die Worte dieses Bundes! Rede sie zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem

Jer 11:3 und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht der Mann, der nicht hört auf die Worte dieses Bundes,

Jer 11:4 die ich euren Vätern gebot, als ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, aus dem Eisenschmelzofen, nämlich: Höret auf meine Stimme und handelt nach allem, was ich euch gebiete; dann seid ihr mein Volk, und ich bin euer Gott!

Jer 11:5 Nur so kann ich den Eid aufrechterhalten, den ich euren Vätern geschworen habe, ihnen ein Land zu verleihen, das von Milch und Honig fließt, wie es heute der Fall ist." Ich aber antwortete und sprach: "So sei es, o Herr!"

Jer 11:6 Da sprach der Herr zu mir: "Verkünde laut alle diese Worte in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem: Höret die Worte dieses Bundes und haltet sie!

Jer 11:7 Denn ich habe doch euren Vätern, schon als ich sie aus dem Lande Ägypten fortführte, und bis heute immer wieder nachdrücklich eingeschärft: Höret auf meine Stimme!

Jer 11:8 Doch sie hörten nicht hin, und sie neigten ihr Ohr nicht, sondern folgten Mann für Mann dem Starrsinn ihres bösen Herzens. Da brachte ich über sie alle Worte dieses Bundes, den ich ihnen zu halten befahl, den sie aber nicht hielten."

Jer 11:9 Ferner sprach der Herr zu mir: "Es bildete sich eine Verschwörung unter den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem.

Jer 11:10 Sie kehrten zurück zu den Sünden ihrer Vorfahren, die sich weigerten, auf meine Worte zu hören. Auch sie liefen ja anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen. Das Haus Israel und das Haus Juda brachen meinen Bund, den ich mit ihren Vätern schloß."

Jer 11:11 Darum spricht der Herr: "Seht, ich bringe Unheil über sie, dem sie nicht entweichen können; schreien sie dann zu mir, so werde ich nicht auf sie hören.

Jer 11:12 Die Städte Judas und die Bewohner von Jerusalem mögen dann hingehen und zu den Göttern schreien, denen sie geräuchert haben! Sie werden ihnen aber zur Zeit ihrer Not nicht im geringsten helfen können.

Jer 11:13 Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter, Juda; soviel Gassen Jerusalem hat, soviel Altäre habt ihr für den Schandgott errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern!

Jer 11:14 Du aber bete nicht für dieses Volk und lege keine flehentliche Fürbitte für sie ein! Denn ich höre nicht, wenn du mich ihrer Not wegen anrufst!

Jer 11:15 Was tut mein Liebling in meinem Haus, da er doch Arglist verübt? Können Zehnt und Opferfleisch dein Unheil abwenden, daß du dann jubeln kannst?"

Jer 11:16 Einen üppigen Ölbaum, schön an Gestalt, hatte der Herr dich genannt. Wenn das große Getöse erschallt, legt er Feuer an ihn, und seine Zweige werden häßlich.

Jer 11:17 Der Herr der Heerscharen, der dich gepflanzt, droht dir mit Unheil ob der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda, die sie eigenmächtig verübten, um mich zu kränken, indem sie dem Baal räucherten.

Jer 11:18 Der Herr machte es mir kund, und ich wußte es. Damals ließest du mich ihre Anschläge durchschauen.

Jer 11:19 Ich war wie ein argloses Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte es nicht, daß sie gegen mich Anschläge planten: "Laßt uns den Baum im Safte vernichten! Wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebendigen, daß seines Namens nicht mehr gedacht wird!"

Jer 11:20 Herr der Heerscharen, du richtest gerecht, du prüfest Nieren und Herz. Könnte ich doch deine Rache an ihnen sehen; denn dir stellte ich meine Sache anheim.

Jer 11:21 So spricht der Herr wider die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten, indem sie sagen: "Du sollst nicht als Prophet im Namen des Herrn wirken, sonst stirbst du durch unsere Hand!"

Jer 11:22 So spricht der Herr der Heerscharen: "Wahrlich, ich will sie zur Rechenschaft ziehen! Die jungen Männer sollen sterben durchs Schwert, ihre Söhne und Töchter sterben vor Hunger!

Jer 11:23 Ein Überrest verbleibt ihnen nicht; denn ich verhänge Unheil über die Leute von Anatot im Jahr ihrer Heimsuchung."

 

Jeremias Kapitel 12

 

Jer 12:1 Du bist im Recht, o Herr, bei meinem Streit mit dir! Aber einige Rechtsfragen möchte ich mit dir besprechen: Warum ist der Ruchlosen Weg von Erfolg gekrönt, sind sorglos alle, die treulos handeln?

Jer 12:2 Du pflanzest sie ein, sie schlagen Wurzel, sie wachsen heran und tragen auch Frucht; in ihrem Munde bist du ihnen nah, von ihrem Innern dagegen weit entfernt.

Jer 12:3 Du, o Herr, kennst und durchschaust mich doch, du hast erprobt, wie mein Herz an dir hängt. Raffe sie fort wie Schafe zur Schlachtung, weihe sie für den Tag des Mordens!

Jer 12:4 Wie lange soll das Land vertrocknen und das Gewächs verdorren auf jeglicher Flur? Ob der Bosheit seiner Einwohner schwinden Landtiere und Vögel dahin. Denn jene denken: Er sieht unsere Zukunft nicht.

Jer 12:5 "Wenn du beim Wettlauf mit Fußgängern schon müde wirst, wie willst du dann mit Rossen wettrennen? Wenn du dich zwar im friedlichen Lande sicher fühlst, wie wirst du dich verhalten im Dickicht des Jordans?

Jer 12:6 Selbst deine Brüder und Verwandten sind wider dich falsch, auch sie schreien laut hinter dir her. Trau ihnen nicht, auch wenn sie mit dir freundlich sprechen!"

Jer 12:7 "Ich lasse mein Haus im Stich, ich verstoße mein Erbteil, meinen Herzensliebling gebe ich hin in seiner Feinde Gewalt.

Jer 12:8 Mein Erbteil wird mir wie ein Löwe im Wald. Es erhebt wider mich seine Stimme; darum muß ich es hassen.

Jer 12:9 Ist denn mein Erbteil ein Buntvogel, daß Raubvögel sich rings darauf stürzen? Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes, kommet zum Fraß!

Jer 12:10 Hirten in großer Zahl haben meinen Weinberg verheert, zertreten mein Feld, mein herrliches Feld zur öden Wüste gemacht.

Jer 12:11 Sie verwandelten es in Ödland; verödet trauert es vor mir. Das ganze Land ist verwüstet, doch zu Herzen nimmt es sich niemand.

Jer 12:12 Über alle Höhen der Wüste drangen die Verwüster ein. Denn ein Schwert hat der Herr, das frißt von einem Ende der Erde zum andern. Kein Mensch bleibt unversehrt.

Jer 12:13 Sie säten Weizen, und Dornen ernteten sie; vergeblich mühten sie sich ab. Beschämt sind sie mit ihrer Ernte ob der Zornglut des Herrn."

Jer 12:14 So spricht der Herr: "Alle meine üblen Nachbarn, die das Erbe antasten, das ich meinem Volke Israel zu eigen gab - siehe, ich reiße sie aus ihrem Boden; aber auch das Haus Juda reiße ich aus ihrer Mitte heraus.

Jer 12:15 Habe ich sie dann ausgerissen, so will ich mich ihrer wieder erbarmen und bringe einen jeden in sein Eigentum und in sein Heimatland zurück.

Jer 12:16 Lernen sie dann eifrig die Bräuche meines Volkes, so daß sie bei meinem Namen schwören: "So wahr der Herr lebt!" gleichwie sie mein Volk gelehrt haben, zu schwören beim Baal, so sollen sie inmitten meines Volkes aufgebaut werden!

Jer 12:17 Gehorchen sie indes nicht, so reiße ich ein solches Volk völlig aus und vernichte es" - Spruch des Herrn.

 

Jeremias Kapitel 13

 

Jer 13:1 So sprach der Herr zu mir: "Gehe hin, kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Lenden, aber ins Wasser tauche ihn nicht!"

Jer 13:2 Ich kaufte dem Auftrag des Herrn gemäß den Gürtel und legte ihn mir um die Lenden.

Jer 13:3 Da erging das Wort des Herrn an mich zum zweitenmal:

Jer 13:4 "Nimm den gekauften Gürtel, den du um die Lenden trägst, mache dich auf den Weg an den Euphrat, und verstecke ihn dort in einer Felsspalte!"

Jer 13:5 Ich wanderte hin und verbarg ihn am Euphrat, wie der Herr mir befohlen hatte.

Jer 13:6 Nach langer Zeit sprach der Herr zu mir: "Mache dich auf den Weg an den Euphrat und hole von dort den Gürtel, den ich dich daselbst verstecken ließ!"

Jer 13:7 Da wanderte ich an den Euphrat, suchte nach und holte den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Doch siehe, der Gürtel war verfault, zu nichts mehr zu gebrauchen.

Jer 13:8 Da erging an mich das Wort des Herrn:

Jer 13:9 "So spricht der Herr: Ebenso will ich die große Pracht Judas und Jerusalems verderben.

Jer 13:10 Dieses bösartige Volk, das sich weigert, meine Worte zu hören, das dem Starrsinn seines Herzens folgt und anderen Göttern nachläuft, ihnen zu dienen und sie anzubeten, soll wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr verwendbar ist.

Jer 13:11 Denn wie sich der Gürtel an die Lenden des Mannes anschmiegt, so wollte ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda sich mir anschmiegen lassen" - Spruch des Herrn. "Sie sollten mein Volk, mein Ruhm, Preis und Schmuck sein; aber sie hörten nicht!

Jer 13:12 Rede zu ihnen diesen Spruch: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder Krug wird mit Wein gefüllt! Wenn sie dir dann erwidern: "Wissen wir nicht selbst, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?",

Jer 13:13 so sage ihnen: So spricht der Herr: Wohlan, ich fülle alle Bewohner dieses Landes, die Könige auf Davids Thron, die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit.

Jer 13:14 Ich zerschmettere sie, einen am andern, Väter und Söhne gemeinsam" - Spruch des Herrn. "Ohne Schonung, ohne Mitleid, ohne Erbarmen will ich sie vertilgen."

Jer 13:15 Hört und merkt auf! Seid nicht hochmütig; denn der Herr ist es, der redet.

Jer 13:16 Zollet dem Herrn, eurem Gott, Ehrerbietung, bevor es dunkelt, bevor eure Füße sich stoßen auf Bergen im Zwielicht und ihr dann auf Licht harrt, während er es zur Finsternis macht und wandelt in Dunkel!

Jer 13:17 Hört ihr aber nicht, so muß ich in der Verborgenheit weinen ob eures Hochmuts; mein Auge muß weinen und Tränen vergießen, da die Herde des Herrn gefangen weggeführt wird.

Jer 13:18 Sprecht zum König und zur Gebieterin: "Setzt euch tief hinunter; denn es sinkt von eurem Haupt eure prachtvolle Krone!

Jer 13:19 Die Städte des Südens sind verschlossen, und niemand ist da, der öffnet. Weggeführt wird ganz Juda, vollzählig weggeführt."

Jer 13:20 Erhebe deine Augen, Jerusalem, und schau, wie sie kommen von Norden! Wo bleibt die Herde, die dir anvertraut war, deine prachtvollen Schafe?

Jer 13:21 Was sagst du, wenn man jene als Herren über dich setzt, die du als Buhlen an dich gewöhnt hast? Ergreifen dich nicht Wehen wie eine gebärende Frau?

Jer 13:22 Und denkst du bei dir: Warum traf mich denn solches?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld wird deine Schleppe aufgedeckt, wird dein Leib geschändet.

Jer 13:23 Ändert wohl ein Mohr seine Hautfarbe oder seine Flecken ein Leopard? Dann könntet auch ihr noch Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid!

Jer 13:24 "Zerstreuen will ich euch wie fortfliegende Spreu, wenn der Wüstenwind weht.

Jer 13:25 Dies ist dein Schicksal, dein von meiner Seite dir zugemessener Lohn" - Spruch des Herrn -, "denn du vergaßest mich und trautest dem Trug.

Jer 13:26 So hebe ich dir die Schleppe auf bis übers Gesicht, daß deine Schande sichtbar wird,

Jer 13:27 deine Ehebrecherei, dein geiles Wiehern, dein schändliches Buhlen! Auf den Hügeln, auf dem Felde erblickte ich deine Greuel! Weh dir, Jerusalem, weil du nicht rein wirst! Wie lange geht es noch so?"

 

Jeremias Kapitel 14

 

Jer 14:1 Dies ist das Wort des Herrn, das an Jeremias erging aus Anlaß der Dürre:

Jer 14:2 "Es trauert Juda, und seine Tore verfallen, sie trauern am Boden; in die Höhe steigt Jerusalems Schrei.

Jer 14:3 Seine Edlen schicken ihre Diener nach Wasser; sie kommen zu den Brunnen, doch Wasser finden sie nicht, sie kehren mit leeren Krügen zurück. Verlegen sind sie und enttäuscht, verhüllen das Haupt.

Jer 14:4 Wegen des Ackerbodens sind sie bestürzt, denn kein Regen fiel auf das Land. Die Bauern sind beschämt und verhüllen ihr Haupt.

Jer 14:5 Ja, selbst die Hirschkuh im Feld verläßt das geworfene Kalb, weil kein Grün mehr wächst.

Jer 14:6 Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie Schakale. Ihre Augen erlöschen, denn es gibt kein Futter."

Jer 14:7 "Zwar klagen uns unsere Sünden an, doch handle, o Herr, deinem Namen zulieb! Denn vielfach sind unsere Treulosigkeiten, womit wir uns gegen dich verfehlt!

Jer 14:8 Du, Israels Hoffnung, sein Retter zur Zeit der Not, warum bist du wie ein Fremder im Lande und wie ein Wanderer, der zur Nachtruhe einkehrt?

Jer 14:9 Warum bist du wie ein wehrloser Mann, wie einer, der nicht zu helfen vermag? Du bist doch in unserer Mitte, o Herr, nach deinem Namen sind wir benannt! Verlaß uns nicht!"

Jer 14:10 So spricht der Herr von diesem Volk: "So recht hin- und herzuschweifen, das haben sie gern; ihre Füße schonen sie nicht; doch hat der Herr kein Gefallen an ihnen. Nun gedenkt er ihrer Schuld und sucht ihre Sünden heim."

Jer 14:11 Der Herr sprach zu mir: "Bete nicht für dieses Volk um Heil!

Jer 14:12 Fasten sie, so höre ich nicht auf ihr Flehen; bringen sie Brand- und Speiseopfer dar, so habe ich kein Gefallen daran; vielmehr durch Schwert, Hunger und Pest mache ich ihnen ein Ende."

Jer 14:13 Da sprach ich: "Ach, Gebieter und Herr, fürwahr, die Propheten sagen zu ihnen: Ihr werdet kein Schwert schauen, Hungersnot wird euch nicht treffen, sondern gesicherten Wohlstand verleihe ich euch an diesem Ort!"

Jer 14:14 Da sprach der Herr zu mir: "Lüge weissagen die Propheten in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt und nicht beauftragt; zu ihnen habe ich nicht gesprochen. Falsche Schau, nichtige Wahrsagerei, selbstersonnenen Trug weissagen sie euch.

Jer 14:15 Darum spricht der Herr gegen die Propheten, die in meinem Namen ohne Sendung durch mich weissagen: "Schwert und Hunger kommen nicht in dieses Land!" Durch Schwert und Hunger finden diese Propheten ihr Ende.

Jer 14:16 Die Leute aber, denen sie etwas weismachen, werden in den Gassen Jerusalems liegen, hingestreckt durch Hunger und Schwert; niemand wird sie begraben, und zwar sie selbst, ihre Frauen, ihre Söhne und Töchter. So gieße ich ihr Unheil über sie aus.

Jer 14:17 Du sollst zu ihnen dieses Wort sprechen: Tränen vergießen meine Augen bei Tag und bei Nacht; sie können sich nicht beruhigen. Denn schwerem Zusammenbruch erlag die Jungfrau, die Tochter meines Volkes, einem ungemein schmerzhaften Schlag.

Jer 14:18 Geh' ich hinaus aufs Feld, siehe da, Schwertdurchbohrte! Komme ich heim zur Stadt, siehe da, Hungerqualen! Selbst Propheten und Priester werden in ein Land geschleift, das sie nicht kennen!"

Jer 14:19 "Verwarfst du Juda denn ganz und gar, bist du überdrüssig an Sion? Warum schlugst du uns, daß es keine Heilung mehr für uns gibt? Wir harren auf Heil - doch Gutes kommt nicht - und auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Bestürzung!

Jer 14:20 Unsere Ruchlosigkeit erkennen wir, Herr, die Schuld unserer Ahnen, daß wir gegen dich uns verfehlt.

Jer 14:21 Deinem Namen zulieb verschmähe uns nicht, entweihe nicht deiner Herrlichkeit Thron! Gedenke deines Bundes mit uns und löse ihn nicht!

Jer 14:22 Gibt es denn Regenspender unter den Götzen der Heiden, oder läßt der Himmel von selbst den Regen strömen? Bist nicht du es, o Herr, unser Gott? Wir harren auf dich; denn du hast dies alles erschaffen."

 

Jeremias Kapitel 15

 

Jer 15:1 Der Herr sprach zu mir: "Wenn auch Moses und Samuel vor mein Antlitz träten, so würde mein Herz sich diesem Volke nicht mehr zuwenden. Schicke sie weg von mir, sie sollen gehen!

Jer 15:2 Fragen sie dich dann: "Wohin sollen wir gehen?", so sage zu ihnen: So spricht der Herr: "Wer für den Tod bestimmt ist, zum Tod, wer für das Schwert bestimmt ist, zum Schwert, wer für den Hunger bestimmt ist, zum Hunger, wer für die Gefangenschaft bestimmt ist, zur Gefangenschaft."

Jer 15:3 Vier Dinge bestelle ich wider sie" - Spruch des Herrn: "Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Fortschleifen, die Vögel des Himmels und das Feldgetier zum Fressen und zum Vertilgen.

Jer 15:4 Und ich gebe sie hin allen Reichen der Erde zur Mißhandlung wegen des Manasse, des Hiskiasohnes, des Königs von Juda, zur Strafe für das, was er in Jerusalem verübte."

Jer 15:5 "Wer hat mit dir, Jerusalem, Mitleid, wer bedauert dich? Wer kehrt bei dir ein, nach deinem Ergehen zu fragen?

Jer 15:6 Verstoßen hast du mich" - Spruch des Herrn - "und mir den Rücken gewandt. So habe ich denn meine Hand wider dich ausgestreckt und dich vernichtet; ich ward müde der Nachsicht.

Jer 15:7 Mit der Schaufel worfelte ich sie in den Toren des Landes; ich machte mein Volk kinderlos, ließ es verderben, weil es von seinen Wegen sich nicht bekehrte.

Jer 15:8 Seine Witwen wurden mir zahlreicher als der Meeressand. Ich brachte über sie, über Mutter und Jüngling, den Verwüster am hellen Mittag, ließ jäh Schrecken und Angst sie befallen.

Jer 15:9 Die siebenmal geboren hatte, sank dahin, ihr Leben verhauchend. Ihr sank die Sonne, als es noch Tag war, sie wurde gedemütigt und enttäuscht. Den Rest von ihnen gebe ich dem Schwert preis vor ihren Feinden" - Spruch des Herrn.

Jer 15:10 Weh mir, meine Mutter, daß du mich gebarst, den Mann des Streites und Zankes für alle Welt! Ich bin niemands Gläubiger oder Schuldner; doch alle verfluchen mich.

Jer 15:11 Fürwahr, o Herr, ich diente dir doch aufs beste, trat ein bei dir sogar für den Feind zur Zeit des Unglücks und zur Zeit der Not.

Jer 15:12 ["Kann man Eisen zertrümmern, Eisen vom Norden, und Erz?

Jer 15:13 Deinen Besitz und deine Schätze gebe ich der Plünderung preis als Entgelt für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet.

Jer 15:14 Ich mache dich deinen Feinden dienstbar in einem Land, das dir unbekannt ist. Denn in meiner Nase lodert ein Feuer; gegen euch ist es entbrannt."]

Jer 15:15 Du weißt es, Herr! Gedenke meiner und achte auf mich! Nimm Rache für mich an meinen Verfolgern! Bei deiner Langmut raffe mich nicht weg; wisse, daß ich deinetwegen Schmach ertrage!

Jer 15:16 Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie; zur Wonne ward mir dein Ausspruch und zur Freude meines Herzens, weil ich nach deinem Namen benannt bin, Herr, Gott der Heere!

Jer 15:17 Ich sitze nicht jubelnd im Kreise der Fröhlichen; einsam sitze ich unter dem Druck deiner Hand; denn du erfülltest mich mit (deinem) Zorn.

Jer 15:18 Warum soll ewig dauern mein Schmerz, meine Wunde unheilbar sein, ohne Aussicht auf Gesundung? Wie ein Trugbach wurdest du mir, wie ein unzuverlässiges Wasser.

Jer 15:19 Darum sprach der Herr also: "Kehrst du um, so lasse ich dich wieder vor mir stehen; redest du Kostbares und nicht Wertloses, dann sollst du wieder mein Mund sein! Jene sollen nach dir sich richten, du aber richte dich nicht nach ihnen!

Jer 15:20 Und ich mache dich für dieses Volk zur ehernen, befestigten Mauer. Mögen sie auch gegen dich kämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin bei dir, um dir zu helfen und dich zu retten" - Spruch des Herrn.

Jer 15:21 "Ich befreie dich aus der Bösen Gewalt, erlöse dich aus der Faust der Gewaltmenschen."

 

Jeremias Kapitel 16

 

Jer 16:1 Es erging das Wort des Herrn an mich:

Jer 16:2 "Du sollst keine Frau nehmen und keine Söhne und Töchter haben an diesem Ort!

Jer 16:3 Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, und über ihre Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, die sie in diesem Lande zeugen:

Jer 16:4 Auf qualvolle Art müssen sie sterben, man wird sie nicht beklagen und nicht begraben; als Mist liegen sie auf dem Boden, durch Schwert und Hunger kommen sie um; ihre Leichen werden zu einem Fraß für die Vögel des Himmels und die Tiere des Landes."

Jer 16:5 Ja, so sprach der Herr: "Betritt kein Trauerhaus, geh nicht zur Totenklage, und bekunde niemandem Beileid; denn ich habe diesem Volke mein Wohlwollen entzogen" - Spruch des Herrn -, "die Huld und auch das Erbarmen.

Jer 16:6 In diesem Lande muß groß und klein sterben; man wird sie nicht begraben und nicht beklagen, niemand ritzt sich um ihretwillen die Haut, und niemand schert sich das Kopfhaar.

Jer 16:7 Man wird keinem das Trauerbrot brechen, um ihn zu trösten wegen eines Verstorbenen, und man reicht ihm nicht den Trostbecher um seines Vaters und seiner Mutter willen.

Jer 16:8 Auch ein Haus, in dem ein Gastmahl stattfindet, darfst du nicht betreten, um mit den Leuten beim Essen und Trinken zu sitzen!

Jer 16:9 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Fürwahr, ich bringe zum Verstummen an diesem Ort vor euren Augen und in euren Tagen Jubelruf und Freudenruf, das Jauchzen des Bräutigams und der Braut!

Jer 16:10 Tust du nun diesem Volke all diese Worte kund, und fragen sie dich: "Warum droht der Herr uns all dieses große Unheil an? Worin besteht unsere Schuld und Sünde, die wir gegen den Herrn, unseren Gott, begingen?",

Jer 16:11 dann sprich zu ihnen: Eure Väter verließen mich" - Spruch des Herrn - "und liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und beteten sie an, mich aber ließen sie im Stich, und mein Gesetz beobachteten sie nicht.

Jer 16:12 Ihr aber triebet es noch schlimmer als eure Väter; siehe, jeder von euch folgte dem Starrsinn seines bösen Herzens, ohne auf mich zu hören.

Jer 16:13 Darum schleuderte ich euch fort aus diesem Land in ein Land, das euch und euren Vätern unbekannt war. Dort möget ihr anderen Göttern dienen bei Tag und bei Nacht, während ich euch kein Erbarmen schenke!"

Jer 16:14 ["Darum siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da wird es nicht mehr heißen: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt hat",

Jer 16:15 sondern man wird sagen: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus dem Nordland heraufgeführt hat und aus allen Ländern, wohin er sie versprengt hatte!" Ich bringe sie in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern verliehen habe."]

Jer 16:16 "Fürwahr, ich sende nach zahlreichen Fischern" - Spruch des Herrn -, "die fischen sie weg; hernach sende ich nach vielen Jägern, die werden nach ihnen jagen von jedem Berg und von jedem Hügel herab und aus den Felsklüften heraus.

Jer 16:17 Denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet. Sie sind mir nicht verborgen, und ihre Schuld ist meinen Augen nicht verhüllt.

Jer 16:18 So vergelte ich zunächst in entsprechendem Maße ihre Schuld und Sünde, weil sie mein Land entweihten durch das Aas ihrer Scheusale und ihrer Greueltaten, die mein Erbteil erfüllen."

Jer 16:19 "Herr, meine Stärke und meine Burg, meine Zuflucht am Tage der Not, Völker kommen zu dir vom Ende der Erde und sprechen: "Unsere Väter besaßen nur Trug, Wahngestalten und nichtsnutzige Götzen!

Jer 16:20 Kann ein Mensch sich Götter machen? Das sind doch keine Götter!"

Jer 16:21 "Darum wohlan, ich bringe sie zur Erkenntnis, meine Stärke und Macht will ich ihnen diesmal zeigen! Sie sollen erkennen, daß mein Name "Herr" ist."

 

Jeremias Kapitel 17

 

Jer 17:1 "Judas Sünde ist aufgeschrieben mit einem Griffel von Eisen, mit diamantenem Stift eingegraben auf die Tafel ihres Herzens, auf die Hörner ihrer Altäre

Jer 17:2 [, wie auch ihre Söhne gedenken ihrer Altäre und Ascheren bei jedem grünen Baum und auf den hochragenden Hügeln

Jer 17:3 der Berge im Gelände]. Deinen Besitz und all deine Schätze gebe ich der Plünderung preis als Entgelt für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet. (15,13)

Jer 17:4 Deine Hand mußt du lassen von deinem Erbe, das ich dir verlieh. Ich mache dich deinen Feinden dienstbar in einem Land, das dir unbekannt ist. Denn in meiner Nase lodert ein Feuer, für immer ist es entbrannt." (15,14)

Jer 17:5 So spricht der Herr: "Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut und auf gebrechliches Fleisch sich stützt und dessen Gesinnung vom Herrn abweicht!

Jer 17:6 Er ist einem kahlen Strauch in der Steppe gleich, nimmer erlebt er, daß Gutes kommt; er wohnt im dürren Wüstenland, auf salzigem, unbewohnbarem Boden.

Jer 17:7 Gesegnet der Mann, der auf den Herrn vertraut und dessen Zuflucht der Herr ist!

Jer 17:8 Er gleicht dem Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln ausstreckt am Bach. Er fürchtet sich nicht, wenn die Hitze kommt, sein Laubwerk bleibt grün; auch in dürren Jahren wird ihm nicht bang, und unaufhörlich trägt er Früchte.

Jer 17:9 Ränkevoll ohnegleichen ist das Herz und verkommen, wer begreift es?

Jer 17:10 Ich, der Herr, durchforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem zu vergelten nach seinem Wandel, wie sein Tun es verdient."

Jer 17:11 Einem Rebhuhn, das ausbrütet, was es nicht gelegt, gleicht einer, der Reichtum erwirbt durch Unrecht. In seines Lebens Mitte muß er ihn lassen, an seinem Ende steht er als Tor da.

Jer 17:12 Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, Stätte unseres Heiligtums,

Jer 17:13 du Israels Hoffnung, o Herr! Wer dich verläßt, wird beschämt; in den Staub wird geschrieben, wer von dir weicht; denn sie verließen den Herrn, den Quell des sprudelnden Wassers.

Jer 17:14 Heile mich, Herr, und ich bin heil, hilf mir, und mir wird Hilfe zuteil! Denn mein Lobpreis bist du!

Jer 17:15 Siehe, jene sprechen zu mir: "Wo ist denn das Wort des Herrn, es erfülle sich doch!"

Jer 17:16 Ich aber habe mich nicht entzogen dem Amte des Hirten in deinem Dienst und wünschte den Unheilstag nicht herbei. Du weißt es: Was mir über die Lippen kam, ward vor deinem Antlitz offenbar!

Jer 17:17 Werde mir nicht zum Entsetzen, du, meine Zuflucht am Tage des Unheils!

Jer 17:18 Meine Verfolger seien beschämt, aber ich nicht! Sie sollen erschrecken, nicht aber ich! Bring über sie den Unheilstag und laß sie zerbrechen mit doppeltem Zusammenbruch!

Jer 17:19 So sprach der Herr zu mir: "Geh und stelle dich an das Tor der Söhne des Volkes, durch das die Könige von Juda ein- und ausziehen, und an alle Tore Jerusalems!

Jer 17:20 Sprich zu ihnen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige Judas, Leute von Juda und Bewohner Jerusalems, alle, die ihr durch diese Tore kommt!

Jer 17:21 So spricht der Herr: Hütet euch um eures Lebens willen, am Sabbattag Lasten zu tragen und sie in die Tore Jerusalems hineinzubringen!

Jer 17:22 Bringt auch am Sabbattag keine Last aus euren Häusern weg und verrichtet keinerlei Arbeit! Heilighalten sollt ihr vielmehr den Sabbattag, wie ich euren Vätern befohlen habe!

Jer 17:23 Diese freilich gehorchten nicht und machten ihr Ohr nicht geneigt, sondern versteiften ihren Nacken, ohne zu gehorchen und Zucht anzunehmen.

Jer 17:24 Wenn ihr nun wirklich auf mich hört" - Spruch des Herrn - "und am Sabbattag keine Last in die Tore dieser Stadt bringt und so den Sabbattag heiligt und keinerlei Arbeit an ihm verrichtet,

Jer 17:25 dann werden durch die Tore dieser Stadt Könige einziehen, die auf Davids Thron sitzen und mit Wagen und Rossen fahren, sie und ihre Fürsten, die Männer von Juda und die Bewohner Jerusalems, und diese Stadt wird ewig bestehen.

Jer 17:26 Dann kommen von den Städten Judas und der Umgebung Jerusalems, vom Lande Benjamin, aus der Niederung, vom Gebirge und aus dem Südland Leute und bringen Brand-, Schlacht- und Speiseopfer und Weihrauch herbei; auch Dankopfer bringen sie dar im Hause des Herrn.

Jer 17:27 Hört ihr aber nicht auf mich und haltet ihr den Sabbat nicht heilig, tragt Lasten und kommt damit in die Tore Jerusalems am Sabbattag, dann lege ich Feuer an seine Tore, damit es Jerusalems Paläste fresse und nicht mehr erlösche."

 

Jeremias Kapitel 18

 

Jer 18:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging:

Jer 18:2 "Auf, gehe hinab zum Haus des Töpfers! Dort lasse ich dich meine Worte vernehmen."

Jer 18:3 Da ging ich hinab zum Haus des Töpfers; der war gerade bei der Arbeit an der Töpferscheibe.

Jer 18:4 Mißriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte - wie das so geht beim Ton in des Töpfers Hand -, so begann er erneut und machte ein anderes Gefäß daraus, wie es der Töpfer für angemessen hielt.

Jer 18:5 Da erging das Wort des Herrn an mich:

Jer 18:6 "Kann ich es nicht mit euch so machen wie dieser Töpfer da, Haus Israel?" - Spruch des Herrn. "Fürwahr, wie der Lehm in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel.

Jer 18:7 Bald drohe ich einem Volke oder einem Reiche an, daß ich es entwurzle, zerstöre und vernichte.

Jer 18:8 Bekehrt sich aber jenes Volk, dem ich gedroht habe, von seiner Bosheit, so gereut mich des Unheils, das ich ihm anzutun gedachte.

Jer 18:9 Bald verheiße ich einem Volke oder einem Reiche, daß ich es aufbaue und pflanze.

Jer 18:10 Tut es aber dann, was mir mißfällt, indem es nicht auf meine Stimme hört, dann gereut mich des Guten, das ich ihm zu tun verheißen habe.

Jer 18:11 Rede nun zu den Männern von Juda und den Bewohnern Jerusalems: So spricht der Herr: Seht, ich forme als Töpfer wider euch Unheil und fasse einen Plan gegen euch! Kehre doch ein jeder um von seinem bösen Wege! Bessert euren Wandel und eure Werke!"

Jer 18:12 Indes antworteten sie: "Umsonst! Unseren eigenen Plänen wollen wir folgen und Mann für Mann nach dem Starrsinn unseres bösen Herzens handeln!"

Jer 18:13 Darum spricht der Herr folgendes: "Fraget nach bei den Völkern, wer je solches gehört hat! Ganz entsetzliche Dinge vollbrachte die Jungfrau Israel.

Jer 18:14 Weicht denn das Gestein der Flur, der Schnee des Libanon, oder versiegen fließende Wasser, sprudelnde Quellen?

Jer 18:15 Ja, vergessen hat mich mein Volk, sie räuchern den nichtigen Götzen. Doch ich lasse sie straucheln auf ihren Wegen, den altgewohnten Bahnen, so daß sie Pfade schreiten müssen auf ungebahntem Weg.

Jer 18:16 Ich mache ihr Land zur Wüstenei, zum Gespött für ewig; wer immer vorbeikommt, entsetzt sich darüber und schüttelt das Haupt.

Jer 18:17 Dem Ostwind gleich versprenge ich sie vor dem Feind. Ich zeige ihnen den Rücken und nicht das Gesicht am Tage ihres Verderbens."

Jer 18:18 Da sprachen sie: "Kommt, laßt uns Pläne schmieden gegen Jeremias! Denn die Weisung ist nicht gewichen vom Priester und der Rat vom Weisen und das Wort vom Propheten! Wohlan, schlagen wir ihn mit seiner eigenen Zunge, und geben wir acht auf jedes seiner Worte!"

Jer 18:19 O Herr, beachte du mich, vernimm die Rede meiner Widersacher!

Jer 18:20 Darf man denn Gutes vergelten mit Bösem? Denn sie haben mir eine Grube gegraben. Gedenke, wie ich vor dein Antlitz trat, um zu ihren Gunsten zu reden, um deinen Unmut von ihnen zu wenden!

Jer 18:21 Darum gib ihre Söhne dem Hungertod preis und überliefere sie der Gewalt des Schwertes! Kinderlos seien ihre Frauen und verwitwet, ihre Männer von der Seuche erwürgt, ihre Jünglinge erschlagen vom Schwert im Kampf!

Jer 18:22 Aus ihren Häusern erschalle Klagegeschrei, wenn du plötzlich raubende Horden über sie bringst! Denn sie haben eine Grube gegraben, um mich zu fangen, meinen Füßen haben sie Schlingen gelegt.

Jer 18:23 Du aber, Herr, kennst ja genau ihren ganzen Mordplan gegen mich. Verzeih ihnen nicht ihre Schuld, lösche ihre Sünde nicht aus vor dir! Sie mögen stürzen vor deinem Antlitz! Zur Zeit deines Zornes tritt gegen sie auf!

 

Jeremias Kapitel 19

 

Jer 19:1 So sprach der Herr zu mir: "Gehe hin und kaufe dir einen irdenen Krug, nimm mit dir einige Älteste aus dem Volk und von den Priestern,

Jer 19:2 und gehe hinaus zum Tal Ben-Hinnom an den Eingang des Scherbentores! Verkündige dort die Worte, die ich zu dir rede!

Jer 19:3 Sprich: Höret das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda und ihr Bewohner Jerusalems! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Fürwahr, ich bringe Unheil über diese Stätte, daß jedem, der davon hört, die Ohren gellen.

Jer 19:4 Sie verließen mich ja, haben diesen Ort mir entfremdet und brachten an ihm anderen Göttern, von denen sie selbst, ihre Väter und die Könige von Juda früher nichts wußten, Rauchopfer dar und erfüllten diese Stätte mit dem Blut von Unschuldigen.

Jer 19:5 Sie errichteten die Opferstätte des Baal, um ihre Söhne im Feuer als Brandopfer für den Baal zu verbrennen, was ich nicht geboten und nicht befohlen habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist.

Jer 19:6 Darum werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da diese Stätte nicht mehr Tophet und Tal Ben-Hinnom heißen wird, sondern "Würgetal".

Jer 19:7 Dann vereitle ich den Plan Judas und Jerusalems an dieser Stätte. Ich lasse sie durch das Schwert vor ihren Feinden fallen, und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ich gebe ihre Leichname den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß.

Jer 19:8 Ich mache diese Stadt zum Gegenstand des Entsetzens und des Spottes: Wer immer an ihr vorübergeht, wird entsetzt sein und über all ihre Schicksalsschläge spotten.

Jer 19:9 Das Fleisch ihrer Söhne und das Fleisch ihrer Töchter gebe ich ihnen zur Nahrung; einer wird sich vom Fleisch des andern ernähren in der Drangsal und Not, die ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, über sie bringen.

Jer 19:10 Zerschmettere den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gegangen sind!

Jer 19:11 Sprich zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ebenso zerschmettere ich dieses Volk und diese Stadt da, wie man Töpfergeschirr zerbricht, so daß es nicht wiederhergestellt werden kann. Das Tophet wird als Begräbnisstätte dienen, weil es zum Begraben keinen Platz mehr gibt.

Jer 19:12 So will ich mit diesem Orte verfahren" - Spruch des Herrn - "und mit seinen Bewohnern, indem ich diese Stadt dem Tophet gleichmache.

Jer 19:13 Die Häuser von Jerusalem und die Häuser der Könige Judas sollen unrein werden und gleich der Stätte des Tophet, alle die Häuser, auf deren Dächern man dem ganzen Himmelsheere räucherte und fremden Göttern Trankopfer spendete."

Jer 19:14 Jeremias aber kehrte vom Tophet, wohin ihn der Herr mit prophetischem Auftrag gesandt hatte, zurück, trat in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprach zum ganzen Volke:

Jer 19:15 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Wahrlich, ich bringe über diese Stadt und über alle zu ihr gehörigen Orte sämtliches Unheil, das ich ihr angedroht habe! Denn sie versteiften ihren Nacken und hörten nicht auf meine Worte."

 

Jeremias Kapitel 20

 

Jer 20:1 Es hörte aber der Priester Paschchur, der Sohn des Immer, der Oberaufseher im Hause des Herrn, wie Jeremias diese Worte weissagte.

Jer 20:2 Da ließ Paschchur den Propheten Jeremias schlagen und in den Block legen. Dieser befand sich am oberen Benjaminstor am Hause des Herrn.

Jer 20:3 Am anderen Morgen entließ Paschchur den Jeremias aus dem Block. Da wandte sich Jeremias an ihn: "Nicht mehr Paschchur nennt dich der Herr, sondern "Grauen ringsum".

Jer 20:4 Denn so spricht der Herr: Fürwahr, ich gebe dich dem Grauen preis, dich selbst und all deine Freunde! Diese werden fallen durch das Schwert ihrer Feinde, und du mußt mit eigenen Augen zusehen. Ganz Juda aber überliefere ich der Gewalt des Königs von Babel. Der führt sie nach Babel fort und erschlägt sie mit dem Schwert.

Jer 20:5 Ich überliefere den ganzen Besitz dieser Stadt, ihr gesamtes Gut, alle ihre Kostbarkeiten und alle Schätze der Könige von Juda der Gewalt ihrer Feinde; sie sollen sie plündern, fortschleppen und nach Babel bringen.

Jer 20:6 Du aber, Paschchur, und alle deine Hausgenossen, ihr werdet in die Verbannung gehen! Nach Babel kommst du, und dort stirbst du und wirst dort begraben, du und all deine Freunde, denen du lügnerisch geweissagt hast."

Jer 20:7 Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich ergriffen und überwältigt! Zum Gelächter bin ich den ganzen Tag, jedermann höhnt über mich!

Jer 20:8 Ja, sooft ich rede, muß ich aufschreien, "Gewalt und Bedrückung" muß ich rufen; denn des Herrn Wort ward mir zum Schimpf und Spott jeden Tag.

Jer 20:9 Sagte ich aber: Ich will nicht mehr denken an ihn und nicht mehr reden in seinem Namen, so ward es in meinem Innern wie brennendes Feuer, verschlossen in meinem Gebein. Müde bin ich, es zu ertragen, ich kann es nicht mehr.

Jer 20:10 Ich höre ja das Flüstern der Vielen: "Grauen ringsum! Meldet es, wir zeigen ihn an!" Alle, die mir befreundet sind, lauern auf meinen Fall: "Man kann ihn vielleicht betören, daß wir uns seiner bemächtigen und unsere Rache nehmen an ihm!"

Jer 20:11 Doch der Herr steht mir zur Seite wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und obsiegen nicht. Sie sind vollkommen beschämt, weil sie nichts erreichen, gehüllt in dauernde, unvergeßliche Schmach.

Jer 20:12 Und du, Herr der Heere, der du den Gerechten prüfst, der du siehst Nieren und Herz, laß mich deine Rache an ihnen sehen; denn dir stellte ich meine Sache anheim.

Jer 20:13 Singet dem Herrn, rühmet den Herrn! Denn er rettet das Leben des Armen aus der Übeltäter Gewalt.

Jer 20:14 Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren; der Tag, da mich meine Mutter gebar, sei nicht gesegnet!

Jer 20:15 Verflucht der Mann, der meinem Vater die Frohbotschaft brachte: "Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!" und ihn damit hoch erfreute!

Jer 20:16 Es ergehe jenem Tage wie den Städten, die der Herr erbarmungslos zerstört hat; er höre Wehgeschrei am Morgen und Kriegslärm um die Mittagszeit,

Jer 20:17 weil er mich nicht tötete im Mutterleib, daß meine Mutter mir wäre zum Grab geworden und ihr Schoß für ewig schwanger!

Jer 20:18 Warum denn kam ich aus dem Mutterleib hervor, um Mühsal nur und Kummer zu erleben, da meine Tage mir in Schmach zerrinnen?

 

Jeremias Kapitel 21

 

Jer 21:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging, als der König Zidkia den Paschchur, den Sohn des Malkija, und den Priester Zephanja, den Sohn des Maaseja, zu ihm sandte und ihn ersuchte:

Jer 21:2 "Befrage doch den Herrn für uns! Denn Nebukadnezar, der König von Babel, führt Krieg wider uns; vielleicht handelt der Herr an uns wie bei seinen früheren Wundertaten, so daß er von uns abziehen muß."

Jer 21:3 Da antwortete ihnen Jeremias: "Berichtet Zidkia folgendes:

Jer 21:4 So spricht der Herr, der Gott Israels: "Wahrlich, ich wende in eurer Hand die Kriegswaffen um, mit denen ihr wider den König von Babel und die euch belagernden Kaldäer draußen vor der Mauer kämpft; ich bringe sie in das Innere dieser Stadt zurück!

Jer 21:5 Ich selbst kämpfe wider euch mit ausgestreckter Hand und starkem Arm, mit Zorn, Ingrimm und großer Wut.

Jer 21:6 Ich schlage die Bewohner dieser Stadt, sowohl Menschen als auch Vieh; an einer furchtbaren Seuche sollen sie sterben!

Jer 21:7 Danach", so lautet des Herrn Spruch, "überliefere ich den Zidkia, den König von Juda, seine Knechte und seine Leute, die in dieser Stadt von der Seuche, dem Schwert und dem Hungertod verschont blieben, in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babel, in die Gewalt ihrer Feinde und in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie schlagen mit scharfem Schwert ohne Mitleid, ohne Schonung und Gnade.""

Jer 21:8 Zu diesem Volk sollst du sagen: "So spricht der Herr: Seht, den Weg des Lebens und den Weg des Todes stelle ich euch zur Wahl:

Jer 21:9 Wer in dieser Stadt bleibt, stirbt durch das Schwert, durch Hunger oder Pest. Wer aber hinausgeht und sich den Kaldäern, die euch belagern, ergibt, bleibt erhalten und hat sein Leben als Beute gewonnen.

Jer 21:10 Denn ich habe mein Antlitz wider diese Stadt gerichtet zum Unheil und nicht zum Heil" - Spruch des Herrn. "Der Gewalt des Königs von Babel wird sie überliefert, und der wird sie in Asche legen."

Jer 21:11 Zum Königshaus von Juda sprich: "Höret das Wort des Herrn,

Jer 21:12 Haus David! So spricht der Herr: Haltet jeden Morgen gerechtes Gericht; aus der Hand des Bedrückers rettet den Beraubten! Sonst bricht wie Feuer mein Zorn aus und brennt, und niemand kann löschen.

Jer 21:13 Siehe, ich komme über dich, die du eingesenkt wohnst auf dem Felsstock der Ebene" - Spruch des Herrn. "Ihr jedoch sprecht: "Wer kann uns überfallen, und wer dringt in unsere Wohnungen ein?"

Jer 21:14 Ich suche euch heim, wie eure Taten es verdienen" - Spruch des Herrn. "Ich lege Feuer an ihren Wald, daß es ihre ganze Umgebung verzehrt."

 

Jeremias Kapitel 22

 

Jer 22:1 So sprach der Herr: "Steige hinab zum Palaste des Königs von Juda und verkünde daselbst folgende Weisung

Jer 22:2 und sprich: Vernimm das Wort des Herrn, König von Juda, der du auf dem Thron Davids sitzest, und zwar du selbst, deine Diener und deine Leute, die durch diese Tore kommen!

Jer 22:3 So spricht der Herr: Schafft Recht und Gerechtigkeit und rettet den Beraubten aus der Hand des Bedrückers! Fremdlinge, Waisen und Witwen bedrängt und mißhandelt nicht und vergießt kein schuldloses Blut an dieser Stätte!

Jer 22:4 Nein, befolgt vielmehr genau diese Weisung! Dann werden durch die Tore dieses Palastes Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen, die mit Wagen und Rossen einherfahren.

Jer 22:5 Hört ihr aber auf diese Worte nicht, dann schwöre ich bei mir selbst" - Spruch des Herrn -: "Zur Trümmerstätte wird dieser Palast!"

Jer 22:6 Denn so spricht der Herr über den Palast des Königs von Juda: "Du bist mir zwar (kostbar) wie Gilead, wie der Gipfel des Libanon; doch wahrlich, ich mache dich zur Wüste, zum unbewohnten Land.

Jer 22:7 Verderber bestelle ich wider dich, einen jeden mit seiner Axt. Deine erlesenen Zedern hauen sie um und werfen sie in das Feuer."

Jer 22:8 Wenn dann viele Volksscharen an dieser Stadt vorüberziehen und einander fragen: "Warum verfuhr der Herr derartig mit dieser großen Stadt?",

Jer 22:9 dann wird man erwidern: "Weil sie den Bund mit dem Herrn, ihrem Gott, verlassen, fremde Götter angebetet und ihnen gedient haben."

Jer 22:10 Weinet nicht um den Toten, haltet um ihn keine Trauer! Bitter weinet um den, der fortzieht; denn nimmer kehrt er zurück und sieht nie wieder sein Heimatland!

Jer 22:11 Denn so spricht der Herr über Sallum, den Sohn Josias, den König von Juda, der seinem Vater Josia in der Königsherrschaft folgte: "Der fortzog von dieser Stätte, kehrt nie mehr dahin zurück;

Jer 22:12 er stirbt vielmehr an dem Ort, wohin man ihn wegführte, und dieses Land sieht er nicht wieder."

Jer 22:13 "Weh dem, der sein Haus mit Unrecht baut, seine Obergemächer mit Rechtlosigkeit, der seinen Nächsten umsonst sich mühen läßt und ihm seinen Lohn vorenthält,

Jer 22:14 der spricht: "Ich baue mir ein geräumiges Haus und weite Obergemächer", der daran Fenster ausbricht, es mit Zedernholz täfelt und rot bemalt.

Jer 22:15 Bist du König geworden, um dich eifrig mit Zedernbauten zu beschäftigen? Hat dein Vater nicht auch gegessen und getrunken? Und doch übte er Recht und Gerechtigkeit; da ging es ihm gut.

Jer 22:16 Er vertrat des Armen und Elenden Recht; da war es gut. Heißt nicht dies mich wirklich erkennen?" - Spruch des Herrn.

Jer 22:17 "Dagegen richten sich deine Augen und dein Herz ausschließlich auf deinen Gewinn und auf der Unschuldigen Blut, das du vergießest, auf Gewalt und Bedrückung, die du verübst."

Jer 22:18 So spricht denn der Herr über Jojakim, den Sohn des Josia, den König von Juda: "Totenklage hält man ihm nicht: "Ach, mein Bruder, ach, Schwester!", nein, um ihn klagt man nicht: "Ach, der Gebieter, ach, seine Majestät!"

Jer 22:19 Ein Eselsbegräbnis wird er erhalten; man schleift ihn hinweg und wirft ihn hin außerhalb der Tore Jerusalems."

Jer 22:20 Auf den Libanon steige und schreie, in Basan erhebe deinen Ruf! Schreie von den Abarimbergen herab, daß all deine Freunde zerschmettert sind!

Jer 22:21 Ich redete dir zu, als du noch sorglos warst; du hast erwidert: "Ich höre nicht!" Dies war dein Benehmen von Jugend auf, daß du nicht hörtest auf meine Stimme.

Jer 22:22 All deine Hirten weidet der Wind, und deine Freunde müssen in die Verbannung. Dann kommst du in Schmach und Schande ob all deiner Bosheit.

Jer 22:23 Die du auf dem Libanon thronst, auf den Zedern dein Nest hast, wie wirst du stöhnen, wenn dich Wehen befallen, Krämpfe wie bei einer Gebärenden!

Jer 22:24 "So wahr ich lebe" - Spruch des Herrn -, "wenn auch Konjahu (Jojachin), der Sohn Jojakims, der König von Juda, ein Siegelring wäre an meiner Rechten, ich risse dich von da hinweg!

Jer 22:25 Ich gebe dich in die Gewalt derer, die dir nach dem Leben trachten, und in die Gewalt derer, vor denen dir bangt: in die Hand des Königs Nebukadnezar von Babel und in die Hand der Kaldäer.

Jer 22:26 Ich schleudere dich und deine Mutter, die dich geboren, fort in ein fremdes Land, das nicht eure Heimat ist, und daselbst müßt ihr sterben.

Jer 22:27 Aber in das Land, wohin sie sehnlichst heimkehren möchten, dorthin kehren sie niemals zurück.

Jer 22:28 Ist denn dieser Mann Konjahu ein verachtetes, zerschlagenes Gefäß oder ein Gerät, das niemand mag? Warum wird er weggeschleudert und hingeworfen in ein Land, das ihm unbekannt ist?"

Jer 22:29 Land! Land! Land! Höre das Wort des Herrn!

Jer 22:30 So spricht der Herr: "Diesen Mann schreibt als kinderlos ein, als Mann, der im Leben ohne Erfolg war! Denn keinem seiner Nachkommen wird es gelingen, auf dem Throne Davids zu sitzen und in Juda wieder zu herrschen!"

 

Jeremias Kapitel 23

 

Jer 23:1 "Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen!" - Spruch des Herrn.

Jer 23:2 Darum spricht der Herr, der Gott Israels, wider die Hirten, die mein Volk weiden: "Ihr seid es, die meine Schafe zerstreuten und auseinanderjagten und sich um sie nicht kümmerten. Wartet, nun will ich euch heimsuchen um eurer bösen Taten willen" - Spruch des Herrn.

Jer 23:3 "Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, in die ich sie versprengt habe, und bringe sie wieder auf ihre Aue, daß sie sich mehren und zahlreich werden.

Jer 23:4 Ich bestelle ihnen Hirten, die sie hüten sollen; sie brauchen sich dann nicht mehr zu fürchten und zu ängstigen, und man wird keines mehr vermissen" - Spruch des Herrn.

Jer 23:5 "Fürwahr, Tage werden kommen" - Spruch des Herrn -, "da lasse ich dem David einen gerechten Sproß erstehen; als König herrscht er in Weisheit, im Lande vollbringt er Recht und Gerechtigkeit.

Jer 23:6 Heil kommt über Juda in seinen Tagen, und Israel wohnt in Sicherheit; dies ist der Name, den man ihm gibt: "Herr, unsere Gerechtigkeit!"

Jer 23:7 Darum seht, es kommen Tage", - Spruch des Herrn -, "da sagt man nicht mehr: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt hat",

Jer 23:8 sondern: "So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen anderen Ländern, wohin ich sie versprengte, heraufgeführt und heimgebracht hat, damit sie wieder auf ihrem Heimatboden wohnen.""

Jer 23:9 Den Propheten gilt: In meiner Brust bricht mir das Herz, alle meine Glieder zittern; wie ein Betrunkener bin ich, wie ein Mensch, den der Wein übermannt, vor dem Antlitz des Herrn und seinen heiligen Worten:

Jer 23:10 "Das Land ist mit Ehebrechern gefüllt; ja, ihretwegen vertrocknet das Land, sind verdorrt die Auen der Trift. Ihr Streben ist Bosheit, ihre Stärke ist Unrecht.

Jer 23:11 Ja, selbst Prophet und Priester sind gottlos, sogar in meinem Hause fand ich ihre Bosheit" - Spruch des Herrn.

Jer 23:12 "Darum wird ihnen ihr Weg wie ein schlüpfriger Pfad; im Dunkel stürzen sie hin und fallen darauf. Denn Unheil bringe ich über sie in ihrer Heimsuchungszeit" - Spruch des Herrn.

Jer 23:13 "Bei Samarias Propheten bemerkte ich Ärgerliches; sie prophezeiten beim Baal und verführten mein Volk Israel.

Jer 23:14 Bei den Propheten Jerusalems aber sah ich Grauenhaftes: Ehebruch, lügenhaftes Verhalten und Bestärkung der Übeltäter, daß keiner von seiner Bosheit sich abwendet. Sie sind für mich alle wie Sodom und seine Bewohner wie Gomorra."

Jer 23:15 Darum spricht der Herr der Heere wider die Propheten: "Fürwahr, mit Wermut speise ich sie, und mit Giftwasser tränke ich sie! Denn von den Propheten Jerusalems ist die Ruchlosigkeit ausgegangen über das ganze Land!"

Jer 23:16 So spricht der Herr der Heerscharen: "Auf Prophetenworte höret nicht hin, denn sie betören euch nur; sie verkünden selbsterdachte Offenbarung, die nicht aus dem Munde des Herrn kam.

Jer 23:17 Den Verächtern des Wortes des Herrn verheißen sie: "Euch wird Heil zuteil!" Wer seines Herzens Starrsinn folgt, dem sagen sie: "Über euch bricht kein Unheil herein!"

Jer 23:18 Wer von ihnen steht im Rate des Herrn, daß er ihn sähe und sein Wort hörte? Wer hat sein Wort vernommen und kann es künden?

Jer 23:19 Fürwahr, ein Sturm vom Herrn bricht los, ein Wirbelsturm; über das Haupt der Gottlosen braust er dahin.

Jer 23:20 Der Zorn des Herrn wendet sich nicht, bis daß er vollbracht und vollführt seines Herzens Plan; am Ende der Tage erkennt ihr es deutlich!

Jer 23:21 Ich sandte diese Propheten nicht, aber sie laufen dennoch; ich redete nicht zu ihnen, aber sie weissagen trotzdem.

Jer 23:22 Hätten sie gestanden in meinem Rat, so würden sie meine Worte meinem Volk verkünden und es von seinem bösen Wandel bekehren und von seinen schlimmen Taten.

Jer 23:23 Bin ich denn nur aus der Nähe ein Gott" - Spruch des Herrn - "und nicht vielmehr ein Gott aus der Ferne?

Jer 23:24 Oder kann sich einer in Verstecken verbergen, so daß ich ihn nicht sehen kann?" - Spruch des Herrn. "Bin nicht ich es, der Himmel und Erde erfüllt?" - Spruch des Herrn.

Jer 23:25 "Ich habe gehört, was die Propheten reden, die in meinem Namen Lüge weissagen: "Ich hatte einen Traum, ja, einen Traum hatte ich!"

Jer 23:26 Wie lange noch (treiben sie es so)? Ist denn etwas Echtes im Herzen der Propheten, die Lüge weissagen und den Trug ihres Herzens?

Jer 23:27 Sie haben die Absicht, durch ihre Träume, die sie einander erzählen, meinen Namen bei meinem Volk in Vergessenheit zu bringen, wie auch ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen.

Jer 23:28 Der Prophet, der einen Traum hat, erzählt nur einen Traum, wer aber mein Wort hat, redet in Wahrheit mein Wort. Was hat denn das Stroh mit dem Korn zu tun?" - Spruch des Herrn.

Jer 23:29 "Ist nicht mein Wort wie ein brennendes Feuer" - Spruch des Herrn -, "wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?

Jer 23:30 Darum, fürwahr, trete ich auf gegen die Propheten" - Spruch des Herrn -, "die einander meine Worte wegstehlen!

Jer 23:31 Ich trete auf gegen die Propheten" - Spruch des Herrn -, "die ihre Zunge loslassen und Prophetensprüche reden!

Jer 23:32 Ja, ich trete auf gegen die Propheten mit ihren Lügenträumen" - Spruch des Herrn -, "sie erzählen dieselben und führen mein Volk durch ihre Lügen und ihr Geschwätz in die Irre. Ich sandte sie nicht und beauftragte sie nicht, und einen Nutzen bringen sie diesem Volk in keiner Weise" - Spruch des Herrn.

Jer 23:33 "Fragt dich dieses Volk [Prophet oder Priester]: "Was ist der Lastspruch des Herrn?", so erwidere ihnen: "Ihr seid die Last, und ich werfe euch ab"" - Spruch des Herrn.

Jer 23:34 "Den Propheten aber und den Priester und die Laien, die "Last des Herrn" sagen, suche ich strafend heim samt ihrem Haus" - Spruch des Herrn.

Jer 23:35 So sollt ihr zueinander, einer dem andern gegenüber, sprechen: "Was hat der Herr geantwortet?" oder "Was hat der Herr geredet?"

Jer 23:36 Aber "Last des Herrn" gebraucht fürderhin nicht mehr! Denn darf sein Wort für jemand zur Last werden, so daß ihr die Worte des lebendigen Gottes, unseres Gottes, des Herrn der Heere, verdrehen dürftet?

Jer 23:37 Sprich also zum Propheten: "Was hat der Herr dir geantwortet?" oder: "Was hat der Herr geredet?"

Jer 23:38 Sagt ihr aber "Last des Herrn", so spricht der Herr dazu folgendes: "Ihr bedient euch dieses Wortes "Last des Herrn", obwohl ich euch verbieten ließ, "Last des Herrn" zu sagen;

Jer 23:39 darum hebe ich euch auf und schleudere euch und die Stadt, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, hinweg von meinem Antlitz!

Jer 23:40 Immerwährende Schmach verhänge ich über euch und ewige Schande, die unvergessen bleibt."

 

Jeremias Kapitel 24

 

Jer 24:1 Der Herr zeigte mir in einer Schau zwei Feigenkörbe, die vor dem Tempel des Herrn standen. Es war in der Zeit, nachdem Nebukadnezar, der König von Babel, den Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt den Fürsten Judas und den Schmieden und Schlossern von Jerusalem fortgeführt und nach Babel verschleppt hatte.

Jer 24:2 In dem einen Korb waren ganz vorzügliche Feigen nach Art der Frühfeigen, im zweiten Korb dagegen befanden sich vollkommen verdorbene Feigen, so daß sie ungenießbar waren.

Jer 24:3 Der Herr fragte mich: "Was siehst du, Jeremias?" Ich entgegnete: "Feigen! Die guten Feigen sind ganz vortrefflich, die verdorbenen aber ganz schlecht, so daß man sie nicht essen kann."

Jer 24:4 Da erging das Wort des Herrn an mich:

Jer 24:5 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie diese guten Feigen, so schaue ich die verbannten Judäer, die ich von dieser Stätte ins Land der Kaldäer fortgeschickt habe, huldvoll an.

Jer 24:6 Ich richte meine Blicke gnädig auf sie und führe sie heim in dieses Land; ich baue sie auf und zerstöre sie nicht mehr, pflanze sie ein und reiße sie nicht mehr aus.

Jer 24:7 Ich schenke ihnen ein Herz, mich zu erkennen, nämlich, daß ich der Herr bin. Dann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zu mir bekehren.

Jer 24:8 Aber wie die schlechten Feigen, die verdorben und ungenießbar waren" - spricht der Herr -, "so behandle ich Zidkia, den König von Juda, samt seinen Fürsten und dem Rest von Jerusalem, denen, die in diesem Lande verblieben, und denen, die sich im Lande Ägypten seßhaft machten.

Jer 24:9 Ich mache sie zum Entsetzen für alle Reiche der Erde, zum Schimpf und Spott, zum Hohn und Fluch an allen Orten, wohin ich sie verstoße.

Jer 24:10 Ich sende unter sie das Schwert, den Hunger und die Pest, bis sie vollkommen aus dem Lande, das ich ihnen und ihren Vätern verliehen habe, vertilgt sind."

 

Jeremias Kapitel 25

 

Jer 25:1 Das Wort, das im vierten Jahr des Jojakim, des Sohnes Josias, des Königs von Juda - es war das erste Regierungsjahr Nebukadnezars, des Königs von Babel - an Jeremias wider das ganze Volk Juda erging

Jer 25:2 und das der Prophet Jeremias zum gesamten Volke von Juda und zu allen Bewohnern Jerusalems redete:

Jer 25:3 "Seit dem 13. Jahre des Josia, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis heute, dreiundzwanzig Jahre lang, erging des Herrn Wort an mich. Immer wieder und wieder habe ich zu euch geredet, [ihr aber habt nicht gehört.

Jer 25:4 Der Herr sandte alle seine Knechte, die Propheten, immer wieder zu euch, aber ihr habt nicht gehört und euer Ohr nicht hingeneigt, um zu hören.]

Jer 25:5 Bekehrt euch doch, jeder von seinem bösen Wandel und seinem schlimmen Tun; dann bleibt ihr auf dem Boden wohnen, den der Herr euch und euren Vätern für immerwährende Zeiten gegeben hat!"

Jer 25:6 "Lauft nicht hinter anderen Göttern her, ihnen zu dienen und sie anzubeten, und kränkt mich nicht durch eurer Hände Werk, damit ich euch nichts Übles antun muß!

Jer 25:7 Aber ihr habt nicht auf mich gehört" - Spruch des Herrn -, "ihr kränkt mich durch eurer Hände Werk, euch selbst zum Unheil."

Jer 25:8 Darum spricht der Herr der Heere: "Weil ihr nicht auf meine Worte gehört habt,

Jer 25:9 seht, so sende ich nun hin und hole alle Nordstämme herbei" [Spruch des Herrn -, "Nebukadnezar, den König von Babel, meinen Knecht]. Ich lasse sie über dieses Land und seine Bewohner und über alle Völker ringsum hereinbrechen. Ich vollstrecke an ihnen den Bann und mache sie zu einem Gegenstand des Grauens, des Spottes und des Hohnes für immer.

Jer 25:10 Ich lasse bei ihnen verschwinden Jubelruf und Freudenruf, die Stimme des Bräutigams und der Braut, das Geräusch der Handmühle und das Licht der Lampe.

Jer 25:11 Dieses ganze Land wird zur Trümmerstätte, zur Wüste, und diese Völker werden dem König von Babel siebzig Jahre lang untertan sein.

Jer 25:12 [Nach Ablauf der siebzig Jahre aber vergelte ich am König von Babel und jenem Volk" - Spruch des Herrn - "ihre Schuld, auch am Land der Kaldäer, und mache es zu einer Wüstenei für immer.]

Jer 25:13 Ich erfülle dann an diesem Land all meine Worte, die ich über es verkündet habe, alles, was in diesem Buche geschrieben steht [, was Jeremias über alle Völker geweissagt hat.

Jer 25:14 Denn große Völker und machtvolle Könige werden auch jene zur Dienstbarkeit zwingen; so vergelte ich ihnen, was sie taten und was ihre Hände verübten]."

Jer 25:15 Denn so sprach der Herr, der Gott Israels, zu mir: "Nimm diesen Becher voll Zornwein aus meiner Hand, und laß alle Völker, zu denen ich dich sende, davon trinken!

Jer 25:16 Trinken sollen sie, taumeln und von Sinnen kommen vor dem Schwert, das ich unter sie schicke!"

Jer 25:17 Da nahm ich den Becher aus der Hand des Herrn und ließ alle Völker trinken, zu denen der Herr mich sandte:

Jer 25:18 Jerusalem und die Städte Judas, seine Könige und seine Fürsten, um sie zum Trümmerhaufen zu machen, zum Gegenstande des Grauens, des Hohns und des Fluches, wie es heute der Fall ist,

Jer 25:19 den Pharao, den König von Ägypten, samt seinen Knechten und Fürsten und seinem ganzen Volk,

Jer 25:20 das gesamte Völkergemisch und alle Könige des Landes Uz, alle Könige des Philisterlandes, Askalon und Gaza, Ekron und den Überrest von Asdod,

Jer 25:21 Edom, Moab und die Ammoniter,

Jer 25:22 alle Könige von Tyrus und alle Könige von Sidon und die Könige der Küste jenseits des Meeres,

Jer 25:23 Dedan, Tema, Bus und alle mit gestutztem Haarrand,

Jer 25:24 alle Könige Arabiens und alle Könige des Völkergemischs, die in der Steppe wohnen,

Jer 25:25 alle Könige Simris, alle Könige von Elam und alle Könige von Medien,

Jer 25:26 endlich alle Könige des Nordens, die nahen und die fernen, einen nach dem andern, und alle Reiche der Welt, die es auf dem Erdboden gibt. Doch der König von Scheschak (d. h. Babel) soll nach ihnen trinken.

Jer 25:27 Rede zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Trinket, daß ihr trunken werdet und ausspeien und fallen müßt und nicht wieder aufsteht vor dem Schwert, das ich unter euch sende!

Jer 25:28 Weigern sie sich aber, den Becher aus deiner Hand zu nehmen und zu trinken, dann sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ihr müßt dennoch trinken!

Jer 25:29 Denn siehe, bei der Stadt, die nach mir benannt ist, beginne ich mit dem Unheil, und ihr solltet da verschont bleiben? Nein, nicht werdet ihr verschont bleiben; denn ich rufe das Schwert wider alle Bewohner der Erde" - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Jer 25:30 "All diese Drohungen tu ihnen kund und wende dich an sie: Aus der Höhe herab brüllt der Herr, seinen Ruf läßt er schallen von seiner heiligen Wohnstatt. Mächtig brüllt er über seiner Aue; einen Zuru stimmt er an wie Keltertreter. Zu allen Bewohnern der Erde

Jer 25:31 dringt das Getöse, ja bis ans Ende der Erde; denn Streit hat der Herr mit den Völkern, er hält Gericht über alles Fleisch, er überliefert die Frevler dem Schwert" - Spruch des Herrn.

Jer 25:32 So spricht der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, Unheil schreitet von Volk zu Volk, ein gewaltiger Sturm bricht los von den Enden der Erde.

Jer 25:33 Die Erschlagenen des Herrn liegen alsdann von einem Ende der Erde bis zum anderen. Nicht beklagt man sie, man sammelt sie nicht, kein Begräbnis wird ihnen zuteil; sie dienen als Mist auf dem Acker.

Jer 25:34 Heult, ihr Hirten, und schreit! Duckt euch, ihr Lenker der Herde! Denn die Zeit ist da, euch zu schlachten und euch zu zerschmettern, so daß ihr stürzt wie ein Prachtgefäß.

Jer 25:35 Keine Flucht ist möglich den Hirten, kein Entrinnen den Lenkern der Herde.

Jer 25:36 Horch, wie die Hirten schreien und die Lenker der Herde heulen! Denn der Herr verheert ihre Weide.

Jer 25:37 Zerstört sind die friedlichen Auen vor dem glühenden Zorne des Herrn.

Jer 25:38 Wie ein Löwe verläßt er sein Dickicht; denn zur Wüste wurde ihr Land vor seinem verheerenden Schwert und vor der Glut seines Zornes.

 

Jeremias Kapitel 26

 

Jer 26:1 Im Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging vom Herrn folgendes Wort:

Jer 26:2 "So spricht der Herr: Stelle dich in den Vorhof des Hauses des Herrn und rede zu den Leuten aus allen Ortschaften Judas, die gekommen sind, um im Hause des Herrn anzubeten, alle Drohworte, deren Verkündigung ich dir befohlen habe; laß kein Wort weg!

Jer 26:3 Vielleicht hören sie und bekehren sich von ihrem bösen Wandel. Dann würde ich vom Unheil absehen, das ich wegen ihrer schlimmen Taten zu schicken plane.

Jer 26:4 So rede denn zu ihnen: So spricht der Herr: Folgt ihr mir nicht und wandelt ihr nicht nach dem Gesetz, das ich euch gegeben habe,

Jer 26:5 indem ihr hört auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, die ich immer wieder zu euch sende, obwohl ihr nicht hören wollt,

Jer 26:6 dann verfahre ich mit diesem Haus wie mit Silo und mache diese Stadt zu einem Fluchwort für alle Völker der Erde."

Jer 26:7 Die Priester und Propheten sowie alles Volk hörten, wie Jeremias diese Worte im Hause des Herrn vortrug.

Jer 26:8 Als nun Jeremias seine Rede beendet hatte, die er im Auftrag des Herrn vor allem Volke halten mußte, da ergriffen ihn die Priester und die Propheten und alles Volk, wobei sie schrieen: "Jetzt mußt du aber sterben!

Jer 26:9 Warum verkündest du im Namen des Herrn: Wie Silo wird es diesem Haus ergehen, und diese Stadt wird verwüstet und menschenleer werden?" Und das ganze Volk rottete sich gegen Jeremias im Hause des Herrn zusammen.

Jer 26:10 Die Würdenträger Judas aber bekamen von diesen Vorgängen zu hören. Sie eilten vom Königspalast zum Hause des Herrn hinauf und nahmen am Eingang des Neuen Tempeltores Platz.

Jer 26:11 Da riefen die Priester und Propheten den Würdenträgern und dem gesamten Volke zu: "Dieser Mann hat den Tod verdient, denn er weissagte wider diese Stadt, wie ihr es mit eigenen Ohren vernommen habt."

Jer 26:12 Jeremias aber entgegnete allen Würdenträgern und dem gesamten Volk: "Der Herr sandte mich, um wider dieses Haus und wider diese Stadt all die Worte zu weissagen, welche ihr gehört habt.

Jer 26:13 Bessert nun euren Wandel und eure Taten, und hört auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, dann läßt sich der Herr des Unheils gereuen, das er euch angedroht hat!

Jer 26:14 Ich selbst bin in eurer Hand. Tut mit mir, was euch gut und recht dünkt!

Jer 26:15 Jedoch müßt ihr wissen, daß ihr, wenn ihr mich tötet, unschuldiges Blut über euch, über diese Stadt und ihre Bewohner bringt. Denn der Herr hat mich wirklich zu euch gesandt, all diese Worte vor euren Ohren zu verkünden."

Jer 26:16 Da sprachen die Würdenträger und das ganze Volk zu den Priestern und Propheten: "Dieser Mann hat den Tod nicht verdient; denn er sprach zu uns im Namen des Herrn, unseres Gottes."

Jer 26:17 Es waren nämlich einige von den Ältesten des Landes aufgestanden und hatten zur gesamten Volksversammlung gesagt:

Jer 26:18 "Micha von Moreschet wirkte in der Zeit des Hiskia, des Königs von Juda, als Prophet. Er sagte zum ganzen Volk von Juda: So spricht der Herr der Heere: "Als Acker wird der Sion gepflügt, zum Trümmerhaufen wird Jerusalem, zur Waldeshöhe der Tempelberg!"

Jer 26:19 Hat ihn etwa Hiskia, der König von Juda, und Gesamtjuda getötet? Hat er nicht vielmehr Gottesfurcht bewiesen und den Herrn zu begütigen gesucht, so daß der Herr sich des Unheils gereuen ließ, das er ihnen angedroht hatte? Und wir sollten ein so furchtbares Unrecht tun zu unserem eigenen Schaden?"

Jer 26:20 Damals trat noch ein anderer Mann im Namen des Herrn als Prophet auf, Uria, der Sohn des Schemaja aus Kirjat-Jearim. Er weissagte wider diese Stadt und dieses Land mit ganz ähnlichen Worten wie Jeremias.

Jer 26:21 Der König Jojakim, seine sämtlichen Heerführer und alle obersten Beamten vernahmen seine drohenden Worte. Daher trachtete ihm der König nach dem Leben. Uria erfuhr es, fürchtete sich und floh nach Ägypten.

Jer 26:22 Der König Jojakim aber sandte Leute nach Ägypten, und zwar Elnatan, den Sohn des Achbor, samt einigen Männern.

Jer 26:23 Sie führten den Uria aus Ägypten weg und schleppten ihn zum König Jojakim. Dieser ließ ihn mit dem Schwert hinrichten und seinen Leichnam zu den Gräbern der gewöhnlichen Leute werfen.

Jer 26:24 Indes schützte Achikam, der Sohn Schaphans, den Jeremias, so daß man ihn nicht der Gewalt des Pöbels zur Ermordung ausliefern konnte.

 

Jeremias Kapitel 27

 

Jer 27:1 Im Anfang der Regierung Zidkias, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging vom Herrn folgendes Wort an Jeremias:

Jer 27:2 "So sprach der Herr zu mir: Mache dir Stricke und Jochhölzer und lege sie dir auf den Nacken!

Jer 27:3 Sende eine Botschaft an den König von Edom, den König von Moab, den König der Ammoniter, den König von Tyrus und den König von Sidon durch ihre Gesandten, die zu Zidkia, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind.

Jer 27:4 Weise sie an, ihren Gebietern folgendes zu sagen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Sprechet so zu euren Gebietern:

Jer 27:5 Ich erschuf die Erde, Menschen und Tiere, die sich auf der Erde befinden, mit meiner gewaltigen Kraft und meinem ausgestreckten Arme und kann sie verleihen, wem ich will.

Jer 27:6 Nunmehr überliefere ich alle diese Länder in die Gewalt meines Knechtes, des Königs Nebukadnezar von Babel; selbst die Tiere des Feldes stelle ich ihm zu Diensten.

Jer 27:7 Alle Völker sollen ihm, seinem Sohn und seinem Enkel dienen, bis die Zeit auch für sein eigenes Land kommt, da große Völker und gewaltige Könige es sich untertan machen.

Jer 27:8 Will aber ein Volk oder ein Reich dem König Nebukadnezar von Babel nicht untertan sein und seinen Nacken nicht unter das Joch des Königs von Babel beugen: Mit Schwert, Hunger und Pest ahnde ich es an jenem Volke" - Spruch des Herrn -, "bis ich es seiner Gewalt überliefert habe.

Jer 27:9 Ihr aber, hört doch nicht auf eure Propheten, eure Wahrsager, eure Träumer, auf eure Zeichendeuter und Zauberer, die zu euch sprechen: "Ihr braucht dem König von Babel nicht zu dienen!"

Jer 27:10 Denn Lüge verkünden sie euch. Dadurch machen sie euch eurer Heimat verlustig, da ich euch verstoßen muß, so daß ihr zugrunde geht.

Jer 27:11 Das Volk aber, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babel beugt und ihm dient, lasse ich auf seiner heimatlichen Scholle wohnen" - Spruch des Herrn -, "es darf sie bebauen und darauf wohnen."

Jer 27:12 Zu Zidkia, dem König von Juda, sprach ich ganz in diesem Sinne folgendes: "Beugt euren Nacken unter das Joch des Königs von Babel und werdet ihm und seinem Volke untertan, dann bleibt ihr am Leben!

Jer 27:13 Warum wollt ihr denn, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest sterben, wie der Herr dem Volke androhte, das dem König von Babel nicht dienen will?

Jer 27:14 Hört nicht auf das Gerede der Propheten, die euch weismachen: "Ihr braucht dem König von Babel nicht dienstbar zu werden!" Denn Lüge verkünden sie euch."

Jer 27:15 "Ich habe sie nicht gesandt" - Spruch des Herrn -, "so daß es Lüge ist, wenn sie in meinem Namen weissagen; die Folge ist, daß ich euch verstoßen muß und ihr zugrunde geht, ihr mitsamt den Propheten, die euch weissagen."

Jer 27:16 Zu den Priestern und zu diesem ganzen Volke sprach ich: "So spricht der Herr: Hört nicht auf die Worte eurer Propheten, die euch weissagen: "Die Geräte des Hauses des Herrn werden jetzt bald von Babel zurückgebracht werden"; denn Lüge verkünden sie euch.

Jer 27:17 Hört nicht auf sie! Werdet dem König von Babel dienstbar, dann bleibt ihr am Leben! Warum soll diese Stadt ein Trümmerhaufen werden?

Jer 27:18 Sind sie Propheten und verfügen sie wirklich über das Wort des Herrn, so mögen sie doch fürbittend beim Herrn der Heerscharen dafür eintreten, daß die Geräte, die im Hause des Herrn und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem verblieben sind, nicht auch noch nach Babel kommen!

Jer 27:19 Denn so spricht der Herr der Heerscharen betreffs der Säulen, des ehernen Meeres, der Gestelle und der übrigen Geräte, die noch in dieser Stadt verblieben sind,

Jer 27:20 die Nebukadnezar, der König von Babel, noch nicht geraubt hat, als er Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, aus Jerusalem nach Babel verschleppte samt allen Vornehmen von Juda und Jerusalem:

Jer 27:21 [Ja, so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, betreffs der Geräte, die noch im Hause des Herrn und im Palast des Königs und in Jerusalem verblieben sind:]

Jer 27:22 "Nach Babel werden sie gebracht, und sie werden dort bleiben bis auf den Tag, da ich mich um sie kümmere" - Spruch des Herrn - "und sie hole und an diese Stätte zurückbringe.""

 

Jeremias Kapitel 28

 

Jer 28:1 Im selben Jahre - es war zu Beginn der Regierung Zidkias, des Königs von Juda, im vierten Jahre -, im fünften Monat sprach Chananja, der Sohn des Assur, der Prophet aus Gibeon, zu Jeremias im Hause des Herrn vor den Priestern und dem ganzen Volke:

Jer 28:2 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.

Jer 28:3 Innerhalb von zwei Jahren bringe ich an diese Stätte zurück alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezar, der König von Babel, hier geraubt und nach Babel gebracht hat.

Jer 28:4 Auch Jechonja, Jojakims Sohn, den König von Juda, und alle nach Babel Verschleppten Judas bringe ich an diesen Ort zurück" - Spruch des Herrn -, "denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel."

Jer 28:5 Da entgegnete der Prophet Jeremias dem Propheten Chananja vor den Priestern und dem ganzen Volke, das im Hause des Herrn stand.

Jer 28:6 Der Prophet Jeremias sagte: "Gewiß, so handle der Herr! Der Herr möge deine Worte, die du verkündet hast, in Erfüllung gehen lassen und bringe die Geräte des Hauses des Herrn und alle Verbannten aus Babel an diese Stätte zurück!

Jer 28:7 Höre jedoch dieses Wort, das ich nun dir und dem gesamten Volk in die Ohren rufe:

Jer 28:8 Die Propheten, die vor mir und vor dir seit je gewirkt haben, weissagten gegen große Länder und gewaltige Reiche von Krieg, Unheil und Pest.

Jer 28:9 Der Prophet aber, der von Heil weissagt, wird erst, wenn das prophetische Wort eintrifft, als solcher erkannt; dann hat der Herr ihn wirklich gesandt."

Jer 28:10 Da nahm der Prophet Chananja das Jochholz vom Nacken des Propheten Jeremias und brach es entzwei.

Jer 28:11 Chananja sprach vor dem ganzen Volke: "So spricht der Herr: Ebenso zerbreche ich das Joch des Königs Nebukadnezar von Babel, und zwar innerhalb zweier Jahre, und nehme es weg vom Nacken aller Völker." Da ging der Prophet Jeremias seines Weges.

Jer 28:12 Nun erging das Wort des Herrn an Jeremias, nachdem der Prophet Chananja das Jochholz vom Nacken des Jeremias genommen und zerbrochen hatte:

Jer 28:13 "Geh hin und sage zu Chananja: So spricht der Herr: Jochstangen aus Holz hast du zerbrochen, aber dafür Jochstangen aus Eisen gefertigt.

Jer 28:14 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ein eisernes Joch zwinge ich dem Nacken aller dieser Völker auf, daß sie Nebukadnezar, dem König von Babel, dienen. [Sie werden ihm dienen, und auch die Tiere des Feldes stelle ich zu seinen Diensten."]

Jer 28:15 Da antwortete der Prophet Jeremias dem Propheten Chananja: "Hör doch, Chananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, und du wiegst dieses Volk in falsche Sicherheit.

Jer 28:16 Darum spricht der Herr: Siehe, ich nehme dich weg vom Erdboden; noch in diesem Jahre wirst du sterben; denn du hast Auflehnung wider den Herrn gepredigt."

Jer 28:17 Der Prophet Chananja starb im selben Jahr im siebten Monat.

 

Jeremias Kapitel 29

 

Jer 29:1 Dies ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremias von Jerusalem aus an den Rest der Ältesten der Verbanntengemeinde, an die Priester, Propheten und das ganze Volk sandte, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel fortgeführt hatte,

Jer 29:2 nachdem der König Jechonja und die Königinmutter, die Hofbeamten, die Würdenträger von Juda und Jerusalem, die Schmiede und Schlosser Jerusalem verlassen hatten.

Jer 29:3 Er schickte den Brief durch Vermittlung des Elasa, des Sohnes Schaphans, und des Gemarja, des Sohnes des Hilkia, welche Zidkia, der König von Juda, nach Babel zu Nebukadnezar, dem König von Babel, sandte:

Jer 29:4 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zur gesamten Verbanntengemeinde, die man von Jerusalem nach Babel weggeführt hat:

Jer 29:5 "Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und verzehrt ihre Frucht!

Jer 29:6 Nehmt Frauen, zeugt Söhne und Töchter, nehmt Frauen für eure Söhne und gebt eure Töchter Männern, daß sie Söhne und Töchter bekommen; ihr sollt euch dort vermehren und nicht vermindern!

Jer 29:7 Bemüht euch um das Wohlergehen des Landes, in das ich euch weggeführt, und betet für dieses zum Herrn; denn auf seinem Wohl beruht euer eigenes Wohl."

Jer 29:8 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Laßt euch nicht täuschen von euren Propheten, die unter euch sind, und von euren Wahrsagern! Höret nicht auf ihre Träume, die sie träumen!

Jer 29:9 Denn Lüge ist, was sie euch in meinem Namen weissagen! Ich habe sie nicht gesandt" - Spruch des Herrn.

Jer 29:10 Ja, so spricht der Herr: "Sind siebzig Jahre für Babel vorbei, dann nehme ich mich euer wieder an und erfülle an euch meine Verheißung, daß ich euch an diese Stätte heimführen werde.

Jer 29:11 Denn ich weiß wohl, welcher Art meine Gedanken über euch sind" - Spruch des Herrn -, "Gedanken des Heils und nicht des Unheils, um euch eine hoffnungsvolle Zukunft zu gewähren.

Jer 29:12 Ruft ihr mich an und wendet ihr euch betend an mich, so will ich euch erhören.

Jer 29:13 Sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt,

Jer 29:14 dann lasse ich mich von euch finden" - Spruch des Herrn. "Ich wende euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe", - Spruch des Herrn - "und führe euch zurück an die Stätte, von der ich euch in die Verbannung schleppen ließ."

Jer 29:15 Ihr wendet nun ein: "Der Herr hat uns in Babel Propheten erweckt."

Jer 29:16 [Denn so spricht der Herr über den König, der auf dem Throne Davids sitzt, und über alles Volk, das noch in dieser Stadt wohnt, nämlich eure Brüder, die nicht mit euch in die Verbannung mußten, -

Jer 29:17 so spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich sende gegen sie Schwert, Hunger und Pest und behandle sie wie abscheuliche Feigen, die zu schlecht sind, als daß man sie genießen könnte.

Jer 29:18 Ich verfolge sie mit Schwert, Hunger und Pest und mache sie zum Entsetzen für alle Reiche der Erde, zum Fluch und Grauen, Spott und Hohn bei allen Völkern, unter die ich sie verstoße.

Jer 29:19 Denn sie hörten nicht auf meine Worte" - Spruch des Herrn - "obgleich ich meine Knechte, die Propheten, immer wieder zu ihnen sandte, freilich ohne daß ihr hörtet" - Spruch des Herrn.

Jer 29:20 So hört doch ihr das Wort des Herrn, all ihr Verbannten, die ich von Jerusalem nach Babel verpflanzt habe!]

Jer 29:21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, von Achab, dem Sohn Kolajas, und von Zidkia, dem Sohn Maasejas, die euch in meinem Namen Lüge weissagen: "Seht, ich liefere sie in die Gewalt des Babelkönigs Nebukadnezar; er wird sie vor euren Augen hinrichten lassen.

Jer 29:22 Und man wird bei allen Verbannten Judas in Babel von ihnen ein Fluchwort herleiten: Der Herr mache dich dem Zidkia und Achab gleich, die der König von Babel im Feuer rösten ließ!

Jer 29:23 "Denn sie verübten Törichtes in Israel, trieben mit den Frauen ihrer Volksgenossen Ehebruch und redeten in meinem Namen Lügenworte, die ich ihnen nicht aufgetragen hatte. Ich selbst weiß das und bezeuge es" - Spruch des Herrn."

Jer 29:24 "Zu dem Nechelamiten Schemaja sprich:

Jer 29:25 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Du hast in deinem eigenen Namen einen Brief an das ganze Volk in Jerusalem und an den Priester Zephanja, den Sohn Maasejas, und an alle Priester geschickt mit folgendem Inhalt:

Jer 29:26 "Der Herr hat dich für den Priester Jojada ins Priesteramt eingesetzt, damit du im Hause des Herrn Aufseher seiest über jeden verrückten Weissager und ihn in Block und Halseisen legst.

Jer 29:27 Warum bist du nun nicht gegen Jeremias aus Anatot eingeschritten, der sich bei euch als Prophet gebärdet?

Jer 29:28 Hat er doch sogar an uns nach Babel eine Botschaft gesandt des Inhalts: Noch lange wird es währen! Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und genießt ihre Frucht!""

Jer 29:29 Der Priester Zephanja aber hatte diesen Brief dem Propheten Jeremias unmittelbar vorgelesen.

Jer 29:30 Da erging die Weisung des Herrn an Jeremias:

Jer 29:31 "Sende eine Botschaft an die Gesamtgemeinde der Verbannten: So spricht der Herr über Schemaja, den Nechelamiten: Schemaja hat euch geweissagt, ohne daß ich ihn sandte, und euch in falsche Sicherheit gewiegt.

Jer 29:32 Darum spricht der Herr: Fürwahr, ich vergelte es an Schemaja, dem Nechelamiten, und seinen Nachkommen; er soll keinen haben, der unter diesem Volke wohnen bleibt und das Glück erleben darf, das ich meinem Volke bereiten werde" - Spruch des Herrn -, "denn er hat Aufruhr gegen den Herrn gepredigt."

 

Jeremias Kapitel 30

 

Jer 30:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging:

Jer 30:2 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Schreibe dir alle Worte, die ich zu dir gesprochen habe, in ein Buch!

Jer 30:3 Denn siehe, es werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da wende ich das Schicksal meines Volkes Israel und Juda", spricht der Herr, "und führe sie zurück in das Land, das ich ihren Vätern zum Besitz verliehen habe."

Jer 30:4 Dies sind die Worte, die der Herr über Israel und Juda spricht:

Jer 30:5 Ja, so spricht der Herr: "Schreckensrufe vernehmen wir, Angst herrscht und Unheil!

Jer 30:6 Fragt doch und schaut, ob wohl ein Mann gebiert! Warum sehe ich jeglichen Mann mit den Händen an den Hüften wie eine gebärende Frau, alle Gesichter entstellt und leichenblaß?

Jer 30:7 Ja, groß ist jener Tag, ganz ohnegleichen! Für Jakob ist es eine Zeit der Not, doch wird er daraus errettet.

Jer 30:8 Alsdann geschieht es" - Spruch des Herrn der Heere -, "da zerbreche ich das Joch von seinem Halse und zerreiße seine Bande, und Fremde machen ihn nicht mehr zum Knecht.

Jer 30:9 Vielmehr dienen sie dann dem Herrn, ihrem Gott, und ihrem König David, den ich ihnen erstehen lasse.

Jer 30:10 Du aber, fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht", spricht der Herr, "Israel, erschrick nicht! Denn sieh, aus der Ferne errette ich dich, deine Nachkommen aus dem Land ihrer Verbannung! Jakob kehrt heim und findet Ruhe, lebt in Sicherheit, und niemand erschreckt ihn.

Jer 30:11 Ja, ich bin mit dir" - Spruch des Herrn - "zu deiner Errettung. Denn ich mache ein Ende mit allen Völkern, unter die ich dich zerstreute; nur dich vertilge ich nicht, sondern züchtige dich nach Gebühr. Doch ungestraft kann ich dich nicht lassen."

Jer 30:12 So spricht der Herr: "Schrecklich ist deine Verletzung, schmerzhaft deine Wunde!

Jer 30:13 Deine Sache führt niemand, keine Heilung gibt es für dein Geschwür, kein Heilmittel ist für dich da.

Jer 30:14 All deine Freunde haben dich vergessen, kümmern sich nicht mehr um dich. Denn wie ein Feind schlägt, so schlug ich dich mit unerbittlicher Züchtigung ob deiner vielfachen Schuld und deiner zahlreichen Sünden.

Jer 30:15 Was schreist du über deine Verletzung, daß schrecklich dein Schmerz sei? Ob deiner vielfachen Schuld und deiner zahlreichen Sünden tat ich dir dieses an.

Jer 30:16 Darum werden alle, die dich fraßen, gefressen, all deine Feinde müssen in die Gefangenschaft; wer dich plünderte, wird selbst geplündert, wer immer dich beraubte, den lasse ich berauben.

Jer 30:17 Nun bringe ich dir Genesung und heile dich von deinen Wunden" - Spruch des Herrn -, "weil man dich "Verstoßene" genannt hat, Sion, nach der niemand fragt."

Jer 30:18 So spricht der Herr: "Fürwahr, ich wende das Geschick der Zelte Jakobs, und seiner Wohnstätten erbarme ich mich. Die Stadt wird auf ihrem Hügel gebaut, und die Burg steht wieder an der gewohnten Stelle.

Jer 30:19 Lobgesang wird aus ihnen erschallen und Jubel fröhlicher Leute. Ihre Zahl vermehre ich, sie mindern sich nicht; ich bringe sie zu Ehren, sie sollen nicht mehr verachtet sein.

Jer 30:20 Die Söhne Jakobs sollen werden wie ehedem, seine Gemeinde soll vor mir festen Bestand haben! All seine Bedränger suche ich heim.

Jer 30:21 Sein Machthaber wird ihm selbst entstammen, sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen. Ich gebe ihm Zutritt, daß er mir sich nahe. Denn wer sonst wollte sein Leben wagen, um mir sich zu nahen?" - Spruch des Herrn.

Jer 30:22 "Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein."

Jer 30:23 Fürwahr, ein Sturm vom Herrn bricht los, ein Wirbelsturm; über das Haupt der Gottlosen braust er dahin.

Jer 30:24 Es wendet sich nicht die Zornglut des Herrn, bis daß er vollbracht und vollführt, was er im Herzen plant. Am Ende der Tage werdet ihr es erkennen.

 

Jeremias Kapitel 31

 

Jer 31:1 "In jener Zeit" - Spruch des Herrn - "will ich allen Geschlechtern Israels Gott sein, und sie sollen mein Volk sein."

Jer 31:2 So spricht der Herr: "Gnade fand in der Wüste das Volk, das vom Schwerte verschont blieb, Israel zog zu seiner Ruhestatt.

Jer 31:3 Aus der Ferne erschien ihm der Herr: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Huld bewahrt.

Jer 31:4 Wieder baue ich dich auf, daß du neu gebaut dastehst, Jungfrau Israel! Mit deinen Pauken schmückst du dich wieder, ziehst aus im Reigen der Fröhlichen.

Jer 31:5 Weingärten kannst du von neuem pflanzen auf Samarias Bergen; wer sie pflanzt, darf ihre Frucht auch genießen.

Jer 31:6 Ja, es kommt der Tag, da rufen Wächter auf Ephraims Bergland: "Auf, zum Sion lasset uns wallen, zum Herrn, unserem Gott!""

Jer 31:7 Denn so spricht der Herr: "Jubelt Jakob freudig zu, jauchzet über das erste der Völker! Verkündet es rühmend und sprecht: "Errettet hat der Herr sein Volk, den Rest Israels!"

Jer 31:8 Seht, ich bringe sie aus dem Nordland herbei und sammle sie von den Enden der Erde! Selbst Blinde und Lahme sind darunter, Schwangere und Wöchnerinnen dazu. Als große Gemeinde kehren sie heim.

Jer 31:9 Mit Weinen kommen sie, doch tröstend geleite ich sie. Ich führe sie zu Wasserbächen hin auf ebenem Weg, wo sie nicht straucheln. Denn Israels Vater bin ich, und mein Erstgeborener ist Ephraim."

Jer 31:10 Höret, ihr Völker, das Wort des Herrn, kündet es auf den fernsten Inseln und sprecht: "Der Israel zerstreute, sammelt es wieder und hütet es wie ein Hirt seine Herde."

Jer 31:11 Denn der Herr macht Jakob frei und erlöst ihn aus der Faust dessen, der stärker als er.

Jer 31:12 Sie kommen und jubeln auf Sions Höhe, sie strahlen vor Freude über den Segen des Herrn, über das Korn, den Wein und das Öl, über die Lämmer und Rinder. Da werden sie wie ein reich bewässerter Garten und müssen nicht mehr verschmachten.

Jer 31:13 Dann freut sich die Jungfrau am Reigentanz, Jüngling und Greis sind voll Frohsinn. "Ich wandle ihre Trauer in Wonne, spende ihnen Trost und Freude nach ihrem Leid.

Jer 31:14 Ich labe die Priester mit Fett, mein Volk wird gesättigt an meinem Segen" - Spruch des Herrn.

Jer 31:15 So spricht der Herr: "Horch, Klage hört man in Rama, bitteres Weinen: Ihre Söhne beweint Rachel und läßt sich nicht trösten, ihre Söhne, weil sie dahin sind."

Jer 31:16 So spricht der Herr: "Wehre deiner Stimme das Weinen und deinen Augen die Tränen! Denn für deine Mühsal gibt es einen Lohn" - Spruch des Herrn -, "sie kehren aus Feindesland heim;

Jer 31:17 für deine Nachkommen gibt es eine Hoffnung" - Spruch des Herrn -, "in ihre Heimat kehren die Söhne zurück."

Jer 31:18 "Ich höre gar wohl, wie Ephraim klagt: "Gezüchtigt hast du mich, und ich lernte Zucht wie ein ungezügeltes Jungrind. Laß mich umkehren, daß ich mich bekehre; du bist ja der Herr, mein Gott!

Jer 31:19 Denn nach meiner Abkehr empfinde ich Reue; nachdem ich zur Einsicht kam, schlage ich an die Brust. Ich schäme mich und erröte; denn ich büße die Schandtat meiner Jugend."

Jer 31:20 Ist mir denn Ephraim ein so teurer Sohn oder mein Lieblingskind? Sooft ich nämlich ihm drohe, muß ich immer wieder sein gedenken. So schlägt für ihn mein Herz; ich muß mich seiner erbarmen" - Spruch des Herrn.

Jer 31:21 Stelle dir Wegweiser auf, mache dir Merkzeichen! Gib acht auf die Straße, auf den Weg, den du kamst! Kehre heim, Jungfrau Israel, kehre in diese deine Städte zurück!

Jer 31:22 Wie lange noch willst du dich sträuben, du abtrünnige Tochter? Denn ein Neues erschafft der Herr auf der Erde: Die Frau umgibt den Mann.

Jer 31:23 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Fürderhin sagt man im Lande Juda und in seinen Städten, sobald ich ihr Schicksal wende, folgendes Wort: "Der Herr segne dich, du Gefilde der Gerechtigkeit, du heiliger Berg!"

Jer 31:24 Juda und all seine Städte insgesamt werden dort wohnen, Ackerbauern und Wanderhirten.

Jer 31:25 Ja, ich erquicke den Ermatteten reichlich, und jedem Verschmachtenden spende ich in Fülle."

Jer 31:26 Darum heißt es: "Ich erwachte und schaute, und mein Schlaf war mir köstlich."

Jer 31:27 "Fürwahr, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da mache ich das Haus Israel und das Haus Juda fruchtbar an Nachkommenschaft von Menschen und Vieh.

Jer 31:28 Und wie ich über sie gewacht habe, um auszureißen und einzureißen, zu zerstören und zu vernichten und Unheil zu schaffen, so wache ich über sie, um aufzubauen und einzupflanzen" - Spruch des Herrn.

Jer 31:29 In jenen Tagen sagt man nicht mehr: "Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen werden die Zähne stumpf."

Jer 31:30 Nein, ein jeder stirbt durch eigene Schuld. Wer unreife Trauben ißt, nur dem werden die Zähne stumpf!

Jer 31:31 "Fürwahr, Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund,

Jer 31:32 nicht dem Bunde gleich, den ich mit ihren Vätern schloß, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Lande Ägypten herauszuführen. Sie waren es ja, die meinen Bund brachen, während ich über sie die Herrschaft ausübte" - Spruch des Herrn.

Jer 31:33 "Vielmehr so soll der Bund sein, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließe" - Spruch des Herrn: "Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und schreibe es ihnen ins Herz. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.

Jer 31:34 Dann brauchen sie einander nicht mehr gegenseitig zu belehren: "Erkennet den Herrn!", sondern sie alle werden mich erkennen, ob klein oder groß" - Spruch des Herrn. "Ja, ich verzeihe ihre Schuld, und ihrer Sünde gedenke ich nicht mehr."

Jer 31:35 So spricht der Herr, der die Sonne zum Tageslicht bestellte, der Mond und Sterne bestimmte zum Licht in der Nacht, der das Meer aufwühlt, daß seine Wogen brausen; Herr der Heerscharen ist sein Name:

Jer 31:36 "Geraten jemals diese Ordnungen vor mir ins Wanken" - Spruch des Herrn -, "dann hören auch Israels Nachkommen auf, vor mir ein Volk zu sein für alle Zeit."

Jer 31:37 So spricht der Herr: "Können je die Himmel droben gemessen, die Fundamente der Erde drunten erforscht werden, dann verwerfe auch ich Israels ganze Nachkommenschaft ob all dem, was sie getan" - Spruch des Herrn.

Jer 31:38 "Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da wird die Stadt für den Herrn wieder aufgebaut vom Turme Chananels bis zum Ecktor,

Jer 31:39 und weiterhin läuft die Meßschnur geradeaus auf den Hügel Gareb und wendet sich nach Goa.

Jer 31:40 Und das ganze Tal, die Leichen und die Opferasche und die ganzen Hänge bis zum Kidronbach, bis zur Ecke des Roßtores ostwärts werden dem Herrn geweiht sein. Ein Zerstören und Einreißen wird es nie mehr geben für alle Zukunft."

 

Jeremias Kapitel 32

 

Jer 32:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias im zehnten Jahre des Zidkia, des Königs von Juda, erging - das ist das achtzehnte Jahr Nebukadnezars.

Jer 32:2 Damals belagerte die Heeresmacht des Königs von Babel Jerusalem; der Prophet Jeremias befand sich im Wachthof am Palast des Königs von Juda in Haft.

Jer 32:3 Dort hatte ihn der König Zidkia von Juda gefangennehmen lassen unter dem Vorwurf: "Warum hast du geweissagt: So spricht der Herr: "Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel, der sie erobern wird.

Jer 32:4 Auch Zidkia, der König von Juda, wird nicht der Hand der Kaldäer entrinnen, sondern er wird sicher in die Hand des Königs von Babel übergeben werden, so daß er von Mund zu Mund mit ihm reden und Aug in Aug ihn sehen wird.

Jer 32:5 Nach Babel wird er den Zidkia bringen, und dort wird er bleiben, bis ich ihn heimsuche" - Spruch des Herrn. "Wenn ihr mit den Kaldäern kämpft, so werdet ihr keinen Erfolg haben.""

Jer 32:6 Jeremias hat berichtet: "Das Wort des Herrn erging an mich:

Jer 32:7 "Chanamel, der Sohn deines Onkels Schallum, wird zu dir kommen und sagen: Kaufe dir meinen Acker in Anatot; denn du hast das Löserecht zum Vorkauf!"

Jer 32:8 Wirklich kam, dem Wort des Herrn entsprechend, Chanamel, der Sohn meines Onkels, zu mir in den Wachthof und sagte zu mir: "Kaufe doch meinen Acker in Anatot, im Lande Benjamin; denn dir kommt das Erb- und Löserecht zu, kaufe ihn dir!" Nun wußte ich, daß es eine Weisung des Herrn war.

Jer 32:9 So kaufte ich den Acker von Chanamel, dem Sohn meines Onkels, in Anatot und wog ihm das Geld dar: siebzehn Silberstücke betrug die Geldsumme.

Jer 32:10 Ich schrieb den Kaufbrief, siegelte ihn und ließ es durch Zeugen beglaubigen; dann wog ich das Silber auf der Waage dar, alles nach Gesetz und Recht.

Jer 32:11 Ich nahm den Kaufbrief, den versiegelten und den offenen.

Jer 32:12 Und ich übergab den Brief dem Baruch, dem Sohn des Nerija, des Sohnes des Machseja, in Gegenwart des Chanamel, des Sohnes meines Onkels, und vor den Zeugen, die den Kaufbrief unterschrieben hatten, sowie vor allen Judäern, die sich im Wachthof befanden.

Jer 32:13 In ihrer Gegenwart gab ich Baruch den Auftrag:

Jer 32:14 ["So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels:] Nimm diese Urkunden, diesen versiegelten Kaufbrief und den offenen, und lege sie in ein Tongefäß, damit sie lange erhalten bleiben!

Jer 32:15 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Man wird wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen in diesem Land."

Jer 32:16 Nachdem ich den Kaufbrief an Baruch, den Sohn Nerijas, übergeben hatte, betete ich zum Herrn also:

Jer 32:17 "Ach, Gebieter und Herr, du hast den Himmel und die Erde erschaffen durch deine gewaltige Kraft und deinen ausgestreckten Arm; kein Ding ist dir unmöglich!

Jer 32:18 Du übst Gnade an Tausenden, doch zahlst du die Schuld der Väter in den Schoß ihrer späteren Söhne heim, du gewaltiger, starker Gott, dessen Name "Herr der Heerscharen" lautet.

Jer 32:19 Du bist groß an Rat und mächtig an Tat; deine Augen wachen über alle menschlichen Wege, um jedem zu vergelten nach seinem Wandel und nach dem Verdienst seiner Werke.

Jer 32:20 Du wirktest Wunder und Zeichen im Lande Ägypten, unvergessen bis auf den heutigen Tag, sowohl an Israel als auch sonst an Menschen. So hast du dir einen rühmlichen Namen gemacht, wie er noch heute gilt.

Jer 32:21 Du führtest dein Volk Israel aus dem Lande Ägypten mit Zeichen und Wundern, mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm unter gewaltigen Schreckenstaten.

Jer 32:22 Du gabst ihnen dieses Land, das du ihren Vätern eidlich versprochen hattest, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.

Jer 32:23 Als sie aber einzogen und es in Besitz nahmen, da hörten sie nicht auf deine Stimme und wandelten nicht nach deinem Gesetz; was immer du ihnen zu tun befahlst, taten sie nicht. Darum ließest du über sie all dies Unheil kommen.

Jer 32:24 Siehe, die Wälle sind schon bis an die Stadt herangeführt; die Eroberung steht bevor; die Stadt ist der Gewalt der Kaldäer, die wider sie kämpfen, preisgegeben durch Schwert, Hunger und Pest. Was du angedroht hast, traf ein; du siehst es ja selbst!

Jer 32:25 Und trotzdem sagst du, Herr und Gebieter, zu mir: Kaufe dir den Acker um Geld und ziehe Zeugen hinzu! Die Stadt ist doch bereits der Gewalt der Kaldäer preisgegeben!"

Jer 32:26 Da erging das Wort des Herrn an mich:

Jer 32:27 "Siehe, ich bin der Herr, der Gott aller Lebenden. Ist mir etwa ein Ding unmöglich?

Jer 32:28 Deshalb spricht der Herr: Ich gebe diese Stadt in die Hand der Kaldäer und in die Hand des Babelkönigs Nebukadnezar, daß er sie einnehme.

Jer 32:29 Die Kaldäer, die gegen diese Stadt kämpfen, werden eindringen, die Stadt in Brand stecken und einäschern samt den Häusern, auf deren Dächern man dem Baal räucherte und fremden Göttern Trankopfer spendete, um mich zu beleidigen.

Jer 32:30 Denn die Leute von Israel und Juda taten von ihrer Jugend an immer nur das, was mir mißfiel; ja, die Söhne Israels haben mich stets nur beleidigt durch ihrer Hände Werk" - Spruch des Herrn.

Jer 32:31 "Denn diese Stadt verursachte mir seit ihrer Erbauung und bis zum heutigen Tag Zorn und Grimm, so daß ich sie von meinem Angesicht verstoßen muß,

Jer 32:32 und zwar wegen all der Bosheit, welche die Söhne Israels und Judas verübten, um mich zu beleidigen, sie selbst, ihre Könige, ihre Fürsten, ihre Priester und ihre Propheten, die Leute von Juda und die Bewohner Jerusalems.

Jer 32:33 Sie wandten mir den Rücken zu und nicht das Antlitz. Immer wieder habe ich sie belehrt, sie aber hörten nicht darauf und nahmen keine Zucht an.

Jer 32:34 Sie stellten vielmehr ihre Scheusale im Tempel auf, der nach meinem Namen benannt ist, um ihn zu verunreinigen.

Jer 32:35 Sie errichteten die Opferstätte des Baal im Tal Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter dem Molech zu weihen. Dies habe ich ihnen nicht befohlen, und es ist mir nicht in den Sinn gekommen, daß sie solche Greueltaten verüben sollten, so haben sie Juda in Sünde gestürzt."

Jer 32:36 Dennoch spricht nun der Herr, der Gott Israels, über diese Stadt, von der ihr sagt, daß sie der Hand des Königs von Babel preisgegeben ist durch Schwert, Hunger und Pest:

Jer 32:37 "Seht, ich sammle sie aus allen Ländern, wohin ich sie verstieß in meinem Groll, meinem Grimm und gewaltigen Zorn; ich bringe sie zurück an diese Stätte und lasse sie in Sicherheit wohnen.

Jer 32:38 Mein Volk sollen sie sein, und ich will ihr Gott sein!

Jer 32:39 Ich verleihe ihnen einheitlichen Sinn und einerlei Wandel, daß sie mich allezeit fürchten, sich selbst und ihren späteren Söhnen zum Heile.

Jer 32:40 Ich schließe mit ihnen einen ewigen Bund, daß ich von ihnen nicht ablasse und nicht aufhöre, ihnen Gutes zu erweisen. Die Furcht vor mir lege ich ihnen ins Herz, auf daß sie von mir nicht mehr abfallen.

Jer 32:41 Dann habe ich meine Freude daran, ihnen Gutes zu erweisen; ich pflanze sie ein in dieses Land in Treue, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.

Jer 32:42 Denn so spricht der Herr: Wie ich über dies Volk all dies große Unheil gebracht habe, ebenso bringe ich über sie all das Gute, das ich ihnen verheiße.

Jer 32:43 Feld wird wieder gekauft in diesem Land, von dem ihr sagt: "Wüste ist es, ohne Mensch und Vieh, überliefert der Hand der Kaldäer!"

Jer 32:44 Äcker kauft man wieder um Geld, Urkunden schreibt und siegelt man und zieht Zeugen bei im Lande Benjamin, in der Umgebung Jerusalems, in den Städten Judas und des Gebirgslandes, in den Städten der Niederung und des Südlandes. Denn ich werde ihr Schicksal wenden"" - Spruch des Herrn.

 

Jeremias Kapitel 33

 

Jer 33:1 Da erging das Wort des Herrn abermals an Jeremias, als er noch im Wachthof in Haft gehalten wurde:

Jer 33:2 "So spricht der Herr, der die Erde erschuf, sie bildete und ihr festen Bestand verlieh, "Herr" ist sein Name:

Jer 33:3 Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir große, unfaßbare Dinge mitteilen, die dir unbekannt sind!

Jer 33:4 Denn folgendes spricht der Herr, der Gott Israels, über die Häuser dieser Stadt und über die Häuser der Könige von Juda, die man einriß, um sie gegen die Belagerungswalle und für Kriegszwecke zu verwenden,

Jer 33:5 und die dazu dienten, mit den Kaldäern zu kämpfen und mit den Leichen der Leute angefüllt zu werden, die ich in meinem Zorn und Grimm erschlug, da ich mein Antlitz vor dieser Stadt ob all ihrer Bosheit verborgen habe:

Jer 33:6 Siehe, ich schaffe ihnen Genesung und Heilung, ich mache sie gesund und eröffne ihnen den Reichtum dauernder Wohlfahrt.

Jer 33:7 Ich wende das Schicksal Judas und Jerusalems und erbaue sie wieder, wie sie einstmals waren.

Jer 33:8 Ich reinige sie von all ihrer Schuld, womit sie sich an mir versündigten, ich vergebe ihnen all ihre Verfehlungen, durch die sie gegen mich sündigten und von mir abtrünnig wurden.

Jer 33:9 Und Jerusalem wird mir zur Wonne, zum Preis und zur Zier bei allen Völkern der Erde, die von all dem Guten hören, das ich tue; sie werden erbeben und zittern ob all der Wohltaten und Heilserweise, die ich ihnen zukommen lasse."

Jer 33:10 So spricht der Herr: "An dieser Stätte, von der ihr sagt: "Eine Wüste ist sie, ohne Mensch und Vieh", in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, die verödet sind, ohne Menschen, ohne Bewohner und ohne Vieh,

Jer 33:11 hört man wieder Freudenruf und Jubelruf, das Jauchzen des Bräutigams und der Braut, den Gesang der Betenden: "Lobpreist den Herrn der Heerscharen, denn gütig ist der Herr, ewig währt seine Huld!", wenn sie Dankopfer zum Tempel des Herrn bringen. Denn ich wende das Schicksal des Landes und mache es wie ehedem" - Spruch des Herrn.

Jer 33:12 So spricht der Herr der Heerscharen: "Wiederum wird an dieser Stätte, die verwüstet ist, ohne Mensch und Vieh, und in allen zugehörigen Ortschaften eine Trift für Hirten sein, wo sie die Herden lagern lassen.

Jer 33:13 In den Städten des Gebirgslandes, der Niederung und des Südlandes, im Lande Benjamin, in der Umgebung von Jerusalem und in den Städten Judas ziehen wiederum die Schafe an der Hand dessen vorbei, der sie zählt", spricht der Herr.

Jer 33:14 "Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe.

Jer 33:15 In jenen Tagen und zu jener Zeit lasse ich David einen gerechten Sproß hervorgehen; er übt Recht und Gerechtigkeit im Lande.

Jer 33:16 In jenen Tagen widerfährt Juda Heil, und Jerusalem wohnt in Sicherheit, und dies ist der Name, mit dem man es benennt: "Der Herr ist unsere Gerechtigkeit!""

Jer 33:17 Denn so spricht der Herr: "Nie soll es dem David an einem Nachkommen fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israel sitzt;

Jer 33:18 und den levitischen Priestern soll es nie an einem Nachkommen in meinem Dienste fehlen, der Brandopfer darbringt, Speiseopfer in Rauch aufgehen läßt und Schlachtopfer vollzieht alle Tage."

Jer 33:19 Das Wort des Herrn erging an Jeremias:

Jer 33:20 "So spricht der Herr: Wenn mein Bund mit dem Tag und mein Bund mit der Nacht gebrochen werden könnte, daß es nicht mehr Tag und Nacht würde zur rechten Zeit,

Jer 33:21 dann könnte auch mein Bund mit meinem Knechte David gebrochen werden, daß er ohne Sohn bliebe, der herrschen könnte auf seinem Throne, und ebenso mein Bund mit den levitischen Priestern, die meine Dienste verrichten.

Jer 33:22 Wie das Heer des Himmels unzählbar und der Sand des Meeres unmeßbar ist, so zahlreich mache ich die Nachkommenschaft meines Knechtes David und die Leviten, die meine Dienste verrichten."

Jer 33:23 Das Wort des Herrn erging an Jeremias:

Jer 33:24 "Hast du nicht bemerkt, was diese Leute reden: "Beide Geschlechter, die der Herr erwählte, verwarf er", und wie sie mein Volk so verachten, daß es ihnen gar nicht mehr als Volk gilt?"

Jer 33:25 So spricht der Herr: "So wahr ich meinen Bund mit Tag und Nacht und die Ordnungen von Himmel und Erde festgesetzt habe,

Jer 33:26 so wenig werde ich die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David verwerfen und aus seinen Nachkommen keine Herrscher mehr nehmen über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs; denn ich wende ihr Schicksal und zeige ihnen mein Erbarmen."

 

Jeremias Kapitel 34

 

Jer 34:1 Dies ist das Wort, das an Jeremias vom Herrn erging, als Nebukadnezar, der König von Babel, samt seinem ganzen Heer sowie allen Königreichen des Gebietes, das seiner Macht unterstand, und allen Völkerschaften wider Jerusalem und all seine zugehörigen Ortschaften Krieg führte:

Jer 34:2 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Mache dich auf, rede mit Zidkia, dem König von Juda, und sage ihm: So spricht der Herr: Fürwahr, ich überliefere diese Stadt der Gewalt des Königs von Babel, der sie niederbrennen wird.

Jer 34:3 Auch du entrinnst seiner Hand nicht, sondern man wird dich ergreifen und seiner Gewalt überliefern. Du wirst den Babelkönig persönlich Aug' in Auge sehen, und von Mund zu Mund wird er mit dir reden; nach Babel wirst du gelangen.

Jer 34:4 Nur mußt du dem Wort des Herrn gehorchen, Zidkia, König von Juda! (Dann) spricht der Herr über dich folgendes: Du wirst nicht durch das Schwert sterben.

Jer 34:5 Friedvoll wirst du dahingehen, und wie deinen Vorfahren, den früheren Königen, die vor dir herrschten, so wird man auch dir Leichenbrände anzünden und die Totenklage anstimmen: "Ach, Gebieter!" Fürwahr, ich bin es, der das Wort geredet" - Spruch des Herrn.

Jer 34:6 Der Prophet Jeremias äußerte gegenüber Zidkia, dem König von Juda, alle diese Worte in Jerusalem.

Jer 34:7 Währenddessen stritt die Heeresmacht des Königs von Babel wider Jerusalem und alle übriggebliebenen Städte Judas, nämlich gegen Lachis und Aseka; denn diese hielten sich als Festungen noch allein unter den Städten Judas.

Jer 34:8 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging, als der König Zidkia mit dem gesamten Volke in Jerusalem das Übereinkommen getroffen hatte, eine Freilassung zu verkünden:

Jer 34:9 Es sollte nämlich ein jeder seinen Knecht oder seine Magd, soweit es sich um Hebräer oder Hebräerinnen handelte, freilassen, so daß niemand mehr seinen judäischen Stammesbruder als Sklaven hielte.

Jer 34:10 Alle Vornehmen und alles Volk hatten dem Folge geleistet; sie nahmen die Vereinbarung an, ihre Knechte und Mägde zu entlassen und sie nicht weiter in Sklaverei zu halten; sie gehorchten und hatten deren Freilassung vollzogen.

Jer 34:11 Dann aber holten sie die Sklaven und Sklavinnen, die sie in die Freiheit entlassen hatten, wieder zurück und zwangen sie erneut zu Sklaven- und Sklavinnendienst.

Jer 34:12 Da erging das Wort des Herrn an Jeremias:

Jer 34:13 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe mit euren Vätern, als ich sie aus dem Lande Ägypten, aus dem Sklavenhause wegführte, ein Abkommen getroffen und verfügt:

Jer 34:14 Alle sieben Jahre soll ein jeder von euch seinen hebräischen Stammesbruder, der sich ihm verkauft hat, in die Freiheit entlassen! Sechs Jahre lang soll er dir Sklave sein, dann sollst du ihn frei von dir entlassen! Aber eure Väter hörten nicht auf mich und zeigten kein geneigtes Ohr.

Jer 34:15 Da habt ihr jetzt Wandel geschaffen und tatet, was in meinen Augen recht ist; es verkündete ein jeder seinem Nächsten die Freilassung, und ihr habt ein Abkommen getroffen vor mir in dem Haus, das nach meinem Namen benannt ist.

Jer 34:16 Aber von neuem habt ihr meinen Namen entweiht. Jeder holte seinen Sklaven und seine Sklavin zurück, die ihr doch nach ihrem Belieben frei entlassen hattet, und ihr habt sie gezwungen, euch wieder Sklaven- und Sklavinnendienste zu leisten.

Jer 34:17 Deshalb spricht der Herr: Ihr habt nicht auf mich gehört, eine wirkliche Freilassung zu verkünden, jeder seinem Stammesbruder und seinem Nächsten gegenüber. Wohlan, so verkünde ich euch denn eine Freilassung" - Spruch des Herrn - "für Schwert, Pest und Hunger, und ich mache euch zum Entsetzen für alle Reiche der Erde.

Jer 34:18 Ich mache die Männer, die meinen Bund übertraten und die Worte meines Bundes, den sie vor mir schlossen, nicht hielten, gleich dem Kalbe, das sie entzweischnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchschritten.

Jer 34:19 Die Fürsten von Juda und die Fürsten von Jerusalem, die Höflinge, Priester und alle Bürger des Landes, die zwischen den Teilen des Kalbes hindurchschritten,

Jer 34:20 diese gebe ich in die Gewalt ihrer Feinde und derer, die ihrem Leben nachstellen, und ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraße dienen.

Jer 34:21 Auch den Zidkia, den König von Juda, und seine Fürsten überliefere ich der Gewalt ihrer Feinde und derer, die ihnen nach dem Leben trachten, und in die Gewalt der Heeresmacht des Königs von Babel, die augenblicklich von euch abgezogen ist.

Jer 34:22 Seht, ich befehle" - Spruch des Herrn - "und hole sie wieder zu dieser Stadt zurück; sie sollen wider sie kämpfen, sie erobern und niederbrennen, und die Städte Judas mache ich zur Wüste, menschenleer."

 

Jeremias Kapitel 35

 

Jer 35:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging in den Tagen Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda:

Jer 35:2 "Gehe hin zur Gemeinschaft der Rechabiten! Rede mit ihnen und führe sie zum Tempel des Herrn in eine der Zellen und bewirte sie mit Wein!"

Jer 35:3 Da holte ich den Jaasanja, den Sohn des Jirmejahu, des Sohnes Chabazzinjas, seine Brüder und alle seine Söhne sowie die ganze Gemeinschaft der Rechabiten.

Jer 35:4 Ich führte sie zum Haus des Herrn und in die Zelle der Söhne des Chanan, des Sohnes Jigdaljas, des Gottesmannes, die neben der Zelle der Fürsten oberhalb der Zelle Maasejas, des Sohnes Schallums, des Schwellenhüters, liegt.

Jer 35:5 Ich setzte den Leuten von der Gemeinschaft der Rechabiten Kannen, mit Wein gefüllt, und Becher hin und lud sie ein: "Trinket Wein!"

Jer 35:6 Sie aber entgegneten: "Wir dürfen keinen Wein trinken; denn Jonadab, der Sohn Rechabs, unser Ahnherr, hat uns dieses Gebot gegeben: "Ihr dürft keinen Wein trinken, weder ihr selbst noch eure Söhne in aller Zukunft!

Jer 35:7 Auch dürft ihr kein Haus bauen, keine Saat aussäen, keinen Weinberg pflanzen und in Besitz haben, sondern ihr sollt in Zelten wohnen euer ganzes Leben hindurch, damit ihr lange lebt auf der Scholle, auf der ihr als Gäste weilt."

Jer 35:8 Wir gehorchten der Weisung Jonadabs, des Sohnes Rechabs, unseres Ahnherrn, wortwörtlich in allem, was er uns gebot; wir trinken unser ganzes Leben hindurch keinen Wein, wir, unsere Frauen, unsere Söhne und unsere Töchter;

Jer 35:9 wir bauen keine Wohnhäuser und besitzen keinen Weinberg, keinen Acker und keine Saatfrucht.

Jer 35:10 So wohnen wir in Zelten und handeln gehorsam ganz so, wie uns unser Ahnherr Jonadab geboten hat.

Jer 35:11 Als aber Nebukadnezar, der König von Babel, wider das Land heranzog, da sagten wir: Kommt, wir wollen uns vor der Heeresmacht der Kaldäer und vor dem Heere Arams nach Jerusalem begeben! Da ließen wir uns in Jerusalem nieder."

Jer 35:12 Nun erging das Wort des Herrn an Jeremias:

Jer 35:13 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Geh hin und sprich zu den Männern von Juda und den Bewohnern Jerusalems: Wollt ihr denn keine Zucht annehmen, um auf meine Worte zu hören?" - Spruch des Herrn.

Jer 35:14 "Die Weisung des Jonadab, des Sohnes des Rechab, der seinen Nachkommen das Weintrinken verbot, ward durchgeführt: Sie tranken bis heute keinen, weil sie der Anordnung ihres Ahnherrn gehorchten. Ich dagegen redete immer wieder und immer wieder zu euch, doch ihr habt auf mich nicht gehört.

Jer 35:15 Ich sandte zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten, die euch mahnen sollten: Bekehrt euch doch, ein jeder von seinem bösen Wandel, bessert eure Taten, und lauft nicht anderen Göttern nach, ihnen zu dienen! Dann werdet ihr wohnen bleiben auf der Scholle, die ich euch und euren Ahnen gegeben habe! Ihr aber habt euer Ohr nicht geneigt gemacht und nicht auf mich gehört.

Jer 35:16 Fürwahr, die Söhne Jonadabs, des Sohnes des Rechab, erfüllten das Gebot ihres Ahnherrn, das er ihnen auftrug; aber dieses Volk hat nicht auf mich gehört."

Jer 35:17 Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, Israels Gott: "Siehe, ich bringe über Juda und alle Bewohner Jerusalems das ganze Unheil, das ich ihnen angedroht habe, weil sie nicht hörten, sooft ich zu ihnen redete, und keine Antwort gaben, wenn ich sie anrief!"

Jer 35:18 Zur Gemeinschaft der Rechabiten aber sprach Jeremias: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Da ihr das Gebot eures Ahnherrn Jonadab befolgt, alle seine Gebote gehalten und ganz nach seinen Anordnungen gehandelt habt,

Jer 35:19 darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Niemals soll es Jonadab, dem Sohn Rechabs, an einem Nachkommen fehlen, der in meinem Dienste steht!"

 

Jeremias Kapitel 36

 

Jer 36:1 Im vierten Jahre Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremias:

Jer 36:2 "Nimm dir eine Schriftrolle und schreibe darauf alle Worte, die ich zu dir über Israel und Juda und alle Völker gesprochen habe von dem Tage an, da ich zu dir zu reden begann, nämlich seit den Tagen des Josia, bis heute!

Jer 36:3 Vielleicht hören die Leute des Hauses Juda von dem Unheil, das ich ihnen antun will, und bekehren sich, ein jeglicher von seinem bösen Wandel; dann kann ich ihnen ihre Schuld und Sünde vergeben."

Jer 36:4 Da berief Jeremias den Baruch, den Sohn Nerijas, und Baruch schrieb nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm gesprochen hatte, in eine Buchrolle.

Jer 36:5 Da befahl Jeremias dem Baruch: "Mir ist es unmöglich, ich kann nicht in den Tempel des Herrn gehen;

Jer 36:6 geh also du hin und lies aus der Schriftrolle, die du nach meinen Angaben geschrieben hast, die Worte des Herrn dem Volke beim Hause des Herrn vor, und zwar am Festtage; auch den Leuten von ganz Juda, die aus ihren Ortschaften kommen, sollst du sie vorlesen!

Jer 36:7 Vielleicht dringt ihr Flehruf zum Herrn und bekehren sie sich, ein jeder von seinem bösen Wandel; denn groß ist der Zorn und der Ingrimm, mit dem der Herr diesem Volke droht."

Jer 36:8 Und Baruch, der Sohn Nerijas, tat ganz nach den Weisungen des Propheten Jeremias, der ihn beauftragt hatte, aus der Schriftrolle die Worte des Herrn beim Hause des Herrn vorzulesen.

Jer 36:9 Es fügte sich nämlich, im fünften Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, im neunten Monat, daß man das ganze Volk von Jerusalem und alle Leute, die von den Städten Judas nach Jerusalem kommen wollten, zu einem Fasten vor dem Herrn aufrief.

Jer 36:10 Da las Baruch die Worte des Jeremias aus dem Buche beim Hause des Herrn im Zimmer des Gemarja, des Sohnes Schaphans, des Staatsschreibers, im oberen Vorhof am Eingang des Neuen Tempeltores allem Volke vor.

Jer 36:11 Micha, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Schaphans, hatte alle Worte des Herrn aus dem Buche vernommen.

Jer 36:12 Er stieg hinab in den königlichen Palast zum Zimmer des Staatsschreibers. Dort waren gerade alle hohen Beamten bei einer Sitzung, der Staatsschreiber Elischama, Delaja, der Sohn Schemajas, Elnatan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Schaphans, Zidkia, der Sohn Chananjas, und alle übrigen Beamten.

Jer 36:13 Micha teilte ihnen alle Worte mit, die er gehört hatte, als Baruch dem Volke aus dem Buche vorlas.

Jer 36:14 Da sandten die versammelten Beamten Jehudi, den Sohn Netanjas, und Selemja, den Sohn Kuschis, zu Baruch mit der Forderung: "Nimm die Rolle, aus der du den Leuten vorgelesen hast, mit dir und komme her!" Sogleich nahm Baruch, der Sohn Nerijas, die Rolle zur Hand und begab sich zu ihnen.

Jer 36:15 Sie sagten zu ihm: "Nimm Platz und lies sie uns vor!" Und Baruch las sie ihnen vor.

Jer 36:16 Als sie alle diese Worte vernahmen, wurden sie bestürzt und sagten zueinander: "Wir haben die Pflicht, diesen ganzen Vorfall dem König zu melden."

Jer 36:17 Von Baruch aber wollten sie wissen: "Teile uns doch mit, wieso du all diese Worte niedergeschrieben hast!"

Jer 36:18 Baruch erwiderte ihnen: "Jeremias hat mir mündlich alle diese Worte gesagt, und ich schrieb sie mit Tinte in die Buchrolle."

Jer 36:19 Darauf sprachen die Beamten zu Baruch: "Geh, verbirg dich, du und Jeremias, damit niemand weiß, wo ihr euch befindet!"

Jer 36:20 Dann begaben sie sich zum König in den Palasthof, nachdem sie die Rolle im Zimmer des Staatsschreibers Elischama verwahrt hatten, und berichteten dem König den ganzen Vorfall.

Jer 36:21 Da sandte der König den Jehudi, die Schriftrolle zu holen. Er holte sie aus dem Zimmer des Staatsschreibers Elischama. Und Jehudi las sie dem König vor sowie allen Beamten, die um den König herumstanden.

Jer 36:22 Der König bewohnte damals das Winterhaus, da es der neunte Monat war, und das Feuer des Kohlenbeckens brannte vor ihm.

Jer 36:23 Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt er sie mit dem Schreibermesser ab und warf sie auf das Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens verschwunden war.

Jer 36:24 Weder der König noch seine sämtlichen Knechte, die alle diese Worte hörten, gerieten in Furcht, auch zerrissen sie ihre Kleider nicht.

Jer 36:25 Selbst als Elnatan, Delaja und Gemarja in den König drangen, er solle doch die Rolle nicht verbrennen, hörte er nicht auf sie.

Jer 36:26 Vielmehr befahl der König dem Prinzen Jerachmeel, ferner Seraja, dem Sohn Asriels, und dem Schelemja, dem Sohn Abdeels, den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremias festzunehmen; doch der Herr wußte sie zu verstecken.

Jer 36:27 Der König hatte also die Rolle mit den Worten, die Baruch nach den Angaben des Jeremias niedergeschrieben hatte, verbrannt. Da erging das Wort des Herrn an Jeremias:

Jer 36:28 "Nimm dir eine andere Rolle und schreibe darauf alle früheren Worte, die auf der ersten Rolle standen, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat!

Jer 36:29 Über Jojakim aber, den König von Juda, sollst du verkünden: "So spricht der Herr: Du hast diese Rolle verbrannt und gefragt: Warum schriebst du auf sie: "Der König von Babel wird mit Bestimmtheit kommen und dieses Land verheeren und Mensch und Vieh daraus vertilgen!"?

Jer 36:30 Daher spricht der Herr über Jojakim, den König von Juda: Er wird keinen Nachkommen haben, der auf dem Throne Davids sitzt, und sein Leichnam soll weggeworfen werden, ausgesetzt der Hitze am Tag und der Kälte bei Nacht.

Jer 36:31 Ich strafe an ihm, an seiner Nachkommenschaft und an seinen Knechten ihre Schuld und bringe über sie, über die Bewohner von Jerusalem und über die Leute von Juda all das Unheil, das ich ihnen angedroht habe, ohne daß sie es hören wollten.""

Jer 36:32 Jeremias nahm also eine andere Rolle und übergab sie dem Schreiber Baruch, dem Sohn des Nerija. Dieser schrieb auf sie nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Buches, das Jojakim, der König von Juda, im Feuer verbrannt hatte. Ihnen wurden noch viele Aussprüche ähnlicher Art hinzugefügt.

 

Jeremias Kapitel 37

 

Jer 37:1 Dem Konjahu (Jojachin), dem Sohne Jojakims, war in der Königsherrschaft Zidkia, der Sohn des Josia, gefolgt; ihn hatte Nebukadnezar, der König von Babel, zum König im Lande Juda eingesetzt.

Jer 37:2 Weder er selbst noch seine Knechte noch die Landesbürger hörten auf die Worte des Herrn, die er durch den Propheten Jeremias kundtat.

Jer 37:3 Da sandte der König Zidkia den Juchal, den Sohn des Schelemja, und den Priester Zephanja, den Sohn des Maaseja, zum Propheten Jeremias und ließ ihm sagen: "Bete doch für uns zum Herrn, unserem Gott!"

Jer 37:4 Jeremias ging frei unter dem Volke ein und aus; man hatte ihn noch nicht ins Gefängnis geworfen.

Jer 37:5 Damals war die Heeresmacht des Pharao aus Ägypten herangezogen; als die Kaldäer, die Jerusalem belagerten, davon Kunde vernahmen, rückten sie von Jerusalem ab.

Jer 37:6 Da erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremias:

Jer 37:7 "So spricht der Herr, der Gott Israels: So antwortet dem König von Juda, der euch zu mir gesandt hat, mich zu befragen: "Siehe, die Heeresmacht des Pharao, die euch zur Hilfe auszog, wird wieder in ihr Land nach Ägypten umkehren!

Jer 37:8 Die Kaldäer aber kommen zurück, kämpfen wider diese Stadt, erobern sie und stecken sie in Brand.

Jer 37:9 So spricht der Herr: Täuschet euch nicht in dem Gedanken: Die Kaldäer ziehen endgültig von uns ab! Nein, sie ziehen nicht ab.

Jer 37:10 Selbst wenn es euch gelänge, die ganze Heeresmacht der mit euch kämpfenden Kaldäer zu schlagen, so daß von ihnen nur einige Verwundete übrigblieben, so würden sie, ein jeder in seinem Zelte, sich aufrichten und diese Stadt anzünden.""

Jer 37:11 Damals, als das Heer der Kaldäer von Jerusalem wegen der Streitkräfte des Pharao abgezogen war,

Jer 37:12 wollte Jeremias sich von Jerusalem ins Land Benjamin begeben, um dort im Kreis seiner Verwandtschaft eine Erbteilung zu regeln.

Jer 37:13 Er kam bis zum Benjamintor; dort befand sich der Wachhabende namens Jirija, der Sohn Schelemjas, des Sohnes Chananjas; er hielt den Propheten Jeremias an und sagte: "Zu den Kaldäern willst du überlaufen!"

Jer 37:14 Jeremias antwortete: "Du lügst! Ich laufe nicht zu den Kaldäern über!" Doch er hörte nicht auf ihn, vielmehr nahm Jirija den Jeremias fest und brachte ihn vor die Beamten.

Jer 37:15 Diese ließen ihre Wut an Jeremias aus, schlugen ihn und warfen ihn in den Kerker im Haus des Staatsschreibers Jonatan; dieses hatte man nämlich zum Gefängnis eingerichtet.

Jer 37:16 So kam Jeremias in die Zisternenhöhle mit den Gewölben; dort blieb Jeremias lange Zeit.

Jer 37:17 Eines Tages schickte der König Zidkia hin und ließ ihn kommen. Der König befragte ihn heimlich in seinem Palast und erkundigte sich: "Ist ein Wort vom Herrn da?" Jeremias antwortete: "Ja!" und fügte hinzu: "In die Gewalt des Königs von Babel wirst du überliefert!"

Jer 37:18 Weiter sagte Jeremias zum König Zidkia: "Was habe ich an dir, an deinen Knechten und an diesem Volk verschuldet, daß ihr mich ins Gefängnis gelegt habt?

Jer 37:19 Und wo sind nun eure Propheten, die euch weissagten: "Der König von Babel wird nicht über euch und über dieses Land kommen"?

Jer 37:20 Nun höre, mein Herr und König! Möge meine flehentliche Bitte bei dir Aufnahme finden! Schicke mich nicht mehr in das Haus des Staatsschreibers Jonatan zurück, denn dort muß ich sterben!"

Jer 37:21 Der König Zidkia gab also Anweisung und ließ den Jeremias im Wachthof in Gewahrsam bringen. Er versorgte ihn auch täglich mit einem Laib Brot aus der Bäckergasse, bis jegliches Brot in der Stadt zu Ende ging. Jeremias blieb also im Wachthof.

 

Jeremias Kapitel 38

 

Jer 38:1 Schephatja, der Sohn des Mattan, Gedalja, der Sohn des Paschchur, Juchal, der Sohn des Schelemja, und Paschchur, der Sohn des Malkija, hörten die Worte, die Jeremias zu allem Volke redete:

Jer 38:2 "So spricht der Herr: Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, Hunger oder Pest getötet, wer sich aber den Kaldäern ergibt, der hat sein Leben als Beute gewonnen und bleibt erhalten.

Jer 38:3 Denn so spricht der Herr: Diese Stadt wird mit Gewißheit der Heeresmacht des Königs von Babel ausgeliefert; er wird sie erobern."

 

Jer 38:4 Da sagten die Beamten zum König: "Dieser Mensch muß endlich sterben; denn er nimmt ja den Kriegsleuten, die noch in dieser Stadt übriggeblieben sind, und dem gesamten Volke den Mut, wenn er solche Reden vor ihnen führt. Dieser Mann hat ja nicht das Heil dieses Volkes im Auge, sondern das Unheil!"

Jer 38:5 Da entgegnete der König Zidkia: "Nun wohl, er sei in eurer Hand; denn der König vermag doch nichts gegen euch!"

Jer 38:6 Da ergriffen sie den Jeremias und warfen ihn in die Zisterne des Prinzen Malkija, die sich im Wachthof befand; an Stricken ließ man den Jeremias hinunter; in der Zisterne gab es kein Wasser, sondern nur Schlamm. So sank also Jeremias in den Schlamm ein.

Jer 38:7 Der Kuschit Ebedmelech, ein Höfling, der im königlichen Palaste Dienst tat, hörte, daß man den Jeremias in die Zisterne geworfen hatte. Der König befand sich gerade am Benjamintor.

Jer 38:8 Ebedmelech verließ also den Königspalast und sprach zum König:

Jer 38:9 "Mein Herr und König! Schlecht handelten jene Männer in ihrem ganzen Vorgehen gegen den Propheten Jeremias; sie warfen ihn in die Zisterne, damit er da unten den Hungertod sterbe." Denn es gab kein Brot mehr in der Stadt.

Jer 38:10 Da gab der König dem Kuschiten Ebedmelech den Auftrag: "Nimm dir von hier drei Männer mit und ziehe den Propheten Jeremias aus der Zisterne heraus, ehe er tot ist!"

Jer 38:11 Ebedmelech nahm die Männer mit sich und ging zum Königspalast in die Kleiderkammer des Vorratshauses, holte dort Stücke von abgelegten und zerrissenen Kleidern und ließ sie an Stricken zu Jeremias in die Zisterne hinunter.

Jer 38:12 Der Kuschit Ebedmelech rief dem Jeremias zu: "Lege die Kleiderfetzen und Lumpen in deine Achselhöhlen unter die Stricke!" Jeremias tat so.

Jer 38:13 Dann zogen sie den Jeremias an den Stricken herauf und holten ihn aus der Zisterne. Jeremias aber hielt sich weiter im Wachthof auf.

Jer 38:14 Der König Zidkia sandte hin und ließ den Propheten Jeremias zu sich an den dritten Eingang zum Hause des Herrn holen. Da sprach der König zu Jeremias: "Ich möchte dich um ein Prophetenwort befragen, verschweige mir nichts!"

Jer 38:15 Da antwortete Jeremias dem Zidkia: "Wenn ich es dir sage, so wirst du mich ja doch töten lassen; und wenn ich dir einen Ratschlag erteile, so hörst du nicht auf mich!"

Jer 38:16 Da leistete der König Zidkia dem Jeremias heimlich einen Eid: "So wahr der Herr lebt, der dieses unser Leben ins Dasein rief, ich töte dich nicht und übergebe dich nicht der Gewalt jener Männer, die dir nach dem Leben trachten!"

Jer 38:17 Darauf sagte Jeremias zu Zidkia: "So spricht der Herr, der Gott der Heere, der Gott Israels: Wenn du dich sogleich zu den Fürsten des Königs von Babel begibst, dann bleibst du selbst am Leben, und diese Stadt wird nicht in Brand gesteckt. Du wirst mitsamt deiner Familie weiterleben.

Jer 38:18 Gehst du aber nicht zu den Fürsten des Königs von Babel hinaus, dann fällt diese Stadt in die Gewalt der Kaldäer, diese stecken sie in Brand, und du entrinnst ihrer Faust nicht."

Jer 38:19 Da entgegnete der König Zidkia dem Jeremias: "Ich fürchte, daß die Judäer, die zu den Kaldäern bereits abgefallen sind, mich in ihre Hand bekommen und mit mir ihren Mutwillen treiben."

Jer 38:20 Jeremias aber versicherte: "Man wird dich ihnen nicht überantworten! Höre doch auf die Stimme des Herrn in dem, was ich dir zu sagen habe, dann ergeht es dir gut, und du bleibst am Leben!

Jer 38:21 Lehnst du es aber ab, hinüberzugehen, dann hat der Herr mir folgendes geoffenbart:

Jer 38:22 Fürwahr, alle Frauen, die noch im Palaste des Königs von Juda vorhanden sind, werden hinausgeführt zu den Fürsten des Königs von Babel, und sie sprechen dabei: "Deine vertrauten Freunde betrogen und besiegten dich! Da du nun mit den Füßen im Schlamm steckst, ziehen sie sich zurück."

Jer 38:23 Alle deine Frauen und deine Kinder bringt man zu den Kaldäern hinaus, auch du selbst entrinnst ihnen nicht, sondern vom König von Babel wirst du ergriffen, und diese Stadt wird in Brand gesteckt."

Jer 38:24 Da sagte Zidkia zu Jeremias: "Niemand darf von diesem Gespräch erfahren, sonst mußt du sterben!

Jer 38:25 Wenn die Beamten hören, daß ich mit dir gesprochen habe, und wenn sie zu dir kommen und dich auffordern: "Teile uns doch mit, was du zum König gesagt, und was der König zu dir gesagt hat; verheimliche uns nichts, sonst töten wir dich",

Jer 38:26 dann sprich zu ihnen: "Ich habe den König flehentlich gebeten, mich nicht mehr in das Haus Jonatans zurückbringen zu lassen, weil ich dort sterben muß.""

Jer 38:27 Da kamen denn auch alle Beamten zu Jeremias und fragten ihn aus. Dieser aber gab ihnen Bescheid ganz nach den Worten, die ihm der König aufgetragen hatte. Darauf ließen sie von ihm ab, denn niemand hatte das Gespräch gehört.

Jer 38:28 So verblieb Jeremias im Wachthof bis zum Tage der Eroberung Jerusalems. - Harte Vergeltung an Zidkia - Es geschah aber, als Jerusalem eingenommen war:

 

Jeremias Kapitel 39

 

Jer 39:1 Im neunten Jahr des Zidkia, des Königs von Juda, im zehnten Monat, rückte Nebukadnezar, der König von Babel, mit seinem gesamten Heer gegen Jerusalem und schloß es ein.

Jer 39:2 Im elften Jahr des Zidkia, am neunten Tag des vierten Monats, legte man eine Bresche in die Stadtmauer.

Jer 39:3 Da zogen alle Fürsten des Königs von Babel ein und ließen sich im mittleren Tore nieder: Nebusaradan, der Führer der Leibwache, und Nebuschasban, der Oberkämmerer, und Nergalsarezer, der Obermarschall aus Simmagir, sowie alle übrigen Fürsten des Königs von Babel.

Jer 39:4 Als Zidkia, der König von Juda, und alle Kriegsleute dies sahen, ergriffen sie die Flucht und verließen bei Nacht die Stadt in Richtung nach dem königlichen Garten durch das Tor zwischen den beiden Mauern und schlugen den Weg gegen die Jordansenke ein.

Jer 39:5 Doch die Streitkräfte der Kaldäer nahmen ihre Verfolgung auf und holten den Zidkia in den Steppen Jerichos ein. Sie ergriffen ihn und schleppten ihn vor den Babelkönig ebukadnezar nach Ribla in der Landschaft Hamat. Dieser hielt Gericht über ihn.

Jer 39:6 Der König von Babel ließ die Söhne des Zidkia in Ribla vor dessen Augen hinrichten; auch alle vornehmen Judäer ließ der König von Babel töten.

Jer 39:7 Den Zidkia aber ließ er blenden und in Fesseln legen, um ihn nach Babel zu bringen.

Jer 39:8 Den Königspalast und die Häuser der Bevölkerung brannten die Kaldäer nieder, und die Mauern von Jerusalem rissen sie ein.

Jer 39:9 Den Rest des Volkes, der in der Stadt noch übriggeblieben war, sowie die Überläufer, die zu ihm abgefallen waren, und den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Führer der Leibwache, nach Babel in die Verbannung.

Jer 39:10 Nur von den geringen Leuten, die nichts besaßen, ließ Nebusaradan, der Führer der Leibwache, einen Teil im Lande Juda zurück und gab ihnen gleichzeitig Weinberge und Grundstücke.

Jer 39:11 Nebukadnezar, der König von Babel, befahl dem Nebusaradan, dem Führer der Leibwache, bezüglich des Jeremias folgendes:

Jer 39:12 "Laß ihn holen, und richte dein Auge auf ihn! Sorge, daß ihm kein Leid geschieht, sondern verfahre mit ihm nach seinen Wünschen, die er dir äußert!"

Jer 39:13 Da sandten Nebusaradan, der Führer der Leibwache, und Nebuschasban, der Oberkämmerer, und Nergalsarezer, der Obermarschall, sowie sämtliche Fürsten des Königs von Babel hin.

Jer 39:14 Sie ließen den Jeremias aus dem Wachthofe holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohn Achikams, des Sohnes Schaphans, daß er ihn frei nach Hause entlasse. So blieb er bei der Bevölkerung.

Jer 39:15 An Jeremias war das Wort des Herrn ergangen, als er noch im Wachthof festgehalten war:

Jer 39:16 "Gehe hin und sage zu dem Kuschiten Ebedmelech: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Siehe, ich lasse meine Worte über diese Stadt in Erfüllung gehen zum Unheil und nicht zum Heil. Wenn sie alsdann vor deinen Augen eintreffen,

Jer 39:17 so werde ich dich an jenem Tage retten" - Spruch des Herrn -, "damit du den Leuten nicht in die Hand fällst, vor denen dir graut.

Jer 39:18 Ja, ich werde dich heil davonkommen lassen; du wirst nicht durch das Schwert fallen, sondern dein Leben als Beute gewinnen, weil du auf mich vertraut hast" - Spruch des Herrn.

 

Jeremias Kapitel 40

 

Jer 40:1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging, nachdem Nebusaradan, der Führer der Leibwache, ihn von Rama aus freigelassen hatte; er war seiner habhaft geworden, als er sich in Ketten mitten unter all den Gefangenen von Jerusalem und Juda befand, die nach Babel gebracht werden sollten.

Jer 40:2 Der Führer der Leibwache hatte also Jeremias holen lassen und sprach zu ihm: "Der Herr, dein Gott, hat dieses Unheil dem Ort hier angedroht.

Jer 40:3 Und der Herr hat es so kommen und geschehen lassen, wie er es angedroht hat; denn ihr habt euch am Herrn versündigt und nicht auf seine Stimme gehört; so mußte dies Geschick euch treffen.

Jer 40:4 Schau, nunmehr befreie ich dich heute von den Fesseln an deinen Händen! Wenn es dir beliebt, mit mir nach Babel zu kommen, so tue es, und ich will dich im Auge behalten; ist es dir aber nicht genehm, mit mir nach Babel zu kommen, so laß es! Sieh, das ganze Land steht zu deiner Verfügung; wohin zu gehen es dir beliebt, dahin gehe!

Jer 40:5 Willst du lieber dableiben, so kehre um zu Gedalja, dem Sohne Achikams, des Sohnes Schaphans, den der König von Babel über das Land Juda gesetzt hat! Bleibe mit ihm bei der Bevölkerung oder gehe, wohin immer es dir gefällt!" Der Führer der Leibwache gab ihm Wegzehrung und Geschenke und entließ ihn.

Jer 40:6 Da begab sich Jeremias zu Gedalja, dem Sohne Achikams, nach Mizpa und blieb mit ihm bei der Bevölkerung, die noch im Lande bleiben konnte.

Jer 40:7 Alle Truppenführer, die sich noch mit ihren Leuten auf freiem Felde aufhielten vernahmen, daß der Babelkönig den Gedalja, den Sohn Achikams, zum Statthalter über das Land gemacht und ihm die Männer, Frauen und Kinder, nämlich jenen Teil der armen Landbevölkerung, der nicht nach Babel gebracht worden war, anvertraut habe.

Jer 40:8 Sie kamen nun zu Gedalja nach Mizpa: Ismael, der Sohn Netanjas, Jochanan und Jonatan, die Söhne des Kareach, Seraja, der Sohn Tanchumets, die Söhne Ephajs, des Netophatiters, und Jesanja, der Sohn des Maachatiters, sie selbst samt ihren Leuten.

Jer 40:9 Gedalja, der Sohn Achikams, des Sohnes Schaphans, gab ihnen und ihren Leuten eine eidliche Zusicherung: "Fürchtet euch nicht, den Kaldäern untertan zu sein; bleibt im Lande und dient dem König von Babel, dann ergeht es euch gut!

Jer 40:10 Ich selbst bleibe hier in Mizpa als Vermittler bei den Kaldäern, die zu uns kommen. Ihr aber bringt eure Ernten an Wein, Obst und Öl ein, speichert sie auf und bleibt in euren Ortschaften, die ihr besiedelt!"

Jer 40:11 Auch alle Judäer, die in Moab, bei den Ammonitern, in Edom oder sonst in irgendeiner Landschaft sich aufhielten, erhielten davon Kunde, daß der König von Babel einen Rest von Juda übriggelassen und Gedalja, den Sohn Achikams, den Enkel Schaphans, zum Statthalter über sie gesetzt hatte.

Jer 40:12 Da kehrten alle Judäer aus sämtlichen Orten, wohin sie versprengt waren, zurück und kamen in das Land zu Gedalja nach Mizpa. Man erntete Wein und Obst in überaus großer Menge.

Jer 40:13 Jochanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die sich noch auf freiem Felde aufhielten, kamen zu Gedalja nach Mizpa.

Jer 40:14 Sie fragten ihn: "Weißt du auch, daß Baalis, der König der Ammoniter, den Ismael, den Sohn Netanjas, gesandt hat, dich zu erschlagen?" Gedalja aber, der Sohn Achikams, glaubte es ihnen nicht.

Jer 40:15 Nun machte Jochanan, der Sohn Kareachs, dem Gedalja in Mizpa insgeheim den Vorschlag: "Ich will mich aufmachen und Ismael, den Sohn Netanjas, erschlagen; niemand erfährt etwas davon. Warum soll er dich denn erschlagen, so daß alle Judäer, die sich um dich geschart haben, wieder zerstreut werden und der Rest von Juda zugrunde geht?"

Jer 40:16 Indes entgegnete Gedalja, der Sohn Achikams, dem Jochanan, dem Sohn des Kareach: "Tu das nicht; denn unwahr ist, was du über Ismael sagst."

 

Jeremias Kapitel 41

 

Jer 41:1 Jedoch im siebten Monat kam Ismael, der Sohn Netanjas, der Enkel Elischamas, aus königlichem Stamm [einer von den Großen des Königs], mit zehn Männern zu Gedalja, dem Sohne Achikams, nach Mizpa. Sie hielten dort ein gemeinschaftliches Mahl.

Jer 41:2 Da erhob sich Ismael, der Sohn des Netanja, samt den zehn Männern, die bei ihm waren, und sie erschlugen Gedalja, den Sohn Achikams, den Enkel Schaphans, mit dem Schwerte. So brachte er den Mann um, den der Babelkönig im Lande als Statthalter eingesetzt hatte.

Jer 41:3 Auch alle Judäer, die bei ihm [bei Gedalja] in Mizpa waren, und die Kaldäer, die sich als militärische Besatzung dort befanden, schlug Ismael tot.

Jer 41:4 Es begab sich aber am zweiten Tage nach Gedaljas Ermordung, als noch niemand etwas wußte,

Jer 41:5 da kamen Leute von Sichem, Silo und Samaria, achtzig Mann, mit geschorenen Bärten, zerrissenen Gewändern und eingeritzter Haut; sie trugen in ihren Händen Opfergaben und Weihrauch, um sie zum Hause des Herrn zu bringen.

Jer 41:6 Da ging Ismael, der Sohn Netanjas, von Mizpa aus ihnen entgegen und machte dabei eine weinerliche Miene. Sobald er mit ihnen zusammentraf, lud er sie ein: "Kommt zu Gedalja, dem Sohn Achikams!"

Jer 41:7 Nachdem sie nun in die Stadtmitte gekommen waren, hieb Ismael, der Sohn Netanjas, sie nieder und warf sie in die Zisterne, er und die Leute, die er bei sich hatte.

Jer 41:8 Unter ihnen befanden sich jedoch zehn Männer, die zu Ismael sprachen: "Bring uns nicht um; denn wir haben versteckte Vorräte auf dem Felde: Weizen, Gerste, Öl und Honig!" Da ließ er von ihnen ab und tötete sie nicht wie ihre Stammesbrüder.

Jer 41:9 Die Zisterne aber, in welche Ismael alle Leichen der Leute, die er erschlagen hatte, hineinwarf, war eine große Zisterne - es war jene, die König Asa gegen Bascha, den König von Israel, angelegt hatte. Diese füllte Ismael, der Sohn Netanjas, mit Erschlagenen.

Jer 41:10 Danach führte Ismael den ganzen Rest der Leute in Mizpa weg samt den Prinzessinnen, die Nebusaradan, der Führer der Leibwache, dem Gedalja, dem Sohn Achikams, anvertraut hatte; Ismael, der Sohn Netanjas, führte sie weg und zog ab, um über die Grenze zu den Ammonitern zu gelangen.

Jer 41:11 Jochanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, vernahmen von all dem Unrecht, das Ismael, der Sohn Netanjas, begangen hatte.

Jer 41:12 Sie nahmen alle ihre Leute und zogen zum Kampf wider Ismael, den Sohn Netanjas, aus; sie stießen auf ihn am großen Gewässer bei Gibeon.

Jer 41:13 Als nun sämtliche Leute um Ismael den Jochanan, den Sohn des Kareach, und neben ihm alle Truppenführer erblickten, sprangen sie freudig auf.

Jer 41:14 Alle Leute, die Ismael von Mizpa fortgeführt hatte, schwenkten um und traten auf die Seite Jochanans, des Sohnes des Kareach.

Jer 41:15 Jedoch gelang es Ismael, dem Sohn des Netanja, mit acht Mann dem Jochanan zu entkommen und zu den Ammonitern zu fliehen.

Jer 41:16 Da übernahmen Jochanan, der Sohn des Kareach, und alle bei ihm befindlichen Truppenführer den ganzen Rest der Leute, den Ismael, der Sohn des Netanja, nach der Ermordung Gedaljas von Mizpa fortgeführt hatte: Männer, Frauen, Kinder und Palastbeamte, die er von Gibeon zurückbrachte.

Jer 41:17 Sie zogen ab und machten halt in der Herberge des Kimham bei Bethlehem in der Absicht, nach Ägypten weiterzuziehen.

Jer 41:18 Dadurch wollten sie den Kaldäern entkommen. Sie fürchteten sich nämlich vor ihnen, weil Ismael, der Sohn Netanjas, den Gedalja, den Sohn Achikams, der vom König von Babel im Lande als Statthalter eingesetzt war, erschlagen hatte.

 

Jeremias Kapitel 42

 

Jer 42:1 Da traten alle Truppenführer, Jochanan, der Sohn Kareachs, Asarja, der Sohn Hoschajas, und sämtliche Leute, groß und klein,

Jer 42:2 an den Propheten Jeremias heran und baten: "Möge doch unser Flehen bei dir gnädige Aufnahme finden: Bete für uns zum Herrn, deinem Gott, für diesen gesamten Rest! Denn wir blieben von vielen nur noch wenige übrig, wie du es selber an uns siehst.

Jer 42:3 Möge uns der Herr, dein Gott, kundtun, welchen Weg wir gehen und was wir überhaupt tun sollen!"

Jer 42:4 Da sprach der Prophet Jeremias zu ihnen: "Ich bin einverstanden! Ja, ich werde eurem Wunsche gemäß zum Herrn, eurem Gott, beten; was immer der Herr euch zur Antwort gibt, will ich euch verkünden, ohne euch nur ein Wort vorzuenthalten."

Jer 42:5 Sie selber versicherten Jeremias: "Der Herr sei ein wahrer und getreuer Zeuge gegen uns, wenn wir nicht genau nach dem Bescheid handeln, den der Herr, dein Gott, durch deine Vermittlung uns schickt;

Jer 42:6 mag es Gutes oder Schlimmes sein, auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, werden wir hören; dann möge es uns wohlergehen, wenn wir auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, achten!"

Jer 42:7 Zehn Tage später erging das Wort des Herrn an Jeremias.

Jer 42:8 Da berief er Jochanan, den Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, samt allem Volk, groß und klein.

Jer 42:9 Er gab ihnen folgenden Bescheid: "So spricht der Herr, der Gott lsraels, zu dem ihr mich gesandt habt, um ihm eure Bitte vorzutragen:

Jer 42:10 "Bleibt ihr ruhig in diesem Land, so will ich euch aufbauen und nicht einreißen, euch einpflanzen und nicht entwurzeln! Denn mich reut das Unheil, das ich euch angetan.

Jer 42:11 Vor dem Babelkönig, vor dem ihr in Angst seid, fürchtet euch nicht; fürchtet euch nicht vor ihm", ist der Spruch des Herrn, "denn ich bin mit euch, euch zu helfen und euch zu erretten aus seiner Gewalt.

Jer 42:12 Ich erwirke Erbarmen für euch, so daß er sich euer erbarmt und euch die Rückkehr in eure Heimat gestattet."

Jer 42:13 Sagt ihr aber: "Wir bleiben nicht in diesem Lande", hört ihr also nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes,

Jer 42:14 sondern sprecht ihr: "Nein, wir ziehen ins Ägypterland, wo wir nichts vom Krieg sehen, kein Hornsignal hören und nach Brot nicht zu hungern brauchen, daselbst wollen wir bleiben",

Jer 42:15 nun, dann höret das Wort des Herrn, ihr Restbestand vom Hause Juda: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Wenn ihr euch durchaus in den Kopf gesetzt habt, nach Ägypten zu ziehen, wenn ihr hingeht und euch dort ansiedelt,

Jer 42:16 dann erreicht das Schwert das ihr fürchtet, euch dort im Lande Ägypten, und ihr sterbt daselbst.

Jer 42:17 Und alle Leute, die es sich in den Kopf gesetzt haben, nach Ägypten zu ziehen und sich dort niederzulassen, sterben durch Schwert, Hunger und Pest. Keiner von ihnen entweicht und entflieht dem Unheil, das ich über sie bringe."

Jer 42:18 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Wie sich mein Zorn und Grimm über die Einwohner Jerusalems ergossen hat, so wird sich mein Grimm auch über euch entladen, falls ihr nach Ägypten zieht. Ihr werdet zum Fluch und zum Entsetzen, zur Verwünschung und zum Hohn sein und werdet diese Stätte nie mehr sehen.""

 

Jeremias Kapitel 43

 

Jer 43:1 Jeremias hatte dem ganzen Volk alle Worte des Herrn, ihres Gottes, die der Herr ihnen ausrichten ließ - alle obigen Worte -, vollständig mitgeteilt.

Jer 43:2 Da sagten Asarja, der Sohn Hoschajas, und Jochanan, der Sohn Kareachs, sowie alle übermütigen und widerstrebenden Männer zu Jeremias: "Lüge redest du! Der Herr, unser Gott, hat dich nicht gesandt mit dem Auftrag: Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen, um euch dort niederzulassen!

Jer 43:3 Vielmehr ist es Baruch, der Sohn Nerijas, der dich wider uns aufhetzt, um uns in die Hand der Babylonier auszuliefern, damit diese uns töten oder nach Babel schleppen."

Jer 43:4 Aber Jochanan, der Sohn Kareachs, sämtliche Truppenführer und alle Leute hörten nicht auf den Befehl des Herrn, im Lande Juda zu bleiben.

Jer 43:5 Vielmehr nahmen Jochanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer den ganzen Rest Judas, der aus allen Völkern, wohin er versprengt gewesen, heimgekehrt war, um sich im Lande Juda anzusiedeln:

Jer 43:6 die Männer, Frauen und Kinder, die Prinzessinnen und alle Leute, die Nebusaradan, der Führer der Leibwache, bei Gedalja, dem Sohn Achikams und Enkel Schaphans, gelassen hatte, auch den Propheten Jeremias und Baruch, den Sohn Nerijas.

Jer 43:7 Sie zogen nach dem Land Ägypten, gehorchten also dem Befehl des Herrn nicht, und gelangten bis Tachpanches.

Jer 43:8 In Tachpanches erging das Wort des Herrn an Jeremias:

Jer 43:9 "Nimm große Steine zur Hand und füge sie mit Mörtel in das Ziegelpflaster am Eingang zum Hause des Pharao in Tachpanches ein, und zwar in Gegenwart judäischer Männer!

Jer 43:10 Sprich dann zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich sende hin und hole meinen Knecht Nebukadnezar, den König von Babel, herbei, daß er seinen Thron auf diese Steine stellt, die du eingefügt hast, und sein Prachtzelt darüber ausspannt!

Jer 43:11 Er kommt und schlägt das Ägypterland; wer für den Tod bestimmt ist, verfällt dem Tode, wer für die Gefangenschaft, der Gefangenschaft, und, wer für das Schwert bestimmt ist, dem Schwert.

Jer 43:12 Er wird Feuer an die Tempel der ägyptischen Götter legen und diese verbrennen oder wegführen. Er wird das Land Ägypten ablausen, wie der Hirt sein Gewand laust, und unbehelligt von dannen ziehen.

Jer 43:13 Er wird die Spitzsäulen (Obelisken) des Sonnentempels im Lande Ägypten zerbrechen und die Tempel der ägyptischen Götter niederbrennen."

 

Jeremias Kapitel 44

 

Jer 44:1 Das Wort, das an Jeremias erging für alle Judäer, die im Lande Ägypten wohnten, die sich aufhielten in Migdol, Tachpanches, Noph und im Lande Patros:

Jer 44:2 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr selbst habt all das Unheil erlebt, das ich über Jerusalem und alle Städte Judas brachte. Seht, heute sind sie Trümmerhaufen, die unbewohnt sind.

Jer 44:3 Das kam von ihrer Bosheit, die sie verübten, um mich zu kränken. Sie gingen hin, räucherten und dienten fremden Göttern, die ihnen bisher unbekannt waren, sie, ihr und eure Väter!

Jer 44:4 Immerfort hatte ich zu euch alle meine Knechte, die Propheten, gesandt mit der Mahnung: "Verübt doch nicht solchen Greuel, den ich hasse!"

Jer 44:5 Aber sie hörten nicht und zeigten kein geneigtes Ohr, sich von ihrer Bosheit abzukehren und fremden Göttern nicht mehr zu räuchern.

Jer 44:6 Da entlud sich mein Grimm und Zorn und entbrannte in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, so daß sie zu wüsten Trümmerstätten wurden, wie es heute der Fall ist.

Jer 44:7 Und nun spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels: Warum tut ihr euch selbst so großes Unheil an, daß ihr euch ausrottet, Mann und Frau, Kind und Säugling, aus Judas Mitte und keinen Rest mehr übriglaßt?

Jer 44:8 Ihr kränkt mich durch die Machwerke eurer Hände, weil ihr fremden Göttern Rauchopfer darbringt im Lande Ägypten, wohin ihr gezogen seid, euch daselbst niederzulassen; so werdet ihr ausgerottet und zum Fluch und Hohn bei allen Völkern der Erde.

Jer 44:9 Habt ihr denn die Übeltaten eurer Väter, die Übeltaten der Könige von Juda und die eurer Vornehmen, eure eigenen Übeltaten und die eurer Frauen vergessen, die sie im Lande Juda und auf den Gassen Jerusalems verübt haben?

Jer 44:10 Bis zum heutigen Tag wurden sie darüber nicht zerknirscht, hatten keine Furcht und wandelten nicht in meinem Gesetz und in meinen Geboten, die ich euch und euren Vätern vorgeschrieben habe.

Jer 44:11 Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Fürwahr, ich wende mein Antlitz gegen euch zum Unheil, um ganz Juda auszurotten.

Jer 44:12 Ich raffe den Rest Judas hinweg, der sich darauf versteifte, nach Ägypten zu ziehen, um sich dort niederzulassen; sie werden insgesamt im Lande Ägypten umkommen, sie werden fallen durch Schwert und Hunger, klein und groß kommen um; durch Schwert und Hunger werden sie sterben und werden zur Verwünschung und zum Entsetzen, zum Fluch und zum Hohn.

Jer 44:13 Die im Lande Ägypten Angesiedelten suche ich heim, wie ich Jerusalem heimsuchte, mit Schwert, Hunger und Pest.

Jer 44:14 Unter dem Rest der Judäer, die gekommen sind, sich hier im Lande Ägypten anzusiedeln, wird es keinen geben, der entweicht und entrinnt, um in das Land Juda heimzukehren, obwohl sie sehnlichst zurückkehren möchten, um dort wieder wohnen zu können. Nein, sie kehren nicht heim, abgesehen von einigen Flüchtlingen."

Jer 44:15 Da entgegneten alle Männer, die davon Kenntnis hatten, daß ihre Frauen anderen Göttern räucherten, und alle dabeistehenden Frauen - eine große Schar - sowie alle Leute, die sich im Lande Ägypten und in Patros niedergelassen hatten, dem Jeremias:

Jer 44:16 "In der Angelegenheit, in der du zu uns im Namen des Herrn geredet hast, können wir dir nicht gehorchen.

Jer 44:17 Vielmehr werden wir unbedingt all das tun, was wir gelobt haben, nämlich der Himmelskönigin Rauch- und Trankopfer darzubringen, wie wir, unsere Väter, unsere Könige und Fürsten in den Ortschaften Judas und auf den Gassen Jerusalems es getan haben. Da hatten wir Brot, uns zu sättigen, es ging uns gut, und wir mußten kein Unheil erleben.

Jer 44:18 Seit wir aber aufhörten, der Himmelskönigin zu räuchern und Trankopfer zu spenden, leiden wir Not an allen Dingen und kommen durch Schwert und Hunger um."

Jer 44:19 Die Frauen erklärten: "Wenn wir der Himmelskönigin Rauch- und Trankopfer darbringen, geschieht es dann etwa ohne Einverständnis unserer Männer, daß wir ihr Kuchen backen nach ihrer Gestalt und ihr Trankopfer spenden?"

Jer 44:20 Da entgegnete Jeremias dem gesamten Volke, den Männern, Frauen und allen Leuten, die ihm so geantwortet hatten:

Jer 44:21 "War es nicht gerade das Rauchopferunwesen, das ihr in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems gepflegt habt, ihr selbst, eure Väter, eure Könige, eure Fürsten samt der Bürgerschaft, dessen der Herr strafend gedachte und das er im Sinne hatte?

Jer 44:22 Der Herr konnte euer böses Treiben und eure Greueltaten, die ihr verübtet, nicht länger ertragen; so wurde denn euer Land zur Trümmerstätte, zum Entsetzen und zum Fluch, so daß es niemand mehr bewohnt, wie es heute der Fall ist.

Jer 44:23 Weil ihr Rauchopfer dargebracht und gegen den Herrn gesündigt, nicht auf die Stimme des Herrn gehört habt und nach seinem Gesetz, seinen Geboten und Anordnungen nicht gewandelt seid, darum kam dieses Unheil über euch, wie Ihr es heute erdulden müßt."

Jer 44:24 Zum gesamten Volk und besonders zu allen Frauen sagte Jeremias: "Höret das Wort des Herrn, ganz Juda, das im Lande Ägypten weilt!

Jer 44:25 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ihr Frauen habt mit euren Lippen versprochen und mit euren Händen vollbracht, was ihr sagtet: "Wir wollen unbedingt unsere Gelübde halten, die wir machten, nämlich der Himmelskönigin Rauch- und Trankopfer darzubringen!" Löst nur genau eure Gelübde ein und bringt eure Trankopfer dar!

Jer 44:26 So vernehmt denn das Wort des Herrn, ihr Judäer alle, die ihr im Lande Ägypten weilt: Fürwahr, ich schwöre bei meinem großen Namen, spricht der Herr: Nimmer soll mein Name von irgendeinem Judäer im ganzen Lande Ägypten in den Mund genommen werden, daß er spräche: "So wahr der Gebieter und Herr lebt!"

Jer 44:27 Siehe, ich wache über ihnen zum Unheil und nicht zum Heil! Alle Judäer im Lande Ägypten werden durch Schwert und Hunger aufgerieben bis zu ihrem völligen Untergang.

Jer 44:28 Nur eine kleine Zahl wird dem Schwert entrinnen und aus dem Land Ägypten ins Land Juda heimkehren, und der ganze Rest von Juda, der nach dem Ägypterland zog, um sich dort anzusiedeln, wird erkennen, wessen Wort sich erfüllt, das meinige oder das ihre.

Jer 44:29 Und dies soll euch das Zeichen dafür sein - Spruch des Herrn -, daß ich euch heimsuche an dieser Stätte, damit ihr erkennt, daß meine Unheilsworte wider euch in Erfüllung gehen:

Jer 44:30 So spricht der Herr: Fürwahr, ich übergebe den Pharao Hophra, den König von Ägypten, in die Hand seiner Feinde, in die Hand derer, die ihm nach dem Leben trachten, wie ich Zidkia, den König von Juda, in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, seines Feindes, der ihm nach dem Leben trachtete, überliefert habe."

 

Jeremias Kapitel 45

 

Jer 45:1 Das Wort, das der Prophet Jeremias zu Baruch, dem Sohne Nerijas, sprach, als er im vierten Jahre Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, jene Reden nach den Angaben des Jeremias in eine Buchrolle schrieb:

Jer 45:2 "So spricht der Herr, der Gott Israels, über dich, Baruch:

Jer 45:3 Du hast gesagt: "Ach, wehe mir, häuft doch der Herr Kummer auf meinen Schmerz! Von meinen Seufzern bin ich erschöpft, Ruhe finde ich nicht!" -

Jer 45:4 Rede zu ihm: So spricht der Herr: Siehe, was ich gebaut, reiße ich ein, und was ich gepflanzt, reiße ich aus [dies betrifft das ganze Land].

Jer 45:5 Du aber willst Großes für dich begehren? Begehre es nicht! Denn siehe, ich verhänge Unheil über alle Menschen - Spruch des Herrn. Doch dir gebe ich dein Leben als Beute an allen Orten, wohin immer du gehst!"

 

Jeremias Kapitel 46

 

Jer 46:1 Was als Wort des Herrn wider die Völker an den Propheten Jeremias erging.

Jer 46:2 Über Ägypten: Gegen die Streitmacht des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, die am Euphratstrom bei Karkemisch stand, die Nebukadnezar, der König von Babel, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, schlug:

Jer 46:3 "Rüstet Kleinschild und Großschild, rückt an zum Kampfe!

Jer 46:4 Die Streitrosse schirrt, ihr Wagenkämpfer, steigt auf! Tretet in Helmen an, macht die Lanzen blank, legt die Panzer an!

Jer 46:5 Was sehe ich? Sie sind zermürbt, sie weichen zurück, ihre Helden sind geschlagen, ergreifen die Flucht und kehren nicht um. Grauen ringsum" - Spruch des Herrn.

Jer 46:6 Der Schnelle kann nicht entfliehen und nicht entrinnen der Held. Im Norden am Ufer des Euphratstromes straucheln und fallen sie nieder.

Jer 46:7 Wer wogte heran gleich dem Nil, daß seine Wasser wie Ströme erbrausten?

Jer 46:8 Ägypten wogte heran gleich dem Nil, daß seine Wasser wie Ströme erbrausten. Es sprach: "Ich woge heran, überschwemme das Land, vernichte die Städte samt ihren Bewohnern!

Jer 46:9 Auf, ihr Rosse, ihr Wagen, stürmt los! Rückt aus, ihr Helden, Kusch und Put, die ihr den Schild tragt, ihr Ludier, die ihr den Bogen spannt!"

Jer 46:10 Doch jener Tag ist für den Gebieter und Herrn der Heere ein Rachetag, an dem er sich rächt an seinen Gegnern. Da frißt das Schwert, es sättigt sich und wird trunken von ihrem Blut; denn ein Schlachtfest hält der Gebieter und Herr der Heere im Lande des Nordens, am Euphratstrom.

Jer 46:11 Ziehe hinauf nach Gilead und hole Balsam, Jungfrau, Tochter Ägypten! Umsonst verbrauchst du viele Arzneien, Genesung findest du nicht!

Jer 46:12 Von deiner Schande hören die Völker, dein Wehgeschrei erfüllt die Erde. Ja, ein Held ist neben dem Helden gestürzt, miteinander sind beide gefallen!

Jer 46:13 Das Wort, das der Herr dem Propheten Jeremias verkündete über den Kriegszug, den Nebukadnezar, der König von Babel, unternahm, um das Land Ägypten zu schlagen:

Jer 46:14 Meldet es in Ägypten, verkündet es in Migdol, macht es kund in Noph und Tachpanches! Sprecht: Stelle dich auf und mach dich bereit, denn schon frißt das Schwert rings um dich her!

Jer 46:15 Wie ist dein Starker zu Boden gestürzt? Er hielt nicht stand, weil der Herr ihn verfolgte.

Jer 46:16 Er brachte viele zu Fall, so daß sie stürzten, Mann neben Mann. Da riefen sie: "Auf, zurück zu unserem Volk und in unser Heimatland vor dem rasenden Schwert!"

Jer 46:17 Nennt den Namen des Pharao, des ägyptischen Königs "Getöse, das die Zeit verpaßte"!

Jer 46:18 "So wahr ich lebe" - Spruch des Königs, "Herr der Heere" ist sein Name -, "fürwahr, wie unter den Bergen der Tabor, wie der Karmel am Meer, so machtvoll rückt er heran!

Jer 46:19 Zur Verbannung rüste dir deine Sachen, du seßhafte Tochter Ägypten! Denn Noph wird zur Wüste, wird niedergebrannt, bleibt unbewohnt!

Jer 46:20 Ägypten ist eine stattliche Jungkuh, die Bremse von Norden fällt über sie her.

Jer 46:21 Auch ihre Söldnertruppen im Land gleichen gemästeten Kälbern; auch sie machen kehrt, fliehen gemeinsam und bleiben nicht stehen. Denn der Tag ihres Unglücks kommt über sie, die Zeit ihrer Prüfung.

Jer 46:22 Ägyptens Stimme gleicht einer zischenden Schlange, wenn jene anrücken mit Macht und mit Äxten es überfallen, Holzhauern gleich.

Jer 46:23 Sie fällen seinen Wald" - Spruch des Herrn -, "denn er ist undurchdringbar. Zahlreicher als die Heuschrecken sind sie und ohne Zahl.

Jer 46:24 Zuschanden wird die Tochter Ägypten, dem nordischen Volk überliefert."

Jer 46:25 Der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, spricht: "Seht, ich suche heim den Amon von No und den Pharao, Ägypten und seine Götter, seine Könige und den Pharao samt allen, die auf ihn vertrauen!

Jer 46:26 Und ich gebe sie in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten, nämlich in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babel, und seiner Diener. Danach aber wird es wieder bewohnt sein wie früher" - Spruch des Herrn.

Jer 46:27 "Aber du, mein Knecht Jakob, fürchte dich nicht; verzage nicht, Israel! Denn siehe, aus fremder Ferne errette ich dich, deine Nachkommen aus ihrem Land der Verbannung. Jakob kehrt heim und hat Ruhe, lebt gesichert, und niemand erschreckt ihn.

Jer 46:28 Nun fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob" - Spruch des Herrn; "denn ich bin mit dir. Ja, ich mache ein Ende mit allen Völkern, unter die ich dich versprengte. Doch dich vertilge ich nicht, sondern züchtige dich nach Gebühr, jedoch ungestraft kann ich dich nicht lassen."

 

Jeremias Kapitel 47

 

Jer 47:1 Was als Wort des Herrn an den Propheten Jeremias erging wider die Philister, bevor der Pharao Gaza schlug.

Jer 47:2 So spricht der Herr: "Siehe, Wasser dringen vom Norden heran und werden zum reißenden Bach; sie überfluten das Land und was darin ist, die Städte samt ihren Bewohnern." Da schreien die Menschen und heulen alle Bewohner des Landes,

Jer 47:3 weil laut die Hufe seiner Hengste stampfen, seine Kriegswagen dröhnen, seine Räder rasseln. Väter kehren sich nicht nach den Söhnen um, denn ihre Hände sind schlaff vor Schreck

Jer 47:4 wegen des Tages, der kommt, um alle Philister zu vernichten und jeden zu vertilgen, der als Helfer für Tyrus und Sidon entkam. Ja, es vernichtet der Herr die Philister, den Rest von der Insel Kaphtor.

Jer 47:5 Kahlgeschoren ist Gaza, Askalon ist verstummt. Du Rest der Enakiter, wie lange noch mußt du dir Trauermale ritzen?

Jer 47:6 Wehe, du Schwert des Herrn, wie lange willst du nicht rasten? Kehre in deine Scheide zurück, halte ein und sei ruhig!

Jer 47:7 Wie sollte es ruhen, da der Herr es entbot? Wider Askalon und die Küste des Meeres entsandte er es.

 

Jeremias Kapitel 48

 

Jer 48:1 Über Moab. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Wehe über Nebo, es wird ja verwüstet; zuschanden wird und erobert Kirjatajim! Beschämt wird die Hochburg und geschleift."

Jer 48:2 Moabs Ruhm ist dahin. In Hesbon plant man wider es Unheil: "Kommt, wir rotten es aus, daß es kein Volk mehr sei!" Auch du, Madmen, wirst verstummen, das Schwert fährt hinter dir drein.

Jer 48:3 Horch, ein Wehgeschrei von Choronajim: "Verwüstung und großer Zusammenbruch!"

Jer 48:4 "Moab ist zerschmettert!", so gellt der Schrei bis nach Zoar.

Jer 48:5 Ja, die Steige von Luchit, man steigt sie mit Weinen hinauf; ach, am Abhang nach Choronajim hört man ob des Zusammenbruchs entsetzliches Schreien.

Jer 48:6 Fliehet, rettet euer Leben, lagert wie Wildesel in der Wüste!

Jer 48:7 Weil du auf deine Burgen vertrautest, wirst auch du erobert. In die Verbannung muß Kamosch ziehen, seine Priester und Fürsten zusammen.

Jer 48:8 Der Verwüster überfällt jegliche Stadt, und keine Stadt wird gerettet. Es geht zugrunde das Tal, vernichtet wird das ebene Land, spricht der Herr.

Jer 48:9 Setzt ein Grabmal für Moab, denn es verfällt ganz und gar! Seine Städte werden veröden, niemand wohnt mehr darin.

Jer 48:10 Verflucht, wer das Werk des Herrn nachlässig vollbringt, verflucht, wer sein Schwert zurückhält vom Blut!

Jer 48:11 Sorglos lebte Moab von Jugend an, ruhig lag es auf seiner Hefe; es wurde nicht umgeschüttet von Gefäß zu Gefäß, es mußte nicht in die Verbannung. Darum behielt es seinen Geschmack, unverändert seinen Duft.

Jer 48:12 "Seht, deshalb kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da sende ich Küfer zu ihm; die gießen es um, entleeren seine Gefäße und zerschlagen seine Krüge.

Jer 48:13 Zuschanden wird Moab an Kamosch, wie das Haus Israel zuschanden wurde an Betel, dem es vertraute."

Jer 48:14 Wie könnt ihr sagen: "Helden sind wir, Männer voll Kraft für den Kampf!"?

Jer 48:15 Der Verwüster zieht gegen Moab hinauf; da steigt die Blüte seiner Jugend zum Gemetzel hinab.

Jer 48:16 Moabs Verderben steht nahe bevor, sein Unglück eilt gar schnell herbei.

Jer 48:17 Beklagt es, all seine Nachbarn und alle, denen sein Name bekannt ist! Sprecht: "Ach, wie ist doch zerbrochen der starke Stab, das herrliche Zepter!"

Jer 48:18 Steig herab von deiner Pracht und setze dich in den Schmutz, du Einwohnerschaft, Tochter Dibon! Denn Moabs Verwüster zieht hinauf gegen dich, zerstört deine Burgen.

Jer 48:19 Stell dich an den Weg und halte Ausschau, Einwohnerschaft von Aroer; frage die fliehenden Männer und die entronnenen Frauen! Sprich: "Was ist denn geschehen?"

Jer 48:20 "Zuschanden ward Moab; ja, es zerbrach! Heulet und schreit, meldet am Arnon, daß Moab verwüstet!"

Jer 48:21 Ein Gericht brach herein über das Land der Ebene, über Cholon, Jahza und Mephaat,

Jer 48:22 über Dibon, Nebo und Bet-Diblatajim,

Jer 48:23 über Kirjatajim, Bet-Gamul und Bet-Meon,

Jer 48:24 über Kerijot und Bozra und über alle Städte des Landes Moab, die fern und nahe liegen.

Jer 48:25 "Abgehauen ist Moabs Horn und sein Arm zerschmettert" - Spruch des Herrn.

Jer 48:26 Macht es betrunken, denn wider den Herrn tat es groß! Moab stürze in sein eigenes Gespei, werde selber auch zum Gespött!

Jer 48:27 Oder war dir nicht Israel zum Gespött? Traf man es etwa bei Dieben an, daß du höhnend den Kopf schütteltest, sooft du von ihm sprachst?

Jer 48:28 Räumt die Städte, wohnt in den Klüften, Bewohner von Moab! Macht es wie die Taube, die an den Wänden nistet in offenen Höhlen.

Jer 48:29 Wir haben vernommen von Moabs Stolz, wie es gar hoffärtig ist, von seinem Hochmut und Stolz, von seinem Dünkel und seinem überheblichen Sinn.

Jer 48:30 "Ich kenne", so spricht der Herr, "seinen Übermut; unwahr ist sein Gerede, unaufrichtig sein Tun."

Jer 48:31 Darum heule ich über Moab, über ganz Moab jammere ich, über die Leute von Kir-Cheres muß ich stöhnen.

Jer 48:32 Du Quellgrund von Jaser, ich weine über dich, du Weinstock von Sibma! Bis ans Meer ziehen sich deine Ranken hin, reichen bis Jaser. Über deinen Herbst und deine Lese fällt der Verwüster her.

Jer 48:33 Verschwunden sind Freude und Jubel vom Fruchtgarten und vom Lande Moab. Die Kufen sind leer von Wein, der Kelterer wird nicht mehr keltern, der Taktruf ertönt nicht mehr.

Jer 48:34 Das Geschrei von Hesbon und Elale dringt bis Jahaz; man erhebt die Stimme von Zoar bis Choronajim und Eglat-Schelischijja; denn selbst die Wasser von Nimrim werden zur Wüstenei.

Jer 48:35 "Ich mache es Moab unmöglich" - Spruch des Herrn -, "daß jemand opfert auf der Kulthöhe und seinen Göttern räuchert."

Jer 48:36 Deshalb klagt mein Herz um Moab wie eine Flöte; wie eine Flöte klagt mein Herz um die Leute von Kir-Cheres; sie verloren ja alles, was sie sich erübrigt hatten.

Jer 48:37 Denn jedes Haupt ist kahlgeschoren und jeder Bart abgeschnitten, an allen Händen sind Ritzwunden und um die Hüften das Trauerkleid.

Jer 48:38 Auf allen Dächern Moabs und auf seinen Plätzen herrscht nichts als Klage. "Ja, ich zerbreche Moab wie ein Gefäß, das niemand mehr haben will" - Spruch des Herrn.

Jer 48:39 Wie ist zerschmettert, wie hat Moab schmachvoll den Rücken gewandt! So wird Moab zum Gespött und zum Entsetzen für alle seine Nachbarn.

Jer 48:40 Denn so spricht der Herr: "Schaut, wie ein Adler schwebt es heran, breitet über Moab seine Schwingen aus!

Jer 48:41 Erobert werden die Städte, die Festungen eingenommen. Der Mut der Helden Moabs wird an jenem Tag wie der Mut einer Frau in Wehen.

Jer 48:42 Vernichtet wird Moab, so daß es kein Volk mehr ist; denn wider den Herrn hat es großgetan.

Jer 48:43 Grauen und Grube und Garn über dich, Bewohner von Moab!" - Spruch des Herrn.

Jer 48:44 "Wer dem Grauen entgeht, fällt in die Grube, wer der Grube entsteigt, verstrickt sich im Garn. Ja, über Moab bringe ich dies im Jahr der Heimsuchung" - Spruch des Herrn.

Jer 48:45 Im Schatten von Hesbon machen erschöpft Flüchtlinge halt. Doch Feuer geht aus von Hesbon, eine Flamme von Sichons Haus und verzehrt die Schläfe Moabs und den Scheitel der lärmenden Schreier.

Jer 48:46 Weh dir, Moab! Du verlorenes Volk des Kamosch! Denn deine Söhne schleppt man in die Gefangenschaft, deine Töchter in die Verbannung.

Jer 48:47 "Aber am Ende der Tage wende ich Moabs Geschick" - Spruch des Herrn. - [Bis hierher geht das Gerichtswort über Moab.]

 

Jeremias Kapitel 49

 

Jer 49:1 Über die Ammoniter. So spricht der Herr: "Besitzt denn Israel keine Söhne, oder fehlt ihm ein Erbe? Warum beerbte Milkom den Gad, ließ sich sein Volk in dessen Städten nieder?

Jer 49:2 Darum siehe, es werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da lasse ich wider Rabba der Ammoniter Kriegslärm erschallen. Zu einem Trümmerhügel wird es, seine Tochterstädte werden in Brand gesteckt, und Israel beerbt seine Erben", so spricht der Herr.

Jer 49:3 Heule, Hesbon, denn der Verwüster rückt an! Schreiet, Töchter von Rabba! Gürtet das Trauerkleid um, haltet Klage und lauft mit eingeritzten Wunden umher! Denn in die Verbannung zieht Milkom, seine Priester und Fürsten alle.

Jer 49:4 Was rühmst du dich deines Tales, du abwendige Tochter, die auf ihre Schätze vertraut: "Wer kann über mich kommen?"

Jer 49:5 "Sieh, ich bringe über dich Schrecken", ist der Ausspruch des Gebieters, des Herrn der Heere, "von allen Seiten ringsum! Ihr werdet zerstreut, ein jeder für sich, und niemand wird die Flüchtlinge sammeln.

Jer 49:6 Danach aber wende ich der Ammoniter Geschick", ist der Spruch des Herrn.

Jer 49:7 Über Edom. So spricht der Herr der Heerscharen: "Gibt es keine Weisheit in Teman mehr, ist den Klugen der Rat verlorengegangen? Ist ihre Weisheit entwertet?"

Jer 49:8 Flieht, wendet euch ab, tief unten mögt ihr euch bergen, Bewohner von Dedan! Denn Esaus Verderben bringe ich über ihn, die Zeit seiner Heimsuchung.

Jer 49:9 Wenn Winzer über dich kommen, lassen sie keine Nachlese übrig. Kommen Diebe zur Nachtzeit, richten sie Schaden an nach Belieben.

Jer 49:10 Denn ich selbst lege Esau bloß, seine Schlupfwinkel decke ich auf, verbergen kann er sich nicht. Seine Brut wird zerstört und seine Verwandtschaft sowie seine Nachbarn, so daß keiner sagt:

Jer 49:11 "Laß deine Waisen, ich will sie erhalten, deine Witwen mögen auf mich vertrauen!""

Jer 49:12 Denn so spricht der Herr: "Siehe, denen es nicht rechtmäßig zukam, den Becher zu leeren, die müssen ihn gleichwohl leeren, und da solltest du selbst völlig ungestraft bleiben? Du wirst nicht ungestraft bleiben, nein, trinken mußt du!

Jer 49:13 Denn bei mir selber schwöre ich" - Spruch des Herrn -, "zum Entsetzen, zur Schmach, zur Wüstenei und zum Fluch soll Bozra werden, alle seine zugehörigen Städte zu ewigen Trümmerhaufen!"

Jer 49:14 Kunde vernahm ich vom Herrn, ein Bote ward unter die Völker gesandt: "Schart euch zusammen, rückt gegen es an, macht euch auf zum Kampfe!"

Jer 49:15 "Denn siehe, ich mache dich klein unter den Völkern, verachtet unter den Menschen!

Jer 49:16 Die Angst, die man vor dir hat, betörte dich, der Übermut deines Herzens; denn du wohnst ja in felsigen Klüften, klammerst dich fest an Bergeshöhen. Baust du auch hoch wie der Adler dein Nest, ich stürze dich von dort hinab" - Spruch des Herrn.

Jer 49:17 "Zum Entsetzen wird Edom, so daß jeder, der an ihm vorbeikommt, sich entsetzt und ob all seiner Schicksalsschläge erschaudert.

Jer 49:18 Wie es war bei der Zerstörung von Sodom und Gomorra sowie ihrer Nachbarstädte", spricht der Herr, "so wird dort niemand mehr wohnen, kein Mensch daselbst weilen.

Jer 49:19 Siehe, wie ein Löwe heraufsteigt aus des Jordans Dickicht zur immergrünen Aue, so vertreibe ich sie plötzlich von da, und wer dazu auserwählt ist, den setze ich dort ein. Denn wer ist mir gleich, und wer kann auftreten gegen mich? Wo ist der Hirt, der standhält vor mir?"

Jer 49:20 Darum hört den Ratschluß des Herrn, den er wider Edom gefaßt, und seine Pläne, die er ersann wider Temans Bewohner! Fürwahr, selbst die jüngsten Schafe schleppt man weg, ja, ihre eigene Trift ist entsetzt über sie!

Jer 49:21 Von seinem dröhnenden Fall erbebt die Erde, sein Wehgeschrei vernimmt man am Schilfmeer.

Jer 49:22 Schaut, wie ein Adler steigt es empor, schwebt es heran und breitet die Schwingen aus über Bozra! Der Mut der Helden Edoms wird an jenem Tag wie der Mut einer Frau in Wehen.

Jer 49:23 Über Damaskus. Es schämen sich Hamat und Arpad, denn böse Kunde vernahmen sie. Verzagt ist ihr Herz vor Kummer, kann keine Ruhe finden.

Jer 49:24 Damaskus wird schwach, wendet sich zur Flucht, Beben hat es ergriffen, Angst und Wehen packten es wie eine Gebärende.

Jer 49:25 Wie ist doch verlassen die ruhmreiche Stadt, die Stätte der Wonne!

Jer 49:26 "Darum fällt auf ihren Plätzen ihre Jungmannschaft, und alle Krieger kommen um an jenem Tag" - Spruch des Herrn der Heere.

Jer 49:27 "An die Mauer von Damaskus lege ich Feuer, daß es Benhadads Paläste verzehrt."

Jer 49:28 Über Kedar und die Reiche von Chazor, die Nebukadnezar, der König von Babel, schlug. So spricht der Herr: "Auf, rückt heran gegen Kedar und bezwingt die Söhne des Ostens!

Jer 49:29 Ihre Zelte und Schafe nimmt man hinweg, ihre Zeltdecken und all ihr Gerät; ihre Kamele holt man sich fort und ruft über sie: "Grauen ringsum!"

Jer 49:30 Flieht, macht euch eilends davon, tief unten mögt ihr euch bergen, Bewohner von Chazor!" - Spruch des Herrn. "Denn Nebukadnezar, der Babelkönig, faßte einen Entschluß wider euch und erdachte sich gegen euch einen Plan:

Jer 49:31 Auf, rückt heran gegen das sorglose Volk, das so zuversichtlich wohnt!" - Spruch des Herrn. "Tore und Riegel besitzt es nicht; sie hausen ganz einsam für sich.

Jer 49:32 Ihre Kamele werden erbeutet, ihrer Herden Menge verfällt dem Raub. In alle Winde zerstreue ich sie, deren Haarrand gestutzt ist; von allen Seiten bringe ich Unheil über sie" - Spruch des Herrn.

Jer 49:33 "Zur Behausung für Schakale wird Chazor, eine Wüste für immer. Niemand mehr wird dort wohnen, kein Mensch mehr darin verweilen."

Jer 49:34 Was als Wort des Herrn über Elam an den Propheten Jeremias erging, zu Beginn der Regierung Zidkias, des Königs von Juda:

Jer 49:35 So spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich zerbreche den Bogen von Elam, worin seine Stärke gründet!

Jer 49:36 Vier Winde will ich bringen über Elam, von den vier Enden des Himmels. Ich zerstreue sie in all diese Winde, so daß es kein Volk gibt, wohin Elams Versprengte nicht kämen.

Jer 49:37 Schrecken jage ich den Elamitern ein vor ihren Feinden, vor denen, die ihnen nach dem Leben trachten; Unheil bringe ich über sie, meinen glühenden Zorn" - Spruch des Herrn. "Hinter ihnen drein sende ich das Schwert, bis ich sie aufgerieben habe.

Jer 49:38 Ich errichte mir einen Thron in Elam und vernichte dort König und Fürsten" - Spruch des Herrn.

Jer 49:39 "Doch am Ende der Tage wende ich Elams Geschick" - Spruch des Herrn.

 

Jeremias Kapitel 50

 

Jer 50:1 Das Wort, das der Herr wider Babel, das Land der Kaldäer, durch den Propheten Jeremias gesprochen hat:

Jer 50:2 "Macht unter den Völkern es kund und laßt es hören, verhehlt es nicht und sprecht: Erobert ist Babel, zuschanden ist Bel, Merodach zerschmettert; seine Bilder sind geschändet, seine Götzen zertrümmert!

Jer 50:3 Denn ein Volk von Norden rückt gegen es an, das macht zur Wüste sein Land. Niemand wohnt mehr darin, Mensch und Vieh sind geflohen, sind fort.

Jer 50:4 In jenen Tagen und zu jener Zeit" - Spruch des Herrn - "kommen die Söhne Israels, sie und die Söhne Judas gemeinsam, ziehen immerfort weinend einher und suchen den Herrn, ihren Gott.

Jer 50:5 Nach dem Sion fragen sie, auf den Weg dorthin ist ihr Blick gerichtet. Sie kommen und halten zum Herrn im ewigen, nie vergessenen Bund.

Jer 50:6 Eine verirrte Herde war mein Volk, ihre Hirten führten sie irre, trieben sie ziellos in die Berge. Von Berg zu Hügel mußten sie ziehen, vergaßen ihren Lagerplatz.

Jer 50:7 Wer immer sie fand, fraß sie auf; ihre Feinde sprachen: "Uns trifft nicht die Schuld, daß sie am Herrn sich versündigt, der Aue des Heiles, der Zuflucht ihrer Väter."

Jer 50:8 Los, flieht aus Babel, dem Land der Kaldäer! Zieht aus und seid wie Leitböcke vor der Herde!

Jer 50:9 Denn seht, ich erwecke und führe gegen Babel eine Schar gewaltiger Völker vom Nordland; sie rüsten gegen es zum Kampf, und von dort her wird es erobert. Ihre Pfeile sind wie die eines siegreichen Helden, der niemals heimkehrt ohne Erfolg.

Jer 50:10 Kaldäa verfällt der Plünderung, alle, die es plündern, können sich satt essen" - Spruch des Herrn.

Jer 50:11 "Ja, freuet euch nur und jubelt, die ihr mein Erbe geraubt! Ja, hüpft nur wie Kälber im Grünen und wiehert wie Hengste!

Jer 50:12 Eure Mutter wird ganz mit Schmach bedeckt; schämen muß sich, die euch geboren. Siehe, das ist das Ende der Völker: Wüste, Dürre und Steppe!"

Jer 50:13 Ob des Zornes des Herrn bleibt es unbewohnt, wird völlig zur Wüste. Wer immer an Babel vorbeikommt, muß sich entsetzen und erschaudern über all seine Schicksalsschläge.

Jer 50:14 Rüstet wider Babel zum Kampf ringsum, ihr Bogenschützen alle! Beschießt es, spart keine Pfeile! Es hat ja gesündigt wider den Herrn.

Jer 50:15 Schreit ihm von allen Seiten den Kampfruf entgegen! Es muß sich ergeben, seine Pfeiler fallen, seine Mauern sind niedergerissen. Denn des Herrn Rache ist dies; rächt euch an ihm! Wie es getan, so vergeltet ihm!

Jer 50:16 Rottet in Babel jedweden aus, der sät und zur Erntezeit die Sichel ergreift! Vor dem rasenden Schwert eilt jeder zu seinem Volk und flieht in seine Heimat.

Jer 50:17 Israel war ein versprengtes Schaf, von Löwen gehetzt. Zunächst fraß es der König von Assur an, und jetzt hat ihm vollends Nebukadnezar, der König von Babel, die Knochen abgenagt.

Jer 50:18 Darum spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Fürwahr, ich rechne ab mit dem König von Babel und seinem Land, wie ich mit dem König von Assur abgerechnet habe!

Jer 50:19 Doch Israel führe ich heim auf seine Flur, daß es abweide Karmel und Basan, sich sättige im Bergland Ephraim und in Gilead.

Jer 50:20 In jenen Tagen und zu jener Zeit" - Spruch des Herrn - "wird man forschen nach Israels Schuld, doch es ist keine mehr da, und nach Judas Sünden, doch sie sind nicht zu finden; denn ich verzeihe dem Rest, den ich übriglasse.

Jer 50:21 Mache dich auf gegen das Land Beratajim, ziehe dagegen zu Feld und auch wider die Bewohner von Pekod! Durchbohre und banne sie", spricht der Herr, "tue ganz, wie ich dir gebiete!"

Jer 50:22 Kriegsgeschrei herrscht im Lande und großer Zusammenbruch.

Jer 50:23 Wie ist zerschlagen und zerschmettert der Hammer der ganzen Welt! Wie wurde doch Babel zum Entsetzen unter den Völkern!

Jer 50:24 Du hast dir selbst eine Falle gestellt, Babel, und bist auch gefangen worden, ohne daß du es merktest. Es hat dich erwischt und gepackt; denn du hattest den Herrn herausgefordert.

Jer 50:25 Der Herr hat sein Zeughaus geöffnet und die Waffen des Grimmes hervorgeholt. Denn ein Werk hat zu tun der Gebieter, der Herr der Heere, im Land der Kaldäer.

Jer 50:26 Kommt darüber her vom äußersten Ende, seine Speicher tut auf, schüttet es hin wie Haufen von Korn, vollzieht an ihm den Bann, kein Rest soll ihm erhalten bleiben!

Jer 50:27 All seine Jungstiere stoßt nieder, hinab mit ihnen zur Schlachtung! Wehe über sie! Denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Rechenschaft.

Jer 50:28 Horch, Flüchtlinge und Entronnene vom Lande Babel, die vermelden in Sion die Rache des Herrn, unseres Gottes [, die Rache für seinen Tempel].

Jer 50:29 Ruft nach Babel die Schützen, sämtliche Bogenschützen! Belagert ringsum die Stadt, ein Entrinnen sei ihr unmöglich! Vergeltet ihr nach ihrem Verdienst, tut ihr ganz so, wie sie getan! Denn wider den Herrn hat sie sich erkühnt, wider den Heiligen Israels.

Jer 50:30 Darum fällt auf ihren Plätzen die Jungmannschaft, all ihre Krieger kommen an jenem Tage um" - Spruch des Herrn.

Jer 50:31 "Siehe, ich komme dir bei, du "Frechheit"!" - Spruch des Gebieters, des Herrn der Heere -; "ja es ist gekommen dein Tag, die Zeit deiner Rechenschaft.

Jer 50:32 Die "Frechheit" strauchelt und fällt, und keiner ist da, der ihr aufhilft; ich lege Feuer an ihre Städte, daß es ihre ganze Umgebung verzehrt."

Jer 50:33 So spricht der Herr der Heerscharen: "Unterdrückt sind die Söhne Israels und die Söhne Judas mit ihnen; alle, die über sie die Verbannung verhängten, halten sie fest, verweigern ihnen die Freiheit.

Jer 50:34 Doch ihr Erlöser ist stark, "Herr der Heerscharen" ist sein Name. Er führt ihre Sache mit Eifer, um die Erde zur Ruhe zu bringen, in Unruhe aber Babels Bewohner."

Jer 50:35 "Schwert über die Kaldäer" - Spruch des Herrn - "und über die Bewohner von Babel, über seine Fürsten und seine Weisen!

Jer 50:36 Schwert über die Weissager, daß sie zu Toren werden! Schwert über seine Helden, daß sie zusammenbrechen!

Jer 50:37 Schwert über seine Rosse und Wagen und über alles Völkergemisch in seiner Mitte, daß es zu Weibern werde! Schwert über seine Schätze, daß sie geraubt werden!

Jer 50:38 Schwert über seine Gewässer, sie müssen versiegen! Denn ein Land der Götzen ist es, und durch die Schreckgestalten werden sie zu Narren.

Jer 50:39 Darum werden Fuchs und Luchs beisammen dort hausen und Strauße darin sich niederlassen. Niemals wird es wieder besiedelt und nicht mehr bewohnt von Geschlecht zu Geschlecht.

Jer 50:40 Wie damals, als Gott Sodom und Gomorra sowie ihre Nachbarstädte zerstörte" - Spruch des Herrn -, "so wird dort niemand mehr wohnen, kein Mensch daselbst weilen.

Jer 50:41 Sieh, ein Volk kommt vom Norden; ein großes Volk und der Könige viele brechen auf von den Enden der Erde!

Jer 50:42 Sie führen Bogen und Speer; grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, auf Rossen stürmen sie an, wie ein Krieger gerüstet zum Kampf wider dich, Tochter Babel.

Jer 50:43 Sobald der König von Babel die Kunde von ihnen vernimmt, sinken erschlafft seine Hände, Angst ergreift ihn, Krampf wie eine Gebärende.

Jer 50:44 Seht, wie ein Löwe heraufkommt aus des Jordans Dickicht zur immergrünen Aue, so vertreibe ich sie jählings von da, und wer dazu erwählt ist, den setze ich dort ein. Denn wer ist mir gleich, und wer kann auftreten gegen mich? Wo ist der Hirt, der standhält vor mir?"

Jer 50:45 Darum hört den Ratschluß des Herrn, den er wider Babel gefaßt hat, und seine Pläne, die er ersann wider das Land der Kaldäer! Fürwahr, selbst die jüngsten Schafe schleppt man weg, ja, ihre eigene Trift ist entsetzt über sie.

Jer 50:46 Von dem Ruf "Erobert ist Babel!" erbebt die Erde, sein Wehgeschrei vernimmt man unter den Völkern.

 

Jeremias Kapitel 51

 

Jer 51:1 So spricht der Herr: "Seht, wider Babel und die Bewohner Kaldäas erwecke ich den Geist des Vernichters.

Jer 51:2 Nach Babel entsende ich Worfler, die es worfeln und sein Land auskehren, wenn sie es ringsum belagern am Tage des Unheils."

Jer 51:3 Nicht erschlaffe, wer den Bogen spannt, und nicht ermüde der Gepanzerte! Schont nicht seine Jungmannschaft, vollzieht den Bann an seinem gesamten Heer!

Jer 51:4 Erschlagene stürzen zu Boden im Land der Kaldäer, auf seinen Straßen Durchbohrte.

Jer 51:5 Gewiß, nicht verlassen sind Israel und Juda von ihrem Gott, dem Herrn der Heerscharen. Doch das Kaldäerland ist voll von Schuld wider den Heiligen Israels.

Jer 51:6 Fliehet aus Babel, es rette jeder sein Leben, daß ihr nicht umkommt ob seiner Schuld! Denn eine Rachezeit ist es für den Herrn; was es verübt hat, zahlt er ihm heim.

Jer 51:7 Babel war in der Hand des Herrn ein goldener Becher, der die ganze Erde berauschte. Völker tranken von seinem Wein, darum kamen von Sinnen die Völker.

Jer 51:8 Jählings fällt Babel und bricht zusammen, heulet darüber! Holt Balsam für seinen Schmerz, vielleicht wird ihm Heilung zuteil!

Jer 51:9 Heilen wollten wir Babel, doch es ist nicht mehr heilbar. Laßt es liegen! Ziehen wir weg, ein jeder in sein Land! Denn bis zum Himmel reicht sein Gericht und geht hinauf bis zu den Wolken.

Jer 51:10 Der Herr hat unsere gerechte Sache ans Licht gebracht. Kommt, laßt uns in Sion erzählen vom Werke des Herrn, unseres Gottes!

Jer 51:11 Schärft die Pfeile, nehmt die Schilde zur Hand! Den Geist der Mederkönige hat der Herr aufgestachelt; denn wider Babel hegt er den Plan, es zu vernichten. Ja, des Herrn Rache ist dies, die Rache für seinen Tempel.

Jer 51:12 Wider Babels Mauern erhebt das Panier und haltet verschärfte Wache! Stellt Posten auf, legt in den Hinterhalt Späher! Denn der Herr hat geplant und führt auch aus, was er Babels Bewohnern angedroht hat.

Jer 51:13 Die du an großen Gewässern wohnst, die du an Schätzen so reich bist, dein Ende ist da, dein Maß ist voll.

Jer 51:14 Bei sich selbst schwur der Herr der Heerscharen: "Wärst du auch mit Menschen gefüllt den Heuschreckenschwärmen gleich, man stimmt gegen dich den Marschruf an!"

Jer 51:15 Er schuf die Erde in seiner Kraft, gründete durch seine Weisheit das Weltall, spannte durch seine Einsicht die Himmel aus.

Jer 51:16 Läßt er seine Stimme ertönen, so brausen die Wasser am Himmel; er führt die Wolken herauf vom Rande der Erde; Blitze erschafft er zum Regen, entsendet aus seinen Kammern den Wind.

Jer 51:17 Dumm steht da jeder Mensch, bar der Erkenntnis; ob des Götzenbildes ist jeder Goldschmied beschämt. Denn seine Bilder sind Trug, in ihnen steckt kein Lebensodem.

Jer 51:18 Wahn sind sie, nur Spottgebilde! Zur Zeit ihrer Heimsuchung verschwinden sie.

Jer 51:19 Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist! Er ist ja der Schöpfer des Alls und Israel der ihm eigene Stamm. "Herr der Heerscharen" ist sein Name.

Jer 51:20 "Du bist mir ein Hammer, ein Kriegsgerät; ich zerschlage Völker mit dir, Königreiche vernichte ich mit dir.

Jer 51:21 Roß und Lenker zerschlage ich mit dir, ich zerschlage mit dir Wagen und Fahrer.

Jer 51:22 Ich zerschlage mit dir Mann und Frau, ich zerschlage Greise und Kinder mit dir; ich zerschlage mit dir Jüngling und Jungfrau.

Jer 51:23 Ich zerschlage mit dir Hirt und Herde; Bauer und Gespann zerschlage ich mit dir; ich zerschlage mit dir Statthalter und Vögte.

Jer 51:24 Ich zahle Babel und allen Bewohnern Kaldäas vor euren Augen all ihre Bosheit heim, die sie an Sion verübten" - Spruch des Herrn.

Jer 51:25 "Warte, ich komme über dich, du Berg des Verderbers" - Spruch des Herrn -, "der die ganze Erde verderbte! Meine Hand strecke ich wider dich aus, wälze dich weg von den (übrigen) Felsen und mach' dich zu einem ausgebrannten Berg.

Jer 51:26 Keinen Stein kann man von dir zum Eckstein nehmen, keinen Stein für das Fundament, sondern nur ewige Öde wirst du sein" - Spruch des Herrn.

Jer 51:27 Erhebt ein Panier auf der Erde, unter den Völkern stoßet ins Horn! Setzt Völker ein gegen Babel, ruft gegen es herbei die Reiche von Ararat, Minni und Aschkenas, bestellt wider es die Aushebungsbeamten! Laßt Rosse anrücken gleich stelzenden Heuschrecken!

Jer 51:28 Setzt ihm Völker entgegen, die Könige von Medien, alle dessen Statthalter und Vögte und ihr ganzes Herrschaftsgebiet!

Jer 51:29 Die Erde zittert und bebt darob, denn an Babel erfüllt sich der Plan des Herrn, das Land Babel zur Wüste zu machen, die niemand bewohnt.

Jer 51:30 Die Helden Babels hören auf zu kämpfen, hocken in den Burgen. Ihre Kraft ist versiegt, sie wurden zu Weibern. Seine Wohnungen steckt man in Brand, seine Riegel zerbricht man.

Jer 51:31 Läufer über Läufer stürzt herbei, Bote über Bote, dem König von Babel zu melden, daß seine Stadt restlos erobert sei;

Jer 51:32 die Furten seien besetzt, die Sumpfgebiete ein Raub der Flammen, die Krieger entmutigt.

Jer 51:33 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Die Tochter Babel gleicht einer Tenne zur Zeit, da man sie feststampft: Noch kurze Frist, dann ist die Erntezeit für sie da."

Jer 51:34 "Nebukadnezar, der König von Babel, fraß mich und rieb mich auf; er stellte mich weg als leeres Geschirr. Gleich einem Drachen verschlang er mich, hat sich den Bauch angefüllt und mich vertrieben vom Ort meiner Wonne.

Jer 51:35 Meine Mißhandlung und mein Fleisch komme über Babel", spreche die Bewohnerschaft Sions, "mein Blut über die Bewohner Kaldäas", spreche Jerusalem!

Jer 51:36 Darum spricht der Herr: "Siehe, ich führe den Streit für dich und betreibe deine Rache! Ich lasse seinen Strom vertrocknen und seine Quelle versiegen

Jer 51:37 Babel wird zum Trümmerfeld, zur Wohnung für Schakale, zum Ort des Entsetzens und des Grauens, ohne Bewohner!

Jer 51:38 Sie alle brüllen den Löwen gleich, knurren wie Löwenjunge.

Jer 51:39 Bei ihrer heißen Gier bereite ich ihnen das Mahl und berausche sie, daß sie betäubt werden, in ewigen Schlaf versinken und nie mehr erwachen" - Spruch des Herrn.

Jer 51:40 "Wie Lämmer schleppe ich sie hinab zur Schlachtung, wie Widder und Böcke."

Jer 51:41 Wie ist doch erobert, genommen der Ruhm aller Welt! Wie ward zum Entsetzen Babel unter den Völkern!

Jer 51:42 Das Meer überflutet Babel, von seiner Wogen Schwall wird es bedeckt.

Jer 51:43 Seine Städte werden zur Wüste, zu einem Gelände der Dürre und Steppe, wo niemand mehr wohnt, wo kein Mensch mehr hindurchzieht.

Jer 51:44 "Den Bel von Babel suche ich heim, entreiße seinem Rachen, was er verschlang. Die Völker strömen nicht mehr zu ihm. Auch die Mauer von Babel muß fallen.

Jer 51:45 Fort aus seiner Mitte, mein Volk! Und es rette ein jeder sein Leben vor dem glühenden Zorne des Herrn!

Jer 51:46 Möge euer Herz nicht verzagen, mögt ihr euch nicht fürchten vor dem Gerücht, das man im Lande verbreitet, wenn in einem Jahre dieses und im anderen jenes Gerücht umgeht, wenn Gewalttat im Lande herrscht und ein Herrscher gegen den anderen steht!

Jer 51:47 Darum siehe, es kommen Tage, da suche ich Babels Götzen heim. Zuschanden wird sein ganzes Gebiet, und alle seine Erschlagenen liegen in seinem Bereich.

Jer 51:48 Himmel und Erde samt allem, was in ihnen ist, jubeln über Babel, wenn von Norden her die Verwüster es überfallen" - Spruch des Herrn.

Jer 51:49 Babel muß ebenso fallen für die Erschlagenen Israels, wie für Babel fielen die Erschlagenen aus aller Welt!

Jer 51:50 Ihr, die ihr seinem Schwert entronnen seid, zieht fort, ohne haltzumachen! Gedenkt in der Ferne des Herrn, und Jerusalem liege in eurem Sinn!

Jer 51:51 Schämen müssen wir uns, denn Schande erfuhren wir, unser Antlitz bedeckt Schmach. Denn Fremde kamen über die heiligen Stätten des Hauses des Herrn.

Jer 51:52 "Darum siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da suche ich seine Götzenbilder heim, und in seinem ganzen Lande stöhnen Durchbohrte.

Jer 51:53 Stiege Babel auch bis zum Himmel empor, und verschanzte es sich in unzugänglicher Höhe, so werden doch auf meinen Wink Verwüster es überfallen" - Spruch des Herrn.

Jer 51:54 Horch! Ein Schreien von Babel her und großer Zusammenbruch vom Lande der Kaldäer!

Jer 51:55 Denn der Herr verwüstet Babel und vertreibt ihm das laute Lärmen, mögen auch seine Wogen wie gewaltige Wasser brausen, mag auch ihr tosendes Lärmen erschallen.

Jer 51:56 Ja, der Verwüster kommt über Babel! Seine Helden werden gefangengenommen, ihre Bogen zerbrochen. Denn der Herr ist ein Gott der Vergeltung; er zahlt genau heim.

Jer 51:57 "Seine Fürsten und Weisen, seine Statthalter, Vögte und Helden mache ich trunken, daß sie versinken in ewigen Schlaf und nie mehr erwachen" - Spruch des Königs, dessen Name "Herr der Heerscharen" lautet.

Jer 51:58 So spricht der Herr der Heerscharen: "Die Mauer von Babel, der geräumigen Stadt, wird geschleift bis zum Grund. Seine hochragenden Tore werden verbrannt. So mühen sich Völker um nichts, Nationen plagen sich für das Feuer."

Jer 51:59 Der Auftrag, den der Prophet Jeremias dem Seraja, dem Sohne Nerijas, des Sohnes Machsejas, erteilte, als dieser mit Zidkia, dem König von Juda, in dessen viertem Regierungsjahr nach Babel reiste. Seraja war der oberste Quartiermeister.

Jer 51:60 Jeremias hatte all das Unheil, das über Babel kommen sollte, in einer eigenen Buchrolle aufgezeichnet, alle jene Drohungen, die wider Babel niedergeschrieben sind.

Jer 51:61 Nun sprach Jeremias zu Seraja: "Wenn du nach Babel kommst, so sieh zu, daß du alle diese Worte laut vorliest!

Jer 51:62 Dann sprich: "Herr, damit hast du selbst diesem Orte angedroht, ihn zu vernichten, daß es dort keinen Bewohner mehr gibt, weder Menschen noch Vieh, daß vielmehr eine ewige Wüstenei aus ihm werden soll!"

Jer 51:63 Bist du mit dem Lesen dieser Buchrolle fertig, so binde einen Stein daran fest und wirf sie in den Euphrat hinein!

Jer 51:64 Dabei sprich: "Ebenso versinke Babel und komme nicht wieder hoch infolge des Unheils, das ich über es bringe!"" - Bis hierher gehen die Worte des Jeremias.

 

Jeremias Kapitel 52

 

Jer 52:1 Zidkia war 21 Jahre alt, als er zur Herrschaft kam. Er regierte elf Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Chamutal, die Tochter Jirmejahus aus Libna.

Jer 52:2 Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie Jojakim gehandelt hatte.

Jer 52:3 Wegen des Zornes des Herrn brach über Jerusalem und Juda das Unheil herein, bis er sie von seinem Angesicht verstieß. Zidkia hatte sich nämlich wider den König von Babel empört.

Jer 52:4 Darauf rückte am zehnten Tage des zehnten Monats im neunten Jahre seiner Herrschaft der König Nebukadnezar von Babel mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem vor. Man belagerte es und baute ringsherum ein Bollwerk auf.

Jer 52:5 Die Stadt wurde bis zum elften Jahre des Königs Zidkia eingeschlossen.

Jer 52:6 Am neunten Tage des vierten Monats, als schon die Hungersnot in der Stadt überhandnahm und die Landesbevölkerung nichts mehr zu essen hatte,

Jer 52:7 wurde Bresche in die Stadt gelegt. Der König und alle Krieger sahen dies, ergriffen die Flucht und verließen nachts die Stadt auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das zum königlichen Garten hinausführt, obwohl die Kaldäer rings um die Stadt lagerten. Sie schlugen die Richtung zur Jordansenke ein.

Jer 52:8 Doch die Streitmacht der Kaldäer setzte hinter dem König her und holte Zidkia im Steppengebiet von Jericho ein, nachdem alle seine Truppen ihn verlassen und sich zerstreut hatten.

Jer 52:9 Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla in der Landschaft Hamat; dieser hielt Gericht über ihn.

Jer 52:10 Der König von Babel ließ die beiden Söhne des Zidkia vor dessen Augen hinrichten; auch alle Fürsten von Juda ließ er in Ribla töten.

Jer 52:11 Den Zidkia aber ließ er blenden und in Ketten legen; dann ließ ihn der Babelkönig nach Babel bringen und bis zu seinem Tode in Haft halten.

Jer 52:12 Am zehnten Tage des fünften Monats - es war im 19. Jahre des Königs Nebukadnezar von Babel - rückte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der zum persönlichen Dienst des Königs von Babel gehörte, in Jerusalem ein.

Jer 52:13 Er steckte den Tempel des Herrn, den Königspalast und alle Häuser Jerusalems in Brand. Jedes große Haus zündete er an.

Jer 52:14 Auch alle Mauern rings um Jerusalem rissen die gesamten kaldäischen Streitkräfte, die der Oberste der Leibwache befehligte, nieder.

Jer 52:15 Den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt vorhanden war, sowie die Überläufer, die zum König von Babel übergetreten waren, und den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, in die Gefangenschaft.

Jer 52:16 Aber von den geringen Leuten im Land ließ Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, eine Anzahl als Winzer und Landwirte zurück.

Jer 52:17 Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, die Fahrgestelle und das eherne Meer, die sich beim Tempel des Herrn befanden, zerschlugen die Kaldäer und schafften alles, was davon aus Erz war, nach Babel.

Jer 52:18 Auch die Schüsseln, Schaufeln, Messer, Sprenggefäße, Schalen und alle ehernen Geräte, mit denen man den Tempeldienst versah, holten sie weg.

Jer 52:19 Auch die Becken, Kohlenpfannen, Sprengschalen, Töpfe, Leuchter, Schalen und Becher, die sämtlich von Gold oder Silber waren, nahm der Oberste der Leibwache mit.

Jer 52:20 Die beiden Säulen, das eine Meer, [die zwölf ehernen Rinder unter dem Meer] die Gestelle, die der König Salomo für den Tempel des Herrn anfertigen ließ - nicht zu wägen war das Erz von all diesen Geräten.

Jer 52:21 Was die Säulen betrifft, so war die einzelne Säule achtzehn Ellen hoch, und ein Faden von zwölf Ellen umspannte sie; ihre Dicke betrug vier Finger, innen war sie hohl.

Jer 52:22 Ein ehernes Kapitell bildete den Abschluß nach oben. Die Höhe des einzelnen Kapitells betrug fünf Ellen. Flechtwerk und Granatäpfel waren rings um das Kapitell, alles aus Erz. Ebenso verhielt es sich bei der zweiten Säule.

Jer 52:23 Es waren 96 Granatäpfel, außerdem vier frei in der Luft hängende; im ganzen hingen hundert Granatäpfel um das Flechtwerk.

Jer 52:24 Der Oberste der Leibwache nahm ferner den Oberpriester Seraja, den zweiten Priester Zephanja und die drei Schwellenhüter mit.

Jer 52:25 Aus der Stadt nahm er einen Hofbeamten gefangen, der Anführer von Streitkräften war und sieben Männer, die den König persönlich bedienten und sich noch in der Stadt befanden, sowie den Schreiber des Heerführers, der die Bürger des Landes auszuheben hatte, endlich sechzig Männer von den Landesbürgern, die sich noch in der Stadt befanden.

Jer 52:26 Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, sandte sie zum König von Babel nach Ribla.

Jer 52:27 Der König von Babel ließ sie in Ribla im Lande Hamat schlagen und hinrichten. So ward Juda aus seinem Heimatland in die Verbannung geführt.

Jer 52:28 Dies ist die Zahl der Leute, die Nebukadnezar gefangen fortführen ließ: Im 17. Jahr seiner Herrschaft 3.023 Judäer,

Jer 52:29 im 18. Jahre Nebukadnezars aus Jerusalem 832 Personen,

Jer 52:30 im 23. Jahre Nebukadnezars führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, an Judäern 745 Personen weg; im ganzen waren es 4.600 Personen.

Jer 52:31 Im siebenunddreißigsten Jahre der Wegführung des judäischen Königs Jojachin, am fünfundzwanzigsten Tage des zwölften Monats begnadigte Ewil Merodach, der König von Babel, im Jahre seines Regierungsantritts Jojachin, den König von Juda, und entließ ihn aus dem Gefängnis.

Jer 52:32 Er redete freundliche Worte zu ihm und wies ihm seinen Sitz oberhalb des Sitzes der anderen Könige an, die in Babel bei ihm waren.

Jer 52:33 Er durfte seine Gefängniskleider umtauschen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte.

Jer 52:34 Sein Lebensunterhalt wurde ihm bis zu seinem Tode als dauerndes Reichnis vom König von Babel in der bestimmten Höhe täglich geliefert, solange er lebte.

 

 

Klagelieder

 

Klagelieder Kapitel 1

 

Klgl 1:1 Ach, wie sitzt so einsam die Stadt, die an Volk einst so reich! Gleich einer Witwe ward die Große unter den Völkern, die Fürstin über die Länder geriet unter Frondienst.

Klgl 1:2 Heftig weint sie des Nachts, ihre Wangen sind tränenbedeckt. Sie findet keinen Tröster unter all ihren Geliebten. Alle ihre Freunde wurden ihr untreu, sind ihr zu Feinden geworden.

Klgl 1:3 In die Verbannung zog Juda, getrieben von Not und drückender Knechtschaft. Unter Heiden weilt sie nun und findet keine Ruhe. Alle ihre Verfolger holten sie ein unter harter Bedrängnis.

Klgl 1:4 Es trauern die Wege nach Sion, da niemand zum Fest kommt; all ihre Tore sind verwüstet. Ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind bekümmert, sie selbst leidet bittere Qual.

Klgl 1:5 Ihre Bedränger triumphieren, ihre Feinde sind glücklich. Denn der Herr sandte ihr Kummer ob ihrer zahllosen Sünden; ihre Kinder zogen dahin als Gefangene vor dem Bedränger.

Klgl 1:6 Entschwunden ist der Tochter Sion all ihre Pracht, ihre Fürsten wurden Hirten gleich, die keine Weide finden. Kraftlos gehen sie einher vor dem Verfolger.

Klgl 1:7 Jeusalem gedenkt der Tage ihrer Not und Unrast, all ihrer Kostbarkeiten, die sie einstmals besaß, wie ihr Volk in Feindeshand fiel und niemand ihr beistand. Die Feinde sahen sie und lachten über ihre Zerstörung.

Klgl 1:8 Schwer sündigte Jerusalem, deshalb ward sie zum Hohne. Alle ihre Verehrer verachten sie, denn sie sehen ihre Blöße. Sie selbst seufzt und wendet sich ab.

Klgl 1:9 Ihre Unreinheit klebt ihr an der Schleppe, nicht bedachte sie ihr Ende. Unbegreiflich tief ist sie gesunken, ohne daß einer sie tröstet. "Sieh, Herr, mein Elend an, denn der Feind macht sich groß!"

Klgl 1:10 Der Bedränger streckte die Hand aus nach allem, was ihr kostbar. Ja, sie sah Heiden in ihr Heiligtum dringen, obwohl du befohlen hast: "Sie sollen nicht zu dir in die Gemeinde kommen!"

Klgl 1:11 Ihr ganzes Volk seufzt und sucht nach Brot. Ihre Schätze geben sie hin für Nahrung, um ihr Leben zu retten. "Herr, sieh und schau doch an, wie verachtet ich bin!

Klgl 1:12 O ihr alle, die ihr vorüberzieht, schaut und seht, ob es einen Schmerz gibt gleich meinem Schmerz, der mir widerfuhr, womit der Herr mich schlug am Tag seines glühenden Zornes!

Klgl 1:13 Aus der Höhe sandte er Feuer in meine Glieder und zertrat sie. Er stellte meinen Füßen ein Netz, warf rückwärts mich nieder. Er machte mich zunichte, für alle Zeit krank.

Klgl 1:14 Schwer ist das Joch meiner Sünden, durch seine Hand befestigt. Sie kamen mir über den Hals; da brach meine Kraft. Der Herr übergab mich in Feindeshand, vor der ich nicht standhalten konnte.

Klgl 1:15 Alle siegreichen Helden in meiner Mitte hat der Herr verworfen. Er berief eine Volksmenge gegen mich, meine Jünglinge zu zerschmettern. Zum Keltertreter ward der Herr an der Jungfrau, der Tochter Juda.

Klgl 1:16 Hierüber muß ich weinen, mein Auge strömt von Tränen; denn fern von mir ist der Tröster, mein Herz zu erquicken. Meine Söhne sind mutlos, weil der Feind so stark.

Klgl 1:17 Sion ringt die Hände, niemand tröstet sie. Wider Jakob entbot der Herr seine Bedränger von allen Seiten. Jerusalem wurde in ihren Augen zum Abscheu.

Klgl 1:18 Gerecht ist der Herr, ich aber trotzte seinem Befehl. Hört doch, ihr Völker alle, und schaut meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und Jünglinge mußten fort in die Gefangenschaft.

Klgl 1:19 Nach meinen Geliebten rief ich, doch sie betrogen mich. Meine Priester und Ältesten starben dahin in der Stadt. Sie suchten nach Nahrung für sich, um ihr Leben zu erhalten.

Klgl 1:20 Sieh, Herr, wie ich bedrängt bin! Mein Innerstes glüht; mir dreht sich das Herz im Leib, weil ich so überaus trotzig war. Die Kinder nahm mir draußen das Schwert und drinnen die Pest!

Klgl 1:21 Höre, wie ich stöhne! Ohne Tröster bin ich. Alle meine Feinde erfuhren mein Unglück; sie freuten sich, daß du es gewirkt hast. Bringe den Tag herbei, den du verkündet, daß es ihnen ergehe wie mir!

Klgl 1:22 All ihre Bosheit komme vor dich, tue an ihnen, wie du mir getan ob all meiner Sünden! Wahrlich, zahllos sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank."

 

Klagelieder Kapitel 2

 

Klgl 2:1 Ach, wie hüllt der Herr in seinem Zorn die Tochter Sion in Wolkendunkel! Er stürzte vom Himmel zur Erde Israels Pracht, gedachte nicht des Schemels seiner Füße am Tage seines Zornes.

Klgl 2:2 Erbarmungslos vertilgte der Herr alle Fluren Jakobs, riß nieder in seinem Grimm die festen Burgen der Tochter Sion; er warf zu Boden und entehrte das Reich und seine Fürsten.

Klgl 2:3 In glühendem Zorn zerbrach er jegliche Kraft in Israel. Er zog seine Rechte zurück vor dem Feind, brannte in Jakob wie loderndes Feuer, das alles ringsum verzehrt.

Klgl 2:4 Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, erhoben ist seine Rechte. Dem Gegner gleich erschlug er alles, was das Auge erfreut. Ins Zelt der Tochter Sion ergoß er seinen Grimm wie Feuer.

Klgl 2:5 Wie ein Feind ward der Herr; er zerstörte Israel, er zerstörte alle seine Paläste, vernichtete seine Burgen. Auf die Tochter Juda häufte er Jammer über Jammer.

Klgl 2:6 Er verwüstete seine Wohnstätte, vernichtete seinen Festort. Vergessen ließ der Herr in Sion Festtag und Sabbat, verstieß in grimmigem Zorn König und Priester.

Klgl 2:7 Seinen Altar verschmähte der Herr, entweihte sein Heiligtum. Er gab in die Hand des Feindes die Mauern ihrer Paläste. Lärm erscholl im Hause des Herrn wie am Tag eines Festes.

Klgl 2:8 Es entschloß sich der Herr, die Mauern der Tochter Sion zu schleifen. Die Meßschnur spannte er aus, wandte seine Hand vom Zerstören nicht ab. In Trauer versetzte er Wall und Mauer, beide verfielen.

Klgl 2:9 Ihre Tore sanken zu Boden, ihre Riegel verdarb und zerschlug er. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Heiden; kein Gesetz gibt es mehr. Auch ihren Propheten wird vom Herrn kein Gesicht mehr zuteil.

Klgl 2:10 Schweigend sitzen am Boden die Ältesten der Tochter Sion. Sie streuen sich Staub auf ihr Haupt, umgürten sich mit dem Trauergewand. Zur Erde senken ihr Haupt die Jungfrauen Jerusalems.

Klgl 2:11 In Tränen ermatten meine Augen, mein Innerstes glüht. Zu Boden entströmte mein Lebensgefühl, da meines Volkes Tochter zerbrach, während Säugling und Kind verschmachten auf den Plätzen der Stadt.

Klgl 2:12 Ihren Müttern rufen sie zu: "Wo ist Brot und Wein?"; sie verschmachten wie Verwundete auf den Plätzen der Stadt, ihr Leben verhauchend auf dem Schoß ihrer Mütter.

Klgl 2:13 Worauf kann ich dich hinweisen, was dir Ähnliches finden, Tochter Jerusalem? Womit soll ich dich vergleichen, um dich zu trösten, Jungfrau, Tochter Sion? Denn tief wie das Meer ist dein Sturz; wer könnte dich heilen?

Klgl 2:14 Deine Propheten erschauten dir Lug und Trug, enthüllten nicht deine Schuld, um dein Schicksal zu wenden. Sie schauten dir Prophetensprüche, falsch und irreführend.

Klgl 2:15 In die Hände klatschen über dich alle, die des Weges ziehen; sie zischen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: "Ist das die Stadt, die man Krone der Schönheit nannte, Wonne für die ganze Welt?"

Klgl 2:16 Alle deine Feinde reißen den Mund gegen dich auf, zischen und knirschen mit den Zähnen. Sie rufen: "Wir haben zerstört! Ja, dies ist der Tag, den wir erhofft; wir haben ihn erlebt und geschaut!"

Klgl 2:17 Ausgeführt hat der Herr seinen Plan, seine Drohung erfüllt, die er verkündet. Schonungslos riß er nieder. Er ließ den Feind über dich triumphieren, erhöhte die Macht deiner Gegner.

Klgl 2:18 Schreie laut zum Herrn, klage, Tochter Sion! Laß die Tränen rinnen wie einen Bach bei Tag und bei Nacht! Gönne dir keine Ruhe, nicht raste dein Auge!

Klgl 2:19 Auf, halte Klage zur Nachtzeit, sobald die Nachtwachen beginnen! Schütte wie Wasser dein Herz aus vor dem Antlitz des Herrn! Erhebe deine Hände zu ihm für das Leben deiner Kinder!

Klgl 2:20 Herr, sieh zu und schau her, wem du dies angetan! Durften Frauen ihre Leibesfrucht essen, die verzärtelten Kindlein? Durften im Tempel des Herrn Priester und Propheten gemordet werden?

Klgl 2:21 Hingestreckt liegen im Staub der Gassen Knabe und Greis. Meine Jungfrauen und Jünglinge fielen dem Schwert zum Opfer; du hast sie getötet am Tag deines Zornes, hingeschlachtet ohne Erbarmen.

Klgl 2:22 Wie zu einem Festtag riefst du meine Siedlungsstätten ringsum zusammen; da gab es keinen, der entfliehen und entrinnen konnte am Zornestag des Herrn. Die ich gepflegt und großgezogen, hat mein Feind vertilgt.

 

Klagelieder Kapitel 3

 

Klgl 3:1 Ich bin der Mann, der Leid erfuhr durch die Rute seines Zornes.

Klgl 3:2 Mich leitete und trieb er in lichtloses Dunkel.

Klgl 3:3 Gerade gegen mich kehrte er immer wieder Tag für Tag seine Hand.

Klgl 3:4 Hinschwinden ließ er mir Fleisch und Haut, zerbrach meine Glieder.

Klgl 3:5 Er belud und umgab mich mit Gift und Mühsal.

Klgl 3:6 Im Finstern ließ er mich wohnen wie die ewig Toten.

Klgl 3:7 Er ummauerte mich unentrinnbar, legte mich in schwere Fesseln.

Klgl 3:8 Auch wenn ich flehte und rief, er verschloß meiner Bitte den Weg.

Klgl 3:9 Er hat mir die Wege mit Quadern vermauert, die Pfade gekrümmt.

Klgl 3:10 Er war mir wie ein lauernder Bär, ein Löwe im Versteck.

Klgl 3:11 Er zerrte mich vom Weg, ließ mich regungslos liegen und zerfleischte mich.

Klgl 3:12 Den Bogen spannte er und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil.

Klgl 3:13 Meine Nieren traf er mit den Pfeilen seines Köchers.

Klgl 3:14 All meinen Leuten ward ich zum Hohn, zum Spott jeden Tag.

Klgl 3:15 Mit Bitterkeit hat er mich gesättigt, getränkt mit Wermut.

Klgl 3:16 Er ließ meine Zähne auf Kiesel beißen und ließ mich den Staub zermalmen.

Klgl 3:17 Du stießest mich aus dem Wohlstand; was Glück ist, vergaß ich.

Klgl 3:18 Ich sprach: Mein Glanz ist dahin, auch mein Hoffen auf den Herrn.

Klgl 3:19 Der Gedanke an meine Not und Unrast ist Wermut und Gift.

Klgl 3:20 Stets denkt daran und ist tief gebeugt meine Seele in mir.

Klgl 3:21 Aber dies will ich zu Herzen nehmen, das ist der Grund meiner Hoffnung:

Klgl 3:22 Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, nicht ist beendet sein Mitleid.

Klgl 3:23 An jedem Morgen erneuert es sich; groß ist deine Treue.

Klgl 3:24 "Mein Anteil ist der Herr", spricht meine Seele; "darum hoff' ich auf ihn!"

Klgl 3:25 Gut ist der Herr gegen den, der seiner harrt, gegen die Seele, die ihn sucht.

Klgl 3:26 Gut ist es, schweigend zu hoffen auf die Hilfe des Herrn.

Klgl 3:27 Gut ist es für den Menschen, ein Joch zu tragen schon in seiner Jugend.

Klgl 3:28 Er sitze einsam und schweige, wenn Er es ihm auferlegt!

Klgl 3:29 Er neige seinen Mund in den Staub! Vielleicht ist noch Hoffnung!

Klgl 3:30 Die Wange biete er dem, der ihn schlägt, lasse mit Schmach sich sättigen!

Klgl 3:31 Denn nicht für ewig verwirft der Herr.

Klgl 3:32 Nein, hat er betrübt, so erbarmt er sich auch nach seiner großen Huld.

Klgl 3:33 Denn nur ungern beugt und betrübt er die Menschen.

Klgl 3:34 Daß man mit Füßen tritt alle Gefangenen im Land,

Klgl 3:35 daß man beugt das Recht eines Mannes vor dem Angesicht des Höchsten,

Klgl 3:36 daß man im Gericht einen Menschen bedrückt - sollte der Herr das nicht sehen?

Klgl 3:37 Wer könnte befehlen, daß etwas geschieht, ohne daß der Herr es geboten?

Klgl 3:38 Kommt nicht aus dem Munde des Höchsten Schlimmes und Gutes?

Klgl 3:39 Was klagt denn ein Mensch, der da lebt? Er werde Herr über seine Sünde!

Klgl 3:40 Unseren Wandel laßt uns prüfend erforschen und uns bekehren zum Herrn!

Klgl 3:41 Laßt uns nicht die Hände, sondern unser Herz erheben zu Gott im Himmel!

Klgl 3:42 Wir haben gesündigt und waren trotzig! Du hast keine Verzeihung geübt.

Klgl 3:43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt, getötet ohne Schonung.

Klgl 3:44 In Wolken hast du dich gehüllt, die kein Gebet durchdrang.

Klgl 3:45 Zu Kehricht und Auswurf machtest du uns inmitten der Völker.

Klgl 3:46 Den Mund rissen wider uns auf alle unsere Feinde.

Klgl 3:47 Grauen und Grube ward uns zuteil, Vernichtung und Verderben.

Klgl 3:48 Ströme von Tränen vergießt mein Auge über den Sturz der Tochter meines Volkes.

Klgl 3:49 Ruhelos tränt mein Auge, ohne aufzuhören,

Klgl 3:50 bis der Herr vom Himmel niederblickt und hersieht.

Klgl 3:51 Mein Auge tut mir weh vor lauter Weinen über meine Stadt.

Klgl 3:52 Wie einen Vogel jagten mich, die grundlos mir feind sind.

Klgl 3:53 Sie wollten in der Fanggrube mein Leben auslöschen und warfen Steine auf mich.

Klgl 3:54 Das Wasser ging über mein Haupt. "Verloren bin ich", so sagte ich mir.

Klgl 3:55 Da rief ich deinen Namen, Herr, aus der Grube tief unten.

Klgl 3:56 Du hörtest meinen Ruf: "Verschließe nicht vor meinem Schreien dein Ohr!"

Klgl 3:57 Du nahtest, als ich nach dir rief, und sprachst: "Fürchte dich nicht!"

Klgl 3:58 Du führtest, Herr, meinen Streitfall, befreitest mein Leben.

Klgl 3:59 Du siehst, o Herr, meine Drangsal; schaffe mir Recht!

Klgl 3:60 Du siehst ihre ganze Rachgier, all ihre Pläne wider mich.

Klgl 3:61 Du hörst ihr Schmähen, o Herr, all ihre Pläne wider mich.

Klgl 3:62 Das Reden und Denken meiner Gegner ist gegen mich gerichtet den ganzen Tag.

Klgl 3:63 Habt acht auf ihr Sitzen und Stehen! Ich bin ihr Spottlied.

Klgl 3:64 Vergelten wirst du ihnen, o Herr, nach dem Tun ihrer Hände.

Klgl 3:65 Du bescherst ihnen Verlust des Verstandes, deinen Fluch über sie.

Klgl 3:66 Du verfolgst sie im Zorn und tilgst sie aus unter deinem Himmel, o Herr.

 

Klagelieder Kapitel 4

 

Klgl 4:1 Ach, wie ist dunkel geworden das Gold, entstellt das echte Edelmetall! Zerstreut liegen die heiligen Steine an allen Straßenecken.

Klgl 4:2 Sions Söhne, die Edlen, aufgewogen mit Feingold, ach, sie sind nur wie irdene Krüge geschätzt, wie Gebilde von Töpferhand!

Klgl 4:3 Selbst Schakale reichen die Brust und säugen die Jungen. Doch meines Volkes Töchter sind grausam wie Strauße in der Wüste.

Klgl 4:4 Des Säuglings Zunge klebte am Gaumen vor Durst. Kinder schrieen nach Brot, niemand brach es ihnen.

Klgl 4:5 Wer Leckerbissen einst aß, erlag in den Gassen; die sich legten auf Purpur, schmiegten sich an Kehrichthaufen.

Klgl 4:6 Die Schuld der Tochter meines Volkes übertraf die Sünde Sodoms, das plötzlich zerstört ward ohne Zutun von Menschenhand.

Klgl 4:7 Ihre Jünglinge waren reiner als Schnee, weißer als Milch. Rosiger als Korallen war ihr Leib, ihre Gestalt dem Saphir gleich.

Klgl 4:8 Ihr Aussehen wurde schwärzer als Ruß; man erkannte sie nicht in den Gassen. Es schrumpfte die Haut über ihren Knochen, sie wurden trocken wie Holz.

Klgl 4:9 Glücklicher die vom Schwert Getroffenen als die vom Hunger Getroffenen, welche zusammenschmolzen, vom Nahrungsmangel durchbohrt!

Klgl 4:10 Weichherzige Frauen kochten mit eigenen Händen ihre Kinder. Diese dienten ihnen als Mahl beim Sturz der Tochter meines Volkes.

Klgl 4:11 Erfüllt hat der Herr seinen Grimm, ausgegossen seinen glühenden Zorn. In Sion hat er ein Feuer entzündet, das seine Grundfesten auffraß.

Klgl 4:12 Nie hätten die Könige der Erde geglaubt und sämtliche Erdkreisbewohner, daß jemals ein Gegner und Feind Jerusalems Tore betrete.

Klgl 4:13 Wegen der Sünden seiner Propheten und wegen der Frevel seiner Priester ist solches geschehen; sie vergossen in seiner Mitte das Blut der Gerechten.

Klgl 4:14 Sie taumelten blind durch die Gassen, besudelt mit Blutschuld, so daß man ihre Kleider nicht anrühren durfte.

Klgl 4:15 "Ihr Unreinen, fort!", rief man ihnen zu. "Fort, fort, keine Berührung!" Da sie so schwankten und wankten, sprach man unter den Heiden: "Sie dürfen nicht länger verweilen!"

Klgl 4:16 Der Herr selber hat sie zerstreut, schaut sie nicht mehr an. - Man achtete die Priester nicht, hatte kein Erbarmen mit den Greisen.

Klgl 4:17 Wir schauten noch immer die Augen uns aus nach Hilfe für uns, doch vergebens! Auf unserer Warte spähten wir nach dem Volk, das nicht hilft.

Klgl 4:18 Man belauerte unsere Schritte; wir konnten uns nicht im Freien bewegen. Nahe war unser Ende, erfüllt unsere Zeit, ja es kam unser Ende.

Klgl 4:19 Unsere Verfolger waren schneller als die Adler am Himmel. Sie setzten uns nach in den Bergen, lauerten uns in der Steppe auf.

Klgl 4:20 Der Gesalbte des Herrn, unser Lebenshauch, ward gefangen in ihren Gruben; wir aber hatten gedacht, in seinem Schutz unter den Völkern leben zu können.

Klgl 4:21 Freu dich und juble, Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz! Auch an dich kommt der Becher; dann wirst du im Rausch dich entblößen.

Klgl 4:22 Tochter Sion, deine Schuld ist zu Ende; fortan verbannt er dich nicht mehr! Tochter Edom, deine Schuld sucht er heim und enthüllt deine Sünden!

 

Klagelieder Kapitel 5

 

Klgl 5:1 Bedenke, o Herr, was uns widerfuhr! Schau her und sieh unsere Schmach!

Klgl 5:2 Unser Erbteil fiel Fremden zu, unsere Häuser kamen an Ausländer.

Klgl 5:3 Waisen sind wir geworden, vaterlos, unsere Mütter Witwen gleich.

Klgl 5:4 Unser Trinkwasser erhalten wir nur gegen Geld, unser Holz nur gegen Bezahlung.

Klgl 5:5 Bis über den Hals verfolgt man uns; wir sind es müde, man gönnt uns nicht Ruhe.

Klgl 5:6 Wir reichten Ägypten und Assur die Hand, uns zu sättigen mit Brot.

Klgl 5:7 Unsere Väter haben gefehlt, sie sind dahin; doch ihre Sünden müssen wir tragen.

Klgl 5:8 Knechte herrschen über uns; niemand befreit uns aus ihrer Gewalt.

Klgl 5:9 Wir ernten unsere Nahrung mit Lebensgefahr, bedroht vom Schwerte der Wüste.

Klgl 5:10 Wie ein Ofen glüht unsere Haut von den Qualen des Hungers.

Klgl 5:11 Man schändete Frauen in Sion, Jungfrauen in Judas Städten.

Klgl 5:12 Fürsten wurden von Feindeshand erhängt, Älteste nicht entsprechend geehrt.

Klgl 5:13 Jünglinge müssen den Mühlstein schleppen, und Knaben straucheln unter der Holzlast.

Klgl 5:14 Greise halten sich fern vom Tor, Jünglinge von ihrem Saitenspiel.

Klgl 5:15 Entschwunden ist die Freude unseres Herzens, unser Reigen in Trauer verkehrt.

Klgl 5:16 Die Krone ist uns vom Haupte gefallen; weh uns, daß wir gesündigt!

Klgl 5:17 Darob ist unser Herz krank, darum sind unsere Augen verdüstert:

Klgl 5:18 um den Sionsberg, der verwüstet ist, auf dem Schakale sich tummeln.

Klgl 5:19 Du aber, Herr, thronst in Ewigkeit; dein Thron steht fest von Geschlecht zu Geschlecht.

Klgl 5:20 Warum willst du uns für immer vergessen und verlassen auf lange Zeit?

Klgl 5:21 Führe uns, Herr, zu dir zurück, so kehren wir um! Mach unsere Tage neu, ganz wie sie ehedem waren!

Klgl 5:22 Oder hast du uns völlig verworfen, zürnst du uns so gewaltig?

 

 

Baruch

 

Baruch Kapitel 1

 

Bar 1:1 Dies ist der Wortlaut des Buches, das Baruch, der Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas, des Sohnes Zidkias, des Sohnes Hasadias, des Sohnes Hilkias, in Babylon geschrieben hat.

Bar 1:2 Es war im fünften Jahre, am siebten Tag des Monats, da die Kaldäer Jerusalem eingenommen und in Brand gesteckt hatten.

Bar 1:3 Baruch las den Wortlaut dieses Buches vor in Gegenwart des Königs Jechonias (Jojachin) von Juda, des Sohnes Jojakims, und in Gegenwart des ganzen Volkes, das zum Anhören des Buches zusammengekommen war.

Bar 1:4 Ferner in Gegenwart der Vornehmen und der königlichen Prinzen sowie in Gegenwart der Ältesten und des ganzen Volkes, vom Kleinsten bis zum Größten, all derer, die in Babylon am Flusse Sud angesiedelt waren.

Bar 1:5 Da weinten, fasteten und beteten sie vor dem Herrn.

Bar 1:6 Dann brachten sie Geld zusammen, soviel ein jeder vermochte.

Bar 1:7 Sie sandten es nach Jerusalem an den Priester Jojakim, den Sohn Hilkias, des Sohnes Schallums, und an die übrigen Priester und an das ganze Volk, das sich bei ihm in Jerusalem befand.

Bar 1:8 Er (Baruch) hatte auch die Gefäße des Hauses des Herrn, die aus dem Tempel erbeutet worden waren, am zehnten Siwan erhalten, um sie in das Land Juda zurückzubringen, nämlich die silbernen Gefäße, die Zidkia, der Sohn des Josia und König von Juda, anfertigen ließ,

Bar 1:9 nachdem Nebukadnezar (Nabuchodonosor), der König von Babylon, den Jechonias und die Fürsten, die Schlosser und die Vornehmen und das Volk des Landes von Jerusalem weggeführt und nach Babylon gebracht hatte.

Bar 1:10 Da ließen sie sagen: Wir senden euch hiermit Geld; so kauft denn für das Geld Brand- und Sühnopfer sowie Weihrauch; richtet ferner Speiseopfer zu und bringt sie auf dem Altar des Herrn, unseres Gottes, dar!

Bar 1:11 Betet auch für das Leben Nebukadnezars, des Königs von Babylon, und für das Leben Baltasars, seines Sohnes, damit ihre Tage währen wie die Tage des Himmels über der Erde,

Bar 1:12 und daß der Herr uns Kraft verleihe, unsere Augen leuchten lasse, und wir unter dem Schutz Nebukadnezars, des Königs von Babylon, und unter dem Schutz seines Sohnes Baltasar leben, ihnen lange Zeit dienen und Gnade vor ihnen finden mögen!

Bar 1:13 Betet auch für uns zum Herrn, unserem Gott; denn wir haben gesündigt wider den Herrn, unseren Gott, und der Grimm des Herrn und sein Zorn haben sich bis zum heutigen Tag noch nicht von uns abgewandt.

Bar 1:14 Dieses Buch aber, das wir euch zur öffentlichen Verkündigung im Hause des Herrn am Festtag, und zwar an den Versammlungstagen, senden, sollt ihr vorlesen!

Bar 1:15 Ihr sollt sprechen: Der Herr, unser Gott, ist im Recht! Uns aber treibt es heute die Schamröte ins Gesicht, uns Männern von Juda und Bewohnern Jerusalems,

Bar 1:16 unseren Königen und Fürsten, unseren Priestern und Propheten sowie unseren Vätern.

Bar 1:17 Denn wir haben gesündigt wider den Herrn;

Bar 1:18 wir haben uns gegen ihn aufgelehnt, haben auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht gehört und sind nicht nach den Geboten unseres Herrn gewandelt, die er uns vorgelegt hat.

Bar 1:19 Seit dem Tage, da der Herr unsere Väter aus dem Lande Ägypten herausführte, bis zum heutigen Tage blieben wir widerspenstig gegen den Herrn, unseren Gott, und ließen uns dazu hinreißen, auf seine Stimme nicht zu hören.

Bar 1:20 So heftete sich an uns das Unheil und der Fluch, den der Herr durch seinen Knecht Moses androhen ließ, als er unsere Väter aus dem Lande Ägypten herausführte, um uns ein Land zu geben, das von Milch und Honig fließt, wie es bis heute der Fall ist.

Bar 1:21 Wir aber hörten nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, trotz aller Reden seiner Propheten, die er uns sandte.

Bar 1:22 Vielmehr wandelte ein jeder von uns nach den Gelüsten seines bösen Herzens; wir verehrten fremde Götter und taten, was den Augen des Herrn, unseres Gottes, mißfiel.

 

Baruch Kapitel 2

 

Bar 2:1 So hat denn der Herr sein Wort erfüllt, das er wider uns und unsere Herrscher, die Israel regierten, wider unsere Könige und unsere Fürsten und wider die Bewohner von Israel und Juda, gesprochen hatte:

Bar 2:2 Er werde schweres Unheil über uns verhängen, so daß unter dem ganzen Himmel noch nie solches geschehen ist, wie es in Jerusalem geschah, gemäß dem Schriftwort im Gesetz des Moses,

Bar 2:3 daß ein jeder von uns das Fleisch seines eigenen Sohnes und das Fleisch seiner eigenen Tochter verzehren werde.

Bar 2:4 Er gab sie in die Gewalt aller Reiche um uns her und machte sie zum Hohn und Entsetzen bei allen Völkern im Umkreis, unter die sie der Herr zerstreut hat.

Bar 2:5 So wurden sie Unterjochte statt Herrschende; denn wir haben wider den Herrn, unseren Gott, gesündigt und nicht auf seine Stimme gehört.

Bar 2:6 Der Herr, unser Gott, ist im Recht! Uns aber und unseren Vätern treibt es heute die Schamröte ins Antlitz;

Bar 2:7 denn was der Herr wider uns gesprochen hat, all dies Unheil ist über uns gekommen.

Bar 2:8 Wir aber haben den Herrn nicht besänftigt dadurch, daß sich ein jeder von uns vom Trachten seines bösen Herzens abgewandt hätte.

Bar 2:9 Doch der Herr war auf das Unheil bedacht und brachte es über uns; denn gerecht ist der Herr in all seinen Fügungen, die er über uns verhängt hat.

Bar 2:10 Wir aber hörten nicht auf seine Stimme, nach den Geboten unseres Herrn zu wandeln, die er uns vorgelegt hat.

Bar 2:11 Und nun, o Herr, Gott Israels! Du hast dein Volk mit starker Hand, unter Zeichen und Wundern, mit großer Macht und erhobenem Arm aus dem Land Ägypten geführt und dir dadurch bis zum heutigen Tag Ruhm erworben.

Bar 2:12 Wir haben gesündigt, frevelhaft und unrecht gehandelt. Herr, unser Gott, ob all deiner gerechten Gerichte

Bar 2:13 möge dein Zorn sich von uns wenden; denn von uns sind nur noch wenige übriggeblieben unter den Völkern, wohin du uns zerstreut hast.

Bar 2:14 Erhöre, Herr, unser Gebet und unser Flehen, und rette uns um deiner selbst willen! Laß uns Gnade finden bei denen, die uns von der Heimat weggeführt haben!

Bar 2:15 So soll die ganze Welt erkennen, daß du der Herr, unser Gott, bist, weil ja Israel und sein Stamm deinen Namen tragen.

Bar 2:16 Herr, von deiner heiligen Wohnung schaue herab und merke auf uns! Neige, Herr, dein Ohr und höre!

Bar 2:17 Öffne, Herr, deine Augen und sieh! Denn nicht die Toten in der Unterwelt, denen der Lebensodem aus dem Innern genommen ist, preisen die Ehre und Gerechtigkeit des Herrn.

Bar 2:18 Vielmehr der lebende Mensch in seinem elenden Zustand, der gebeugt und schwach einhergeht, die matten Augen und die verschmachtende Seele preisen deine Ehre und Gerechtigkeit, o Herr!

Bar 2:19 Denn nicht im Vertrauen auf die Verdienste unserer Väter und unserer Könige legen wir dir unsere flehentlichen Bitten vor, Herr, unser Gott.

Bar 2:20 Du hast ja deinen Zorn und Grimm uns auferlegt, wie du durch deine Knechte, die Propheten, verkündet hast:

Bar 2:21 So spricht der Herr: "Beugt euren Nacken und seid dem König von Babylon untertan; dann bleibt ihr in dem Lande wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe.

Bar 2:22 Wenn ihr jedoch auf die Stimme des Herrn nicht hört, dem König von Babylon untertan zu sein,

Bar 2:23 dann werde ich aus den Städten Judas und von den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenschall, Rufen des Bräutigams und Rufen der Braut verschwinden lassen, und das ganze Land wird zur menschenleeren Wüste werden."

Bar 2:24 Doch wir haben auf deine Stimme nicht gehört, dem König von Babylon untertan zu sein. Da erfülltest du deine Worte, die du durch deine Knechte, die Propheten, verkündet hast, daß nämlich die Gebeine unserer Könige und die Gebeine unserer Väter aus ihrer Grabstätte herausgeworfen werden.

Bar 2:25 Und wirklich liegen sie hingeworfen (und ausgesetzt) der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht. Auch waren sie unter schrecklichen Qualen durch Hunger, Schwert und Pest dahingerafft worden.

Bar 2:26 Sogar das Haus, das deinen Namen trägt, hast du in den Zustand versetzt, in dem es sich heute befindet, wegen der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda.

Bar 2:27 Doch hast du, o Herr, unser Gott, nach all deiner Güte und all deiner großen Erbarmung an uns gehandelt,

Bar 2:28 so wie du schon durch deinen Knecht Moses gesprochen hast, als du ihm den Auftrag gabst, dein Gesetz vor den Söhnen Israels niederzuschreiben mit den Worten:

Bar 2:29 "Wenn ihr nicht auf meine Stimme hört, wahrlich, dann wird diese große und zahlreiche Volksmenge zu einem kleinen Häuflein unter den Völkern, wohin ich sie zerstreuen werde.

Bar 2:30 Denn ich weiß, daß sie nicht auf mich hören werden, da sie ein widerspenstiges Volk sind. Aber sie werden es sich im Lande ihrer Verbannung zu Herzen nehmen

Bar 2:31 und werden erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin. Ich werde ihnen ein williges Herz verleihen und Ohren, die bereit sind zu hören.

Bar 2:32 Dann werden sie mich im Lande ihrer Verbannung preisen und meines Namens eingedenk sein.

Bar 2:33 Sie werden sich von ihrer Widerspenstigkeit und ihren bösen Werken abwenden, weil sie das Schicksal ihrer Väter bedenken, die gegen den Herrn gesündigt haben.

Bar 2:34 Alsdann lasse ich sie in das Land zurückkehren, das ich ihren Vätern Abraham, Isaak und Jakob eidlich versprochen habe, und sie sollen es besitzen. Ich will sie zahlreich machen, und sie sollen nicht mehr vermindert werden.

Bar 2:35 Einen ewigen Bund werde ich mit ihnen schließen: Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein, und niemals werde ich mein Volk Israel wieder aus dem Lande verstoßen, das ich ihnen gegeben habe."

 

Baruch Kapitel 3

 

Bar 3:1 Herr, Allmächtiger, du Gott Israels,eine bedrängte Seele und ein betrübter Geist rufen zu dir.

Bar 3:2 Höre, Herr, und erbarme dich, denn wir haben uns versündigt gegen dich!

Bar 3:3 Du thronst ja in Ewigkeit -, und wir sollen auf ewig vernichtet sein?

Bar 3:4 Herr, Allmächtiger, du Gott Israels, erhöre doch das Flehen der Männer aus Israel und der Söhne jener, die gegen dich gesündigt und auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehört haben, weshalb das Unheil sich an uns heftete!

Bar 3:5 Gedenke nicht der Missetaten unserer Väter! Gedenke vielmehr deiner (starken) Hand und deines Namens in der Gegenwart!

Bar 3:6 Du bist ja der Herr, unser Gott, und wir wollen dich preisen, o Herr.

Bar 3:7 Denn deshalb legtest du die Furcht vor dir in unser Herz, daß wir deinen Namen anrufen. Ja, wir wollen dich preisen im Lande unserer Verbannung, weil wir aus unserem Herzen alles Unrecht unserer Väter, die gegen dich gesündigt, entfernt haben.

Bar 3:8 Doch sieh, bis heute sind wir in unserer Verbannung, wohin du uns zerstreut hast, zum Schimpf, zur Verwünschung und zum Entsetzen, all den Missetaten unserer Väter entsprechend, die vom Herrn, unserm Gott, abgefallen sind! -

Bar 3:9 Höre, Israel, die Gebote des Lebens; merket auf, um Einsicht zu erlangen!

Bar 3:10 Wie kommt es, Israel, wie (kommt es), daß du im Feindesland weilst, daß du dahinsiechst in fremdem Land, daß du unreinen Leichen ähnlich bist,

Bar 3:11 zu denen gerechnet, die ins Grab gesunken?

Bar 3:12 Du hast den Quell der Weisheit verlassen!

Bar 3:13 Wärest du gewandelt auf Gottes Weg, könntest du in Frieden leben für immer.

Bar 3:14 Nun lerne, wo Einsicht ist, wo Kraft, wo Klugheit, auf daß du zugleich erkennest, wo es langes Leben und Lebensglück gibt, wo strahlende Augen und Frieden!

Bar 3:15 Wer hat je ihre Stätte gefunden, und wer ist bis zu ihren Schatzkammern gelangt?

Bar 3:16 Wo sind die Völkergebieter und die Herren über die Tiere der Erde,

Bar 3:17 die mit den Vögeln des Himmels spielten und Silber aufhäuften und Gold, worauf die Menschen vertrauen, so daß ihr Besitz ins Endlose ging?

Bar 3:18 Wo sind die Silberschmiede, die sich mühten und deren Werke unerreichbar waren?

Bar 3:19 Sie sind verschwunden, hinabgestiegen zur Unterwelt, und an ihre Stelle traten andere.

Bar 3:20 Spätere schauten das Licht und wohnten auf Erden, doch auch sie erkannten nicht den Weg zur Weisheit,

Bar 3:21 noch wußten sie zu ihr die Pfade. Auch ihre Söhne erlangten sie nicht; dem Weg zu ihr blieben sie fern.

Bar 3:22 In Kanaan hörte man nichts von ihr, und in Teman ward sie nicht gesehen.

Bar 3:23 Auch Hagars Söhne, um Wissen bemüht allerorts, die Kaufleute von Merra und Teman, die Spruchdichter und Wissensdurstigen, sie kannten den Weg zur Weisheit nicht, noch gedachten sie ihrer Pfade.

Bar 3:24 O Israel, wie groß ist die Wohnstatt Gottes und wie weit die Stätte seines Eigentums!

Bar 3:25 Groß und unendlich, hoch und unermeßlich!

Bar 3:26 Dort wurden die Riesen geboren, die berühmten, die in der Urzeit lebten, hoch an Wuchs, kundig des Krieges.

Bar 3:27 Nicht diese hat Gott sich erwählt, noch den Weg zur Weisheit ihnen gezeigt.

Bar 3:28 So gingen sie zugrunde, da ihnen Einsicht fehlte, gingen zugrunde infolge ihrer Torheit.

Bar 3:29 Wer stieg zum Himmel hinauf und holte sie und brachte sie aus den Wolken herab?

Bar 3:30 Wer fuhr übers Meer und fand sie auf, und wer erwarb sie für lauteres Gold?

Bar 3:31 Keiner ist, der den Weg zu ihr wüßte, und niemand kennt den Pfad zu ihr.

Bar 3:32 Nur der Allwissende kennt sie, hat sie entdeckt kraft seiner Einsicht. Er hat ja die Erde für immer gegründet und sie mit Tieren bevölkert.

Bar 3:33 Er sendet den Blitz, und dieser fährt los; er ruft ihn, und jener gehorcht ihm mit Zittern.

Bar 3:34 Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten;

Bar 3:35 er ruft sie, und sie sprechen: "Hier sind wir!" Sie leuchten mit Freude für den, der sie schuf.

Bar 3:36 Das ist unser Gott; keiner gilt neben ihm.

Bar 3:37 Er hat jeden Weg zur Weisheit erkundet, hat sie Jakob, seinem Knecht, verliehen und Israel, seinem Liebling.

Bar 3:38 Hierauf erschien sie auf Erden und verkehrte unter den Menschen.

 

Baruch Kapitel 4

 

Bar 4:1 Sie ist das Buch der Gottesgebote, das Gesetz, das auf ewig besteht. Alle, die an ihr festhalten, finden das Leben; die sie verlassen, verfallen dem Tod.

Bar 4:2 Bekehre dich, Jakob, ergreife sie, wandle im Glanz ihres Lichtes!

Bar 4:3 Gib deinen Ruhm keinem anderen preis und dein Glück keinem fremden Volke!

Bar 4:4 Heil uns, Israel, weil uns bekannt ist, was Gott gefällt! -

Bar 4:5 Hab Vertrauen, mein Volk, das den Ehrennamen "Israel" trägt!

Bar 4:6 Ihr seid an die Heidenvölker verkauft, doch nicht zur Vernichtung. Weil ihr Gott erzürnt habt, wurdet ihr den Feinden preisgegeben.

Bar 4:7 Ja, euren Schöpfer habt ihr zum Zorn gereizt, da ihr den Dämonen geopfert und nicht Gott.

Bar 4:8 Ihr habt den (Vater) vergessen, der euch das Leben gab, den ewigen Gott; ihr habt auch die (Mutter) betrübt, die euch aufzog, Jerusalem.

Bar 4:9 Denn sie sah den Zorn Gottes über euch kommen und sprach:

Bar 4:10 Ja, sie geben davon sogar den Dirnen im Freudenhaus. Sie schmücken diese - die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen - nach Menschenart auch mit Gewändern.

Bar 4:11 Mit Wonne hatte ich sie großgezogen, mit Weinen und Trauer mußte ich sie ziehen lassen.

Bar 4:12 Niemand soll sich freuen über mich, die Witwe, die von so vielen Verlassene! Vereinsamt bin ich ob der Sünden meiner Kinder, weil diese von Gottes Gesetz abgewichen sind,

Bar 4:13 um seine Satzungen sich nicht gekümmert haben, nicht auf den Wegen der Gebote Gottes wandelten und die Pfade der Zucht nach seiner rechten Weisung nicht beschritten.

Bar 4:14 Kommt, ihr Nachbarn Sions, beherzigt die Verbannung meiner Söhne und Töchter, die der Ewige über sie brachte!

Bar 4:15 Denn er brachte über sie ein Volk aus weiter Ferne, ein freches Volk mit fremder Sprache, das vor den Greisen keine Achtung hatte, kein Mitleid mit den Kindern.

Bar 4:16 Es führte die Lieblinge der Witwe weg, raubte der Vereinsamten die Töchter.

Bar 4:17 Ich jedoch, wie könnte ich euch helfen?

Bar 4:18 Nur der das Unheil über euch gebracht, kann euch aus eurer Feinde Hand befreien.

Bar 4:19 So zieht fort, ihr Kinder, zieht fort, ich muß ja vereinsamt zurückbleiben!

Bar 4:20 Das Gewand des Glückes habe ich abgelegt und zog das Bußkleid meines Elends an. Zum Ewigen will ich rufen, solange ich lebe.

Bar 4:21 Habt Vertrauen, meine Kinder, ruft zu Gott! Er wird aus der Bedrückung und aus der Feinde Hand euch retten.

Bar 4:22 Denn ich hoffe auf den Ewigen, euer Heil; und vom Heiligen wird mir Freude zuteil ob der Erbarmung, die über euch in Bälde kommt vom Ewigen, eurem Retter.

Bar 4:23 Mit Trauer und Weinen mußte ich euch ziehen lassen; doch Gott schenkt euch mir wieder zu ewiger Freude und Wonne.

Bar 4:24 Denn wie jetzt Sions Nachbarn eure Wegführung sahen, so werden sie gar bald die Hilfe eures Gottes schauen, die euch mit großer Herrlichkeit und mit dem Glanz des Ewigen zuteil wird.

Bar 4:25 Meine Kinder, traget in Geduld den Zorn, der über euch von Gott her kam! Es hat dich zwar der Feind verfolgt, du aber wirst in Kürze sein Verderben schauen und wirst auf seinen Nacken treten.

Bar 4:26 Meine zarten Kinder mußten rauhe Wege ziehen; sie wurden fortgeschleppt wie eine Herde, von Feinden geraubt.

Bar 4:27 Habt Vertrauen, meine Kinder, und ruft zu Gott! Denn der (all dies) verhängte, wird euer gedenken.

Bar 4:28 Und wie euer Sinn geneigt war, von Gott abzufallen, so zeigt nun zehnfachen Eifer, ihn wieder zu suchen!

Bar 4:29 Denn der das Unheil über euch brachte, wird euch ewige Freude bringen bei eurer Rettung."

Bar 4:30 Hab Vertrauen, Jerusalem! Der den Namen dir gab, wird dich trösten.

Bar 4:31 Verderben über jene, die dir Böses taten und über deinen Sturz sich freuten!

Bar 4:32 Verderben über die Städte, denen die Kinder dienstbar wurden! Verderben über jene Stadt, die deine Söhne weggeführt!

Bar 4:33 Fürwahr, wie sie sich freute über deinen Sturz und über deinen Fall frohlockte, so wird sie trauern über ihre eigene Verwüstung!

Bar 4:34 "Ich werde von ihr den Jubel der Volksmenge wegnehmen, und ihr prahlender Stolz wird in Trauer verwandelt."

 

Baruch Kapitel 5

 

Bar 5:1 Lege ab, Jerusalem, dein Gewand der Trauer und des Elends, und zieh den Schmuck der Gottesherrlichkeit für immer an!

Bar 5:2 Lege dir den Mantel der göttlichen Huld um, setze auf dein Haupt die Krone der Herrlichkeit des Ewigen!

Bar 5:3 Denn Gott will dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel deinen Glanz zeigen.

Bar 5:4 Ja, von Gott wird für immer dein Name genannt "Segen der Gerechtigkeit" und "Ruhm der Frömmigkeit".

Bar 5:5 Erhebe dich, Jerusalem, steige auf die Höhe, wende deinen Blick nach Osten und sieh deine Kinder, gesammelt vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang durch das Wort des Heiligen, voll Freude, daß Gott ihrer gedacht hat!

Bar 5:6 Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, von Feinden weggetrieben; Gott aber führt sie zu dir zurück, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte.

Bar 5:7 Ja, Gott hat befohlen, jeder hohe Berg und die ewigen Hügel sollen sich senken und die Täler zu ebenem Land sich heben, damit Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher einherziehen könne.

Bar 5:8 Auch die Wälder und jede Art von Duftgehölz spenden auf Gottes Geheiß Israel Schatten.

Bar 5:9 Denn Gott selbst geleitet Israel zu dessen Wonne durch das Licht seiner Herrlichkeit mit erbarmender Huld, die von ihm (ausgeht). BRIEF DES JEREMIAS Abschrift eines Briefes, den Jeremias an die vom König der Babylonier zur Wegführung nach Babylon bestimmten Gefangenen gesandt hat, um ihnen mitzuteilen, was ihm von Gott aufgetragen war.

 

 

Brief des Jeremias (Baruch 6)

 

Bar 6:1 Wegen der Sünden, die ihr vor Gott begangen habt, werdet ihr von Nebukadnezar, dem König der Babylonier, gefangen nach Babylon weggeführt werden.

Bar 6:2 Wenn ihr alsdann nach Babylon gekommen seid, werdet ihr dort viele Jahre und eine lange Zeit, bis zu sieben Generationen, bleiben müssen; danach aber werde ich euch von dort wohlbehalten zurückführen.

Bar 6:3 Nun werdet ihr in Babylon Götzen von Silber, Gold und Holz sehen, die auf den Schultern getragen werden und den Heiden Furcht einflößen.

Bar 6:4 Hütet euch dann, daß nicht auch ihr den Fremden gleich werdet, und daß nicht auch euch Furcht vor ihnen erfaßt,

Bar 6:5 wenn ihr die Volksmenge vor und hinter ihnen sie anbeten seht! Denkt vielmehr still für euch: "Dir allein, Herr, gebührt Anbetung!"

Bar 6:6 Denn mein Engel ist bei euch; er wird auf euer Leben achten.

Bar 6:7 Ihre Zunge wurde von einem Handwerker angefertigt, sie selbst sind vergoldet und versilbert, sind daher Truggebilde und können nicht reden.

Bar 6:8 Wie für ein putzsüchtiges Mädchen nehmen (die Künstler) Gold

Bar 6:9 und fertigen Kronen für die Häupter ihrer Götzen. Manchmal aber entwenden die Priester ihren Götzen Gold und Silber und verbrauchen es für sich selber.

Bar 6:10 Ja, sie geben davon sogar den Dirnen im Freudenhaus. Sie schmücken diese - die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen - nach Menschenart auch mit Gewändern.

Bar 6:11 Doch können sie sich vor Rost und Wurmfraß nicht schützen. Wenn sie auch mit einem Purpurgewand umhüllt sind,

Bar 6:12 müssen sie sich doch ihr Gesicht abwischen lassen wegen des Staubes, der im Tempel entsteht und in Menge auf ihnen liegt.

Bar 6:13 Sogar ein Zepter trägt (der Götze) wie ein Machthaber im Land, kann aber niemand töten, der sich gegen ihn verfehlt.

Bar 6:14 Er trägt ein Schwert oder ein Beil in der Rechten, vermag aber weder aus Kriegsnot noch aus Räubergefahr sich zu retten. Daraus ist zu erkennen, daß sie keine Götter sind. Fürchtet euch also nicht vor ihnen!

Bar 6:15 Ja, wie ein zerbrochenes Tongefäß unbrauchbar wird,

Bar 6:16 so steht es auch mit ihren Götzen. Während sie in den Tempeln aufgestellt sind, werden ihre Augen voll Staub, (der) von den Füßen der Eintretenden (aufgewirbelt wird).

Bar 6:17 Und wie bei einem (Verbrecher), der sich gegen den König vergangen hat, die Höfe ringsum verschlossen werden, weil er zum Tode geführt werden soll, so sichern die Priester deren Tempel mit Türen, Schlössern und Riegeln, damit sie nicht von Räubern gestohlen werden.

Bar 6:18 Sie zünden ihnen Lichter an, und zwar mehr als für sich selbst; jene aber vermögen keines davon zu sehen.

Bar 6:19 Sie gleichen einem Balken am Tempel; ihr Inneres, so erzählt man, wird zerfressen. Vom Gewürm, das aus der Erde hervorkriecht und sie samt ihrer Gewandung zernagt, merken sie nichts.

Bar 6:20 Ihr Gesicht wird geschwärzt vom Rauch im Tempel.

Bar 6:21 Auf ihren Leib und ihren Kopf fliegen Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel. In gleicher Weise verhalten sich auch die Katzen.

Bar 6:22 Daraus könnt ihr ersehen, daß sie keine Götter sind. Fürchtet euch also nicht vor ihnen!

Bar 6:23 Wenn man vom Gold, das ihnen zur Verzierung aufliegt, den Rost nicht entfernt, dann glänzen sie nicht. Nicht einmal, als sie gegossen wurden, fühlten sie das.

Bar 6:24 Um jeden Preis wurden sie gekauft, obwohl sie keinen Lebensodem besitzen.

Bar 6:25 Der Füße nicht mächtig, werden sie auf den Schultern getragen und offenbaren so den Menschen ihren eigenen Unwert. Aber auch ihre Diener müssen sich schämen;

Bar 6:26 denn (der Götze) muß von ihnen aufgestellt werden, damit er nicht zu Boden fällt, und wenn ihn jemand aufrecht hinstellt, kann er sich weder von selbst bewegen noch auch, falls er in eine schiefe Lage gerät, sich wieder gerade aufrichten. Wie Toten werden ihnen vielmehr die Gaben vorgesetzt.

Bar 6:27 Mit ihren Opfern aber treiben ihre Priester Mißbrauch und verkaufen sie. Desgleichen pökeln ihre Frauen davon ein; doch einem Armen oder Elenden geben sie nichts.

Bar 6:28 Sogar vom Blutfluß Unreine und Wöchnerinnen berühren ihre Opfer. Da ihr nun aus all dem erkennt, daß sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen!

Bar 6:29 Wie könnte man sie Götter nennen? Bereiten doch sogar Frauen den Opfertisch für die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen!

Bar 6:30 Und in ihren Tempeln hocken die Priester mit zerrissenen Gewändern, mit geschorenen Köpfen und Bärten und mit entblößtem Haupte.

Bar 6:31 Sie heulen und schreien vor ihren Götzen, wie manche es beim Totenmahle tun.

Bar 6:32 Von ihrer Gewandung nehmen die Priester und kleiden damit ihre Frauen und Kinder.

Bar 6:33 Ob ihnen Böses von jemand widerfährt oder Gutes, sie sind nicht imstande, es zu vergelten. Einen König können sie weder einsetzen noch absetzen.

Bar 6:34 Ebensowenig können sie Reichtum oder Geld verleihen. Hat ihnen jemand ein Gelübde gemacht und hält es nicht ein, so bestehen sie nicht darauf.

Bar 6:35 Sie können keinen Menschen vom Tode erretten, noch einen Schwachen dem Starken entreißen.

Bar 6:36 Einem Blinden können sie nicht zum Augenlicht verhelfen und einen Notleidenden nicht retten.

Bar 6:37 Der Witwe erbarmen sie sich nicht, dem Verwaisten helfen sie nicht.

Bar 6:38 Den Steinen aus dem Gebirge gleichen sie, diese hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen. Wer sie verehrt, wird beschämt.

Bar 6:39 Wie kann man da glauben oder behaupten, daß sie Götter seien?

Bar 6:40 Sogar die Kaldäer selbst rauben ihnen ihr Ansehen. Sooft sie nämlich einen Stummen, der nicht reden kann, sehen, bringen sie den Bel herbei und begehren, daß jener die Sprache erlange, als ob er etwas vernehmen könnte.

Bar 6:41 Und obwohl sie dies wissen, können sie sich von ihnen nicht lossagen; sie haben ja kein Verständnis.

Bar 6:42 Die Frauen aber sitzen, mit Schnüren umwunden, an den Wegen und räuchern Kleie.

Bar 6:43 Sobald nun eine aus ihnen von einem Vorübergehenden mitgenommen wurde und sich ihm hingegeben hat, verspottet sie ihre Nachbarin, daß diese nicht gleich ihr für würdig befunden und ihre Schnur noch nicht zerrissen wurde.

Bar 6:44 Trug ist alles, was bei ihnen geschieht! Wie kann man da glauben oder behaupten, daß sie Götter seien?

Bar 6:45 Von Handwerkern und Goldschmieden sind sie verfertigt; es kommt nichts anderes heraus, als was die Künstler aus ihnen machen wollten.

Bar 6:46 Ihre Hersteller erreichen selbst kein hohes Alter;

Bar 6:47 wie sollte das erst bei ihren Werken der Fall sein? Ja, sie hinterlassen ihren Nachkommen nur Trug und Schande.

Bar 6:48 Denn sooft Krieg und Unheil über sie (die Götzen) hereinbrechen, beraten sich die Priester untereinander, wo sie sich mit ihnen verstecken können.

Bar 6:49 Wie sollte man da nicht merken, daß sie keine Götter sind, wenn sie sich selbst weder aus Krieg noch sonst einem Unheil zu retten vermögen?

Bar 6:50 Denn da sie nur hölzerne, vergoldete und versilberte Dinge sind, wird man von ihnen später erkennen, daß sie nur Truggebilde darstellen. Allen Völkern und Königen wird es offenbar werden, daß sie keine Götter sind, sondern Werke von Menschenhänden, und daß ihnen keine göttliche Wirkkraft innewohnt.

Bar 6:51 Wem kann da unbekannt bleiben, daß sie keine Götter sind?

Bar 6:52 Sie können weder einen König über ein Land einsetzen noch den Menschen Regen senden.

Bar 6:53 Auch können sie ihnen keinen Rechtsfall schlichten noch einen ungerecht Behandelten retten, da sie machtlos sind

Bar 6:54 wie die Krähen zwischen Himmel und Erde. Wenn schließlich den Tempel der hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen Feuer ergreift, dann fliehen zwar ihre Priester und retten sich, sie selber aber brennen darin wie die Balken.

Bar 6:55 Keinem König und keinem Feind können sie widerstehen.

Bar 6:56 Wie kann man da annehmen oder glauben, daß sie Götter sind?

Bar 6:57 Darum ist es besser, ein König zu sein, der seine eigene Stärke zu zeigen vermag, oder ein nützliches Hausgerät, das der Besitzer gebrauchen kann, als solche falschen Götter; besser auch eine Tür im Hause, die das, was drinnen ist, schützt, als solche falschen Götter; besser endlich eine hölzerne Säule im Königspalast als solche falschen Götter.

Bar 6:58 /

Bar 6:59 Sonne, Mond und Sterne, strahlende Wesen und zum Nutzen bestellt, gehorchen willig.

Bar 6:60 Ebenso ist auch der Blitz, wenn er aufleuchtet, herrlich anzusehen; desgleichen weht der Wind in jedem Land.

Bar 6:61 Und wenn den Wolken von Gott befohlen wird, über die ganze Erde dahinzuziehen, so vollführen sie den Auftrag.

Bar 6:62 Auch das Feuer, von oben ausgesandt, um Berge und Wälder zu verzehren, erfüllt den Befehl. Jene (Götter) aber kommen ihnen weder an Schönheit noch an Kraft gleich.

Bar 6:63 Daher kann man weder glauben noch behaupten, daß sie Götter seien, da sie nicht imstande sind, Gericht zu halten oder den Menschen wohlzutun.

Bar 6:64 Da ihr also wißt, daß sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen!

Bar 6:65 Sie können Königen weder fluchen noch sie segnen.

Bar 6:66 Auch können sie unter den Völkern keine Zeichen am Himmel erscheinen lassen, können nicht strahlen wie die Sonne noch leuchten wie der Mond.

Bar 6:67 Die Tiere sind besser daran als sie, da sie sich durch Flucht an einen schützenden Ort retten können.

Bar 6:68 In keiner Weise ist es uns also klar, daß sie Götter sind; darum fürchtet euch nicht vor ihnen!

Bar 6:69 Wie eine Vogelscheuche im Gurkenfeld, die nichts bewacht, so sind ihre Götzen, die hölzernen, vergoldeten und versilberten.

Bar 6:70 Ebenso gleichen sie einem Dornstrauch im Garten, auf den sich jeder beliebige Vogel niedersetzt. Endlich gleichen ihre hölzernen, vergoldeten und versilberten Götzen einem Leichnam, der ins Dunkel geworfen wird.

Bar 6:71 Auch am Purpur und Byssus, der auf ihnen vermodert, kann man erkennen, daß sie keine Götter sind. Zuletzt werden sie selbst zerfressen und bilden eine Schmach im Lande.

Bar 6:72 Besser also ist ein gerechter Mensch daran, der keine Götzenbilder hat; denn er wird der Schmach enthoben sein.

 

 

Ezechiel

 

Ezechiel Kapitel 1

 

Ez 1:1 Am fünften Tage des vierten Monats im dreißigsten Jahr begab es sich, daß ich mich bei der Verbanntengemeinde am Flusse Kebar aufhielt. Da tat sich der Himmel auf, und ich sah göttliche Schauungen.

Ez 1:2 Am fünften des Monats - es war das fünfte Jahr der Verschleppung des Königs Jojachin -

Ez 1:3 erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn des Busi, den Priester, im Lande der Kaldäer am Kebarfluß. Es kam dort über mich die Hand des Herrn.

Ez 1:4 Ich schaute, und siehe: Ein Sturmwind kam vom Norden her, eine gewaltige Wolke und loderndes Feuer mit Glanz rings um sie her; aus seinem Innern strahlte es wie blinkendes Glanzerz, aus der Mitte des Feuers.

Ez 1:5 Aus ihm heraus erschien etwas, das vier lebendigen Wesen glich. Ihr Aussehen aber war dieses: sie hatten Menschengestalt.

Ez 1:6 Ein jedes hatte vier Gesichter und ein jedes vier Flügel.

Ez 1:7 Ihre Füße waren gradlinig und ihre Fußsohlen wie die Fußsohle eines Kalbes; sie funkelten wie poliertes Erz.

Ez 1:8 Menschenhände hatten sie unter ihren Flügeln an den vier Seiten; die Gesichter und die Flügel der vier Wesen

Ez 1:9 - ihre Flügel berührten nämlich einander - wandten sich beim Gehen nicht um; ein jedes ging gerade vor sich hin.

Ez 1:10 Ihre Gesichter aber sahen so aus: Ein menschliches Antlitz und dazu ein Löwenantlitz in Richtung nach rechts bei jedem der Vier, ein Stiergesicht nach links bei jedem der Vier und ein Adlergesicht bei jedem der Vier:

Ez 1:11 [Ihre Gesichter und] ihre Flügel waren nach oben ausgespannt. Bei jedem berührten sich je zwei, und zwei bedeckten ihre Körper.

Ez 1:12 Jedes Lebewesen ging geradeaus vor sich hin; wohin der Geist sie zu gehen antrieb, dahin gingen sie. Sie wandten sich nicht beim Gehen.

Ez 1:13 Zwischen den Lebewesen war etwas, das aussah wie brennende Feuerkohlen, wie Fackeln, die zwischen den Lebewesen hin- und herfuhren; das Feuer hatte einen hellen Glanz, und aus dem Feuer zuckten Blitze hervor.

Ez 1:14 Und die Lebewesen eilten hin und her, daß es aussah wie Blitze.

Ez 1:15 Ich schaute auf die lebenden Wesen und sah, daß auf der Erde neben jedem der vier Lebewesen sich ein Rad befand.

Ez 1:16 Die Räder hatten das Aussehen und waren verfertigt wie blinkende Tarsissteine; alle vier hatten dieselbe Gestalt und waren so gearbeitet, als wäre ein Rad inmitten des anderen.

Ez 1:17 Nach den vier Richtungen konnten sie laufen; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen.

Ez 1:18 Auch Felgen hatten sie. Ich schaute, und siehe da, ihre Felgen waren bei allen Vieren ringsum voller Augen.

Ez 1:19 Wenn die Lebewesen sich bewegten, gingen auch die Räder neben ihnen; erhoben sich die Lebewesen von der Erde, so erhoben sich auch die Räder.

Ez 1:20 Wohin der Geist sie zu gehen antrieb, gingen sie; die Räder erhoben sich gleichzeitig mit ihnen, weil der Geist der Lebewesen in den Rädern war.

Ez 1:21 Wenn die einen gingen, gingen auch die anderen; blieben jene stehen, so standen auch diese; erhoben sie sich von der Erde, dann erhoben sich auch die Räder gleichzeitig mit ihnen, weil der Geist der Lebewesen in den Rädern war.

Ez 1:22 Was man über den Häuptern der Lebewesen sehen konnte, war wie eine feste Platte, wie das erschreckende Blitzen von Bergkristall, nach oben hin ausgebreitet über ihren Häuptern.

Ez 1:23 Unterhalb des festen Gewölbes waren ihre Flügel, einer neben dem anderen ausgespannt, während bei einem jeden je zwei ihre Leiber bedeckten.

Ez 1:24 Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel, das dem Rauschen vieler Wasser, der Donnerstimme des Allmächtigen glich; wenn sie sich in Bewegung setzten, gab es ein lautes Getöse wie das Getöse eines Heerlagers. Standen sie still, so ließen sie ihre Flügel sinken.

Ez 1:25 Das Geräusch verbreitete sich auch oberhalb der festen Platte, die über ihren Häuptern war; standen sie aber still, dann ließen sie ihre Flügel sinken.

Ez 1:26 Oberhalb der festen Platte über ihrem Haupte war etwas, was wie ein Saphirstein aussah, etwas, was einem Throne gleichsah; auf dem thronähnlichen Gebilde war oben darauf eine Gestalt, die einem Menschen glich.

Ez 1:27 Dann schaute ich etwas wie blinkendes Glanzerz, das wie Feuer aussah, von einem Lichtkreis umrandet; es reichte von der Stelle, die seinen Hüften gleichsah, nach aufwärts. Von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach abwärts sah ich etwas, was wie Feuer aussah. So war er ringsum von Lichtglanz umgeben.

Ez 1:28 Gleich dem Bogen im Gewölk an Regentagen sah der Glanz rings um ihn aus. Dies war der Anblick von dem, was der Herrlichkeit des Herrn glich. Als ich das schaute, fiel ich auf mein Angesicht nieder und hörte jemand laut reden.

 

Ezechiel Kapitel 2

 

Ez 2:1 Er sprach zu mir: "Menschensohn, stelle dich auf deine Füße; ich rede mit dir!"

Ez 2:2 Da er mit mir redete, fuhr ein Geist in mich und stellte mich aufrecht; ich vernahm, wie er mit mir redete.

Ez 2:3 Er sprach zu mir: "Menschensohn, ich sende dich zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die von mir abgefallen sind. Sie und ihre Väter verfehlten sich gegen mich bis zum heutigen Tag.

Ez 2:4 Zu den Söhnen mit frechem Antlitz und verstocktem Herzen will ich dich senden; du sollst zu ihnen reden: "So spricht der Gebieter und Herr!"

Ez 2:5 Mögen sie nun hören oder nicht - denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie -, sie sollen gleichwohl erkennen, daß ein Prophet in ihrer Mitte weilt.

Ez 2:6 Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen, und erschrick nicht vor ihren Drohworten, wenn auch Disteln und Dornen um dich herum sind und du bei Skorpionen wohnen mußt! Vor ihren Reden fürchte dich nicht, und vor ihrem Angesicht ängstige dich nicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie!

Ez 2:7 Du sollst meine Worte zu ihnen reden, mögen sie hören oder nicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie.

Ez 2:8 Du aber, Menschensohn, höre, was ich zu dir rede. Sei nicht widerspenstig wie das Haus der Widerspenstigkeit! Tu deinen Mund auf, und iß, was ich dir gebe!"

Ez 2:9 Ich schaute, und siehe, eine Hand war gegen mich ausgestreckt, und in ihr lag eine Buchrolle.

Ez 2:10 Er breitete sie vor meinen Augen aus, und sie war auf der Vorder- und Rückseite beschrieben; verzeichnet standen darauf Klagen, Seufzen und Wehe.

 

Ezechiel Kapitel 3

 

Ez 3:1 Er sprach zu mir: "Menschensohn, was du vor dir hast, iß; verzehre diese Buchrolle da; dann mache dich auf und rede zum Haus Israel!"

Ez 3:2 Da öffnete ich meinen Mund, und er ließ mich jene Buchrolle essen.

Ez 3:3 Dabei sprach er: "Menschensohn, nähre deinen Leib und erfülle dein Inneres mit dieser Buchrolle, die ich dir reiche!" Ich aß sie, und sie ward in meinem Munde süß wie Honig.

Ez 3:4 Dann gebot er mir: "Menschensohn, auf, geh zum Hause Israel, und rede mit meinen Worten zu ihnen!

Ez 3:5 Denn nicht zu einem Volke mit unverständlicher Sprache und schwerer Zunge wirst du gesandt, sondern zum Hause Israel;

Ez 3:6 auch nicht zu zahlreichen Völkern mit unverständlicher Sprache und schwerer Zunge, deren Worte du nicht verstehen kannst. Würde ich dich nämlich zu ihnen senden, so würden sie auf dich hören.

Ez 3:7 Aber das Haus Israel will nicht auf dich hören, da sie ja auch auf mich nicht hören wollen; denn das gesamte Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz.

Ez 3:8 Sieh, ich mache dein Antlitz so hart wie ihr Antlitz und deine Stirn so hart wie ihre Stirn.

Ez 3:9 Wie Diamant, härter als Kiesel, mache ich deine Stirn. Fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihrem Angesicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie!"

Ez 3:10 Dann fuhr er fort: "Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir rede, erfasse in deinem Sinn und vernimm sie mit deinen Ohren!

Ez 3:11 Nun mach dich auf und geh zu der Verbanntengemeinde, zu deinen Volksgenossen! Rede und sprich zu ihnen: "So spricht der Gebieter und Herr", mögen sie hören oder nicht!"

Ez 3:12 Da hob mich ein Geisteswehen in die Höhe, und ich hörte hinter mir das Getöse eines gewaltigen Erdbebens, als die Herrlichkeit des Herrn von ihrer Stätte aufstieg.

Ez 3:13 Es war das Rauschen der Flügel der Lebewesen, die einander berührten, und das Rollen der Räder gleichzeitig mit ihnen und das Getöse eines gewaltigen Erdbebens.

Ez 3:14 So hatte mich ein Geisteswehen in die Höhe gehoben und entrückt; ich ging verbittert dahin in erregter Stimmung, während die Hand des Herrn hart auf mir lastete.

Ez 3:15 So gelangte ich nach Tel-Abib zu der Verbanntengemeinde, die am Fluß Kebar wohnte, wo sie sich niedergelassen hatte. Ich saß dort sieben Tage lang erstarrt mitten unter ihnen.

Ez 3:16 Es geschah nach Verlauf von sieben Tagen, da erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 3:17 "Menschensohn, zum Wächter für das Haus Israel bestellte ich dich; hörst du aus meinem Munde ein Wort, so verwarne sie in meinem Auftrag!

Ez 3:18 Sage ich zum Frevler: "Nun mußt du sterben", und du verwarnst ihn nicht und redest nicht, um den Frevler vor seinem frevelhaften Wandel zu warnen und ihn am Leben zu erhalten, so wird dieser Frevler infolge seiner Schuld sterben; sein Blut aber werde ich von deiner Hand fordern.

Ez 3:19 Verwarnst du aber den Frevler, ohne daß dieser sich von seinem Unrecht und seinem frevelhaften Wandel bekehrt, dann wird dieser Frevler infolge seiner Schuld sterben; du aber hast dein Leben gerettet.

Ez 3:20 Wendet sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht, so lege ich ihm einen Anstoß in den Weg, daß er ums Leben kommt. Hast du ihn nicht verwarnt, dann stirbt er infolge seiner Verfehlung. Seiner Gerechtigkeit, die er geübt, wird nicht mehr gedacht. Sein Blut aber fordere ich von deiner Hand.

Ez 3:21 Hast du aber einen Gerechten verwarnt, er solle nicht sündigen, und er sündigt tatsächlich nicht, so bleibt er am Leben; denn er ließ sich warnen, und du selbst hast dein Leben gerettet."

Ez 3:22 Daselbst kam über mich die Hand des Herrn. Er sprach zu mir: "Auf, begib dich hinaus in die Talebene, dort rede ich mit dir!"

Ez 3:23 Da erhob ich mich und schritt zur Talebene hinaus, und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Herrn gleich der Herrlichkeit, die ich am Kebarfluß geschaut hatte. Ich fiel auf mein Angesicht nieder.

Ez 3:24 Da durchströmte mich Lebensgeist und stellte mich auf meine Füße. Der Herr redete mich an und sprach zu mir: "Gehe hin, schließe dich im Innern deines Wohnhauses ein!

Ez 3:25 Und du, Menschensohn, sieh, man wird dir Stricke anlegen und dich damit binden, so daß du nicht mehr unter sie ausgehen kannst.

Ez 3:26 Deine Zunge will ich an deinem Gaumen kleben lassen, du wirst verstummen und ihnen kein Mahnredner mehr sein; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie.

Ez 3:27 Wenn ich aber mit dir rede, so öffne ich deinen Mund, und du sollst zu ihnen sagen: "So spricht der Gebieter und Herr!" Wer hören will, der höre, und wer es nicht will, der lasse es; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie."

 

Ezechiel Kapitel 4

 

Ez 4:1 "Und du, Menschensohn, nimm dir einen Ziegelstein, lege ihn vor dich hin, und ritze darauf eine Stadt ein [nämlich Jerusalem]!

Ez 4:2 Dann vollziehe an ihr die Belagerung, baue wider sie ein Bollwerk, schütte wider sie einen Damm auf, errichte Heerlager gegen sie und stelle gegen sie ringsum Sturmböcke auf!

Ez 4:3 Nimm dir alsdann eine eiserne Pfanne und stelle sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Dann richte dein Antlitz auf sie; so befindet sie sich im Belagerungszustand, und du bist ihr Belagerer! Ein Zeichen sei dies für das Haus Israel!

Ez 4:4 Lege du dich auf deine linke Seite, und ich lege die Schuld des Hauses Israel auf dich; nach der Anzahl der Tage, die du auf ihr liegst, sollst du ihre Schuld tragen.

Ez 4:5 Ich aber bestimme dir die Jahre ihrer Schuld als Anzahl von Tagen. Hundertneunzig Tage sollst du die Schuld des Hauses Israel tragen.

Ez 4:6 Bist du damit fertig, dann lege dich zur Fortsetzung auf die rechte Seite und trage die Schuld des Hauses Juda vierzig Tage lang; je einen Tag für je ein Jahr bestimme ich dir.

Ez 4:7 Dein Antlitz richte auf die Belagerung Jerusalems, dein Arm sei entblößt, und du sollst gegen es weissagen!

Ez 4:8 Gib acht! Stricke lege ich dir an, damit du dich nicht von einer Seite auf die andere wenden kannst, bis die Tage deiner Belagerung zu Ende sind.

Ez 4:9 Du aber nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Emmer; schütte sie zusammen in ein Gefäß und backe dir Brot daraus! Nach der Anzahl der Tage, die du auf deiner Seite liegst, hundertneunzig Tage lang, sollst du davon genießen!

Ez 4:10 Und deine Speise, womit du dich ernährst, betrage an Gewicht täglich zwanzig Sekel, die du zu den Essenszeiten einnimmst!

Ez 4:11 Auch das Wasser sollst du in abgemessener Menge trinken, und zwar ein Sechstel Hin, auf die Essenszeiten verteilt!

Ez 4:12 Nach Art von Gerstenfladen sollst du sie essen, und auf Ballen von Menschenkot sollst du es vor ihren Augen backen!"

Ez 4:13 Und der Herr sprach: "So müssen die Söhne Israels unreines Brot unter den Heidenvölkern essen, unter die ich sie verstoßen werde!"

Ez 4:14 Da sprach ich: "O wehe, Herr und Gebieter! Siehe, noch nie habe ich mich durch unreine Speisen befleckt, von verendeten oder zerrissenen Tieren habe ich nie gegessen von meiner Jugend an bis heute; verbotenes Fleisch kam nie in meinen Mund."

Ez 4:15 Da sprach er zu mir: "Wohlan, ich gestatte dir Rindermist an Stelle von Menschenkot, daß du darauf dein Brot bereitest."

Ez 4:16 Ferner sprach er zu mir: "Menschensohn, siehe, ich zerbreche den Stab des Brotes in Jerusalem. Sie sollen das Brot abgewogen und in Kummer essen und das Wasser abgemessen und in Bestürzung trinken.

Ez 4:17 Sie sollen an Brot und Wasser Mangel leiden, alle miteinander bestürzt sein und ob ihrer Schuld dahinschwinden.

 

Ezechiel Kapitel 5

 

Ez 5:1 Du aber, Menschensohn, nimm ein scharfes Schwert; als Schermesser sollst du es gebrauchen und über dein Haupt und deinen Bart gehen lassen! Dann nimm dir eine Waage und verteile die Haare!

Ez 5:2 Ein Drittel verbrenne inmitten der Stadt, wenn die Tage der Belagerung voll sind; das zweite Drittel nimm und zerstückle es mit dem Schwert im Umkreis der Stadt; das letzte Drittel verstreue im Wind, und hinter ihnen her will ich das Schwert zücken.

Ez 5:3 Doch nimm davon einige wenige und binde sie in deinen Gewandzipfel ein!

Ez 5:4 Nimm von ihnen noch einmal etliche und wirf sie ins Feuer, und laß sie darin verbrennen! Davon wird Feuer ausgehen über das ganze Haus Israel."

Ez 5:5 Also spricht der Gebieter und Herr: "So ergeht es Jerusalem. In die Mitte der Völker setzte ich es, und rings in seinen Umkreis die Länder.

Ez 5:6 Aber es war widerspenstig gegen meine Gebote, schlimmer als die Völker, und gegen meine Satzungen mehr als die Länder in seinem Umkreis; denn meine Gesetze verschmähten sie, und nach meinen Satzungen wandelten sie nicht."

Ez 5:7 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Weil ihr widerspenstiger gewesen seid als die Heidenvölker rings um euch her, nach meinen Satzungen nicht gewandelt seid und meine Gebote nicht gehalten habt, sondern die Gebote der Heidenvölker rings um euch her,

Ez 5:8 deshalb spricht der Gebieter und Herr: Siehe, auch ich will gegen dich vorgehen und in deiner Mitte Gericht vor den Augen der Heidenvölker halten!

Ez 5:9 Ich werde dann um all deiner Greueltaten willen an dir ausführen, was ich noch nie getan und dergleichen ich nie wieder tun werde.

Ez 5:10 Väter sollen darum in deiner Mitte ihre Kinder verzehren und die Kinder ihre Väter! Ich will an dir Gerichtsurteile vollstrecken und deinen gesamten Rest in alle Windrichtungen zerstreuen.

Ez 5:11 Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -: "Du hast mein Heiligtum mit all deinen Scheusalen und mit deinen Greuelbildern befleckt; deshalb will auch ich dich abscheren; mein Auge soll nicht erbarmungsvoll blicken, und ich will keine Schonung üben.

Ez 5:12 Ein Drittel von dir wird an der Pest sterben oder durch Hunger in deiner Mitte zugrunde gehen, ein Drittel wird rings um dich her durch das Schwert fallen, und ein Drittel will ich in alle Winde zerstreuen, und hinter ihnen her zücke ich das Schwert.

Ez 5:13 Mein Zorn wird seinen Höhepunkt erreichen, und meinen Grimm will ich an ihnen stillen und mich rächen. Alsdann werden sie zur Erkenntnis kommen, daß ich, der Herr, in meinem Eifer geredet habe, indem ich meinen Grimm an ihnen voll auslasse.

Ez 5:14 Ich mache dich zur Wüste und zum Hohn unter den Völkern ringsum vor den Augen eines jeden, der vorüberzieht.

Ez 5:15 Du wirst ein Gegenstand des Hohnes und Spottes sein, der Warnung und des Entsetzens für die Völker rings um dich her, wenn ich an dir das Gericht in Zorn und Grimm und scharfen Züchtigungen vollstrecke: Ich, der Herr, habe gesprochen.

Ez 5:16 Wenn ich die schlimmen, Verderben bringenden Pfeile des Hungers gegen euch sende, die ich zu eurem Verderben schicke, und wenn ich Hungersnot über euch verhänge, dann zerbreche ich euch den Stab des Brotes.

Ez 5:17 Ich entsende wider dich Hunger und wildes Getier, daß sie dich deiner Kinder berauben; Pest und Blut gehen bei dir um, und das Schwert bringe ich über dich. Ich, der Herr, habe gesprochen."

 

Ezechiel Kapitel 6

 

Ez 6:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 6:2 "Menschensohn, richte dein Antlitz nach den Bergen Israels, und tritt wider sie als Prophet auf!

Ez 6:3 Sprich: Ihr Berge Israels, hört das Wort des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: Siehe, ich bringe über euch ein Schwert und vernichte eure Opferhöhen.

Ez 6:4 Eure Altäre sollen verwüstet, eure Räucherstätten zerbrochen werden; hinstürzen lasse ich eure Erschlagenen vor euren Götzen.

Ez 6:5 Ich lege die Leichen der Israeliten vor ihre Götzen hin und verstreue eure Gebeine rings um eure Altäre.

Ez 6:6 An allen euren Wohnsitzen sollen die Städte veröden und die Opferhöhen zerstört werden, so daß eure Altäre verödet und zerstört, eure Götzen zertrümmert und vernichtet, eure Räucheraltäre zerschlagen und eure Machwerke ausgetilgt sind.

Ez 6:7 Erschlagene fallen in eurer Mitte; dann werdet ihr zur Einsicht kommen, daß ich der Herr bin.

Ez 6:8 Doch wenn ihr bei eurer Zerstreuung in die Länder noch Schwertentronnene unter den Völkern habt, so werde ich (sie) übriglassen.

Ez 6:9 Diese eure Entronnenen werden sich meiner erinnern unter den Völkern, wohin sie weggeführt worden sind; ich zerbreche ihr buhlerisches Herz, das sich von mir entfernte, und ihre Augen, die sich buhlend auf ihre Götzen richteten. So werden sie vor sich selbst Ekel empfinden ihrer bösen Taten wegen, die sie verübt mit all ihren Greueln.

Ez 6:10 Dann werden sie zur Erkenntnis kommen, daß ich, der Herr, nicht umsonst gedroht habe, ihnen dieses Unglück anzutun."

Ez 6:11 So spricht der Gebieter und Herr: "Schlage mit deiner Hand, stampfe mit deinem Fuß und sprich: Wehe über all die schlimmen Greuel des Hauses Israel! Fallen werden sie durch das Schwert, den Hunger unddie Pest!

Ez 6:12 Wer in der Ferne weilt, wird durch die Pest sterben, wer in der Nähe ist, wird durch das Schwert fallen, und wer übrig ist und bewahrt bleibt vor Pest und Schwert, kommt durch den Hunger um; meinen Grimm entlade ich an ihnen.

Ez 6:13 Dann werdet ihr zur Einsicht kommen, daß ich der Herr bin, wenn ihre Erschlagenen mitten unter ihren Götzen liegen rings um ihre Altäre, auf jedem hohen Hügel, auf allen Bergesgipfeln, unter jedem grünen Baum und unter jeder dichtbelaubten Terebinthe, woselbst sie allen ihren Götzen lieblichen Opferduft spendeten.

Ez 6:14 Ich streckte meine Hand wider sie aus und mache das Land zur grauenhaften Wüste, von der Steppe bis nach Ribla, an allen ihren Wohnsitzen. Dann werden sie zur Einsicht kommen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 7

 

Ez 7:1 Es erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 7:2 "Du, Menschensohn, rede: So spricht der Gebieter und Herr zum Lande Israel: Das Ende kommt, es kommt das Ende über die vier Ränder der Erde.

Ez 7:3 Jetzt kommt über dich das Ende, ich sende meinen Zorn wider dich; ich richte dich nach deinem Wandel und bringe über dich alle deine Greueltaten.

Ez 7:4 Mein Auge blickt nicht mitleidsvoll auf dich, und ich kenne kein Erbarmen; ich bringe vielmehr deinen Lebenswandel über dich, und deine Greueltaten sollen mitten in dich dringen! Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 7:5 So spricht der Gebieter und Herr: Unheil über Unheil, siehe, es kommt!

Ez 7:6 Das Ende kommt, es kommt das Ende! Das Ende über dich, siehe, es kommt!

Ez 7:7 Es kommt der Untergang über dich, o Landesbewohner. Der Zeitpunkt kommt, der Tag ist nahe; er zögert und säumt nicht.

Ez 7:8 Bald werde ich nun meinen Groll über dich ergießen und meinen Zorn an dir voll auslassen. Ich werde dich nach deinem Wandel richten und alle deine Greueltaten über dich bringen.

Ez 7:9 Mein Auge blickt nicht mitleidsvoll, und ich kenne kein Erbarmen; ich bringe vielmehr deinen Lebenswandel über dich, und deine Greueltaten sollen mitten in dich dringen! Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der Schläge versetzt.

Ez 7:10 Wohlan, der Tag! Siehe, der Untergang kommt und bricht herein; die Gewalttat blüht, der Übermut sproßt.

Ez 7:11 Die Unterdrückung schießt empor zu einer Rute der Ruchlosigkeit; sie zögert und säumt nicht.

Ez 7:12 Der Zeitpunkt kommt, der Tag trifft ein. Der Käufer freue sich nicht, und der Verkäufer soll nicht trauern; denn Zornesglut kommt über all ihren Reichtum.

Ez 7:13 Denn der Verkäufer kehrt nicht mehr zurück zum Verkauften, auch wenn man noch am Leben ist; denn Zornesglut kommt über all ihren Reichtum. Er kehrt nicht zurück, und keiner wird ob seiner Schuld sein Leben festhalten können.

Ez 7:14 Stoßt in das Horn und macht alles bereit! Niemand jedoch zieht in den Streit; denn meine Zornesglut kommt über all ihren Reichtum.

Ez 7:15 Draußen rast das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer sich auf dem Felde befindet, stirbt durch das Schwert, und wer in der Stadt ist, den vernichten Hunger und Pest.

Ez 7:16 Entkommen von ihnen Fliehende, so verweilen sie auf den Bergen wie Tauben der Täler; sie alle klagen, ein jeder ob seiner Schuld.

Ez 7:17 Alle Hände erschlaffen, und alle Knie triefen von Wasser.

Ez 7:18 Sie gürten sich Trauerkleider um, und Schrecken bedeckt sie; auf allen Gesichtern ist Scham, und kahl sind ihre Häupter.

Ez 7:19 Ihr Silber werfen sie auf die Gassen, und ihr Gold gilt ihnen als Unflat. Ihr Silber und Gold vermag sie nicht zu retten am Zornestag des Herrn. Ihren Hunger können sie damit nicht stillen und ihren Bauch nicht füllen. Denn es ward ihnen ein Anstoß zur Sünde.

Ez 7:20 Seine schmucke Zier verwendeten sie zur Hoffart und verfertigten daraus ihre greuelhaften Bildnisse, ihre Scheusale; deshalb verwandle ich es ihnen in Unflat.

Ez 7:21 Ich gebe es den Fremden als Beute hin und den Ruchlosen der Erde zum Raube, damit sie es entweihen.

Ez 7:22 Ich wende mein Antlitz von ihnen ab, und man wird mein Kleinod entweihen; Räuber werden es betreten und entweihen.

Ez 7:23 Sie veranstalten ein Gemetzel; denn das Land ist voll Blutschuld und die Stadt voll Gewalttat.

Ez 7:24 Ich bringe die schlimmsten der Heidenvölker herbei, daß sie ihre Häuser in Besitz nehmen. Ich werde der stolzen Macht ein Ende bereiten, und ihre Heiligtümer sollen geschändet werden.

Ez 7:25 Angst naht heran; dann sucht man Heil, es gibt aber keines.

Ez 7:26 Unglück kommt über Unglück, Schreckenskunde über Schreckenskunde trifft ein; dann fordert man Schauung von Propheten; aber Weisung geht dem Priester verloren und Rat den Ältesten.

Ez 7:27 Es trauert der König, und der Fürst kleidet sich in Entsetzen, den Bürgern des Landes erstarren die Hände. Gemäß ihrem Wandel will ich an ihnen handeln, und nach ihrer eigenen Rechtspflege werde ich sie richten. Alsdann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 8

 

Ez 8:1 Es geschah am fünften Tag des sechsten Monats im sechsten Jahre: Ich weilte in meinem Hause, und die Ältesten Judas saßen mir gegenüber; da überfiel mich die Hand des Herrn und Gebieters.

Ez 8:2 Ich schaute, und es erschien eine Gestalt, die wie ein Mann aussah. Von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach abwärts war Feuer, und von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach aufwärts war es wie ein heller Schein, wie blinkendes Glanzerz.

Ez 8:3 Er streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich an meinem Haarschopf. Dann hob mich ein Geisthauch zwischen Erde und Himmel empor und führte mich nach Jerusalem in gottgewirkten Schauungen an den Eingang des inneren Tores, das nach Norden liegt, wo sich der Standort des Eifersuchtsbildes befindet, das die Eifersucht (des Herrn) erregt.

Ez 8:4 Und siehe, daselbst war die Herrlichkeit des Gottes Israels, dem Gesichte gleichend, das ich in der Talebene geschaut hatte.

Ez 8:5 Er sprach zu mir: "Menschensohn, erhebe deine Augen in nördlicher Richtung!" Ich erhob meine Augen nach Norden, und siehe da, nördlich vom Tor des Altares war das Eifersuchtsbild, das am Eingang aufgestellt war.

Ez 8:6 Da sprach er zu mir: "Menschensohn, siehst du, was diese da treiben? Gewaltige Greueltaten sind es, die das Haus Israel hier verübt, so daß ich mich von meinem Heiligtum entfernen muß. Aber du wirst noch größere Greueltaten sehen."

Ez 8:7 Dann brachte er mich an den Eingang des Vorhofes; ich schaute und erblickte ein Loch in der Wand.

Ez 8:8 Er befahl mir: "Menschensohn, durchstoße die Wand!" Ich stieß durch die Wand und erblickte eine Tür.

Ez 8:9 Er sagte zu mir: "Gehe hinein und schaue die schlimmen Greueltaten, die man hier verübt."

Ez 8:10 Ich trat hinein, schaute und erblickte allerlei Gebilde von Gewürm und Säugetieren. Scheusale und allerlei Götzen des Hauses Israel waren auf der Wand ringsum eingeritzt.

Ez 8:11 Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel standen vor ihnen; auch Jaasanja, der Sohn des Schaphan, befand sich mitten unter ihnen. Jeder hatte seine Räucherpfanne in seiner Hand, und der Duft der Weihrauchwolke stieg in die Höhe.

Ez 8:12 Er fragte mich: "Siehst du, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel im Dunkeln verüben, ein jeder in seiner Bildkammer? Sie behaupten ja, der Herr sieht uns nicht, der Herr ließ das Land im Stich."

Ez 8:13 Er sprach zu mir: "Noch größere Greueltaten, die sie verüben, wirst du sehen."

Ez 8:14 Alsdann führte er mich an den Eingang des Tempeltores, das nach Norden liegt, und siehe, da saßen Frauen, die den Tammus beweinten.

Ez 8:15 Er fragte mich: "Siehst du es, Menschensohn? Noch größere Greueltaten als diese wirst du sehen."

Ez 8:16 Dann führte er mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn, und siehe da, am Eingang zum Tempel des Herrn zwischen der Vorhalle und dem Brandopferaltar waren etwa fünfundzwanzig Männer; ihren Rücken wandten sie gegen den Tempel des Herrn und ihre Gesichter nach Osten; diese beteten nach Osten zu die Sonne an.

 

Ez 8:17 Er fragte mich: "Siehst du es, Menschensohn? Ist es denn dem Hause Juda zu wenig, die Greueltaten zu verüben, die man hier tut, daß sie auch noch das Land mit Gewalttat erfüllen und mich immer wieder erbittern? Und siehe, mir halten sie den (abgöttischen) Rebzweig vor die Nase.

Ez 8:18 So handle auch ich in meinem Groll; mein Auge soll nicht erbarmungsvoll blicken, und ich kenne kein Mitleid. Wenn sie auch mit lauter Stimme in meine Ohren schreien, so höre ich nicht auf sie."

 

Ezechiel Kapitel 9

 

Ez 9:1 Alsdann rief er mir in die Ohren mit lauter Stimme: "Es nahen die Drangsale über die Stadt. Ein jeder hat seine Vernichtungswaffe in der Hand."

Ez 9:2 Da erschienen sechs Männer aus der Richtung des oberen Tores, das nach Norden schaut; ein jeder hatte seine Zerstörungswaffe in seiner Hand. In ihrer Mitte befand sich ein Mann, der in linnene Gewänder gekleidet war und ein Schreibzeug an seinen Hüften trug. Sie kamen und stellten sich neben dem ehernen Altar auf.

Ez 9:3 Die Herrlichkeit des Gottes Israels hatte sich von den Kerubim, über denen sie gethront hatte, nach der Tempelschwelle hin erhoben. Er rief den Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug.

Ez 9:4 Der Herr sprach zu ihm: "Ziehe mitten durch die Stadt, durch Jerusalem, und präge ein Kennzeichen auf die Stirn der Männer, die über all die Greueltaten, die man in ihrer Mitte verübte, stöhnen und klagen."

Ez 9:5 Zu den anderen aber sprach er vor meinen Ohren: "Zieht durch die Stadt hinter ihm her und schlagt drein! Euer Auge blicke nicht erbarmungsvoll und kenne kein Mitleid!

Ez 9:6 Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen tötet, bis sie ausgerottet sind! Rührt aber niemand an, der das Kennzeichen trägt; den Anfang macht bei meinem Heiligtum!" Da begannen sie bei den Männern, den Ältesten, die vor dem Tempel standen.

Ez 9:7 Dann sprach er zu ihnen: "Beflecket den Tempel und füllet die Vorhöfe mit Erschlagenen an! Dann zieht hinaus und schlagt drein in der Stadt!"

Ez 9:8 Es begab sich aber, als sie Schläge austeilten, während ich zurückgeblieben war, da warf ich mich auf mein Antlitz nieder, schrie und rief: "O weh, Gebieter und Herr, willst du denn den gesamten Rest Israels vernichten, weil du deinen Groll über Jerusalem ausschüttest?"

Ez 9:9 Er antwortete mir: "Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist ungeheuer groß; das Land ist mit Blutströmen angefüllt, und die Stadt ist voller Gewalttat. Behaupten sie doch: "Der Herr ließ das Land im Stich; der Herr sieht es nicht!"

Ez 9:10 Darum soll mein Auge nicht erbarmungsvoll blicken, noch will ich Mitleid empfinden! Ihren Lebenswandel lasse ich auf ihr Haupt kommen."

Ez 9:11 Und siehe da, der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug, erstattete Bericht und sprach: "Ich habe deinen Befehl ausgeführt."

 

Ezechiel Kapitel 10

 

Ez 10:1 Ich blickte hin und schaute: Über der festen Platte, die sich zu Häupten der Kerubim befand, war etwas wie ein Saphirstein, etwas, was einem Throne glich, wurde über ihnen sichtbar.

Ez 10:2 Er rief dem Mann, der in Linnen gehüllt war, zu und sprach: "Tritt in den Raum hinein, der zwischen den Rädern liegt, unterhalb der Kerubim, fülle deine beiden Hände mit glühenden Kohlen aus dem Raum zwischen den Kerubim und streue sie über die Stadt hin!" Er ging vor meinen Augen hinein.

Ez 10:3 Die Kerubim aber standen rechts vom Tempelhause, als der Mann hineintrat. Die Wolke erfüllte den inneren Vorhof.

Ez 10:4 Dann erhob sich die Herrlichkeit des Herrn von den Kerubim zur Tempelschwelle hin, das Haus ward von der Wolke angefüllt, und der Vorhof erfüllte sich mit dem Glanz der Herrlichkeit des Herrn.

Ez 10:5 Das Rauschen der Kerubimflügel war bis zum äußeren Vorhof vernehmbar. Es klang wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet.

Ez 10:6 Als er aber dem Mann in linnenen Gewändern gebot und sprach: "Hole Feuer aus dem Raume zwischen den Rädern, aus dem Raume zwischen den Kerubim", da trat dieser hinein und stellte sich neben dem Rad auf.

Ez 10:7 Der Kerub streckte seine Hand von dem Raum zwischen den Kerubim nach dem Feuer hin aus, das sich zwischen den Kerubim befand, griff zu und legte davon in die Hände des Mannes, der in Linnen gehüllt war; er nahm es und ging hinaus.

Ez 10:8 An den Kerubim war etwas wie eine Menschenhand unter ihren Flügeln sichtbar.

Ez 10:9 Ich blickte hin und schaute vier Räder neben den Kerubim, je ein Rad neben jedem Kerub; die Räder schauten aus wie blinkender Tarsisstein.

Ez 10:10 Der Gestalt nach hatten die Vier die gleiche Form, als ob ein Rad inmitten des anderen wäre.

Ez 10:11 Wenn sie liefen, so liefen sie nach ihren vier Richtungen hin; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen, sondern in der Richtung, nach der sich das vorderste wandte, rollten sie hinter ihm her; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen.

Ez 10:12 Ihr ganzer Leib aber, ihr Rücken, ihre Hände, ihre Flügel und die Räder waren bei den Vieren ringsum mit Augen angefüllt.

Ez 10:13 Die Räder erhielten vor meinen Ohren den Namen "Galgal" (Gewirbel).

Ez 10:14 Vier Antlitze hatte ein jedes Lebewesen: Sein erstes Antlitz war das Antlitz eines Stieres, sein zweites Antlitz das eines Menschen, das dritte das eines Löwen und das vierte das eines Adlers.

Ez 10:15 Die Kerubim aber konnten in die Höhe steigen; es waren die gleichen Lebewesen, die ich am Kebarflusse geschaut hatte.

Ez 10:16 Liefen die Kerubim, so liefen auch die Räder neben ihnen; erhoben die Kerubim ihre Schwingen, um von der Erde in die Höhe zu steigen, dann wandten sich auch die Räder nicht von ihrer Seite.

Ez 10:17 Blieben sie aber stehen, dann blieben auch jene stehen; stiegen sie in die Höhe, dann stiegen auch jene mit ihnen in die Höhe; denn der Geist der Lebewesen war in ihnen.

Ez 10:18 Alsdann verließ die Herrlichkeit des Herrn die Tempelschwelle und stellte sich auf die Kerubim.

Ez 10:19 Die Kerubim schwangen ihre Flügel, erhoben sich vor meinen Augen von der Erde in die Höhe und zogen weg; auch die Räder schlossen sich ihnen an. Sie hielten am Eingang des östlichen Tempeltores an, und die Herrlichkeit des Gottes Israels thronte über ihnen.

Ez 10:20 Das waren die Lebewesen, die ich unterhalb des Gottes Israels am Kebarflusse geschaut hatte; ich erkannte, daß es Kerubim waren.

Ez 10:21 Vier Gesichter und vier Flügel hatte ein jeder; etwas, was Menschenhänden glich, war unter ihren Schwingen.

Ez 10:22 Nach der Gestalt ihrer Antlitze waren es die gleichen Gesichter, die ich am Kebarflusse geschaut hatte; sie gingen ein jeder geradeaus vor sich hin.

 

Ezechiel Kapitel 11

 

Ez 11:1 Hierauf hob mich ein Geisthauch empor und brachte mich an das östliche Tempeltor, das nach Osten schaut. Da waren am Eingang des Tores fünfundzwanzig Männer; mitten unter ihnen sah ich auch den Jaasanja, den Sohn des Assur, und den Pelatja, den Sohn Benajas, die Führer des Volkes.

Ez 11:2 Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, das sind die Männer, die Unheil ersinnen und schlechten Rat pflegen in dieser Stadt.

Ez 11:3 Sie sagen: "Sind nicht erst unlängst die Häuser gebaut worden? Die Stadt ist der Topf, und wir sind das Fleisch."

Ez 11:4 Darum weissage wider sie, weissage, Menschensohn!"

Ez 11:5 Da fiel auf mich der Geist des Herrn. Er sprach zu mir: "Rede: So spricht der Herr: So redet ihr, Haus Israel; die Gedanken, die in eurem Geiste aufsteigen, kenne ich gar wohl.

Ez 11:6 Ihr habt in dieser Stadt eure Erschlagenen aufgehäuft und ihre Gassen mit Ermordeten angefüllt.

Ez 11:7 Darum spricht der Gebieter und Herr: Eure Erschlagenen, die ihr mitten in ihr angehäuft habt, die sind das Fleisch, und die Stadt ist der Topf. Euch aber schaffe ich aus ihrer Mitte fort.

Ez 11:8 Ihr fürchtet das Schwert, aber das Schwert bringe ich über euch" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 11:9 "Ich schaffe euch aus ihrer Mitte fort; ich überliefere euch in die Gewalt von Fremden und vollziehe Gerichtsurteile an euch.

Ez 11:10 Durch das Schwert sollt ihr fallen; an Israels Grenze will ich euch richten. Dann werdet ihr einsehen, daß ich der Herr bin.

Ez 11:11 Die Stadt wird nicht euer Kochtopf sein, und ihr werdet nicht das Fleisch darin sein; an Israels Grenze werde ich euch richten.

Ez 11:12 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, nach dessen Vorschriften ihr nicht gewandelt seid und dessen Gesetze ihr nicht befolgt habt; vielmehr habt ihr die Gesetze der Völker rings um euch her befolgt."

Ez 11:13 Während ich weissagte, geschah es, daß Pelatja, der Sohn des Benaja, starb. Ich aber fiel auf mein Antlitz nieder, schrie mit lauter Stimme und sprach: "O weh, Gebieter und Herr, willst du dem Rest Israels ein Ende bereiten?"

Ez 11:14 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 11:15 "Menschensohn, über alle deine Brüder, deine Sippenangehörigen und das ganze Haus Israel insgesamt sprechen die Bewohner Jerusalems: "Fern sind sie vom Herrn; uns ist das Land zum Besitz gegeben."

Ez 11:16 Darum sage: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, ich brachte sie fort unter die Völker und zerstreute sie über die Länder; ich bin ihnen nur in geringem Maß zum Heiligtum geworden in den Ländern, wohin sie kamen.

Ez 11:17 Darum sage: So spricht der Gebieter und Herr: Ich sammle euch aus den Völkern und bringe euch aus den Ländern, über die ihr zerstreut seid, zusammen; ich mache euch das Land Israel zum Geschenk.

Ez 11:18 Gelangen sie dorthin, dann räumen sie mit all seinen Scheusalen und all seinen Greueln auf.

Ez 11:19 Ich verleihe ihnen ein neues Herz und lege einen neuen Geist in ihr Inneres; ich entferne das steinerne Herz aus ihrem Leib und gebe ihnen ein Herz aus Fleisch.

Ez 11:20 Sie sollen nach meinen Vorschriften wandeln, meine Gesetze beobachten und sie ausführen. Sie werden dann mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.

Ez 11:21 Denen aber, die mit ganzem Herzen hinter ihren Scheusalen und Greuelbildern herlaufen, vergelte ich ihren Wandel auf ihr Haupt" - Ausspruch des Gebieters und Herrn.

Ez 11:22 Dann erhoben die Kerubim ihre Schwingen, und die Räder liefen gleichzeitig neben ihnen. Die Herrlichkeit des Gottes Israels befand sich oben über ihnen.

Ez 11:23 Die Herrlichkeit des Herrn erhob sich mitten aus der Stadt und machte auf dem Berge östlich von der Stadt halt.

Ez 11:24 Ein Geisthauch hob mich empor und brachte mich in der Schauung durch den Geist Gottes nach Kaldäa zu der Verbanntengemeinde. Dann entschwand mir die Schauung, die ich gesehen hatte.

Ez 11:25 Ich berichtete der Verbanntengemeinde alles, was der Herr mich hatte schauen lassen.

 

Ezechiel Kapitel 12

 

Ez 12:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 12:2 "Menschensohn, inmitten des Hauses der Widerspenstigkeit wohnst du; Augen haben sie, um zu sehen, und sie sehen doch nicht; Ohren haben sie, um zu hören, und sie hören doch nicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie.

Ez 12:3 Du aber, Menschensohn, packe dir Flüchtlingsgepäck zusammen [und ziehe fort] zur Tageszeit vor ihren Augen, und ziehe von deiner Stätte weg vor ihren Augen zu einer anderen Stätte in die Verbannung! Vielleicht bemerken sie es; denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit.

Ez 12:4 Bringe dein Gepäck wie Flüchtlingsgepäck bei Tag vor ihren Augen hinaus! Du selbst aber ziehe abends vor ihren Augen hinweg wie Leute, welche in die Verbannung ziehen!

Ez 12:5 Vor ihnen stoße dir ein Loch durch die Wand und bringe durch dasselbe deine Habseligkeiten hinaus!

Ez 12:6 Vor ihren Augen lade sie auf die Schulter und bringe sie in der Dunkelheit fort! Verhülle dein Antlitz, daß du das Land nicht sehen kannst; denn ich mache dich zu einem Wahrzeichen für das Land Israel!"

Ez 12:7 Ich tat so, wie mir befohlen war. Mein Gepäck brachte ich wie Flüchtlingsgepäck am Tage hinaus. Am Abend stieß ich mir mit der Hand ein Loch durch die Wand. In der Dunkelheit brachte ich mein Gepäck fort; auf die Schulter lud ich es vor ihren Augen.

Ez 12:8 Das Wort des Herrn erging an mich am folgenden Morgen:

Ez 12:9 "Menschensohn, hat nicht das Haus Israel, dieses Haus der Widerspenstigkeit, zu dir gesagt: "Was treibst du da?"

Ez 12:10 Sage zu ihnen: So spricht der Herr und Gebieter: Dieser Drohspruch gilt dem Fürsten in Jerusalem und dem ganzen Haus Israel, das darin wohnt.

Ez 12:11 Sage: Ich bin für euch ein Wahrzeichen! Wie ich getan habe, so wird es ihnen ergehen. In die Verbannung, in die Gefangenschaft, werden sie wandern.

Ez 12:12 Der Fürst mitten unter ihnen wird auf die Schulter sein Gepäck laden; in der Dunkelheit wird er es wegbringen; durch die Wand wird er ein Loch stoßen, um es hinauszubringen. Sein Antlitz wird er verhüllen, um nicht selber mit eigenen Augen das Land zu sehen.

Ez 12:13 Ich spanne mein Netz über ihn aus, er wird in meinem Garn gefangen. Nach Babel bringe ich ihn ins Kaldäerland; er aber vermag es nicht zu schauen und wird daselbst sterben.

Ez 12:14 Alle seine Verbündeten ringsum, seine sämtlichen Hilfstruppen, zerstreue ich in alle Windrichtungen und zücke hinter ihnen her das Schwert.

Ez 12:15 Sie sollen erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich sie unter die Völker versprenge und in die Länder zerstreue.

Ez 12:16 Nur eine geringe Anzahl von ihnen lasse ich das Schwert, den Hunger und die Pest überleben; sie sollen all ihre Greueltaten erzählen unter den Völkern, zu denen sie gelangen. Dann werden auch jene erkennen, daß ich der Herr bin."

Ez 12:17 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 12:18 "Menschensohn, du sollst mit Zittern dein Brot essen und mit Beben und Kummer dein Wasser trinken.

Ez 12:19 Zu den Landesbürgern aber sollst du sagen: So spricht der Herr und Gebieter von den Bewohnern Jerusalems in der israelitischen Heimat: Ihr Brot sollen sie mit Kummer essen, und ihr Wasser sollen sie mit Bestürzung trinken; denn ihr Land wird verwüstet werden, seines Reichtums beraubt, um der Ruchlosigkeit aller seiner Bewohner willen.

Ez 12:20 Diese bewohnten Städte werden veröden, und das Land wird zur Wüste werden. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

Ez 12:21 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 12:22 "Menschensohn, was habt ihr da für ein Sprichwort über die israelitische Heimat, das lautet: "Die Tage ziehen sich in die Länge, und zunichte wird jegliche Schau"?

Ez 12:23 Darum rede zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Ich werde dieses Sprichwort zum Schweigen bringen; man wird es in Israel nicht mehr verwenden. Sprich vielmehr zu ihnen: Die Tage rücken näher und der Inhalt jeglicher Schau.

Ez 12:24 Fürwahr, es soll fürderhin keine trügerische Schau und keine einschmeichelnde Wahrsagung mehr inmitten des Hauses Israel geben!

Ez 12:25 Denn ich, der Herr, rede. Das Wort, das ich rede, geschieht. Es wird nicht mehr hinausgeschoben. Ja, in euren Tagen, Haus der Widerspenstigkeit, rede ich ein Wort und vollführe es" - Spruch des Herrn und Gebieters.

Ez 12:26 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 12:27 "Menschensohn, siehe, das Haus Israel sagt: "Die Schau, die er sieht, geht auf viele Tage, und für fernliegende Zeiten weissagt er."

Ez 12:28 Darum sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Nicht mehr länger werden alle meine Worte verschoben. Das Wort, das ich rede, geschieht" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 13

 

Ez 13:1 Das Wort des Herrn erging an mich -

Ez 13:2 "Menschensohn, weissage wider die Propheten Israels, tritt als Prophet auf und sprich zu denen, die da nach eigenem Gutdünken weissagen: Hört das Wort des Herrn!

Ez 13:3 So spricht der Herr und Gebieter: Wehe den Propheten, den Toren, die ihrer eigenen Einbildung folgen, ohne etwas geschaut zu haben!

Ez 13:4 Wie Füchse in den Ruinen sind deine Propheten, o Israel!

Ez 13:5 Ihr seid nicht in die Bresche getreten, noch habt ihr eine Mauer um das Haus Israel gezogen, damit es im Kampf am Tage des Herrn bestehen kann.

Ez 13:6 Sie schauen Trug und wahrsagen Lüge, wenn sie sagen: "Ausspruch des Herrn", obwohl der Herr sie nicht gesandt hat. Sie erwarten aber, daß er das Wort in Erfüllung gehen lasse.

Ez 13:7 Habt ihr nicht Truggesichte geschaut und Lügenwahrsagung geredet, da ihr sagtet: "Ausspruch des Herrn", obwohl ich doch nicht gesprochen habe?

Ez 13:8 Darum sage: So spricht der Gebieter und Herr: Weil ihr Trug redet und Lüge schaut, siehe, darum schreite ich gegen euch ein" - Ausspruch des Gebieters und Herrn.

Ez 13:9 "Ich strecke meine Hand wider die Propheten aus, die Trug schauen und Lüge wahrsagen. In der Gemeinschaft meines Volkes sollen sie nicht mehr bleiben und in die Liste des Hauses Israel nicht eingeschrieben werden, und zum Lande Israel sollen sie nicht gelangen. Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich der Gebieter und Herr bin.

Ez 13:10 Sie leiten ja mein Volk in die Irre, indem sie "Heil" sprechen, wo doch kein Heil vorliegt. Baut es eine Wand auf, siehe, dann bestreichen sie diese mit Tünche.

Ez 13:11 Sprich zu den Tünchern: "Fallen wird sie!" Überflutender Regen soll kommen, Hagelsteine sollen niederprasseln, und ein Sturmwind wird losbrechen.

Ez 13:12 Und wenn die Mauer eingestürzt ist, wird es dann nicht euch gegenüber heißen: "Wo ist die Tünche, mit der ihr angestrichen habt?"

Ez 13:13 Darum spricht der Gebieter und Herr: Ich lasse einen Sturmwind in meinem Grimm losbrechen, überflutender Regen soll in meinem Zorn kommen, und Hagelsteine sollen in meinem Groll niederprasseln!

Ez 13:14 Ich reiße die Mauer ein, die ihr getüncht habt, und lege sie zur Erde nieder, daß ihr Fundament bloßgelegt wird. Bei ihrem Sturz kommt ihr darunter um. So sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 13:15 Ich lasse meinen Grimm an der Mauer voll aus und an denen, die sie getüncht haben. Dann wird es euch gegenüber heißen: "Verschwunden ist die Mauer, verschwunden sind ihre Anstreicher!"

Ez 13:16 Das sind die Propheten Israels, die über Jerusalem weissagten und ihm Heilsgesichte erschauten, wo es doch kein Heil gibt" - Spruch des Herrn.

Ez 13:17 "Und du, Menschensohn, richte dein Antlitz wider die Töchter deines Volkes, die nach eigenem Gutdünken weissagen, und tritt wider sie als Prophet auf!

Ez 13:18 Sage: So spricht der Gebieter und Herr: Wehe den Frauen, die Zauberbinden nähen für jegliches Handgelenk, Kopfhüllen jeder Größe anfertigen, um Menschenleben zu erjagen! Dürft ihr Menschenleben erjagen unter meinem Volk und Menschenleben für euch am Leben erhalten?

Ez 13:19 Ihr entweiht mich bei meinem Volk um einige Handvoll Gerste und einige Bissen Brot und tötet dabei Menschenleben, die nicht sterben sollten, und erhaltet Menschenleben, die nicht erhalten bleiben sollten, indem ihr mein Volk belügt, das für Lügen anfällig ist."

Ez 13:20 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, ich will vorgehen gegen eure Binden, mit denen ihr Menschenleben erjagt [wie Vögel]; ich reiße sie von euren Armen herunter und lasse die Menschenleben, die ihr erjagen wollt, frei [wie Vögel].

Ez 13:21 Ich reiße eure Kopfhüllen entzwei und rette mein Volk aus eurer Gewalt; es bleibe nicht länger als Jagdbeute in eurer Hand! So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 13:22 Fälschlich habt ihr das Herz des Schuldlosen gekränkt, während ich ihn nicht kränken wollte; doch die Hände des Frevlers habt ihr gestärkt, so daß er sich nicht von seinem schlimmen Wandel bekehrt, was ihn am Leben erhalten würde.

Ez 13:23 Darum sollt ihr nicht mehr Trug schauen und Lüge wahrsagen! Ich aber rette mein Volk aus eurer Gewalt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 14

 

Ez 14:1 Es trafen bei mir Männer von den Ältesten Israels ein und setzten sich vor mir nieder.

Ez 14:2 Da erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 14:3 "Menschensohn, diese Männer haben wieder auf ihre Götzen ihren Sinn gerichtet und auf den Anstoß zur Sünde ihre Augen geheftet. Soll ich mich nun wirklich von ihnen befragen lassen?

Ez 14:4 Darum rede mit ihnen und sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Ein jeder vom Hause Israel, der auf seine Götzen seinen Sinn richtet, auf den Anstoß zur Sünde seine Augen heftet und trotzdem zum Propheten kommt, dem will ich, der Herr, mich persönlich zur Antwort stellen ob der Menge seiner Götzen.

Ez 14:5 So will ich das Haus Israel, das sich mir durch seine Götzen insgesamt entfremdet hat, bei seiner Gesinnung anfassen.

Ez 14:6 Darum rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Bekehrt euch, wendet euch ab von euren Götzen, und von all euren Greuelbildern wendet euer Antlitz ab!

Ez 14:7 Denn jedem vom Hause Israel und von den Schutzbürgern, die sich in Israel aufhalten, der sich mir entfremdet, seinen Sinn wieder auf seine Götzen richtet, seine Augen auf den Anstoß zur Sünde heftet und sich dennoch zum Propheten begibt, um mich in seiner Sache zu befragen, dem will ich, der Herr, mich persönlich zur Antwort stellen.

Ez 14:8 Ich richte mein Antlitz auf jenen Mann; ich mache ihn zum Warnzeichen und Sprichwort und rotte ihn aus der Mitte meines Volkes aus. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 14:9 Läßt sich aber ein Prophet verleiten, eine Antwort zu erteilen, so habe ich, der Herr, jenen Propheten verleitet; ich strecke meine Hand wider ihn aus und vertilge ihn aus der Mitte meines Volkes Israel.

Ez 14:10 Sie sollen beide ihre Schuld tragen - die Schuld des Befragers und die Schuld des Propheten ist gleich groß.

Ez 14:11 So soll das Haus Israel nicht mehr von mir abirren und sich nicht mehr verunreinigen durch all seine Vergehen. Alsdann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 14:12 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 14:13 "Menschensohn, wenn sich etwa ein Land wider mich versündigte und Treubruch beginge, streckte ich dann meine Hand wider es aus, zerbräche ihm den Stab des Brotes, verhängte darüber Hungersnot und vertilgte daraus Menschen und Vieh,

Ez 14:14 es wären aber diese drei Männer in seiner Mitte: Noe, Daniel und Job, so würden nur diese ihrer Gerechtigkeit wegen ihr Leben retten" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 14:15 "Oder ich ließe wilde Tiere sich im Lande herumtreiben, die es entvölkerten, und es würde so zur Wüste, daß es niemand mehr der wilden Tiere wegen durchwanderte,

Ez 14:16 diese drei Männer wären aber darin, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie könnten weder Söhne noch Töchter retten, nur sie allein würden sich retten, aber das Land würde in eine Wüste verwandelt.

Ez 14:17 Oder ich ließe ein Schwert über jenes Land kommen und spräche: "Ein Schwert soll im Lande umgehen", und ich tilgte daraus Menschen und Vieh,

Ez 14:18 aber diese drei Männer wären darin, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie könnten weder Söhne noch Töchter retten, sondern nur sie allein würden sich retten.

Ez 14:19 Oder ich schickte Pest in jenes Land und würde meinen Groll darüber ausgießen im Blutbad, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen,

Ez 14:20 Noe, Daniel und Job aber wären darin, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie könnten weder Söhne noch Töchter retten, sie allein würden ihrer Gerechtigkeit wegen ihr Leben retten.

Ez 14:21 Denn so spricht der Gebieter und Herr: Entsende ich nun gar meine vier schlimmen Strafgerichte, Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest wider Jerusalem, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen,

Ez 14:22 siehe, so soll doch ein geretteter Rest darin übrigbleiben und Söhne und Töchter hinausführen. Seht, diese sollen zu euch herauskommen; ihr werdet dann ihren Wandel und ihr Handeln beobachten und euch über das Unheil hinwegtrösten, das ich Jerusalem zufügte, über all das, was ich darüber verhängte.

Ez 14:23 Sie werden euch trösten, wenn ihr ihren Wandel und ihr Handeln seht. Dann werdet ihr erkennen, daß ich nicht ohne Grund all das wirkte, was ich ihm antat" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 15

 

Ez 15:1 Des Herrn Wort erging an mich:

Ez 15:2 "Menschensohn, was hat das Holz des Weinstocks vor allem Rankenholz voraus, das sich unter dem Waldgehölz findet?

Ez 15:3 Nimmt man etwa davon Holz, um es zu einem Werkzeug zu verarbeiten? Oder nimmt man davon einen Pflock, um an ihm irgendein Gerät aufzuhängen?

Ez 15:4 Schau, man gibt es dem Feuer zum Fraß; hat das Feuer seine beiden Enden verzehrt und ist sein Mittelstück angesengt, taugt es dann wohl noch zur Verarbeitung?

Ez 15:5 Siehe, schon im unversehrten Zustand läßt es sich nicht zu einem Werkzeug verarbeiten; erst recht nicht kann es zu einem Werkzeug verarbeitet werden, wenn es das Feuer verzehrt hat und es bereits angesengt ist."

Ez 15:6 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Gleich dem Holze des Weinstocks unter dem Waldgehölz, das ich dem Feuer zum Fraße gebe, mache ich die Bewohner Jerusalems.

Ez 15:7 Ich richte mein Antlitz auf sie; aus dem Feuer sind sie herausgekommen, aber das Feuer verzehrt sie. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich wider sie mein Antlitz wende.

Ez 15:8 Ich mache das Land zur Wüste, weil sie Treubruch begingen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 16

 

Ez 16:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 16:2 Menschensohn, halte Jerusalem seine Greuel vor!

Ez 16:3 Sage: So spricht der Gebieter und Herr zu Jerusalem: "Deine Herkunft und deine Abstammung leiten sich vom Lande Kanaan ab; dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hethiterin.

Ez 16:4 Was deine Geburt angeht, so wurde, als du zur Welt kamst, deine Nabelschnur nicht abgeschnitten, noch wusch man dich mit Wasser ab zur Reinigung, noch rieb man dich mit Salz ein, noch wickelte man dich in Windeln.

Ez 16:5 Kein Auge blickte erbarmungsvoll auf dich, um an dir etwas von all diesem zu tun und mit dir Mitleid zu zeigen; du wurdest vielmehr am Tag deiner Geburt auf freiem Felde ausgesetzt, weil man dich verabscheute.

Ez 16:6 Da zog ich an dir vorüber, sah dich in deinem Blute zappeln und sprach zu dir, als du in deinem Blute dalagst: "Du sollst am Leben bleiben!

Ez 16:7 Wachse heran, wie eine Blume des Feldes mache ich dich!" Und du wuchsest auf, wurdest groß und kamst in die Zeit der Reife; deine Brüste wurden fest, und dein Haar sproß; du warst aber noch nackt und bloß.

Ez 16:8 Da kam ich wieder an dir vorüber und sah dich, und siehe, die Zeit der Minne war für dich gekommen. Ich breitete meinen Gewandzipfel über dich und verhüllte deine Blöße. Ich leistete dir einen Eid und ging einen Bund mit dir ein" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Also wurdest du mein Eigentum.

Ez 16:9 Dann wusch ich dich mit Wasser, spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl.

Ez 16:10 Ich bekleidete dich mit buntgewirktem Stoff, beschuhte dich mit Tachaschleder, gürtete dich mit Byssus und hüllte dich in feinstes Gewebe.

Ez 16:11 Dann schmückte ich dich mit Geschmeide; Spangen legte ich dir an die Arme und eine Kette um deinen Hals.

Ez 16:12 Auch tat ich einen Ring an deine Nase, Gehänge an deine Ohren und setzte eine prachtvolle Krone auf dein Haupt.

Ez 16:13 So warst du mit Gold und Silber geschmückt; dein Gewand bestand aus Byssus, feinstem Gewebe und buntgewirktem Stoff. Du ernährtest dich von Mehl, Honig und Öl. So wurdest du überaus schön und zur Königswürde tauglich.

Ez 16:14 Dein Ruhm drang zu den Völkern um deiner Schönheit willen; denn diese war vollkommen durch meinen Schmuck, den ich dir angelegt hatte" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 16:15 "Aber du pochtest auf deine Schönheit und buhltest auf deinen Ruhm hin und überschüttetest mit deiner Buhlkunst einen jeden, der vorüberging: du wurdest ihm zu eigen.

Ez 16:16 Du nahmst von deinen Gewändern, machtest dir bunte Höhenheiligtümer und buhltest auf ihnen.

Ez 16:17 Du nahmst deine aus meinem Gold und Silber hergestellten Schmucksachen, die ich dir geschenkt hatte, machtest dir männliche Götzenbilder daraus und buhltest mit ihnen.

Ez 16:18 Du nahmst deine buntgewirkten Kleider und bedecktest sie damit; du legtest mein Öl und meinen Weihrauch vor ihnen auf.

Ez 16:19 Meine Nahrung, die ich dir gegeben - Mehl, Öl und Honig hatte ich dir zu essen gegeben -, stelltest du ihnen zum lieblichen Wohlgeruch hin; also geschah es" - Spruch des Herrn und Gebieters.

Ez 16:20 "Du nahmst deine Söhne und deine Töchter, die du mir geboren, und opfertest sie ihnen zur Speise. War es noch nicht genug mit deiner Buhlerei?

Ez 16:21 Du hast meine Söhne geschlachtet und hingegeben, indem du sie für jene verbranntest.

Ez 16:22 Jedoch bei all deinen Greueln und deiner Buhlerei bedachtest du nicht die Tage deiner Jugend, als du nackt und bloß warst und in deinem Blut zappeltest.

Ez 16:23 Es geschah nach all deinen bösen Taten - wehe, wehe dir" -, Spruch des Herrn und Gebieters -,

Ez 16:24 "daß du dir einen Liegesockel bautest und eine Anhöhe machtest auf jedem freien Platz.

Ez 16:25 An jeder Straßenecke bautest du dir eine Anhöhe, schändetest deine Schönheit, gabst dich jedem Vorübergehenden preis und triebst viel Buhlerei.

Ez 16:26 Du buhltest mit den Ägyptern, deinen Nachbarn mit großem Glied, triebst viel Buhlerei, um mich zu beleidigen.

Ez 16:27 Doch siehe, ich streckte meine Hand wider dich aus und schmälerte deinen Anteil. Ich gab dich der Wut deiner Feindinnen preis, der Philistertöchter, die sich deines zuchtlosen Lebenswandels schämten.

Ez 16:28 Du gingst als Buhlerin zu den Assyrern, weil du nicht satt geworden warst; du buhltest mit ihnen, wurdest aber wieder nicht satt.

Ez 16:29 Du dehntest deine viele Buhlerei auf das Krämerland Kaldäa aus; doch auch davon wurdest du nicht satt.

Ez 16:30 Wie fieberheiß war dein Herz" - Spruch des Herrn und Gebieters -, "da du all dieses tatest, Werke einer unverschämten Dirne.

Ez 16:31 Du bautest dir ja einen Liegesockel an jeder Straßenecke und machtest dir eine Anhöhe auf jedem freien Platz! Und doch warst du nicht wie eine gewöhnliche Dirne, insofern du den Lohn verschmähtest.

Ez 16:32 Die Frau, die ihrem Manne gegenüber die Ehe bricht, nimmt Geschenke an.

Ez 16:33 Allen Dirnen gibt man Lohn; du aber gabst deine Mitgiftgeschenke allen deinen Liebhabern und bestachest sie, von überallher zu dir zu kommen, um mit dir zu buhlen.

Ez 16:34 So war es bei dir im Unterschied zu anderen Weibern umgekehrt: Du triebst Buhlerei, während dir nicht nachgebuhlt wurde; du gabst Buhllohn, während dir kein Buhllohn gegeben wurde. So machtest du es umgekehrt."

Ez 16:35 Darum, du Dirne, höre das Wort des Herrn!

Ez 16:36 So spricht der Herr und Gebieter: "Weil du deine Scham enthüllt und deine Blöße aufgedeckt hast bei deinen Buhlereien mit deinen Liebhabern, nämlich mit all deinen abscheulichen Götzen, und wegen der Blutschuld an deinen Söhnen, die du ihnen hingabst,

Ez 16:37 siehe, darum will ich all deine Liebhaber versammeln, denen du genehm warst, und alle, welche du liebtest, nebst allen, die du nicht wolltest. Ich schare sie wider dich von allen Seiten zusammen und enthülle vor ihnen deine Scham, daß sie deine ganze Schande sehen.

Ez 16:38 Ich werde dich richten nach den Gesetzen für Ehebrecherinnen und Mörderinnen und bringe über dich Grimm und Eifersucht.

Ez 16:39 Ich überliefere dich ihrer Gewalt; sie sollen deinen Liegesockel niederreißen, deine Anhöhen zerstören, deine Kleider dir ausziehen, deine Schmucksachen wegnehmen und dich nackt und bloß liegen lassen.

Ez 16:40 Sie werden gegen dich eine Volksmenge aufbieten, dich steinigen und mit ihren Schwertern in Stücke hauen.

Ez 16:41 Dann werden sie deine Häuser anstecken und vor den Augen vieler Frauen das Gericht an dir vollziehen. So mache ich ein Ende mit dir als Buhlerin, und auch keinen Buhllohn wirst du mehr geben.

Ez 16:42 Ich stille meinen Grimm an dir, und meine Eifersucht kann von dir weichen; dann habe ich Ruhe und brauche mich nicht mehr zu ärgern.

Ez 16:43 Weil du der Tage deiner Jugend nicht gedachtest und mich durch alle diese Dinge erzürntest, darum bringe auch ich deinen Wandel über dein Haupt" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Übtest du nicht Unzucht zu all deinen Greueln?

Ez 16:44 Siehe, jeder, der über dich ein Sprichwort gebraucht, wird den Spottvers sagen: "Wie die Mutter, so die Tochter!"

Ez 16:45 Du bist die Tochter deiner Mutter, die ihren Mann und ihre Söhne von sich stieß; die Schwester deiner Schwestern bist du, die ihre Männer und ihre Söhne verstießen. Eure Mutter war eine Hethiterin und euer Vater ein Amoriter.

Ez 16:46 Deine größere Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die nördlich von dir wohnt; deine kleinere Schwester, die südlich von dir wohnt, ist Sodom mit ihren Töchtern.

Ez 16:47 Bist du nicht auf ihren Wegen gewandelt und hast die gleichen Greuel wie sie verübt? Ja, gar bald hast du schlimmer gehandelt als sie in deinem ganzen Lebenswandel.

Ez 16:48 So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "deine Schwester Sodom, sie und ihre Töchter, handelten nicht so, wie du samt deinen Töchtern gehandelt hast.

Ez 16:49 Siehe, dies war die Schuld deiner Schwester Sodom: Übermut, Fülle an Brot und ruhige Sorglosigkeit hatte sie samt ihren Töchtern; doch reichte sie den Elenden und Armen nicht die Hand.

Ez 16:50 Vielmehr wurden sie hochmütig und verübten Greueltaten vor mir; da verstieß ich sie, wie du sehen konntest.

Ez 16:51 Auch Samaria hat kaum die Hälfte deiner Sünden begangen. Du hast mehr Greuel verübt als jene und hast deine Schwestern gerecht erscheinen lassen angesichts all deiner Greuel, die du getan.

Ez 16:52 So trage auch du deine Schmach, die du zugunsten deiner Schwestern Zeugnis gabst; durch deine Sünden, durch die du abscheulicher gehandelt hast als sie, stehen sie im Vergleich mit dir gerechtfertigt da. So schäme auch du dich und trage deine Schmach, weil du deine Schwestern gerechtfertigt hast!

Ez 16:53 Ich aber wende ihr Schicksal, das Schicksal Sodoms samt ihren Töchtern und das Geschick Samarias samt ihren Töchtern. Ich bringe auch eine Wende für dein Geschick zusammen mit ihnen,

Ez 16:54 damit du deine Schmach trägst und beschämt wirst über all deine Untaten, wenn du sie tröstest.

Ez 16:55 Deine Schwester Sodom und ihre Töchter kehren in ihren ehemaligen Zustand zurück, Samaria und ihre Töchter kehren in ihren ehemaligen Zustand zurück; auch du und deine Töchter, ihr werdet in euren ehemaligen Zustand zurückkehren.

Ez 16:56 Hatte deine Schwester Sodom nicht üblen Ruf in deinem Mund zur Zeit deiner Hoffart,

Ez 16:57 bevor deine eigene Schlechtigkeit enthüllt wurde? Genauso ertönt nun ringsum das Schmähen der Töchter Edoms und all ihrer Nachbarn, der Töchter der Philister, die dich verachten.

Ez 16:58 Deine Unzucht und deine Greuel mußt du nun selber tragen" - Spruch des Herrn.

Ez 16:59 Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Ich habe an dir gehandelt gemäß deinem Handeln, die du den Eid verachtet und den Bund gebrochen hast.

Ez 16:60 Ich aber gedenke meines Bundes mit dir aus den Tagen deiner Jugend und richte für dich einen ewigen Bund auf.

Ez 16:61 Du sollst dich deines Wandels erinnern und dich schämen, wenn ich deine älteren und jüngeren Schwestern nehme und sie dir zu Töchtern gebe, wenn auch nicht deiner Bundestreue wegen.

Ez 16:62 Denn ich selbst errichte meinen Bund mit dir; dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 16:63 So sollst du beschämt daran denken und deinen Mund angesichts deiner Beschämung nicht mehr aufreißen, wenn ich dir alles verzeihe, was du verübt hast" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 17

 

Ez 17:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 17:2 "Menschensohn, gib ein Rätsel auf und sprich ein Gleichnis zum Hause Israel!

Ez 17:3 Rede: So spricht der Gebieter und Herr: Der große Adler mit gewaltigen Flügeln, mit langen Schwingen, mit vollem Gefieder, buntschillernd in Farben, kam hinauf zum Libanon und nahm den Wipfel der Zeder ein.

Ez 17:4 Ihren obersten Sproß riß er ab, und er brachte ihn ins Land der Krämer, in die Stadt der Händler verpflanzte er ihn.

Ez 17:5 Dann nahm er von des Landes Samen und brachte ihn auf ein Saatfeld, an reichlichem Wasser setzte er ihn ein als Ufergewächs.

Ez 17:6 Sprießen sollte er und zum wuchernden Weinstock niedrigen Wuchses werden, dessen Ranken sich ihm zukehren und dessen Wurzeln ihm untertan bleiben sollten. So ward er zum Weinstock, trieb Äste und streckte Zweige aus.

Ez 17:7 Aber da war noch ein anderer Riesenadler mit großen Flügeln und viel Gefieder. Und sieh, dieser Weinstock drehte seine Wurzeln ihm entgegen und streckte seine Ranken zu ihm aus. Dieser sollte ihn besser tränken als das Beet, in das er gepflanzt war.

Ez 17:8 Auf fruchtbares Feld, an reichliches Wasser ward er verpflanzt: Zweige sollte er treiben und Früchte tragen, ein prachtvoller Weinstock sollte er werden.

Ez 17:9 Sage: So spricht der Gebieter und Herr: Wird er gedeihen? Wird der Adler nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Frucht plündern, so daß all seine frischen Zweige vertrocknen? Er wird verdorren; keinen starken Arm braucht man dazu, kein zahlreiches Volk, um ihn wegzuheben von seinen Wurzeln.

Ez 17:10 Da er nun verpflanzt ist, wird er etwa gedeihen? Wird er nicht, sobald ihn der Ostwind trifft, gänzlich verdorren? Auf dem Beet, auf dem er heranwuchs, wird er verdorren!"

Ez 17:11 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 17:12 "Sprich zum Hause der Widerspenstigkeit: Erkennt ihr nicht, was diese Dinge zu bedeuten haben? Sprich: Seht, der König von Babel kam nach Jerusalem, raubte seinen König und seine Vornehmen und führte sie zu sich nach Babel;

Ez 17:13 dann nahm er einen aus königlichem Geblüte, schloß mit ihm ein Bündnis und verpflichtete ihn unter Eid. Die Edlen des Landes schleppte er weg.

Ez 17:14 Die Königsmacht sollte dadurch geschwächt bleiben, ohne sich wieder zu erheben, und so das von ihm auferlegte Bündnis halten, um überhaupt bestehen zu können.

Ez 17:15 Aber er empörte sich wider ihn, indem er seine Boten nach Ägypten sandte, damit man ihm Rosse und viele Kriegsleute gäbe. Wird es ihm glücken? Wird heil davonkommen, wer solches verübt? Kann der Bundesbrüchige heil davonkommen?

Ez 17:16 So wahr ich lebe" - Ausspruch des Gebieters und Herrn -, "am Wohnsitz des Königs, der ihn als König eingesetzt hat, dessen Eid er mißachtet und dessen Bündnis mit ihm er gebrochen hat, inmitten von Babel wird er sterben!

Ez 17:17 Nicht mit großer Streitmacht und zahlreichem Heerbann wird der Pharao im Kriegsfall ihn unterstützen, wenn man einen Damm aufschüttet und ein Bollwerk baut, um viele Menschenleben zu vernichten.

Ez 17:18 Er hat den Eid mißachtet, den Bund gebrochen, und trotz seines Handschlages tat er all dies. Er wird nicht heil davonkommen.

Ez 17:19 Darum spricht der Gebieter und Herr: So wahr ich lebe, meinen Eid, den er mißachtet, meinen Bund, den er gebrochen, bringe ich auf sein Haupt!

Ez 17:20 Ich breite über ihn mein Netz aus, er wird gefangen in meinem Garn; nach Babel bringe ich ihn und gehe dort mit ihm ins Gericht wegen des Treubruchs, den er an mir verübt.

Ez 17:21 Die Auslese all seiner Truppen soll fallen durchs Schwert; die übrigen aber werden in alle Winde zerstreut. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, gesprochen habe."

Ez 17:22 So spricht der Gebieter und Herr: "Ich selbst nehme vom hohen Wipfel der Zeder und setze es ein; aus seinem obersten Sproß breche ich ein zartes Reis und pflanze es auf einen hohen und ragenden Berg.

Ez 17:23 Auf Israels Bergeshöhe pflanze ich es; Zweige wird es treiben, Früchte tragen und zur prächtigen Zeder werden. Darunter sollen allerlei Vögel nisten; alles Gefiederte wird im Schatten seiner Zweige Wohnung finden.

Ez 17:24 Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen, daß ich der Herr bin; ich erniedrige den hohen Baum, ich erhöhe den niedrigen Baum; ich lasse den grünen Baum vertrocknen; ich lasse den vertrockneten Baum sprießen. Ich, der Herr, habe gesprochen und handle."

 

Ezechiel Kapitel 18

 

Ez 18:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 18:2 "Wie kommt ihr dazu, daß ihr dieses Sprichwort im Lande Israel gebraucht: "Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen wurden die Zähne stumpf"?

Ez 18:3 So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "fürderhin soll man dieses Sprichwort bei euch in Israel nicht mehr verwenden!

Ez 18:4 Fürwahr, alle Personen gehören mir; die Person des Vaters wie die Person des Sohnes gehört mir! Nur die Person, die sündigt, die soll sterben.

Ez 18:5 Ist nun jemand schuldlos, und übt er Recht und Gerechtigkeit,

Ez 18:6 ißt er nicht auf den Bergen (Opferfleisch), erhebt er sein Antlitz nicht zu den Götzenbildern des Hauses Israel, schändet er nicht die Frau seines Nächsten, naht er nicht einer Frau, wenn sie unrein ist,

Ez 18:7 unterdrückt er niemand, gibt er dem Schuldner sein Pfand zurück, begeht er keinerlei Raub, spendet er dem Hungrigen sein Brot, bekleidet er den Nackten,

Ez 18:8 leiht er nicht auf Zins, nimmt er keinen Zuschlag an, hält er von Frevel seine Hand zurück, spricht er wahrheitsgetreu Recht zwischen den Parteien,

Ez 18:9 wandelt er nach meinen Satzungen und beobachtet er meine Gebote, um sie auszuführen - dieser ist gerecht. Er bleibt am Leben" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 18:10 "Zeugte dieser nun einen verbrecherischen Sohn, der Blut vergießt und eines von diesen Dingen tut -

Ez 18:11 dies alles aber hatte sein Vater nicht getan -, er ißt zum Beispiel auf den Bergen (Opferfleisch), schändet die Frau seines Nächsten,

Ez 18:12 unterdrückt den Armen und Elenden, begeht Räubereien, gibt das Pfand nicht zurück, erhebt sein Antlitz zu den Götzenbildern, vollbringt Abscheuliches,

Ez 18:13 leiht auf Zins und nimmt Zuschlag an - der bleibt keinesfalls am Leben. All diese Greuel hat er verübt; sterben, ja sterben muß er; seine Blutschuld lastet auf ihm.

Ez 18:14 Wenn aber jemand einen Sohn zeugte, und dieser sieht alle Sünden, die sein Vater getan, und weil er sie sieht, handelt er nicht ebenso,

Ez 18:15 er ißt nicht auf den Bergen (Opferfleisch), erhebt nicht seine Augen zu den Götzenbildern des Hauses Israel, schändet nicht die Frau seines Nächsten,

Ez 18:16 bedrückt niemanden, nimmt kein Pfand ab, begeht keine Räubereien, gibt sein Brot dem Hungrigen, bekleidet den Nackten,

Ez 18:17 hält seine Hand von Frevel zurück, nimmt weder Zins noch Zuschlag, erfüllt meine Gebote und wandelt nach meinen Satzungen - ein solcher soll nicht um der Schuld seines Vaters willen sterben! Er bleibt gewiß am Leben.

Ez 18:18 Sein Vater aber, weil er Gewalttat verübte, Raub beging und Unrecht tat inmitten seiner Umgebung, wohlgemerkt, dieser muß um seiner Schuld willen sterben.

Ez 18:19 Da fragt ihr: "Warum trägt denn der Sohn nicht mit an der Schuld seines Vaters?" Der Sohn hat jedoch Recht und Gerechtigkeit geübt, alle meine Satzungen beobachtet und gehalten; darum soll er gewiß am Leben bleiben.

Ez 18:20 Nur die Person, die sündigt, soll sterben; der Sohn soll nicht an der Schuld seines Vaters tragen, und der Vater soll nicht an der Schuld seines Sohnes tragen. Die Gerechtigkeit des Gerechten ruht auf diesem, und die Schlechtigkeit des Schlechten lastet auf jenem.

Ez 18:21 Wendet sich aber der Frevler von all seinen Sünden ab, die er begangen hat, beobachtet er alle meine Satzungen und übt Recht und Gerechtigkeit, dann bleibt er gewiß am Leben und wird nicht sterben.

Ez 18:22 All seiner Untaten, die er begangen, wird ihm nicht mehr gedacht; um seiner Gerechtigkeit willen, die er geübt, bleibt er am Leben.

Ez 18:23 Habe ich denn Wohlgefallen am Tode des Frevlers" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "und nicht vielmehr daran, daß er sich von seinem Wandel bekehre und am Leben bleibe?

Ez 18:24 Wendet sich aber ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht ganz entsprechend den Greueltaten, die der Frevler verübt hat, so wird all seiner guten Werke, die er geübt, nicht mehr gedacht werden; wegen seines Treubruches, den er begangen, und seiner Sünde, die er getan, derentwegen muß er sterben.

Ez 18:25 Ihr wendet nun ein: "Nicht in Ordnung ist das Vorgehen des Herrn." Höre doch, Haus Israel! Mein Vorgehen soll nicht in Ordnung sein? Ist nicht vielmehr euer Vorgehen nicht in Ordnung?

Ez 18:26 Wendet sich der Gerechte von seiner Gerechtigkeit ab, verübt er Unrecht und stirbt deshalb, so ist es sein begangenes Unrecht, um dessentwillen er sterben muß.

Ez 18:27 Wendet sich ein Frevler von seinem Frevel ab, den er getan, und übt er Recht und Gerechtigkeit, so wird er sich selbst am Leben erhalten.

Ez 18:28 Sieht er es ein und wendet sich ab von allen Untaten, die er begangen, so bleibt er gewiß am Leben; er braucht nicht zu sterben.

Ez 18:29 Und da wendet das Haus Israel ein: "Das Vorgehen des Herrn ist nicht in Ordnung." Mein Vorgehen soll nicht in Ordnung sein, Haus Israel? Ist nicht vielmehr euer Vorgehen nicht in Ordnung?

Ez 18:30 Darum werde ich einen jeden aus euch nach seinem Wandel richten, Haus Israel" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Bekehrt euch und wendet euch von allen euren Untaten ab, damit sie euch nicht Anlaß zur Sünde werden!

Ez 18:31 Werft von euch all eure Untaten, die ihr gegen mich begangen habt; schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr denn sterben, Haus Israel?

Ez 18:32 Denn ich habe kein Wohlgefallen am Tode dessen, der dem Tod verfallen ist" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Kehrt also um, damit ihr lebt!"

 

Ezechiel Kapitel 19

 

Ez 19:1 "Du aber, hebe ein Klagelied an über die Fürsten von Israel!

Ez 19:2 Sprich: Wie war doch deine Mutter eine Löwin zwischen Löwen! Sie lagerte inmitten von Junglöwen, zog ihre Jungen groß.

Ez 19:3 Eines ihrer Jungen bevorzugte sie; es wurde ein richtiger junger Löwe. Er lernte Beute zu schlagen, fraß Menschen auf.

Ez 19:4 Völker bot man gegen ihn auf, in ihrer Grube ward er gefangen. Mit Haken führte man ihn ins Ägypterland.

Ez 19:5 Nun sah sie, daß sie sich leeren Erwartungen hingab, daß ihre Hoffnung dahinschwand. Da nahm sie ein anderes von ihren Jungen und richtete es ab zum jungen Löwen.

Ez 19:6 Er streifte inmitten von Löwen umher und wurde ein richtiger junger Löwe. Er lernte Beute zu schlagen, fraß Menschen auf.

Ez 19:7 Ihre Paläste zerstörte und ihre Städte verwüstete er; das Land und alle seine Bewohner entsetzten sich vor seinem lauten Gebrüll.

Ez 19:8 Da setzte man Völker gegen ihn ein aus den Landstrichen ringsumher. Sie spannten ihr Netz wider ihn aus, in ihrer Grube ward er gefangen.

Ez 19:9 Sie sperrten ihn in einen Käfig [in Dorngeflecht] und schafften ihn zum König von Babel, brachten ihn ins Gefängnis, damit man seine Stimme nicht mehr hörte auf Israels Bergen.

Ez 19:10 Deine Mutter war wie ein Rebstock im Weinberg, an Wasser gepflanzt. Voller Früchte und Ranken war er dank des reichlichen Wassers.

Ez 19:11 Er bekam gar kräftige Äste, tauglich zu Herrscherstäben. Sein Wuchs ragte hoch empor bis zu den Wolken. Er trat in Erscheinung durch seine Höhe, durch die Menge seiner Ranken.

Ez 19:12 Aber er wurde ausgerissen im Grimm, auf die Erde geschleudert. Verdorren ließ ihn der Ostwind, seine Frucht riß man ab; es verdorrte sein kräftiger Ast; Feuer verzehrte ihn.

Ez 19:13 Und nun ist er verpflanzt in die Wüste, ins dürre und dürstende Land.

Ez 19:14 Feuer ging aus vom Ast, fraß seine Ranken und seine Frucht. Nicht blieb an ihm ein kräftiger Ast, tauglich zum Herrscherstab. - Ein Klagelied ist dies, und er wurde zum Klagelied."

 

Ezechiel Kapitel 20

 

Ez 20:1 Es begab sich am zehnten Tage des fünften Monats im siebten Jahre, da erschienen Männer aus den Ältesten Israels, um den Herrn zu befragen, und setzten sich vor mir nieder.

Ez 20:2 Da erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 20:3 "Menschensohn, rede zu den Ältesten Israels und sprich zu ihnen: So spricht der Herr und Gebieter: Seid ihr gekommen, mich zu befragen? So wahr ich lebe, ich lasse mich von euch nicht befragen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 20:4 "Willst du ihnen nicht das Urteil sprechen, willst du nicht das Urteil sprechen, Menschensohn? Verkünde ihnen die Greuel ihrer Väter!

Ez 20:5 Sage ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Am Tage, da ich Israel auserkor, schwur ich den Nachkommen des Hauses Jakob und tat mich ihnen kund im Lande Ägypten. Ich schwur ihnen und erklärte: Ich bin der Herr, euer Gott!

Ez 20:6 An jenem Tage schwur ich ihnen, daß ich sie aus dem Ägypterland fortführen werde in ein Land, das ich für sie bestimmt hatte, das von Milch und Honig fließt, das eine Zierde ist unter allen Ländern.

Ez 20:7 Ich befahl ihnen: Es werfe ein jeder die Scheusale weg, an denen seine Augen hängen! Verunreinigt euch nicht durch die Götzen Ägyptens! Ich, der Herr, bin euer Gott!

Ez 20:8 Aber sie lehnten sich gegen mich auf und wollten nicht hören. Keiner warf die Scheusale weg, an denen seine Augen hingen, und die Götzen Ägyptens gaben sie nicht auf. Da erwog ich, meinen Groll über sie auszuschütten und meinen Zorn an ihnen mitten im Lande Ägypten auszulassen.

Ez 20:9 Doch ich handelte gnädig um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde in den Augen der Völker, in deren Mitte sie lebten und vor deren Augen ich mich ihnen kundgetan hatte, um sie aus dem Lande Ägypten wegzuführen.

Ez 20:10 So führte ich sie aus dem Lande Ägypten und brachte sie in die Wüste.

Ez 20:11 Ich gab ihnen meine Satzungen und verkündete ihnen meine Gebote, die der Mensch befolgen muß, um durch sie das Leben zu haben.

Ez 20:12 Auch meine Sabbate gab ich ihnen, daß sie zum Zeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, daß ich der Herr bin, der sie heiligt.

Ez 20:13 Doch das Haus Israel lehnte sich wider mich in der Wüste auf. In meinen Satzungen wandelten sie nicht und verschmähten meine Gebote, die doch der Mensch befolgen muß, um durch sie das Leben zu haben; meine Sabbate entweihten sie sehr. Da erwog ich, meinen Groll über sie in der Wüste auszuschütten, um sie völlig zu vernichten.

Ez 20:14 Aber ich handelte gnädig um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde in den Augen der Völker, vor deren Augen ich sie herausgeführt hatte.

Ez 20:15 Doch ich schwur ihnen in der Wüste, daß ich sie nicht in das Land bringen würde, das ich ihnen bestimmt hatte, das da von Milch und Honig fließt und eine Zierde unter allen Ländern ist.

Ez 20:16 Denn sie verschmähten meine Gebote, und in meinen Satzungen wandelten sie nicht, und meine Sabbate entweihten sie, weil ihr Herz ihren Götzen anhing.

Ez 20:17 Doch schaute mein Auge schonend auf sie, so daß ich sie nicht vertilgte und in der Wüste nicht völliger Vernichtung preisgab.

Ez 20:18 Zu ihren Söhnen sprach ich in der Wüste: Nach den Satzungen eurer Väter wandelt nicht, ihre Rechtsgewohnheiten befolgt nicht, und macht euch nicht unrein durch ihre Götzen!

Ez 20:19 Ich bin der Herr, euer Gott. In meinen Satzungen wandelt, meine Gebote befolgt und erfüllt sie!

Ez 20:20 Meine Sabbate haltet heilig; sie sollen ein Zeichen sein zwischen mir und euch, damit man erkenne, daß ich, der Herr, euer Gott bin.

Ez 20:21 Aber die Söhne lehnten sich ebenfalls gegen mich auf. In meinen Satzungen wandelten sie nicht, meine Gebote befolgten und erfüllten sie nicht, die doch der Mensch erfüllen muß, um durch sie das Leben zu haben. Meine Sabbate entweihten sie. Da erwog ich, über sie meinen Groll auszuschütten und meinen Zorn an ihnen in der Wüste auszulassen.

Ez 20:22 Aber ich [nahm meine Hand wieder zurück und] handelte gnädig um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde vor den Augen der Völker, vor deren Augen ich sie herausgeführt hatte.

Ez 20:23 Doch ich schwur ihnen in der Wüste, daß ich sie unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen würde.

Ez 20:24 Denn sie erfüllten meine Gebote nicht, verschmähten meine Satzungen, entheiligten meine Sabbate und richteten ihre Augen auf die Götzen ihrer Väter.

Ez 20:25 Indes hatte auch ich ihnen ungute Satzungen gegeben und Gebote, durch die sie das Leben nicht haben konnten.

Ez 20:26 Ich machte sie unrein durch ihre Opfergaben, da sie jede Erstgeburt dem Feuer übergaben. Dadurch wollte ich ihnen Grauen einflößen [; sie sollten erkennen, daß ich der Herr bin].

Ez 20:27 Darum rede zum Hause Israel, Menschensohn, und sprich zu ihnen: So spricht der Herr und Gebieter: Auch noch hierdurch haben eure Väter mich gelästert, indem sie mir die Treue brachen:

Ez 20:28 Ich brachte sie in das Land, das ich ihnen eidlich verheißen hatte; sie aber blickten überall nach hohen Hügeln und laubgeschmückten Bäumen und schlachteten dort ihre Schlachtopfer, brachten ihre beleidigenden Gaben dar, legten dort ihren lieblichen Opferduft auf und gossen daselbst ihre Trankopfer aus.

Ez 20:29 Da fragte ich sie: Was bedeutet die Opferhöhe, zu der ihr da kommt? So wurde ihr Name "Opferhöhe" genannt bis auf den heutigen Tag.

Ez 20:30 Darum rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Macht ihr euch nicht unrein nach Art eurer Väter, und buhlt ihr nicht hinter ihren Scheusalen her?

Ez 20:31 Ja, wenn ihr eure Gaben darbringt, wenn ihr eure Söhne dem Feuer übergebt, so macht ihr euch unrein durch alle eure Götzen bis auf den heutigen Tag. Und da sollte ich mich von euch befragen lassen, Haus Israel? So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "ich lasse mich von euch nicht befragen!

Ez 20:32 Was euch in den Sinn steigt, das darf niemals geschehen, daß ihr nämlich sprecht: "Wir wollen sein wie die Heidenvölker, wie die Sippen der Länder, und wollen Holz und Steine verehren."

Ez 20:33 So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Groll will ich mich über euch als König erweisen!

Ez 20:34 Ich führe euch heraus aus den Völkern und schare euch zusammen aus den Ländern, wohin ihr versprengt seid, mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Groll.

Ez 20:35 Ich bringe euch in die Wüste der Völker und trete dort mit euch ins Gericht von Angesicht zu Angesicht.

Ez 20:36 Gleichwie ich mit euren Vätern in der Wüste des Ägypterlandes ins Gericht getreten bin, so will ich mit euch ins Gericht treten" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 20:37 "Ich lasse euch unter dem Stab hindurchgehen und zähle euch genau ab.

Ez 20:38 Ich scheide unter euch aus, die sich wider mich auflehnten und von mir abfielen. Aus dem Lande, wo sie sich als Fremdlinge aufhalten, führe ich sie hinweg, aber ins Land Israel werden sie nicht gelangen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 20:39 Ihr aber, Haus Israel", so spricht der Gebieter und Herr, "werft eure Götzen weg, und danach sollt ihr auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht mehr durch eure Gaben und eure Götzen entweihen!

Ez 20:40 Vielmehr auf meinem heiligen Berg, auf Israels Bergeshöhe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "dort soll das ganze Haus Israel mich gemeinsam verehren im Lande; daselbst nehme ich sie gnädig an, und dort fordere ich eure Hebeopfer und eure Erstlingsabgaben samt all euren heiligen Gaben.

Ez 20:41 Bei lieblichem Opferduft erzeige ich mich euch gnädig, wenn ich euch aus den Völkern fortbringe und euch aus den Ländern sammle, wohin ihr versprengt wurdet; ich erweise mich an euch heilig vor den Augen der Völker.

Ez 20:42 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel bringe, in das Land, das ich euren Vätern eidlich verheißen habe.

Ez 20:43 Dort sollt ihr eures Wandels und all eurer Taten gedenken, durch die ihr euch unrein gemacht habt; es wird euch vor euch selber ekeln ob all eurer Untaten, die ihr begangen habt.

Ez 20:44 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich so an euch handle um meines Namens willen, nicht entsprechend eurem bösen Wandel und euren ruchlosen Taten, Haus Israel" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 21

 

Ez 21:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 21:2 "Menschensohn, richte dein Antlitz südwärts, weissage gegen Süden zu, tritt als Prophet auf wider den Wald des südlichen Gefildes!

Ez 21:3 Sprich zu dem Wald des Südlandes: Höre das Wort des Herrn! So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich zünde ein Feuer in dir an; das soll in dir jeden frischen Baum und jeden dürren Baum fressen. Nicht verlöschen soll die lodernde Flamme, sondern die ganze Oberfläche von Süden bis Norden soll von ihr versengt werden.

Ez 21:4 Dann werden alle Menschen sehen, daß ich, der Herr, sie entzündet habe; nicht verlöschen soll sie!"

Ez 21:5 Da antwortete ich: "Ach, Gebieter und Herr, diese sagen von mir: "Trägt er nicht lauter rätselhafte Gleichnisse vor?""

Ez 21:6 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 21:7 "Menschensohn, richte dein Antlitz wider Jerusalem und weissage gegen sein Heiligtum! Tritt wider das Land Israel als Prophet auf!

Ez 21:8 Sprich zum Lande Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich schreite gegen dich ein; ich ziehe mein Schwert aus seiner Scheide und vertilge aus dir Unschuldige und Schuldige!

Ez 21:9 Weil ich aus dir Unschuldige und Schuldige vertilgen will, darum fährt mein Schwert aus seiner Scheide gegen alle Menschen vom Süden bis zum Norden.

Ez 21:10 Dann werden alle erkennen, daß ich, der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide gezückt habe; es soll nicht mehr zurückkehren.

 

Ez 21:11 Du aber, Menschensohn, seufze mit zusammengebrochenen Hüften und stöhne in bitterem Schmerz vor ihren Augen!

Ez 21:12 Fragen sie dich dann: "Worüber mußt du seufzen?", so sprich: Darüber, daß eine Kunde eintrifft, bei der jedes Herz zerfließt, alle Hände erschlaffen, jeder Geist verzagt und alle Knie von Wasser triefen. Siehe, sie wird eintreffen und sich erfüllen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 21:13 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 21:14 "Menschensohn, tritt als Prophet auf und sprich: So spricht der Herr; sage: Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und auch gefegt.

Ez 21:15 Um ein Schlachten zu vollziehen, ist es geschärft, um blitzen zu können, ist es gefegt. [Man soll sich nicht freuen über das Zepter, das jeden Baum fällt.]

Ez 21:16 Man gab es dem, der es fegte, damit er es emsig zurHand nehme. Geschärft ist das Schwert und gefegt, um in die Hand eines Würgers gegeben zu werden.

Ez 21:17 Schreie und heule, Menschensohn; denn es geht gegen mein Volk los! Es geht gegen alle Fürsten Israels; dem Schwerte sind sie verfallen samt meinem Volk. Darum schlage an deine Hüfte!

Ez 21:18 Denn es wurde geprüft. [Und was wird sein, wenn auch das Bäume fällende Zepter nicht mehr ist?]" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 21:19 "Du aber, Menschensohn, tritt als Prophet auf und schlage erregt die Hände ineinander! Verdoppelt werde das Schwert, verdreifacht sogar! Ein Mordschwert ist es, ein riesiges Mordschwert, das tief in sie eindringt.

Ez 21:20 Die Herzen sollen verzagen und die Gefallenen zahlreich sein! An all ihre Tore bringe ich das Schlachten des Schwertes. Ja, es ist zum Blitzen gemacht, zum Schlachten gefegt.

Ez 21:21 Fahre mit Schärfe drein nach rechts und nach links, wohin immer deine Schneide gerichtet ist!

Ez 21:22 Auch ich schlage erregt meine Hände ineinander und stille meinen Grimm. Ich, der Herr, habe gesprochen."

Ez 21:23 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 21:24 "Du, Menschensohn, mache dir zwei Wegrichtungen, auf denen das Schwert des Babelkönigs kommen kann! Beide sollen sie von einem einzigen Lande ausgehen. Auch einen Wegweiser sollst du an den Ausgangspunkt des Weges zu jeder Stadt

Ez 21:25 hinstellen, auf dem das Schwert nach Rabbat-Ammon und nach Juda mit seiner Festung Jerusalem kommen kann.

Ez 21:26 Denn der König von Babel steht an der Wegscheide, am Ausgangspunkt beider Wegrichtungen. Zu Wahrsagungszwecken hat er die Pfeile geschüttelt, die Theraphim (Hausgötzen) befragt, die Leber beschaut.

Ez 21:27 In seiner Rechten ist die Auskunft "Jerusalem", daß er den Mund zum Kriegsgeschrei auftun, die Stimme zum Schlachtruf erheben, Sturmböcke wider die Tore aufstellen, einen Wall aufschütten und Belagerungswerke bauen solle.

Ez 21:28 Ihnen selber aber erscheint es nach ihrer Ansicht wie eine falsche Wahrsagung. Sie können zwar heilige Eidschwüre vorweisen; doch er bringt ihre Schuld in Erinnerung, damit sie hart angefaßt werden.

Ez 21:29 Darum spricht der Gebieter und Herr: Weil man eure Schuld in Erinnerung brachte, wobei eure Vergehen offenbar wurden, so daß eure Verfehlungen ans Licht kamen bei all euren Taten -, weil ihr also in Erinnerung gebracht wurdet, darum sollt ihr mit harter Hand angefaßt werden.

Ez 21:30 Du aber, schändlicher Frevler, Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit der Endschuld,

Ez 21:31 so spricht der Gebieter und Herr: Weg mit dem Turban, fort mit dem Diadem! Es bleibt nicht wie bisher! Das Niedere wird erhöht, das Hohe erniedrigt.

Ez 21:32 Zu Trümmern, zu Trümmern, zu Trümmern mache ich die Stadt. Auch sie bleibt nicht bestehen, sobald er kommt, dem das Gericht zusteht und dem ich es übergebe.

Ez 21:33 Du aber, Menschensohn, tritt als Prophet auf und rede: So spricht der Gebieter und Herr über die Ammoniter und über ihr Höhnen; und du sollst sagen: Schwert, o Schwert, zum Schlachten gezückt, zur Vernichtung gefegt, daß es blitze.

Ez 21:34 Man schaute dir Falsches, wahrsagte dir Lügen, um dich an den Hals der schändlichen Frevler zu legen, deren Tag gekommen ist zur Zeit ihrer Endschuld.

Ez 21:35 Zurück mit ihm in seine Scheide! Am Ort, wo du erschaffen wurdest, im Lande deiner Herkunft will ich dich richten.

Ez 21:36 Ich schütte meinen Groll über dich aus, ich schnaube gegen dich mit dem Feuer meines Ingrimms. Ich gebe dich in die Hand viehischer Menschen, die Verderben schmieden.

Ez 21:37 Dem Feuer magst du zum Fraße dienen, es fließe inmitten des Landes dein Blut! Nicht mehr wird man deiner gedenken; denn ich, der Herr, habe gesprochen."

 

Ezechiel Kapitel 22

 

Ez 22:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 22:2 "Du aber, Menschensohn, willst du die Blutstadt richten, ja richten, so verkünde all ihre Greueltaten!

Ez 22:3 Rede: So spricht der Gebieter und Herr: O Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergießt, so daß ihre Stunde kommt, und die sich Götzen verfertigt, so daß sie unrein wird!

Ez 22:4 Durch deine Blutströme, die du vergossen, wurdest du schuldig, und durch deine Götzen, die du verfertigt, wurdest du unrein. Du zogst deine Tage in die Nähe heran und führtest die Zeit deiner Jahre herbei. Darum mache ich dich zum Schimpf für die Völker und zum Hohn für alle Länder.

Ez 22:5 Die dir nahe und die dir ferne sind, werden dich verhöhnen, weil dein Name befleckt, deine Unordnung groß ist.

Ez 22:6 Ja, die Fürsten Israels, jeder sich stützend auf seinen Arm, weilen in dir, um Blut zu vergießen.

Ez 22:7 Vater und Mutter schätzt man bei dir gering; gegen Fremde in deiner Mitte übt man Erpressung; Waisen und Witwen bedrückt man in dir.

Ez 22:8 Was mir heilig ist, verachtest du, meine Sabbate entweihst du.

Ez 22:9 Verleumder sind in dir, um Blut zu vergießen. Auf den Bergen ißt man bei dir (Opferfleisch), in deiner Mitte treibt man Unzucht.

Ez 22:10 Man schändet bei dir die Frau des Vaters, mißbraucht bei dir die monatlich Unreine.

Ez 22:11 Der eine treibt mit seines Nächsten Frau Abscheuliches, der andere befleckt seine Schwiegertochter durch Unzucht, ein anderer schwächt in dir seine Schwester, seines Vaters Tochter.

Ez 22:12 Bestechungsgeschenke nimmt man bei dir, um Blut zu vergießen, Zins und Zuschlag nimmst du an und übervorteilst deine Volksgenossen durch Erpressung, mich aber hast du vergessen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 22:13 "Doch siehe, ich schlage empört meine Hände ineinander über deinen ungerechten Vorteil, den du errungen, und über die Bluttaten, die in deiner Mitte geschahen.

Ez 22:14 Wird dein Mut standhalten, werden deine Hände stark bleiben in den Tagen meiner Abrechnung mit dir? Ich, der Herr, habe gesprochen und handle.

Ez 22:15 Ich zerstreue dich unter die Völker, versprenge dich in die Länder und tilge deine Unreinheit von dir weg.

Ez 22:16 So lasse ich mich (lieber) durch dich vor den Augen der Völker entweihen. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin."

Ez 22:17 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 22:18 "Menschensohn, das Haus Israel ist für mich zu Schlacken geworden; insgesamt sind sie Kupfer und Zinn, Eisen und Blei mitten im Schmelzofen; Schlacken von Silber sind sie geworden.

Ez 22:19 Darum sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Ihr wurdet insgesamt zu Schlacken; deshalb, fürwahr, schare ich euch mitten in Jerusalem zusammen.

Ez 22:20 Wie man Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammenbringt, um Feuer darunter anzufachen, damit es schmelze, so bringe ich euch in meinem Groll und Zorn zusammen, lege euch hinein und schmelze euch.

Ez 22:21 Ich sammle euch und entfache wider euch das Feuer meines Ingrimms, und ihr sollt darin geschmolzen werden.

Ez 22:22 Wie Silber im Schmelzofen schmilzt, so schmelzt ihr darin. Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, meinen Grimm über euch ausgegossen habe."

Ez 22:23 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 22:24 "Menschensohn, sprich zum Lande: Du bist ein Landstrich, auf den kein Regen fiel und der nicht benetzt wurde am Tage des Platzregens.

Ez 22:25 Seine Fürsten in seiner Mitte waren brüllenden, raubgierigen Löwen gleich. Menschen fraßen sie, Hab und Gut nahmen sie weg, seine Witwen machten sie zahlreich in ihm.

Ez 22:26 Seine Priester vergewaltigten mein Gesetz und entweihten, was mir heilig ist; zwischen dem, was heilig und unheilig ist, unterschieden sie nicht, und über unrein und rein klärten sie nicht auf. Vor meinen Sabbaten verschlossen sie ihre Augen, so daß ich in ihrer Mitte entweiht wurde.

Ez 22:27 Seine Vornehmen in seiner Mitte glichen raublustigen Wölfen, begierig, Blut zu vergießen und Menschen zu töten, um ungerechten Gewinn einzustecken.

Ez 22:28 Seine Propheten aber strichen ihnen Tünche darüber, indem sie Trug schauten, ihnen Lüge wahrsagten und sprachen: "So spricht der Gebieter und Herr", obwohl der Herr nicht geredet hat.

Ez 22:29 Die Bürger des Landes verübten Gewalt und begingen Raub. Den Elenden und Armen unterdrückten sie, den Fremdling vergewaltigten sie, ohne Rechtsschutz zu bieten.

Ez 22:30 Da suchte ich unter ihnen einen Mann, der eine Mauer aufrichtete und vor mir für das Land in die Bresche träte, so daß ich es nicht hätte verwüsten müssen; aber ich fand keinen.

Ez 22:31 So goß ich über sie meinen Groll aus; im Feuer meines Grimmes vertilgte ich sie; ihren Wandel vergalt ich ihnen aufs Haupt" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 23

 

Ez 23:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 23:2 "Menschensohn, es waren zwei Frauen, Töchter der gleichen Mutter.

Ez 23:3 Diese verübten in Ägypten Unzucht, in ihrer Jugend schon trieben sie Unzucht; dort betastete man ihre Brüste, und dort drückte man ihren jungfräulichen Busen.

Ez 23:4 Die ältere hieß Ohola und ihre Schwester Oholiba. Sie wurden mein Eigentum und gebaren Söhne und Töchter. Was ihre Namen betrifft, so ist Ohola Samaria, und Jerusalem ist Oholiba.

Ez 23:5 Ohola aber wurde mir untreu und begehrte nach ihren Liebhabern, den Assyrern, den Kriegern,

Ez 23:6 den in Purpur Gekleideten, den Statthaltern und Befehlshabern, lauter begehrenswerten jungen Männern, Reitern hoch zu Roß.

Ez 23:7 Ihnen schenkte sie ihre Buhlereien; Auslese der Assyrer waren sie alle. Mit allen, nach denen sie Verlangen trug, mit deren sämtlichen Götzen, befleckte sie sich.

Ez 23:8 Doch ihre Buhlerei von Ägypten her gab sie nicht auf; denn in ihrer Jugendzeit hatte man ihr beigewohnt, ihren jungfräulichen Busen gedrückt und mit ihr gebuhlt.

Ez 23:9 Darum gab ich sie in die Hand ihrer Liebhaber, in die Hand der Assyrer, nach denen sie begehrt hatte.

Ez 23:10 Diese enthüllten ihre Blöße, raubten ihre Söhne und Töchter und erschlugen sie selbst mit dem Schwert. So wurde sie ein berüchtigtes Beispiel für die Frauen, und man vollzog an ihr das Gericht.

Ez 23:11 Ihre Schwester Oholiba beobachtete dies. Sie trieb es aber dennoch mit ihren Begierden schlimmer als jene und mit ihren Buhlereien ärger als ihre buhlerische Schwester.

Ez 23:12 Sie begehrte nach den Assyrern, den Statthaltern und Befehlshabern, nach den Kriegern, den in Purpur Gekleideten, den Reitern hoch zu Roß, lauter begehrenswerten jungen Männern.

Ez 23:13 Ich sah, daß auch sie sich befleckte; denselben Weg schlugen sie beide ein.

Ez 23:14 Aber sie steigerte noch ihre Buhlereien; sie sah nämlich Zeichnungen von Männern auf die Wand geritzt, Bildnisse von Kaldäern, mit roter Farbe gemalt.

Ez 23:15 Die Hüften waren mit Lendentüchern umgürtet, mit herabwallendem Kopfbund war ihr Haupt geziert. Insgesamt schauten sie aus wie Schildträger, ganz wie die Babylonier, deren Heimat Kaldäa ist.

Ez 23:16 Nach ihnen entbrannte ihre Begierde, sobald ihre Augen sie sahen, und sie sandte Boten zu ihnen nach Kaldäa.

Ez 23:17 Da kamen zu ihr die Babylonier zum Liebeslager und befleckten sie mit ihrer Buhlerei. Sobald sie von ihnen befleckt war, wurde sie ihrer überdrüssig.

Ez 23:18 Als sie ihre Buhlerei aufgedeckt und ihre Blöße enthüllt hatte, da ward ich ihrer überdrüssig, gleichwie ich ihrer Schwester überdrüssig geworden war.

Ez 23:19 Doch sie vermehrte noch ihre Buhlereien; sie dachte nämlich an die Tage ihrer Jugend, da sie im Lande Ägypten gebuhlt hatte.

Ez 23:20 Sie begehrte nach ihren Freunden, die sich wie geile Esel und Hengste benahmen.

Ez 23:21 Du schautest zurück auf die Unzucht deiner Jugend, als die Ägypter deine Brüste betasteten und deinen jungfräulichen Busen drückten.

Ez 23:22 Darum, Oholiba, so spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich hetze deine Liebhaber wider dich auf, deren du überdrüssig geworden bist, und lasse sie von allen Seiten gegen dich heranrücken:

Ez 23:23 die Babylonier und alle Kaldäer, Pekod, Schoa und Koa, alle Assyrer mit ihnen, begehrenswerte junge Männer, lauter Statthalter und Befehlshaber, Schildträger und Krieger, alle hoch zu Roß.

Ez 23:24 Sie kommen haufenweise über dich mit Kriegswagen und Rädern, mit einem Massenaufgebot an Völkern. Große und kleine Schilde und Helme werden sie ringsum gegen dich einsetzen. Ich übergebe ihnen das Gericht, damit sie dich nach ihren Gesetzen richten.

Ez 23:25 Meinen Zorneseifer lege ich auf dich, daß sie voller Grimm gegen dich verfahren. Nase und Ohren sollen sie dir abschneiden, und deine Überlebenden werden durch das Schwert fallen. Sie werden deine Söhne und Töchter fortschleppen, und was von dir noch verbleibt, wird durch das Feuer verzehrt.

Ez 23:26 Man zieht dir deine Kleider aus und nimmt dir deine Schmucksachen weg.

Ez 23:27 So mache ich deiner Unzucht und deiner Buhlerei vom Lande Ägypten her ein Ende. Du wirst nicht mehr deine Augen zu ihnen erheben und an Ägypten dich nicht mehr erinnern."

Ez 23:28 Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, ich gebe dich denen in die Gewalt, die du hassest, denen in die Gewalt, deren du überdrüssig bist.

Ez 23:29 Sie werden haßerfüllt an dir handeln, all deinen Erwerb fortschleppen und dich nackt und bloß liegenlassen, so daß deine buhlerische Blöße aufgedeckt wird. Deine Unzucht und deine Buhlerei

Ez 23:30 haben dir dies eingebracht, da du mit den Völkern buhltest und dich mit ihren Götzen beflecktest.

Ez 23:31 Auf dem Weg deiner Schwester bist du gewandelt, so gebe ich dir ihren Becher in die Hand."

Ez 23:32 So spricht der Gebieter und Herr: "Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, den tiefen und weiten! [Sie soll zum Gelächter und Hohn werden!] Er faßt gar viel.

Ez 23:33 Von jämmerlicher Trunkenheit sollst du voll sein! Ein Kelch des Entsetzens und Schauderns ist der Becher deiner Schwester Samaria.

Ez 23:34 Trinke, und schlürfe ihn aus, nage an seinen Scherben und zerreiße deine Brüste! Denn ich bin es, der gesprochen hat" - Ausspruch des Gebieters und Herrn.

Ez 23:35 Darum spricht der Herr und Gebieter: "Weil du mich vergessen und hintangesetzt hast, so trage auch du deine Unzucht und Buhlerei!"

Ez 23:36 Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, willst du Ohola und Oholiba verurteilen, so halte ihnen ihre Greueltaten vor!

Ez 23:37 Denn sie haben die Ehe gebrochen, und Blut klebt an ihren Händen. Mit ihren Götzen brachen sie die Ehe, und sogar ihre Söhne, die sie mir geboren, haben sie, ihnen zum Fraße, dem Feuer geopfert.

Ez 23:38 Außerdem taten sie mir dies an: Sie befleckten mein Heiligtum an jenem Tage und entweihten meine Sabbate.

Ez 23:39 Schlachteten sie ihre Söhne den Götzen, so trafen sie noch am gleichen Tage in meinem Heiligtum ein und entweihten es. Siehe, so trieben sie es inmitten meines Hauses.

Ez 23:40 Ja, sie schickten sogar nach Männern, die aus weiter Ferne kommen sollten; ein Bote wurde zu ihnen gesandt. Und siehe, als sie ankamen, hattest du dich für sie gebadet, deine Augen geschminkt und deine Schmucksachen angelegt.

Ez 23:41 Du setztest dich auf ein bereitgestelltes Ruhebett, vor dem ein Tisch hergerichtet war. Meinen Weihrauch und mein Öl stelltest du darauf.

Ez 23:42 Mit schallender Stimme sangen sie wegen der Menge der Männer, die von der Wüste gekommen waren. Die Zecher legten (den beiden Frauen) Spangen an ihre Arme und eine prächtige Krone auf ihre Häupter.

Ez 23:43 Ich sprach: Haben sie nicht in dieser Weise die Ehe gebrochen? Wie eine Dirne es treibt, so buhlen sie.

Ez 23:44 Die Männer kamen zu jeder von ihnen, wie man zu einer Dirne geht; so gingen sie zu Ohola und Oholiba, den unzüchtigen Frauen.

Ez 23:45 Doch gerechte Männer werden über sie das Urteil sprechen nach dem Recht, das für Ehebrecherinnen und Mörderinnen gilt; denn Ehebrecherinnen sind sie, und Blut klebt an ihren Händen."

Ez 23:46 Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Man berufe wider sie eine Volksversammlung und gebe sie dem Schrecken und der Plünderung preis!

Ez 23:47 Die Volksversammlung soll sie steinigen und sie mit ihren Schwestern zerhauen; ihre Söhne und ihre Töchter soll man töten und ihre Häuser verbrennen.

Ez 23:48 So mache ich der Unzucht im Lande ein Ende, damit alle Frauen sich warnen lassen und nicht Unzucht begehen wie ihr.

Ez 23:49 Man wird eure Unzucht über euch bringen, und die Verfehlungen mit euren Götzen müßt ihr tragen. Alsdann werdet ihr einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 24

 

Ez 24:1 Das Wort des Herrn erging an mich am zehnten Tage des zehnten Monats im neunten Jahr:

Ez 24:2 "Menschensohn, schreibe dir das Datum eben dieses heutigen Tages genau auf! Denn am selben Tage warf sich der König von Babel auf Jerusalem.

Ez 24:3 Dem Hause der Widerspenstigkeit erzähle eine Gleichnisrede und sage zu ihm: So spricht der Gebieter und Herr: Stelle einen Kochtopf auf, stelle ihn auf und gieße auch Wasser hinein!

Ez 24:4 Lege die entsprechenden Fleischstücke hinein, lauter gute Stücke, Lenden und Schulter, mit den besten Knochenstücken fülle ihn an!

Ez 24:5 Nimm vom wertvollsten Kleinvieh, auch Holz schichte ringsum darunter! Seine Fleischstücke siede, auch seine Knochenstücke laß kochen darin!"

Ez 24:6 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Wehe der Stadt voll Blutschuld, dem Topf, an dem Rost sitzt und dessen Rost nicht weggeht! Nimm ein Stück ums andere heraus, ohne daß man darüber das Los wirft!

Ez 24:7 Denn ihr Blut bleibt in ihrer Mitte. Auf den kahlen Felsen hat sie es geschüttet, nicht auf die Erde gegossen, um es mit Staub zu bedecken.

Ez 24:8 Um Grimm heraufzuführen, um Rache zu üben, brachte ich das in ihr vergossene Blut auf den kahlen Fels, daß es nicht zugedeckt werde."

Ez 24:9 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Wehe der Blutstadt! So will auch ich einen großen Holzstoß errichten!

Ez 24:10 Holz in Menge schaffe ich herbei, zünde das Feuer an, mache die Fleischstücke gar, gieße die Brühe ab, daß die Knochen verbrennen.

Ez 24:11 Dann stelle ich den Topf leer auf seine Kohlen, damit er erhitze, sein Erz glühend werde und seine Unreinheit in ihm wegschmelze, sein Rost verschwinde.

Ez 24:12 Doch sein vieler Rost geht nicht von ihm weg im Feuer, das seinen Rost beseitigen soll.

Ez 24:13 Weil du dich durch Unzucht befleckt hast und ich dich reinigen wollte, du aber doch nicht rein wurdest von deiner Unreinheit, so sollst du fürderhin nicht mehr rein werden, bis daß ich meinen Ingrimm an dir gestillt habe.

Ez 24:14 Ich, der Herr, habe gesprochen. Es kommt, und ich greife ein! Ich gebe nicht nach, übe keine Schonung und kenne keine Reue. Nach deinem Wandel und nach deinen Taten richte ich dich" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 24:15 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 24:16 "Menschensohn, siehe, ich raffe dir die Wonne deiner Augen durch plötzlichen Tod hinweg; du aber sollst nicht klagen und weinen, keine Tränen dürfen dir kommen.

Ez 24:17 Seufze nur still wie die Toten, veranstalte keine Trauerkundgebung, binde dir deinen Kopfbund um und lege deinen Füßen die Schuhe an; deinen Bart verhülle nicht und iß kein Trauerbrot!"

Ez 24:18 Ich redete am Morgen zu den Leuten. Da starb meine Frau am Abend; ich aber tat am folgenden Morgen, wie mir befohlen war.

Ez 24:19 Da wandten sich die Leute an mich: "Willst du uns nicht mitteilen, was das für uns zu bedeuten hat, daß du so handelst?"

Ez 24:20 Da antwortete ich ihnen: "Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 24:21 Rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Wohlan, ich entweihe mein Heiligtum, euren stolzen Hort, die Lust eurer Augen und die Sehnsucht eurer Seele. Eure Söhne und Töchter, die ihr zurückließet, werden durch das Schwert fallen.

Ez 24:22 Da werdet ihr handeln, wie ich gehandelt habe: Euren Bart werdet ihr nicht verhüllen und kein Trauerbrot essen.

Ez 24:23 Euren Kopfbund werdet ihr auf euren Häuptern und eure Sandalen an euren Füßen tragen. Ihr werdet weder klagen noch weinen, sondern ihr werdet ob eurer Schuld dahinschwinden und euch gegenseitig anstöhnen.

Ez 24:24 Dann wird Ezechiel euch zum Wahrzeichen sein; genau wie er getan, so werdet auch ihr tun, wenn es eintrifft. Alsdann werdet ihr einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin.

Ez 24:25 Du aber, Menschensohn, merke: am Tage, da ich ihnen ihre Zufluchtsstätte wegnehme, ihre herrliche Freude, die Lust ihrer Augen und das Verlangen ihrer Seele, dazu ihre Söhne und ihre Töchter -

Ez 24:26 an jenem Tage wird ein Flüchtling zu dir kommen, um die Kunde zu melden.

Ez 24:27 An jenem Tage wird sich dein Mund beim Eintreffen des Flüchtlings auftun; reden wirst du und brauchst nicht mehr zu verstummen. Zum Wahrzeichen wirst du ihnen sein. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 25

 

Ez 25:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 25:2 "Menschensohn, richte dein Antlitz wider die Ammoniter, tritt gegen sie als Prophet auf!

Ez 25:3 Sprich zu den Söhnen Ammons: Hört das Wort des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr: Weil du schadenfroh über mein Heiligtum "Hui" riefst, daß es entweiht wurde, und über das Land Israel, daß es verwüstet wurde, und über das Haus Juda, daß es in die Verbannung mußte,

Ez 25:4 darum, fürwahr, gebe ich dich den Söhnen des Ostens zum Besitz. Sie werden ihre Zeltlager in dir aufschlagen und ihre Wohnstätten in dir errichten. Sie werden deine Früchte verzehren und deine Milch trinken.

Ez 25:5 Ich mache Rabba zur Trift für Kamele und die Ortschaften Ammons zu einem Lagerplatz für Kleinvieh. Dann werdet ihr einsehen, daß ich der Herr bin.

Ez 25:6 Denn so spricht der Gebieter und Herr: Weil du in die Hände geklatscht, mit dem Fuße gestampft und voll Verachtung im Herzen dich über das Land Israel gefreut hast,

Ez 25:7 siehe, darum strecke ich meine Hand wider dich aus, gebe dich den Völkern zur Beute, tilge dich aus den Nationen und vernichte dich aus den Ländern. Dann wirst du einsehen, daß ich der Herr bin."

Ez 25:8 So spricht der Gebieter und Herr: "Weil Moab sagte: "Siehe, dem Hause Juda ergeht es wie allen Völkern",

Ez 25:9 darum, fürwahr, lege ich den Grenzbergzug Moabs offen und entblöße seine Städte ohne Ausnahme, die Zierde des Landes, Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim.

Ez 25:10 Den Söhnen des Ostens gebe ich es samt den Ammonitern zum Besitz, damit es unter den Völkern nicht mehr erwähnt werde.

Ez 25:11 So vollstrecke ich an Moab das Gericht. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin."

Ez 25:12 So spricht der Gebieter und Herr: "Weil Edom am Hause Juda seinen Rachedurst stillte, sich schwer verschuldete und sich an ihnen rächte,

Ez 25:13 darum spricht so der Herr: Ich strecke meine Hand wider Edom aus, vernichte daraus Menschen und Vieh und mache es zur Wüstenei; von Teman bis Dedan sollen sie fallen durch das Schwert.

Ez 25:14 Ich lege meine Rache an Edom in die Hand meines Volkes Israel; sie sollen an Edom nach meinem Zorn und Ingrimm verfahren; diese sollen meine Rache kennenlernen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 25:15 So spricht der Gebieter und Herr: "Weil die Philister ihren Rachedurst stillten und sich voll Verachtung im Herzen bitter rächten, um in immerwährender Feindschaft Verderben anzurichten,

Ez 25:16 darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich strecke meine Hand wider die Philister aus, vertilge die Kreter und vernichte den Überrest am Meeresstrand.

Ez 25:17 Ich vollstrecke an ihnen gewaltige Rachetaten durch grimmige Züchtigungen. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe."

 

Ezechiel Kapitel 26

 

Ez 26:1 Es geschah am ersten Tag des zwölften Monats im elften Jahre; da erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 26:2 "Menschensohn, Tyrus prahlte über Jerusalem: "Ha, es ward zerschmettert das große Tor der Völker! Mir ist es zuteil geworden; ich kann mich anfüllen mit der verwüsteten Stadt."

Ez 26:3 Darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich komme über dich, Tyrus! Ich führe gegen dich zahlreiche Völker heran, wie das Meer seine Wogen heranbrausen läßt.

Ez 26:4 Sie sollen einreißen die Mauern von Tyrus, seine Türme zerstören; ich fege seinen Schutt von ihm weg und mache es zum kahlen Fels.

Ez 26:5 Ein Platz zum Trocknen der Netze sei es inmitten des Meeres; denn ich bin es, der also geredet" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Es sei den Völkern zur Beute!

Ez 26:6 Seine Tochterstädte auf dem Festland sollen durch das Schwert umkommen! Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

Ez 26:7 So spricht der Gebieter und Herr: "Fürwahr, ich bringe über Tyrus von Norden her Nebukadnezar, den König von Babel, den König der Könige, mit Rossen, Kriegswagen und deren Besatzung und einem Aufgebot zahlreichen Fußvolkes.

Ez 26:8 Deine Tochterstädte auf dem Festland vertilgt er mit dem Schwerte; wider dich baut er ein Belagerungswerk, schüttet einen Wall auf, er stellt ein Schutzdach gegen dich hin.

Ez 26:9 Den Stoß seines Sturmbockes richtet er gegen deine Mauern, deine Türme reißt er nieder mit eisernen Haken.

Ez 26:10 So zahlreich sind seine Rosse, daß dich ihr Staub bedeckt; von dem Lärm der Mannschaft, der Räder und Wagen werden deine Mauern erbeben, wenn er einzieht durch deine Tore wie beim Einzug in eine eroberte Stadt.

Ez 26:11 Mit seiner Rosse Hufen zerstampft er alle deine Gassen, dein Volk bringt er mit dem Schwerte um, deine stolzen Denkmäler stürzt er zur Erde.

Ez 26:12 Man plündert alsdann deinen Reichtum, macht Beute aus deinen Waren; deine Mauern reißen sie ein, deine wertvollen Häuser zerstören sie; deine Steine, deine Balken und deinen Schutt wirft man ins Meer.

Ez 26:13 Dann beendige ich den Lärm deiner Lieder, den Klang deiner Zithern vernimmt man nicht mehr.

Ez 26:14 Ich mache dich zu einem kahlen Felsen, ein Platz zum Trocknen der Netze wirst du. Du sollst nicht mehr aufgebaut werden; denn ich, der Herr, habe geredet" - Spruch des Gebieters und Herrn!

Ez 26:15 So spricht der Gebieter und Herr zu Tyrus: "Wohlan, von deinem dröhnenden Sturz, wenn die Erschlagenen stöhnen, wenn das Schwert in deiner Mitte würgt, werden die Inseln erbeben.

Ez 26:16 Alle Fürsten des Meeres steigen von ihren Thronen herab, ihre Obergewänder legen sie ab, und ihre buntgewirkten Kleider ziehen sie aus; sie kleiden sich in Zittern, kauern am Boden, und unaufhörlich beben sie und entsetzen sich über dich.

Ez 26:17 Alsdann stimmen sie über dich ein Klagelied an und singen von dir: "Ach, wie bist du dahin, von den Meeren verschwunden, hochgepriesene Stadt, die da machtvoll herrschte über das Meer, sie und ihre Einwohnerschaft, die ihren Schrecken verbreiteten über das ganze Festland!

Ez 26:18 Nunmehr zittern die Inseln am Tage deines Sturzes, betroffen sind die Inseln des Meeres über dein Ende.""

Ez 26:19 Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Wenn ich dich zu einer verwüsteten Stadt mache, gleich den Städten, die unbewohnt sind, wenn ich wider dich die Flut heranbrausen lasse, daß die großen Wasser dich überdecken,

Ez 26:20 so stoße ich dich hinab zu denen, die in die Grube stiegen, zum Volke der Urzeit. Ich lasse dich wohnen in der Unterwelt, im ewigen Ödland bei denen, die in die Grube stiegen, so daß du nicht mehr bewohnt wirst und deinen Platz nicht mehr einnimmst im Land der Lebendigen.

Ez 26:21 Schrecknissen gebe ich dich hin, du wirst nicht mehr sein; man sucht dich und findet dich nicht mehr in Ewigkeit" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 27

 

Ez 27:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 27:2 "Du, Menschensohn, stimme ein Klagelied an über Tyrus!

Ez 27:3 Sprich zu Tyrus: Die du wohnst an den Zugängen des Meeres als Handelsherrin der Völker nach zahlreichen Inseln hin, so spricht der Gebieter und Herr: Tyrus, du dachtest: "Ich bin ein Schiff von vollendeter Schönheit!"

Ez 27:4 Im Herzen der Meere schufen dich deine Erbauer. Sie verliehen dir vollendete Schönheit.

Ez 27:5 Alle deine Planken baute man dir aus Wacholder vom Senir; eine Zeder vom Libanon nahm man, um einen Mastbaum zu machen.

Ez 27:6 Aus den höchsten Eichen von Basan machte man deine Ruder; dein Verdeck aus Elfenbein mit Fichtenholz von den Inseln der Kittäer.

Ez 27:7 Buntgewirkter Byssus aus Ägypten war dein Segel, um dir als Flagge zu dienen; violetter und roter Purpur von Elisas Gestaden war deine Decke.

Ez 27:8 Als Ruderer hattest du die Bewohner von Sidon und Arwad. Deine Klügsten, Tyrus, waren auf dir; sie waren deine Matrosen.

Ez 27:9 Die Ältesten von Byblos und seine Weisen befanden sich in dir und besserten deine Schäden aus; alle Meeresschiffe und ihre Seeleute verkehrten bei dir, zu tauschen mit deinen Waren.

Ez 27:10 Leute von Paras, Lud und Put dienten als Krieger in deinem Heer; Schilde und Helme hängten sie in dir auf, zum Glanze verhalfen sie dir.

Ez 27:11 Arwads Söhne und deine Heeresmacht waren auf deinen Mauern ringsum, hielten auf deinen Türmen Wacht. Ihre Schilde hängten sie rings an deinen Mauern auf, verliehen dir vollendete Schönheit.

Ez 27:12 Tarsis trieb Handel mit dir wegen der Größe deines Reichtums; Silber, Eisen, Zinn und Blei lieferte man dir als Umsatzware.

Ez 27:13 Jawan, Tubal, Meschech schacherten mit dir; Sklaven und Gefäße aus Erz gaben sie dir zum Tausch.

Ez 27:14 Aus Bet-Togarma lieferte man dir Pferde, Gespanne und Maultiere als Umsatzware.

Ez 27:15 Die Leute von Rhodos schacherten mit dir, viele Inseln trieben mit dir Handel; Elfenbein und Ebenholz führten sie an dich als Zahlung ab.

Ez 27:16 Edom machte Handelsgeschäfte mit dir wegen der Menge deiner Erzeugnisse; Edelsteine, Rotpurpur, buntgewirkte Stoffe, Byssus, Korallen und Rubinstein gab man als Umsatzware.

Ez 27:17 Juda und das Land Israel schacherten mit dir; Weizen, Oliven, Wachs, Honig, Öl und Mastixharz gaben sie dir zum Tausch.

Ez 27:18 Damaskus trieb mit dir Handel wegen der Menge deiner Erzeugnisse, wegen der Menge all deines Reichtums; Wein von Chelbon und Wolle von Zachar gaben sie dir als Umsatzware.

Ez 27:19 Von Usal kam geformtes Eisen. Zimt und Würzrohr für dich zum Tausch.

Ez 27:20 Dedan schacherte mit dir in Stoff für Satteldecken zum Reiten.

Ez 27:21 Arabien und alle Fürsten von Kedar waren deine Kundschaft mit Lämmern, Widdern und Böcken. Darin handelten sie mit dir.

Ez 27:22 Kaufleute von Saba und Rama schacherten mit dir. Jede Art bester Spezereien, allerlei Edelgestein und Gold gaben sie dir als Umsatzware.

Ez 27:23 Charan, Kanne und Eden schacherten mit dir, Assur und ganz Medien machten mit dir Geschäfte.

Ez 27:24 Sie schacherten mit dir in Prachtgewändern, in Mänteln von violettem Purpur und Buntwirkerei, in mehrfarbigen Teppichen, in geflochtenen und gedrehten Tauen auf deinen Handelsplätzen.

Ez 27:25 Die Tarsisschiffe waren dein Reichtum, deine Tauschware. So warst du voll und schwer beladen im Herzen der Meere.

Ez 27:26 Deine Ruderer brachten dich hinaus in gewaltige Wasser. Der Ostwind ließ dich scheitern inmitten des Meeres.

Ez 27:27 Dein reicher Besitz, dein Umsatz, deine Tauschwaren, deine Seeleute, deine Matrosen, deine Schiffszimmerleute, deine Tauschhändler und alle deine Krieger bei dir und die ganze Besatzung in deiner Mitte, sie sinken in die Tiefe des Meeres am Tage, da du fällst.

Ez 27:28 Bei deiner Matrosen lautem Geschrei erzittert die Meeresfläche.

Ez 27:29 Dann steigen von ihren Schiffen herab alle, die das Ruder führen; die Seeleute, alle Matrosen des Meeres gehen an Land.

Ez 27:30 Sie rufen laut über dich und schreien voll bitteren Wehs. Sie streuen Staub auf ihr Haupt, in Asche wälzen sie sich.

Ez 27:31 Deinetwegen scheren sie sich Glatzen und gürten Trauergewänder um. Sie weinen um dich betrübten Sinns, in bitterer Klage.

Ez 27:32 Sie stimmen über dich jammernd ein Leichenlied an und klagen um dich: Wer ist doch wie Tyrus lautlos verstummt inmitten des Meeres?

Ez 27:33 Als deine Waren dem Meere entstiegen, da machtest du zahlreiche Völker satt; durch deiner Güter und Tauschwaren Menge hast du die Könige der Erde bereichert.

Ez 27:34 Nun aber bist du geborsten im Meer, in den Tiefen der Wasser. Deine Tauschwaren und deine gesamte Besatzung versanken in dir.

Ez 27:35 Alle Bewohner der Inseln sind entsetzt über dich, ihre Könige erschauern gewaltig, niedergeschlagen ist ihr Antlitz.

Ez 27:36 Die Händler unter den Völkern pfeifen ängstlich über dich. Jähem Ende bist du verfallen, dahin für immer."

 

Ezechiel Kapitel 28

 

Ez 28:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 28:2 "Menschensohn, rede zum Fürsten von Tyrus: So spricht der Gebieter und Herr: Du warst hochfahrenden Sinnes und sprachst: "Ein Gott bin ich, einen Gottessitz nehme ich ein im Herzen der Meere", und doch bist du nur ein Mensch und nicht Gott, wenn du dich auch dünkst wie ein Gott.

Ez 28:3 Siehe, weiser als Daniel bist du, kein Geheimnis ist dir zu dunkel.

Ez 28:4 Durch deine Weisheit und Einsicht erwarbst du dir Reichtum, häuftest Gold und Silber in deinen Schatzhäusern.

Ez 28:5 Durch deine große Weisheit in deinen Handelsgeschäften mehrtest du dein Vermögen, und hochmütig wurde dein Herz ob deines Reichtums.

Ez 28:6 Darum spricht der Gebieter und Herr: Weil du dich dünktest wie Gott,

Ez 28:7 siehe, deshalb bringe ich über dich Fremde, die gewalttätigsten Völker; sie zücken ihre Schwerter wider deine strahlende Weisheit und entweihen deinen Glanz.

Ez 28:8 Zur Grube stoßen sie dich hinab, sterben wirst du eines gewaltsamen Todes inmitten des Meeres.

Ez 28:9 Wirst du dann auch noch sprechen: "Gott bin ich", angesichts deiner Mörder, wo du doch nur ein Mensch bist, aber kein Gott in der Hand derer, die dich erschlagen?

Ez 28:10 Sterben mußt du den Tod Unbeschnittener durch die Hand fremder Menschen. Denn ich habe es gesagt" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 28:11 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 28:12 "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht der Gebieter und Herr: Du warst ein kunstvolles Siegel, voll Weisheit und von vollendeter Schönheit.

Ez 28:13 In Eden, dem Gottesgarten, befandest du dich. Allerlei Edelsteine bedeckten dich: Rubin, Chrysolith, Jaspis, Tarsis, Karneol, Nephrit, Saphir, Türkis und Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Fassung und deiner Vertiefungen. Am Tage deiner Erschaffung wurden sie hergestellt.

Ez 28:14 Einem glänzenden, schirmenden Kerub gesellte ich dich zu, auf heiligem Gottesberge warst du, inmitten feuriger Steine wandeltest du.

Ez 28:15 In deinem Wandel warst du von Fehlern frei vom Tag deiner Erschaffung an, bis sich Unrecht an dir fand.

Ez 28:16 Durch deinen vielen Tauschhandel fülltest du dein Inneres mit Frevel an und sündigtest. Da verstieß ich dich vom Gottesberg, und es stürzte dich der schirmende Kerub mitten aus den feurigen Steinen ins Verderben.

Ez 28:17 Hochfahrend war dein Herz ob deiner Schönheit; deine Weisheit verdarbst du wegen deines Glanzes. Auf die Erde stürzte ich dich hinab, vor Königen gab ich dich preis, damit sie sich an deinem Anblick weideten.

Ez 28:18 Durch deiner Verfehlungen große Zahl, bei deinen frevelhaften Handelsgeschäften entweihtest du deine Heiligtümer. Da ließ ich Feuer aus dir hervorgehen, das dich verzehrte. Ich machte dich zu Asche auf der Erde vor den Augen aller, die dich sahen.

Ez 28:19 Alle, die dich unter den Völkern kannten, sind entsetzt über dich. Jähem Ende bist du verfallen, dahin für immer."

Ez 28:20 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 28:21 "Menschensohn, richte dein Antlitz wider Sidon, tritt als Prophet ihm gegenüber auf!

Ez 28:22 Sage: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, gegen dich, Sidon, gehe ich vor. Meine Ehre suche ich in deiner Mitte. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich an ihm Gerichte vollstrecke und mich als heilig erweise an ihm.

Ez 28:23 Ich schicke ihm die Pest und Blutvergießen in seine Gassen. Erschlagene sollen fallen in seiner Mitte durch das Schwert, das von allen Seiten ihm droht. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 28:24 Für das Haus Israel wird es keinen stechenden Dorn und keinen schmerzenden Stachel mehr geben von seiten aller, die ringsum wohnen und die es verachten. Dann werden sie einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin."

Ez 28:25 So spricht der Gebieter und Herr: "Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern sammle, unter die sie verstreut waren, dann will ich mich an ihnen als heilig erweisen vor den Augen der Heidenvölker; sie sollen auf ihrer Scholle wohnen, die ich meinem Knechte Jakob gegeben habe.

Ez 28:26 Sie werden darauf in Sicherheit siedeln, Häuser bauen und Weinberge pflanzen; ja, sie werden in Sicherheit wohnen, wenn ich Gerichte vollstrecke an allen, die ringsumher ihnen mit Verachtung begegneten. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin."

 

Ezechiel Kapitel 29

 

Ez 29:1 Am zwölften Tage des zehnten Monats im zehnten Jahr erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 29:2 "Menschensohn, richte dein Antlitz wider den Pharao, den König von Ägypten, und tritt wider ihn und wider ganz Ägypten als Prophet auf!

Ez 29:3 Rede und sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, gegen dich gehe ich vor, Pharao, du König Ägyptens, du großer Drache, der du lagerst an deinen Nilarmen. Du sprichst: "Die Nilarme sind mein, ich bin ihr Schöpfer."

Ez 29:4 Haken lege ich in deine Kinnbacken, die Fische deiner Nilarme lasse ich an deinen Schuppen haften und ziehe dich aus deinen Nilarmen heraus mitsamt allen Fischen deiner Nilarme, die an deinen Schuppen haften.

Ez 29:5 Ich werfe dich in die Wüste hinaus, dich und alle Fische deiner Nilarme. Auf freies Feld wirst du fallen; man liest dich nicht auf und begräbt dich nicht. Den wilden Tieren und den Vögeln des Himmels gebe ich dich zum Fraß.

Ez 29:6 Dann sehen alle Bewohner Ägyptens ein, daß ich der Herr bin. Weil du eine Stütze aus Schilfrohr für das Haus Israel bist

Ez 29:7 - wollen sie dich mit der Hand fassen, so knickst du ein und reißt ihnen die ganze Hand auf, und wenn sie sich auf dich stützen wollen, dann brichst du entzwei und bringst ihren ganzen Leib zum Wanken -,

Ez 29:8 darum spricht der Gebieter und Herr: Wohlan, ich lasse das Schwert über dich kommen und vertilge aus dir Menschen und Vieh.

Ez 29:9 Zur Wüste und Trümmerstätte wird das ägyptische Land. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin. Du hast ja gesagt: "Die Nilarme sind mein, ich bin ihr Schöpfer."

Ez 29:10 Darum, fürwahr, gehe ich gegen dich und deine Nilarme vor und mache das Land Ägypten zur Trümmerstätte und Wüste von Migdol bis Syene und bis zur Grenze von Kusch.

Ez 29:11 Keines Menschen Fuß soll es durchwandern, und keines Tieres Fuß soll es durchstreifen; vierzig Jahre lang bleibt es unbewohnt.

Ez 29:12 Ich mache das Land Ägypten zur Wüste inmitten verwüsteter Länder, seine Städte sollen inmitten zerstörter Städte vierzig Jahre lang als Wüste daliegen; ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und versprenge sie in die Länder.

Ez 29:13 Denn so spricht der Gebieter und Herr: Nach Ablauf von vierzig Jahren sammle ich die Ägypter aus den Völkern, wohin sie zerstreut waren.

Ez 29:14 Ich wende alsdann das Geschick der Ägypter und bringe sie in das Land Patros zurück, in das Land ihrer Herkunft; dort werden sie nur ein geringes Reich bilden.

Ez 29:15 Geringer soll es sein als die anderen Reiche und sich nicht mehr über die Völker erheben; ich mache sie klein, daß sie nicht mehr über die Völker herrschen können.

Ez 29:16 Sie werden dem Haus Israel kein Hort des Vertrauens mehr sein, sondern die Schuld in Erinnerung bringen, daß es sich ihnen angeschlossen hat. Dann werden sie einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin."

Ez 29:17 Am ersten Tag des ersten Monats im 27. Jahre erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 29:18 "Menschensohn! Nebukadnezar, der König von Babel, hat sein Heer wider Tyrus schweren Dienst verrichten lassen. Jegliches Haupt ist kahl geschoren, jede Schulter zerschunden; aber Sold ist weder ihm noch seinem Heer von Tyrus zuteil geworden für die Arbeit, die er gegen die Stadt geleistet hat.

Ez 29:19 Darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich liefere an Nebukadnezar, den König von Babel, das Land Ägypten aus, damit er dessen Reichtum fortschleppe, an ihm Beute mache und Raub gewinne. Das diene seinem Heere als Sold.

Ez 29:20 Als seinen Lohn, um den es Dienst tat, liefere ich ihm das Land Ägypten aus, weil sie für mich gearbeitet haben" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 29:21 "An jenem Tage werde ich die Zuversicht des Hauses Israel stärken und dich in ihrer Mitte predigen lassen. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 30

 

Ez 30:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 30:2 "Menschensohn, tritt als Prophet auf und sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Wehklagt: "Ach, welch ein Tag!"

Ez 30:3 Denn nahe ist ein Tag, ja, nahe ist der Tag des Herrn; ein Tag des Gewölkes, die Stunde für die Völker wird es sein.

Ez 30:4 Ein Schwert kommt nach Ägypten, ein Zittern wird Kusch befallen, wenn Erschlagene in Ägypten stürzen, wenn man seinen Reichtum fortschleppt und seine Grundfesten einreißt.

Ez 30:5 Kusch, Put und Lud, das gesamte Völkergemisch, Libyen sowie die Söhne des Bundeslandes werden fallen durch das Schwert.

Ez 30:6 So spricht der Herr: Es fallen die Stützen Ägyptens, es sinkt seine stolze Macht; von Migdol bis nach Syene fällt man im Land durch das Schwert" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 30:7 "Verwüstet wird es sein inmitten verwüsteter Länder und seine Städte werden inmitten zerstörter Städte liegen.

Ez 30:8 Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich Feuer an Ägypten lege, und wenn all seine Helfer zusammenbrechen.

Ez 30:9 An jenem Tage werden Eilboten von mir ausgehen, um das sorglose Kusch zu erschrecken. Ein Zittern wird sie befallen am Unglückstage Ägyptens; denn siehe, er naht schon."

Ez 30:10 So spricht der Gebieter und Herr: "Ich beende die ägyptische Pracht durch die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel.

Ez 30:11 Er und sein Volk, die grausamsten unter den Völkern, werden herbeigeholt zur Vernichtung des Landes. Sie zücken wider Ägypten ihre Schwerter und füllen das Land mit Erschlagenen an.

Ez 30:12 Ich trockne die Nilarme aus und verkaufe an Ruchlose das Land; ich verwüste das Land und was darin ist, durch fremdländische Macht. Ich, der Herr, habe gesprochen."

Ez 30:13 So spricht der Gebieter und Herr: "Die Götzen tilge ich aus und mache den Göttern von Noph ein Ende und den Fürsten aus dem Lande Ägypten, daß sie nicht mehr sind; ich verbreite Furcht im Lande der Ägypter.

Ez 30:14 Ich verwüste Patros, lege Feuer an Zoan, halte Gericht über No.

Ez 30:15 Meinen Grimm schütte ich aus über Sin, das ägyptische Bollwerk, und vernichte das Gepränge von Noph.

Ez 30:16 Feuer lege ich an Ägypten; zitternd erbeben wird Syene; in No legt man Bresche und reißt seine Mauern ein.

Ez 30:17 Die jungen Männer von On und Bubastis fallen durch das Schwert, und die Städte selbst müssen in die Verbannung ziehen.

Ez 30:18 In Tachpanches wird sich der Tag verfinstern, wenn ich daselbst die Zepter Ägyptens zerbreche; es geht zu Ende in ihm seine stolze Macht. Gewölk deckt es zu, und seine Töchter müssen in die Verbannung ziehen.

Ez 30:19 So halte ich über Ägypten Gericht. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin."

Ez 30:20 Es begab sich am siebten Tag des ersten Monats im elften Jahre, da erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 30:21 "Menschensohn! Den Arm Pharaos, des Ägypterkönigs, zerschmettere ich; fürwahr, nicht verbunden wird er, Heilmittel werden nicht angewandt, kein Verband wird angelegt zu seinem Erstarken, damit er das Schwert nicht wieder ergreifen kann.

Ez 30:22 Darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, gegen den Pharao, den Ägypterkönig, gehe ich vor! Seine Arme - den starken und den schon zerschmetterten - zerbreche ich und schlage das Schwert aus seiner Hand.

Ez 30:23 Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und versprenge sie in die Länder.

Ez 30:24 Doch die Arme des Königs von Babel will ich stärken und ihm mein Schwert in die Hand geben; die Arme Pharaos aber zerbreche ich, so daß er vor ihm stöhnt wie ein Schwerverwundeter.

Ez 30:25 Ja, ich stärke die Arme des Königs von Babel, aber Pharaos Arme sollen sinken. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mein Schwert in die Hand des Königs von Babel gebe, daß er es schwinge über das ägyptische Land.

Ez 30:26 Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und versprenge sie in die Länder. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 31

 

Ez 31:1 Es begab sich am ersten Tag des dritten Monats im elften Jahre, da erging des Herrn Wort an mich:

Ez 31:2 "Menschensohn, sprich zum Pharao, dem König von Ägypten, und seinem Gepränge: Wem bist du in deiner Größe gleich?

Ez 31:3 Eine Fichte wuchs auf dem Libanon, mit schönem Geäst den Wald überschattend und hochragenden Wuchses; zwischen den Wolken war ihr Wipfel.

Ez 31:4 Wasser machte sie groß, Grundwasser trieb sie in die Höhe. Seine Ströme ließ es fließen rings um ihren Standort. Seine Rinnsale ließ es gehen zu allen Bäumen des Feldes.

Ez 31:5 Darum überragte ihr Wuchs alle anderen Bäume des Feldes; ihrer Zweige wurden gar viele, und ihre Äste verlängerten sich wegen des reichlich fließenden Wassers.

Ez 31:6 In ihren Zweigen nisteten allerlei Vögel des Himmels, unter ihren Ästen gebar allerlei Wild des Feldes. In ihrem Schatten wohnten lauter zahlreiche Völker.

Ez 31:7 So ward sie schön in ihrer Größe mit ihrem langen Geäst; denn ihre Wurzeln standen an reichlichem Wasser.

Ez 31:8 Zedern im Gottesgarten reichten nicht an sie heran, Zypressen glichen ihr nicht mit ihren Zweigen, und Platanen hatten keine solchen Äste wie sie. Im Gottesgarten gab es keinen Baum, der ihr an Schönheit glich.

Ez 31:9 Schön hatte ich sie gestaltet in ihrem vielen Geäst; es beneideten sie alle Bäume Edens, die im Gottesgarten standen.

Ez 31:10 Darum spricht nun der Gebieter und Herr: Weil sie hoch war an Wuchs und ihren Wipfel bis in die Wolken streckte und ihr Sinn hochfahrend wurde ob ihrer Größe,

Ez 31:11 darum gab ich sie in die Gewalt eines Machthabers unter den Völkern, damit er entsprechend ihrer Bosheit an ihr handle. [Ich verdrängte sie.]

Ez 31:12 Fremde, die grausamsten unter den Völkern, hieben sie nieder und warfen sie auf die Berge; in alle Täler fielen ihre Zweige; es zersplitterten ihre Äste in allen Flußtälern der Erde. Da kamen aus ihrem Schatten hervor alle Völker der Erde und warfen sie nieder.

Ez 31:13 Auf ihrem gefällten Stamm ließen sich alle Vögel des Himmels nieder, auf ihren Ästen hielt sich alles Wild des Feldes auf.

Ez 31:14 So sollten keine Bäume am Wasser mehr hochwachsen und ihre Wipfel bis in die Wolken strecken; nicht mehr sollten dort allerlei wassersaugende Bäume hochgeschossen dastehen. Denn sie alle werden dem Tod überliefert in die Unterwelt, mitten unter die gewöhnlichen Menschen, zu denen, die zur Grube sanken.

Ez 31:15 So spricht der Gebieter und Herr: Am Tage, da sie ins Totenreich hinabfuhr, ließ ich das Grundwasser über sie trauern und gebot seinen Strömen Einhalt; die reichlich fließenden Wasser wurden gehemmt, um ihretwillen hüllte ich den Libanon in Trauer, und alle Bäume des Feldes verschmachteten ihretwegen.

Ez 31:16 Ob ihres dröhnenden Sturzes ließ ich Völker erbeben, da ich sie ins Totenreich stieß zu denen, die zur Grube sanken. Da trösteten sich in der Unterwelt alle Bäume Edens, die erlesensten und besten vom Libanon, alle wassersaugenden Bäume.

Ez 31:17 Auch diese waren mit ihr ins Totenreich hinabgestiegen zu den Schwertdurchbohrten, ebenso die Nachkommen jener, die in ihrem Schatten wohnten inmitten der Völker.

Ez 31:18 Wem warst du gleich an Kraft, an Pracht und Größe unter den Bäumen Edens? Und doch wurdest du hinabgestürzt mit Edens Bäumen zur Unterwelt; mitten unter Unbeschnittenen liegst du bei den Schwertdurchbohrten. Das ist der Pharao und all sein Gepränge" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 32

 

Ez 32:1 Es begab sich am ersten Tag des zwölften Monats im elften Jahre, da erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 32:2 "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den Pharao, den König Ägyptens, und sprich zu ihm: Du Junglöwe unter den Völkern, du bist vernichtet! Und du warst doch wie der Drache im Weltmeer; aus deinen Nüstern schnaubtest du, trübtest mit deinen Füßen das Wasser und wühltest seine Fluten auf.

Ez 32:3 So spricht der Gebieter und Herr: Ich spanne mein Netz über dich aus [durch die Versammlung vieler Völker] und ziehe dich in meinem Schleppnetz herauf.

Ez 32:4 Ich werfe dich hin auf das Land, ich schleudere dich auf das freie Feld. Alle Vögel des Himmels lasse ich auf dir Platz nehmen und sättige an dir alles Wild der Erde.

Ez 32:5 Ich lege dein Fleisch auf den Bergen nieder und fülle die Täler mit deinem Aas.

Ez 32:6 Ich tränke die Erde mit deinem zersetzten Blut auf den Bergen, die Schluchten sollen angefüllt werden mit dir.

Ez 32:7 Ich verhülle den Himmel bei deinem Erlöschen und verfinstere seine Sterne. Die Sonne hülle ich in Gewölk, und der Mond läßt sein Licht nicht mehr leuchten.

Ez 32:8 Alle strahlenden Lichter am Himmel verdunkle ich um deinetwillen; Finsternis bringe ich über dein Land" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 32:9 "Ich versetze das Herz vieler Völker in Sorge, wenn ich deine Gefangenen unter die Völker bringe in Länder, die dir unbekannt sind.

Ez 32:10 Ich erfülle viele Völker mit Entsetzen über dich, und ihre Könige werden deinetwegen erschaudern, wenn ich mein Schwert vor ihnen schwinge; sie werden immerfort zittern, ein jeder um sein Leben am Tag deines Sturzes.

Ez 32:11 Denn so spricht der Gebieter und Herr: Das Schwert des Königs von Babel kommt über dich.

Ez 32:12 Durch Schwerter von Helden bringe ich dein Gepränge zu Fall; sie alle sind die grausamsten unter den Völkern; sie verheeren die Pracht Ägyptens, und all sein Gepränge fällt der Vernichtung anheim.

Ez 32:13 Ich vertilge all sein Getier aus den vielen Gewässern; eines Menschen Fuß trübt sie nicht mehr, auch keines Tieres Huf soll sie mehr trüben.

Ez 32:14 Dann lasse ich ihr Wasser sich klären und ihre Ströme hingleiten wie Öl" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 32:15 "Wenn ich das Land Ägypten zur Wüste mache und das Land seiner Fülle beraubt wird, wenn ich alle seine Bewohner schlage, dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 32:16 Ein Klagelied ist dies, und man wird es singen; die Töchter der Völker werden es anstimmen, über Ägypten und all sein Gepränge sollen sie es singen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 32:17 Am fünfzehnten Tag des ersten Monats im zwölften Jahre erging das Wort des Herrn an mich:

Ez 32:18 "Menschensohn, wehklage über das Gepränge Ägyptens und geleite es hinab, du und die Töchter herrlicher Völker, zur Unterwelt, zu denen, die zur Grube sanken:

Ez 32:19 Soll es dir besser ergehen als anderen? Steige hinab und lege dich zu den Unbeschnittenen hin!

Ez 32:20 Inmitten Schwertdurchbohrter fallen sie durch das Schwert. Man bereitet ein Lager bei ihnen all ihrem Gepränge.

Ez 32:21 Die machtvollsten Helden sprechen zu ihm mitten aus dem Totenreiche heraus: Mitsamt seinen Helfern steigen sie hinab und liegen bei den Unbeschnittenen, die Schwertdurchbohrten.

Ez 32:22 Dort ist Assur und all sein Aufgebot, rings um ihn sind seine Gräber, lauter Erschlagene, gefallen durch das Schwert.

Ez 32:23 Seine Gräber legte man an den äußersten Rand der Grube, und sein Aufgebot liegt rings um sein Grab, lauter Erschlagene, gefallen durch das Schwert, die einst ihren Schrecken verbreiteten im Land der Lebendigen.

Ez 32:24 Dort ist Elam und all sein Gepränge rings um sein Grab, lauter Erschlagene, gefallen durch das Schwert, die als Unbeschnittene hinabstiegen zur Unterwelt, sie, die einst ihren Schrecken verbreiteten im Land der Lebendigen; nun aber tragen sie ihre Schmach mit denen, die zur Grube sanken.

Ez 32:25 Mitten unter Erschlagenen bereitete man ihm mit all seinem Gepränge ein Lager; rings um ihn her sind seine Gräber, lauter Unbeschnittene, Schwertdurchbohrte; denn ihr Schrecken hatte sich einst verbreitet im Land der Lebendigen, nun aber tragen sie ihre Schmach mit denen, die zur Grube sanken; mitten unter Erschlagene legte man sie.

Ez 32:26 Dort sind Meschech und Tubal und all ihr Gepränge, rings um sie sind ihre Gräber, lauter Unbeschnittene, Schwertdurchbohrte; denn sie verbreiteten einst ihren Schrecken im Land der Lebendigen.

Ez 32:27 Sie liegen nicht bei den Helden, den Riesen der Vorzeit, die in voller Kriegsrüstung hinabstiegen zum Totenreich, denen man ihre Schwerter unter ihr Haupt legte und deren Schilde auf ihren Gebeinen lagen; denn ein Schrecken waren die Helden im Land der Lebendigen.

Ez 32:28 Auch du sollst zerschmettert werden mitten unter Unbeschnittenen und bei Schwertdurchbohrten liegen!

Ez 32:29 Dort ist Edom, seine Könige und all seine Fürsten, die trotz ihrer Tapferkeit zu den Schwertdurchbohrten gelegt sind. Sie liegen bei Unbeschnittenen und bei denen, die zur Grube sanken.

Ez 32:30 Dort sind die Beherrscher des Nordens insgesamt und alle Sidonier, die mit Schwertdurchbohrten hinabstiegen, die nun trotz ihrer Schrecken verbreitenden Tapferkeit beschämt sind; sie liegen unbeschnitten bei den Schwertdurchbohrten und tragen ihre Schmach mit denen, die zur Grube sanken.

Ez 32:31 Diese wird der Pharao erblicken und sich über all sein Gepränge trösten. Schwertdurchbohrte sind der Pharao und sein ganzer Heerbann" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 32:32 "Denn er hat seinen Schrecken verbreitet im Land der Lebendigen; deshalb wird hingelegt inmitten Unbeschnittener bei Schwertdurchbohrten der Pharao und all sein Gepränge" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 33

 

Ez 33:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 33:2 "Menschensohn, rede zu den Söhnen deines Volkes und sprich zu ihnen: Angenommen, ich bringe über ein Land das Schwert, und es erwählen sich die Landesbürger einstimmig einen Mann und bestellen ihn zu ihrem Wächter;

Ez 33:3 dieser sieht nun das Schwert über das Land hereinbrechen, stößt in das Widderhorn und warnt das Volk;

Ez 33:4 wenn dann einer den Schall des Hornes hört, sich aber nicht warnen läßt, so daß das Schwert kommt und ihn hinwegrafft, so kommt sein Blut über sein eigenes Haupt.

Ez 33:5 Den Schall des Widderhornes hat er vernommen, ließ sich aber nicht warnen; sein Blut kommt also über ihn selbst. Jener aber hat gewarnt und dadurch sein Leben gerettet.

Ez 33:6 Sieht jedoch der Wächter das Schwert hereinbrechen, stößt aber nicht ins Widderhorn und warnt das Volk nicht, so daß das Schwert kommt und einen von ihnen hinwegrafft, so wird dieser zwar wegen seiner Schuld hinweggerafft, sein Blut aber fordere ich aus der Hand des Wächters.

Ez 33:7 Dich aber, Menschensohn, habe ich zum Wächter über das Haus Israel bestellt. Hörst du aus meinem Mund ein Wort, dann warne sie in meinem Auftrag!

Ez 33:8 Wenn ich vom Frevler sage: "Frevler, du mußt sterben!", und du redest nicht, den Frevler vor seinem Wandel zu warnen, so wird dieser Frevler zwar wegen seiner Schuld sterben, sein Blut aber fordere ich von deiner Hand.

Ez 33:9 Hast du aber den Frevler vor seinem Wandel gewarnt, er solle davon abstehen, dieser aber bekehrt sich nicht von seinem Wandel, so wird er zwar wegen seiner Schuld sterben, du aber hast dein Leben gerettet.

Ez 33:10 Du aber, Menschensohn, rede zum Hause Israel: So habt ihr gesprochen: "Unsere Vergehen und unsere Sünden belasten uns, und ihretwegen schwinden wir dahin. Wie könnten wir noch am Leben bleiben?"

Ez 33:11 Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "ich habe kein Wohlgefallen am Tode des Frevlers, sondern daran, daß der Frevler sich von seinem Wandel bekehre und lebe. Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr denn sterben, ihr vom Hause Israel?

Ez 33:12 Du aber, Menschensohn, sprich zu den Söhnen deines Volkes: Den Gerechten wird seine Gerechtigkeit nicht erretten am Tage, da er sich verfehlt, und der Frevler wird nicht zu Fall kommen am Tage, da er sich von seiner Frevelhaftigkeit abwendet. Aber der Gerechte kann sein Leben nicht erhalten am Tage, da er sündigt.

Ez 33:13 Sage ich zum Gerechten: "Du bleibst gewiß am Leben", er aber verläßt sich auf seine Gerechtigkeit und verübt Unrecht, so wird all seiner frommen Taten nicht mehr gedacht; wegen des Unrechts, das er verübt, muß er sterben.

Ez 33:14 Spreche ich aber zum Frevler: "Du mußt gewiß sterben", und er bekehrt sich von seiner Sünde und übt Recht und Gerechtigkeit,

Ez 33:15 erstattet das Pfand zurück, ersetzt, was er geraubt, wandelt in den Satzungen des Lebens, ohne Unrecht zu verüben, dann bleibt er bestimmt am Leben; er muß nicht sterben.

Ez 33:16 All seiner Sünden, die er begangen, wird ihm nicht mehr gedacht; Recht und Gerechtigkeit hat er geübt; er bleibt gewiß am Leben.

Ez 33:17 Und da sagen die Söhne deines Volkes: "Nicht in Ordnung ist das Vorgehen des Herrn", während doch ihr eigenes Vorgehen nicht in Ordnung ist.

Ez 33:18 Wendet sich der Gerechte von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht, so muß er dessentwegen sterben.

Ez 33:19 Wendet sich der Frevler von seiner Frevelhaftigkeit ab und übt Recht und Gerechtigkeit, so bleibt er um ihretwillen am Leben.

Ez 33:20 Da behauptet ihr nun: "Das Vorgehen des Herrn ist nicht in Ordnung." Jeden von euch will ich richten nach seinem Wandel, Haus Israel."

Ez 33:21 Es begab sich am fünften Tage des zehnten Monats im zwölften Jahre nach unserer Fortführung, da kam zu mir ein Flüchtling aus Jerusalem mit der Botschaft: "Gefallen ist die Stadt!"

Ez 33:22 Die Hand des Herrn war über mich am Abend, bevor der Flüchtling eintraf, gekommen. Der Herr öffnete meinen Mund, als der Flüchtling am folgenden Morgen zu mir kam. Mein Mund war geöffnet, ich war nicht mehr verstummt.

Ez 33:23 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 33:24 "Menschensohn, die Bewohner jener Trümmerstätten im Lande Israel sagen: "Ein einzelner Mann war Abraham und nahm das Land in Besitz; wir aber sind unser viele, uns ist das Land zum Besitz gegeben."

Ez 33:25 Darum sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Auf den Bergen eßt ihr (Opferfleisch), erhebt eure Augen zu euren Götzen und vergießt Blut, wollt aber trotzdem das Land in Besitz nehmen?

Ez 33:26 Ihr stützt euch eigensinnig auf euer Schwert, Greueltaten verübt ihr, ein jeder befleckt seines Nächsten Frau, und da wollt ihr das Land in Besitz nehmen?

Ez 33:27 Folgendes sollst du zu ihnen reden: So spricht der Gebieter und Herr: So wahr ich lebe, die in den Trümmern wohnen, fallen durch das Schwert; die auf freiem Felde sind, gebe ich den Tieren zum Fraße, die in Bergfesten und Höhlen sind, sterben an der Pest.

Ez 33:28 Ich mache das Land zur öden Wüste, seine stolze Macht nimmt ein Ende, und Israels Bergland sei verwüstet, niemand mehr soll es durchwandern!

Ez 33:29 Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin, wenn ich das Land zur öden Wüste mache wegen all ihrer Greueltaten, die sie verübten.

Ez 33:30 Du aber, Menschensohn, die Söhne deines Volkes pflegen Unterhaltung über dich an den Mauern und in den Hauseingängen. Sie sagen zueinander: "Kommt doch und hört, was für ein Wort da vom Herrn ausgeht!"

Ez 33:31 Und sie pflegen zu dir zu kommen wie bei einem Volksauflauf; sie sitzen vor dir und hören deine Worte, aber sie handeln nicht danach; denn Lügen sind in ihrem Munde, und ihr Herz strebt ihrem Gewinn nach.

Ez 33:32 Wahrlich, für sie bist du wie ein Minnesänger mit schöner Stimme und vortrefflichem Saitenspiel; sie hören wohl deine Worte, aber handeln nicht danach.

Ez 33:33 Trifft es aber ein - und fürwahr, es trifft ein -, dann werden sie erkennen, daß ein Prophet in ihrer Mitte war."

 

Ezechiel Kapitel 34

 

Ez 34:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 34:2 "Menschensohn, tritt wider die Hirten Israels als Prophet auf, weissage und sprich zu ihnen, den Hirten: So spricht der Gebieter und Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selber weiden! Sollen nicht vielmehr die Hirten die Schafe weiden?

Ez 34:3 Die Milch genießt ihr, mit der Wolle bekleidet ihr euch, und die Masttiere schlachtet ihr; aber die Schafe weidet ihr nicht.

Ez 34:4 Das Schwache habt ihr nicht gestärkt, das Kranke nicht geheilt, das Verletzte nicht verbunden, das Versprengte nicht heimgeführt, das Verirrte nicht gesucht und das Kräftige in roher Weise niedergezwungen.

Ez 34:5 Da zerstreuten sich meine Schafe, weil ihnen der Hirte fehlte; sie dienten allen wilden Tieren zum Fraße.

Ez 34:6 Zerstreut irrten meine Schafe auf allen Bergen und auf jedem hohen Hügel umher; über das ganze Land hin wurden meine Schafe versprengt; niemand war da, der nach ihnen fragte, niemand, der sie suchte.

Ez 34:7 Darum, ihr Hirten, höret das Wort des Herrn:

Ez 34:8 So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "weil meine Schafe zur Beute wurden und allen wilden Tieren zum Fraße dienten, da der Hirte fehlte und meine sogenannten Hirten für meine Schafe nicht sorgten, da vielmehr die Hirten sich selbst weideten und nicht meine Schafe,

Ez 34:9 darum hört, ihr Hirten, das Wort des Herrn!

Ez 34:10 So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich schreite ein gegen die Hirten, meine Schafe fordere ich von ihrer Hand und setze sie ab als Hirten meiner Schafe. Nicht mehr sollen weiterhin die Hirten sich selbst weiden! Ich entreiße meine Schafe ihrem Rachen, daß sie ihnen nicht mehr als Speise dienen.

Ez 34:11 Denn so spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich selbst will für meine Schafe sorgen und mich ihrer annehmen!

Ez 34:12 Gleichwie ein Hirt sich seiner Herde annimmt am Tag, da manche seiner Schafe versprengt sind, so werde ich mich meiner Schafe annehmen und sie von all den Orten retten, wohin sie am Tag des Gewölks und des Wetterdunkels zerstreut wurden.

Ez 34:13 Ich führe sie heraus aus den Völkern und schare sie aus den Ländern zusammen. Ich bringe sie in ihre Heimat und weide sie auf den Bergen Israels, in den Talschluchten und in allen bewohnten Gegenden des Landes.

Ez 34:14 Auf guter Weide werde ich sie weiden, auf Israels bergigem Hochland sei ihre Aue. Dort lagern sie auf lieblicher Trift; auf fetter Weide sollen sie weiden auf Israels Bergen.

Ez 34:15 Ich selbst werde meine Schafe weiden, ich selbst lasse sie lagern" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 34:16 "Das Verirrte werde ich suchen, das Versprengte heimführen, das Verletzte verbinden, das Kranke stärken, das Fette und Kräftige behüten; ich werde sie weiden in rechter Art!

Ez 34:17 Ihr aber, meine Schafe", so spricht der Gebieter und Herr, "wohlan, ich richte zwischen den einzelnen Schafen, zwischen den Widdern und Böcken.

Ez 34:18 Ist es euch noch zu wenig, die beste Weide abzugrasen? Ihr zertretet den Rest eurer Weide auch noch mit euren Füßen; das klare Wasser trinkt ihr, was aber übrigbleibt, trübt ihr mit euren Beinen.

Ez 34:19 So mußten meine Schafe abgrasen, was eure Füße zertraten, und was eure Beine trübten, mußten sie trinken."

Ez 34:20 Deshalb spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, ich selbst bin es, der zwischen gemästeten und abgemagerten Schafen Recht spricht!

Ez 34:21 Alle schwächeren Tiere habt ihr mit Flanken und Schultern verdrängt und mit euren Hörnern fortgestoßen, bis ihr sie hinausgescheucht hattet.

Ez 34:22 Darum will ich meinen Schafen helfen; sie sollen nicht mehr zur Beute werden. Ich richte zwischen den einzelnen Schafen.

Ez 34:23 Ich bestelle über sie einen einzigen Hirten, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; er soll sie weiden, er soll ihr Hirt sein.

Ez 34:24 Ich, der Herr, will ihr Gott sein, und mein Knecht David wird Fürst in ihrer Mitte sein; ich, der Herr, habe gesprochen.

Ez 34:25 Ich schließe mit ihnen einen Heilsbund und entferne die wilden Tiere aus dem Lande, so daß sie in der Steppe sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können.

Ez 34:26 Ich spende ihnen rings um meinen Hügel Segen und lasse den Regen zur rechten Zeit herniederströmen; segenspendender Regen wird es sein.

Ez 34:27 Dann bringen die Feldbäume ihre Frucht hervor, und die Erde liefert ihren Ertrag. Sie werden auf ihrer Heimatscholle in Sicherheit wohnen und erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich die Stangen ihres Joches zerbreche und sie aus der Gewalt derer befreie, denen sie Sklavenarbeit tun müssen.

Ez 34:28 Nicht mehr sollen sie eine Beute für die Heidenvölker sein, und das wilde Getier des Landes soll sie nicht mehr fressen, sondern sie sollen in Sicherheit wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt.

Ez 34:29 Ich lasse ihnen eine Pflanzung des Heiles sprießen, daß sie nicht mehr vom Hunger im Lande weggerafft werden und nicht mehr das Schmähen der Heidenvölker ertragen müssen.

Ez 34:30 Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 34:31 "Ihr seid meine Schafe, die Schafe meiner Weide, und ich bin euer Gott" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 35

 

Ez 35:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 35:2 "Menschensohn, richte dein Antlitz gegen das Gebirge Seïr und weissage darüber!

Ez 35:3 Sprich zu ihm: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich gehe wider dich vor, Bergland Seïr, ich strecke meine Hand gegen dich aus, ich mache dich zur öden Wüste.

Ez 35:4 Deine Städte lege ich in Trümmer, du selbst wirst zur Wüste. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 35:5 Uralte Feindschaft hast du gehegt und die Söhne Israels zur Zeit ihres Unheils, zur Zeit der Endschuld dem Schwert ausgeliefert!

Ez 35:6 Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -: "[Zu Blut will ich dich machen und Blut wird dich verfolgen.] Wahrlich, durch Blut bist du schuldig geworden, und Blut wird dich verfolgen.

Ez 35:7 Ich mache das Seïrgebirge zur öden Wüste, ich tilge von ihm aus, was da kommt und geht.

Ez 35:8 Ich fülle seine Berge mit seinen Erschlagenen an. Auf deinen Hügeln, in deinen Tälern und all deinen Talschluchten sollen Schwertdurchbohrte fallen.

Ez 35:9 In ewige Wüste will ich dich verwandeln, und deine Städte seien nicht mehr bewohnt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 35:10 Du has gesagt: "Die beiden Völker und die beiden Länder sollen mir gehören; wir werden sie in Besitz nehmen!" - obwohl sich daselbst der Herr befand.

Ez 35:11 Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "handle ich entsprechend deinem Zorn und deiner Eifersucht, wie du haßerfüllt an ihnen gehandelt hast. Ich werde mich ihnen kundtun, wenn ich an dir das Gericht vollstrecke.

Ez 35:12 Dann wirst auch du erkennen, daß ich der Herr bin. Alle deine Schmähungen habe ich gehört, die du wider die Berge Israels ausgestoßen hast, indem du sprachst: "Sie sind verwüstet, uns sind sie zum Fraß überliefert."

Ez 35:13 Ihr habt euer Maul gegen mich aufgerissen und eure frechen Reden wider mich geführt; ich selbst habe es gehört."

Ez 35:14 So spricht der Gebieter und Herr: "Wie du dich über mein Land freutest, weil es verödet dalag, so handle ich an dir.

Ez 35:15 Wie du dich über das Erbe des Hauses Israel freutest, weil es verödet dalag, so handle ich an dir: Zur Wüste sollst du werden, Gebirge Seïr und ganz Edom insgesamt! Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 36

 

Ez 36:1 "Du aber, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sprich: Ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Herrn!

Ez 36:2 So spricht der Gebieter und Herr: Der Feind hat über euch gerufen: "Ha, Wüste für immer, uns zum Besitz geworden!"

Ez 36:3 Darum weissage und sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Weil man ringsum über euch sich freute und euch verachtete, da ihr von den übrigen Völkern erobert wurdet, und weil ihr auf die spitzige Zunge und in die üble Nachrede der Leute geraten seid,

Ez 36:4 darum, ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern, zu den verwüsteten Trümmerstätten und zu den verlassenen Ortschaften, die den übrigen Völkern ringsum zur Beute und zum Gespött geworden sind.

Ez 36:5 Deshalb spricht der Gebieter und Herr: Wahrlich, im Feuer meines Eifers rede ich wider den Rest der Völker und wider ganz Edom, die mein Land voll Schadenfreude im Herzen und Verachtung in der Seele sich zum Besitz aneigneten, da es als Beute preisgegeben war.

Ez 36:6 Weissage also über das Land Israel und rede zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, in meinem Eifer und in meinem Groll rede ich, weil ihr das Schmähen der Völker zu tragen habt.

Ez 36:7 Deshalb spricht der Gebieter und Herr: Ich hebe meine Hand zum Schwur: Wahrlich, die Völker in eurem Umkreis sollen ihre Schmach selber tragen!

Ez 36:8 Ihr aber, Israels Berge, sollt eure Zweige hervorbringen und eure Frucht tragen für mein Volk Israel; denn bald kehren sie heim.

Ez 36:9 Denn siehe, euer Gott bin ich und wende mich euch zu; angebaut und besät sollt ihr werden!

Ez 36:10 Ich mehre auf euch die Menschen, das ganze Haus Israel insgesamt; die Städte werden wieder bewohnt und die Trümmerstätten aufgerichtet.

Ez 36:11 Menschen und Vieh werde ich zahlreich machen auf euch; sie sollen sich mehren und fruchtbar sein. Ich mache euch bewohnt wie in früheren Tagen und lasse es euch besser ergehen als ehemals. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 36:12 Menschen lasse ich geboren werden auf euch, nämlich mein Volk Israel, und sie werden von euch Besitz ergreifen; ihr werdet ihnen als Erbland dienen und sie in Zukunft nicht mehr der Kinder berauben."

Ez 36:13 So spricht der Gebieter und Herr: "Man sagt von euch: "Du bist eine Menschenfresserin, eine, die ihr eigenes Volk kinderlos macht!"

Ez 36:14 Darum sollst du künftig nicht mehr Menschen vertilgen und dein Volk nicht mehr der Kinder berauben" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 36:15 "Ich lasse dich nicht mehr das Schmähen der Völker vernehmen, und den Hohn der Nationen brauchst du nicht mehr zu tragen; dein Volk wirst du nicht mehr der Kinder berauben" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 36:16 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 36:17 "Menschensohn, als das Haus Israel noch auf seinem Heimatboden lebte, verunreinigten sie ihn durch ihren Lebenswandel und durch ihre Taten; wie die monatliche weibliche Unreinheit war ihr Wandel vor mir.

Ez 36:18 Da goß ich meinen Groll über sie aus wegen des Blutes, das sie im Lande vergossen hatten; mit ihren Götzen hatten sie es verunreinigt.

Ez 36:19 Ich zerstreute sie unter die Völker, und sie wurden in die Länder versprengt; nach ihrem Wandel und nach ihren Taten habe ich sie gerichtet.

Ez 36:20 So kamen sie zu den Heidenvölkern. Wohin sie aber kamen, da befleckten sie meinen heiligen Namen, weil man von ihnen sagte: "Diese sind das Volk des Herrn, und doch mußten sie sein Land verlassen."

Ez 36:21 Da tat es mir leid um meinen heiligen Namen, den das Haus Israel unter den Völkern, zu denen es gelangt war, entweiht hatte.

Ez 36:22 Darum rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Nicht um euretwillen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr unter den Völkern, zu denen ihr gelangt seid, entweiht habt.

Ez 36:23 Nun will ich meinen großen Namen zu Ehren bringen, der unter den Völkern entweiht ist und den ihr mitten unter ihnen entweiht habt. Dann werden die Völker erkennen, daß ich der Herr bin" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "wenn ich mich euch gegenüber als heilig erweise vor ihren Augen.

Ez 36:24 Ich hole euch aus den Völkern, schare euch aus allen Ländern zusammen und bringe euch in eure Heimat.

Ez 36:25 Dann sprenge ich über euch reines Wasser, damit ihr gereinigt werdet; von all euren Unreinheiten und von all euren Götzen will ich euch reinigen.

Ez 36:26 Ich gebe euch ein neues Herz und lege neuen Geist in eure Brust; ich entferne das Herz aus Stein aus eurem Leib und gebe euch ein Herz aus Fleisch.

Ez 36:27 Meinen Geist lege ich in eure Brust und bewirke, daß ihr nach meinen Satzungen wandelt, meine Gesetze beobachtet und erfüllt.

Ez 36:28 Dann dürft ihr im Land, das ich euren Vätern geschenkt, wohnen bleiben; ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.

Ez 36:29 Ich mache euch frei von all euren Unreinheiten; ich rufe dem Getreide zu und mehre es reichlich; ich bringe keine Hungersnot mehr über euch.

Ez 36:30 Ich vermehre die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes, damit ihr nicht mehr die Schmach einer Hungersnot unter den Völkern tragen müßt.

Ez 36:31 Dann werdet ihr euch eures bösen Wandels und eurer schlechten Taten erinnern; ihr werdet vor euch selber eurer Verschuldungen und eurer Greuel wegen Ekel empfinden.

Ez 36:32 Nicht um euretwillen handle ich" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "dies sei euch kund! Schämt euch und errötet über euren Wandel, Haus Israel!"

Ez 36:33 So spricht der Gebieter und Herr: "Am Tage, da ich euch von all euren Verschuldungen reinige, bevölkere ich die Städte wieder, und die Ruinen werden aufgebaut.

Ez 36:34 Das verwüstete Land wird wieder bebaut, statt daß es öde daliegen muß vor den Augen aller Vorüberziehenden.

Ez 36:35 Dann wird es heißen: "Dieses verwüstete Land ist wie der Garten Eden geworden, die zertrümmerten, verwüsteten und zerstörten Städte sind neu befestigt und bevölkert."

Ez 36:36 Alsdann erkennen die Völker, die rings um euch übriggeblieben sind, daß ich, der Herr, das Zerstörte wieder erbaut und das Verwüstete wieder bepflanzt habe. Ich, der Herr, habe geredet und handle."

Ez 36:37 So spricht der Gebieter und Herr: "Auch darin lasse ich mich vom Hause Israel erbitten und vollbringe es ihm: Zahlreich will ich es machen an Menschen wie eine Schafherde.

Ez 36:38 Wie zu heiligen Opfern bestimmte Schafe, wie die Schafe Jerusalems an seinen Festen, so werden die zertrümmerten Städte voll sein von Menschenherden. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Ezechiel Kapitel 37

 

Ez 37:1 Die Hand des Herrn kam über mich; er führte mich im Geist des Herrn hinaus und ließ mich mitten in einer Talebene nieder, die angefüllt war mit Gebeinen.

Ez 37:2 Er ließ mich ringsumher an ihnen vorbeigehen, und siehe, überaus zahlreich lagen sie auf der Oberfläche des Tales; sie aber waren vollständig verdorrt.

Ez 37:3 Da sprach er zu mir: "Menschensohn, werden wohl diese Gebeine sich wieder beleben?" Ich aber antwortete: "Gebieter und Herr, du weißt es!"

Ez 37:4 Dann sagte er zu mir: "Weissage über diese Gebeine und rede sie an: Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn!

Ez 37:5 So spricht der Gebieter und Herr zu diesen Gebeinen: Siehe, ich lasse Geist in euch kommen, und ihr werdet lebendig werden.

Ez 37:6 Ich lege Sehnen an euch und umkleide euch mit Fleisch; ich überziehe euch mit Haut und bringe Geist in euch, daß ihr lebendig werdet und erkennt, daß ich der Herr bin."

Ez 37:7 Ich weissagte, wie mir befohlen. Da entstand ein Rascheln, während ich weissagte, und siehe da, es gab ein Rauschen; die Gebeine rückten aneinander, Knochen zu Knochen.

Ez 37:8 Ich schaute, und siehe, Sehnen bildeten sich an ihnen, Fleisch wuchs empor, und Haut spannte sich oben darüber; doch Geist war in ihnen noch nicht.

Ez 37:9 Da sprach er zu mir: "Weissage zum Geist, weissage, Menschensohn, und rede zum Geist: So spricht der Gebieter und Herr: Von den vier Windrichtungen komme, o Geist, und blase diese Getöteten an, daß sie leben!"

Ez 37:10 Ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da strömte der Geist in sie hinein; sie wurden lebendig und stellten sich aufrecht, eine überaus große Heerschar.

Ez 37:11 Da rief er mir zu: "Menschensohn, jene Gebeine bedeuten das ganze Haus Israel. Fürwahr, sie sprechen: "Verdorrt sind unsere Gebeine, entschwunden ist unsere Hoffnung, mit uns ist es zu Ende."

Ez 37:12 Darum weissage und rede zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch aus euren Grabstätten heraus als mein Volk. Ich bringe euch heim ins Land Israel.

Ez 37:13 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Grabstätten als mein Volk heraushole.

Ez 37:14 Ich lege meinen Geist in euch, daß ihr lebendig werdet, und versetze euch in euer Heimatland. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, gesprochen und gehandelt habe."

Ez 37:15 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 37:16 "Du aber, Menschensohn, nimm dir ein Stück Holz und schreibe darauf: "Juda und die mit ihm verbündeten Söhne Israels"; dann nimm ein anderes Holzstück und schreibe darauf: "Joseph, Holzstab Ephraims, und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel"!

Ez 37:17 Dann lege sie aneinander, daß sie zu einem einzigen Holze werden, so daß sie ein Ganzes bilden in deiner Hand!

Ez 37:18 Erkundigen sich dann die Söhne deines Volkes bei dir: "Willst du uns nicht mitteilen, was das bedeutet?",

Ez 37:19 so antworte ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich nehme das Holzstück Josephs, das Ephraim und den mit ihm verbündeten Stämmen Israels zugehört, füge es zum Holzstück Judas hinzu und lasse sie zu einem einzigen Holz zusammenwachsen, so daß sie ein Ganzes bilden in meiner Hand.

Ez 37:20 Die beiden Holzstücke, worauf du geschrieben, sollen in deiner Hand für sie sichtbar sein.

Ez 37:21 Dann sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, ich hole die Söhne Israels aus den Völkern heraus, zu denen sie ziehen mußten, und schare sie von überallher zusammen; ich bringe sie in ihre Heimat zurück.

Ez 37:22 Ich mache sie zu einem einzigen Volk in meinem Lande und auf den Bergen Israels; ein einziger König soll über sie alle herrschen; sie sollen nicht mehr zwei Völker sein und sich künftig nicht mehr in zwei Königreiche spalten.

Ez 37:23 Dann sollen sie sich nicht mehr mit ihren Götzen und ihren Scheusalen und all ihren Vergehungen verunreinigen. Ich mache sie frei von all ihren Treulosigkeiten, durch die sie sich versündigt haben, und reinige sie; sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

Ez 37:24 Mein Knecht David soll als König über sie herrschen; nur einen einzigen Hirten werden sie insgesamt haben. Sie werden in meinen Vorschriften wandeln, meine Gebote beobachten und sie vollbringen.

Ez 37:25 Sie werden dann in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben, und wo ihre Väter gewohnt haben. Sie werden für dauernd darin wohnen, sie selbst, ihre Kinder und Kindeskinder. David, mein Knecht, wird ihr Fürst auf ewig sein.

Ez 37:26 Ich schließe mit ihnen einen Heilsbund, ein immerwährender Bund mit ihnen soll es sein. Ich erweise mich gnädig an ihnen, mache sie zahlreich und stelle mein Heiligtum in ihrer Mitte für ewig auf.

Ez 37:27 Meine Wohnstätte wird bei ihnen sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.

Ez 37:28 Dann erkennen die Heidenvölker, daß ich, der Herr, es bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum für ewig in ihrer Mitte steht."

 

Ezechiel Kapitel 38

 

Ez 38:1 Das Wort des Herrn erging an mich:

Ez 38:2 "Menschensohn, richte dein Antlitz wider Gog im Lande Magog, den Großfürsten von Meschech und Tubal, und tritt wider ihn als Prophet auf!

Ez 38:3 Sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich will gegen dich vorgehen, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal!

Ez 38:4 Ich locke dich heran und lege in deine Kinnbacken Haken; ich lasse dich und deinen ganzen Heerbann ausrücken, Streitrosse und Wagenkämpfer, alle voll ausgerüstet, ein gewaltiges Aufgebot mit langen und kurzen Schilden, lauter erfahrene Schwertkämpfer.

Ez 38:5 Paras, Kusch und Put sind bei ihnen. Sie alle tragen Schild und Helm.

Ez 38:6 Gomer und all seine Heerscharen, Bet-Togarma vom äußersten Norden und all seine Heerscharen, zahlreiche Völker ziehen mit dir.

Ez 38:7 Halte dich in Bereitschaft und rüste dich, du und dein gesamtes Aufgebot, das sich bei dir einfand; du sollst Dienste für mich leisten!

Ez 38:8 Nach langer Zeit wirst du aufgeboten, am Ende der Jahre wirst du über ein Land hereinbrechen, das, dem Schwert entronnen, zurückgekehrt ist und aus vielen Völkern gesammelt ward in das Bergland Israel, das gar lange verwüstet lag. Nun ist es aus den Völkern herausgeführt, und alle Leute wohnen in Sicherheit.

Ez 38:9 Dann wirst du heraufziehen; wie ein Unwetter wirst du hereinbrechen; wie ein Gewölk, welches das Land bedeckt, wirst du sein, du, alle deine Heerscharen und zahlreiche Völker mit dir.

Ez 38:10 So spricht der Gebieter und Herr: Zu jener Zeit werden in deinem Herzen Gedanken aufsteigen, und du wirst einen schlimmen Plan ersinnen.

Ez 38:11 Du wirst sagen: "Ich ziehe wider ein offen daliegendes Land, überfalle friedliche Leute, die in Sicherheit wohnen; sie alle siedeln ja ohne Mauern, haben weder Riegel noch Tore.

Ez 38:12 Beute machen will ich und Raub einbringen, meine Hand wider neubesiedelte Ruinen kehren und gegen ein Volk, das aus den Völkern zusammengeholt ist, das Herden und Habe erwirbt, das auf dem Nabel der Erde wohnt."

Ez 38:13 Saba, Dedan und seine Kaufleute, Tarsis und all seine Händler sagen zu dir: "Kommst du, um Beute zu raffen? Botest du deine Massen auf, um Raub einzuholen, um Silber und Gold fortzuschleppen, Herden und Habe zu stehlen, gewaltige Beute zu machen?"

Ez 38:14 Darum tritt als Prophet auf, Menschensohn, und rede zu Gog: So spricht der Gebieter und Herr: Wahrlich, du wirst dich zur Zeit, da mein Volk Israel in Sicherheit wohnt, in Bewegung setzen;

Ez 38:15 du wirst von deinem Wohnsitz aus dem äußersten Norden herbeikommen, du und zahlreiche Völker mit dir, alle auf Rossen reitend, ein gewaltiges Aufgebot und eine zahlreiche Streitmacht.

Ez 38:16 Dann wirst du gegen mein Volk Israel zu Felde ziehen wie Gewölk, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen, da lasse ich dich gegen mein Land heranziehen, damit die Völker mich erkennen, wenn ich mich an dir, Gog, vor ihren Augen als heilig erweise.

Ez 38:17 So spricht der Gebieter und Herr: Du bist es, von dem ich bereits in früheren Zeiten durch meine Knechte, die Propheten Israels, geredet habe. Diese haben in jenen Tagen [und Jahren] geweissagt, daß ich dich gegen sie ziehen lasse.

Ez 38:18 An jenem Tage, wenn Gog über das Land Israel kommt" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "da wird mein Ingrimm in mir auflodern.

Ez 38:19 In meiner Erregung, im Feuer meines Zornes, rede ich: Wahrlich, an jenem Tage wird ein großes Beben über das Land Israel kommen!

Ez 38:20 Da erbeben vor mir die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, alles Gewürm, das auf dem Boden kriecht, und alle Menschen, die auf der Erde leben. Die Berge werden bersten und die Felsblöcke zusammenstürzen; jede Mauer wird zu Boden fallen.

Ez 38:21 Ich rufe wider ihn jegliches Grauen" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "das Schwert eines jeden richtet sich gegen den eigenen Bruder.

Ez 38:22 Dann gehe ich mit ihm durch Pest und Blut ins Gericht. Wolkenbrüche und Hagelsteine, Feuer und Schwefel lasse ich regnen auf ihn, auf seine Heerscharen und seine zahlreichen Hilfsvölker.

Ez 38:23 So erweise ich mich als groß und heilig und tue mich kund vor den Augen vieler Völker. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

 

Ezechiel Kapitel 39

 

Ez 39:1 Du aber, Menschensohn, tritt wider Gog als Prophet auf und sage: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich gehe gegen dich vor, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal!

Ez 39:2 Ich locke dich herbei und steuere dich; ich führe dich vom äußersten Norden herauf und bringe dich auf die Berge Israels.

Ez 39:3 Dann schlage ich dir den Bogen aus deiner linken Hand und lasse die Pfeile deiner rechten Hand entgleiten.

Ez 39:4 Auf den Bergen Israels wirst du fallen, du und all deine Heerscharen und Hilfsvölker die bei dir sind. Den Raubvögeln jeglichen Gefieders und den Tieren des Feldes überliefere ich dich zum Fraße.

Ez 39:5 Auf freiem Gelände wirst du liegen bleiben; denn ich habe geredet" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 39:6 "Ich sende Feuer wider Magog und die in Sicherheit lebenden Inselbewohner. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

Ez 39:7 Meinen heiligen Namen mache ich kund inmitten meines Volkes Israel; ich lasse meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, damit die Völker erkennen, daß ich der Herr bin, heilig in Israel.

Ez 39:8 Siehe, es kommt und trifft ein" - Spruch des Gebieters und Herrn -; "das ist der Tag, von dem ich sprach.

Ez 39:9 Dann ziehen die Bewohner der Städte Israels hinaus, zünden an und verbrennen die Rüstungen, die kleinen und großen Schilde, die Bogen und Pfeile, Keulen und Lanzen. Sieben Jahre lang können sie damit heizen.

Ez 39:10 Sie holen nicht mehr Holz vom Feld oder fällen es in den Wäldern; denn mit den Rüstungen unterhalten sie das Feuer. So plündern sie ihre Plünderer und berauben ihre Berauber" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 39:11 "An jenem Tage bestimme ich für Gog einen mit Namen genannten Ort zur Grabstätte in Israel, nämlich das Wanderertal östlich vom (Toten) Meer. Es versperrt aber den Wanderern den Weg, und dort wird man den Gog und all sein Gepränge begraben. Daher wird es heißen "Tal des Gog-Gepränges".

Ez 39:12 Das Haus Israel wird sie sieben Monate lang begraben, um das Land zu reinigen.

Ez 39:13 Das gesamte Volk des Landes wird sie bestatten. Zum Ruhme wird ihnen der Tag gereichen, an dem ich mich verherrliche" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 39:14 "Eine ständige Mannschaft wird man abordnen, die im Lande umherzieht und jene begräbt, die über das Land hin noch liegengeblieben sind, um es zu reinigen; nach Ablauf von sieben Monaten sollen sie es durchforschen.

Ez 39:15 Wenn die Umherziehenden das Land durchwandern, und es erblickt einer ein Menschengerippe, dann soll er daneben ein Steinmal errichten, bis es die Totengräber im "Tal des Gog-Gepränges" beerdigt haben.

Ez 39:16 [Auch eine Stadt führt den Namen Hamona (Gepränge).] So reinigen sie das Land.

Ez 39:17 Du aber, Menschensohn, so spricht der Gebieter und Herr, sprich zu den Vögeln jeglichen Gefieders und zu allen Tieren des Feldes: Schart euch zusammen und kommt herbei! Von überallher versammelt euch zu meinem Opfermahl, das ich für euch schlachte, ein großes Opfermahl auf den Bergen Israels! Freßt Fleisch und trinkt Blut!

Ez 39:18 Das Fleisch von Helden sollt ihr fressen, und das Blut von Fürsten der Erde sollt ihr trinken; Widder, Lämmer, Böcke, Jungstiere und Mastvieh von Basan sind sie alle.

Ez 39:19 Fett sollt ihr fressen bis zur Sättigung und Blut trinken bis zur Berauschung von meinem Opfermahl, das ich für euch schlachte.

Ez 39:20 An meinem Tische sollt ihr euch sättigen an Rossen und Reitern, an Helden und Kriegsleuten aller Art" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 39:21 "So verbreite ich meine Ehre unter den Völkern. Alle Völker werden mein Gericht schauen, das ich vollstrecke, und meine Hand, die ich an sie lege.

Ez 39:22 Dann werden die vom Haus Israel erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von jenem Tage an und künftighin.

Ez 39:23 Auch die Völker sollen erkennen, daß das Haus Israel um seiner Verschuldung willen in die Verbannung mußte, weil sie mir treulos wurden, und daß ich mein Antlitz vor ihnen verbarg und sie in die Gewalt ihrer Bedränger gab, so daß sie insgesamt durch das Schwert fielen.

Ez 39:24 Ihrer Unreinheit und ihrer Vergehen gemäß handelte ich an ihnen und verhüllte vor ihnen mein Antlitz."

Ez 39:25 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Nun will ich Jakobs Schicksal wenden, mich des gesamten Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen mich ereifern.

Ez 39:26 Vergessen sollen sie ihre Schmach und all ihre Untreue, womit sie mir die Treue brachen, wenn sie wieder in Sicherheit auf ihrer Scholle wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt!

Ez 39:27 Wenn ich sie aus den Völkern und aus den Ländern ihrer Feinde sammle, dann will ich mich an ihnen vor den Augen zahlreicher Völker als heilig erweisen.

Ez 39:28 Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, der sie zwar zu den Völkern in die Verbannung sandte, sie aber nun auf ihrer Heimatscholle wieder sammelt und keinen von ihnen dort zurückläßt.

Ez 39:29 Mein Antlitz will ich nicht mehr vor ihnen verhüllen, da ich meinen Geist über das Haus Israel ausgieße" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 40

 

Ez 40:1 Am zehnten Tag des ersten Monats im fünfundzwanzigsten Jahre unserer Verbannung, im vierzehnten Jahre nach der Eroberung der Stadt, an eben diesem Tage kam die Hand des Herrn über mich, und er brachte mich dorthin.

Ez 40:2 In gottgewirkten Schauungen brachte er mich in das Land Israel und ließ mich auf einem sehr hohen Berge nieder. Auf diesem war mir gegenüber etwas wie eine Stadtanlage.

Ez 40:3 Er führte mich dorthin, und siehe, da war ein Mann, der ein Aussehen wie von Erz hatte; er trug eine Leinenschnur und eine Meßrute in seiner Hand. Er hatte am Tor Aufstellung genommen.

Ez 40:4 Der Mann sprach zu mir: "Menschensohn, schau mit deinen Augen und vernimm mit deinen Ohren! Richte deine Aufmerksamkeit auf alles, was ich dir zeigen will; denn damit man es dich sehen lasse, wurdest du hierhergebracht. Alles, was du schaust, melde dem Hause Israel!"

Ez 40:5 Da war nun eine Mauer zu sehen, die von außen ringsum den Tempel umgab. In der Hand des Mannes befand sich eine Meßrute von sechs Ellen, die Elle zu einer (gewöhnlichen) Elle und einer Handbreite gerechnet. Er maß die Breite des Bauwerkes: eine Rute, und die Höhe: eine Rute.

Ez 40:6 Dann trat er in das Tor, dessen Vorderseite nach Osten schaute, stieg sieben Stufen hinauf und maß die Schwelle des Tores ab: eine Rute in der Breite [, und die Schwelle: eine Rute in der Breite].

Ez 40:7 Dazu die Nische: eine Rute lang und eine Rute tief, den Pfeiler zwischen den Nischen: fünf Ellen, und die zweite Nische: eine Rute lang und eine Rute tief, und den Pfeiler: fünf Ellen, und die dritte Nische: eine Rute lang und eine Rute tief, und die Schwelle des Tores neben der Vorhalle des Tores auf der Innenseite: eine Rute.

Ez 40:8 Dann maß er die Vorhalle des Tores [auf der inneren Seite: eine Rute.

Ez 40:9 Er maß die Vorhalle des Tores]: acht Ellen, und ihre Pfeiler: zwei Ellen. Die Vorhalle des Tores aber lag einwärts gerichtet.

Ez 40:10 Die Nischen des Tores lagen einander gegenüber: drei auf der einen und drei auf der anderen Seite; alle drei hatten das gleiche Maß. Auch die Pfeiler auf beiden Seiten hatten das gleiche Maß.

Ez 40:11 Dann maß er die Breite des Toreingangs ab: zehn Ellen, und die Länge des Tores: dreizehn Ellen.

Ez 40:12 Vor den Nischen befand sich eine Einfriedung, je eine Elle breit auf der einen wie auf der anderen Seite; die Nische aber maß sechs Ellen auf der einen und sechs Ellen auf der anderen Seite.

Ez 40:13 Dann maß er das Tor vom Flachdach der Nische bis zum gegenüberliegenden Flachdach. Die Breite betrug fünfundzwanzig Ellen von einem Eingang zum anderen.

Ez 40:14 Dann maß er die Vorhalle ab: zwanzig Ellen. An die Vorhalle stieß ringsum der Vorhof.

Ez 40:15 Von der Vorderseite des Toreinganges bis zur inneren Vorderseite der Vorhalle des Tores waren es fünfzig Ellen.

Ez 40:16 Das Tor hatte ringsum Gitterfenster an den Nischen und an ihren Pfeilern nach innen zu; ebenso hatte die Vorhalle ringsum Fenster nach innen zu, und an den Pfeilern waren Palmverzierungen auf beiden Seiten.

Ez 40:17 Dann führte er mich in den äußeren Vorhof, und siehe, da waren Zellen und ein Steinpflaster auf dem Vorhof ringsum; auf dem Steinpflaster standen dreißig Zellen.

Ez 40:18 Das Pflaster befand sich seitlich der Tore und stimmte mit der Länge der Tore überein. Das war das untere Steinpflaster.

Ez 40:19 Dann maß er die Breite des Vorhofes von der vorderen Seite des unteren Tores bis zur vorderen Seite des inneren Tores nach auswärts: hundert Ellen. Dann brachte er mich nach Norden.

Ez 40:20 Und siehe, da war ein Tor, dessen vordere Seite in nördlicher Richtung zum äußeren Vorhofe lag. Er maß seine Länge und seine Breite.

Ez 40:21 Seine Nischen, drei auf der einen und drei auf der anderen Seite, seine Pfeiler und seine Vorhalle maßen genauso viel wie das ersterwähnte Tor: fünfzig Ellen in der Länge und fünfundzwanzig Ellen in der Breite.

Ez 40:22 Seine Fenster, seine Vorhalle und seine Palmverzierungen hatten dasselbe Maß wie bei dem Tor, dessen Vorderseite nach Osten schaute. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf; seine Vorhalle aber lag nach innen zu.

Ez 40:23 Auch das Tor zum inneren Vorhof gegenüber dem Nordhof sah wie das Osttor aus. Der Mann maß von einem Tor zum anderen hundert Ellen.

Ez 40:24 Er führte mich sodann in südliche Richtung, und siehe, da war ein nach Süden gerichtetes Tor. Er maß seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle; es waren dieselben Maße.

Ez 40:25 Es hatte ringsherum Fenster, wie auch seine Vorhalle, gleich den oben genannten Fenstern, fünfzig Ellen betrug die Länge und fünfundzwanzig Ellen die Breite.

Ez 40:26 Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf, und seine Vorhalle lag nach innen zu, ebenso hatte es Palmverzierungen, eine auf der einen und eine auf der anderen Seite der Pfeiler.

Ez 40:27 Auch das Tor zum inneren Vorhof schaute in südlicher Richtung. Er maß von einem Tor zum anderen in südlicher Richtung hundert Ellen.

Ez 40:28 Dann brachte er mich zu dem inneren Vorhof durch das südliche Tor. Er maß das Südtor; es hatte dieselben Maße.

Ez 40:29 Seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten die gleichen Maße. Es hatte Fenster ringsum, wie auch seine Vorhalle; fünfzig Ellen betrug die Länge und fünfundzwanzig Ellen die Breite.

Ez 40:30 [Die Vorhallen ringsum: fünfundzwanzig Ellen lang und fünf Ellen breit.]

Ez 40:31 Seine Vorhalle aber lag in der Richtung des äußeren Vorhofes. Palmverzierungen waren an seinen Pfeilern; sein Aufgang bestand aus acht Stufen.

Ez 40:32 Dann brachte er mich zu dem Tor, das in östlicher Richtung lag. Er maß das Tor: es hatte dieselben Maße.

Ez 40:33 Auch seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten dieselben Maße. Es hatte ringsum Fenster, wie auch seine Vorhalle; die Länge war fünfzig Ellen und die Breite fünfundzwanzig Ellen.

Ez 40:34 Seine Vorhalle aber lag in der Richtung des äußeren Vorhofes. Palmverzierungen waren an seinen Pfeilern auf beiden Seiten; sein Aufgang bestand aus acht Stufen.

Ez 40:35 Dann brachte er mich zu dem nördlichen Tor. Er maß es, und es hatte dieselben Maße.

Ez 40:36 Auch seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten die gleichen Maße. Es hatte ringsum Fenster, wie auch seine Vorhalle; die Länge betrug fünfzig Ellen und die Breite fünfundzwanzig Ellen.

Ez 40:37 Seine Vorhalle lag in Richtung des äußeren Vorhofes. Palmverzierungen waren an seinen Pfeilern auf beiden Seiten; sein Aufgang bestand aus acht Stufen.

Ez 40:38 Auch eine Zelle war vorhanden, deren Zugang an den Torpfeilern lag; dort spült man das Brandopfer ab.

Ez 40:39 In der Vorhalle des Tores waren zwei Tische auf der einen und zwei Tische auf der anderen Seite; hier sollen Brandopfer, Sündopfer und Schuldopfer geschlachtet werden.

Ez 40:40 An der äußeren Seitenwand, für den, der zum Toreingang hinaufstieg, nördlich gelegen, waren zwei Tische. An der anderen Außenwand der Vorhalle des Tores gab es gleichfalls zwei Tische,

Ez 40:41 also vier Tische auf der einen und vier Tische auf der anderen Seite neben dem Tor, zusammen acht Tische, auf denen man das Schlachtopfer herrichtet.

Ez 40:42 Die vier Tische für das Brandopfer waren Quadersteine, eineinhalb Ellen lang, eineinhalb Ellen breit und eine Elle hoch; darauf legt man die Geräte zum Schlachten der Brand- und Schlachtopfer.

Ez 40:43 Auch war ein Rand von einer Handbreite nach innen zu ringsum angebracht; über den Tischen war ein Überdach, welches das Opferfleisch vor Regen und Hitze schützen sollte.

Ez 40:44 Dann führte er mich in den inneren Vorhof, und siehe, da waren zwei Zellen im inneren Vorhof, eine an der Seitenwand des Nordtores, dessen Vorderseite nach Süden wies, und die andere an der Seitenwand des Südtores, dessen Vorderseite nach Norden wies.

Ez 40:45 Er sprach zu mir: "Diese Zelle, deren Vorderseite nach Süden gerichtet ist, dient den Priestern, denen der Tempeldienst obliegt.

Ez 40:46 Die andere Zelle, deren Vorderseite nach Norden gerichtet ist, dient den Priestern, denen der Altardienst zukommt. Es handelt sich um die Söhne Zadoks, die unter den Söhnen Levis sich dem Herrn nahen dürfen, um ihm Dienste zu leisten."

Ez 40:47 Er maß den Vorhof: hundert Ellen lang und hundert Ellen breit - ein Quadrat. Der Brandopferaltar aber stand vor dem Tempel.

Ez 40:48 Dann brachte er mich zur Vorhalle des Tempels und maß die Pfeiler: fünf Ellen auf der einen und fünf Ellen auf der anderen Seite; die Breite des Tores war vierzehn Ellen und die der Seitenwände des Tores drei Ellen auf der einen und drei Ellen auf der anderen Seite.

Ez 40:49 Die Vorhalle war zwanzig Ellen lang und zwölf Ellen breit; auf zehn Stufen stieg man zu ihr hinauf. Auch Säulen waren an den Pfeilern, je eine auf beiden Seiten.

 

Ezechiel Kapitel 41

 

Ez 41:1 Dann führte er mich zur Tempelhalle und maß die Pfeiler: sechs Ellen breit auf der einen und sechs Ellen breit auf der anderen Seite.

Ez 41:2 Die Breite des Eingangs betrug zehn Ellen, und die der Seitenwände des Eingangs fünf Ellen auf der einen und fünf Ellen auf der anderen Seite. Er maß ihre Länge: vierzig Ellen, und die Breite: zwanzig Ellen.

Ez 41:3 Dann trat er in das Innerste ein und maß den Pfeiler des Eingangs: zwei Ellen, und die Breite des Eingangs: sechs Ellen, und die Seitenwände desselben: je sieben Ellen.

Ez 41:4 Er maß seine Länge: zwanzig Ellen, und seine Breite: zwanzig Ellen gegen die Tempelhalle zu. Er erklärte mir: "Das ist das Allerheiligste."

Ez 41:5 Dann maß er die Mauer des Tempels mit sechs Ellen und die Breite des Anbaues mit vier Ellen rings um das Tempelhaus herum.

Ez 41:6 Die Seitenräume aber, Seitenraum an Seitenraum, beliefen sich auf dreißig in drei Stockwerken, und Absätze waren in der Mauer des Tempels für die Seitenräume ringsum, die als Träger dienten, so daß sie nicht in die Mauer des Tempels eingriffen.

Ez 41:7 Die Seitenräume wurden nach oben hin immer weiter, entsprechend der Erweiterung der Mauer nach oben zu rings um den Tempel. Darum nahm die Weite gegen den Tempel nach oben hin zu. Von dem unteren Stockwerk stieg man hinauf zu dem mittleren und von dem mittleren zu dem obersten.

Ez 41:8 Ich sah rings um den Tempel ein erhöhtes Pflaster. Die Fundamente der Seitenräume machten eine volle Rute aus, sechs Ellen, die sich verjüngten.

Ez 41:9 Die Dicke der Außenmauer der Seitenräume betrug fünf Ellen; ein freier Platz war zwischen den Seitenräumen des Tempels

Ez 41:10 und zwischen den Zellen in einer Breite von zwanzig Ellen rings um den Tempel herum.

Ez 41:11 Die Türen des Anbaus führten auf den freien Platz, eine Türe nach Norden und eine andere nach Süden zu. Die Breite des freien Platzes war fünf Ellen ringsum.

Ez 41:12 Das Gebäude, das vor dem eingefriedeten Platz an der Westseite lag, hatte eine Breite von siebzig Ellen, die Mauer des Baues hatte eine Dicke von fünf Ellen ringsum, und seine Länge betrug neunzig Ellen.

Ez 41:13 Dann maß er das Tempelhaus; es war hundert Ellen lang. Der eingefriedete Platz und der Bau zusammen mit seinen Mauern waren hundert Ellen lang.

Ez 41:14 Die Breite der vorderen Seite des Tempelhauses und des eingefriedeten Platzes gegen Osten betrug hundert Ellen. 15a Sodann maß er die Länge des Geländes vor dem eingefriedeten Platz, auf dessen Rückseite, samt den Galerien auf beiden Seiten: hundert Ellen.

Ez 41:15 Die Tempelhalle, das Innerste und seine äußere Vorhalle

Ez 41:16 waren getäfelt, die vergitterten Fenster und die Galerien in ihrer Dreiheit ringsum gegenüber der Schwelle waren gänzlich mit Holz verschalt. Vom Boden bis zu den Fenstern und an den Fenstern befanden sich Verkleidungen.

Ez 41:17 Über dem Eingang bis zum Innersten des Tempels, ebenso draußen und an allen Wänden rundum, innen und außen waren die Maße gekennzeichnet.

Ez 41:18 Ferner waren Kerubim und Palmverzierungen angebracht, je eine Palme zwischen den Kerubim. Zwei Gesichter hatte jeder Kerub,

Ez 41:19 ein Menschengesicht zur Palmverzierung der einen Seite und ein Löwengesicht zur Palmverzierung der anderen Seite. So war es ringsum am ganzen Tempel angelegt.

Ez 41:20 Vom Boden bis über den Eingang waren die Kerubim und die Palmen an der Tempelwand angebracht.

Ez 41:21 Die Türeinfassung der Tempelhalle war vierfach. Vor dem Allerheiligsten war etwas, was die Gestalt

Ez 41:22 eines hölzernen Altares hatte von drei Ellen Höhe, zwei Ellen Länge und zwei Ellen Breite. Seine Ecken, sein Sockel und seine Wände waren aus Holz. Mein Begleiter sprach zu mir: "Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht."

Ez 41:23 Die Tempelhalle und auch das Allerheiligste hatten je zwei Türflügel.

Ez 41:24 Jeder Türflügel hatte zwei drehbare Türblätter, zwei hatte der eine Türflügel und zwei der andere Türflügel.

Ez 41:25 Auf diesen [auf den Türflügeln der Tempelhalle] waren Kerubim und Palmverzierungen angebracht, wie sie auch an den Wänden angebracht waren. Ein Schutzdach aus Holz befand sich außen vor der Vorhalle.

Ez 41:26 Vergitterte Fenster und Palmen waren beiderseits an den Seitenwänden der Vorhalle, an den Seitenräumen des Tempels und den Schutzdächern.

 

Ezechiel Kapitel 42

 

Ez 42:1 Alsdann führte er mich zum inneren Vorhof hinaus in nördliche Richtung und brachte mich zum Zellenbau, der vor dem eingefriedeten Platz und vor dem Hinterbau nach Norden zu lag.

Ez 42:2 An der Vorderseite betrug die Länge hundert Ellen an der Nordseite, und die Breite fünfzig Ellen.

Ez 42:3 Gegenüber den zwanzig Ellen im inneren Vorhof und gegenüber dem Steinpflaster im äußeren Vorhof lagen sie, Galerie an Galerie, in drei Stockwerken.

Ez 42:4 Vor den Zellen führte ein Gang zehn Ellen breit und hundert Ellen lang in das Innere. Ihre Türen lagen gegen Norden.

Ez 42:5 Die oberen Zellen waren verkürzt; denn die Galerien nahmen ihnen Raum weg im Vergleich mit den unteren und mittleren Stockwerken des Gebäudes.

Ez 42:6 Sie waren je dreistöckig, aber sie hatten keine Säulen entsprechend den Säulen auf dem äußeren Vorhof. Darum verjüngten sie sich im Vergleich mit den unteren und mittleren Stockwerken vom Boden her.

Ez 42:7 Eine Grenzmauer lief an der Außenseite parallel zu den Zellen in Richtung nach dem äußeren Vorhof; soweit sie den Zellen entlang lief, betrug ihre Länge fünfzig Ellen.

Ez 42:8 Denn die Länge der Zellen, die beim äußeren Vorhof lagen, betrug fünfzig Ellen und die der Zellen vor der Tempelhalle hundert Ellen.

Ez 42:9 Unterhalb jener Zellen war ein Zugang aus östlicher Richtung, wenn man zu ihnen vom äußeren Vorhof her kam.

Ez 42:10 In der Breite der Vorhofmauer nach Süden hin gegenüber dem umfriedeten Platz und gegenüber dem Anbau waren ebenfalls Zellen.

Ez 42:11 Ein Gang war ihnen vorgelagert. Sie sahen aus wie die Zellen, die in nördlicher Richtung lagen, sowohl ihrer Länge als auch ihrer Breite nach, all ihren Ausgängen, ihren Anlagen und ihren Türen nach.

Ez 42:12 Unterhalb der Zellen, die in südlicher Richtung lagen, war ein Eingang am Anfang der Vorhofmauer vor dem umfriedeten Platz und dem Anbau, wenn man nach Osten zu eintrat.

Ez 42:13 Er erklärte mir: "Die Zellen im Norden und die Zellen im Süden, die gegenüber dem umfriedeten Platz liegen, das sind die heiligen Zellen, wo die Priester, die sich dem Herrn nahen dürfen, das Hochheilige verzehren sollen. Dorthin sollen sie das Hochheilige, das Speise-, Sünd- und das Schlachtopfer bringen; denn der Ort ist heilig.

Ez 42:14 Wenn die Priester hereinkommen, so dürfen sie nicht gleich vom Heiligtum in den äußeren Vorhof hinausgehen. Vielmehr sollen sie dort ihre Gewänder niederlegen, in denen sie den Gottesdienst verrichten; denn heilig sind sie. Sie sollen andere Kleider anziehen und sich erst dann auf den Platz begeben, der für das Volk bestimmt ist."

Ez 42:15 Als er die Vermessung des inneren Tempelgebäudes beendet hatte, führte er mich hinaus in Richtung des Tores, dessen Vorderseite nach Osten schaute, und maß das Ganze von allen Seiten ab.

Ez 42:16 Er maß die östliche Seite mit der Meßrute; es ergab mit der Meßrute fünfhundert Ellen.

Ez 42:17 Dann wandte er sich und maß die nördliche Seite; sie betrug fünfhundert Ellen mit der Meßrute.

Ez 42:18 Dann wandte er sich nach der Südseite und maß fünfhundert Ellen mit der Meßrute.

Ez 42:19 Dann wandte er sich nach der Westseite und maß fünfhundert Ellen mit der Meßrute.

Ez 42:20 An den vier Seiten nahm er die Vermessung vor. Rundherum war eine Mauer fünfhundert Ellen lang und fünfhundert Ellen breit, um zwischen dem Heiligen und dem Nichtheiligen zu scheiden.

 

Ezechiel Kapitel 43

 

Ez 43:1 Dann führte er mich zu dem Tor, das in östlicher Richtung lag.

Ez 43:2 Und siehe da, die Herrlichkeit des Gottes Israels kam von Osten her. Es rauschte gleich dem Rauschen gewaltiger Wasser. Die Erde erstrahlte von seiner Herrlichkeit.

Ez 43:3 Die Erscheinung, die ich zu schauen bekam, glich der Erscheinung, die ich schaute, als er kam, die Stadt zu vernichten. Auch der Anblick des Gefährts glich der Erscheinung, die ich am Flusse Kebar geschaut hatte. Ich fiel auf mein Angesicht nieder.

Ez 43:4 Die Herrlichkeit des Herrn zog in den Tempel ein durch das Tor, dessen Vorderseite nach Osten schaute.

Ez 43:5 Ein Geisthauch hob mich in die Höhe und brachte mich in den inneren Vorhof, und siehe, der Tempel war angefüllt mit der Herrlichkeit des Herrn.

Ez 43:6 Ich vernahm, wie einer vom Tempel her zu mir redete, während der Mann neben mir stand.

Ez 43:7 Er sagte zu mir: "Menschensohn, siehst du die Stätte meines Thrones und die Stätte meiner Fußsohlen, an der ich für immer inmitten der Söhne Israels wohnen will? Die vom Hause Israel sollen nicht mehr meinen heiligen Namen beflecken, weder sie selbst noch ihre Könige, durch ihre Unzucht und durch die Leichen ihrer Könige bei deren Tod.

Ez 43:8 Sie haben nämlich ihre Schwelle an meine Schwelle und ihren Pfosten neben meinen Pfosten gesetzt, so daß zwischen mir und ihnen nur eine Wand war. So befleckten sie meinen heiligen Namen durch ihre Greuel, die sie verübten; ich aber vertilgte sie in meinem Zorn.

Ez 43:9 Jetzt aber sollen sie ihre Unzucht und die Leichen ihrer Könige von mir entfernen, so daß ich für immer in ihrer Mitte wohnen kann.

Ez 43:10 Du aber, Menschensohn, beschreibe dem Haus Israel den Tempel - mögen sie sich ob ihrer Sünden schämen! -, seine Maße und seinen Entwurf!

Ez 43:11 Wenn sie sich all dessen schämen, was sie verübt haben, dann zeichne den Tempel und seine Einrichtungen, seine Ausgänge, seine Zugänge und seinen ganzen Plan! All seine Satzungen, seinen ganzen Plan und all seine Gesetze verkünde ihnen und schreibe sie in ihrer Gegenwart auf, damit sie seinen ganzen Plan und all seine Satzungen beobachten und nach ihnen handeln.

Ez 43:12 Dies aber ist das Tempelgesetz: Auf dem Bergesgipfel soll sein gesamter Bezirk ringsum hochheilig sein! Siehe, dies ist das Tempelgesetz!"

Ez 43:13 Das sind die Maße des Altares, in Ellen ausgedrückt, die Elle zu einer (gewöhnlichen) Elle und einer Handbreite gerechnet. Sein Sockel war eine Elle hoch und eine Elle breit, seine Randleiste ringsum eine Spanne hoch. Folgendes war die Höhe des Altares:

Ez 43:14 Vom Sockel am Boden bis zu der unteren Einfassung waren es zwei Ellen Höhe und eine Elle Breite, von dieser kleinen Einfassung bis zur großen waren es vier Ellen Höhe und eine Elle Breite.

Ez 43:15 Der Opferherd war vier Ellen hoch; vom Opferherd ragten vier Hörner in die Höhe.

Ez 43:16 Der Opferherd hatte eine Länge von zwölf Ellen und eine Breite von zwölf Ellen; er war also nach seinen vier Seiten hin quadratisch.

Ez 43:17 Die große Einfassung war vierzehn Ellen lang bei einer Breite von vierzehn Ellen an den vier Seiten; die Randleiste ringsum war eine halbe Elle breit. Der Sockel an ihr maß eine Elle ringsum. Seine Stufen schauten nach Osten.

Ez 43:18 Dann sprach er zu mir: "Menschensohn, so spricht der Gebieter und Herr: Das sind die Satzungen bezüglich des Altares am Tag seiner Fertigstellung, um auf ihm Brandopfer darzubringen und Blut zu sprengen:

Ez 43:19 Gib den levitischen Priestern, die aus dem Geschlecht Zadoks stammen und sich mir nahen dürfen" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "um mir Dienste zu leisten, einen Jungstier als Sündopfer!

Ez 43:20 Nimm von seinem Blute und streiche es an die vier Altarhörner, an die vier Ecken der Einfassung und an die Randleiste ringsherum; so entsündige ihn und schaffe ihm Sühne!

Ez 43:21 Alsdann nimm den für das Sündopfer bestimmten Jungstier und verbrenne ihn auf dem vorgeschriebenen Platz beim Tempel außerhalb des Heiligtums!

Ez 43:22 Am Tage darauf sollst du einen fehlerlosen Ziegenbock als Sündopfer darbringen; die Priester sollen den Altar entsündigen, wie sie ihn mit dem Jungstier entsündigt haben.

Ez 43:23 Hast du dann die Entsündigung durchgeführt, so bringe einen fehlerlosen Jungstier und einen fehlerlosen Widder aus der Kleinviehherde dar!

Ez 43:24 Diese Tiere bringe vor das Antlitz des Herrn; die Priester sollen Salz darauf streuen und sie als Brandopfer für den Herrn darbringen!

Ez 43:25 Sieben Tage hintereinander sollst du täglich einen Bock als Sündopfer zurichten; ebenso soll man einen Jungstier und einen Widder aus der Kleinviehherde, beide in fehlerlosem Zustand, herrichten!

Ez 43:26 Sieben Tage hindurch soll man den Altar entsühnen, ihn reinigen und einweihen!

Ez 43:27 Wenn sie diese Tage beendet haben, dann sollen die Priester am achten Tage und in der Folgezeit auf dem Altar eure Brandopfer und eure Friedopfer zurichten; ich aber will euch gnädig annehmen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 44

 

Ez 44:1 Dann brachte er mich zurück in Richtung nach dem äußeren Tor des Heiligtums, das nach Osten schaute; es war aber verschlossen.

Ez 44:2 Der Herr sprach zu mir: "Dieses Tor bleibe verschlossen; es darf nicht aufgetan werden, und niemand darf durch dasselbe hineintreten; denn der Herr, der Gott Israels, ist hier eingezogen; darum bleibe es verriegelt.

Ez 44:3 Nur der Fürst darf darin verweilen, um vor dem Antlitz des Herrn das Opfermahl zu verzehren; durch die Vorhalle des Tores trete er ein, und auf demselben Weg gehe er wieder hinaus."

 

Ez 44:4 Dann brachte er mich in der Richtung nach dem Nordtor zur Vorderseite des Tempels; ich blickte auf, und siehe die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel des Herrn. Da sank ich auf mein Angesicht nieder.

Ez 44:5 Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, beachte sorgfältig, schau mit deinen Augen und vernimm mit deinen Ohren alles, was ich dir über sämtliche Satzungen des Tempels des Herrn und über all seine Bestimmungen mitzuteilen habe! Habe acht auf alle, die in den Tempel hineingehen dürfen, und auf alle, die aus dem Heiligtum hinausgeschafft werden müssen!

Ez 44:6 Sage dem Haus der Widerspenstigkeit, dem Haus Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Mehr als genug sei es euch mit all euren Greueltaten, Haus Israel!

Ez 44:7 Fremdstämmige, unbeschnitten an Herz und Leib, habt ihr eintreten und in meinem Heiligtum sich aufhalten lassen, um meinen Tempel zu entweihen, während ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet. So habt ihr meinen Bund durch all eure Greueltaten gebrochen.

Ez 44:8 Die Dienstobliegenheiten an meinem Heiligtum habt ihr nicht vollzogen, sondern jene zur Dienstleistung in meinem Heiligtum eingesetzt.

Ez 44:9 Darum spricht der Gebieter und Herr: Kein Fremdstämmiger von allen Fremdlingen, die inmitten der Söhne Israels wohnen, unbeschnitten an Herz und Leib, darf mein Heiligtum betreten.

Ez 44:10 Vielmehr sollen die Leviten, die sich von mir entfernten, als Israel in die Irre ging, als sie nämlich von mir weg ihren Götzen nachirrten, - sie sollen ihre Verschuldung tragen!

Ez 44:11 Sie sollen in meinem Heiligtum des Dienstes walten als Wächter an den Tempeltoren und als Bedienstete des Tempels. Sie sollen die Brandopfer und Schlachtopfer für das Volk schlachten und ihnen als Diener zur Verfügung stehen.

Ez 44:12 Weil sie ihnen vor ihren Götzen dienten und so dem Hause Israel zum Anstoß der Verschuldung wurden, darum erhob ich meine Hand wider sie" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie sollen ihre Verschuldung tragen!

Ez 44:13 Sie dürfen sich mir nicht nahen, um mir Priesterdienste zu leisten und sich all meinen heiligen Dingen, den hochheiligen, zu nahen, sondern sie sollen ihre Schmach tragen ob ihrer Greueltaten, die sie verübten.

Ez 44:14 Ich bestimme sie zu Wächtern des Tempeldienstes mit seinem ganzen Betrieb und mit allem, was es darin zu tun gibt.

Ez 44:15 Die levitischen Priester aber, die Nachkommen Zadoks, die den Dienst in meinem Heiligtum besorgten, als die Söhne Israels von mir abirrten, sie sind es, die mir nahen dürfen, um mir zu dienen. Sie sollen vor mein Antlitz treten, um mir Fett und Blut darzubringen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 44:16 "Sie sind es, die mein Heiligtum betreten und in die Nähe meines Tisches kommen dürfen, um mir zu dienen; sie sollen meinen Dienst versehen.

Ez 44:17 Sobald sie in die Tore des inneren Vorhofes eintreten, sollen sie sich mit Leinengewändern bekleiden. Sie sollen kein wollenes Gewand tragen, wenn sie in den Toren des inneren Vorhofes und im Tempel Dienste verrichten.

Ez 44:18 Kopfbunde aus Leinen sollen sie auf ihrem Haupte tragen und linnene Beinkleider um ihre Hüften; sie sollen sich nicht in schweißtreibende Kleider hüllen.

Ez 44:19 Gehen sie aber in den äußeren Vorhof zum Volke hinaus, so sollen sie ihre Gewänder, in denen sie ihren Dienst verrichteten, ausziehen, sie in den Zellen des Heiligtums hinlegen und sich mit anderen Gewändern bekleiden, weil sie sonst auf das Volk durch ihre Gewänder Weihe übertragen würden.

Ez 44:20 Ihr Haupt dürfen sie nicht kahlscheren; aber sie sollen das Haar auch nicht frei herabhängen lassen, sondern ihr Haupthaar ordentlich stutzen.

Ez 44:21 Kein Priester darf Wein trinken, wenn er den inneren Vorhof betreten will.

Ez 44:22 Eine Witwe oder eine Geschiedene dürfen sie nicht heiraten, sondern nur Jungfrauen aus der Nachkommenschaft des Hauses Israel; eine Witwe jedoch, welche die Witwe von einem Priester ist, dürfen sie heiraten.

Ez 44:23 Mein Volk sollen sie über den Unterschied zwischen Heilig und Nichtheilig belehren und auch über den Unterschied zwischen Unrein und Rein aufklären.

Ez 44:24 Bei Streitsachen sollen sie den richterlichen Vorsitz führen; nach meinen Rechtssatzungen sollen sie den Streitfall entscheiden. Meine Gesetze und Vorschriften sollen sie an allen Festtagen beobachten, und meine Sabbate sollen sie heilighalten.

Ez 44:25 Zu einem Verstorbenen dürfen sie nicht herantreten, weil sie sich sonst verunreinigen würden; nur beim Tod von Vater und Mutter, von Söhnen und Töchtern, von Brüdern und solchen Schwestern, die noch keinem Manne gehörten, dürfen sie sich verunreinigen.

Ez 44:26 Ist ein solcher wieder rein geworden, so soll man ihm noch weitere sieben Tage hinzuzählen.

Ez 44:27 Am Tage, an dem er den inneren Vorhof betritt, um im Heiligtum Dienst zu tun, soll er sein Sündopfer darbringen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 44:28 "Einen Erbbesitz dürfen sie nicht haben, denn ihr Erbbesitz bin ich. Auch sollt ihr ihnen kein Eigentum zuteilen in Israel, denn ihr Eigentum bin ich.

Ez 44:29 Das Speise-, Sünd- und Schuldopfer sollen sie essen; alles, was in Israel dem Bann verfallen ist, gehöre ihnen!

Ez 44:30 Das Vorzüglichste von allen Erstlingen jeder Art und alle Weihegaben jeder Art von all euren Weihegaben sollen den Priestern gehören. Und das Beste von eurem Brotteig sollt ihr dem Priester geben, um Segen auf eure Häuser herabzuziehen.

Ez 44:31 Nichts Verendetes oder Zerrissenes, sei es von Vögeln oder Vieh dürfen die Priester genießen.

 

Ezechiel Kapitel 45

 

Ez 45:1 Wenn ihr das Land zum erblichen Besitz verlost, dann erhebt eine Abgabe für den Herrn, ein heiliges Landopfer von 25.000 Ellen Länge und 20.000 Ellen Breite! Dieses soll in seinem ganzen Umfang heilig sein.

Ez 45:2 Davon entfalle für das Heiligtum ein Quadrat von 500 zu 500 Ellen an Umfang, ferner fünfzig Ellen als unbestelltes Land um es herum.

Ez 45:3 Von jenem abgemessenen Bezirk meßt ein Gebiet heraus von 25.000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite; darauf stehe das Heiligtum, das Hochheilige.

Ez 45:4 Dies ist das heilige Landopfer. Es sei Eigentum der Priester, die am Heiligtum Dienst verrichten und sich nahen, um dem Herrn zu dienen. Es diene ihnen als Platz für die Häuser und als Trift für das Vieh.

Ez 45:5 25 000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite sollen den Leviten gehören, die im Tempelhaus Dienst tun; es soll ihr Eigentum sein mit Gehöften zum Wohnen.

Ez 45:6 Als Eigentum der Stadt bestimmt ein Gebiet von 5.000 Ellen Breite und 25.000 Ellen Länge, so lang also wie die heilige Abgabe; es gehöre dem gesamten Hause Israel.

Ez 45:7 Für den Fürsten aber bestimmt beiderseits der heiligen Abgabe und des Besitztums der Stadt entlang der heiligen Abgabe und entlang dem Eigentum der Stadt einen Landstrich auf der Westseite westlich und auf der Ostseite östlich; die Länge entspreche den einzelnen Stammesanteilen von der westlichen bis zur östlichen Grenze des Landes.

Ez 45:8 Dies gehöre ihm als Besitztum in Israel, damit meine Fürsten mein Volk fortan nicht mehr bedrücken, sondern das Land dem Hause Israel gemäß seinen Stämmen überlassen."

Ez 45:9 So spricht der Gebieter und Herr: "Laßt es euch genug sein, ihr Fürsten Israels! Enthaltet euch der Gewalttat und Unterdrückung, übt Recht und Gerechtigkeit! Verschont mein Volk mit euren Enteignungen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 45:10 "Genaue Waage, richtiges Epha und richtiges Bat sollt ihr haben.

Ez 45:11 Das Epha und das Bat sollen einheitliche Größe haben; das Bat soll den zehnten Teil eines Chomer fassen und das Epha ebenfalls den zehnten Teil eines Chomer. Auf den Chomer soll man sie abstimmen.

Ez 45:12 Der Sekel betrage zwanzig Gera; fünf Sekel sollen fünf, zehn Sekel sollen zehn sein, fünfzig Sekel bilden bei euch die Mine.

Ez 45:13 Das ist die Abgabe, die ihr erheben sollt: ein Sechstel Epha vom Chomer Weizen und ein Sechstel Epha vom Chomer Gerste.

Ez 45:14 Das festgesetzte Maß für das Öl: ein Zehntel Bat vom Kor; zehn Bat betragen ein Kor.

Ez 45:15 Ferner werde ein Schaf von der Herde, eines aus je zweihundert Stück, von den Geschlechtern Israels abgegeben für die Speise-, Brand- und Friedopfer, um euch Sühne zu verschaffen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Ez 45:16 "Die gesamte Bürgerschaft entrichte diese Abgabe dem Fürsten in Israel.

Ez 45:17 Dem Fürsten aber sollen die Brand-, Speise- und Trankopfer an den Feiertagen, den Neumonden, den Sabbaten und bei allen Festversammlungen des Hauses Israel obliegen. Er soll das Sünd- und das Speiseopfer, das Brand- und das Friedopfer liefern, um dem Hause Israel Sühne zu verschaffen."

Ez 45:18 So spricht der Gebieter und Herr: "Am ersten Tag des ersten Monats sollst du einen fehlerlosen Jungstier nehmen und das Heiligtum entsündigen!

Ez 45:19 Der Priester nehme vom Blute des Sündopfers und streiche es an die Pfosten des Tempels, an die vier Ecken der Altareinfassung und an die Pfosten des Tores zum inneren Vorhof.

Ez 45:20 Ebenso soll es gemacht werden am ersten Tag des siebten Monats für jene, die aus Irrtum oder Unwissenheit sich verfehlt haben. So sollt ihr dem Tempel Sühne verschaffen.

Ez 45:21 Am vierzehnten Tag des ersten Monats sollt ihr das Paschafest halten; sieben Tage lang genieße man ungesäuerte Brote.

Ez 45:22 Der Fürst stelle an diesem Tag für seine eigene Person und für die gesamte Bürgerschaft einen Jungstier als Sündopfer bereit.

Ez 45:23 An den sieben Festtagen stelle er als Brandopfer täglich, sieben Tage lang, sieben Jungstiere und sieben Widder, fehlerlose Tiere, bereit und als Sündopfer täglich einen Ziegenbock.

Ez 45:24 Als Speiseopfer liefere er je ein Epha auf jeden Jungstier und je ein Epha auf jeden Widder, dazu je ein Hin Öl auf jedes Epha.

Ez 45:25 Am 15. Tage des siebten Monats, am Hochfest, liefere er sieben Tage lang ebensoviel an Sünd-, Brand- und Speiseopfern sowie an Öl."

 

Ezechiel Kapitel 46

 

Ez 46:1 So spricht der Gebieter und Herr: "Das Tor des inneren Vorhofs, das nach Osten gerichtet ist, bleibe an den sechs Werktagen geschlossen. Am Sabbat aber werde es aufgetan, desgleichen werde es am Neumondtage geöffnet.

Ez 46:2 Der Fürst soll durch die Vorhalle des Tores von außen eintreten und am Pfosten des Tores stehenbleiben. Dann sollen die Priester sein Brand- und sein Friedopfer darbringen. Er selbst soll sich auf der Schwelle des Tores zur Anbetung niederwerfen und dann hinausgehen. Das Tor aber soll bis zum Abend nicht geschlossen werden.

Ez 46:3 Auch die Bürger des Landes sollen sich am Eingang dieses Tores an den Sabbaten und Neumonden vor dem Herrn zur Anbetung niederwerfen.

Ez 46:4 Das Brandopfer, das der Fürst dem Herrn darbringen läßt, bestehe am Sabbat aus sechs fehlerlosen Lämmern und einem fehlerlosen Widder.

Ez 46:5 Dazu kommt als Speiseopfer ein Epha auf den Widder, ferner als Speiseopfer auf die Lämmer, soviel er zur Hand hat, und endlich ein Hin Öl auf das Epha.

Ez 46:6 Am Neumondtage seien es ein fehlerloser Jungstier und sechs Lämmer sowie ein fehlerloser Widder.

Ez 46:7 Ein Epha auf den Jungstier und ein Epha auf den Widder liefere er als Speiseopfer, und auf die Lämmer, soviel er zur Hand hat, ferner ein Hin Öl auf das Epha.

Ez 46:8 Will der Fürst eintreten, dann komme er durch die Vorhalle des (inneren) Tores und gehe auf dem gleichen Wege wieder hinaus.

Ez 46:9 Kommen die Bürger des Landes an den Festtagen vor den Herrn, dann soll der, welcher durch das (äußere) Nordtor zur Anbetung eintrat, durch das Südtor hinausgehen; wer aber durch das Südtor eintrat, gehe durch das Nordtor hinaus Niemand kehre durch das Tor, durch das er eintrat, wieder zurück, sondern er gehe durch das jeweils gegenüberliegende Tor hinaus.

Ez 46:10 Der Fürst weile in ihrer Mitte; wenn sie eintreten, so trete auch er ein, wenn sie hinausgehen, so gehe auch er hinaus.

Ez 46:11 An den Fest- und Feiertagen betrage das Speiseopfer ein Epha auf den Jungstier und ein Epha auf den Widder, auf die Lämmer aber, soviel er zur Hand hat, ferner ein Hin Öl auf das Epha.

Ez 46:12 Richtet der Fürst ein freiwilliges Opfer zu, ein Brand- oder Friedopfer als freiwillige Gabe für den Herrn, dann öffne man ihm das Tor, das nach Osten schaut. Er richte sein Brand- und sein Friedopfer so zu, wie er es am Sabbat zu tun pflegt. Dann gehe er hinaus, und man schließe das Tor, sobald er hinausgegangen ist.

Ez 46:13 Täglich sollst du dem Herrn ein einjähriges, fehlerloses Lamm als Brandopfer herrichten, und zwar sollst du es jeden Morgen tun.

Ez 46:14 Als Speiseopfer sollst du dazu Morgen für Morgen den sechsten Teil eines Epha und den dritten Teil eines Hin Öl herrichten, um das Mehl zu besprengen zum Speiseopfer für den Herrn. Das ist die Vorschrift für das ständige Brandopfer.

Ez 46:15 So soll man das Lamm, das Speiseopfer und das Öl Morgen für Morgen als ständiges Brandopfer herrichten."

Ez 46:16 So spricht der Gebieter und Herr: "Wenn der Fürst einem seiner Söhne etwas von seinem Erbeigentum schenken will, so gehöre dies seinen Söhnen; es gehe in ihren erblichen Besitz über.

Ez 46:17 Will er aber etwas von seinem erblichen Besitz einem seiner Diener zum Geschenk machen, so gehöre es diesem bis zum Erlaßjahre; dann falle es wieder an den Fürsten zurück. Nur seinen Söhnen soll ihr Besitztum verbleiben.

Ez 46:18 Der Fürst darf auch nichts vom Erbbesitz des Volkes wegnehmen, indem er seine Bürger gewaltsam aus ihrem Eigentum verdrängt. Nur von seinem Privateigentum darf er seinen Söhnen Erbbesitz zukommen lassen, damit niemand von meinem Volke aus seinem Erbbesitz vertrieben wird."

Ez 46:19 Dann brachte er mich durch den Eingang, der an der Seite des Tores war, zu den heiligen, für die Priester bestimmten Zellen, die nach Norden zu lagen; und siehe, da war ein Raum in ihrem hintersten Winkel gegen Westen.

Ez 46:20 Da erklärte er mir: "Dies ist der Raum, in dem die Priester das Schuld- und Sündopfer kochen und das Speiseopfer backen sollen, um es nicht in den äußeren Vorhof hinaustragen zu müssen und dadurch auf das Volk die Weihe zu übertragen."

Ez 46:21 Dann führte er mich in den äußeren Vorhof hinaus und ließ mich zu den vier Ecken des Vorhofes gehen; und siehe, in jeder Ecke des Vorhofes war wieder ein Hof.

Ez 46:22 In den vier Ecken des Vorhofes befanden sich kleine Höfe, vierzig Ellen lang und dreißig Ellen breit; alle vier hatten dasselbe Maß.

Ez 46:23 Rings um die vier Höfe aber lief eine Steinschicht. Unten an den Steinschichten waren rundherum Kochplätze angebracht.

Ez 46:24 Da erklärte er mir: "Dies sind die Kochstätten, wo die Tempeldiener die Schlachtopfer des Volkes kochen sollen."

 

Ezechiel Kapitel 47

 

Ez 47:1 Alsdann führte er mich zum Tempeleingang zurück, und siehe, Wasser quoll unter der Tempelschwelle hervor nach Osten zu; denn die Vorderseite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser aber floß unterhalb der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich vom Altar.

Ez 47:2 Er führte mich durch das nördliche Tor hinaus und ließ mich außen herumgehen zum äußeren Tor, das nach Osten schaute. Da sah ich das Wasser aus der südlichen Seitenwand hervorrieseln.

Ez 47:3 Der Mann schritt mit einer Meßschnur in seiner Hand in östlicher Richtung; er maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser hindurchwaten, das bis an die Knöchel reichte.

Ez 47:4 Dann maß er nochmals tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser waten, das bis an die Knie reichte. Abermals maß er tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser waten, das bis an die Hüften reichte.

Ez 47:5 Er maß nochmals tausend Ellen ab, da wurde es ein Strom, den ich nicht mehr durchwaten konnte, denn das Wasser war zu hoch; es war ja ein Wasser zum Schwimmen, ein Strom, den man nicht mehr durchwaten konnte.

Ez 47:6 Da sprach er zu mir: "Hast du es gesehen, Menschensohn?" Dann ließ er mich am Ufer des Stromes zurückgehen.

Ez 47:7 Während ich nun zurückwanderte, konnte ich am Flußufer auf beiden Seiten eine große Anzahl von Bäumen erblicken.

Ez 47:8 Da erklärte er mir: "Dieses Wasser fließt in den östlich gelegenen Bezirk hinaus und läuft zur Jordansenke hinab. Ergießt es sich in das Meer, in die stinkende Flut, so wird das Wasser gesund.

Ez 47:9 Dann wird jegliches Lebewesen, das dort herumschwimmt, munter leben, wohin immer der Fluß sich ergießt; groß wird die Menge der Fische sein. Denn sobald dieses Wasser dahin kommt, wird das Salzwasser gesund, und alles, was der Fluß erreicht, bleibt am Leben.

Ez 47:10 Ja, dann werden Fischer an ihm stehen; von Engedi bis Eneglajim wird der Trockenplatz für die Netze reichen. Die Fische werden nach ihren Arten so überaus zahlreich sein wie die Fische im Großen Meer.

Ez 47:11 Seine seichten Stellen und Tümpel aber sollen nicht gesunden, denn sie sind zur Salzgewinnung bestimmt.

Ez 47:12 An den Ufern des Flusses wachsen beiderseits allerlei fruchtbringende Bäume, deren Laub nie welkt und deren Frucht nie ausgeht. In jedem Monat tragen sie frische Frucht; denn das Wasser, das sie tränkt, geht vom Heiligtum aus. Ihre Früchte dienen zur Nahrung und ihre Blätter zu Heilzwecken."

Ez 47:13 So spricht der Gebieter und Herr: "Dies ist die Grenze, innerhalb welcher ihr euch das Land nach den zwölf Stämmen Israels zum Erbe verteilen sollt; Joseph erhält einen doppelten Anteil.

Ez 47:14 Ein jeder soll den gleichen Erbbesitz erhalten, einer wie der andere; ich habe ja geschworen, es euren Vätern zu verleihen; darum soll dieses Land euch als Erbe zufallen.

Ez 47:15 Dies ist die Nordgrenze des Landes; vom Großen Meere in Richtung nach Chetlon bis Lebo-Hamat, bis Zedad.

Ez 47:16 Berota, Sibrajim, das zwischen dem Gebiete von Damaskus und dem Gebiete von Hamat liegt, bis Chazar-Enon, das an der Grenze von Chauran liegt.

Ez 47:17 Die Nordgrenze verlaufe also vom Meer bis Chazar-Enon; das Gebiet von Damaskus liegt in nördlicher Richtung, desgleichen das Gebiet von Hamat. Dies die nördliche Grenze.

Ez 47:18 Die Ostgrenze verlaufe von Chazar-Enon, das zwischen Chauran und Damaskus liegt; zwischen Gilead und dem Lande Israel bildet der Jordan die Grenze bis zum östlichen Meer, bis nach Tamar hin. Dies die östliche Grenze.

Ez 47:19 Die Südgrenze gegen Mittag verläuft von Tamar bis Me-Meribat (Haderwasser) bei Kades, sodann bis an den Bach Ägyptens und zum Großen Meer. Dies die Südgrenze gegen Mittag zu.

Ez 47:20 Die Westgrenze wird durch das Große Meer gebildet bis gegenüber Lebo-Hamat. Dies die westliche Grenze.

Ez 47:21 Dieses Land sollt ihr unter euch nach den Stämmen Israels verteilen.

Ez 47:22 Ihr sollt es verlosen als Erbbesitz für euch und für die Fremdlinge, die unter euch wohnen und Kinder haben. Sie sollen euch wie Einheimische unter den Söhnen Israels gelten; mit euch sollen sie Erbbesitz inmitten der Stämme Israels durchs Los erhalten.

Ez 47:23 In dem Stamme, bei dem der Fremdling sich aufhält, sollt ihr ihm seinen Erbbesitz zuteilen" - Spruch des Gebieters und Herrn.

 

Ezechiel Kapitel 48

 

Ez 48:1 Dies sind die Namen der Stämme: Im äußersten Norden vom Meer an in Richtung nach Chetlon bis Lebo-Hamat, bis nach Chazar-Enon - das Gebiet von Damaskus liegt nördlich - seitwärts von Hamat, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Dan.

Ez 48:2 Neben dem Gebiet von Dan, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Aser.

Ez 48:3 Neben dem Gebiet von Aser, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Naphtali.

Ez 48:4 Neben dem Gebiet von Naphtali, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Manasse.

Ez 48:5 Neben dem Gebiet von Manasse, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Ephraim.

Ez 48:6 Neben dem Gebiet von Ephraim, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Ruben.

Ez 48:7 Neben dem Gebiet von Ruben, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Juda.

Ez 48:8 Neben dem Gebiet von Juda, von der Ostseite bis zur Westseite liege die Abgabe, die ihr zu entrichten habt: 25 000 Ellen breit und in der Länge wie einer der Anteile von der Ostseite bis zur Westseite. Das Heiligtum liege mitten darin.

Ez 48:9 Die Abgabe, die ihr dem Herrn abzugeben habt, soll 25 000 Ellen lang und 20 000 Ellen breit sein.

Ez 48:10 Die heilige Abgabe soll folgenden Besitzern gehören: den Priestern ein Stück, dessen Nordseite 25 000 Ellen mißt, dessen Westseite in der Breite 10 000 Ellen, dessen Ostseite in der Breite 10 000 Ellen und dessen Südseite in der Länge 25 000 Ellen. Das Heiligtum des Herrn soll mitten darin liegen.

Ez 48:11 Den geweihten Priestern, den Söhnen Zadoks, die meinen Dienst wahrgenommen haben, die nicht abirrten, als die Söhne Israels in die Irre gingen, gleichwie die Leviten abirrten,

Ez 48:12 ihnen gehöre es als Abgabe von der Weihegabe des Landes, als etwas Hochheiliges neben dem Gebiet der Leviten.

Ez 48:13 Den Leviten aber soll ein Landstrich entsprechend dem Gebiet der Priester zufallen: 25 000 Ellen lang und 10 000 Ellen breit, beide insgesamt also 25 000 Ellen lang und 20 000 Ellen breit.

Ez 48:14 Davon dürfen sie nichts verkaufen oder vertauschen und das beste Stück des Landes nicht auf andere übertragen; denn dem Herrn ist es geweiht.

Ez 48:15 Die 5 000 Ellen, die gegenüber den 25 000 Ellen an der Breitseite noch übrigbleiben, sind nichtheiliges Gebiet und gehören der Stadt als Wohn- und Weideplat. Die Stadt liege mitten darin.

Ez 48:16 Dies sind ihre Maße: die Nordseite 4 500, die Südseite 4 500, die Ostseite 4 500 und die Westseite 4 500 Ellen.

Ez 48:17 Der Weideplatz der Stadt betrage nach Norden 250, nach Süden 250, nach Osten 250 und nach Westen 250 Ellen.

Ez 48:18 Was aber an der Länge noch übrig ist längs der heiligen Abgabe, nämlich 10 000 Ellen ostwärts und 10 000 Ellen westwärts [d. h. der heiligen Abgabe entlang], dessen Ertrag soll den Arbeitern der Stadt zur Nahrung dienen.

Ez 48:19 Was nun die Arbeiter der Stadt betrifft, so sollen Leute aus allen Stämmen Israels in ihr beschäftigt sein.

Ez 48:20 Insgesamt sollt ihr als Abgabe 25 000 Ellen zu 25 000 Ellen im Geviert entrichten, die heilige Abgabe nämlich und den Stadtbesitz.

Ez 48:21 Der Rest verbleibe dem Fürsten zu beiden Seiten der heiligen Abgabe und des Stadtbesitzes, entlang den 25 000 Ellen ostwärts bis zur Ostgrenze und westwärts entlang den 25 000 Ellen bis zur Westgrenze; entsprechend den Stammesanteilen soll er dem Fürsten gehören. Die heilige Abgabe und das Heiligtum sollen mitten darin liegen.

Ez 48:22 Der Besitz der Leviten und der Stadt soll mitten zwischen dem liegen, was Eigentum des Fürsten ist; zwischen dem Gebiet von Juda und dem Gebiet von Benjamin soll das liegen, was dem Fürsten gehört.

Ez 48:23 Es folgen die übrigen Stämme: von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Benjamin.

Ez 48:24 Neben dem Gebiet von Benjamin, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Simeon.

Ez 48:25 Neben dem Gebiet von Simeon, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Issachar.

Ez 48:26 Neben dem Gebiet von Issachar, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Sebulun.

Ez 48:27 Neben dem Gebiet von Sebulun, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Gad.

Ez 48:28 Neben dem Gebiet von Gad, auf der Südseite gegen Mittag, laufe die Grenze von Tamar bis Me-Meribat (Haderwasser) bei Kades, weiter zum Bache Ägyptens bis zum Großen Meer.

Ez 48:29 Dies ist das Land, das ihr als Erbbesitz den Stämmen Israels verlosen sollt, und dies sind ihre Anteile" - Spruch des Gebieters und Herrn. 30a Folgendes sind die Ausgänge der Stadt:

Ez 48:31a Die Tore der Stadt sind nach den Stämmen Israels benannt. 30b Auf der Nordseite, 4 500 Ellen an Maß,

Ez 48:31b drei Tore nach Norden: ein Tor Ruben, ein Tor Juda, ein Tor Levi.

Ez 48:32 Auf der Ostseite, 4 500 Ellen an Maß, drei Tore: ein Tor Joseph, ein Tor Benjamin, ein Tor Dan.

Ez 48:33 Auf der Südseite, 4 500 Ellen an Maß, drei Tore: ein Tor Simeon, ein Tor Issachar, ein Tor Sebulun.

Ez 48:34 Auf der Westseite, 4 500 Ellen an Maß, drei Tore: ein Tor Gad, ein Tor Aser, ein Tor Naphtali.

Ez 48:35 Der gesamte Umfang beträgt 18 000 Ellen; und der Name der Stadt heißt von jetzt an: "Der Herr allhier."

 

 

 

Daniel

 

Daniel Kapitel 1

 

Dan 1:1 Im dritten Jahr der Regierung des Königs Jojakim von Juda rückte der König Nebukadnezar von Babel gegen Jerusalem vor und belagerte es.

Dan 1:2 Da überlieferte der Herr den König Jojakim von Juda in seine Gewalt und ebenso einen Teil der Geräte des Gotteshauses. Er brachte diese ins Land Sinear, in das Haus seines Gottes, und zwar führte er die Geräte dem Schatzhaus seines Gottes zu.

Dan 1:3 Nun befahl der König dem Aschpenas, dem Obersten seiner Kammerherren, er möge israelitische Knaben aus dem königlichen Geschlecht sowie aus dem Adel kommen lassen:

Dan 1:4 Jünglinge ohne jeden Makel, von gutem Aussehen, unterrichtet in jeglicher Weisheit, kenntnisreich und gelehrig und somit befähigt, in den königlichen Hofdienst zu treten; diese solle er in der kaldäischen Schrift und Sprache unterweisen.

Dan 1:5 Der König bestimmte für sie tagtäglich die Kost von der königlichen Tafel und von dem Wein, den er selber trank. Drei Jahre lang sollte ihre Ausbildung dauern, und danach sollten sie in königliche Dienste treten.

Dan 1:6 Unter ihnen befanden sich von den Judäern Daniel, Chananja, Mischael und Asarja.

Dan 1:7 Der oberste Kammerherr gab ihnen andere Namen; den Daniel nannte er Beltschazzar, den Chananja Schadrach, den Mischael Meschach, den Asarja Abednego.

Dan 1:8 Da faßte Daniel den beherzten Entschluß, sich an der königlichen Kost und am Wein von dessen Tafel nicht zu verunreinigen. Er bat also den obersten Kammerherrn um die Gunst, sich nicht verunreinigen zu müssen.

Dan 1:9 Gott ließ Daniel bei dem obersten Kammerherrn Gunst und Gnade finden.

Dan 1:10 Allerdings sagte der oberste Kammerherr zu Daniel: "Ich fürchte nur, daß mein Herr, der König, der ja Speise und Trank für euch festgesetzt hat, euer Aussehen schlechter findet als das der anderen Knaben eures Alters; dann wäre durch eure Schuld mein Kopf beim König verwirkt."

Dan 1:11 Daniel sprach nun zum Aufseher, den der oberste Kammerherr über Daniel, Chananja, Mischael und Asarja gesetzt hatte:

Dan 1:12 "Versuche es doch einmal zehn Tage lang mit deinen Knechten! Man gebe uns nur Pflanzenkost zu essen und Wasser zu trinken!

Dan 1:13 Dann magst du unser Aussehen mit dem jener Knaben vergleichen, die von der königlichen Speise essen. Je nach deinem Befunde verfahre dann mit deinen Knechten!"

Dan 1:14 Er willfahrte diesem ihrem Wunsche und versuchte es zehn Tage lang mit ihnen.

Dan 1:15 Nach Ablauf der zehn Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als alle anderen Knaben, die sich von der königlichen Kost nährten.

Dan 1:16 So ließ denn der Aufseher die ihnen zugedachte Kost und den Wein, den sie trinken sollten, fortschaffen und verabreichte ihnen nur Pflanzenkost.

Dan 1:17 Diesen vier Knaben nun schenkte Gott Einsicht und Weisheit für jegliches Schrifttum und Wissensgebiet. Daniel hatte auch Erfahrung in der Deutung von Gesichten und Träumen aller Art.

Dan 1:18 Nach Ablauf der Frist, die der König bis zu ihrer Vorführung bestimmt hatte, führte sie der oberste Kammerherr vor Nebukadnezar.

Dan 1:19 Der König besprach sich mit ihnen. Keiner von ihnen allen bewährte sich aber so wie Daniel, Chananja, Mischael und Asarja. Sie durften daher in königliche Dienste treten.

Dan 1:20 Sooft der König nun von ihnen in allen Dingen, die Weisheit und Einsicht erforderten, einen Rat wünschte, fand er sie sämtlichen Zeichendeutern und Wahrsagern in seinem ganzen Reiche zehnmal überlegen.

Dan 1:21 So blieb Daniel bis zum ersten Jahre des Königs Cyrus am Hofe.

 

Daniel Kapitel 2

 

Dan 2:1 Im zwölften Jahre der Regierung Nebukadnezars hatte dieser einen Traum. Sein Geist beunruhigte sich darüber, und er konnte nicht mehr schlafen.

Dan 2:2 Da ließ der König die Wahrsager, Beschwörer, Zauberer und Kaldäer rufen. Sie sollten dem König über seinen Traum Aufschluß geben. Sie kamen und traten vor das Antlitz des Königs.

Dan 2:3 Der König sprach zu ihnen: "Ich hatte einen Traum, und mein Geist ist unruhig, weil ich den Traum verstehen möchte."

Dan 2:4 Die Kaldäer entgegneten dem König - auf aramäisch -: "O König, lebe ewig! Erzähle den Traum deinen Knechten, und wir wollen die Deutung kundtun!"

Dan 2:5 Doch der König antwortete den Kaldäern und sprach: "Mein Entschluß steht fest: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilen könnt, dann sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden.

Dan 2:6 Tut ihr aber den Traum und seine Deutung kund, so empfangt ihr von mir Gaben, Geschenke und eine große Würdenstellung. Daher erzählt mir den Traum und seine Deutung!"

Dan 2:7 Sie antworteten abermals und sprachen: "Der König erzähle seinen Knechten den Traum, und wir werden seine Deutung offenbaren."

Dan 2:8 Der König gab zur Antwort: "Ich weiß mit Sicherheit, daß ihr nur Zeit zu gewinnen sucht; denn ihr wißt, daß mein Entschluß feststeht.

Dan 2:9 Könnt ihr mir den Traum nicht mitteilen, so trifft euch das eindeutige Urteil: Eine verlogene und ungünstige Antwort mir zu geben, habt ihr euch verabredet, in der Hoffnung, daß die Zeiten sich ändern. Also sagt mir den Traum! Daran werde ich erkennen, daß ihr mir auch seine Deutung geben könnt!"

Dan 2:10 Die Kaldäer antworteten dem König und sprachen: "Es gibt niemand auf Erden, der das, was der König verlangt, mitteilen könnte. Daher stellte noch nie ein König, mag er noch so groß und mächtig gewesen sein, ein derartiges Ansinnen an irgendeinen Wahrsager, Beschwörer oder Kaldäer.

Dan 2:11 Zu schwierig ist das Verlangen des Königs; es gibt niemand sonst, der das dem König mitteilen könnte außer den Göttern; doch deren Wohnung befindet sich nicht unter den sterblichen Menschen."

Dan 2:12 Da ergrimmte der König und wurde sehr zornig. Er gab den Befehl, alle Weisen Babels umzubringen.

Dan 2:13 Als nun der Befehl ergangen war, die Weisen zu töten, wollte man auch Daniel und seine Gefährten hinrichten.

Dan 2:14 Da wandte sich Daniel klug und verständig an Arjoch, den Obersten der königlichen Leibwache, der ausgerückt war, die Weisen Babels zu töten.

Dan 2:15 Er fragte also den königlichen Befehlshaber Arjoch, warum denn vom König ein so strenger Erlaß gekommen sei. Arjoch teilte dem Daniel die Sache mit.

Dan 2:16 Daniel begab sich zum König und bat ihn, man möge ihm doch eine Frist setzen, um dem König die Deutung kundzutun.

Dan 2:17 Dann eilte Daniel nach Hause und setzte seine Gefährten, Chananja, Mischael und Asarja, von der Angelegenheit in Kenntnis.

Dan 2:18 Sie sollten den Gott des Himmels um Erbarmen anflehen dieses Geheimnisses wegen, damit man nicht Daniel und seine Gefährten mit den übrigen Weisen Babels umbringe.

Dan 2:19 Nun wurde Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart. Da pries er den Gott des Himmels.

Dan 2:20 Daniel betete und sprach: "Gepriesen sei Gottes Name von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Stärke besitzt er.

Dan 2:21 Den Wechsel der Zeiten und Fristen führt er herbei, setzt Könige ab und setzt Könige ein. Den Weisen gibt er Weisheit, den Verständigen Verstand.

Dan 2:22 Tiefe und verborgene Dinge enthüllt er. Was im Dunkeln liegt, das weiß er, und bei ihm wohnt das Licht.

Dan 2:23 Dich, Gott meiner Väter, lobe und rühme ich; denn Weisheit und Stärke verliehest du mir. Um was wir dich baten, tatest du mir jetzt kund, des Königs Verlangen ließest du uns wissen."

Dan 2:24 Danach begab sich Daniel zu Arjoch, dem der König befohlen hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er sprach zu ihm: "Richte die Weisen Babels nicht hin! Führe mich vor den König, und ich werde dem König die Deutung offenbaren."

Dan 2:25 Arjoch führte den Daniel in aller Eile vor den König und sprach zu diesem: "Unter den jüdischen Verbannten fand ich einen Mann, der dem König die Deutung kundtun will."

Dan 2:26 Der König antwortete und sprach zu Daniel, der den Namen Beltschazzar führte: "Bist du wirklich imstande, mir den Traum, den ich hatte, und seine Deutung kundzutun?"

Dan 2:27 Daniel entgegnete dem König: "Das Geheimnis, nach dem der König fragt, können Weise und Zauberer, Wahrsager und Sterndeuter dem König nicht mitteilen.

Dan 2:28 Doch ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse aufdeckt und den König Nebukadnezar wissen läßt, was am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und was dir an Bildern auf deinem Lager durch den Kopf ging, ist folgendes:

Dan 2:29 Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken auf, was dereinst geschehen wird. Er, der Geheimnisse enthüllt, ließ dich wissen, was sein wird.

Dan 2:30 Mir aber ward dies Geheimnis nicht etwa infolge einer Weisheit, durch die ich anderen Menschen überlegen wäre, enthüllt. Es geschah, damit man dem König die Deutung kundtue und du die Gedanken deines Herzens verstehst.

Dan 2:31 Du, o König, hattest ein Gesicht und schautest eine gewaltige Bildsäule. Jene Bildsäule war überaus groß, ihr Glanz ganz außergewöhnlich. Sie stand vor dir. Ihr Aussehen war furchterregend.

Dan 2:32 An diesem Bild war der Kopf von lauterem Golde, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Hüften aus Erz;

Dan 2:33 seine Schenkel waren aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen, teils aus Ton.

Dan 2:34 Du schautest hin, bis sich ein Stein ohne Zutun von Menschenhand loslöste, die eisernen und tönernen Füße traf und sie zermalmte.

Dan 2:35 Da zerstoben im Nu das Eisen, der Ton, das Erz, das Silber und das Gold. Sie wurden wie Spreu auf den sommerlichen Tennen; der Wind trug sie fort, und keine Spur fand sich mehr von ihnen. Der Stein aber, der die Bildsäule getroffen hatte, ward zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.

Dan 2:36 Dies war der Traum, und seine Deutung wollen wir nun dem König vortragen:

Dan 2:37 Du, o König der Könige, dem der Gott des Himmels Königsherrschaft, Reichtum, Stärke und Ruhm verliehen hat,

Dan 2:38 du, dem er die Menschen in der ganzen bewohnten Welt, die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels in die Hand gegeben, und den er zum Herrscher über sie alle bestimmt hat, du bist das Haupt von Gold!

Dan 2:39 Nach dir ersteht ein anderes Reich, geringer als deines, und dann ein anderes, drittes Königreich von Erz, das über alle Länder herrschen wird.

Dan 2:40 Ein viertes Reich wird hart wie Eisen sein; denn Eisen zerschlägt und zermalmt ja alles. Wie zerschmetterndes Eisen wird es sie alle zerschlagen und zerschmettern.

Dan 2:41 Wenn du die Füße und Zehen teils aus Töpferton, teils aus Eisen sahst, so hat das folgende Bedeutung: Das Reich wird nicht einheitlich sein, wird aber etwas von der Härte des Eisens haben; darum sahst du Eisen mit Tonerde gemischt.

Dan 2:42 Die Zehen, teils aus Eisen, teils aus Ton, bedeuten: Ein Teil des Reiches wird stark, ein Teil zerbrechlich sein.

Dan 2:43 Und wenn du Eisen vermischt mit Tonerde schautest, so bedeutet dies: Man wird sich durch Heiraten miteinander verbinden, jedoch wird man nicht untereinander zusammenhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht verbinden läßt.

Dan 2:44 In den Tagen jener Könige errichtet der Himmelsgott ein Reich, das in Ewigkeit nicht zugrunde geht. Dieses Reich wird keinem anderen Volk überlassen. Es zermalmt und beseitigt all jene Reiche, selbst aber steht es in Ewigkeit fest!

Dan 2:45 Du sahst es ja selber, daß der Stein, der sich ohne Zutun von Menschenhand vom Berge loslöste, Eisen, Erz, Ton, Silber und Gold zermalmte. Der große Gott hat dem König kundgetan, was dereinst geschehen wird; der Traum ist wahr und seine Deutung zuverlässig."

Dan 2:46 Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht nieder und huldigte dem Daniel. Er befahl, ihm Speiseopfer und Räucherwerk zu spenden.

Dan 2:47 Der König nahm das Wort und sprach zu Daniel: "Fürwahr! Euer Gott ist der Gott der Götter, der Herr der Könige und der Offenbarer von Geheimnissen. Nur deshalb konntest du dieses Geheimnis enthüllen."

Dan 2:48 Dann erhob der König den Daniel zu hohem Rang und machte ihm viele reiche Geschenke. Er ernannte ihn zum Gebieter der ganzen Provinz Babel und zum Obervorsteher aller Weisen von Babel.

Dan 2:49 Daniel bat den König, und dieser übertrug die Verwaltung der Provinz Babel dem Schadrach, Meschach und Abednego. Daniel blieb am Hof des Königs.

 

Daniel Kapitel 3

 

Dan 3:1 Einst ließ König Nebukadnezar ein goldenes Standbild anfertigen; sechzig Ellen betrug seine Höhe und sechs Ellen seine Breite. Er errichtete es in der Ebene Dura in der Provinz Babel.

Dan 3:2 Der König Nebukadnezar schickte Boten aus, die Satrapen, Statthalter, Präfekten, Generäle, Schatzmeister, Richter, Polizeibeamten und alle Provinzialbeamten zusammenzuholen. Sie sollten zur Einweihung jenes Standbildes erscheinen, das der König Nebukadnezar errichtet hatte.

Dan 3:3 Da versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Präfekten, Generäle, Schatzmeister, Richter, Polizeibeamten und alle anderen Provinzialbeamten zur Einweihung des Bildes, das König Nebukadnezar hatte errichten lassen. Sie nahmen vor dem Standbild, das Nebukadnezar errichtet hatte, Aufstellung.

Dan 3:4 Der Herold verkündete mit mächtiger Stimme: "An euch ergeht der Befehl, ihr Völker und Stämme aller Sprachen:

Dan 3:5 Sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten ertönen hört, sollt ihr niederfallen und das goldene Standbild anbeten, das der König Nebukadnezar errichten ließ.

Dan 3:6 Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der wird noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen."

Dan 3:7 Sobald daher alle Völker den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten vernahmen, warfen sich sämtliche Völker und Stämme aller Sprachen sogleich nieder und beteten das goldene Standbild an, das der König Nebukadnezar errichtet hatte.

Dan 3:8 Zur gleichen Zeit traten kaldäische Männer heran und verklagten die Juden.

Dan 3:9 Sie ergriffen das Wort und sprachen zum König Nebukadnezar: "Ewig sollst du leben, o König!

Dan 3:10 Du, o König, hast doch den Befehl erlassen, daß jeder, der den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten vernimmt, niederfallen und das goldene Standbild anbeten soll.

Dan 3:11 Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der solle in den glühenden Feuerofen geworfen werden.

Dan 3:12 Da sind nun jüdische Männer, denen du die Verwaltung der Provinz Babel anvertraut hast, Schadrach, Meschach und Abednego. Diese Männer achten nicht auf deinen Befehl, o König. Deinen Gott verehren sie nicht, und das von dir errichtete goldene Standbild beten sie nicht an."

Dan 3:13 Da befahl Nebukadnezar in wütendem Zorn, Schadrach, Meschach und Abednego vorzuführen. Man brachte also jene Männer vor den König.

Dan 3:14 Nebukadnezar hob an und fragte sie: "Ist es wahr, Schadrach, Meschach und Abednego, daß ihr meinen Gott nicht verehrt und das von mir errichtete Standbild nicht anbetet?

Dan 3:15 Nun wohl, wenn ihr bereit seid, niederzufallen und das von mir verfertigte Standbild anzubeten, sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten vernehmt, dann ist es gut; betet ihr es aber nicht an, so werdet ihr zur gleichen Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen, und welcher Gott wird euch aus meiner Gewalt befreien können?"

Dan 3:16 Schadrach, Meschach und Abednego antworteten dem König Nebukadnezar: "Wir haben nicht nötig, dir darauf ein Wort zu erwidern.

Dan 3:17 Wenn es sein soll, kann unser Gott, den wir verehren, uns aus dem glühenden Feuerofen befreien, und er wird uns aus deiner Gewalt, o König, erretten.

Dan 3:18 Tut er es aber nicht, so sei dir, o König, kundgemacht, daß wir deinen Gott nicht verehren und das von dir errichtete goldene Standbild nicht anbeten werden."

Dan 3:19 Da ward Nebukadnezar von Wut erfüllt, und sein Gesichtsausdruck entstellte sich gegen Schadrach, Meschach und Abednego. Er befahl, den Ofen siebenmal stärker zu heizen, als man ihn sonst zu heizen pflegte.

Dan 3:20 Einigen von den stärksten Männern in seinem Heere befahl er, Schadrach, Meschach und Abednego zu binden und in den glühenden Feuerofen zu werfen.

Dan 3:21 Nun wurden diese Männer in ihren Mänteln, Beinkleidern, Mützen und sonstigen Gewändern gebunden und in den glühenden Feuerofen geworfen.

Dan 3:22 Weil aber der Befehl des Königs so streng und der Ofen ungewöhnlich stark geheizt war, tötete die Feuerflamme jene Männer, die Schadrach, Meschach und Abednego hinaufgebracht hatten.

Dan 3:23 Die drei Männer aber, Schadrach, Meschach und Abednego, fielen gebunden in den glühenden Feuerofen.

Dan 3:24 Mitten in der Feuerflamme wandelten sie einher, lobten Gott und priesen den Herrn.

Dan 3:25 Azarias stellte sich hin und betete; er öffnete seinen Mund und sprach inmitten des Feuers:

Dan 3:26 "Gepriesen bist du, o Herr, Gott unserer Väter, gelobt und verherrlicht ist dein Name in Ewigkeit!

Dan 3:27 Denn gerecht bist du in all deinem Tun gegen uns, all deine Werke sind richtig und deine Wege gerade. Deine Urteile sind insgesamt zuverlässig.

Dan 3:28 Unerschütterliche Gerichte hast du vollstreckt in allem, was du über uns verhängt und über Jerusalem, die heilige Stadt unserer Väter. Denn in Wahrheit und Recht hast du all dies verhängt wegen unserer Sünden.

Dan 3:29 Denn wir haben gesündigt und gefrevelt durch Abfall von dir; wir haben in allem gefehlt und deinen Geboten nicht gehorcht.

Dan 3:30 Wir haben mißachtet und nicht erfüllt, was du uns zu unserem eigenen Wohlergehen befohlen hast.

Dan 3:31 Alles also, was du verhängt über uns und was du uns angetan, tatest du mit wahrhaftigem Recht.

Dan 3:32 Du gabst uns den Händen unserer Feinde preis, gesetzloser, haßerfüllter Verräter, sowie einem ruchlosen König, dem schlechtesten auf der ganzen Welt.

Dan 3:33 Und jetzt dürfen wir nicht mehr den Mund auftun, deinen Dienern und Verehrern wird Schande und Schmach zuteil.

Dan 3:34 Verstoße uns um deines Namens willen nicht für immer, hebe doch deinen Bund nicht auf!

Dan 3:35 Wende dein Mitleid von uns nicht ab um Abrahams, deines Freundes Isaaks, deines Knechtes, und Israels, deines Heiligen, willen!

Dan 3:36 Ihnen gabst du ja die Verheißung, ihre Nachkommen wie die Sterne des Himmels zahlreich zu machen und wie den Sand am Ufer des Meeres.

Dan 3:37 Geringer als alle Völker sind wir geworden, o Herr; gedemütigt sind wir heute auf der ganzen Welt um unserer Sünden willen.

Dan 3:38 Es ist in gegenwärtiger Zeit kein Fürst vorhanden, kein Prophet oder Lenker, kein Brand- und Schlachtopfer mehr, kein Speiseopfer und Räucherwerk, kein Ort, um Erstlingsgaben zu spenden vor dir und so Erbarmen zu finden.

Dan 3:39 Doch mit zerknirschtem Herzen und demütigem Geiste laß uns Aufnahme finden, als kämen wir mit Brandopfern von Widdern und Stieren und unzähligen fetten Lämmern!

Dan 3:40 So komme unser Opfer heute vor dich und möge dich versöhnen! Denn keiner, der auf dich vertraut, wird je beschämt.

Dan 3:41 Von ganzem Herzen folgen wir nunmehr dir und fürchten dich; wir suchen dein Antlitz, enttäusche uns nicht!

Dan 3:42 Nein, nach deiner Milde verfahre mit uns und nach der Fülle deines Erbarmens!

Dan 3:43 Rette uns nach deiner Wunderkraft und mache deinem Namen Ehre, o Herr!

Dan 3:44 Alle sollen in Schmach geraten, die deinen Dienern Böses erweisen; sie sollen beschämt all ihre Macht verlieren, und ihre Stärke werde zermalmt!

Dan 3:45 Sie sollen erkennen, daß du, der Herr, allein Gott bist, ruhmreich auf der ganzen Erde!"

Dan 3:46 Die Diener des Königs, welche jene hineingeworfen hatten, schürten unablässig den Ofen mit Erdharz, Werg, Pech und Reisig.

Dan 3:47 Das Flammenmeer schlug etwa neunundvierzig Ellen hoch über den Ofen hinaus.

Dan 3:48 Es griff um sich und verbrannte, wen es im Umkreis des Ofens von den Kaldäern erfassen konnte.

Dan 3:49 Der Engel des Herrn war zugleich mit den Gefährten des Azarias in den Ofen hinabgestiegen und trieb die Feuerflammen aus dem Ofen hinaus.

Dan 3:50 Das Innere des Ofens machte er kühl, als ob ein Tauwind hindurchwehte. Das Feuer erfaßte sie nicht im geringsten und fügte ihnen keinerlei Schmerz oder Beschwerde zu.

Dan 3:51 Da hoben die drei im Ofen wie aus einem Munde an, Gott zu loben, zu verherrlichen, zu preisen und zu erhöhen, indem sie sprachen:

Dan 3:52 "Gepriesen bist du, o Herr, Gott unserer Väter, und in Ewigkeit gelobt und hochgerühmt; gepriesen ist dein heiliger, herrlicher Name, gelobt und hochgerühmt in alle Ewigkeit.

Dan 3:53 Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit, hochgelobt und hochverehrt in Ewigkeit.

Dan 3:54 Gepriesen bist du auf deinem Königsthron, hochgelobt und hochgerühmt in Ewigkeit.

Dan 3:55 Gepriesen bist du, der über Abgründe schaut, der über Kerubim thront, gelobt und verherrlicht in Ewigkeit.

Dan 3:56 Gepriesen bist du auf dem Himmelsgewölbe, gelobt und verherrlicht in Ewigkeit.

Dan 3:57 Preiset den Herrn, alle Werke des Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:58 Preiset den Herrn, ihr Engel des Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit.

Dan 3:59 Preiset, ihr Himmel, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:60 Preiset, alle Wasser über dem Himmel, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:61 Preiset den Herrn, alle Naturkräfte des Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:62 Preiset, Sonne und Mond, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:63 Preiset, Gestirne des Himmels, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:64 Preiset, aller Regen und Tau, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:65 Preiset, alle Winde, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:66 Preiset, Feuer und Hitze, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:67 Preiset, Kälte und Frost, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:68 Preiset, Tau- und Schneefälle, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:69 Preiset, Eis und Kälte, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:70 Preiset, Reif und Schnee, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:71 Preiset, Nächte und Tage, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:72 Preiset, Licht und Dunkel, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:73 Preiset, Blitze und Wolken, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:74 Die Erde preise den Herrn, lobe und erhöhe ihn in Ewigkeit!

Dan 3:75 Preiset, ihr Berge und Hügel, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:76 Preiset, alle Gewächse auf Erden, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:77 Preiset, ihr Quellen, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:78 Preiset, Meere und Flüsse, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:79 Preiset, Seetiere und alles, was im Wasser wimmelt, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:80 Preiset, alle Vögel des Himmels, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:81 Preiset, ihr zahmen und wilden Tiere des Landes, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:82 Preiset, ihr Menschensöhne, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:83 Preiset, ihr Israeliten, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:84 Preiset, ihr Priester [des Herrn], den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:85 Preiset, ihr Diener [des Herrn], den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:86 Preiset, ihr Geister und Seelen der Gerechten, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:87 Preiset, ihr Frommen und demütig Gesinnten, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit!

Dan 3:88 Preiset, Ananias, Azarias, Misael, den Herrn, lobt und erhöht ihn in Ewigkeit! Denn er hat uns der Unterwelt entrissen und aus des Todes Gewalt uns befreit; er hat uns vom glühenden Ofen errettet und aus der Mitte des Feuers erlöst.

Dan 3:89 Danket dem Herrn, denn er ist gut, denn ewig währt seine Huld!

Dan 3:90 Preiset, ihr Gottesfürchtigen alle, den Gott der Götter! Lobsinget und danket; denn ewig währt seine Huld!"

Dan 3:91 (24) Da erschrak der König Nebukadnezar und sprang eilends auf. Er fragte seine Beamten: "Waren es nicht drei Männer, die wir gefesselt ins Feuer hineinwarfen?" Sie gaben dem König zur Antwort: "Sicher, o König!"

Dan 3:92 (25) Dieser erwiderte und sprach: "Da sehe ich aber vier Männer im Feuer ohne Fesseln umhergehen, ohne daß sie einen Schaden genommen haben, und der vierte sieht aus wie ein himmlisches Wesen."

Dan 3:93 (26) Dann trat Nebukadnezar vor die Tür des glühenden Feuerofens und rief aus: "Schadrach, Meschach, Abednego, Diener des höchsten Gottes, geht heraus und kommt her!" Da traten Schadrach, Meschach und Abednego aus dem Feuerofen heraus.

Dan 3:94 (27) Es versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Präfekten und Beamten des Königs, um jene Männer zu sehen, über deren Leib das Feuer keine Gewalt hatte. Kein Haar ihres Hauptes war versengt, und ihre Mäntel waren unversehrt, nicht einmal Brandgeruch haftete ihnen an.

Dan 3:95 (28) Nebukadnezar hob an und rief: "Gepriesen sei der Gott des Schadrach, Meschach und Abednego, der seinen Engel sandte und seine Diener befreite, die auf ihn vertrauten, das Gebot des Königs übertraten und ihren Leib hingaben, nur um keinem anderen Gott Verehrung und Anbetung zollen zu müssen als nur ihrem Gott.

Dan 3:96 (29) Von mir ergeht jetzt der Befehl: Wer von irgendeinem Volke, einem Stamm oder einer Sprache über den Gott des Schadrach, Meschach und Abednego eine Lästerung ausspricht, der soll zerstückelt und dessen Haus soll in einen Schutthaufen verwandelt werden. Denn es gibt keinen anderen Gott, der so retten könnte wie dieser."

Dan 3:97 (30) Dann ließ der König den Schadrach, Meschach und Abednego in der Provinz Babel wieder erfolgreich wirken.

Dan 3:98 (31) Der König Nebukadnezar an alle Völker, Stämme und Sprachen auf der ganzen Erde: "Heil sei euch in Fülle!

Dan 3:99 (32) Es erscheint mir richtig, die Zeichen und Wunder, die der höchste Gott an mir getan hat, kundzutun.

Dan 3:100 (33) Seine Zeichen, wie sind sie groß! Seine Wunder, wie sind sie gewaltig! Sein Reich ist ein ewiges Reich, seine Herrschaft besteht von Geschlecht zu Geschlecht."

 

Daniel Kapitel 4

 

Dan 4:1 Ich, Nebukadnezar, lebte sorglos in meinem Hause und glücklich in meinem Palaste.

Dan 4:2 Ich hatte einen Traum, der mich erschreckte; Vorstellungen auf meinem Lager und die Bilder, die mir durch den Kopf gingen, bestürzten mich.

Dan 4:3 Daher erging von mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mir erscheinen zu lassen. Sie sollten mir des Traumes Deutung kundtun.

Dan 4:4 Da kamen die Wahrsager, Zauberer, Kaldäer und Sterndeuter herbei; ich erzählte ihnen den Traum, doch seine Deutung konnten sie mir nicht mitteilen.

Dan 4:5 Zuletzt erschien Daniel vor mir, der nach dem Namen meines Gottes Beltschazzar genannt wird und auf dem der Geist heiliger Götter ruht. Auch ihm erzählte ich den Traum:

Dan 4:6 "Beltschazzar, Oberster der Wahrsager, ich weiß, daß der Geist heiliger Götter auf dir ruht und daß kein Geheimnis dir Mühe macht. Höre meine Traumgesichte, die ich schaute, und sage mir die Deutung!

Dan 4:7 Dies sind die Bilder, die mir auf meinem Lager durch den Kopf gingen: Ich schaute und sah mitten auf der Erde einen Baum von gewaltiger Höhe.

Dan 4:8 Der Baum wuchs und ward stark, seine Höhe erreichte den Himmel. Bis an das Ende der ganzen Erde war er zu sehen.

Dan 4:9 Sein Laub war schön und reich seine Frucht, Nahrung bot er für alle. Unter ihm fanden Schatten die Tiere des Feldes, in seinen Zweigen wohnten die Vögel des Himmels. Alles nährte sich von ihm.

Dan 4:10 Ich schaute in den Gesichten, die mir auf meinem Lager durch den Kopf gingen: Siehe da, ein heiliger Wächter stieg vom Himmel herab.

Dan 4:11 Er rief mit mächtiger Stimme und gebot: "Fällt den Baum, seine Zweige schlagt weg, streift sein Laub ab, zerstreut seine Früchte! Die Tiere unter ihm sollen fliehen, die Vögel aus seinen Zweigen!

Dan 4:12 Jedoch seinen Wurzelstock laßt im Boden zurück, und zwar in einer Fessel von Eisen und Erz im Grün des Feldes! Vom Tau des Himmels sei er benetzt, mit den Tieren habe er seinen Anteil am Gras auf dem Boden!

Dan 4:13 Sein Herz sei nicht mehr ein menschliches Herz; zuteil werde ihm ein tierisches Herz! Sieben Zeiten sollen über ihn dahingehen!

Dan 4:14 Auf der Wächter Entscheid beruht dieser Beschluß und auf dem Befehl der Heiligen diese Aufforderung, damit die Lebenden erkennen: Der Höchste hat Gewalt über menschliches Königtum. Wem er will, verleiht er es; den Niedrigsten der Menschen kann er dazu erheben."

Dan 4:15 Dies ist der Traum, den ich, König Nebukadnezar, geschaut habe; du aber, Beltschazzar, sage mir die Deutung! Denn keiner von allen Weisen meines Reiches konnte die Deutung mir kundtun. Doch du vermagst es; denn auf dir ruht der Geist heiliger Götter."

Dan 4:16 Da war Daniel, Beltschazzar genannt, einen Augenblick lang vor Schreck erstarrt. Seine Gedanken ängstigten ihn. Doch der König wandte sich an ihn und sprach: "Beltschazzar, laß dich durch den Traum und seine Deutung nicht aus der Fassung bringen!" Beltschazzar entgegnete: "Mein Herr, der Traum gelte deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern!

Dan 4:17 Der Baum aber, den du sahst, der heranwuchs und erstarkte - seine Höhe reichte bis zum Himmel, und sichtbar war er auf der ganzen Erde,

Dan 4:18 sein Laub war schön und seine Frucht reich, Nahrung bot er für alle, unter ihm wohnten die Tiere des Feldes, in seinen Zweigen hatten die Vögel des Himmels ihr Nest -,

Dan 4:19 dieser Baum bist du, o König, der du heranwuchsest und erstarktest; deine Größe nahm zu und reichte bis zum Himmel, deine Herrschaft dehnte sich aus bis an das Ende der Erde.

Dan 4:20 Dann sah der König einen heiligen Wächter vom Himmel herabsteigen, der befahl: "Fällt den Baum und zerstört ihn; doch laßt seinen Wurzelstock im Boden zurück, und zwar in einer Fessel von Eisen und Erz im Grün des Feldes! Vom Tau des Himmels werde er benetzt, und mit den Tieren des Feldes sei sein Anteil, bis daß sieben Zeiten über ihn dahingehen."

Dan 4:21 Dafür ist folgendes die Deutung, o König, und dies der Entscheid des Höchsten, der meinen Herrn und König erreicht.

Dan 4:22 Man wird dich aus der menschlichen Gesellschaft vertreiben, bei den Tieren des Feldes wird dein Aufenthalt sein, wie Rindern wird man dir Gras zu essen geben, vom Tau des Himmels läßt man dich benetzen, und sieben Zeiten gehen über dich dahin, bis du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und daß er es verleiht, wem er will.

Dan 4:23 Daß man befahl, vom Baume den Wurzelstock stehen zu lassen, bedeutet: Dein Königtum bleibt dir erhalten, sobald du anerkennst, daß der Himmel die Macht hat.

Dan 4:24 Darum, o König, laß dir meinen Rat gefallen: Tilge deine Sünden durch Mildtätigkeit und deine Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende! Dann wird vielleicht dein Wohlergehen von Dauer sein!"

Dan 4:25 All dies erfüllte sich am König Nebukadnezar.

Dan 4:26 Nach Verlauf von zwölf Monaten wandelte er auf dem Königspalast in Babel hin und her.

Dan 4:27 Der König hob an und sprach: "Ist dies nicht das großartige Babel, das ich mir als königliche Residenz erbaut habe in der Stärke meiner Macht und zum Ruhm meiner Pracht?"

Dan 4:28 Noch war dem König das Wort nicht entflohen, da ertönte eine Stimme vom Himmel: "Dir, König Nebukadnezar, sei gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen.

Dan 4:29 Aus der menschlichen Gesellschaft wird man dich verstoßen, bei den Tieren des Feldes wird dein Aufenthalt sein, Gras gibt man dir zu essen wie Rindern; sieben Zeiten gehen über dich dahin, bis du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und daß er es verleiht, wem er will."

Dan 4:30 Noch in der gleichen Stunde erfüllte sich der Spruch an Nebukadnezar: Aus der menschlichen Gesellschaft ward er ausgestoßen, er nährte sich von Gras gleich den Rindern, sein Körper wurde vom Tau des Himmels benetzt, bis seine Haare wuchsen wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen.

Dan 4:31 Am Ende jener Frist erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder. Ich pries den Höchsten, und den ewig Lebenden lobte und verherrlichte ich: Ja, seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, von Geschlecht zu Geschlecht währt sein Königtum.

Dan 4:32 Alle Erdbewohner gelten wie nichts. Mit dem Himmelsheere verfährt er, wie er will [und mit den Bewohnern der Erde]. Keinen gibt es, der ihm auf die Hand schlagen und zu ihm sagen dürfte: "Was tust du da?"

Dan 4:33 Zu jener Zeit kam mir mein Verstand wieder. Zur Ehre meines Königtums gewann ich meine Pracht und meinen Glanz zurück. Meine höchsten Beamten und Großfürsten suchten mich auf, ich wurde wieder in meine Königswürde eingesetzt und meine Macht ward bedeutend vermehrt.

Dan 4:34 Nunmehr lobe ich, Nebukadnezar, rühme hoch und verherrliche den Himmelskönig; denn all sein Tun ist zuverlässig. Seine Wege sind recht; die in Hochmut wandeln, vermag er zu stürzen.

 

Daniel Kapitel 5

 

Dan 5:1 Der König Belschazzar veranstaltete ein großes Gastmahl für seine tausend Großfürsten, und mit den Tausend trank er Wein.

Dan 5:2 In der Weinlaune ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbeiholen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt hatte, damit der König, seine Großfürsten, seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken könnten.

Dan 5:3 Da holte man die goldenen und silbernen Gefäße, die man aus dem Tempel in Jerusalem geraubt hatte, und der König, seine Großfürsten, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus.

Dan 5:4 Sie tranken Wein und priesen die Götter aus Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein.

Dan 5:5 Zur gleichen Stunde erschienen die Finger einer Menschenhand und schrieben auf der Kalktünche an der Wand des königlichen Palastes gegenüber dem Leuchter. Der König bemerkte die schreibende Hand.

Dan 5:6 Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, seine Gedanken erschreckten ihn, seine Hüftgelenke lockerten sich, und seine Knie schlugen zitternd aneinander.

Dan 5:7 Der König rief laut nach den Wahrsagern, Kaldäern und Sterndeutern. Er hob an und sprach zu den Weisen von Babel: "Wer immer diese Schrift lesen und mir deuten kann, der soll in Purpur gekleidet werden, um seinen Hals eine goldene Kette tragen und als Rangdritter im Reiche herrschen."

Dan 5:8 Da traten alle königlichen Weisen an. Sie vermochten aber nicht, die Schrift zu lesen und ihre Deutung dem König kundzutun.

Dan 5:9 Da erschrak der König Belschazzar sehr, seine Gesichtsfarbe veränderte sich an ihm, und auch seine Großfürsten gerieten in Verwirrung.

Dan 5:10 Infolge der Schreckensrufe des Königs und seiner Großfürsten kam die Königin in den Festsaal. Sie hob an und sprach: "O König, lebe ewig! Deine Gedanken sollen dich nicht in Schrecken setzen, und deine Gesichtsfarbe braucht sich nicht zu verändern!

Dan 5:11 Es gibt in deinem Reiche einen Mann, in dem der Geist heiliger Götter ist. In den Tagen deines Vaters zeigten sich an ihm Erleuchtung, Einsicht und Weisheit, der Götterweisheit gleich. König Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Wahrsager, Zauberer, Kaldäer und Sterndeuter bestellt.

Dan 5:12 Denn einen außergewöhnlichen Geist, Kenntnis und Einsicht, um Träume zu deuten, Rätsel zu erraten und Verwickeltes zu lösen, konnte man bei Daniel finden, den der König "Beltschazzar" nannte. Man rufe also den Daniel herbei; er wird die Deutung kundtun!"

Dan 5:13 Darauf wurde Daniel vor den König geführt. Der König hob an und sprach zu Daniel: "Du also bist jener Daniel, der zu den Weggeführten aus Juda gehört, die mein Vater, der König, aus Juda hierhergebracht hat.

Dan 5:14 Ich habe von dir gehört, daß göttlicher Geist in dir wohne, und daß Erleuchtung, Einsicht und außergewöhnliche Weisheit bei dir zu finden seien.

Dan 5:15 Nun wurden die Weisen, die Wahrsager, mir vorgeführt, um diese Schrift da zu lesen und ihre Deutung mir kundzutun. Doch waren sie nicht imstande, die Deutung der Sache anzugeben.

Dan 5:16 Doch von dir habe ich gehört, daß du Deutungen geben und Verwickeltes lösen kannst. Wenn du nun die Schrift lesen und ihre Deutung mir kundtun kannst, so wirst du in Purpur gekleidet, erhältst eine goldene Kette um den Hals und wirst als Rangdritter im Reiche herrschen."

Dan 5:17 Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: "Deine Gaben mögen dir verbleiben, und deine Geschenke gib einem anderen! Indes will ich die Schrift dem König vorlesen und die Deutung ihm mitteilen.

Dan 5:18 O König, der höchste Gott hat Königtum, Größe, Ehre und Pracht deinem Vater Nebukadnezar verliehen.

Dan 5:19 Ob der Größe, die er ihm gab, zitterten und bebten vor ihm alle Völker, Nationen und Sprachen. Denn wen er wollte, konnte er töten; wen er wollte, konnte er am Leben lassen; wen er wollte, konnte er erhöhen; wen er wollte, konnte er erniedrigen.

Dan 5:20 Da sich aber sein Herz überhob und sein Geist bis zur Vermessenheit sich verstockte, wurde er vom Thron seines Reiches gestürzt, und seine Würde ward ihm genommen.

Dan 5:21 Aus der menschlichen Gesellschaft wurde er ausgestoßen, sein Sinn wurde dem eines Tieres ähnlich, bei den Wildeseln hauste er; wie den Rindern gab man ihm Gras zur Nahrung, und vom Tau des Himmels wurde sein Leib benetzt, bis er einsah, daß der höchste Gott Gewalt hat über menschliches Königtum, und daß er dazu bestimmen kann, wen er will.

Dan 5:22 Auch du, sein Sohn Belschazzar, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du all das wissen mußtest.

Dan 5:23 Vielmehr hast du dich gegen den Herrn des Himmels erhoben. Die Gefäße seines Tempels mußte man dir bringen, und du trinkst daraus Wein mit deinen Großfürsten, Frauen und Nebenfrauen. Die Götter aus Silber und Gold, Erz und Eisen, Holz und Stein, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand besitzen, hast du gepriesen. Jedoch den Gott, in dessen Gewalt dein Lebensodem ist und der über alle deine Wege verfügt, hast du nicht verherrlicht.

Dan 5:24 Da wurde von ihm diese Hand gesandt und die Schrift dort niedergeschrieben.

Dan 5:25 So lautet die Schrift, die da geschrieben ward: "Mene mene tekel upharsin."

Dan 5:26 Und das ist die Deutung des Inhalts: Mene: gezählt hat Gott dein Königtum und es wegegeben.

Dan 5:27 Tekel: gewogen bist du auf der Waage und zu leicht befunden.

Dan 5:28 Peres: geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben."

Dan 5:29 Da gab Belschazzar Anweisung, und man kleidete Daniel in Purpur und legte die goldene Kette um seinen Hals. Man verkündete von ihm, daß er als Rangdritter im Reiche herrschen solle.

Dan 5:30 In derselben Nacht wurde der kaldäische König Belschazzar ermordet.

Daniel Kapitel 6

 

Dan 6:1 Der Meder Darius übernahm das Reich im Alter von zweiundsechzig Jahren.

Dan 6:2 Darius fand es richtig, über das Reich hundertzwanzig Satrapen zu setzen, die überall im Reiche verteilt sein sollten.

Dan 6:3 Über sie setzte er drei höchste Beamte, deren einer Daniel war; jene Satrapen sollten ihnen Rechenschaft geben, damit der König nicht zu Schaden käme.

Dan 6:4 Nun war dieser Daniel den höchsten Beamten und Satrapen überlegen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war, so daß der König beabsichtigte, ihn über das ganze Reich zu setzen.

Dan 6:5 Da suchten die höchsten Beamten und Satrapen einen Anklagegrund gegen Daniel in Sachen der Staatsgeschäfte zu finden. Sie konnten aber keinerlei Anklagegrund oder Schuld ausfindig machen, weil er zuverlässig war und irgendeine Nachlässigkeit oder Schuld bei ihm sich nicht entdecken ließ.

Dan 6:6 So sprachen jene Männer: "Wir werden gegen diesen Daniel keinerlei Anklagegrund finden, es sei denn, wir finden etwas gegen ihn, das im Gesetz seines Gottes begründet ist."

Dan 6:7 Darauf eilten jene höchsten Beamten und Satrapen zum König. Sie sprachen zu ihm: "König Darius, lebe ewig!

Dan 6:8 Alle höchsten Beamten des Königreiches, Statthalter, Satrapen, Beamten und Präfekten erteilen gemeinsam den Ratschlag, der König möge eine Verordnung erlassen und folgendem Verbot Rechtskraft verleihen: Jeder, der innerhalb der nächsten dreißig Tage von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, der soll in die Löwengrube geworfen werden.

Dan 6:9 Demgemäß, o König, laß das Gebot ergehen und fertige die Urkunde aus! Sie soll nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser unabänderlich sein!"

Dan 6:10 Der König Darius ließ also die Urkunde mit dem Verbot ausfertigen.

Dan 6:11 Daniel erfuhr von der Ausfertigung der Urkunde und begab sich in sein Haus. In seinem Obergemach hatte er offene Fenster in der Richtung nach Jerusalem. Dreimal täglich warf er sich auf seine Knie nieder zum Gebet und pries seinen Gott, ganz wie er es bisher zu tun gewohnt war.

Dan 6:12 Da eilten jene Männer herbei und fanden Daniel, wie er vor seinem Gott betete und flehte.

Dan 6:13 Sogleich begaben sie sich zum König und sprachen bezüglich des Verbotes: "O König, hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, wonach jeder, der im Verlauf der nächsten dreißig Tage von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll?" Der König erwiderte und sprach: "Fest besteht die Verordnung nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser."

Dan 6:14 Da antworteten sie und meldeten dem König: "Daniel, einer der Weggeführten aus Juda, schenkt weder dir, o König, Beachtung noch dem Verbot, das du ausgefertigt hast. Dreimal täglich verrichtet er sein Gebet."

Dan 6:15 Als nun der König davon vernahm, geriet er in große Verlegenheit. Er war darauf bedacht, Daniel zu retten. Bis Sonnenuntergang machte er Anstrengungen, ihn freizubekommen.

Dan 6:16 Da eilten jene Männer wieder zum König und sprachen zu ihm: "Wisse, o König, es ist Gesetz bei den Medern und Persern, daß jedes Verbot oder Gebot, das der König erlassen hat, unwiderruflich ist!"

Dan 6:17 So erteilte denn der König Befehl. Man schaffte Daniel herbei und warf ihn in die Löwengrube. Der König sagte noch zu Daniel: "Dein Gott, den du so unablässig verehrst, er möge dich erretten!"

Dan 6:18 Ein Stein wurde herbeigebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring und den Siegelringen seiner Großfürsten, damit im Verfahren gegen Daniel keine Änderung versucht würde.

Dan 6:19 Dann begab sich der König in seinen Palast und verbrachte unter Fasten die Nacht. Speisen ließ er sich nicht hereinbringen, und der Schlaf floh ihn.

Dan 6:20 Frühmorgens, als es hell wurde, stand der König auf und begab sich eiligst zur Löwengrube.

Dan 6:21 Während er zur Grube herankam, rief er nach Daniel mit schmerzerfüllter Stimme. Der König hob an und sprach zu Daniel: "Daniel, Diener des lebendigen Gottes! Konnte dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten?"

Dan 6:22 Darauf redete Daniel den König an: "O König, lebe ewig!

Dan 6:23 Mein Gott sandte seinen Engel und verschloß den Rachen der Löwen. Sie haben mich nicht verletzt, weil ich vor ihm als schuldlos erfunden ward. Auch dir gegenüber, o König, tat ich nichts Unrechtes."

Dan 6:24 Darob war der König hocherfreut. Er befahl, Daniel aus der Grube heraufzuziehen. So wurde Daniel aus der Grube heraufgezogen, und es fand sich an ihm keine Verletzung, weil er auf seinen Gott vertraut hatte.

Dan 6:25 Auf Befehl des Königs holte man jene Männer, die Daniel verleumdet hatten. Man warf sie in die Löwengrube samt ihren Kindern und Frauen. Kaum hatten sie den Boden der Grube berührt, da fielen die Löwen über sie her und zermalmten alle ihre Knochen

Dan 6:26 Daraufhin richtete der König Darius an alle Völker, Stämme und Sprachen auf der gesamten Erde einen schriftlichen Erlaß: "Heil sei euch in Fülle!

Dan 6:27 Von mir ergeht folgender Befehl: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels erzittern und sich fürchten! Denn er ist der lebendige Gott, der auf ewig besteht. Sein Reich geht nicht unter, und seine Herrschaft dauert bis ans Ende.

Dan 6:28 Er befreit und errettet, wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden. Daniel hat er befreit aus der Löwen Gewalt!"

Dan 6:29 Dieser Daniel lebte glücklich unter der Regierung des Darius und unter der Regierung des Persers Cyrus.

 

Daniel Kapitel 7

 

Dan 7:1 Im ersten Jahr des Königs Belschazzar von Babel schaute Daniel einen Traum, und Gesichte, die ihm auf seinem Lager durch den Kopf gingen, verwirrten ihn. Dann schrieb er den Traum nieder. Anfang des Berichtes:

Dan 7:2 Daniel hob an und sprach: Ich sah in meiner Schau während der Nacht, wie die Winde aus den vier Himmelsrichtungen das große Meer aufwühlten.

Dan 7:3 Vier große Tiere entstiegen dem Meer, eines vom anderen verschieden.

Dan 7:4 Das erste war einem Löwen gleich und hatte Adlerflügel. Ich schaute ihm so lange zu, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden. Es ward vom Boden emporgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und ein menschliches Herz wurde ihm gegeben.

Dan 7:5 Plötzlich erschien ein anderes, zweites Tier, das einem Bären glich. Nach einer Seite hin war es aufgerichtet; drei Rippen hatte es in seinem Maul zwischen den Zähnen. Man rief ihm zu: "Auf, friß viel Fleisch!"

Dan 7:6 Sodann schaute ich, und siehe, ein anderes Tier erschien, das einem Panther glich. Es hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken; außerdem hatte das Tier vier Köpfe, und Macht ward ihm gegeben.

Dan 7:7 Danach erblickte ich in den Nachtgesichten ein viertes Tier, furchtbar und schrecklich und außerordentlich stark. Es hatte mächtige Zähne aus Eisen und Klauen aus Erz. Es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen. Es war verschieden von allen Tieren vor ihm und hatte zehn Hörner.

Dan 7:8 Ich betrachtete die Hörner; siehe, da wuchs ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervor, und drei von den früheren Hörnern wurden vor ihm ausgerissen. Es zeigten sich Augen wie Menschenaugen an jenem Horn und ein Maul, das prahlerische Reden führte.

Dan 7:9 Ich schaute so lange zu, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter Platz nahm. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haupthaar rein wie Wolle. Feuerflammen waren sein Thron, dessen Räder flackerndes Feuer.

Dan 7:10 Ein Feuerstrom ergoß sich und ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz, und Bücher wurden geöffnet.

Dan 7:11 Ich blickte hin wegen des Lärms der prahlerischen Worte, die das Horn redete. Ich schaute zu, bis das Tier getötet, sein Leib vernichtet und dem Feuerbrand übergeben wurde.

Dan 7:12 Auch den übrigen Tieren nahm man ihre Herrschermacht, und ihre Lebensdauer wurde ihnen auf Zeit und Frist abgegrenzt.

Dan 7:13 Ich schaute in den Nachtgesichten, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer, der aussah wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt.

Dan 7:14 Ihm verlieh man Herrschaft, Würde und Königtum; alle Völker, Stämme und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft, sein Königtum wird nie zerstört.

Dan 7:15 Ich, Daniel, wurde hiervon im Geiste bekümmert, und die Gesichte, die mir durch den Kopf gingen, verwirrten mich.

Dan 7:16 Ich näherte mich einem der Umstehenden und erbat mir von ihm über all diese Dinge zuverlässige Auskunft. Er gab mir Antwort und teilte mir die Deutung der Vorgänge mit:

Dan 7:17 "Jene riesenhaften Tiere, vier an der Zahl, bedeuten: Vier Könige werden erstehen auf Erden.

Dan 7:18 Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich erlangen und es behalten bis in Ewigkeit, ja bis in alle Ewigkeit!"

Dan 7:19 Darauf wollte ich noch Genaues wissen über das vierte Tier, das sich von allen anderen unterschied - überaus furchtbar, seine Zähne aus Eisen und seine Klauen aus Erz; es fraß und zermalmte und zertrat den Rest mit seinen Füßen;

Dan 7:20 weiterhin auch über die zehn Hörner auf seinem Kopf und über das andere Horn, das heranwuchs, während drei vor ihm abfallen mußten; ferner besaß jenes Horn Augen und ein Maul, das prahlerische Reden führte; an Gestalt war es größer als die übrigen.

Dan 7:21 Ich schaute, wie jenes Horn mit den Heiligen Krieg führte und sie überwältigte.

Dan 7:22 Doch plötzlich kam der Hochbetagte, und das Gericht nahm Platz zugunsten der Heiligen des Höchsten; die Zeit brach an, da die Heiligen das Königtum in Besitz nahmen.

Dan 7:23 Er antwortete folgendermaßen: "Das vierte Tier bedeutet: Auf Erden wird es ein viertes Reich geben, verschieden von allen anderen Reichen; die ganze Erde verschlingt es, zertritt und zermalmt sie!

Dan 7:24 Die zehn Hörner bedeuten: Aus jenem Reich erwachsen zehn Könige; nach ihnen ersteht noch ein anderer. Von den früheren unterscheidet er sich und wird drei Könige stürzen.

Dan 7:25 Er wird Reden führen wider den Höchsten und die Heiligen des Höchsten aufreiben. Er trachtet danach, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und die Heiligen sind in seine Gewalt gegeben bis auf eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit.

Dan 7:26 Dann aber wird das Gericht Platz nehmen und ihm die Herrschaft entreißen, um sie endgültig zu zerstören und zu vernichten.

Dan 7:27 Königtum, Herrschaft und Übermacht über alle Reiche unter dem Himmel wird dem Volke der Heiligen des Höchsten verliehen. Sein Königtum ist ein ewiges Königtum, alle Mächte werden ihm dienen und untertan sein." -

Dan 7:28 Soweit der Abschluß des Berichtes. Mich, Daniel, brachten meine Gedanken in arge Verwirrung, meine Gesichtsfarbe veränderte sich, und ich behielt die Sache fest im Sinn.

 

Daniel Kapitel 8

 

Dan 8:1 Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belschazzar wurde mir, Daniel, ein Gesicht zuteil nach jenem, das mir früher erschienen war.

Dan 8:2 Ich schaute im Gesicht und befand mich bei meiner Vision in der Burg Susa in der Provinz Elam. Als ich das Gesicht empfing, war ich am Ulaj-Kanal.

Dan 8:3 Ich erhob meine Augen und schaute; da sah ich einen Widder am Kanal stehen. Er hatte zwei Hörner, und die beiden Hörner waren sehr hoch. Das eine Horn übertraf das andere an Höhe, das höhere aber wuchs zuletzt empor.

Dan 8:4 Ich beobachtete, wie der Widder nach Westen, Norden und Süden vorstieß. Kein Tier konnte ihm Widerstand leisten, und niemand befreite aus seiner Gewalt. Er tat nach seinem Belieben und wurde groß.

Dan 8:5 Ich folgte aufmerksam, und siehe, da kam ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu berühren. Der Ziegenbock hatte ein einziges Horn zwischen seinen Augen.

Dan 8:6 Er lief zu dem zweihörnigen Widder, den ich am Kanal stehen sah, und stürzte auf ihn zu mit wütender Gewalt.

Dan 8:7 Ich schaute, wie er den Widder erreichte; er ergrimmte gegen ihn, stieß den Widder und zerbrach ihm die beiden Hörner; der Widder war nicht stark genug, ihm standzuhalten. Jener warf ihn zu Boden und zertrat ihn. Niemand fand sich, der den Widder aus seiner Gewalt befreite.

Dan 8:8 Der Ziegenbock wurde über die Maßen groß. Als er aber auf der Höhe seiner Kraft war, brach das große Horn entzwei, und vier andere wuchsen an seiner Stelle nach den vier Himmelsrichtungen hervor.

Dan 8:9 Aus einem von ihnen ging ein anderes, kleines Horn hervor; nach Süden, nach Osten und nach dem prachtvollen Heiligen Land wurde es über die Maßen groß.

Dan 8:10 Seine Größe erstreckte sich bis zum Heer des Himmels. Von dem Himmelsheere und von den Sternen warf es gar manche zur Erde nieder und zertrat sie.

Dan 8:11 Ja, bis zum Fürsten des Himmelsheeres wagte es sich empor und entzog ihm das tägliche Opfer; die Stätte seines prachtvollen Heiligtums wurde gestürzt.

Dan 8:12 Und auf das tägliche Opfer wurde der Frevel gelegt. Es warf die Wahrheit zu Boden, und was es tat, gelang ihm.

Dan 8:13 Da hörte ich einen Heiligen (Engel) sprechen. Ihn, der da sprach, fragte nun ein anderer Heiliger: "Auf wie lange Zeit erstreckt sich das Gesicht über das tägliche Opfer, über den zugefügten Frevel des Verwüsters und über die Zertretung des prachtvollen Heiligtums?"

Dan 8:14 Er entgegnete ihm: "Bis auf zweitausenddreihundert Abende und Morgen; dann kommt das Heiligtum wieder zu seinem Recht."

Dan 8:15 Es begab sich aber, als ich, Daniel, die Erscheinung betrachtete und mich anstrengte, sie zu verstehen, da stand vor mir jemand, der aussah wie ein Mann.

Dan 8:16 Außerdem hörte ich eine menschliche Stimme, die über dem Ulaj rief und sprach: "Gabriel, erkläre diesem da die Erscheinung!"

Dan 8:17 Nun näherte er sich meinem Standort, und während er herankam, erschrak ich und fiel auf mein Angesicht nieder. Er sprach zu mir: "Begreife, o Mensch, daß dieses Gesicht auf die Endzeit geht!"

Dan 8:18 Als er mich anredete, stürzte ich ohnmächtig auf mein Antlitz zu Boden. Er berührte mich und stellte mich aufrecht auf meinen Platz.

Dan 8:19 Er redete weiter: "Siehe, ich teile dir mit, was in der letzten Zeit des Zornes eintreten wird; denn das Gesicht geht auf die Endzeit.

Dan 8:20 Der zweihörnige Widder, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.

Dan 8:21 Der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland; das große Horn zwischen seinen Augen stellt den ersten König dar.

Dan 8:22 Daß es entzweibrach und vier andere an seine Stelle traten, bedeutet: Vier Königreiche werden aus seinem Volk erstehen, sind aber nicht so stark wie er.

Dan 8:23 Am Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler aufs Ganze gehen, wird sich ein König erheben mit frechem Gesicht und voll Hinterlist.

Dan 8:24 Gewaltig ist seine Kraft, und ungeheures Verderben stiftet er an. Mit Erfolg vollführt er es; Mächtige richtet er zugrunde, sogar das Volk der Heiligen.

Dan 8:25 Wegen seiner Schlauheit hat er Erfolg mit seinen Täuschungsversuchen. Hochmütig wird er in seinem Sinn und richtet unversehens viele zugrunde. Gegen den Fürsten der Fürsten erhebt er sich, aber ohne menschliches Zutun wird er zerschmettert.

Dan 8:26 Auch das Gesicht von den Abenden und Morgen, wie mitgeteilt, ist Wahrheit. Du aber verbirg die Schauung; denn sie gilt fernen Tagen."

Dan 8:27 Ich, Daniel, war nun tagelang krank. Dann erhob ich mich und erfüllte meine Aufgabe beim König. Über die Schau jedoch war ich völlig verwirrt und konnte sie nicht verstehen.

 

Daniel Kapitel 9

 

Dan 9:1 Im ersten Jahre des Darius, des Sohnes des Xerxes, aus medischem Geschlecht, der über das Reich der Kaldäer König geworden war,

Dan 9:2 im ersten Jahre seiner Regierung, stieß ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, die sich nach dem Wort des Herrn an den Propheten Jeremias über den Trümmern Jerusalems vollenden sollten, nämlich siebzig Jahre.

Dan 9:3 Ich richtete mein Antlitz auf Gott, den Herrn, und suchte zu beten und zu flehen unter Fasten in Sack und Asche.

Dan 9:4 Ich betete zum Herrn, meinem Gott, legte ein Bekenntnis ab und sprach: "Ach Herr, du großer und furchterregender Gott, der du den Bund und die Huld denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten!

Dan 9:5 Wir haben gesündigt und gefehlt, Unrecht getan und uns empört; wir wichen ab von deinen Geboten und Satzungen.

Dan 9:6 Wir hörten auch nicht auf deine Diener, die Propheten, die in deinem Auftrag zu unseren Königen, Fürsten, unseren Vätern und zum gesamten Volk des Landes gesprochen haben.

Dan 9:7 Auf deiner Seite, o Herr, steht das Recht, uns aber muß Scham das Antlitz bedecken, wie es heute geschieht, und zwar den Männern von Juda, den Bewohnern Jerusalems, allen Israeliten, sie seien nah oder fern, in allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast wegen der Treulosigkeit, die sie dir zeigten.

Dan 9:8 Herr, Scham muß uns das Antlitz bedecken, unseren Königen, Fürsten und Vätern, die wir wider dich gesündigt haben.

Dan 9:9 Beim Herrn, unserm Gott, ist Erbarmen und Vergebung, wiewohl wir uns gegen ihn aufgelehnt haben.

Dan 9:10 Wir hörten nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, und wandelten nicht nach den Weisungen, die er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben hat.

Dan 9:11 Ganz Israel übertrat dein Gesetz und wandte sich ab, ohne auf deine Stimme zu hören. So ergoß sich über uns der eidlich bekräftigte Fluch, der im Gesetz des Gottesknechtes Moses geschrieben steht, weil wir wider Gott gesündigt haben.

Dan 9:12 Seine Drohung, die er gegen uns und unsere Herrscher, die über uns regierten, gerichtet hat, ließ er in Erfüllung gehen: Er werde nämlich schweres Unheil über uns bringen, so daß noch nie unter dem ganzen Himmel solches geschehen ist, wie es in Jerusalem geschah.

Dan 9:13 Wie es im Gesetz des Moses geschrieben steht, ist all dies Unheil über uns gekommen. Gleichwohl haben wir den Herrn, unsern Gott, nicht dadurch versöhnt, daß wir uns von unseren Missetaten abgewandt und auf deine Wahrheit besonnen hätten.

Dan 9:14 Da war der Herr auf das Unheil bedacht und brachte es über uns. Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in all seinen Werken, die er vollbringt; wir aber hörten nicht auf seine Stimme.

Dan 9:15 Doch nunmehr, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus dem Lande Ägypten hinausgeführt und dir dadurch bis auf den heutigen Tag Ruhm erworben hast: Wir haben gesündigt, haben unrecht gehandelt.

Dan 9:16 Herr, nach all deinen Hulderweisen möge doch dein Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem, deinem heiligen Berge, ablassen! Denn durch unsere Sünden und die Frevel unserer Väter wurden Jerusalem und dein Volk zum Hohn für unsere ganze Umgebung.

Dan 9:17 Nun aber höre, du unser Gott, auf das Gebet deines Dieners und auf sein Flehen und laß dein Antlitz leuchten über dein verwüstetes Heiligtum um deiner selbst willen, o Herr!

Dan 9:18 Neige, mein Gott, dein Ohr und höre, öffne deine Augen und blicke auf die Verwüstungen bei uns und auf die Stadt, die nach deinem Namen benannt ist! Denn nicht im Vertrauen auf unsere Verdienste legen wir unsere flehentlichen Bitten dir vor, sondern im Vertrauen auf deine große Barmherzigkeit.

Dan 9:19 O Herr, höre doch, vergib, o Herr, merke auf, o Herr, und handle! Zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott! Denn nach deinem Namen sind benannt deine Stadt und dein Volk."

Dan 9:20 Während ich noch sprach und betete, meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und vor dem Herrn, meinem Gott, meine flehentliche Bitte für den heiligen Berg meines Gottes niederlegte,

Dan 9:21 während ich also noch mein Gebet sprach, da eilte der Mann Gabriel, den ich früher im Gesicht geschaut hatte, im Fluge zu mir heran. Es war um die Zeit des Abendopfers.

Dan 9:22 Er kam, sprach mit mir und sagte: "Daniel, nunmehr bin ich hergekommen, um dir die klare Einsicht zu bringen.

Dan 9:23 Zu Beginn deines Flehens erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, es dir mitzuteilen; denn ein Liebling Gottes bist du. Also achte auf das Wort und verstehe die Erscheinung!

Dan 9:24 Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und deine heilige Stadt, bis der Frevel beendet, die Sünde versiegelt und die Schuld gesühnt ist, bis ewige Gerechtigkeit herbeigeführt, unter Gesicht und Prophet das Siegel gesetzt und ein Allerheiligstes gesalbt wird.

Dan 9:25 Wissen sollst du und einsehen: Von der Zeit an, da das Wort erging von der Wiederherstellung und dem Aufbau Jerusalems, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen bleibt es wiederhergestellt und aufgebaut mit Platz und Graben, doch unter dem Druck der Zeiten.

Dan 9:26 Nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet ohne Richterspruch. Stadt und Heiligtum wird das Volk eines heranrückenden Fürsten verheeren. Sein Ende erfolgt wie durch eine Wasserflut, aber bis zum Ende dauern der Krieg, die beschlossenen Verwüstungen.

Dan 9:27 Für viele macht er den Bund eine Woche lang schwer. Eine halbe Woche unterdrückt er Schlacht- und Speiseopfer, und über den Altarrand steht der Greuel des Verwüsters, und zwar bis zum beschlossenen Ende, das über den Verwüster sich ergießt."

 

Daniel Kapitel 10

 

Dan 10:1 Im dritten Jahre des Königs Cyrus von Persien ward dem Daniel, der Beltschazzar genannt wurde, eine Wortoffenbarung zuteil. Zuverlässig ist das Wort, und es bezieht sich auf große Kriegsnot. Er begriff das Wort, da ihm das Verständnis durch eine Erscheinung erschlossen wurde.

Dan 10:2 In jenen Tagen hielt ich, Daniel, drei Wochen lang Trauerzeit.

Dan 10:3 Leckerbissen aß ich nicht, Fleisch und Wein kamen mir nicht in den Mund, ich salbte mich auch nie, bis drei volle Wochen verstrichen waren.

Dan 10:4 Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats befand ich mich am Ufer des großen Flusses, des Tigris.

Dan 10:5 Ich erhob meine Augen und schaute: da sah ich einen Mann, mit einem Linnengewand bekleidet, um die Lenden einen Gürtel aus feinstem Gold;

Dan 10:6 sein Leib war wie Chrysolith, sein Antlitz sah aus wie der Blitz, seine Augen wie Feuerfackeln; seine Arme und Beine funkelten wie Glanzerz, und der Schall seiner Worte glich dem Lärmen einer Volksmenge.

Dan 10:7 Ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Die Leute bei mir sahen von der Erscheinung nichts; doch befiel sie ein gewaltiger Schrecken, so daß sie flohen, um sich zu verbergen.

Dan 10:8 So blieb ich allein zurück, als ich diese gewaltige Erscheinung schaute. Da entschwand mir jegliche Kraft, mein Aussehen ward furchtbar entstellt, und ich konnte keine Kraft mehr aufbringen.

Dan 10:9 Nun vernahm ich den Schall seiner Worte. Als ich vollends den Schall seiner Worte hörte, fiel ich ohnmächtig auf mein Angesicht, mein Gesicht zur Erde gewandt.

Dan 10:10 Aber siehe da! Eine Hand berührte mich und brachte mich mühsam auf meine Knie und Handflächen.

Dan 10:11 Dann sprach er zu mir: "Daniel, Liebling Gottes, gib acht auf die Worte, die ich dir zu verkünden habe! Stelle dich aufrecht auf deinen Platz; denn ich bin jetzt zu dir gesandt!" Auf diese Anrede hin stand ich zitternd auf.

Dan 10:12 Da sprach er zu mir: "Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tage an, da du deinen Sinn darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, wurden deine Worte vernommen, und um deiner Worte willen bin ich hergekommen.

Dan 10:13 Aber der Engelfürst des Perserreiches leistete mir einundzwanzig Tage lang Widerstand. Doch siehe da, Michael, einer der ersten Fürsten, kam mir zu Hilfe. So war ich dort bei den Perserkönigen nicht mehr nötig.

Dan 10:14 Darum kam ich, um dich in Kenntnis zu setzen über das, was in den letzten Tagen deinem Volke zustoßen wird; denn es ist wieder ein Gesicht über ferne Tage."

Dan 10:15 Während er Worte dieser Art an mich richtete, senkte ich mein Antlitz zu Boden und verstummte.

Dan 10:16 Doch siehe da, wie mit Menschenhand berührte er meine Lippen, daß ich meinen Mund öffnen und reden konnte. So sprach ich zu dem, der vor mir stand: "Mein Herr, bei der Erscheinung sind Krämpfe über mich gekommen, und ich konnte keine Kraft mehr aufbringen.

Dan 10:17 Wie könnte denn auch solch ein Knecht meines Herrn mit diesem meinem hohen Herrn sprechen?" Von da ab blieb keine Kraft mehr in mir, und es ging mir der Atem aus.

Dan 10:18 Und abermals berührte mich der, welcher wie ein Mensch aussah, und stärkte mich.

Dan 10:19 Er sprach: "Fürchte dich nicht, Liebling Gottes! Heil dir! Sei stark, ja stark!" Indem er so mit mir redete, fühlte ich mich gekräftigt und sprach: "Nun möge mein Herr reden; denn du hast mich ja gestärkt."

Dan 10:20 Da fragte er: "Weißt du, warum ich zu dir kam? Nun muß ich allerdings wieder zurückkehren und mit dem Engelfürsten von Persien kämpfen; wenn ich damit fertig bin, dann kommt der Engelfürst von Griechenland an die Reihe.

Dan 10:21 Dennoch will ich dir mitteilen, was im Buche der Wahrheit aufgezeichnet steht, obwohl mich niemand gegen jene kräftig unterstützt außer eurem Engelfürst Michael.

 

Daniel Kapitel 11

 

Dan 11:1  Im ersten Jahre des Meders Darius stehe ich ihm zur Stärkung und Kräftigung bei.

Dan 11:2  Nun will ich dir die Wahrheit mitteilen: Siehe, noch drei Könige stehen in Persien auf, und der vierte erwirbt grösseren Reichtum als alle anderen. Durch seinen Reichtum stark geworden, bietet er alles auf gegen das griechische Reich.

Dan 11:3  Danach steht ein Heidenkönig auf, entfaltet gewaltige Macht und vollführt, was ihm beliebt.

Dan 11:4  Doch kaum ist er aufgetreten, so zerbricht sein Reich und wird zerteilt nach den vier Himmelsrichtungen, aber nicht unter seinen leiblichen Nachkommen. Es ist nicht mehr so mächtig wie unter seiner Herrschaft; nein, zerschmettert wird sein Reich und anderen zuteil, nicht jenen.

Dan 11:5  Nun wird der Südkönig stark; aber von seinen Heerführern wird ihn einer an Stärke übertreffen und selbst an die Macht kommen; seine Herrschaft wird eine gewaltige Macht darstellen.

Dan 11:6  Nach Verlauf von Jahren gehen sie miteinander ein Bündnis ein; und die Tochter des Südkönigs kommt zum Nordkönig, um Frieden zu machen. Doch sie wird die Kraft des Armes nicht dauernd behalten, und sein Arm hält nicht stand; dazu ihre Gefolgschaft, ihr Kind und ihr Schutzherr.

Dan 11:7  Zur gegebenen Zeit tritt einer aus ihrem Wurzelsproß an seiner Stelle auf. Er zieht aus gegen das Heer und  gelangt in die Festung des Nordkönigs. Er greift gegen sie ein und erweist sich als stark.

Dan 11:8  Selbst ihre Götter samt ihren Gußbildern, zusammen mit den wertvollen Geräten, Silber und Gold, bringt er als Beutegut nach Ägypten. Dann läßt er jahrelang vom Nordkönig ab.

Dan 11:9  Dieser zieht aus gegen das Reich des Südkönigs, doch muss er wieder in sein Heimatland zurückkehren.

Dan 11:10 Aber sein Sohn rüstet auf und schart gewaltige Mengen von Streitkräften zusammen; damit rückt er gegen jenen vor, überschwemmt und überflutet (das Land). Nochmals rüstet er und kommt bis zu dessen Grenzfestung.

Dan 11:11 Das macht den Südkönig erbittert; er rückt aus und kämpft mit ihm, mit dem Nordkönig. Dieser bietet eine grosse Heeresmasse auf,  jedoch gerät die Masse in Ägyptens Hand.

Dan 11:12 Während das Heer sich in Auflösung befindet, wird sein Herz stolz; er schlägt Unzählige nieder, gewinnt aber nicht an Stärke.

Dan 11:13 Nochmals bietet der Nordkönig eine Heeresmasse auf, noch grösser als die erste. Nach Verlauf von Jahren  rückt er gegen ihn, mit einem gewaltigen Heer und vielem Troß.

Dan 11:14 In jenen Zeiten treten nun viele gegen den Südkönig auf, und gewalttätige Leute deines Volkes erheben sich, so dass die Weissagung sich erfüllt; aber sie kommen zu Fall.

Dan 11:15 So rückt der Nordkönig vor, wirft einen Wall auf und erobert eine stark befestigte Stadt. Die Kräfte des Südens halten nicht stand, und seine auserlesene Mannschaft hat keine Kraft zum Widerstand.

Dan 11:16 Sein nachdrängender Gegner kann tun, was ihm beliebt, keiner tritt ihm entgegen. Er fasst Fuss im prachtvollen Heiligen Land, und es fällt ganz in seine Hand.

Dan 11:17 Er richtet sein Augenmerk darauf, dessen ganzes Reich in seine Gewalt zu bekommen, schliesst Frieden mit ihm und gibt ihm seine Tochter zur Frau, um es zu verderben. Jedoch ist die Sache nicht von Dauer und glückt ihm nicht.

Dan 11:18 Dann wendet er sich den Inseln zu und erobert viele; doch ein Machthaber vertreibt ihm den Hohn, und darüber hinaus vergilt er ihm seinen Hohn.

Dan 11:19 Schließlich wendet er sich den Festungen seines Landes zu; aber er strauchelt, stürzt und ist nicht mehr zu finden.

Dan 11:20 An seine Stelle tritt einer, der einen Zwingherrn durch das herrliche Heilige Land sendet; jedoch schon nach kurzer Zeit wird er zerschmettert, und zwar nicht im Kampfeszorn und nicht im Krieg.

Dan 11:21 An seine Stelle tritt ein Verachtenswerter, dem man die Königswürde nicht geben wollte; doch er kommt unversehens und bemächtigt sich des Königtums auf Schleichwegen.

Dan 11:22 Streitkräfte werden flutartig vor ihm hinweggeschwemmt und zerschmettert, auch sogar der Bundesfürst (der Hohepriester).

Dan 11:23 Sobald man mit ihm Freundschaft geschlossen hat, handelt er hinterlistig. Er steigt empor und wird stark, selbst mit nur wenigen Anhängern.

Dan 11:24 Unversehens bricht er in die fruchtbarsten Teile einer Landschaft ein und tut, was seine Väter und Ahnen nicht taten. Raub, Beute und Habe verschleudert er an sie; er schmiedet seine Pläne gegen Festungen, doch nur eine Zeitlang.

Dan 11:25 Dann bietet er seine Kraft und seinen Mut auf gegen den Südkönig mit gewaltiger Heeresmacht. Doch der Südkönig rüstet zum Kriege mit einem gewaltigen und überaus starken Heer. Aber er kann nicht standhalten, denn man schmiedet gegen ihn Ränke.

Dan 11:26 Seine Tischgenossen sind schuld an seinem Zusammenbruch, sein Heer wird hinweggeschwemmt, und es fallen viele Erschlagene.

Dan 11:27 Beide Könige beabsichtigen Böses; am gleichen Tisch belügen sie sich, doch es führt nicht zum Ziel; denn das Ende steht noch aus bis zur bestimmten Frist.

Dan 11:28 Da kehrt er in sein Heimatland zurück mit gewaltigem Troß. Seine Gesinnung ist gegen den heiligen Bund eingestellt; er handelt danach und zieht in sein Land zurück.

Dan 11:29 Zur bestimmten Zeit rückt er wieder gegen das Südland; doch das zweitemal geht es nicht so aus wie das erstemal.

Dan 11:30 Gegen ihn landet eine kittäische Flotte, so daß er entmutigt den Rückzug antritt. Seinen Groll läßt er aus am heiligen Bund und handelt danach; dann kehrt er zurück und läßt sich unterrichten über jene, die den heiligen Bund verlassen.

Dan 11:31 Von ihm entsandte Streitkräfte treten an, entweihen das Heiligtum und die Burg, beseitigen das tägliche Opfer und stellen den Greuel des Verwüsters auf.

Dan 11:32 Die Bundesbrüchigen macht er abtrünnig durch Schmeicheleien; doch die Menge derer, die ihren Gott kennen, bleibt stark und handelt danach.

Dan 11:33 Die Lehrer des Volkes verhelfen vielen zur Besinnung; doch kommen sie durch Schwert und Feuer, durch Gefängnis und Plünderung eine Zeitlang zu Fall.

Dan 11:34 Während sie so unterliegen, wird ihnen eine kleine Hilfe zuteil, und viele schließen sich ihnen heuchlerisch an.

Dan 11:35 Auch unter den Einsichtigen straucheln manche; so wird unter ihnen geprüft, geläutert und gereinigt bis zur Endzeit; denn noch steht sie aus bis zur bestimmten Frist.

Dan 11:36 Der König handelt nach seinem Gutdünken; er überhebt sich und tut groß gegenüber jedem Gott; gegen den Gott der Götter führt er ungeheuerliche Reden. Dabei hat er Erfolg bis zum Ende des göttlichen Zornes; denn was beschlossen ist, wird ausgeführt.

Dan 11:37 Selbst um den Gott seiner Väter kümmert er sich nicht, er achtet nicht auf den Lieblingsgott der Frauen noch auf irgendeinen anderen Gott; denn gegen alle tut er groß.

Dan 11:38 Den Gott der Festungen verehrt er statt dessen; einen Gott, den seine Väter nicht kannten, ehrt er mit Gold und mit Silber, mit Edelsteinen und kostbarem Schmuck.

Dan 11:39 Er geht vor gegen die Bollwerke der Festungen mit Hilfe des fremden Gottes. Wer diesen anerkennt, den überhäuft er mit Ehren. Er macht sie zu Herrschern über viele und verteilt an sie Land zur Belohnung.

Dan 11:40 In der Endzeit aber stößt der Südkönig mit ihm zusammen. Der König des Nordens stürmt wider ihn an mit Streitwagen, Reitern und vielen Schiffen; er fällt ein, überschwemmt und überflutet sie.

Dan 11:41 Er kommt auch in das prachtvolle Heilige Land. Unzählige sinken dahin. Nur diese entkommen seiner Hand: Edom, Moab und der größte Teil von Ammon.

Dan 11:42 Nach Ländern streckt er seine Hand aus, das Ägypterland vermag nicht zu entgehen.

Dan 11:43 Er wird Herr über die Schätze von Gold und Silber, über alle kostbaren Güter Ägyptens. Libyer und Kuschiten sind in seinem Gefolge.

Dan 11:44 Gerüchte aus dem Osten und dem Norden erschrecken ihn. Da zieht er aus in mächtiger Wut, um viele zu vernichten und auszurotten.

Dan 11:45 Seine Palastzelte spannt er zwischen dem Meer und dem heiligen Prachtberg auf. Doch geht er seinem Ende entgegen, und niemand vermag ihm zu helfen.

 

Daniel Kapitel 12

 

Dan 12:1 In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen deines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie noch keine gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Dein Volk wird gerettet in jener Zeit, ein jeder, der im Buch verzeichnet ist.

Dan 12:2 Viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden erwachen, die einen zu ewigem Leben, zur Schmach und zu ewigem Abscheu die anderen.

Dan 12:3 Die Gesetzeslehrer werden glänzen wie das leuchtende Himmelsgewölbe und, die vielen zur Gerechtigkeit verhalfen, wie die Sterne für immer und ewig.

Dan 12:4 Du nun, Daniel, verschließe die Offenbarungen und versiegle das Buch bis zur Endzeit! Viele werden suchend umherstreifen, und der Wissensdurst wird groß sein."

Dan 12:5 Ich, Daniel, schaute hin und sah, daß noch zwei andere (Engel) dastanden, der eine diesseits des Flußufers, der andere am jenseitigen Flußufer.

Dan 12:6 Er sprach zu dem Mann im Leinenkleid, der sich über dem Wasser des Flusses befand: "Wie lange dauert es noch bis zum Ende dieser ungeheuerlichen Dinge?"

Dan 12:7 Darauf vernahm ich den Mann im Leinenkleid, der sich über dem Wasser des Flusses befand; er erhob seine rechte und linke Hand zum Himmel und tat beim Ewiglebenden einen Schwur: "Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Ist man damit fertig, die Macht des heiligen Volkes zu zerschlagen, dann wird sich dies alles vollenden."

Dan 12:8 Das hörte ich wohl, verstand es aber nicht. Da fragte ich: "Mein Herr, was ist das Letzte hiervon?"

Dan 12:9 Er erwiderte: "Geh, Daniel, denn die Offenbarungen sind verschlossen und versiegelt bis zur Endzeit.

Dan 12:10 Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft; aber die Frevler begehen Frevel. Kein Frevler versteht es, die Einsichtigen aber verstehen es.

Dan 12:11 Von der Zeit an, da das tägliche Opfer beseitigt und der Greuel des Verwüsters aufgestellt wird, sind es tausendzweihundertneunzig Tage.

Dan 12:12 Glückselig, wer ausharrt und tausenddreihundertfünfunddreißig Tage erreicht!

Dan 12:13 Du nun, gehe dem Ende entgegen und ruhe aus! Zu deinem Lose wirst du am Ende der Tage auferstehen!"

 

Daniel Kapitel 13

 

Nachträge

Dan 13:1 In Babylon lebte ein Mann mit Namen Jojakim.

Dan 13:2 Er heiratete eine Frau namens Susanna, die Tochter Helkias; sie war sehr schön und gottesfürchtig.

Dan 13:3 Auch ihre Eltern waren fromm und hatten ihre Tochter nach dem Gesetze des Moses erzogen.

Dan 13:4 Jojakim war sehr reich, er besaß einen Garten in der Nähe seines Hauses. Bei ihm pflegten sich die Juden zu versammeln; denn er war höher geachtet als alle anderen.

Dan 13:5 Nun waren in jenem Jahre zwei Älteste aus dem Volke als Richter bestellt worden, von denen das galt, was der Herr gesprochen hat: "Die Ruchlosigkeit ging von Babylon aus, von den Ältesten, den Richtern, die den Anschein erweckten, als ob sie das Volk leiteten."

Dan 13:6 Diese weilten regelmäßig im Hause Jojakims; zu ihnen kamen alle, die Rechtsstreitigkeiten hatten.

Dan 13:7 Als sich nun die Leute um die Mittagszeit entfernt hatten, kam Susanna und ging im Garten ihres Mannes auf und ab.

Dan 13:8 Die beiden Ältesten beobachteten sie täglich, wie sie eintrat und spazierenging. Da entbrannten sie in Begierde nach ihr.

Dan 13:9 Sie verkehrten ihre Gedanken und senkten ihre Augen nieder, um nicht nach dem Himmel blicken und an die gerechten Strafurteile denken zu müssen.

Dan 13:10 Beide waren ihretwegen in Liebeskummer, aber sie sagten einander nichts von ihrem Leid.

Dan 13:11 Denn sie schämten sich, Mitteilung zu machen von ihrer Begierde und ihrem Wunsch, mit ihr zu verkehren.

Dan 13:12 Täglich lauerten sie eifrig darauf, sie zu erblicken.

Dan 13:13 Eines Tages sagte der eine zum anderen: "Gehen wir nach Hause, es ist ja Essenszeit!" Sie gingen also fort und trennten sich voneinander.

Dan 13:14 Jedoch machten sie Umwege und kamen an dieselbe Stelle zurück. Sie fragten einander nach dem Grund hierfür und mußten sich ihre Leidenschaft eingestehen. Sie verabredeten nun miteinander eine Zeit, zu der sie Susanna allein antreffen könnten.

Dan 13:15 Während sie noch immer auf einen geeigneten Tag warteten, begab es sich einmal, daß Susanna wie gewöhnlich mit nur zwei Mägden hineinkam und im Garten baden wollte, weil die Hitze groß war.

Dan 13:16 Niemand befand sich dort, ausgenommen die beiden Ältesten, die sich versteckt hatten und sie belauerten.

Dan 13:17 Da sprach sie zu den Mägden: "Bringt mir Öl und Salben und schließt das Gartentor, damit ich baden kann!"

Dan 13:18 Diese taten nach ihrem Befehle, verschlossen das Gartentor und gingen durch die Nebentüre fort, um das Verlangte zu holen. Sie bemerkten aber die Ältesten nicht, weil diese sich versteckt hatten.

Dan 13:19 Als nun die Mägde hinausgegangen waren, erhoben sich die beiden Ältesten und liefen auf Susanna zu.

Dan 13:20 Sie sagten: "Siehe, das Gartentor ist geschlossen, und niemand beobachtet uns. Wir haben heftige Begierde nach dir, darum sei uns zu Willen und laß dich mit uns ein!

Dan 13:21 Falls nicht, so werden wir gegen dich bezeugen, daß ein Jüngling bei dir war und daß du aus diesem Grunde die beiden Mädchen von dir wegschicktest."

Dan 13:22 Da seufzte Susanna und sprach: "Drangsal kommt mir von allen Seiten. Tue ich dies, dann ist der Tod mir gewiß; tue ich es nicht, so werde ich euren Händen nicht entrinnen.

Dan 13:23 Doch lieber ist es mir, es nicht zu tun und in eure Hände zu fallen, als vor dem Herrn zu sündigen."

Dan 13:24 Da schrie Susanna mit lauter Stimme. Aber auch die beiden Ältesten schlugen Lärm gegen sie.

Dan 13:25 Der eine lief hin und öffnete das Gartentor.

Dan 13:26 Als die Leute im Hause das Geschrei im Garten hörten, stiegen sie eiligst durch die Seitentüre herein, um zu sehen, was ihr zugestoßen sei.

Dan 13:27 Sobald nun die Ältesten ausgesagt hatten, schämten sich die Diener gar sehr, weil nie über Susanna etwas Derartiges geredet worden war.

Dan 13:28 Am anderen Morgen, als das Volk zu ihrem Manne Jojakim kam, erschienen auch die beiden Ältesten; es erfüllte sie der ruchlose Gedanke, gegen Susanna das Todesurteil zu beantragen.

Dan 13:29 Sie sprachen vor dem Volke: "Schickt nach Susanna, der Tochter Helkias, der Frau Jojakims!" Man schickte also hin.

Dan 13:30 Da kam sie zusammen mit ihren Eltern, ihren Kindern und all ihren Verwandten.

Dan 13:31 Susanna aber war sehr blühend und schön von Gestalt.

Dan 13:32 Die Schurken befahlen, sie zu entschleiern - sie war nämlich verschleiert -, um sich an ihrer Schönheit zu laben.

Dan 13:33 Ihre Angehörigen aber und alle, die sie sahen, brachen in Tränen aus.

Dan 13:34 Die beiden Ältesten erhoben sich inmitten der Volksschar und legten ihr die Hände auf das Haupt.

Dan 13:35 Sie aber weinte und blickte zum Himmel auf, weil ihr Herz auf den Herrn vertraute.

Dan 13:36 Die Ältesten berichteten nun: "Wir gingen allein im Garten spazieren; da kam diese mit zwei Mägden herein, verschloß das Gartentor und entließ die Mägde.

Dan 13:37 Dann kam ein Jüngling zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr hin.

Dan 13:38 Wir befanden uns in der Ecke des Gartens; als wir den Frevel bemerkten, eilten wir auf sie zu.

Dan 13:39 Wir sahen, wie sie miteinander Umgang pflogen; jenes Mannes konnten wir uns nicht bemächtigen, weil er uns an Kraft übertraf und so das Tor öffnen und entrinnen konnte.

Dan 13:40 Doch diese hier konnten wir ergreifen, und wir fragten sie, wer denn der junge Mann war.

Dan 13:41 Sie wollte es uns aber nicht verraten. Dies können wir bezeugen." Die versammelte Gemeinde aber schenkte ihnen als den Ältesten und Richtern des Volkes ihr Vertrauen. Man verurteilte also jene zum Tode.

Dan 13:42 Da schrie Susanna mit lauter Stimme und betete: "O ewiger Gott, der du die verborgenen Dinge kennst, der du alles weißt, noch bevor es sich ereignet!

Dan 13:43 Du weißt, daß sie falsches Zeugnis gegen mich ablegten. So muß ich denn sterben und habe doch nichts von dem getan, wessen mich diese da in ihrer Bosheit bezichtigen."

Dan 13:44 Der Herr aber hörte auf ihr Rufen.

Dan 13:45 Als sie zur Hinrichtung abgeführt wurde, erweckte Gott den heiligen Geist eines noch jungen Mannes, der Daniel hieß.

Dan 13:46 Dieser rief mit lauter Stimme: "Unschuldig bin ich am Blute dieser Frau!"

Dan 13:47 Alles Volk wandte sich ihm zu, und man fragte: "Was ist denn das für eine Rede, die du da führst?"

Dan 13:48 Er trat nun mitten unter sie hin und rief: "Seid ihr wirklich so töricht, ihr Israeliten? Ohne Verhör und ohne sichere Feststellung verurteilt ihr eine Tochter Israels?

Dan 13:49 Kehrt zurück zum Gericht! Denn falsches Zeugnis haben jene wider sie abgelegt."

Dan 13:50 Da kehrte alles Volk eiligst um, und die Ältesten sprachen zu ihm: "Setze dich hierher in unsere Mitte und berichte uns; denn Gott hat dir die Einsicht des Alters verliehen."

Dan 13:51 Da sprach Daniel zu ihnen: "Trennt diese weit voneinander, ich will sie verhören!"

Dan 13:52 Als sie nun voneinander getrennt waren, rief er den einen von ihnen und sprach zu ihm: "Du alter Mann nach einem verkommenen Leben! Jetzt wirst du für die Sünden bestraft, die du ehedem begangen hast.

Dan 13:53 Ungerechte Urteile hast du gefällt, die Schuldlosen verurteilt und die Schuldigen freigesprochen, obwohl doch der Herr sagt: "Einen Schuldlosen und Gerechten darfst du nicht töten."

Dan 13:54 Nun denn, wenn du wirklich dieses gesehen hast, so sprich: Unter welchem Baum sahst du beide beisammen sein?" Der aber sprach: "Unter einem Mastixbaum."

Dan 13:55 Daniel erwiderte: "Du hast richtig gegen dein eigenes Haupt gelogen; denn schon hat Gottes Engel von Gott Befehl erhalten, dich mitten entzweizuhauen."

Dan 13:56 Er ließ ihn fortführen und den anderen herbeibringen. Zu ihm sprach er: "Du Abkömmling Kanaans und nicht Judas! Die Schönheit hat dich betört, und die Begierlichkeit hat dir das Herz verkehrt.

Dan 13:57 So hättet ihr an den Töchtern Israels handeln können; aus Furcht hätten jene sich mit euch eingelassen. Aber eine Tochter Judas ertrug eure Schurkerei nicht.

Dan 13:58 Nun also sage mir: Unter welchem Baume hast du sie beide beisammen ertappt?" Jener erwiderte: "Unter einer Eiche."

Dan 13:59 Daniel erwiderte ihm: "Richtig hast auch du gegen dein eigenes Haupt gelogen, denn der Engel Gottes wartet schon mit dem Schwert in der Hand, dich mitten entzweizuteilen, um euch so auszurotten."

Dan 13:60 Da schrieen alle Versammelten mit lauter Stimme und priesen Gott, der alle rettet, die auf ihn hoffen.

Dan 13:61 Sie erhoben sich gegen die zwei Ältesten; denn Daniel hatte sie aus ihrem eigenen Munde als falsche Zeugen überführt. Man tat an ihnen so, wie sie an ihrem Nächsten übel handelten:

Dan 13:62 Man ging also nach dem Gesetz des Moses vor und ließ sie hinrichten. So wurde schuldloses Blut an jenem Tage gerettet.

Dan 13:63 Helkia und seine Gattin lobten Gott um ihrer Tochter Susanna willen gemeinsam mit Jojakim, ihrem Manne, und allen Verwandten, weil nichts Schandbares an ihr gefunden wurde.

Dan 13:64 Daniel aber gewann hohes Ansehen vor dem Volke von jenem Tage ab und weiterhin.

 

Daniel Kapitel 14

 

Dan 14:1 Der König Astyages war zu seinen Ahnen heimgegangen, und der Perser Cyrus hatte dessen Reich übernommen.

Dan 14:2 Daniel war Vertrauter des Königs und angesehener als alle seine Freunde.

Dan 14:3 Die Babylonier besaßen ein Gottesbild mit Namen Bel. Man verschwendete täglich für Bel zwölf Scheffel Feinmehl, vierzig Schafe und sechs Maß Wein.

Dan 14:4 Auch der König verehrte ihn und fand sich täglich ein, ihn anzubeten. Doch Daniel betete seinen Gott an.

Dan 14:5 Da sagte der König zu ihm: "Warum betest du Bel nicht an?" Dieser entgegnete: "Ich erweise handgemachten Bildern keine Verehrung, sondern nur dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde erschuf und über alles, was lebt, die Herrschaft innehat."

Dan 14:6 Der König entgegnete ihm: "Glaubst du, Bel sei kein lebendiger Gott? Siehst du denn nicht, wieviel er tagtäglich ißt und trinkt?"

Dan 14:7 Da sagte Daniel lachend: "Laß dich nicht täuschen, o König! Dieser ist ja inwendig Lehm und außen Erz; gegessen und getrunken hat er noch nie."

Dan 14:8 Der König geriet in Zorn, rief seine Priester herbei und sprach zu ihnen: "Wenn ihr mir nicht sagt, wer es ist, der diese Opfergaben verzehrt, dann müßt ihr sterben. Wenn ihr aber nachweisen könnt, daß Bel sie verzehrt, dann muß Daniel sterben, weil er Bel verhöhnt hat."

Dan 14:9 Daniel erklärte dem König: "Es geschehe, wie du gesagt hast!" Es waren aber siebzig Belpriester, abgesehen von den Frauen und Kindern.

Dan 14:10 Der König begab sich mit Daniel zum Beltempel.

Dan 14:11 Die Belpriester erklärten: "Siehe, wir gehen schleunigst hinaus. Du, König, lege selbst die Speisen auf, mische den Wein, stelle ihn hin, verschließe die Pforte und versiegle sie mit deinem Ring. Wenn du dann in der Frühe kommst und nicht alles von Bel verzehrt findest, dann sollen wir dem Tod verfallen sein, andernfalls aber Daniel, der uns verleumdet."

Dan 14:12 Sie waren unbesorgt, da sie unter dem Opfertisch einen verborgenen Gang gemacht hatten; durch diesen konnten sie jederzeit hineinschlüpfen und alles beseitigen.

Dan 14:13 Als sie nun weggegangen waren, legte der König die Speisen für Bel auf.

Dan 14:14 Daniel gab aber seinen Dienern den Auftrag, Asche herbeizubringen und damit den ganzen Tempel durch ein Sieb zu bestreuen, wobei nur noch der König anwesend war. Dann gingen sie hinaus, verriegelten die Pforte, brachten mit dem Ring des Königs das Siegel an und entfernten sich.

Dan 14:15 Nachts aber kamen wie gewöhnlich die Priester mit ihren Frauen und Kindern und verzehrten und tranken alles.

Dan 14:16 Frühmorgens erschien der König zusammen mit Daniel.

Dan 14:17 Der König fragte: "Sind die Siegel unbeschädigt, Daniel?" Dieser entgegnete: "Ja, mein König!"

Dan 14:18 Gleich nach dem Öffnen der Pforte blickte der König auf den Opfertisch und rief mit lauter Stimme: "Groß bist du, Bel! Bei dir gibt es nicht den geringsten Betrug."

Dan 14:19 Daniel aber lachte und hinderte den König, ins Innere einzutreten. Er sprach: "Schau doch den Boden an und stelle fest, wessen Fußspuren das sind!"

Dan 14:20 Der König entgegnete: "Ich bemerke die Fußspuren von Männern, Frauen und Kindern."

Dan 14:21 Da geriet der König in Wut und ließ die Priester mit ihren Frauen und Kindern ergreifen. Sie mußten ihm die Geheimtüre zeigen, durch die sie eingetreten waren, um die Speisen auf dem Tisch zu verzehren.

Dan 14:22 Der König ließ sie nun töten, und den Bel lieferte er dem Daniel aus. Dieser zerstörte ihn und sein Heiligtum.

Dan 14:23 Es gab auch einen großen Drachen, den die Babylonier verehrten.

Dan 14:24 Da sprach der König zu Daniel: "Von diesem kannst du doch nicht sagen, daß er kein lebendiger Gott sei; bete ihn also an!"

Dan 14:25 Daniel entgegnete: "Den Herrn, meinen Gott, werde ich anbeten, denn der ist ein lebendiger Gott. Du aber, o König, gib mir Erlaubnis, und ich werde den Drachen töten ohne Schwert und Keule!"

Dan 14:26 Der König sagte: "Ich gebe sie dir."

Dan 14:27 Da nahm Daniel Pech, Fett und Haare, kochte diese zusammen, formte Fladen daraus und warf sie dem Drachen ins Maul. Der Drache fraß sie und barst auseinander. Nun rief Daniel aus: "Seht, was ihr verehrt!"

Dan 14:28 Als die Babylonier davon hörten, wurden sie heftig erbost, rotteten sich wider den König zusammen und riefen: "Ein Jude ist der König geworden; den Bel hat er zertrümmert, den Drachen getötet und die Priester hingeschlachtet."

Dan 14:29 Sie begaben sich zum König und verlangten: "Liefere uns den Daniel aus! Sonst töten wir dich und deine Familie!"

Dan 14:30 Der König merkte, daß sie ihm heftig zusetzten, und lieferte ihnen, der Gewalt weichend, den Daniel aus.

Dan 14:31 Man warf ihn in die Löwengrube, wo er sechs Tage weilte.

Dan 14:32 In der Grube waren sieben Löwen; diesen gab man täglich zwei Leichname und zwei Schafe. Damals aber gab man ihnen nichts, damit sie Daniel fressen sollten.

Dan 14:33 Nun lebte in Juda der Prophet Habakuk. Dieser hatte ein Essen gekocht, Brot in einen Napf gebrockt und ging eben auf das Feld, um es den Schnittern zu bringen.

Dan 14:34 Da sprach der Engel des Herrn zu Habakuk: "Bringe das Gericht, das du hast, nach Babylon dem Daniel in der Löwengrube!"

Dan 14:35 Habakuk antwortete: "Herr, Babylon habe ich nie gesehen, und die Grube ist mir unbekannt."

Dan 14:36 Da faßte ihn der Engel des Herrn am Scheitel, trug ihn an den Haaren seines Hauptes und versetzte ihn in einem Atemzug nach Babylon an den Rand der Grube.

Dan 14:37 Habakuk rief: "Daniel, Daniel, nimm das Essen, das Gott dir geschickt hat!"

Dan 14:38 Daniel sprach: "So hast du dich doch meiner erinnert, o Gott, und hast nicht verlassen, die dich lieben!"

Dan 14:39 Dann erhob sich Daniel und aß. Der Engel Gottes aber versetzte den Habakuk sogleich an seinen früheren Ort zurück.

Dan 14:40 Am siebten Tag kam der König, um Daniel zu betrauern. Er trat an die Grube und schaute hinein: Siehe da, Daniel saß darin.

Dan 14:41 Jetzt schrie er mit lauter Stimme und rief: "Groß bist du, o Herr, du Gott Daniels! Es gibt außer dir keinen anderen!"

Dan 14:42 Er ließ ihn herausziehen, jene aber, die sein Verderben verschuldet hatten, in die Grube werfen. Sofort wurden sie vor seinen Augen aufgefressen. [Damals sprach der König: "Alle Bewohner der ganzen Erde sollen den Gott Daniels fürchten, weil er der Retter ist, der Zeichen und Wunder tut auf Erden, der Daniel aus der Löwengrube befreit hat!"]

 

 

Hosea

 

Hosea Kapitel 1

 

Hos 1:1 Das Wort des Herrn, das an Hosea, den Sohn des Beeri, erging, in den Tagen des Ussia, Jotam, Achas und Hiskia, der König von Juda, und in den Tagen des Königs Jerobeam, des Sohnes des Joas, von Israel.

Hos 1:2 Beginn der Rede des Herrn durch Hosea. Der Herr sprach zu Hosea: "Geh, nimm dir ein buhlerisches Weib und zeuge Buhlkinder; denn das Land hat buhlerisch den Herrn verlassen."

Hos 1:3 Da ging er hin und heiratete Gomer, die Tochter Diblajims. Diese empfing und gebar ihm einen Sohn.

Hos 1:4 Der Herr sprach zu ihm: "Gib ihm den Namen Jezreel; denn nur noch kurze Zeit, und ich suche die Blutschuld von Jezreel heim an Jehus Haus und hebe das Königtum des Hauses Israel auf.

Hos 1:5 Und an jenem Tage geschieht es: Ich zerbreche Israels Bogen in der Ebene Jezreel."

Hos 1:6 Dann empfing sie abermals und gebar eine Tochter. Da sprach zu ihm der Herr: ""Unbegnadet" nenne sie; denn ich will fortan nicht mehr Gnade üben am Hause Israel, sondern sie ihnen entziehen.

Hos 1:7 Doch Gnade übe ich am Hause Juda, rette sie durch den Herrn, ihren Gott, rette sie aber nicht durch Bogen, Schwert oder Krieg, nicht durch Rosse und Wagenkämpfer!"

Hos 1:8 Sie entwöhnte die "Unbegnadet", empfing und gebar einen Sohn.

Hos 1:9 Da sprach er: "Gib ihm den Namen "Nichtmeinvolk"! Denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin für euch der "Ichbinnichtda".

 

Hosea Kapitel 2

 

Hos 2:1 Die Zahl der Söhne Israels wird sein wie der Sand am Meere, der weder meßbar noch zählbar ist. Anstatt sie anzureden: "Ihr seid nicht mein Volk", wird man zu ihnen sagen: "Des lebendigen Gottes Söhne".

Hos 2:2 Dann werden sich die Söhne Judas und Israels zusammenschließen, über sich ein gemeinsames Oberhaupt setzen und sich des Landes bemächtigen; denn groß ist Jezreels Tag.

Hos 2:3 Sagt zu euren Brüdern: "Mein Volk" und zu euren Schwestern: "Begnadete"!

Hos 2:4 Streitet mit eurer Mutter, ja, streitet! Denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann. Sie beseitige ihre Unzuchtsmale von ihrem Antlitz, ihre Ehebruchszeichen von ihrer Brust!

Hos 2:5 Sonst ziehe ich sie nackt aus und stelle sie hin wie am Tage ihrer Geburt; ich mache sie der Wüste gleich, mache sie ähnlich dem dürren Land, lasse sie sterben vor Durst.

Hos 2:6 An ihren Söhnen übe ich keine Gnade, denn Dirnenkinder sind sie.

Hos 2:7 Ja, ihre Mutter hat gebuhlt, Schändliches trieb, die sie geboren. Sie sprach nämlich: "Meinen Buhlen laufe ich nach; sie spenden mein Brot und mein Wasser, meine Wolle und meinen Flachs, mein Öl und meine Getränke."

Hos 2:8 Darum will ich ihr den Weg mit Dornen versperren und ihr einen Zaun entgegenstellen, damit sie ihre (gewohnten) Pfade nicht mehr finde.

Hos 2:9 Setzt sie nun ihren Buhlen nach, ohne sie zu erreichen, und sucht sie nach ihnen, ohne sie zu finden, dann wird sie sagen: "Ich will mich aufmachen und heimkehren zu meinem ersten Mann; denn damals ging es mir besser als jetzt."

Hos 2:10 Doch sie weiß ja nicht, daß ich es bin, der ihr das Korn gab, den Most und das Öl, der ihr Silber in Menge schenkte und Gold - woraus man Baalgötzen verfertigte.

Hos 2:11 Darum nehme ich mein Korn wieder zurück zur gegebenen Zeit, zur gesetzten Frist meinen Most. Ich entziehe ihr meine Wolle und meinen Flachs, womit sie ihre Nacktheit bedecken konnte.

Hos 2:12 Und nun decke ich ihre Blöße auf vor den Augen ihrer Buhlen; niemand wird sie entreißen aus meiner Hand.

Hos 2:13 All ihrer Freude bereite ich ein Ende, ihren Festen, Neumonden, Sabbaten und all ihren Feiertagen.

Hos 2:14 Ihre Reben und Feigenbäume verwüste ich, von denen sie sprach: "Sie sind der Buhllohn für mich, den mir meine Buhlen gegeben." Zur Wildnis mache ich sie; die Tiere des Feldes fressen sie ab.

Hos 2:15 Die Tage des Baalsdienstes prüfe ich nach an ihr, da sie ihnen räucherte und sich schmückte mit Ring und Geschmeide, da sie hinter ihren Liebhabern herlief, mich aber vergaß" - Spruch des Herrn.

Hos 2:16 "Siehe, darum will ich sie verlocken, will sie in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden.

Hos 2:17 Ihre Weinberge gebe ich ihr von dort, und als Hoffnungspforte das Achortal. Dorthin wird sie mir willig folgen wie in der Zeit ihrer Jugend, wie damals, als sie heraufzog vom Lande Ägypten.

Hos 2:18 An jenem Tage" - Spruch des Herrn - "wirst du rufen: "Mein Mann", und nicht mehr wirst du mich nennen: "Mein Baal".

Hos 2:19 Ich entferne die Namen der Baale aus ihrem Mund, so daß diese nicht mehr mit ihrem Namen erwähnt werden.

Hos 2:20 Ich schließe zugunsten der Bürger an jenem Tag einen Bund mit den Tieren des Feldes, den Vögeln des Himmels und dem Gewürm des Bodens. Bogen, Schwert und Krieg vertilge ich aus dem Lande und lasse sie wohnen in Sicherheit.

Hos 2:21 Auf ewig nehme ich dich mir zur Ehe; ich nehme dich mir zur Ehe mit dem Versprechen von Recht und Gerechtigkeit, von Huld und Erbarmen.

Hos 2:22 Ich nehme dich mir zur Ehe um Treue, damit du den Herrn erkennest.

Hos 2:23 An jenem Tage werde ich horchen" - Spruch des Herrn -; "ich horche auf den Himmel, und dieser horcht auf die Erde.

Hos 2:24 Die Erde horcht auf Korn, Most und Öl, und diese horchen auf Jezreel.

Hos 2:25 Im Lande will ich sie mir einsäen. Ich begnade die "Unbegnadet", sage zum "Nichtmeinvolk": "Mein Volk bist du", und er sagt: "Mein Gott"!"

 

Hosea Kapitel 3

 

Hos 3:1 Der Herr sprach zu mir: "Abermals geh hin und liebe ein Weib, das noch einen anderen liebt und Ehebruch treibt, ganz so, wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie an andere Götter sich wenden und Opferkuchen aus Trauben lieben."

Hos 3:2 Um fünfzehn Sekel Silber kaufte ich sie mir und um eineinhalb Chomer Gerste.

Hos 3:3 Ich sprach zu ihr: "Viele Tage hindurch sollst du mir einsam dasitzen, nicht Unzucht treiben und keinem Mann gehören! Auch ich verkehre nicht mit dir."

Hos 3:4 Denn viele Tage werden die Söhne Israels einsam dasitzen ohne König und ohne Fürst, ohne Opfer und Weihestein, ohne Ephod und Teraphim.

Hos 3:5 Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, suchen und David, ihren König. Bebend kommen sie dann zum Herrn und seinem Heil am Ende der Tage.

 

Hosea Kapitel 4

 

Hos 4:1 Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels! Denn einen Streit führt der Herr mit den Landesbewohnern: Keine Treue, keine Liebe, keine Gotteserkenntnis gibt es im Land.

Hos 4:2 Verfluchen, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen breiten sich aus; Blutschuld reiht sich an Blutschuld.

Hos 4:3 Deshalb verdorrt das Land, welken alle seine Bewohner dahin samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; selbst die Fische des Meeres werden dahingerafft.

Hos 4:4 Wenn jedoch niemand anklagt und keiner es rügt, dann ergeht an dich meine Anklage, Priester!

Hos 4:5 Du wirst straucheln am Tag, und straucheln wird auch der Prophet mit dir bei Nacht. Ich lasse deine Mutter umkommen.

Hos 4:6 Mein Volk kommt um, weil ihm Erkenntnis fehlt. Weil du selbst Erkenntnis abgelehnt hast, lehne ich dich als meinen Priester ab. Weil du deines Gottes Weisung vergessen hast, werde auch ich deine Söhne vergessen.

Hos 4:7 Je mehr ihrer wurden, um so mehr sündigten sie wider mich, vertauschten ihre Ehre gegen Schande.

Hos 4:8 Von der Sünde meines Volkes nähren sie sich, nach seiner Verfehlung begehren sie.

Hos 4:9 So wird es dem Priester wie dem Volk ergehen: Ich prüfe an ihm seinen Wandel nach und vergelte ihm seine Taten.

Hos 4:10 Sie essen, werden jedoch nicht satt, sie treiben Unzucht, aber vermehren sich nicht. Denn sie verließen den Herrn, um Unzucht zu treiben.

Hos 4:11 Wein und Most rauben vernünftiges Denken:

Hos 4:12 Mein Volk befragt sein Holz, sein Stab soll ihnen Auskunft geben. Der Geist der Unzucht hat sie verführt; sie entfernen sich buhlend von ihrem Gott.

Hos 4:13 Auf Bergesgipfeln bringen sie Opfer dar, auf den Hügeln verbrennen sie Rauchopfer, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen, weil ihr Schatten so angenehm ist. Darum geben eure Töchter sich preis, brechen eure Schwiegertöchter die Ehe.

Hos 4:14 Ich strafe eure Töchter nicht für ihre Unzucht, eure Schwiegertöchter nicht für ihren Ehebruch; denn auch die Männer gehen mit Dirnen abseits und opfern zusammen mit Weihedirnen. Das törichte Volk kommt so zu Fall.

Hos 4:15 Wenn du, Israel, unzüchtig bist, so soll doch Juda sich nicht verfehlen! Geht nicht nach Gilgal, nach Bet-Awen zieht nicht hinauf, schwört nicht beim Leben des Herrn!

Hos 4:16 Ja, Israel ist widerspenstig wie eine störrische Kuh. Sollte nun der Herr sie weiden wie Lämmer auf weiter Flur?

Hos 4:17 Ephraim ist den Götzen verbündet.

Hos 4:18 Es ruht im Kreise von Zechern. Sie sind der Unzucht ergeben, sie lieben die Schande mehr als ihre Würde.

Hos 4:19 Mit seinen Flügeln erfaßt sie der Sturm, sie werden zuschanden ob ihrer Altäre.

 

Hosea Kapitel 5

 

Hos 5:1 Ihr Priester, hört dies! Haus Israel, merk auf! Königspalast, vernimm es! Denn euch obliegt die Rechtspflege. Ihr wurdet jedoch zur Falle für Mizpa, zum Netz, gespannt auf dem Tabor,

Hos 5:2 eine tiefe Grube in Schittim. Ich aber werde euch alle züchtigen.

Hos 5:3 Ich kenne Ephraim, und Israel ist vor mir nicht verborgen; denn jetzt hast du, Ephraim, Unzucht getrieben, Israel ist unrein geworden.

Hos 5:4 Ihr Treiben gestattet ihnen nicht, umzukehren zu ihrem Gott. Denn in ihrer Mitte herrscht Unzuchtsgeist, aber den Herrn kennen sie nicht.

Hos 5:5 Gegen Israel zeugt sein Stolz, Ephraim stürzt durch eigene Schuld; es strauchelt auch Juda mit ihm.

Hos 5:6 Mit ihren Schafen und Rindern ziehen sie hin, um den Herrn zu suchen; aber sie finden ihn nicht, er hat sich ihnen entzogen.

Hos 5:7 Sie handelten untreu gegen den Herrn, uneheliche Kinder zeugten sie; jetzt werden ihre Felder vom Glutwind verzehrt.

Hos 5:8 Zu Gibea stoßt ins Kriegshorn, in die Trompete zu Rama; weckt Bet-Awen, schreckt Benjamin auf!

Hos 5:9 Ephraim wird zur Wüste am Tag der Bestrafung, gegen Israels Stämme verkünde ich, was feststeht.

Hos 5:10 Judas Führer handeln wie Leute, die Grenzen verrücken, über sie gieße ich meinen Zorn aus wie Wasser.

Hos 5:11 Ephraim übt Gewalttat, beugt das Recht; denn willig läuft es dem Nichts nach.

Hos 5:12 Ich aber bin wie Eiter für Ephraim, wie Fäulnis für Judas Haus.

Hos 5:13 Ephraim sah seine Krankheit, Juda seine eiternde Wunde; da ging Ephraim nach Assur und sandte zum Großkönig. Doch dieser kann euch nicht heilen, von der Eiterbeule euch nicht befreien.

Hos 5:14 Fürwahr, ich bin wie ein Löwe für Ephraim, wie ein Junglöwe für Judas Haus! Ich, ich zerreiße und gehe davon, schleppe weg, und retten kann niemand.

Hos 5:15 An meine Stätte ziehe ich mich zurück, bis daß sie ihre Schuld büßen und mein Antlitz suchen, in ihrer Not nach mir begehren.

 

Hosea Kapitel 6

 

Hos 6:1 "Wohlan, laßt uns zurückkehren zum Herrn! Denn er hat verletzt, und er wird uns auch heilen; er hat geschlagen und wird uns auch verbinden.

Hos 6:2 Nach zwei Tagen wird er uns neu beleben, am dritten Tage uns aufstehen lassen, daß wir leben vor ihm.

Hos 6:3 Wir wollen erkennen, ja, wir wollen streben nach der Erkenntnis des Herrn! So sicher wie das Morgenlicht tritt er hervor; er kommt zu uns so gewiß wie Winterregen, wie Spätregen, der die Erde tränkt." -

Hos 6:4 "Was soll ich dir, Ephraim, tun, was soll ich dir antun, Juda? Eure Frömmigkeit ist wie Morgengewölk, dem Tau gleich, der früh vergeht.

Hos 6:5 Darum schlug ich drein durch die Propheten, schlug sie nieder durch die Worte meines Mundes. Wie Licht brach so mein Recht hervor.

Hos 6:6 Denn Frömmigkeit ist mir lieber als Schlachtopfer, Erkenntnis Gottes lieber als Brandopfer!

Hos 6:7 Sie aber brachen in Adam den Bund, fielen dort von mir ab.

Hos 6:8 Gilead ist eine Stadt von Frevlern, deren Fußspuren blutig sind.

Hos 6:9 Wie ein Räuber lauert die Rotte der Priester; sie morden am Wege nach Sichem; ja, Schändliches tun sie.

Hos 6:10 Entsetzliches sah ich im Hause Israel; Ephraim treibt dort Unzucht, Israel ist unrein geworden.

Hos 6:11 [Auch dir, Juda, ist eine Ernte bereitet, wenn ich das Schicksal meines Volkes wende, sobald ich Israel heile.]

 

Hosea Kapitel 7

 

Hos 7:1 Offenbar wird Ephraims Schuld und Samarias Bosheit. Denn Unrecht verüben sie. Der Dieb dringt ein, und draußen plündert die Räuberschar.

Hos 7:2 Sie überlegen sich nicht, daß ich all ihrer Bosheit gedenke. Ihre Taten umzingeln sie jetzt, vor meinen Augen stehen sie da.

Hos 7:3 Mit ihrer Bosheit machen sie einen König übermütig, Fürsten mit ihrer Falschheit.

Hos 7:4 Sie alle brechen die Ehe; sie sind wie ein brennender Ofen, wenn der Bäcker aufhört zu heizen vom Kneten des Teiges an, bis er durchsäuert ist.

Hos 7:5 Den Festtag unseres Königs beginnen die Fürsten damit, daß sie sich erhitzen mit Wein, dessen Gewalt die Prahlredner mitreißt.

Hos 7:6 Ja, sie glühen wie ein Ofen; ihr Herz brennt in ihnen; die ganze Nacht schlummert ihr Zorn, am Morgen entbrennt er wie loderndes Feuer.

Hos 7:7 Sie alle sind erhitzt wie ein Ofen, fressen ihre Richter auf. Alle ihre Könige stürzen, doch keiner von ihnen ruft mich an.

Hos 7:8 Ephraim läßt sich zu Teig verrühren unter den Völkern, Ephraim wird ein Kuchen, den man nicht wendet.

Hos 7:9 Seine Kraft verzehren Fremde, er aber merkt es nicht. Auch graues Haar ist ihm schon eingesprengt, er aber merkt es nicht.

Hos 7:10 Gegen Israel zeugt sein Stolz. Sie bekehren sich nicht zum Herrn, ihrem Gott, und suchen ihn nicht trotz alledem.

Hos 7:11 Ephraim ist wie eine Taube, einfältig, ohne Verstand. Ägypten rufen sie an, sie laufen nach Assur.

Hos 7:12 Wie sie auch laufen, ich werfe mein Netz über sie; wie Vögel des Himmels hole ich sie herab, züchtige sie, wenn ich von ihrer Versammlung Kunde erhalte.

Hos 7:13 Weh über sie, denn sie fliehen vor mir! Verderben über sie, denn sie werden mir untreu! Und ich soll sie erlösen, während sie gegen mich Lügen reden?

Hos 7:14 Sie schreien nicht von Herzen zu mir, wenn sie heulen auf ihren Lagern. Sie ritzen sich Wunden, um Korn und Most zu erflehen, gegen mich aber sind sie trotzig.

Hos 7:15 Ich bin es, der ihnen die Arme gestärkt, doch sie sinnen gegen mich Böses.

Hos 7:16 Sie wenden sich um - doch nicht zu mir! - wie ein entspannter Bogen. So fallen ihre Fürsten durch das Schwert wegen ihrer lästernden Reden. Man spottet über sie im Lande Ägypten.

 

Hosea Kapitel 8

 

Hos 8:1 An deinen Mund nimm die Posaune wie ein Wächter über das Haus des Herrn. Sie brachen ja meinen Bund, gegen meine Weisung frevelten sie.

Hos 8:2 "Mein Gott!", so schreien sie zu mir "Wir [Israel] kennen dich!"

Hos 8:3 Doch Israel stößt das Gute von sich; so mag der Feind es verfolgen!

Hos 8:4 Könige berufen sie gegen meinen Willen, Fürsten, die ich nicht anerkenne. Götzen machen sie aus ihrem Silber und Gold, damit es vertan ist.

Hos 8:5 Verstoße dein Kalb, Samaria! Mein Zorn ist entbrannt wider das Volk. Wie lange noch vermögen sie nicht, von Schuld frei zu werden?

Hos 8:6 Sie sind doch aus Israel! Ein Handwerker hat jenes gemacht; kein Gott ist es! Nein, in Stücke soll brechen das Kalb Samarias!

Hos 8:7 Denn Wind säen sie, und Sturm ernten sie. Halme ohne Ähren bringen nichts zum Verzehren! Würden sie etwas bringen, würden Fremde es verschlingen!

Hos 8:8 Israel ist verschlungen; unter den Völkern sind sie jetzt wie ein Gerät, das niemand mehr schätzt.

Hos 8:9 Ja, sie laufen nach Assur! Ein Wildesel bleibt für sich, Ephraim spendet Liebesgeschenke.

Hos 8:10 Wenn sie auch unter den Völkern Buhllohn empfangen, will ich sie nunmehr zusammentreiben, daß sie in Bälde sich winden unter der Last des Königs der Fürsten.

Hos 8:11 Ja, Ephraim hat viele Altäre errichtet; zum Sündigen dienen sie ihm. Altäre zum Sündigen!

Hos 8:12 Die Vielzahl meiner Gebote schrieb ich ihm auf; wie Fremdes achtet man diese.

Hos 8:13 Schlachtopfer lieben sie und bringen sie dar. Opferfleisch (lieben sie) und essen es; doch der Herr hat kein Gefallen an ihnen. Nun wird er ihrer Schuld gedenken und ihre Sünden strafen! Sie müssen zurück nach Ägypten!

Hos 8:14 Israel vergaß seinen Schöpfer und baute sich Paläste, Juda vermehrte die befestigten Städte. Doch ich sende Feuer in seine Städte, das ihre Prachtbauten frißt."

 

Hosea Kapitel 9

 

Hos 9:1 Freue dich nicht, Israel, jauchze nicht wie die Völker! Du buhltest von deinem Gott weg, liebtest den Buhllohn auf allen Getreidetennen.

Hos 9:2 Tenne und Kelter sind ihnen nicht mehr Freund, und der Most wird sie betrügen.

Hos 9:3 Sie bleiben nicht im Lande des Herrn. Ephraim kehrt nach Ägypten zurück, wird Unreines essen in Assur.

Hos 9:4 Wein gießen sie nicht mehr aus für den Herrn, nicht mehr erfreuen ihn ihre Opfer. Wie Trauerbrot ist ihr Brot; wer immer davon ißt, wird unrein. Ja, nur für ihren Hunger dient ihr Brot; es kommt nicht in das Haus des Herrn.

Hos 9:5 Was wollt ihr tun für den Feiertag, für den Festtag des Herrn?

Hos 9:6 Denn siehe, wenn sie wegziehen aus verwüstetem Land, dann erntet Ägypten sie ein, Memphis begräbt sie. Unkraut überwuchert ihr kostbares Silber, in ihren Zelten wachsen Dornen.

Hos 9:7 Gekommen sind die Tage der Heimsuchung, die Tage der Vergeltung gekommen! Mag Israel schreien: "Der Prophet ist ein Narr, verrückt ist der Geistesmann!" Wegen deiner großen Schuld ist groß auch die Anfeindung.

Hos 9:8 Der Wächter Ephraims steht im Bund mit dem Gott des Propheten. Ein Fangnetz begegnet ihm auf all seinen Wegen, Anfeindung im Hause seines Gottes.

Hos 9:9 Man handelt aufs tiefste verderblich wie in den Tagen von Gibea. - Er gedenkt ihrer Schuld, straft ihre Sünden.

Hos 9:10 "Wie Trauben in der Wüste fand ich Israel, wie Frühfeigen am jungen Feigenbaum entdeckte ich eure Väter. Aber als sie nach Baal-Peor kamen, weihten sie sich dem Schandgott. Da wurden sie mir zum Abscheu gleich ihrem Buhlen.

Hos 9:11 Ephraim gleicht den Vögeln; es verfliegt sein Ruhm: Keine Geburt mehr, kein Mutterschoß und keine Empfängnis!

Hos 9:12 Und ziehen sie ihre Söhne groß, so mache ich sie dennoch kinderlos und vereinsamt. Ja, ein Wehe auch über sie selbst, wenn ich von ihnen weiche!

Hos 9:13 Ephraim hat sich, wie ich sehe, seine Söhne zum Jagdwild gemacht. So muß nun Ephraim seine Söhne zum Schlächter hinausführen."

Hos 9:14 Gib ihnen, Herr, was du geben kannst; gib ihnen unfruchtbaren Schoß und vertrocknete Brüste!

Hos 9:15 "Ihre ganze Bosheit zeigte sich in Gilgal; ja, dort wurden sie mir zuwider! Ob ihrer schändlichen Taten vertreibe ich sie aus meinem Hause. Ich liebe sie fortan nicht mehr, Aufrührer sind ihre Fürsten alle.

Hos 9:16 Geschlagen ist Ephraim, seine Wurzel verdorrt, Frucht bringen sie keine hervor. Wenn sie trotzdem gebären, lasse ich ihres Schoßes Lieblinge sterben."

Hos 9:17 Verwerfen wird sie mein Gott, denn sie gehorchen ihm nicht; so müssen sie unter den Völkern unstet werden.

 

Hosea Kapitel 10

 

Hos 10:1 Israel war ein üppiger Weinstock, der dementsprechende Früchte trug. Je zahlreicher seine Früchte waren, desto zahlreicher machte es die Altäre. Je schöner sein Land dastand, desto schöner machte es seine Weihesteine.

Hos 10:2 Falsch ist ihr Herz, nun sind sie der Strafe verfallen! Ihre Altäre zerschlägt der Herr, ihre Weihesteine zermalmt er.

Hos 10:3 Ja, jetzt werden sie sagen: "Einen König haben wir nicht, denn den Herrn fürchteten wir nicht, und der König, was tut der für uns?"

Hos 10:4 Worte machen, Meineide schwören, Bündnisse schließen! Und das "Recht" sproßt wie Giftkraut auf den Furchen des Ackers.

Hos 10:5 Um Bet-Awens Kalb sind Samarias Bewohner in Angst! Ja, es trauert darüber sein Volk; seine Götzenpriester umjauchzen es (noch) wegen seiner Pracht; jedoch, sie entschwindet ihm.

Hos 10:6 Auch das Kalb wird man nach Assur bringen als Abgabe für den Großkönig. Schande wird Ephraim ernten, Israel muß sich schämen wegen seiner Beschlüsse.

Hos 10:7 Samaria verschwindet, sein König gleicht einem geknickten Zweig auf der Oberfläche des Wassers.

Hos 10:8 Vernichtet werden die Kulthöhen des Frevels, Israels Sünde; auf ihren Altären wachsen Dornen und Disteln. Dann wird man zu den Bergen sprechen: "Bedeckt uns!" und zu den Hügeln: "Fallt auf uns!"

Hos 10:9 Seit den Tagen von Gibea dauert Israels Sünde an. Auf dem dortigen Standpunkt blieben sie stehen. Gewiß erreicht sie der Krieg in Gibea um der Frevler willen.

Hos 10:10 Ich bin gekommen, um sie zu züchtigen. Völker scharen sich gegen sie, wenn sie gezüchtigt werden für ihre doppelte Schuld.

Hos 10:11 Ephraim war ein geübtes Rind, Drescharbeit liebte es. Als ich im Vorbeigehen seinen kräftigen Nacken sah, spannte ich Ephraim ein; Juda sollte pflügen, Jakob eggen.

Hos 10:12 Säet Gerechtigkeit, dann erntet ihr gemäß der Frömmigkeit! Brecht euch einen Neubruch der Erkenntnis, um den Herrn zu suchen, bis er kommt und euch Gerechtigkeit lehrt.

Hos 10:13 Doch ihr habt Unrecht gepflügt, habt Frevel geerntet, habt Lügenfrucht gegessen. Du hast auf deine Streitwagen vertraut und auf die Menge deiner Krieger.

Hos 10:14 Darum erhebt sich Kriegsgeschrei in deinem Volk, und alle deine Festungen werden zerstört, wie Schalman am Tage der Schlacht Bet-Arbel zerstörte, als eine Mutter mitsamt den Söhnen zerschmettert wurde.

Hos 10:15 Solches tue ich an euch, Haus Israel, ob eurer großen Bosheit. Mit dem Morgenrot verschwindet völlig der König von Israel.

 

Hosea Kapitel 11

 

Hos 11:1 "Als Israel noch ein Knäblein war, gewann ich es lieb, und aus Ägypten berief ich meinen Sohn.

Hos 11:2 Doch je mehr ich sie rief, desto weiter rückten sie von mir ab. Sie opferten den Baalen und räucherten den Götzenbildern.

Hos 11:3 Und ich war es doch, der Ephraim gehen gelehrt, der sie auf meine Arme genommen. Aber sie merkten es nicht, daß ich sie hegte.

Hos 11:4 Mit menschlichen Seilen zog ich sie an, mit Stricken der Liebe. Ich war für sie wie (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und reichte ihm Speise.

Hos 11:5 Er muß zurück ins Land Ägypten, und Assur wird sein König sein, weil man die Umkehr verweigert.

Hos 11:6 So wirbelt das Schwert in seinen Städten und vertilgt sein leeres Gerede; es frißt wegen ihrer Pläne.

Hos 11:7 Aber mein Volk hält fest am Abfall von mir; man ruft zum Baal, doch dieser hilft sicher nicht auf.

Hos 11:8 Wie könnte ich dich preisgeben, Ephraim, wie dich ausliefern, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adma, dich gleichstellen mit Zeboim? Mein Herz kehrt sich gegen mich, meine Reue ist mächtig entbrannt.

Hos 11:9 Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken, will Ephraim nicht wieder verderben! Denn Gott bin ich und nicht ein Mensch, ein Heiliger in deiner Mitte, und nicht gerate ich in Erregung.

Hos 11:10 Hinter dem Herrn werden sie herziehen; er brüllt wie ein Löwe. Sobald er brüllt, eilen bebend die Söhne vom Westen herbei.

Hos 11:11 Sie eilen herbei von Ägypten wie Vögel, wie Tauben vom Lande Assur. Ich lasse sie wohnen auf ihrem Hausbesitz" - Spruch des Herrn.

 

Hosea Kapitel 12

 

Hos 12:1 Mit Lüge umgibt mich Ephraim, mit Betrug das Haus Israel. Aber Juda - noch kennt es Gott, und Volk der Heiligen wird es genannt.

Hos 12:2 Ephraim jagt dem Winde nach und läuft die ganze Zeit hinter dem Ostwind her, häuft Lügen und Gewalt. Mit Assur geht man ein Bündnis ein, nach Ägypten liefert man Öl.

Hos 12:3 Mit Israel tritt der Herr ins Gericht, um Jakob zur Rechenschaft zu ziehen nach seinem Wandel; nach seinen Taten vergilt er ihm.

Hos 12:4 Im Mutterleib überlistete er seinen Bruder, und in seiner Manneskraft rang er mit Gott.

Hos 12:5 Er rang mit dem Engel und siegte. Er weinte und flehte ihn an. In Betel fand er ihn, und dort redete er mit ihm:

Hos 12:6 [Nämlich der Herr, der Gott der Heerscharen, dessen Name Jahwe lautet.]

Hos 12:7 "Du sollst zurückkehren zu deinem Gott! Bewahre Treue und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!"

Hos 12:8 In der Hand des Händlers ist falsche Waage; er liebt das Unrecht.

Hos 12:9 Aber Ephraim spricht: "Ich bin doch reich geworden, habe mir Vermögen erworben! Alle meine Gewinne stellen für mich kein Vergehen dar, das Sünde wäre."

Hos 12:10 "Aber ich bin der Herr, dein Gott vom Lande Ägypten an. Ich lasse dich wieder in Zelten wohnen wie zur Zeit, da wir zusammentrafen.

Hos 12:11 Ich habe zu den Propheten geredet, ich ließ häufig Gesichte schauen, und durch die Propheten wirke ich Vernichtung.

Hos 12:12 In Gilead herrschte Frevel. Wahrlich, sie sind zunichte geworden! In Gilgal opfert man Stiere. So sollen auch ihre Altäre wie Steinhaufen werden an den Furchen des Feldes."

Hos 12:13 Jakob floh ins Gebiet von Aram; um eine Frau wurde Israel Knecht, um eine Frau wurde er Hirt.

Hos 12:14 Aber durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten herauf, und durch einen Propheten ward er behütet.

Hos 12:15 Bitteren Verdruß hat Ephraim erregt. Nun läßt sein Herr auf ihn seine Blutschuld fallen und vergilt ihm seinen Hohn.

 

Hosea Kapitel 13

 

Hos 13:1 Wenn Ephraim redete, herrschte Schrecken; hoch angesehen war er in Israel. Aber er machte sich schuldig durch Baal und verfiel dem Tod.

Hos 13:2 Und jetzt sündigen sie weiter und fertigen sich ein Gußbild aus ihrem Silber nach Art der Götzenbilder; Handwerkerarbeit ist das Ganze. "Ihnen", so sprechen sie, "sollt ihr opfern!" Menschen sollen Kälber küssen!

Hos 13:3 Darum werden sie sein wie Morgengewölk, wie Tau, der bald vergeht, wie Spreu, vom Sturm aus der Tenne gefegt, wie Rauch aus dem Fenster.

Hos 13:4 "Aber ich bin der Herr, dein Gott vom Lande Ägypten an; einen Gott neben mir darfst du nicht kennen; es gibt keinen Helfer außer mir!

Hos 13:5 Ich weidete dich in der Wüste, im Lande der Dürre.

Hos 13:6 Ihrer Weide entsprechend wurden sie satt; als sie satt waren, wurde übermütig ihr Herz; darum vergaßen sie mich.

Hos 13:7 So werde ich für sie wie ein Löwe, ich lauere wie ein Panther am Weg.

Hos 13:8 Ich falle sie an wie eine Bärin, die ihrer Jungen beraubt ist, und zerfleische ihnen die Brust. Dann fressen die Hunde sie dort, die wilden Tiere zerreißen sie.

Hos 13:9 Vernichte ich dich, Israel, wer kann dir dann helfen?

Hos 13:10 Wo ist dein König, daß er dich rette, und all deine Fürsten, daß sie dir Recht schaffen? Von ihnen sagtest du ja: "Gib mir König und Fürsten!"

Hos 13:11 Ich gebe dir einen König in meinem Zorn, und ich nehme ihn weg in meinem Grimm.

Hos 13:12 Aufbewahrt ist Ephraims Schuld, gut verwahrt ist seine Sünde.

Hos 13:13 Kommen die Wehen für seine Geburt, so ist er ein unkluges Kind; wenn die Zeit gekommen ist, findet er nicht den Zugang zum Leben.

Hos 13:14 Aus der Gewalt der Unterwelt sollte ich sie erlösen, vom Tode sie loskaufen? Wo bleiben nur deine Seuchen, o Tod, wo ist deine Pest, o Unterwelt? Mitleid verbirgt sich vor meinen Augen!

Hos 13:15 Ja, mag jener auch blühen zwischen dem Riedgras, es kommt der Ostwind, der Odem des Herrn, der aus der Wüste aufsteigt. Da versiegt seine Quelle und vertrocknet sein Born. Man plündert den Schatz, alles kostbare Gut."

 

Hosea Kapitel 14

 

Hos 14:1 Samaria muß büßen, denn es war widerspenstig gegen seinen Gott. Seine Bewohner fallen durch das Schwert; ihre Säuglinge werden zerschmettert, ihre werdenden Mütter aufgeschlitzt.

Hos 14:2 Kehre um, Israel, zum Herrn, deinem Gott, denn du bist gestürzt durch deine Schuld!

Hos 14:3 Bringt rechte Worte mit und bekehrt euch zum Herrn! Sprecht zu ihm: "Du vergibst doch die Schuld? Nimm das Stammeln entgegen; wir bringen die Frucht unserer Lippen dar.

Hos 14:4 Assur kann uns nicht retten; wir wollen auf Pferdegespannen nicht fahren! Nie mehr wollen wir sagen: "Unser Gott" zum Machwerk unserer Hände! Denn bei dir findet ein Verwaister Erbarmen."

Hos 14:5 "Ich will ihre Untreue heilen! Ich liebe sie aus freier Gnade. Denn mein Zorn hat sich von ihnen abgewandt.

Hos 14:6 Ich will wie Tau für Israel werden, daß es blühe wie die Lilie und Wurzeln schlage wie der Libanonwald.

Hos 14:7 Seine Schößlinge mögen treiben, auf daß seine Pracht dem Ölbaum gleiche, sein Duft dem des Libanon.

Hos 14:8 Man wird wieder in meinem Schatten wohnen und Getreide bauen. Wie ein Weinstock wird sein Ruhm sprießen, wie der Wein vom Libanon.

Hos 14:9 Was hat denn Ephraim noch mit den Götzen zu tun? Ich allein erhöre ihn und blicke auf ihn. Ich gleiche einer immergrünen Zypresse: Von mir kannst du dir Früchte sammeln!"

Hos 14:10 Wer ist so weise, daß er dies versteht, wer so verständig, daß er es erkennt? Ja, die Wege des Herrn sind gerade, Rechtschaffene wandeln darauf. Abtrünnige aber kommen auf ihnen zu Fall.

 

 

Joel

 

Joel Kapitel 1

 

Joel 1:1 Das Wort des Herrn, das an Joël, den Sohn des Petuel, erging.

Joel 1:2 Hört dies, ihr Ältesten, horcht auf, all ihr Bewohner des Landes! Ist solches je geschehen in euren Tagen oder in den Tagen eurer Väter?

Joel 1:3 Erzählt davon euren Kindern, und eure Kinder sollen es ihren Kindern erzählen, und deren Kinder dem künftigen Geschlecht!

Joel 1:4 Was der Nager übrigließ, fraß die Heuschrecke, was die Heuschrecke übrigließ, fraß der Grashüpfer, was der Grashüpfer übrigließ, fraß die Feldschrecke.

Joel 1:5 Wacht auf, ihr Zecher, und weint! Heult, ihr Weinsäufer alle, über den Most, weil er eurem Munde versagt ist!

Joel 1:6 Denn ein Volk zog gegen mein Land herauf, mächtig und ohne Zahl. Seine Zähne sind Löwenzähne, das Gebiß einer Löwin besitzt es.

Joel 1:7 Meinen Weinstock hat es verwüstet, meinen Feigenbaum krachend zerknickt. Es schält ihn gründlich ab und ließ ihn liegen, weiß geworden sind seine Zweige.

Joel 1:8 Klage, wie eine Jungfrau klagt im Trauergewand um ihren jugendlichen Bräutigam!

Joel 1:9 Weggenommen sind Speise- und Trankopfer vom Haus des Herrn. Es trauern die Priester, die Diener des Herrn.

Joel 1:10 Verwüstet ist das Feld, verdorrt das Ackerland; ja, das Korn ist vernichtet, versiegt der Most, vertrocknet das Öl.

Joel 1:11 Bestürzt sind die Bauern, es jammern die Winzer um Weizen und Gerste, weil die Ernte des Feldes dahin ist;

Joel 1:12 der Weinstock ist verdorrt, der Feigenbaum welk, der Granatbaum, die Palme, der Apfelbaum; alle Bäume des Feldes sind dürr. Ja, weggetrocknet ist die Freude von den Menschen.

Joel 1:13 Umgürtet euch zur Klage, ihr Priester, wehklagt, ihr Diener des Altars! Kommt, durchwacht im Bußkleid die Nacht, ihr Diener meines Gottes! Denn versagt sind dem Hause eures Gottes Speise- und Trankopfer.

Joel 1:14 Verordnet ein heiliges Fasten, ruft einen Feiertag aus, versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes beim Hause des Herrn, eures Gottes, und fleht zum Herrn!

Joel 1:15 O weh über den Tag! Ja, nahe ist der Tag des Herrn; wie Gewalt vom Allgewaltigen kommt er!

Joel 1:16 Ist nicht vor unseren Augen die Nahrung hinweggerafft, dem Hause unseres Gottes Freude und Jubel?

Joel 1:17 Vertrocknet sind die Saatkörner unter ihren Schollen. Verödet sind die Scheunen, die Speicher verfallen; denn das Korn ist verdorrt.

Joel 1:18 Wie brüllt das Vieh! Die Rinderherden irren umher; sie haben ja keine Weide. Auch die Kleinviehherden verkommen.

Joel 1:19 Zu dir, Herr, rufe ich. Denn Feuer verzehrte die Auen der Steppe, die Flamme versengte alle Bäume des Feldes.

Joel 1:20 Selbst die Tiere des Feldes lechzen nach dir; denn die Bäche sind ausgetrocknet, und Feuer verzehrte die Auen der Steppe.

 

Joel Kapitel 2

 

Joel 2:1 Stoßt ins Horn auf dem Sion, erhebt Schlachtgeschrei auf meinem heiligen Berg, daß alle Bewohner des Landes erzittern! Denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe:

Joel 2:2 Ein Tag der Düsterkeit und Finsternis, ein Tag der Wolken und des Dunkels. Wie Morgenrot, ausgebreitet über den Bergen, ist ein Volk, zahlreich und mächtig. Seinesgleichen hat es vordem noch nie gegeben und wird es nach ihm nicht mehr geben bis zu den Jahren fernster Geschlechter.

Joel 2:3 Vor ihm her frißt Feuer, und hinter ihm her sengt die Flamme. Wie der Garten von Eden ist vor ihm das Land, doch hinter ihm öde Wüste. Nichts kann ihm entrinnen.

Joel 2:4 Wie Pferde sehen sie aus, wie Rosse stürmen sie voran.

Joel 2:5 Wie rasselnde Streitwagen sprengen sie über die Kämme der Berge, wie das Knistern der Feuerflamme im brennenden Stroh, wie ein mächtiges Volk, gerüstet zum Kampf.

Joel 2:6 Völker erbeben vor ihm, alle Gesichter erröten vor Schrecken.

Joel 2:7 Gleich Helden stürmen sie vorwärts, wie Krieger erklettern sie Mauern. Jeder hält seinen Weg ein, und ihre Pfade wechseln sie nicht.

Joel 2:8 Keiner stößt seinen Nachbarn, jeder zieht seine eigene Bahn. Selbst durch dazwischengeworfene Blöcke lassen sie den Zug nicht unterbrechen.

Joel 2:9 Sie stürzen sich auf die Stadt, laufen auf der Mauer, erklimmen die Häuser, steigen durch die Fenster wie Diebe.

Joel 2:10 Vor ihnen erzittert die Erde, erbeben die Himmel. Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne verlieren ihren Glanz.

Joel 2:11 Dazu läßt der Herr seine Donnerstimme ertönen vor seiner Kriegsschar her. Denn gewaltig an Zahl ist sein Heerlager, ja, mächtig ist der Vollstrecker seines Wortes. Denn groß ist der Tag des Herrn und überaus furchtbar; wer kann ihn bestehen?

Joel 2:12 "Doch auch jetzt noch", spricht der Herr, "bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen!"

Joel 2:13 Zerreißt dabei euer Herz und nicht eure Kleider, bekehrt euch zum Herrn, eurem Gott! Denn gnädig ist er und barmherzig, langmütig und reich an Güte; er läßt sich des Unheils gereuen.

Joel 2:14 Wer weiß, vielleicht gereut es ihn wieder, so daß er zuletzt einen Segen zurückläßt: Speise und Trank zum Opfer für den Herrn, euren Gott!

Joel 2:15 Stoßt ins Horn auf dem Sion, verordnet ein heiliges Fasten, ruft einen Feiertag aus!

Joel 2:16 Versammelt das Volk, beruft die Gemeinde, bringt die Greise herbei, holt die Kinder und die Säuglinge her! Der Bräutigam komme aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem Gemach!

Joel 2:17 Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester weinen, die Diener des Herrn! Sie mögen sprechen: "Verschone, o Herr, dein Volk, und gib nicht dein Erbe der Schmach preis, daß Heidenvölker über sie spotten! Warum soll es heißen unter den Völkern: "Wo ist denn ihr Gott?""

Joel 2:18 Nun erwachte der Eifer des Herrn für sein Land, und er erbarmte sich seines Volkes.

Joel 2:19 Der Herr gab seinem Volk Antwort und sprach: "Seht, ich sende euch Korn, Most und Öl, damit ihr euch daran sättigen könnt. Ich lasse euch fortan nicht mehr zur Schmach werden unter den Völkern.

Joel 2:20 Den Feind aus dem Norden nehme ich von euch weg und vertreibe ihn in ein dürres und ödes Land, seinen Vortrab ins Ostmeer, seine Nachhut ins Westmeer. Dann wird sein Gestank aufsteigen und sein Modergeruch sich verbreiten, [weil er so großgetan hat]."

Joel 2:21 Fürchte dich nicht, Heimatland, frohlocke und freue dich; denn Großes hat der Herr vollbracht!

Joel 2:22 Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes; denn es grünen die Auen der Steppe! Ja, die Bäume tragen ihre Frucht, Feigenbaum und Weinstock geben ihren vollen Ertrag.

Joel 2:23 Auch ihr, Kinder Sions, frohlockt und freut euch im Herrn, eurem Gott; denn er gibt euch den Mahner zu gerechtem Verhalten; er sendet euch nämlich den Regen herab, Frühregen und Spätregen wie ehedem.

Joel 2:24 Da füllen sich die Tennen mit Korn, die Keltern laufen über von Most und Öl.

Joel 2:25 "Ich aber ersetze euch die Jahre, in denen die Heuschrecke fraß, der Grashüpfer, die Feldschrecke und der Nager, mein gewaltiges Heer, das ich gegen euch sandte.

Joel 2:26 Dann werdet ihr reichlich und satt zu essen haben und werdet den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen, der Wunderbares an euch getan. Und mein Volk soll nie mehr beschämt werden!

Joel 2:27 Ihr werdet erkennen, daß ich in Israels Mitte bin. Ich bin ja der Herr, euer Gott, und sonst keiner! Und mein Volk soll nie mehr beschämt werden!

 

Joel Kapitel 3

 

Joel 3:1 Danach wird es geschehen: Ich gieße meinen Geist aus über alle Menschen. Dann werden eure Söhne und Töchter prophetisch begabt sein, eure Greise werden Wahrträume haben, eure Jungmänner Gesichte schauen.

Joel 3:2 Auch über die Knechte und Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.

Joel 3:3 Ich werde Wunderzeichen bieten am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchsäulen."

Joel 3:4 Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare.

Joel 3:5 Jeder aber, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Denn auf dem Berg Sion und in Jerusalem wird es Rettung geben, wie der Herr verheißen hat, ebenso bei den Entronnenen, die der Herr beruft.

 

Joel Kapitel 4

 

Joel 4:1 "Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Schicksal Judas und Jerusalems wende,

Joel 4:2 da werde ich alle Völker sammeln und ins Tal Josaphat hinabführen. Dort will ich mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und Erbteils Israel, weil sie es unter die Völker zerstreut und mein Land aufgeteilt haben.

Joel 4:3 Über mein Volk warfen sie das Los; sie gaben einen Knaben als Dirnenlohn, verkauften ein Mädchen für Wein und betranken sich.

Joel 4:4 Und auch ihr, Tyrus und Sidon und all ihr Philistergaue, was habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr mir eine Tat vergelten, oder wollt ihr mir lediglich etwas antun? Gar schnell wende ich euer Tun auf euer eigenes Haupt zurück.

Joel 4:5 Ihr habt mein Silber und Gold entwendet und meine kostbaren Schätze in eure Tempel gebracht.

Joel 4:6 Die Söhne Judas und Jerusalems habt ihr an die Griechen verkauft, um sie weit zu entfernen von ihrer Heimat.

Joel 4:7 Seht, ich lasse sie aufbrechen von dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt, und wende euer Tun auf euer eigenes Haupt zurück.

Joel 4:8 Ich verkaufe eure Söhne und Töchter in die Hand der Söhne Judas, und diese werden sie in die Gefangenschaft verkaufen an ein fernes Volk. Ja, der Herr hat gesprochen!

Joel 4:9 Verkündet folgendes unter den Völkern: "Rüstet zum Krieg! Ruft die Helden auf! Es sollen herbeikommen und anrücken alle Kriegsleute!"

Joel 4:10 Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern um, eure Winzermesser zu Lanzen! Selbst der Schwache soll sprechen: "Ich bin ein Held!"

Joel 4:11 Beeilt euch und kommt, all ihr Völker ringsum, und versammelt euch! [Dorthin führe, o Herr, deine Helden hinab!]

Joel 4:12 Die Völker sollen aufbrechen und heranziehen in das Tal Josaphat; denn dort will ich zu Gericht sitzen über alle Völker ringsum.

Joel 4:13 Legt die Sichel an, denn die Ernte ist reif! Kommt, tretet, denn die Kelter ist voll! Die Kufen laufen über, denn groß ist ihre Bosheit.

Joel 4:14 Menschenmassen, welche Menschenmassen im Tal der Entscheidung! Ja, es hat sich genaht der Tag des Herrn im Tal der Entscheidung!

Joel 4:15 Sonne und Mond werden finster, die Sterne verlieren ihren Glanz.

Joel 4:16 Dazu donnert der Herr vom Sion her, von Jerusalem aus läßt er seine Stimme erschallen, daß Himmel und Erde erbeben. Aber der Herr ist eine Zuflucht für sein Volk und eine feste Burg für die Söhne Israels.

Joel 4:17 Dann sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin, euer Gott, der auf Sion wohnt, meinem heiligen Berg. Jerusalem wird ein Heiligtum sein, und Fremde werden es nicht mehr betreten.

Joel 4:18 An jenem Tag wird es geschehen: Da triefen die Berge von Most, die Hügel fließen von Milch, und alle Bachtäler Judas strömen von Wasser. Eine Quelle entspringt im Hause des Herrn und tränkt das Akaziental.

Joel 4:19 Ägypten wird zur Wüste, Edom zur wüsten Steppe wegen der Gewalttat an den Söhnen Judas, da es unschuldiges Blut vergoß in ihrem Land.

Joel 4:20 Juda aber bleibt für immer bewohnt und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht.

Joel 4:21 Ich räche ihr Blut, das ich noch nicht gerächt! Und der Herr wohnt in Sion."

 

 

Amos

 

Amos Kapitel 1

 

Am 1:1 Die Worte des Amos, der zu den Schafhirten aus Tekoa gehörte. Er schaute sie über Israel zur Zeit des Jerobeam, des Sohnes des Joas, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.

Am 1:2 Er sprach: Der Herr donnert vom Sion her, von Jerusalem aus läßt er seine Stimme erschallen. Da verdorren die Auen der Hirten, der Gipfel des Karmel vertrocknet.

Am 1:3 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Damaskus verzeihe ich es nicht: Weil sie Gilead mit eisernen Schlitten gedroschen haben,

Am 1:4 so sende ich Feuer in Hasaels Haus, daß es Benhadads Paläste verzehre.

Am 1:5 Ich zerbreche den Riegel von Damaskus, vertilge die Bewohner von Bikat-Awen und den Zepterträger von Bet-Eden. Das Volk von Aram muß in die Verbannung nach Kir", spricht der Herr.

Am 1:6 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Gaza verzeihe ich es nicht: Weil sie eine ganze Gemeinschaft von Gefangenen wegschleppten, um sie Edom auszuliefern,

Am 1:7 so sende ich Feuer an die Mauer von Gaza, daß es seine Paläste verzehre.

Am 1:8 Ich vertilge die Bewohner von Asdod und den Zepterträger von Askalon. Ich kehre meine Hand wider Ekron, daß der Rest der Philister zugrunde geht", spricht der Herr und Gebieter.

Am 1:9 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Tyrus verzeihe ich es nicht: Weil sie eine ganze emeinschaft von Gefangenen nach Edom lieferten und des Bruderbundes nicht gedachten,

Am 1:10 so sende ich Feuer an die Mauer von Tyrus, daß es seine Paläste verzehre."

Am 1:11 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Edom verzeihe ich es nicht: Weil es seinen Bruder mit dem Schwert verfolgt und das Mitleid erstickt hat; weil es seinen Zorn immerfort nährte und seinen Groll für dauernd bewahrte,

Am 1:12 so sende ich Feuer nach Teman, daß es die Paläste von Bozra verzehre."

Am 1:13 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen der Ammoniter verzeihe ich es nicht: Weil sie die werdenden Mütter in Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr eigenes Gebiet zu vergrößern,

Am 1:14 so sende ich Feuer an die Mauer von Rabba, daß es seine Paläste verzehre beim Schlachtruf am Tage des Kampfes, im Sturm am Tage des Ungewitters.

Am 1:15 Da muß ihr König in die Gefangenschaft ziehen, er selbst mitsamt seinen Fürsten", spricht der Herr.

 

Amos Kapitel 2

 

Am 2:1 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Moab verzeihe ich es nicht: Weil sie die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannten,

Am 2:2 so sende ich Feuer nach Moab, daß es die Paläste von Kerijot verzehre. Im Getümmel kommt Moab um, beim Schlachtruf, beim Schall der Trompete.

Am 2:3 Ich vertilge den Herrscher aus seiner Mitte, und mit ihm töte ich alle seine Fürsten", spricht der Herr.

Am 2:4 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Juda verzeihe ich es nicht: Weil sie das Gesetz des Herrn verwarfen und seine Gebote nicht hielten; weil ihre Lügengötzen sie täuschten, hinter denen bereits ihre Väter herliefen,

Am 2:5 so sende ich Feuer nach Juda, daß es die Paläste Jerusalems verzehre."

Am 2:6 So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Israel verzeihe ich es nicht: Weil sie den Gerechten um Geld verkaufen, den Armen für ein Paar Schuhe.

Am 2:7 Sie zertreten auf dem Staub der Erde das Haupt der Geringen und drängen die Elenden vom Wege ab. Sohn und Vater gehen zur selben Dirne, um meinen heiligen Namen zu schänden.

Am 2:8 Sie strecken sich aus auf gepfändeten Kleidern neben jedem Altar und trinken den Wein von (schuldlos) Bestraften im Haus ihres Gottes.

Am 2:9 Ich aber habe vor euch her die Amoriter vernichtet, deren Größe der Höhe von Zedern glich und die stark wie Eichen waren. Oben zerstörte ich ihre Frucht, ihre Wurzeln unten.

Am 2:10 Ich war es, der euch herausgeführt aus dem Lande Ägypten, der euch in der Wüste vierzig Jahre geleitet hat, um das Amoriterland zu erobern.

Am 2:11 Ich erweckte Propheten unter euren Söhnen, Geweihte unter euren Jünglingen. Ist dem nicht so, ihr Israeliten?" - Spruch des Herrn.

Am 2:12 "Ihr aber gabt den Geweihten Wein zu trinken, und den Propheten gebotet ihr: "Weissagt nicht!"

Am 2:13 Siehe, ich laste auf euch, die ihr darunter liegt, wie ein Wagen voller Garben lastet!

Am 2:14 Dann vergeht dem Flinken die Flucht, und der Starke kann seine Kraft nicht spannen, der Held sein Leben nicht retten.

Am 2:15 Der Bogenschütze hält nicht stand, der schnelle Läufer kann nicht entrinnen und der Streitwagenlenker sein Leben nicht retten.

Am 2:16 Der Mutigste unter den Helden flieht nackt davon an jenem Tag" - Spruch des Herrn.

 

Amos Kapitel 3

 

Am 3:1 Hört dies Wort, das der Herr über euch spricht, ihr Israeliten, über das ganze Geschlecht, das ich aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe!

Am 3:2 "Nur euch erwählte ich von allen Geschlechtern der Erde; darum suche ich an euch alle eure Sünden heim"

Am 3:3 Gehen wohl zwei miteinander, es sei denn, sie haben sich verabredet?

Am 3:4 Brüllt etwa im Wald der Löwe, wenn er keine Beute hat? Läßt der Junglöwe in der Höhle sein Knurren hören, wenn er nichts gefangen hat?

Am 3:5 Fällt ein Vogel zur Erde, ohne daß ihm eine Falle gelegt war? Schnellt ein Klappnetz vom Boden empor, ohne einen Fang zu machen?

Am 3:6 Oder stößt man ins Horn in einer Stadt, ohne daß das Volk erschrickt? Oder geschieht ein Unglück in einer Stadt, das der Herr nicht bewirkt hat?

Am 3:7 Ja, Gott, der Herr, wirkt nichts, ohne zuvor seinen Plan seinen Dienern, den Propheten, zu offenbaren.

Am 3:8 Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr, redet - wer wird nicht Prophet?

Am 3:9 Verkündet in den Palästen von Assur und in den Palästen des Landes Ägypten und sprecht: "Versammelt euch auf den Bergen Samarias und schaut das bunte Treiben in ihr und die Bedrückung in ihrer Mitte!

Am 3:10 Rechtes zu tun, verstehen sie nicht" - Spruch des Herrn -, "sie, die Gewalttat und Mißhandlung aufhäufen in ihren Palästen."

Am 3:11 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Der Feind wird das Land umzingeln und deine Macht stürzen, deine Paläste aber werden geplündert."

Am 3:12 So spricht der Herr: "Wie ein Hirt aus dem Rachen des Löwen nur zwei Beine oder ein Ohrläppchen rettet, so werden die Israeliten gerettet, die da in Samaria sitzen in der Ecke des Ruhelagers und auf den Polsterkissen des Bettes.

Am 3:13 Hört und bezeugt es im Hause Jakob" - Spruch des Gebieters und Herrn, des Gottes der Heerscharen:

Am 3:14 "Wahrlich, wenn ich an Israel seine Frevel bestrafe, dann erstreckt sich meine Strafe auch über die Altäre von Betel. Die Hörner des Altares werden abgehauen und fallen zu Boden.

Am 3:15 Ich zerschlage das Winterhaus samt dem Sommerhaus, die Elfenbeinhäuser gehen zugrunde, und zahlreiche Bauten verschwinden" - Spruch des Herrn.

 

Amos Kapitel 4

 

Am 4:1 Hört dies Wort, ihr Kühe Basans auf dem Berg Samarias! Die Niedrigen unterdrückt ihr, die Armen zermalmt ihr, zu euren Eheherrn sprecht ihr: "Schaff herbei, daß wir zechen!"

Am 4:2 Geschworen hat der Gebieter und Herr bei seiner Heiligkeit: "Wahrlich, siehe, es kommen Tage über euch, da trägt man euch weg auf Schilden und eure Nachkommen in Kübeln.

Am 4:3 Nackt werdet ihr wegziehen, eine hinter der anderen; nach dem Hermon zu werdet ihr verstoßen" - Spruch des Herrn.

Am 4:4 "Kommt nach Betel und sündigt, nach Gilgal und häuft die Sünden! Bringt am Morgen eure Opfer herbei, am dritten Tag eure Zehnten!

Am 4:5 Verbrennt als Dankopfer gesäuerte Brote und fordert laut zu freiwilligen Gaben auf! Denn so liebt ihr es ja, ihr Israeliten" - Spruch des Gebieters und Herrn.

Am 4:6 "Doch ich war es, der euch Hungersnot schickte in all euren Städten und Mangel an Brot in all euren Ortschaften. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn.

Am 4:7 "Ich war es auch, der euch den Regen versagte, und zwar drei Monate vor der Ernte. Ich ließ regnen auf die eine Stadt, und auf die andere ließ ich nicht regnen. Das eine Feld bekam Regen, das andere Feld, auf das ich nicht regnen ließ, verdorrte.

Am 4:8 Zwei, ja, drei Städte wankten zur selben Stadt, um Wasser zu trinken; doch sie wurden nicht satt. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn.

Am 4:9 "Ich schlug euch mit Getreiderost und Mehltau, ließ eure Gärten und Weinberge vertrocknen, und eure Feigenbäume und Weinstöcke fraß die Heuschrecke ab. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn.

Am 4:10 "Ich sandte unter euch die Pest wie (damals) gegen Ägypten; ich tötete mit dem Schwert eure Jünglinge samt euren prächtigen Rossen; ich ließ den Gestank eures Lagers euch in die Nase steigen. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn.

Am 4:11 "Ich brachte über euch Zerstörung wie damals, als Gott Sodom und Gomorra zerstörte; ihr glichet einem aus dem Brand gerissenen Holzscheit. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn.

Am 4:12 "Deshalb will ich in dieser Weise an dir handeln, Israel! Weil ich dir dies antun will, mach dich bereit, Israel, deinem Gott zu begegnen!"

Am 4:13 Denn siehe, er hat die Berge gebildet und den Wind erschaffen, er tut den Menschen seine Gedanken kund, er macht die Morgenröte und das Dunkel und schreitet über die Höhen der Erde! "Herr, Gott der Heerscharen" ist sein Name!

 

Amos Kapitel 5

 

Am 5:1 Hört dies Wort, das ich als Leichenlied über euch anstimme, Haus Israel!

Am 5:2 Gefallen ist, nicht wieder steht auf die Jungfrau Israel. Dahingestreckt liegt sie auf eigenem Boden, niemand richtet sie auf.

Am 5:3 Denn so spricht der Gebieter und Herr zum Haus Israel: "Die Stadt, die ausrückt mit tausend, behält als Rest nur hundert, die ausrückt mit hundert, behält als Rest nur zehn."

Am 5:4 Ja, so spricht der Herr zum Hause Israel: "Sucht mich, damit ihr am Leben bleibt!

Am 5:5 Sucht nicht Betel auf, zieht nicht nach Gilgal, geht nicht nach Beerseba! Denn Gilgal gerät in Gefangenschaft, und Betel fällt dem Unheil anheim."

Am 5:6 Sucht den Herrn, damit ihr am Leben bleibt! Sonst bricht er herein in Josephs Haus wie Feuer, das um sich frißt, und keiner ist da für Israels Haus, der zu löschen vermöchte.

Am 5:7 Sie verkehren in Wermut das Recht und werfen die Gerechtigkeit zu Boden.

Am 5:8 Er schuf das Siebengestirn und den Orion, er wandelt zum Morgen die Dunkelheit und verfinstert zur Nacht den Tag, er ruft die Wasser des Meeres und ergießt sie über die Fläche der Erde; "Herr" ist sein Name.

Am 5:9 Er läßt Verderben hereinbrechen über den Starken und bringt Zerstörung über die Festung.

Am 5:10 Sie hassen den Anwalt des Rechts im Tor und verabscheuen den, der die Wahrheit sagt.

Am 5:11 Wohlan, weil ihr den Geringen niedertretet und Kornabgaben von ihm nehmt, habt ihr zwar Häuser aus Quadern gebaut, sollt aber nicht darin wohnen; liebliche Weingärten habt ihr gepflanzt, sollt aber davon den Wein nicht trinken!

Am 5:12 Denn ich weiß, wie zahlreich eure Frevel sind und wie gewaltig eure Sünden. Man bedrückt den Gerechten, nimmt Bestechungsgeld an und drängt die Armen im Tor beiseite.

Am 5:13 Darum schweigt der Weise in dieser Zeit; denn es ist eine schlimme Zeit.

Am 5:14 Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr am Leben bleibt und damit der Herr, der Gott der Heerscharen, so mit euch sei, wie ihr es behauptet!

Am 5:15 Haßt das Böse und liebt das Gute und verschafft dem Recht eine feste Stätte im Tor! Vielleicht wird dann der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Rest von Joseph gnädig sein.

Am 5:16 Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gebieter: "Auf allen Plätzen ist Klage, auf allen Straßen schreit man: "Weh! Weh!" Den Landmann ruft man zur Trauer, zur Klage die Kenner des Leichenliedes.

Am 5:17 Auch in allen Weinbergen wird Klage sein, wenn ich durch deine Mitte schreite", spricht der Herr.

Am 5:18 Wehe euch, die ihr den Tag des Herrn herbeisehnt! Was erwartet ihr denn vom Tag des Herrn? Er ist Finsternis und nicht Licht!

Am 5:19 Es wird sein, wie wenn jemand vor einem Löwen flieht und dabei ein Bär ihn trifft; oder er betritt das Haus und stützt seine Hand an die Wand, und da beißt ihn eine Schlange.

Am 5:20 Ganz gewiß ist der Tag des Herrn Finsternis und nicht Licht, Dunkelheit ohne Schimmer!

Am 5:21 "Ich hasse, verschmähe eure Feste, eure Feiern mag ich nicht riechen.

Am 5:22 Ja, wenn ihr Brandopfer darbringt, so gefallen mir eure Gaben nicht, und eure Mastviehopfer will ich nicht sehen.

Am 5:23 Hinweg von mir mit der lärmenden Menge deiner Lieder, das Spiel deiner Harfen will ich nicht hören!

Am 5:24 Vielmehr flute wie Wasser das Recht, Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach!

Am 5:25 Habt ihr mir Schlacht- und Speiseopfer dargebracht die vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel?

Am 5:26 Und habt ihr den Sakkut einhergetragen, euren König, und den Stern eures Gottes Kewan, eure Götzenbilder, die ihr euch gemacht?

Am 5:27 So bringe ich euch in die Verbannung über Damaskus hinaus", spricht der Herr; "Gott der Heerscharen" lautet sein Name.

 

Amos Kapitel 6

 

Am 6:1 Wehe den Sorglosen auf Sion und den Selbstsicheren auf dem Berg Samarias, den Vertretern des ersten unter den Völkern, und an die sich das Haus Israel wendet!

Am 6:2 Geht hinüber nach Kalne und seht, wandert von dort nach Hamat-Rabba und steigt schließlich hinab nach Gat im Philisterland! Seid ihr etwa besser als diese Reiche, oder ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet?

Am 6:3 Den Unglückstag wollt ihr ablehnen, aber dauerndes Verweilen des Unrechts führt ihr herbei.

Am 6:4 (Wehe denen,) die ruhen auf Elfenbeinlagern und sich ausstrecken auf ihren Betten, die Lämmer von ihrer Herde verzehren und Kälber vom Stall;

Am 6:5 die grölen zum Klang der Harfe, die wie David sich Musikgeräte ersinnen;

Am 6:6 die aus Weinschalen trinken und mit feinstem Öl sich salben. - Über den Zusammenbruch Josephs grämen sie sich nicht.

Am 6:7 Deshalb müssen sie nunmehr in die Verbannung an der Spitze der Weggeführten. Dann ist es aus mit dem Gelage der Weichlinge!

Am 6:8 Geschworen hat der Gebieter und Herr bei sich selbst: "Ich verabscheue den Hochmut Jakobs und hasse seine Paläste; deshalb gebe ich die Stadt preis samt allem, was darin ist."

Am 6:9 Und es wird geschehen: Wenn zehn Mann übrigblieben im gleichen Haus, so sollen auch sie noch sterben!

Am 6:10 Nur wenige Flüchtende bleiben übrig, um die Gebeine aus dem Hause zu bringen. Fragt einer den, der im hintersten Winkel des Hauses weilt: "Ist noch jemand bei dir?", so antwortet dieser: "Nein!", und er fügt hinzu: "Still! Denn man darf den Namen des Herrn nicht erwähnen."

Am 6:11 Denn siehe, der Herr befiehlt und läßt das große Haus in Trümmer schlagen und das kleine Haus in Scherben.

Am 6:12 Rennen etwa Rosse auf Felsen, oder pflügt man mit Rindern das Meer, daß ihr das Recht in Gift verwandelt und in Wermut die Frucht der Gerechtigkeit?

Am 6:13 Ihr freut euch wegen Lodebar und sprecht: "Haben wir nicht aus eigener Kraft uns Karnajim erobert?"

Am 6:14 "Ja, ich lasse gegen euch, Haus Israel, ein Volk sich erheben, das euch bedrängt von Lebo-Hamat bis zum Bach der Steppe" - Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen.

 

Amos Kapitel 7

 

Am 7:1 Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, Heuschrecken zogen los, als eben die Spätsaat zu sprießen begann. [Die Spätsaat erscheint nach der Königsmahd.]

Am 7:2 Als sie schon daran waren, das Grün des Landes gänzlich aufzufressen, da sprach ich: "Vergib doch, mein Gebieter und Herr! Wie soll da Jakob bestehen können? Er ist ja so klein."

Am 7:3 Da tat es dem Herrn leid. "Es soll nicht geschehen!", sprach der Herr.

Am 7:4 Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, der Gebieter und Herr rief eine Feuerflamme. Sie hatte den Großen Ozean verzehrt und begann, die Flur zu verzehren.

Am 7:5 Da sprach ich: "Laß doch ab, mein Gebieter und Herr! Wie soll da Jakob bestehen können? Er ist ja so klein."

Am 7:6 Da tat es dem Herrn leid. "Auch dies soll nicht geschehen!" sprach der Gebieter und Herr.

Am 7:7 Folgendes ließ der Herr mich schauen: Siehe da, er stand auf einer Mauer mit einem Meßlot in der Hand.

Am 7:8 Der Herr sprach zu mir: "Was siehst du, Amos?" Ich antwortete: "Ein Meßlot." Darauf sagte der Herr: "Siehe, ich lege ein Meßlot an inmitten meines Volkes Israel! Ich will ihm in Zukunft nicht mehr vergeben.

Am 7:9 Verwüstet werden die Höhen Isaaks, die Heiligtümer Israels werden zerstört. Ich will auftreten gegen Jerobeams Haus mit dem Schwert!"

Am 7:10 Amazja, der Priester von Betel, sandte Jerobeam, dem König von Israel, die Meldung: "Amos stiftet gegen dich eine Verschwörung an inmitten des Hauses Israel. Das Land kann seine ganzen Reden nicht mehr aushalten.

Am 7:11 Denn so hat Amos gesagt: "Durch das Schwert wird Jerobeam sterben, und Israel muß in die Verbannung ziehen, hinweg aus seinem Heimatland!""

Am 7:12 Dann sprach Amazja zu Amos: "Seher, geh fort, flüchte dich ins Land Juda! Iß dort dein Brot und mach dort den Propheten!

Am 7:13 In Betel aber sollst du fortan nicht mehr weissagen; denn es ist ein königliches Heiligtum und ein Reichstempel!"

Am 7:14 Amos gab dem Amazja zur Antwort: "Ich bin kein Zunftprophet und kein Prophetenschüler, sondern ein Hirt bin ich und ein Maulbeerfeigenzüchter.

Am 7:15 Doch der Herr nahm mich von der Herde weg, und der Herr sprach zu mir: "Geh hin und weissage gegen mein Volk Israel!"

Am 7:16 Nun aber höre das Wort des Herrn! Du sagst: "Weissage nicht gegen Israel und geifere nicht gegen Isaaks Haus!"

Am 7:17 Darum spricht der Herr folgendes: "Deine Frau wird in der Stadt zur Dirne, deine Söhne und Töchter fallen durch das Schwert, dein Grundbesitz wird mit der Meßschnur aufgeteilt, du selber stirbst in unreinem Land, und Israel muß in die Verbannung ziehen, hinweg von seinem Heimatland!""

 

Amos Kapitel 8

 

Am 8:1 Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, ein Erntekorb!

Am 8:2 Und er sprach: "Was siehst du, Amos?" Ich erwiderte: "Einen Erntekorb." Der Herr sprach zu mir: "Gekommen ist der Ernteschluß über mein Volk Israel. Ich will ihm in Zukunft nicht mehr vergeben.

Am 8:3 Die Palastsängerinnen werden heulen an jenem Tag" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Groß wird die Zahl der Leichen sein; überall wirft man sie hin."

Am 8:4 Hört dies, die ihr Arme zertretet und die Elenden im Lande zugrunde richtet!

Am 8:5 Ihr denkt dabei: "Wann ist endlich der Neumond vorüber, daß wir Getreide verkaufen können, oder der Sabbat, daß wir Korn feilbieten können? Wir wollen das Maß kleiner, den Preis größer machen, mit falscher Waage täuschen!

Am 8:6 Wir wollen Bedürftige um Geld kaufen und Arme um ein Paar Schuhe! Auch den Abfall vom Korn wollen wir anbringen!"

Am 8:7 Geschworen hat der Herr beim Hochmut Jakobs: "Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen!"

Am 8:8 Soll darob nicht die Erde erbeben und alles trauern, was auf ihr wohnt, so daß sie als Ganzes sich hebt wie der Nil und sich senkt wie der Strom von Ägypten?

Am 8:9 "An jenem Tage wird es geschehen" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "da lasse ich die Sonne am Mittag untergehen und die Erde finster werden am hellen Tag.

Am 8:10 Ich verkehre eure Feste in Trauer und alle eure Lieder in Klage. Ich lasse auf alle Hüften das Trauerkleid kommen und auf alle Häupter den Kahlschnitt. Ich versetze in Leid gleich der Trauer um den einzigen Sohn, und sein Ende wird wie ein Unglückstag.

Am 8:11 Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "da sende ich Hunger ins Land, nicht Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern nach dem Hören des Gotteswortes.

Am 8:12 Sie werden irren von Meer zu Meer, von Norden nach Osten; sie schweifen umher auf der Suche nach dem Wort des Herrn, doch sie finden es nicht.

Am 8:13 An jenem Tage fallen in Ohnmacht die schönen Jungfrauen und jungen Männer vor Durst,

Am 8:14 sie, die da schwören beim Sündengott Samarias und sagen: "So wahr dein Gott lebt, Dan!" und "So wahr dein Geliebter lebt, Beerseba!" Doch sie werden stürzen und nicht wieder aufstehen."

 

Amos Kapitel 9

 

Am 9:1 Ich sah den Herrn über dem Altar stehen, und er sprach: "Schlage auf den Knauf, daß die Schwellen erbeben! Ich will ihnen allen das Haupt abschlagen und ihren Rest mit dem Schwerte töten! Keiner von ihnen soll durch Flucht entkommen, keiner durch Entrinnen sich retten!

Am 9:2 Brächen sie durch in die Unterwelt - auch von dort wird meine Hand sie holen; stiegen sie bis zum Himmel empor - ich werde sie von dort herunterbringen.

Am 9:3 Versteckten sie sich auf dem Gipfel des Karmel, - ich spüre sie dort auf und fasse sie. Verbärgen sie sich vor mir auf dem Meeresgrund, - ich gebiete der Seeschlange dort, sie zu beißen.

Am 9:4 Ziehen sie vor ihren Feinden her in die Gefangenschaft, gebiete ich dort noch dem Schwert, sie zu töten. Kurz, ich richte meine Augen auf sie zum Unheil und nicht zum Heil."

Am 9:5 Der Gebieter und Herr der Heerscharen, der die Erde berührt, daß sie wankt und daß alles trauert, was auf ihr wohnt, wenn sie als Ganzes sich hebt wie der Nil und sich senkt wie der Strom von Ägypten. -

Am 9:6 Er, der seinen Hochsitz im Himmel baut und sein Gewölbe auf die Erde stützt, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Fläche der Erde, - "Herr" ist sein Name.

Am 9:7 "Seid ihr mir nicht genauso viel wert wie die Kuschiten, ihr Söhne Israels?" - Spruch des Herrn. "Habe ich nicht Israel aus dem Lande Ägypten herausgeführt, doch auch die Philister aus Kaphtor und die Aramäer aus Kir?"

Am 9:8 Siehe, die Augen des Gebieters und Herrn richten sich auf das sündige Königreich: "Ich will es ausrotten von der Oberfläche der Erde. Indes will ich das Haus Jakob nicht völlig ausrotten" - Spruch des Herrn.

Am 9:9 "Ja, seht, ich befehle und lasse das Haus Israel unter alle Völker schütteln, wie man mit einem Sieb schüttelt, daß kein Steinchen zur Erde fällt.

Am 9:10 Durch das Schwert sollen sterben alle Sünder meines Volkes, die behaupten: "Nicht trifft und erreicht uns das Unheil!""

Am 9:11 "An jenem Tage richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf. Ich schließe ihre Risse, ihre Trümmer lasse ich wiedererstehen und baue sie auf, daß sie wird wie ehedem.

Am 9:12 Den Rest von Edom wird man erobern und alle Völker, die mir gehören" - Spruch des Herrn, der solches wirkt.

Am 9:13 "Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da drängt der Pflüger die Schnitter, der Kelterer den Sämann. Triefen werden die Berge von Most, und alle Hügel biegen sich.

Am 9:14 Dann wende ich das Schicksal meines Volkes Israel: Sie bauen verwüstete Städte auf und wohnen darin; sie pflanzen Weinberge und trinken ihren Wein; sie legen Gärten an und essen ihre Frucht.

Am 9:15 Ich pflanze sie ein in ihrem Boden, und sie sollen nie mehr aus ihrem Boden ausgerissen werden, den ich ihnen gegeben habe!" So spricht der Herr, dein Gott.

 

 

Obadja

 

Obd 1:1 Gesicht des Obadja. So spricht der Gebieter und Herr über Edom. Kunde vernahmen wir vom Herrn, ein Bote ist unter die Völker gesandt: "Auf, treten wir gegen es an zum Kampf!"

Obd 1:2 "Siehe, ich mache dich klein unter den Völkern, verachtet wirst du gar sehr!

Obd 1:3 Der Übermut deines Herzens hat dich betört; denn du wohnst ja in felsigen Klüften, hast Höhen zum Wohnsitz und denkst bei dir: "Wer kann mich zur Erde herunterholen?"

Obd 1:4 Und baust du auch hoch wie ein Adler, ja, legst du dein Nest zwischen Sternen an, ich hole dich herunter von dort" - Spruch des Herrn.

Obd 1:5 "Wenn Diebe über dich kommen oder Räuber zur Nachtzeit, wie bist du dann zugrunde gerichtet! Werden sie nicht stehlen, bis es ihnen reicht? Wenn Winzer über dich kommen, werden sie eine Nachlese übriglassen?

Obd 1:6 Wie wird man Esau durchsuchen, seine verborgenen Schätze durchstöbern!

Obd 1:7 Bis zur Grenze treibt man dich weg; alle deine Bundesgenossen betrügen dich, deine Freunde überwältigen dich, deine Tischgenossen legen deinen Füßen Schlingen, die du nicht merkst.

Obd 1:8 Wahrlich, an jenem Tage" - Spruch des Herrn -, "da vernichte ich die Weisen von Edom und die Einsicht vom Bergland Esaus.

Obd 1:9 Dann erschrecken deine Helden, o Teman, daß jedermann ausgerottet wird vom Bergland Esaus.

Obd 1:10 Wegen des Mordens, wegen des Unrechts an deinem Bruder Jakob bedeckt dich Schande, und wirst du ausgerottet für immer.

Obd 1:11 Damals, als du dabeistandest, während Fremde seinen Besitz wegschleppten, Ausländer in seine Tore kamen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen.

Obd 1:12 Weide dich nicht am Tag deines Bruders, am Tag seiner Not! Freue dich nicht über Judas Söhne am Tag ihres Untergangs! Reiß deinen Mund nicht auf am Tag der Bedrängnis!

Obd 1:13 Betritt nicht das Tor meines Volkes am Tag seines Verderbens! Weide nicht auch du dich an seinem Unglück am Tag seines Verderbens und vergreife dich nicht an seinem Besitz am Tag seines Verderbens!

Obd 1:14 Stelle dich nicht an den Schluchtweg, um seine Flüchtlinge niederzumachen, und liefere seine Entronnenen nicht aus am Tag der Bedrängnis!

Obd 1:15 Denn nahe ist der Tag des Herrn über alle Völker. Wie du getan, wird dir getan. Dein Tun fällt auf dein Haupt zurück.

Obd 1:16 Denn wie ihr getrunken habt auf meinem heiligen Berg, so werden alle Völker dauernd trinken; sie werden trinken und schlürfen und werden sein, als wären sie nie gewesen.

Obd 1:17 Aber auf dem Sionsberg wird Rettung sein; er ist ja heilig. Und das Haus Jakob wird seine Enteigner enteignen.

Obd 1:18 Das Haus Jakob wird zum Feuer, das Haus Joseph zur Flamme, das Haus Esau aber zum Stroh; sie zünden es an und verzehren es, und das Haus Esau hat keinen, der entkommt." - Wohlan, der Herr hat gesprochen.

Obd 1:19 Sie besetzen das Südland, das Bergland Esaus, und die Niederung, das Philisterland. Sie besetzen Ephraims Flur und die Flur Samarias, Benjamin und Gilead.

Obd 1:20 Die Verbannten der Israeliten in Chalach besetzen das Land der Kanaaniter bis nach Zarephta, die Verbannten Jerusalems in Sepharad besetzen die Städte des Südlands.

Obd 1:21 Gerettete werden hinaufziehen zum Sionsberg, um Gericht zu halten über das Bergland Esaus. Und dem Herrn gehört das Königtum.

 

 

Jonas

  

Jonas Kapitel 1

 

Jon 1:1 Es erging das Wort des Herrn an Jonas, den Sohn Amittajs, wie folgt:

Jon 1:2 "Auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige wider sie! Denn ihre Bosheit ist zu mir heraufgedrungen."

Jon 1:3 Doch Jonas machte sich auf, um vor dem Herrn nach Tarsis zu fliehen. Er begab sich nach Japho und machte dort ein Schiff ausfindig, das nach Tarsis fuhr. Er bezahlte den Fahrpreis und bestieg es, um nach Tarsis mitzufahren, fort aus den Augen des Herrn.

Jon 1:4 Der Herr aber warf einen gewaltigen Wind auf das Meer, so daß ein heftiger Seesturm losbrach und das Schiff zu zerschellen drohte.

Jon 1:5 Die Matrosen gerieten in Furcht, und ein jeder schrie zu seinem Gott. Sie warfen die Gegenstände auf dem Schiff ins Meer, um dadurch den Ballast zu verringern. Jonas aber war in den untersten Schiffsraum hinabgestiegen und lag in tiefem Schlaf.

Jon 1:6 Da trat der Kapitän des Schiffes an ihn heran und sprach zu ihm: "Was schläfst du? Auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht ist der Gott uns gnädig gesinnt, daß wir nicht umkommen müssen."

Jon 1:7 Dann sagten sie zueinander: "Kommt, wir wollen Lose werfen, um festzustellen, um wessentwillen dieses Unheil über uns gekommen ist!" Sie warfen also Lose, und das Los fiel auf Jonas.

Jon 1:8 Da sprachen sie zu ihm: "Teile uns doch mit: Was ist dein Gewerbe, und woher kommst du? Wo bist du daheim, und zu welchem Volk gehörst du?"

Jon 1:9 Er entgegnete ihnen: "Ich bin ein Hebräer. Ich verehre den Herrn, den Himmelsgott, der das Meer und das trockene Land gemacht hat."

Jon 1:10 Da gerieten die Männer in große Furcht und fragten ihn: "Was hast du da getan?" Denn die Männer hatten erfahren, daß er vor dem Herrn auf der Flucht war. Er hatte es ihnen nämlich mitgeteilt.

Jon 1:11 Sie fragten ihn also: "Was sollen wir mit dir tun, daß das Meer von uns abläßt? Denn die See wird immer stürmischer."

Jon 1:12 Er erwiderte ihnen: "Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer von euch ablassen! Denn ich weiß, daß meinetwegen dieser Sturm über euch gekommen ist."

Jon 1:13 Nun strengten sich die Männer an, um wieder ans Land zu gelangen. Sie vermochten es jedoch nicht; denn die See stürmte immer heftiger gegen sie an.

Jon 1:14 Da riefen sie den Herrn an und sprachen: "Ach, Herr, laß uns doch nicht untergehen, wenn wir das Leben dieses Mannes opfern, und rechne es uns nicht als schuldlos vergossenes Blut an! Denn du selbst, o Herr, hast ins Werk gesetzt, was dir gefiel."

Jon 1:15 Dann nahmen sie den Jonas und warfen ihn ins Meer, und sogleich hielt das Meer ein mit seinem Toben.

Jon 1:16 Die Männer aber bekamen große Furcht vor dem Herrn; sie brachten dem Herrn ein Opfer dar und machten Gelöbnisse.

 

Jonas Kapitel 2

 

Jon 2:1 Der Herr jedoch bestellte einen großen Fisch, der Jonas verschlingen sollte. So war denn Jonas drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Fisches.

Jon 2:2 Da betete Jonas zum Herrn, seinem Gott, vom Bauche des Fisches aus.

Jon 2:3 Er sprach: "Ich rief in meiner Not zum Herrn, und er erhörte mich. Aus dem Schoß der Unterwelt schrie ich auf; du hörtest mein Rufen.

Jon 2:4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer; die Strömung umschloß mich; alle deine Wogen und Wellen gingen über mich hin.

Jon 2:5 Schon dachte ich mir: "Ich bin verstoßen von deinen Augen hinweg. Wie werde ich je wieder blicken auf deinen heiligen Tempel?"

Jon 2:6 Wasser umringte mich bis zur Kehle, die Flut umgab mich, Schilf schlang sich mir ums Haupt an den Untergründen der Berge.

Jon 2:7 Hinab mußte ich steigen ins Land, dessen Riegel sich hinter mir schlossen für immer. Du aber brachtest mein Leben herauf aus der Grube, o Herr, mein Gott!

Jon 2:8 Als schon mein Atem mir fast entschwand, da gedachte ich des Herrn. So drang mein Gebet zu dir, zu deinem heiligen Tempel.

Jon 2:9 Die Anhänger nichtiger Götzen verzichten auf dankbare Treue.

Jon 2:10 Ich aber will mit lautem Danke dir opfern, will erfüllen, was ich gelobte. Beim Herrn nur ist Rettung!"

Jon 2:11 Da gebot der Herr dem Fisch, und dieser spie den Jonas ans Land.

Jonas Kapitel 3

 

Jon 3:1 Das Wort des Herrn erging an Jonas zum zweiten Male:

Jon 3:2 "Auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und verkünde ihr die Botschaft, die ich dir mitteile!"

Jon 3:3 Da machte sich Jonas auf und ging nach Ninive, wie der Herr befohlen hatte. Ninive war aber eine riesige Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß.

Jon 3:4 Jonas schickte sich an, eine Tagereise weit in die Stadt hineinzugehen. Dann rief er laut: "Noch vierzig Tage, und Ninive wird untergehen!"

Jon 3:5 Die Niniviten glaubten Gott und riefen ein Fasten aus. Groß und klein unter ihnen legten sich Bußgewänder an.

Jon 3:6 Die Kunde drang bis zum König von Ninive. Da erhob er sich von seinem Thron, legte sein Obergewand ab, hüllte sich in ein Bußkleid und setzte sich in den Staub.

Jon 3:7 Auf Befehl des Königs und seiner Großen ließ man in Ninive verkünden: "Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen nichts genießen; sie sollen weder auf die Weide gehen noch Wasser trinken!

Jon 3:8 Vielmehr soll man sich in Bußgewänder hüllen - Menschen und Vieh - und mit Ausdauer zu Gott rufen! Jeder bekehre sich von seinem bösen Wandel und von dem Unrecht, das an seinen Händen klebt!

Jon 3:9 Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder, und er läßt ab von seinem glühenden Zorn, daß wir nicht umkommen."

Jon 3:10 Als nun Gott ihr Tun sah, daß sie sich nämlich von ihrem bösen Wandel bekehrten, da ließ er sich des Unheils gereuen, das er ihnen angedroht hatte, und führte es nicht aus.

 

Jonas Kapitel 4

 

Jon 4:1 Das verdroß Jonas gar sehr, und er wurde zornig.

Jon 4:2 Er betete zu Gott und sprach: "Ach, Herr, habe ich das nicht schon vermutet, als ich noch in meiner Heimat war? Eben darum wollte ich ursprünglich nach Tarsis entfliehen. Ich wußte ja, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld, der sich des Unheils gereuen läßt.

Jon 4:3 Nun denn, o Herr, nimm mein Leben von mir; denn es ist besser für mich, zu sterben als zu leben!"

Jon 4:4 Der Herr jedoch erwiderte: "Bist du mit Recht so erzürnt?"

Jon 4:5 Jonas hatte die Stadt verlassen und sich östlich der Stadt niedergelassen. Er hatte sich dort eine Hütte gebaut und saß darin im Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschehen würde.

Jon 4:6 Nun bestellte der Herr eine Rizinusstaude. Sie wuchs über Jonas empor, um seinem Haupt Schatten zu spenden und ihn so seiner mißmutigen Stimmung zu entreißen. Jonas hatte denn auch an dem Rizinus eine große Freude.

Jon 4:7 In der Morgenfrühe des nächsten Tages bestellte Gott einen Wurm, der den Rizinus beschädigte, so daß er verdorrte.

Jon 4:8 Als dann die Sonne aufging, bestellte Gott einen glühenden Ostwind, und die Sonne stach den Jonas aufs Haupt, so daß ihm schwach wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: "Es ist für mich besser, zu sterben als zu leben."

Jon 4:9 Gott aber fragte den Jonas: "Bist du wohl mit Recht so erzürnt wegen der Rizinusstaude?" Er erwiderte: "Ja, mit Recht bin ich zu Tode erzürnt!"

Jon 4:10 Da sprach der Herr: "Dir ist es leid um den Rizinus, um den du dich nicht bemüht und den du nicht hochgezogen hast. Über Nacht ist er entstanden, und über Nacht ist er vergangen.

Jon 4:11 Und mir soll es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der über hundertzwanzigtausend Menschen leben, die zwischen rechts und links nicht unterscheiden können, und dazu die Menge Vieh?"

 

 

Michan (Michäas)

 

Micha Kapitel 1

 

Mich 1:1 Das Wort des Herrn, das an Micha aus Moreschet erging in den Tagen der Könige Jotam, Achas und Hiskia von Juda, welches er schaute über Samaria und Jerusalem.

Mich 1:2 Hört, ihr Völker alle, merke auf, Erde, und was sie erfüllt! Der Gebieter und Herr tritt als Kläger gegen euch auf, der Herr von seinem heiligen Tempel her.

Mich 1:3 Denn seht, der Herr verläßt seine Stätte, steigt herab und schreitet dahin über die Höhen der Erde!

Mich 1:4 Die Berge zerschmelzen unter ihm, die Täler zerlaufen wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser, am Abhang ausgeschüttet.

Mich 1:5 Vom Frevel Jakobs kommt all dies, von der Sünde des Hauses Israel! Was ist der Frevel Jakobs? Nicht etwa Samaria? Und was sind die Höhen Judas? Nicht etwa Jerusalem?

Mich 1:6 Ich mache Samaria zum Steinhaufen im Feld, zum Weinberggelände. Ich schütte seine Steine ins Tal, seine Fundamente lege ich bloß.

Mich 1:7 Seine Schnitzbilder werden alle zerschlagen, seine Buhlgeschenke sämtlich im Feuer verbrannt. Alle seine Götzen werde ich zerstören. Denn vom Dirnenlohn sind sie zusammengebracht, und zu Dirnenlohn werden sie wieder!

Mich 1:8 Darob muß ich klagen und jammern, barfuß gehen und nackt, muß Klage erheben gleich den Schakalen und Trauertöne wie junge Strauße.

Mich 1:9 Denn heillos ist seine Wunde; ja, sie reicht bis nach Juda; sie rührt bis ans Tor meines Volkes, bis hin nach Jerusalem.

Mich 1:10 In Gat jubelt nicht, weint, ja weint nur! In Bet-Aphra wälzt euch im Staub!

Mich 1:11 Das Horn bläst man euch, ihr Bewohner von Schaphir. Aus ihrer Stadt können nicht mehr heraus die Bewohner von Zaanan. Die Klage von Bet-Ezel: Man nimmt euch den Standort.

Mich 1:12 Wie könnten die Bewohner von Marot Heil erwarten? Denn vom Herrn steigt Unheil herab zu den Toren Jerusalems.

Mich 1:13 Rüstet die Wagen für die Gespanne, ihr Bewohner von Lachis! Dieses war der Anfang der Sünde für die Tochter Sion. Denn in dir fanden sich Israels Frevel.

Mich 1:14 Gebt deshalb den Scheidebrief an Moreschet-Gat; Bet-Achsib wird zum Trugbach für die Könige von Israel.

Mich 1:15 Der Eroberer wird noch über euch kommen, ihr Bewohner Marechas; nach Adullam wird die Herrlichkeit Israels kommen.

Mich 1:16 Schere dich kahl um deiner geliebten Kinder willen, mache deine Glatze so breit wie die eines Geiers; denn sie werden gefangen von dir weggeführt!

 

Micha Kapitel 2

 

Mich 2:1 Wehe denen, die Arges planen und schlimme Taten auf ihren Lagern! Beim Morgenlicht führen sie es aus, weil sie die Macht dazu haben.

Mich 2:2 Trachten sie nach Landbesitz, so rauben sie ihn, nach Hausbesitz, so enteignen sie ihn. Sie vergewaltigen Mann und Haus, Herrn und Habe.

Mich 2:3 Darum spricht der Herr: "Siehe, nun plane ich Unheil gegen diese Sippschaft, aus dem ihr euren Nacken nicht herausziehen könnt, um aufrecht zu gehen: denn eine böse Zeit wird es sein."

Mich 2:4 An jenem Tage stimmt man über euch ein Spottlied an und singt ein Klagelied folgenden Inhalts: "Völlig sind wir vernichtet! Der Anteil meines Volkes wird abgemessen; keiner gibt ihn zurück. Unter die, welche uns wegschleppen, werden unsere Felder verteilt.

Mich 2:5 Darum wird euch keiner die Meßschnur ziehen über ein Grundstück in der Gemeinde des Herrn."

Mich 2:6 "Ihr sollt nicht predigen!" predigen sie. "Solches predigt man nicht! Schande wird uns nicht treffen.

Mich 2:7 Ist denn Jakobs Haus verflucht? Hat etwa der Herr die Geduld verloren? Oder ist das seine Handlungsweise? Sind seine Worte nicht freundlich gegen den, der rechtschaffen wandelt?"

Mich 2:8 Jedoch, ihr tretet als Feind auf für mein Volk. Den Friedlichen nehmt ihr den Mantel weg, über den Ahnungslosen bringt ihr das Verderben des Krieges.

Mich 2:9 Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr aus ihrem behaglichen Haus, ihren Kindern raubt ihr meine Zier für immer:

Mich 2:10 "Auf und fort! Denn hier ist keine Ruhestätte!" Wegen einer Kleinigkeit nehmt ihr ein kränkendes Pfand.

Mich 2:11 Ja, wenn einer käme und Dunst und Trug vorlöge: "Ich predige euch von Wein und Bier!", das wäre ein Prediger für dieses Volk!

Mich 2:12 "Sammeln, ja sammeln will ich ganz Jakob, vereinigen Israels Rest! Ich bringe sie zusammen wie Schafe im Pferch, wie eine Herde auf der Trift, daß es wogt von Menschen."

Mich 2:13 Der Bahnbrecher zieht ihnen voraus; sie brechen sich ihre Bahn, durchschreiten das Tor und kommen aus ihm heraus. Ihr König schreitet vor ihnen her und der Herr an ihrer Spitze.

 

Micha Kapitel 3

 

Mich 3:1 Ich sprach: "Hört, ihr Häupter Jakobs und Richter des Hauses Israel! Wäre es nicht eure Pflicht, das Recht zu kennen?

Mich 3:2 Doch ihr haßt das Gute und liebt das Böse! Ihr reißt den Leuten die Haut vom Leibe und das Fleisch von den Knochen."

Mich 3:3 Sie fressen das Fleisch meines Volkes, ziehen den Leuten die Haut ab und zerbrechen ihre Knochen. Sie zerstückeln sie wie Fleisch im Topf und wie Braten in der Pfanne.

Mich 3:4 Rufen sie dereinst zum Herrn, so wird er nicht auf sie hören. Er verbirgt vor ihnen sein Antlitz zu jener Zeit, da sie schlechte Taten verübten.

Mich 3:5 So spricht der Herr gegen die Propheten, die mein Volk in die Irre führen, die "Heil" rufen, wenn ihre Zähne zu beißen haben, jenem aber den Krieg erklären, der ihnen nichts in den Mund steckt:

Mich 3:6 "Deshalb soll Nacht über euch hereinbrechen, so daß ihr keine Gesichte schaut, und Finsternis, so daß ihr nicht weissagen könnt. Ja, die Sonne soll den Propheten untergehen und der Tag sich ihnen verfinstern!"

Mich 3:7 Da werden die Seher beschämt und die Wahrsager ganz verlegen; sie alle verhüllen sich scheu den Bart, denn Gottes Antwort bleibt aus.

Mich 3:8 Doch ich bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geiste des Herrn, mit Rechtssinn und Mut, um Jakob sein Unrecht zu künden und Israel seine Schuld.

Mich 3:9 Hört dies, ihr Häupter des Hauses Jakob und Richter des Hauses Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles Gerade verdreht,

Mich 3:10 die ihr Sion mit Blutschuld baut und Jerusalem mit Freveltat!

Mich 3:11 Seine Häupter sprechen Recht um Bestechung, seine Priester unterweisen um Lohn, seine Propheten wahrsagen um Geld. Dabei stützen sie sich auf den Herrn und sagen: "Ist nicht der Herr in unserer Mitte? Nimmer kann Unheil über uns kommen!"

Mich 3:12 Deshalb wird euretwegen der Sion als Feld gepflügt, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen, der Tempelberg zur bewaldeten Höhe.

 

Micha Kapitel 4

 

Mich 4:1 Am Ende der Tage wird es geschehen: Da steht der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge, und die Hügel wird er überragen. Zu ihm strömen die Völker,

Mich 4:2 und viele Nationen pilgern und sprechen: "Kommt, laßt uns hinaufsteigen zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs! Er soll uns seine Wege lehren, daß wir wandeln auf seinen Pfaden!" Denn die Weisung geht von Sion aus und das Wort des Herrn von Jerusalem.

Mich 4:3 Zwischen vielen Völkern wird er richten, entscheiden für starke Nationen [bis in die Ferne]. Ihre Schwerter schmieden sie zu Pflugscharen um und ihre Lanzen zu Winzermessern. Nimmer wird Volk gegen Volk das Schwert erheben, und nicht mehr lernt man die Kriegskunst.

Mich 4:4 Jeder kann sitzen unter seinem Weinstock und Feigenbaum, ohne daß einer ihn aufschreckt. Denn der Mund des Herrn der Heerscharen hat es gesprochen.

Mich 4:5 Denn von allen Völkern wandelt ein jedes im Namen seines Gottes; wir aber wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, für immer und ewig.

Mich 4:6 "An jenem Tage" - Spruch des Herrn -, "da will ich das Hinkende sammeln und das Zerstreute zusammenbringen und alles, dem ich ein Leid getan.

Mich 4:7 Das Hinkende mache ich zum Rest, das Kranke zum starken Volk. Der Herr wird König über sie sein auf dem Sionsberg von nun an bis in Ewigkeit.

Mich 4:8 Du aber, Herdenturm, Hügel der Tochter Sion, zu dir soll kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem."

Mich 4:9 Nun aber, warum schreist du so laut? Ist denn kein König in dir? Oder ging dir dein Berater verloren, daß du dich windest wie eine gebärende Frau?

Mich 4:10 Winde dich nur und stöhne, Tochter Sion, wie eine gebärende Frau! Denn jetzt mußt du aus der Stadt hinaus und auf dem Felde lagern. Du kommst nach Babel; dort wirst du errettet, dort wird der Herr dich erlösen aus der Hand deiner Feinde.

Mich 4:11 Jetzt sammeln sich wider dich zahlreiche Völker, die sagen: "Sie werde entweiht, und unser Auge weide sich an Sion!"

Mich 4:12 Aber sie kennen nicht die Pläne des Herrn und merken nicht seinen Ratschluß: daß er sie sammelt wie Garben auf der Tenne.

Mich 4:13 Auf, und drisch, Tochter Sion! Denn ich mache dir eiserne Hörner und eherne Hufe, daß du viele Völker zermalmst und ihren Besitz dem Herrn weihst, ihren Reichtum dem Herrn der ganzen Erde.

Mich 4:14 Doch jetzt ritze dir Trauerwunden ein, du eingeschlossene Tochter! Einen Wall hat man gegen uns errichtet; mit dem Stock schlägt man den Richter Israels auf die Wange.

 

Micha Kapitel 5

 

Mich 5:1 Du aber, Bethlehem in Ephrata, klein unter den Gauen Judas, - aus dir soll mir einer hervorgehen, um Herrscher in Israel zu sein. Sein Ursprung reicht weit zurück, in die Tage der Urzeit.

Mich 5:2 Darum gibt er (Gott) sie preis bis zu der Zeit, da die Gebärende geboren hat und der Rest seiner Brüder zurückkehrt zu den Söhnen Israels.

Mich 5:3 Dann tritt er auf und weidet in der Kraft des Herrn, im erhabenen Namen des Herrn, seines Gottes. Man wird in Ruhe wohnen; denn nun ist er groß bis an die Enden der Erde.

Mich 5:4 [Und dies wird das Heil sein: Wenn Assur in unser Land eindringt und unseren Boden betritt, dann stellen wir ihm sieben Hirten entgegen, acht Fürsten aus dem Volk.

Mich 5:5 Sie weiden das Land Assur mit dem Schwert, das Land Nimrods mit gezückter Klinge.] Er rettet uns vor Assur, wenn es in unser Land eindringt und unser Gebiet betritt.

Mich 5:6 Dann wird der Rest Jakobs inmitten vieler Völker sein wie Tau vom Herrn, wie Regen auf Gras, der auf Leute nicht warten und auf Menschen nicht harren muß.

Mich 5:7 Dann wird der Rest Jakobs unter den Nationen sein, inmitten vieler Völker, wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein Junglöwe in den Herden der Schafe, der, wenn er eindringt, niederschlägt und zerreißt - und niemand kann retten.

Mich 5:8 Deine Hand erhebt sich über deine Gegner, alle deine Feinde werden vernichtet.

Mich 5:9 "An jenem Tage wird es geschehen" - Spruch des Herrn -, "da vernichte ich die Rosse in deiner Mitte, deine Streitwagen zerstöre ich.

Mich 5:10 Ich vernichte die Städte deines Landes, alle deine Festungen reiße ich nieder.

Mich 5:11 Ich vernichte die Zaubermittel aus deiner Hand, und Wahrsager sollst du nicht mehr besitzen.

Mich 5:12 Ich vernichte deine Götzenbilder und Steinsäulen in deiner Mitte, daß du nicht mehr das Werk deiner Hände anbetest.

Mich 5:13 Deine heiligen Bäume reiße ich aus in deiner Mitte und vertilge deine Götzen.

Mich 5:14 Im Zorn und Grimm nehme ich Rache an den Völkern, die nicht gehorchen wollten."

 

Micha Kapitel 6

 

Mich 6:1 Hört das Wort, das der Herr spricht: "Auf, führe vor den Bergen den Streit, daß die Hügel deine Stimme hören!"

Mich 6:2 Hört, ihr Berge, die Anklage des Herrn, ihr Grundfesten der Erde, merkt auf! Denn einen Rechtsstreit führt der Herr mit seinem Volk, und Israel zieht er zur Rechenschaft.

Mich 6:3 "Mein Volk, was habe ich dir getan, womit dich beleidigt? Antworte mir!

Mich 6:4 Ich habe dich aus dem Lande Ägypten geführt, aus dem Sklavenhaus dich erlöst. Als Führer sandte ich dir Moses, Aaron und Mirjam.

Mich 6:5 Mein Volk, denke daran, was Balak, der König von Moab, plante, und welche Antwort ihm Bileam gab, der Sohn des Beor! Denke an deinen Zug von Schittim bis Gilgal, damit du die Wohltaten des Herrn erkennest!"

Mich 6:6 "Womit soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem Gott der Himmelshöhe? Soll ich mit Brandopfern vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern?

Mich 6:7 Hat der Herr Gefallen an tausend Widdern, an ungezählten Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen geben für meine Schuld, den eigenen Sohn für meine persönliche Sünde?"

Mich 6:8 "Es ist dir mitgeteilt, o Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir verlangt: Nichts als Recht zu üben und Bundestreue zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott."

Mich 6:9 Horch! Der Herr ruft der Stadt zu [- Heil, wer seinen Namen fürchtet!]: "Hört, Stammesvolk und Stadtgemeinde!

Mich 6:10 Kann ich die frevlen Schätze im Haus des Frevlers vergessen und das verdammte schwindsüchtige Maß?

Mich 6:11 Soll ich ungestraft lassen unrechte Waage und einen Beutel mit falschen Gewichten?

Mich 6:12 Sind doch die Reichen in der Stadt voll Verbrechen; ihre Bewohner verbreiten Lüge, und deren Zunge ist Betrug im Munde.

Mich 6:13 So beginne denn auch ich, dich zu schlagen und dich zu verwüsten wegen deiner Sünden!

Mich 6:14 Essen wirst du, aber nicht satt werden, und dein Unrecht bleibt in dir. Du wirst hinwegschaffen, aber nichts retten, und was du rettest, gebe ich dem Schwerte preis.

Mich 6:15 Säen wirst du, aber nicht ernten; Oliven wirst du keltern, aber dich nicht salben mit Öl; Most wirst du keltern, aber Wein nicht trinken.

Mich 6:16 Den Satzungen Omris bist du gefolgt, dem ganzen Treiben des Hauses Achab; nach ihren Ratschlägen bist du gewandelt. Deshalb mache ich dich zur Wüste und deine Bewohner zum Spott. Die Schmähung der Völker müßt ihr tragen!"

 

Micha Kapitel 7

 

Mich 7:1 Wehe mir! Denn es geht mir wie einem Obstsammler, wie bei der Nachernte in der Lese. Keine Traube zum Essen ist mehr da, keine Frühfeige, nach der mich gelüstet.

Mich 7:2 Der Fromme verschwand aus dem Lande, es gibt keinen Redlichen unter den Menschen. Sie alle lauern auf Blut, einer stellt dem anderen nach mit dem Netz.

Mich 7:3 Zum Bösen sind ihre Hände tüchtig; der Beamte fordert Geschenke und auch der Richter; der Mächtige entscheidet nach Willkür.

Mich 7:4 Verfilzt ist ihre Habe wie ein Stechdorn, ihr Reichtum mehr als eine Dornenhecke. Doch der Tag der Nachprüfung, ihre Heimsuchung kommt! Jetzt tritt ihre Bestürzung ein.

Mich 7:5 Glaubt nicht den Nachbarn, vertraut nicht dem Freunde! Vor der Frau an deiner Brust verwahre die Pforte deines Mundes!

Mich 7:6 Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter erhebt sich gegen ihre Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter, Feinde sind für jeden die eigenen Hausgenossen.

Mich 7:7 Ich aber will ausschauen nach dem Herrn, will harren auf Gott, der mir hilft! Es erhört mich mein Gott.

Mich 7:8 Juble nicht, meine Feindin, über mich! Wenn ich auch fiel, ich stehe wieder auf; wenn ich in Finsternis sitze, ist der Herr mein Licht.

Mich 7:9 Das Zürnen des Herrn muß ich ertragen, da ich wider ihn sündigte, bis er meinen Streitfall schlichtet und mir Recht verschafft. Er führt mich heraus ins Licht, ich schaue seine Gerechtigkeit.

Mich 7:10 Meine Feindin soll es sehen, und Scham bedecke sie! Sprach sie doch zu mir: "Wo bleibt denn der Herr, dein Gott?" Meine Augen können sich weiden an ihr, nun wird sie zertreten wie Gassenkot.

Mich 7:11 Ein Tag bricht an, deine Mauern wieder aufzubauen, jener Tag, da die Grenze sich weitet;

Mich 7:12 jener Tag, da man zu dir kommt von Assur her bis Ägypten und von Ägypten her bis zum Euphratstrom, von Meer zu Meer, von Gebirge zu Gebirge.

Mich 7:13 Die Erde aber wird zur Wüste um ihrer Bewohner willen, zur Strafe für deren Missetaten.

Mich 7:14 Weide dein Volk mit deinem Stab, die Herde, die dein eigen ist, die einsam in der Wildnis weilt inmitten des Fruchtlandes! Laß sie Basan und Gilead abweiden wie in ferner Vergangenheit!

Mich 7:15 Wie in den Tagen deines Auszugs aus Ägypten laß uns wieder Wunder schauen!

Mich 7:16 Die Völker sollen es sehen und zuschanden werden trotz all ihrer Macht. Sie sollen entsetzt die Hand auf den Mund legen, taub sollen ihre Ohren werden!

Mich 7:17 Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen, wie die Kriechtiere am Boden! Aus ihren Burgen sollen sie zitternd kommen, dem Herrn, unserem Gott, sich bebend nahen und sich fürchten vor dir!

Mich 7:18 Wer ist ein Gott wie du, der Sünde hinwegnimmt und Schuld dem Rest seines Erbes erläßt? Nicht hält er für immer am Zorn fest, vielmehr gefällt es ihm, huldvoll zu sein.

Mich 7:19 Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Sünden zertreten und all unsere Vergehen in Meerestiefen versenken.

Mich 7:20 Mögest du Jakob Treue erweisen und Abraham Huld, wie du unseren Vätern geschworen hast in den Tagen der Vorzeit!

 

 

 

Nahum

 

Nahum Kapitel 1

 

Nah 1:1 Botschaft gegen Ninive. Buch der Vision Nahums aus Elkosch.

Nah 1:2 Ein eifernder Gott, ein Rächer ist der Herr; ein Rächer ist der Herr und voller Grimm. Rache nimmt der Herr an seinen Gegnern, verharrt im Zorn wider seine Feinde.

Nah 1:3 Langmütig ist der Herr, doch gewaltig an Kraft; gewiß läßt der Herr nicht ungestraft! Im Sturm und Wetter zeigt sich sein Weg, Gewölk ist der Staub seiner Füße.

Nah 1:4 Er schilt das Meer und trocknet es aus; alle Ströme läßt er versiegen. Basan und Karmel verschmachten; die Blüte des Libanon welkt.

Nah 1:5 Die Berge erheben vor ihm, und die Hügel geraten ins Wanken. Vor ihm wird die Erde zur Wüste, es trauern alle, die auf ihr wohnen.

Nah 1:6 Wer kann bestehen vor seinem Grimm, wer hält stand vor seinem glühenden Zorn? Sein Groll ergießt sich wie Feuer, selbst die Felsen werden von ihm entzündet.

Nah 1:7 Gnädig ist der Herr, eine Zuflucht am Tag der Bedrängnis. Er kennt die, welche bei ihm sich bergen.

Nah 1:8 Er rettet sie bei reißender Flut. Ein Ende macht er seinen Gegnern, jagt seine Feinde ins Dunkel.

Nah 1:9 Was schmiedet ihr Pläne wider den Herrn? Er wird ein Ende bereiten! Nicht zweimal wird sich die Drangsal erheben.

Nah 1:10 Denn zu Dorngestrüpp verflochten und betrunken bei ihrem Gelage, werden sie völlig verzehrt wie trockene Stoppeln.

Nah 1:11 Aus dir ging hervor, der Unheil sann gegen den Herrn und Verwerfliches plante.

Nah 1:12 So spricht der Herr: "Wenn sie auch unversehrt und noch so zahlreich sind sie werden doch abgemäht und vergehen. Ich habe dich niedergebeugt, doch will ich dich nicht ferner beugen!

Nah 1:13 Und nunmehr will ich sein Joch zerbrechen, das auf dir liegt, und deine Fesseln zerreißen!" -

Nah 1:14 Befehl gab der Herr über dich: "Deines Namens wird nicht mehr gedacht. Aus dem Haus deiner Götter tilge ich Schnitzbild und Gußbild aus. Ich bereite dein Grab, denn du bist verflucht."

 

Nahum Kapitel 2

 

Nah 2:1 Sieh da auf den Bergen die Füße des Frohboten, der Heil verkündet! Feiere deine Feste, Juda, erfülle deine Gelübde! Der Verruchte darf dich in Zukunft nicht mehr durchqueren; er wird völlig vernichtet.

Nah 2:2 Der Verwüster rückt gegen dich an. Bewache den Wall! Spähe aus auf die Straße! Gürte die Lenden! Sammle alle Kraft!

Nah 2:3 Ja, der Herr stellt die Pracht Jakobs wieder her wie den Weinstock Israel! Hatten doch Zerstörer sie zerstört und ihre Ranken vernichtet.

Nah 2:4 Blutrot ist der Schild seiner Helden, seine Krieger sind in Purpur gekleidet. Die Streitwagen gleichen Feuerfackeln am Tag seiner Rüstung, die Rosse schütteln sich aufgeregt.

Nah 2:5 Durch die Gassen rasen die Wagen, stürmen über die Plätze. Wie Fackeln sehen sie aus, jagen dahin wie die Blitze.

Nah 2:6 Er ruft seinen glänzendsten Führern; sie stürzen in ihre Laufgräben, sie eilen zur Mauer, das Schutzdach wird aufgerichtet.

Nah 2:7 Die Tore am Strom werden geöffnet; da wankt der Palast.

Nah 2:8 Gefangen holt man die Herrin heraus und führt ihre Mägde davon; sie schluchzen wie Tauben und schlagen sich an die Brust.

Nah 2:9 Ninive gleicht einem Wasserteich, dessen Wasser brausend entfliehen. "Halt! Bleibt stehen!" - Doch niemand kehrt um.

Nah 2:10 Raubt Silber, raubt Gold! Der Vorrat ist endlos! Zu schwer sind all die kostbaren Dinge.

Nah 2:11 Verödung, Verwüstung, Verheerung, verzagtes Herz und zitternde Knie! Beben in allen Hüften, und alle Gesichter völlig errötet!

Nah 2:12 Wo ist nun die Wohnstatt der Löwen und die Höhle der jungen Löwen, wohin sich der Löwe zurückzog, die Löwenbrut, ohne daß jemand sie störte?

Nah 2:13 Der Löwe raubte für seine Jungen und würgte für seine Löwinnen; er füllte mit Raub seine Löcher, seine Lagerstätten mit Beute.

Nah 2:14 "Siehe, ich schreite gegen dich ein" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "ich verbrenne im Rauch deine Wagen, deine Junglöwen frißt das Schwert; ich mache deinem Rauben auf Erden ein Ende, und die Stimme meiner Boten wird nicht mehr gehört."

 

Nahum Kapitel 3

 

Nah 3:1 Wehe über die Blutstadt! Alles an ihr ist Trug! Mit Beute gefüllt, der Raub will nicht schwinden!

Nah 3:2 Horch, Peitschenknall! Horch, Rädergerassel! Jagende Rosse und hüpfende Kriegswagen!

Nah 3:3 Aufspringende Reiter, flammende Schwerter und blitzende Lanzen, eine Menge Erschlagender, eine Masse von Toten! Kein Ende der Leichen, so daß man über die Leichname stolpert.

Nah 3:4 Das kommt vom vielen Buhlen der Dirne, der anmutigen, zauberkundigen! Sie hat Völker berückt mit ihrer Buhlerei, Nationen mit ihren Zauberkünsten.

Nah 3:5 "Siehe, ich schreite gegen dich ein" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "ich decke dir die Schleppe auf bis über dein Gesicht, ich zeige Völkern deine Blöße und Königreichen deine Schande.

Nah 3:6 Ich bewerfe dich mit Unrat, entehre dich und mache dich zum Schandmal.

Nah 3:7 Wer immer dich sieht, wird vor dir fliehen und sprechen: "Verwüstet ist Ninive! Wer wird es bedauern? Wo könnte ich ihm Tröster suchen?""

Nah 3:8 Bist du besser als No-Amon, das an den Strömen lag, vom Wasser umgeben? Sein Wall war die Flut, seine Mauer das Wasser.

Nah 3:9 Seine Stärke war Kusch und das unermeßliche Ägypten. Put und die Libyer leisteten ihm Hilfe.

Nah 3:10 Doch auch dieses mußte in die Verbannung, mußte in die Gefangenschaft ziehen. Selbst seine Kinder wurden zerschmettert überall an den Straßenecken. Über alle seine Vornehmen warf man das Los, alle seine Großen schlug man in Fesseln.

Nah 3:11 Auch du wirst trunken und ohnmächtig sein, auch du wirst Zuflucht suchen vor dem Feind.

Nah 3:12 All deine Bollwerke sind wie Feigenbäume mit frühreifen Feigen; schüttelt man sie, so fallen sie dem Esser in den Mund.

Nah 3:13 Siehe, die Krieger in deiner Mitte sind Weiber! Deinen Feinden öffnen sich weit die Tore deines Landes; Feuer verzehrt deine Riegel.

Nah 3:14 Schöpfe dir Wasser für die Belagerung! Verstärke deine Bollwerke! Stampfe den Lehm und tritt den Ton, greife zur Ziegelform!

Nah 3:15 Dabei wird dich dennoch Feuer fressen, das Schwert dich vertilgen, dich fressen gleich den Heuschrecken. Magst du dich vermehren wie die Heuschrecken, dich vermehren wie die Grashüpfer,

Nah 3:16 magst du deine Kaufleute zahlreicher machen als die Sterne am Himmel -, die Heuschrecke häutet sich und fliegt davon!

Nah 3:17 Deine Wächter sind wie Grashüpfer und deine Beamten wie ein Schwarm von Feldheuschrecken, die bei Kälte an den Mauern hocken, bei Sonnenaufgang aber sind sie weggeschwirrt, und ihr Aufenthalt ist unbekannt.

Nah 3:18 Ach, wie sind deine Hirten entschlafen, König von Assur, deine Helden entschlummert! Verstreut ist dein Volk auf den Bergen, und keiner sammelt es.

Nah 3:19 Es gibt keine Heilung für deine Verletzung, zu arg ist deine Verwundung. Wer Kunde über dich erhält, klatscht deinetwegen in die Hände. Denn "über wen ist deine Bosheit nicht ständig ergangen?

 

 

 

Habakuk

 

Habakuk Kapitel 1

 

Hab 1:1 Die Botschaft, die der Prophet Habakuk geschaut hat.

Hab 1:2 Wie lange, Herr, muß ich um Hilfe rufen, doch du hörst nicht, muß ich zu dir schreien "Gewalttat", doch du rettest nicht!

Hab 1:3 Warum läßt du mich Unrecht schauen und siehst du dem Unheil zu? Warum stehen Verheerung und Gewalttat mir vor Augen, herrscht Streit und erhebt sich Zwietracht?

Hab 1:4 Darum erschlafft das Gesetz, und das Recht verliert für dauernd seine Geltung. Denn der Frevler umgarnt den Gerechten; deshalb behauptet sich verdrehtes Recht.

Hab 1:5 "Blickt auf die Völker und schaut, staunt und erstarrt! Denn ich vollführe ein Werk in euren Tagen, das ihr nicht glaubtet, wenn es erzählt würde.

Hab 1:6 Ja, seht, ich lasse die Kaldäer aufstehen, das grimmige, ungestüme Volk, das in die fernsten Räume der Erde zieht, um Wohnsitze einzunehmen, die ihm nicht gehören.

Hab 1:7 Schrecklich ist es und furchtbar; es bringt sein Recht und seine Hoheit zur Geltung.

Hab 1:8 Schneller als Panther sind seine Rosse, flinker als Steppenwölfe; seine Reiter stürmen daher, seine Reiter, die aus der Ferne kommen; sie fliegen herbei wie ein Adler beim Sturz auf die Beute.

Hab 1:9 Sie alle gehen auf Gewalttat aus, Schrecken zieht ihnen voran, Gefangene sammeln sie wie Sand.

Hab 1:10 Dies Volk verspottet Könige, und Fürsten sind ihm zum Gelächter. Es lacht über jede Festung, schüttet Erde auf und nimmt sie ein.

Hab 1:11 Dann plötzlich, wie ein Windstoß, zieht es von dannen und macht sich seine Kraft zu seinem Gott."

Hab 1:12 Bist nicht du, Herr, von Anfang an mein heiliger Gott, der niemals stirbt? Herr, du hast jenes Volk zum Gericht bestellt; mein Fels, du hast es zum Strafen bestimmt.

Hab 1:13 Zu rein sind deine Augen, um Böses mitanzusehen, und es ist dir unmöglich, dem Unrecht zuzuschauen. Warum denn schaust du den Treulosen zu und schweigst, wenn der Frevler den Gerechten verschlingt!

Hab 1:14 Du machtest die Menschen wie Fische im Meer, dem Gewimmel gleich, dem der Herrscher fehlt.

Hab 1:15 Er holt sie alle mit der Angel herauf, schleift sie weg in seinem Netz. Er fängt sie mit seinem Garn; das bereitet ihm Freude und Jubel.

Hab 1:16 Darum bringt er seinem Netz Opfer dar und Rauchopfer seinem Garn. Durch sie ward ja seine Ausbeute fett und üppig sein Mahl.

Hab 1:17 Darf er deshalb dauernd sein Schwert zücken, um Völker zu morden ohne Erbarmen?

 

Habakuk Kapitel 2

 

Hab 2:1 Auf meine Warte will ich treten, auf meinen Wachtturm mich stellen; ich will spähen und sehen, was er mir sagt und was er erwidert auf meinen Vorwurf!

Hab 2:2 Der Herr gab mir Antwort und sprach: "Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie auf Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen kann!

Hab 2:3 Denn die Offenbarung setzt noch eine Frist voraus; doch drängt sie dem Ende zu und trügt nicht. Wenn sie sich verzögert, so harre auf sie; ja, gewiß trifft sie ein und bleibt nicht aus!

Hab 2:4 Siehe, das Leben des Frevlers verläuft nicht ununterbrochen; der Gerechte aber bleibt durch seine Treue am Leben.

Hab 2:5 Nun gar, wer hemmungslos Besitztümer raubt, der übermütige Mensch, der nie genug hat, der wie die Unterwelt den Rachen aufsperrt und unersättlich ist wie der Tod! Er rafft alle Völker an sich und vereint um sich alle Nationen."

Hab 2:6 Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied singen, Schmähgedichte und Frageverse auf ihn, indem sie sprechen: Weh dem, der fremdes Eigentum aufhäuft - wie lange noch? - und sich mit Pfandschulden schwer belastet!

Hab 2:7 Werden nicht plötzlich deine Gläubiger aufstehen und deine Bedränger erwachen? Dann wirst du ihnen zum Raube.

Hab 2:8 Weil du selbst viele Völker geplündert hast, plündern dich alle übrigen Völker wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern.

Hab 2:9 Weh dem, der unrechtem Gewinn nachjagt - ein Unglück für sein Haus! -, um in der Höhe sein Nest zu bauen, um dem Unglück zu entrinnen!

Hab 2:10 Schande für dein eigenes Haus bringt dein Entschluß, viele Völker auszurotten, und du verspielst dein Leben.

Hab 2:11 Denn der Stein aus der Mauer schreit auf, und vom Gebälk gibt der Sparren ihm Antwort.

Hab 2:12 Weh dem, der die Stadt erbaut mit Blut und die Festung gründet auf Unrecht!

Hab 2:13 Stammt nicht vom Herrn der Heerscharen dieser Spruch: Völker mühen sich ab fürs Feuer, und Nationen plagen sich für ein Nichts!

Hab 2:14 Ja, erfüllt wird das Land mit Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken.

Hab 2:15 Weh dem, der anderen zu trinken gibt aus der Schale seines Zornes, ja sie berauscht, um ihre Blöße zu schauen!

Hab 2:16 Du sättigst dich an Schmach statt an Ehre. So trinke auch du und taumle! An dich kommt der Becher in der Rechten des Herrn und Schmach über deine Ehre.

Hab 2:17 Denn der Frevel am Libanon lastet auf dir, und die Mißhandlung der Tiere setzt dich in Schrecken, wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern.

Hab 2:18 Was nützt denn ein Schnitzbild, daß sein Meister es schnitzt, ein Gußbild und Lügenverkünder, daß sein Meister darauf vertraut und stumme Götzen verfertigt?

Hab 2:19 Weh dem, der zum Holze spricht: "Wach auf!", zum schweigenden Stein: "Erwache!" - Der soll Belehrung geben? - Wohl ist er in Gold und Silber gefaßt, doch keinerlei Geist ist in ihm.

Hab 2:20 Aber der Herr thront in seinem heiligen Tempel; sei still vor ihm, alle Welt!

 

Habakuk Kapitel 3

 

Hab 3:1 Gebet des Propheten Habakuk, nach Art der Klagelieder.

Hab 3:2 Herr, ich habe Kunde von dir vernommen, ich habe dein Werk, o Herr, geschaut. In nahen Jahren ruf es ins Leben, in nahen Jahren mach es bekannt, im Zorn gedenk des Erbarmens!

Hab 3:3 Von Teman her kommt Gott, der Heilige vom Berge Paran. Den Himmel bedeckt seine Pracht, die Erde erfüllt sein Ruhm.

Hab 3:4 Unter ihm Glanz gleich dem Licht, Strahlen ihm zur Seite; er macht sie zur Hülle seiner Kraft.

Hab 3:5 Vor ihm her zieht die Pest, die Seuche folgt seinen Schritten.

Hab 3:6 Er tritt auf und mißt die Erde ab, schaut hin und läßt die Völker erzittern. Da zerbersten die ewigen Berge, die uralten Hügel versinken, seine gewohnten Pfade seit je.

Hab 3:7 Unter Unheil gebeugt erblicke ich die Zelte von Kuschan, es erbeben die Zeltdecken Midians.

Hab 3:8 Ist gegen Fluten, Herr, dein Zorn entbrannt, gegen das Meer dein Grimm, daß dein Gespann du besteigst, dein Gefährt zum Sieg?

Hab 3:9 Du hast deinen Bogen enthüllt, hast deine Sehne mit Pfeilen gesättigt. Du spaltest die Erde, daß Ströme entstehen.

Hab 3:10 Die Berge sehen dich und erbeben, die Wolken strömen von Wasser, das Meer erhebt seine Stimme, hoch streckt es die Arme empor.

Hab 3:11 Sonne und Mond verbleiben in ihrer Wohnung. Beim Licht deiner Pfeile entschwinden sie, beim Glanz deiner blitzenden Lanze.

Hab 3:12 Du beschreitest die Erde im Grimm; im Zorn zertrittst du die Völker.

Hab 3:13 Du ziehst deinem Volke zu Hilfe aus, zur Hilfe für deinen Gesalbten. Du zerschmetterst den First vom Hause des Frevlers, legst den Grund frei bis auf den Felsen.

Hab 3:14 Du durchbohrst mit deinen Pfeilen sein Haupt, seine Führer zerstieben wie Spreu. Ihr Ergötzen war es, zu zerstreuen, den Armen im Versteck zu verschlingen.

Hab 3:15 Du stampftest seine Rosse ins Meer, in den Schlamm der vielen Wasser.

Hab 3:16 Ich hörte es, und mein Leib erbebte; sobald ich es vernahm, stöhnten meine Lippen. Lähmung fuhr mir in die Glieder, und unter mir wankten meine Schritte. Ich komme erst zur Ruhe am Tag der Bedrängnis, wenn er hereinbricht über das Volk, das uns angreift.

Hab 3:17 Denn der Feigenbaum trägt keine Frucht, die Weinstöcke bringen keinen Ertrag, die Ernte des Ölbaums versagt, das Feld liefert nichts an Nahrung. Die Schafe sind verschwunden vom Pferch, und in den Ställen fehlen die Rinder.

Hab 3:18 Ich aber will frohlocken im Herrn, will jubeln über den Gott meines Heils!

Hab 3:19 Der Herr und Gebieter ist meine Kraft. Er macht meine Füße gleich denen der Hirsche und läßt mich auf Höhen schreiten. - [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel.]

 

 

Zefanja (Sophonias)

 

Zefanja Kapitel 1

 

Zef 1:1 Das Wort des Herrn, das an Zephanja erging, den Sohn Kuschis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Hiskias, in den Tagen des Königs Josia von Juda, des Sohnes Amons.

Zef 1:2 "Ich raffe hin, raffe alles vom Erdboden weg" - Spruch des Herrn.

Zef 1:3 "Mensch und Vieh raffe ich weg, die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres. Ich bringe die Frevler zu Fall, ich tilge die Menschen vom Erdboden weg" - Spruch des Herrn.

Zef 1:4 "Meine Hand strecke ich aus wider Juda und wider alle Einwohner Jerusalems. Ich tilge von dieser Stätte den Rest des Baal und den Namen der Götzenpriester [samt den Priestern],

Zef 1:5 auch jene, die auf den Dächern das Himmelsheer anbeten, die sich niederwerfen vor dem Herrn, aber doch bei Milkom schwören,

Zef 1:6 die vom Herrn abfallen, ja, die den Herrn nicht suchen und nicht nach ihm fragen."

Zef 1:7 Still vor dem Gebieter und Herrn! Denn nahe ist der Tag des Herrn. Ja, ein Opfermahl hat der Herr bereitet, seine Gäste geweiht.

Zef 1:8 Am Schlachttag des Herrn wird es geschehen: "Ich rechne ab mit den Fürsten und Königssöhnen und mit allen, die sich kleiden in ausländische Tracht.

Zef 1:9 An jenem Tage rechne ich auch ab mit allen, die über die Schwelle springen, die das Haus ihres Herrn mit Gewalt und Betrug anfüllen.

Zef 1:10 An jenem Tage wird es geschehen" - Spruch des Herrn -, "da ertönt lautes Geschrei am Fischtor und Geheul aus der Neustadt, gewaltiger Zusammenbruch von den Hügeln.

Zef 1:11 Heult, ihr Bewohner der Mulde! Denn vernichtet wird alles Krämervolk, alle Geldwäger werden vertilgt.

Zef 1:12 In jener Zeit wird es geschehen: Ich durchsuche Jerusalem mit Lampen und rechne ab mit all den Leuten, die dick geworden sind auf ihrer Hefe, die bei sich denken: "Der Herr wirkt weder Gutes noch Schlimmes!"

Zef 1:13 Ihr Vermögen verfällt der Plünderung, ihre Häuser fallen der Verwüstung anheim. Und bauen sie Häuser, so werden sie darin nicht whnen, pflanzen sie Weinberge, so werden sie den Wein davon nicht trinken."

Zef 1:14 Nahe ist der Tag des Herrn, der große; er ist nahe und eilt gar sehr. Horch! Der Tag des Herrn ist bitter, da schreit selbst der Held.

Zef 1:15 Ein Tag des Zornes ist jener Tag, ein Tag der Angst und Bedrängnis, ein Tag des Unwetters und der Verwüstung, ein Tag der Düsterkeit und Finsternis, ein Tag der Wolken und des Dunkels,

Zef 1:16 ein Tag des Kriegshorns und des Kampfgeschreis gegen die befestigten Städte und hochragenden Zinnen.

Zef 1:17 "Da stürze ich die Menschen in Angst, daß sie einhergehen wie Blinde"; denn sie haben wider den Herrn gesündigt. Ihr Blut wird ausgeschüttet wie Staub, ihre Eingeweide wie Kot.

Zef 1:18 Auch ihr Silber und Gold kann sie nicht retten. Am Zornestag des Herrn und im Feuer seines Eifers wird die ganze Erde verzehrt. Denn ein Ende, ja plötzlichen Untergang bereitet er allen Bewohnern der Erde.

 

Zefanja Kapitel 2

 

Zef 2:1 Schart euch zusammen, sammelt euch, zuchtloses Volk,

Zef 2:2 solange ihr noch nicht verjagt seid wie zerstiebende Spreu, solange die Zornesglut des Herrn nicht über euch kommt, solange nicht über euch kommt der Zornestag des Herrn!

Zef 2:3 Sucht den Herrn, all ihr Demütigen im Lande, die ihr seine Gebote erfüllt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Zornestag des Herrn.

Zef 2:4 Ja, Gaza wird verlassen sein, Askalon wird zur Wüste, Asdod vertreibt man am hellen Mittag, Ekron wird ausgetilgt.

Zef 2:5 Weh euch, ihr Bewohner des Landstrichs am Meer, Volk der Kreter! Das Wort des Herrn ergeht über euch: "Ich vernichte dich [Kanaan], Land der Philister, daß kein Bewohner mehr übrigbleibt."

Zef 2:6 Du wirst zu Weideplätzen für Hirten und zu Pferchen für Schafe.

Zef 2:7 Der Landstrich am Meer wird dem Rest des Hauses Juda gehören. Dort wird man weiden, in den Häusern von Askalon am Abend lagern. Denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Schicksal wenden.

Zef 2:8 "Moabs Schmähung habe ich gehört und die Lästerreden der Ammoniter, womit sie mein Volk schmähten und sich brüsteten gegen sein Gebiet.

Zef 2:9 Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Herrn der Heerscharen, des Gottes Israels -, "Moab wird wie Sodom werden und Ammon wie Gomorra: ein Unkrautplatz, eine Salzgrube und Wüste für immer. Der Rest meines Volkes wird sie plündern, der Überrest meines Volkes wird sie beerben."

Zef 2:10 Dies widerfährt ihnen für ihren Hochmut, weil sie schmähten und sich brüsteten gegen das Volk des Herrn der Heerscharen.

Zef 2:11 Furchtbar erweist sich der Herr an ihnen. Alle Götter der Erde läßt er vergehen, und alle Inseln der Völker beten ihn an, jeweils von ihrer Stätte aus.

Zef 2:12 "Auch ihr Kuschiten werdet durchbohrt von meinem Schwert!"

Zef 2:13 Dann streckt er seine Hand gegen Norden aus und vernichtet Assur. Ninive macht er zum Ödland, dürr wie die Steppe.

Zef 2:14 Herden werden darin lagern, allerlei Tiere der Niederung. Dohlen und Käuzchen nächtigen auf seinen Giebeln; der Steinkauz schreit im Fenster, die Trappe auf der Schwelle, [denn die Zederntäfelung ist entfernt].

Zef 2:15 Das ist also die fröhliche Stadt, die so selbstsicher dahinlebte, die bei sich dachte: Ich und sonst niemand! Wie ist sie zur Wüste geworden, ein Ruheplatz für das Wild! Wer immer an ihr vorübergeht, zischt und schwenkt seine Hand.

 

Zefanja Kapitel 3

 

Zef 3:1 Wehe der widerspenstigen und befleckten, der gewalttätigen Stadt!

Zef 3:2 Sie hört nicht auf den Anruf, nimmt keine Zucht an. Auf den Herrn vertraut sie nicht, ihrem Gott naht sie sich nicht.

Zef 3:3 Die Fürsten in ihrer Mitte sind brüllende Löwen, ihre Richter Steppenwölfe, die am Morgen Knochen zermalmen.

Zef 3:4 Ihre Propheten sind eitle Schwätzer, Männer des Treubruchs. Ihre Priester entweihen das Heilige, mißbrauchen das Gesetz.

Zef 3:5 Der Herr ist gerecht in ihrer Mitte, er begeht kein Unrecht. Morgen für Morgen gibt er seinen Rechtsentscheid wie das Licht, das nicht ausbleibt. Doch der Frevler kennt keine Scham.

Zef 3:6 "Ich habe Völker vertilgt; ihre Burgen sind verwüstet. Ich machte ihre Straßen öde, daß niemand darauf wandert. Ihre Städte sind zerstört, menschenleer, ohne Bewohner.

Zef 3:7 Ich dachte: Nun wird sie gewiß mich fürchten und Zucht annehmen. Nicht wird ihr aus den Augen entschwinden, was ich alles an Prüfungen über sie brachte. - Jedoch nur um so eifriger handeln sie verderbt in allen ihren Taten.

Zef 3:8 Darum wartet nur auf den Tag" - Spruch des Herrn -, "da ich als Kläger aufstehe! Denn mir steht das Recht zu, Völker vorzuladen, Reiche zu versammeln, meinen Grimm über sie zu ergießen, all meine Zornesglut. Ja, im Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt.

Zef 3:9 Fürwahr, dann werde ich den Völkern ganz andere, reine Lippen verleihen, daß sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen.

Zef 3:10 Von jenseits der Ströme von Kusch werden meine Anbeter mir Opfer bringen [die Gemeinde meiner Zerstreuten].

Zef 3:11 An jenem Tage mußt du dich nicht mehr schämen ob all deiner Untaten, mit denen du gegen mich fehltest; dann entferne ich nämlich aus deiner Mitte deine stolzen Prahler, und du wirst in Zukunft nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berge.

Zef 3:12 Ich lasse in deiner Mitte nur noch ein demütiges, bescheidenes Volk übrig, und beim Namen des Herrn wird Zuflucht finden der Rest Israels.

Zef 3:13 Sie verüben kein Unrecht, reden keine Unwahrheit, ihr Mund birgt keine lügnerische Zunge. Ja, sie werden weiden und sich niederlassen, ohne daß jemand sie aufschreckt."

Zef 3:14 Juble, Tochter Sion, jauchze, Israel! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!

Zef 3:15 Entfernt hat der Herr deine Machthaber, beseitigt deine Feinde. Der Herr in deiner Mitte ist König von Israel! Du hast fortan kein Unheil zu fürchten.

Zef 3:16 An jenem Tage wird man zu Jerusalem sagen: "Fürchte dich nicht, Sion, laß deine Hände nicht sinken!

Zef 3:17 Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte als rettender Held. Er ist hocherfreut über dich, erneuert dir seine Liebe. In Jubel frohlockt er über dich, wie man frohlockt an einem Festtag."

Zef 3:18 "Ich nehme von dir das Unheil hinweg, so daß du seinetwegen nicht mehr Schmach tragen mußt.

Zef 3:19 Siehe, ich mache deinen Bedrückern ein Ende zu jener Zeit. Was hinkt, werde ich retten, was zerstreut ist, sammeln. Ich mache sie zum Lob und Ruhm in jedem Lande, in dem sie Schmach erleiden.

Zef 3:20 In jener Zeit hole ich euch, in jener Zeit sammle ich euch. Ja, ich mache euch zum Ruhm und Lob bei allen Völkern der Erde, wenn ich euer Schicksal wende vor euren Augen", spricht der Herr.

 

 

 

Haggaj (Aggäus)

 

Haggaj Kapitel 1

 

Hag 1:1 Im zweiten Jahr des Königs Darius, am ersten Tag des sechsten Monats, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggaj an Serubbabel, den Sohn Schealtiels, den Statthalter von Juda, und an den Hohenpriester Josua, den Sohn Jozadaks:

Hag 1:2 "So spricht der Herr der Heerscharen: Das Volk da sagt: "Jetzt ist die Zeit noch nicht gekommen, das Haus des Herrn wieder aufzubauen!""

Hag 1:3 Da erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggaj folgendermaßen:

Hag 1:4 "Ist es denn für euch selbst an der Zeit, in getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus noch in Trümmern liegt?

Hag 1:5 Nun aber spricht der Herr der Heerscharen: "Denkt doch darüber nach, wie es euch ergeht!

Hag 1:6 Ihr sät viel aus, heimst aber wenig ein; ihr eßt, werdet aber nicht satt, ihr trinkt, bekommt aber nicht genug; ihr bekleidet euch, werdet aber nicht warm; und wer um Lohn arbeitet, der verdient in einen durchlöcherten Beutel."

Hag 1:7 So spricht der Herr der Heerscharen: "Denkt doch darüber nach, wie es euch ergeht!

Hag 1:8 Steigt hinauf ins Gebirge, holt Holz und baut den Tempel, daß ich mein Wohlgefallen daran habe und Ehre erlange", spricht der Herr.

Hag 1:9 "Mit viel habt ihr gerechnet, aber es kam wenig heraus; und brachtet ihr es nach Hause, so blies ich es weg. Warum wohl?" - Spruch des Herrn der Heerscharen. "Wegen meines Hauses, das in Trümmern liegt, während jeder von euch für sein eigenes Haus läuft und rennt.

Hag 1:10 Deshalb hält über euch der Himmel seinen Tau zurück, und die Erde hält ihren Ertrag zurück.

Hag 1:11 Ich rief die Dürre über das Land und über die Berge, über Korn, Most und Öl, über alles, was der Boden erzeugt, über Mensch und Vieh und über alle Arbeit der Hände.""

Hag 1:12 Da hörten Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und der Hohepriester Josua, der Sohn Jozadaks, sowie der gesamte Rest des Volkes auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggaj, weil ja der Herr, ihr Gott, ihn gesandt hatte; das Volk fürchtete sich vor dem Herrn.

Hag 1:13 Da sagte Haggaj, der Bote des Herrn, im Sendungsauftrag des Herrn zum Volke folgendes: "Ich bin mit euch" - Spruch des Herrn.

Hag 1:14 Der Herr regte den Eifer des Serubbabel, des Sohnes Schealtiels, des Statthalters von Juda, und den Eifer des Hohenpriesters Josua, des Sohnes Jozadaks, sowie den Eifer des ganzen Restes des Volkes an. Sie kamen und nahmen die Arbeit am Hause des Herrn der Heerscharen, ihres Gottes, in Angriff

Hag 1:15 am 24. Tag des sechsten Monats.

 

Haggaj Kapitel 2

 

Hag 2:1 Im zweiten Jahr des Königs Darius, am 21. Tag des siebten Monats, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggaj folgendermaßen:

Hag 2:2 "Sprich zu Serubbabel, dem Sohn Schealtiels, dem Statthalter von Juda, und zum Hohenpriester Josua, dem Sohn Jozadaks, sowie zum Rest des Volkes:

Hag 2:3 Wer ist unter euch noch übrig, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat, und wie seht ihr es jetzt? Kommt es euch nicht vor wie nichts?

Hag 2:4 Doch nun fasse Mut, Serubbabel - Spruch des Herrn -, fasse Mut, Hoherpriester Josua, Sohn Jozadaks, fasse Mut, alles Volk des Landes, - Spruch des Herrn -, und schafft; denn ich bin mit euch - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Hag 2:5 Gemäß dem Bunde, den ich mit euch bei eurem Auszug aus Ägypten schloß, bleibt mein Geist in eurer Mitte. Fürchtet euch nicht!

Hag 2:6 Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nur noch eine kleine Weile, kurze Zeit, und ich erschüttere Himmel und Erde, Meer und Festland.

Hag 2:7 Erschüttern will ich alle Völker; dann kommen die Kostbarkeiten aller Völker herbei; und ich erfülle dieses Haus mit Herrlichkeit - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Hag 2:8 Mein ist das Silber, und mein ist das Gold - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Hag 2:9 Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere, spricht der Herr der Heerscharen, und an dieser Stätte spende ich Heil - Spruch des Herrn der Heerscharen."

Hag 2:10 Am 24. Tag des neunten Monats im zweiten Jahr des Königs Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Haggaj:

Hag 2:11 "So spricht der Herr der Heerscharen: Bitte doch die Priester um Weisung für folgenden Fall:

Hag 2:12 Trägt jemand heiliges Opferfleisch im Zipfel seines Gewandes und berührt mit seinem Gewandzipfel Brot oder Gekochtes, Wein, Öl oder sonst ein Nahrungsmittel, wird dann dieses heilig?" Die Priester gaben zur Antwort: "Nein!"

Hag 2:13 Darauf erwiderte Haggaj: "Wenn nun einer, der durch eine Leiche unrein wurde, all dies berührt, wird es dann unrein?" Die Priester antworteten: "Ja, es wird unrein!"

Hag 2:14 Da hob Haggaj an und sprach: "So sind diese Leute, und so ist dieses Volk vor mir - Spruch des Herrn -, so ist alles Werk ihrer Hände und was sie dort darbringen: Unrein ist es!

Hag 2:15 Und nun, bedenkt doch die Zeit von heute an rückwärts! Ehe man am Tempel des Herrn Stein zu Stein fügte,

Hag 2:16 wie stand es da um euch? Kam man zu einem Getreidehaufen, der zwanzig (Epha) liefern sollte, so waren es nur zehn; kam man zur Kelter, um fünfzig (Bat) aus der Kufe zu schöpfen, so waren es nur zwanzig.

Hag 2:17 Ich schlug bei euch mit Getreidebrand, Gilbe und Hagel alles Werk eurer Hände; aber ihr habt euch nicht zu mir bekehrt - Spruch des Herrn.

Hag 2:18 Bedenkt doch die Zeit von heute an rückwärts! [Vom 24. Tag des neunten Monats an] vom Tage an, da der Grund zum Tempel des Herrn gelegt wurde! Bedenkt,

Hag 2:19 ob auch ferner noch die Saat im Speicher verbleibt, und ob auch ferner noch Weinstock und Feigenbaum, Granatapfel- und Ölbaum nicht tragen! Von diesem Tage an spende ich Segen."

Hag 2:20 Da erging das Wort des Herrn nochmals an Haggaj am 24. Tag des Monats:

Hag 2:21 "Sprich zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda: Himmel und Erde werde ich erschüttern.

Hag 2:22 Ich stürze Königsthrone und vernichte die Macht der Reiche der Völker. Ich stürze Streitwagen und Fahrer; Rosse und ihre Lenker sinken darnieder, ein jeder durch das Schwert seines Bruders!

Hag 2:23 An jenem Tag - Spruch des Herrn der Heerscharen - nehme ich dich, mein Knecht Serubbabel, Sohn des Schealtiel - Spruch des Herrn -, und mache dich gleichsam zum Siegelring; denn dich habe ich erwählt - Spruch des Herrn der Heerscharen."

 

 

 

Sacharja (Zacharias)

 

Sacharja Kapitel 1

 

Sach 1:1 Im achten Monat des zweiten Jahres des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, folgendermaßen:

Sach 1:2 "Schwer hat der Herr euren Vätern gezürnt.

Sach 1:3 Rede nun zum Volke: So spricht der Herr der Heerscharen: Kehrt um zu mir - Spruch des Herrn der Heerscharen -, so kehre ich um zu euch, spricht der Herr der Heerscharen.

Sach 1:4 Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten gepredigt haben: "So spricht der Herr der Heerscharen: Kehrt um von euren bösen Wegen und euren schlimmen Werken!" Doch sie gehorchten nicht und achteten nicht auf mich - Spruch des Herrn.

Sach 1:5 Wo sind nun eure Väter? Und leben die Propheten ewig?

Sach 1:6 Doch meine Worte und Gebote, die ich meinen Knechten, den Propheten, auftrug, haben diese nicht eure Väter ereilt, so daß sie, wenn sie zurückkämen, sagen müßten: "Wie der Herr uns zu tun beschloß nach unseren Wegen und Werken, so hat er uns getan"?"

Sach 1:7 Am 24. Tag des elften Monats - das ist der Monat Schebat - im zweiten Jahre des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos.

Sach 1:8 Ich schaute in dieser Nacht ein Gesicht: Siehe, da ritt ein Mann auf einem rotbraunen Roß und hielt an zwischen den Myrten im tiefen Tal; hinter ihm standen rotbraune, fahle und weiße Rosse.

Sach 1:9 Da sprach ich: "Was bedeuten diese, mein Herr?" Der Engel, der mit mir redete, sagte zu mir: "Ich will dir zeigen, was diese bedeuten."

Sach 1:10 Und der Mann, der zwischen den Myrten stand, antwortete und sprach: "Das sind die, welche der Herr gesandt hat, die Erde zu durchstreifen."

Sach 1:11 Da meldeten sie dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten stand, und sprachen: "Wir haben die Erde durchstreift, und siehe, die ganze Erde liegt ruhig und friedlich da."

Sach 1:12 Der Engel des Herrn entgegnete und sprach: "Herr der Heerscharen, wie lange noch willst du dich Jerusalems und der Städte Judas nicht erbarmen, denen du nun schon siebzig Jahre zürnst?"

Sach 1:13 Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, freundliche, tröstende Worte.

Sach 1:14 Dann sagte zu mir der Engel, der mit mir redete: "Verkünde dies: "So spricht der Herr der Heerscharen: Ich glühe von gewaltigem Eifer für Jerusalem und Sion!

Sach 1:15 Aber großen Zorn hege ich gegen die selbstsicheren Völker, die, während ich nur ein wenig zürnte, dem Unheil nachhalfen.

Sach 1:16 Darum spricht der Herr: Ich wende mich in Erbarmen Jerusalem wieder zu. In ihm soll mein Haus aufgebaut werden - Spruch des Herrn der Heerscharen -, und die Meßschnur soll über Jerusalem wieder ausgespannt werden!"

Sach 1:17 Weiterhin verkünde dies: "So spricht der Herr der Heerscharen: Wieder werden meine Städte überfließen von Segen. Der Herr wird Sion wieder trösten und Jerusalem wieder erwählen.""

 

Sacharja Kapitel 2

 

Sach 2:1 Darauf erhob ich meine Augen und schaute ein Gesicht: Siehe, da waren vier Hörner.

Sach 2:2 Ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese?" Da sagte er zu mir: "Das sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem vertrieben haben."

Sach 2:3 Dann ließ mich der Herr vier Schmiede sehen.

Sach 2:4 Ich fragte: "Wozu sind diese gekommen?" Er erwiderte: "Jene also sind die Hörner, die Juda vertrieben haben wie einen Mann, der sein Haupt nicht mehr erhebt; und diese sind gekommen, um sie in Schrecken zu versetzen, um die Hörner der Völker niederzuwerfen, die ihr Horn gegen das Land Juda erhoben, es zu vertreiben."

Sach 2:5 Darauf erhob ich meine Augen und schaute ein Gesicht: Siehe, da war ein Mann, der eine Meßschnur in seiner Hand hielt.

Sach 2:6 Ich fragte: "Wohin gehst du?" Er antwortete mir: "Jerusalem will ich ausmessen und sehen, wie breit und wie lang es ist."

Sach 2:7 Und siehe, der Engel, der mit mir redete, trat hervor, und ein anderer Engel kam ihm entgegen.

Sach 2:8 Da sprach er zu ihm: "Lauf, sage zu dem jungen Mann dort: "Offen soll Jerusalem daliegen wegen der Menge von Menschen und Vieh in ihm.

Sach 2:9 Ich selbst - Spruch des Herrn - will ihm ringsum eine Feuermauer bilden und in seiner Mitte zum herrlichen Lichtglanz werden!""

Sach 2:10 "Auf, auf! Flieht aus dem Nordland!" - Spruch des Herrn. "Denn nach den vier Himmelsrichtungen hatte ich euch zerstreut" - Spruch des Herrn.

Sach 2:11 "Auf! Nach Sion rettet euch, die ihr bei der Tochter Babel wohnt!"

Sach 2:12 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, dessen Herrlichkeit mich gesandt hat, über die Völker, die euch ausgeraubt haben: "Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.

Sach 2:13 Fürwahr, ich schwinge meine Hand wider sie, und sie fallen ihren Knechten als Beute zu." So werdet ihr erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich gesandt hat.

Sach 2:14 "Juble und freue dich, Tochter Sion! Denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte" - Spruch des Herrn.

Sach 2:15 Viele Völker werden an jenem Tage dem Herrn anhangen und ihm als Volk gehören. Sie werden in deiner Mitte wohnen und du wirst erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich zu dir gesandt hat.

Sach 2:16 Dann nimmt der Herr Juda in Erbbesitz als seinen Anteil im Heiligen Land und erwählt Jerusalem weiterhin.

Sach 2:17 Still, alle Welt, vor dem Herrn! Denn schon bricht er auf aus seiner heiligen Wohnstatt.

 

Sacharja Kapitel 3

 

Sach 3:1 Darauf ließ er mich den Hohenpriester Josua schauen. Dieser stand vor dem Engel des Herrn, während der Satan zu seiner Rechten stand, um ihn anzuklagen.

Sach 3:2 Da sprach der Engel des Herrn zum Satan: "Der Herr möge dich schelten, Satan; der Herr, der Jerusalem auserwählt hat, möge dich schelten! Ist dieser nicht ein dem Feuer entrissenes Brandscheit?"

Sach 3:3 Josua aber war mit schmutzigen Kleidern angetan, als er vor dem Engel stand.

Sach 3:4 Nun hob dieser an und befahl seinen Dienern: "Nehmt ihm die schmutzigen Kleider ab!" Zu ihm sprach er: "Siehe, ich entferne deine Schuld von dir und bekleide dich mit Festgewändern!"

Sach 3:5 Dann sprach er: "Setzt ihm einen reinen Kopfbund aufs Haupt!" Da setzten sie ihm einen reinen Kopfbund aufs Haupt und bekleideten ihn mit Gewändern, während der Engel des Herrn dabeistand.

Sach 3:6 Nun beteuerte der Engel des Herrn dem Josua feierlich:

Sach 3:7 "So spricht der Herr der Heerscharen: "Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meinen Dienst genau ausführst, dann sollst du auch die Verwaltung meines Hauses und die Aufsicht über meine Vorhöfe innehaben, und ich gewähre dir Zutritt bei denen, die hier stehen.

Sach 3:8 Höre, Hoherpriester Josua, du und deine Gefährten, die vor dir sitzen! Männer der Vorbedeutung sind sie; denn siehe, ich lasse meinen Knecht kommen, den "Sproß".

Sach 3:9 Siehe, auf den Stein, den ich vor Josua hingelegt habe - auf dem einen Stein sind sieben Augen -, auf diesen will ich selbst die Inschrift eingraben" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "und ich tilge die Schuld dieses Landes an einem einzigen Tag.

Sach 3:10 An jenem Tage" - Spruch des Herrn der Heerscharen - "werdet ihr einander einladen unter Weinstock und Feigenbaum.""

 

Sacharja Kapitel 4

 

Sach 4:1 Der Engel, der zu mir redete, weckte mich abermals wie einen, der aus dem Schlaf geweckt wird.

Sach 4:2 Er sprach zu mir: "Was siehst du?" Ich erwiderte: "Ich sehe einen Leuchter, ganz von Gold, und oben auf ihm ist eine Schale nebst sieben Lampen darüber mit je sieben Schnauzen an den Lampen, die oben darauf sind.

Sach 4:3 Zwei Ölbäume stehen daneben, einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken."

Sach 4:4 Da hob ich an und fragte den Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese Dinge, mein Herr?"

Sach 4:5 Der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: "Weißt du nicht, was diese Dinge bedeuten?" Ich sagte: "Nein, mein Herr."

Sach 4:6 Da erwiderte er und sprach: "Folgendes ist das Wort des Herrn an Serubbabel: "Nicht durch Macht und nicht durch Gewalt, sondern durch meinen Geist", spricht der Herr der Heerscharen.

Sach 4:7 "Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel sollst du zur Ebene werden! Er wird den Giebelstein ans Licht bringen unter dem Jubel: Wie schön, wie schön ist er!""

Sach 4:8 Und es erging an mich das Wort des Herrn:

Sach 4:9 "Die Hände Serubbabels haben den Grund dieses Hauses gelegt, seine Hände werden es auch vollenden." Dann werdet ihr erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat.

Sach 4:10 Denn wer etwa den Tag der bescheidenen Anfänge verachtete, der wird noch mit Freude den Schlußstein sehen in der Hand Serubbabels. - "Diese sieben sind die Augen des Herrn, die auf der ganzen Erde umherschweifen."

Sach 4:11 Da fragte ich ihn: "Was bedeuten diese zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters?"

Sach 4:12 Und ich hob zum zweitenmal an und fragte ihn: "Was bedeuten die zwei Büschel der Ölbäume, die durch zwei Röhren das Öl aus sich entleeren?"

Sach 4:13 Er antwortete mir: "Weißt du nicht, was diese bedeuten?" Ich entgegnete: "Nein, mein Herr."

Sach 4:14 Da sprach er: "Das sind die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen."

 

Sacharja Kapitel 5

 

Sach 5:1 Wieder erhob ich meine Augen und schaute: Da sah ich eine fliegende Schriftrolle.

Sach 5:2 Und er fragte mich: "Was siehst du?" Ich erwiderte: "Ich sehe eine fliegende Schriftrolle, zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit."

Sach 5:3 Da sprach er zu mir: "Das ist der Fluch, der hinauszieht über das ganze Land. Denn jeder Dieb wird von nun an jenem Fluch gemäß weggeräumt, und jeder Meineidige wird von nun an demgemäß weggeräumt."

Sach 5:4 "Ich lasse ihn hinausziehen" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "damit er eindringe in das Haus des Diebes und in das Haus dessen, der bei meinem Namen falsch schwört; er soll in seinem Hause bleiben und es vernichten, sein Holz samt seinen Steinen!"

Sach 5:5 Der Engel, der zu mir redete, trat hervor und sprach zu mir: "Erhebe deine Augen und sieh, was da zum Vorschein kommt!"

Sach 5:6 Ich fragte: "Was ist das?" Er erwiderte: "Das ist das Epha-Maß, welches zum Vorschein kommt." Dann sprach er: "Das ist ihr Sündenmaß im ganzen Land."

Sach 5:7 Und siehe, der Bleideckel hob sich, und ich sah eine Frau im Epha-Maß sitzen.

Sach 5:8 Er sprach: "Das ist die Schlechtigkeit", und er stieß sie ins Epha-Maß zurück und warf die Bleiplatte auf seine Öffnung.

Sach 5:9 Als ich meine Augen erhob und schaute, sah ich zwei Frauen herankommen, und Wind erfaßte ihre Flügel. Sie hatten nämlich Flügel wie Storchenflügel. Sie trugen das Epha-Maß zwischen Himmel und Erde dahin.

Sach 5:10 Da fragte ich den Engel, der mit mir redete: "Wohin bringen diese das Epha?"

Sach 5:11 Er entgegnete mir: "Man will ihm einen Tempel bauen im Lande Sinear, und wenn er hergerichtet ist, setzt man es dort nieder auf seinem Gestell."

 

Sacharja Kapitel 6

 

Sach 6:1 Abermals erhob ich meine Augen und schaute. Da sah ich vier Wagen zwischen den zwei Bergen hervorkommen; die beiden Berge aber waren aus Erz.

Sach 6:2 Am ersten Wagen waren rotbraune Rosse, am zweiten Wagen schwarze Rosse.

Sach 6:3 Am dritten Wagen waren weiße Rosse und am vierten Wagen scheckige Rosse.

Sach 6:4 Ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese, mein Herr?"

Sach 6:5 Der Engel antwortete und sprach zu mir: "Diese Wagen fahren aus nach den vier Himmelsrichtungen, nachdem sie sich zunächst vor dem Herrn der ganzen Erde aufgestellt haben.

Sach 6:6 Die vorgespannten schwarzen Rosse ziehen aus in das Nordland, die weißen ziehen wieder rückwärts (nach Osten), die scheckigen ziehen in das Südland."

Sach 6:7 So waren die starken Hengste hervorgekommen und trachteten loszufahren, um auf der Erde umherzustreifen. Da rief er: "Los! Durchstreift die Erde!" Und sie streiften auf der Erde umher.

Sach 6:8 Nun schrie er mir zu und sprach zu mir: "Siehe, die ins Nordland ziehen, werden meinen Zorn befriedigen am Lande des Nordens!"

Sach 6:9 Das Wort des Herrn erging an mich:

Sach 6:10 "Nimm die Gaben der Verbannten von Cheldaj, Tobija und Jedaja sowie von Joschija, dem Sohne Zephanjas, die aus Babel angekommen sind!

Sach 6:11 Nimm Silber und Gold, mache daraus eine Krone und setze sie dem Hohenpriester Josua, dem Sohne Jozadaks, aufs Haupt!

Sach 6:12 Sprich zu ihm: "So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe da, ein Mann, "Sproß" ist sein Name; unter seinen Füßen wird es sprossen, und er wird den Tempel des Herrn bauen!

Sach 6:13 Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen. Hohe Würde wird er innehaben und als Herrseher auf seinem Throne sitzen. Ein Priester wird zu seiner Rechten sein, und friedliche Beratung wird zwischen den beiden bestehen.

Sach 6:14 Die Krone aber soll für Cheldaj, Tobija, Jedaja und den Sohn des Zephanja als schönes Andenken im Tempel des Herrn bleiben.

Sach 6:15 Die in der Ferne wohnen, werden kommen und am Tempel des Herrn bauen."" So sollt ihr erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich gesandt hat. Es wird geschehen, wenn ihr auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört.

 

Sacharja Kapitel 7

 

Sach 7:1 Im vierten Jahr des Königs Darius erging das Wort des Herrn an Sacharja, am vierten Tag des neunten Monats, des Kislew.

Sach 7:2 Damals schickten Betel-Sarezer und Regem-Melech samt seinen Leuten eine Abordnung, um den Herrn zu versöhnen.

Sach 7:3 Sie sollten an die Priester am Tempel des Herrn der Heerscharen und an die Propheten die Frage richten: "Soll ich im fünften Monat Trauer und Fasten halten, wie ich es nun schon seit vielen Jahren geübt habe?"

Sach 7:4 Da erging an mich das Wort des Herrn der Heerscharen:

Sach 7:5 "Sprich zum gesamten Volk des Landes und zu den Priestern: "Wenn ihr im fünften und siebten Monat nun schon siebzig Jahre lang Fasten und Klage haltet, habt ihr da etwa für mich gefastet?

Sach 7:6 Auch wenn ihr eßt und trinkt, eßt ihr dann nicht für euch selbst und trinkt für euch selbst?

Sach 7:7 Kennt ihr nicht die Worte, die der Herr durch die früheren Propheten verkünden ließ, als Jerusalem mit seinen umliegenden Ortschaften noch bewohnt und unbehelligt war, und als das Südland und die Niederung noch bewohnt wurden?""

Sach 7:8 Nun erging das Wort des Herrn an Sacharja folgendermaßen:

Sach 7:9 "So hat der Herr der Heerscharen gesprochen: "Haltet wahrheitsgetreues Gericht und übt gegenseitig Güte und Erbarmen!

Sach 7:10 Witwen und Waisen, Fremdlinge und Arme bedrückt nicht! Plant nicht Böses wider einander in eurem Herzen! "

Sach 7:11 Jene aber weigerten sich, achtzuhaben; sie zeigten einen widerspenstigen Nacken und verstopften ihre Ohren, daß sie nicht hörten.

Sach 7:12 Sie machten ihr Herz hart wie Diamant, so daß sie auf die Weisung und die Worte nicht hörten, die der Herr der Heerscharen durch seinen Geist über die früheren Propheten erlassen hatte. So kam denn ein großes Zorngericht vom Herrn der Heerscharen.

Sach 7:13 Und so geschah es: Wie er rief, und sie nicht hörten, "so sollen sie nun rufen, und ich höre nicht", sprach der Herr der Heerscharen.

Sach 7:14 "Ich wehe sie weg unter alle Völker, die sie nicht kennen, und das Land bleibt verwüstet hinter ihnen, daß niemand mehr hin- und herzieht!" So machten sie das liebliche Land zur Wüste."

 

Sacharja Kapitel 8

 

Sach 8:1 Es erging das Wort des Herrn der Heerscharen:

Sach 8:2 So spricht der Herr der Heerscharen: "Ich glühe von gewaltigem Eifer für Sion, ich glühe seinetwegen von gewaltigem Grimm!"

Sach 8:3 So spricht der Herr der Heerscharen: "Ich kehre zurück nach Sion und wohne wieder inmitten Jerusalems. Jerusalem soll heißen "Stadt der Treue" und der Berg des Herrn der Heerscharen "Heiliger Berg"!"

Sach 8:4 So spricht der Herr der Heerscharen: "Wieder sitzen Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems, alle mit dem Stab in der Hand wegen des hohen Alters.

Sach 8:5 Die Plätze der Stadt sind wieder voll von Knaben und Mädchen, die auf ihren Plätzen spielen."

Sach 8:6 So spricht der Herr der Heerscharen: "Wenn das dem Rest dieses Volkes zu wunderbar erscheint in jenen Tagen, muß es dann auch in meinen Augen zu wunderbar sein?" - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Sach 8:7 So spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs!

Sach 8:8 Ich bringe sie heim, daß sie wieder in Jerusalem wohnen. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit!"

Sach 8:9 So spricht der Herr der Heerscharen: "Tapfer ans Werk, die ihr in diesen Tagen solche Worte aus dem Munde des Propheten hört, und zwar am Tage, da der Grundstein gelegt wird zum Hause des Herrn der Heerscharen, für den Wiederaufbau des Tempels!

Sach 8:10 Denn vor diesen Tagen bekam weder Mensch noch Vieh den verdienten Arbeitslohn. Wer ausging und wer heimkehrte, hatte keine Sicherheit vor dem Feind; ich hetzte alle Menschen gegeneinander.

Sach 8:11 Jetzt aber bin ich nicht mehr wie in früheren Tagen gegen den Rest dieses Volkes" - Spruch des Herrn der Heerscharen.

Sach 8:12 "Vielmehr säe ich Wohlstand aus: Der Weinstock gibt seine Frucht, die Erde liefert ihren Ertrag, der Himmel spendet seinen Tau, und ich gebe all das dem Rest dieses Volkes zum Erbe.

Sach 8:13 Und es geschieht: Wie ihr unter den Völkern ein Gegenstand des Fluches gewesen seid, Haus Juda und Haus Israel, so rette ich euch, daß ihr zum Segenswort werdet. Fürchtet euch nicht, seid tapferen Mutes!"

Sach 8:14 Denn so spricht der Herr der Heerscharen: "Wie ich mir vorgenommen hatte, euch Unheil anzutun, weil eure Väter mich erzürnten", spricht der Herr der Heerscharen, "ohne es mich gereuen zu lassen,

Sach 8:15 so nehme ich mir umgekehrt in diesen Tagen vor, Jerusalem und dem Hause Juda Gutes zu erweisen. Fürchtet euch nicht!

Sach 8:16 Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit untereinander! Wahrheitsgetreues und rechtes Urteil fällt in euren Toren!

Sach 8:17 Sinnt nicht Arges gegeneinander in eurem Herzen! Liebt nicht Meineid! Denn gerade alle diese Dinge sind es, die ich hasse" - Spruch des Herrn.

Sach 8:18 Das Wort des Herrn der Heerscharen erging an mich:

Sach 8:19 So spricht der Herr der Heerscharen: "Das Fasten im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat soll sich für das Haus Juda in Jubel, Freude und frohe Festzeit verwandeln. Aber liebt Wahrheit und Frieden!"

Sach 8:20 So spricht der Herr der Heerscharen: "In Zukunft kommen Völker und die Bewohner vieler Städte.

Sach 8:21 Die Bewohner der einen Stadt gehen zur anderen und sprechen: "Auf, ziehen wir hin, um den Herrn zu versöhnen und den Herrn der Heerscharen zu suchen! Ja, auch ich will mitziehen!"

Sach 8:22 So kommen viele Völker und mächtige Nationen, um in Jerusalem den Herrn der Heerscharen zu suchen und den Herrn zu versöhnen."

Sach 8:23 So spricht der Herr der Heerscharen: "In jenen Tagen wird es geschehen: Zehn Männer aus Völkern aller Sprachen fassen erregt einen Juden am Mantelflügel mit den Worten: "Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch!""

 

Sacharja Kapitel 9

 

Sach 9:1 Drohspruch. Das Wort des Herrn kommt über das Land Chadrach, und Damaskus wird sein Ruheort. Denn dem Herrn gehört das Auge Arams gleich allen Stämmen Israels,

Sach 9:2 auch Hamat, das daran grenzt, sowie Tyrus und Sidon; sie sind ja so weise!

Sach 9:3 Wohl baute sich Tyrus einen Wall und häufte Silber auf wie Staub und Gold wie Gassenkot.

Sach 9:4 Siehe, der Herr macht es arm, stößt ins Meer seinen Reichtum, es selber wird vom Feuer verzehrt.

Sach 9:5 Askalon wird es sehen und erschrecken, auch Gaza, und heftig erzittern, und Ekron, weil seine Aussicht zuschanden ward. Aus Gaza verschwindet der König, und Askalon wird nicht mehr bewohnt.

Sach 9:6 Asdod bewohnt ein Mischvolk. - "Den Stolz des Philisters rotte ich aus.

Sach 9:7 Ich entferne den Genuß von Blut aus seinem Mund, das Greuelfleisch aus seinen Zähnen. Auch er wird als Rest unserem Gott gehören. Wie eine Sippe in Juda wird er gelten und Ekron wie der Jebusiter.

Sach 9:8 Als Wache für mein Haus will ich Lager beziehen wider jeden, der hin- oder herzieht. Kein Zwingherr soll mehr über sie kommen; denn jetzt sehe ich hin mit eigenen Augen."

Sach 9:9 Tochter Sion, juble laut! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; gerecht und heilbringend ist er, demütig und reitend auf einem Esel, auf dem Füllen einer Eselin.

Sach 9:10 Er beseitigt die Streitwagen aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem. Die Kriegsbogen werden vernichtet. Er gebietet den Völkern Frieden. Seine Herrschaft erstreckt sich von Meer zu Meer, vom Euphratstrom bis an die Grenze der Erde.

Sach 9:11 "Auch du selbst! Um deines Bundesblutes willen entlasse ich deine Gefangenen aus der wasserlosen Zisterne.

Sach 9:12 Sion, es kehren zu dir zurück die Gefangenen, die immer noch hoffen. Auch künde ich heute an: "Ich will dir doppelt vergelten!"

Sach 9:13 Ja, ich spanne mir Juda als Bogen, fülle ihn an mit Ephraim! Ich schwinge deine Söhne, Sion, gegen die Söhne Griechenlands und gebrauche dich wie das Schwert eines Helden."

Sach 9:14 Der Herr erscheint über ihnen; sein Pfeil schnellt los wie der Blitz. Der Herr und Gebieter stößt ins Horn, fährt einher in den Stürmen des Südens.

Sach 9:15 Der Herr der Heerscharen wird sie beschirmen. Seine Schleudersteine fressen Fleisch und trinken Blut wie Wein. Sie sind davon voll wie die Opferschale, wie die Ecken des Altars.

Sach 9:16 So verleiht der Herr, ihr Gott, ihnen Sieg an jenem Tag. Wie Schafe weidet er sein Volk; sie sind wie funkelnde Diademsteine über sein Land verteilt.

Sach 9:17 Denn was ist sein Bestes, und was ist sein Schönstes? Als Korn läßt er Jünglinge und als Wein Jungfrauen sprießen.

 

Sacharja Kapitel 10

 

Sach 10:1 Bittet den Herrn um Regen zur Zeit des Spätregens! Der Herr macht die Gewitterwolken und gibt ihnen Regenwasser, dem Menschen Pflanzenwuchs auf dem Feld.

Sach 10:2 Doch Götzenbilder reden nur Schlechtes, und Wahrsager schauen nur Lüge; leere Träume erzählen sie, nichtigen Trost spenden sie. Darum ziehen die Leute dahin gleich einer Herde, irren umher, weil kein Hirte da ist.

Sach 10:3 "Gegen die Hirten entbrennt mein Zorn, und gegen die Leitböcke schreite ich ein!" Denn der Herr der Heerscharen schaut nach seiner Herde, dem Hause Juda, und macht sie gleichsam zu seinem prächtigen Streitroß.

Sach 10:4 Aus ihr geht der Eckstein hervor, aus ihr der Zeltpflock, aus ihr der Kriegsbogen, aus ihr jeglicher Anführer.

Sach 10:5 Insgesamt werden sie sein wie Helden, die im Kriege (die Feinde) zertreten wie Gassenkot. Sie führen den Kampf, denn der Herr ist mit ihnen; zuschanden werden die Reiter zu Roß.

Sach 10:6 "Dem Hause Juda gebe ich Heldenkraft, dem Hause Joseph bringe ich Hilfe. Ich führe sie zurück, weil mich ihrer erbarmt; sie werden sein, als hätte ich sie niemals verstoßen. Denn ich bin der Herr, ihr Gott, und will sie erhören.

Sach 10:7 Einem Kriegshelden wird Ephraim gleichen. Fröhlich sein wird ihr Herz wie vom Wein; ihre Söhne werden es schauen mit Freude; ihr Herz wird jubeln im Herrn.

Sach 10:8 Ich will sie locken und sammeln, da ich sie losgekauft habe; sie sollen so zahlreich werden wie ehedem.

Sach 10:9 Ich hatte sie unter die Völker zerstreut; doch in der Ferne gedenken sie meiner, ziehen ihre Kinder groß und kehren zurück.

Sach 10:10 Ich führe sie heim aus dem Land Ägypten und werde sie sammeln aus Assur. Nach dem Land Gilead und zum Libanon bringe ich sie; aber es reicht für sie nicht aus.

Sach 10:11 Sie werden durch das Meer Ägyptens ziehen und die Wogen im Meere schlagen; alle Tiefen des Nils werden zuschanden. Gestürzt wird Assurs stolze Pracht, und das Zepter weicht von Ägypten.

Sach 10:12 Ich mache sie stark im Herrn, und seines Namens rühmen sie sich" - Spruch des Herrn.

 

Sacharja Kapitel 11

 

Sach 11:1 Öffne, Libanon, deine Pforten, daß Feuer deine Zedern verzehre!

Sach 11:2 Heule, Zypresse, weil die Zeder gefallen, weil die herrlichen Bäume verheert sind! Heult, ihr Eichen von Basan, weil gefällt ist der unzugängliche Wald!

Sach 11:3 Hört das Heulen der Hirten, weil ihre Zier verwüstet ist! Hört das Brüllen der Löwen, weil des Jordans Pracht verwüstet ist!

Sach 11:4 So sprach der Herr, mein Gott: "Weide die Schlachtschafe!

Sach 11:5 Ihre Käufer schlachten sie ab, ohne bestraft zu werden; ihre Verkäufer sagen: "Gott sei Dank! Ich wurde ja reich!"; ihre Hirten schonen sie nicht.

Sach 11:6 Ja, ich will fortan die Bewohner des Landes nicht schonen" - Spruch des Herrn. "Siehe, ich lasse jeglichen Menschen in die Hand seines Hirten und in die Hand seines Königs geraten. Diese werden das Land zerschlagen; ich aber rette nicht aus ihrer Hand."

Sach 11:7 So weidete ich die Schlachtschafe für die Schafhändler. Ich nahm mir zwei Stäbe; den einen nannte ich "Huld", den anderen nannte ich "Eintracht". So weidete ich die Schafe.

Sach 11:8 Und ich beseitigte die drei Hirten in einem Monat. Dann verlor ich die Geduld mit ihnen, und auch sie wurden meiner überdrüssig.

Sach 11:9 Da sprach ich: "Ich mag euch nicht mehr weiden. Was sterben will, das sterbe, was verkommen will, das verkomme, und von denen, die übrigbleiben, fresse eines das Fleisch des anderen!"

Sach 11:10 Dann nahm ich meinen Stab "Huld" und zerbrach ihn, um meinen Bund zu lösen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte.

Sach 11:11 Er wurde an jenem Tag gelöst, und die Schafhändler, die mich beobachteten, erkannten, daß es das Wort des Herrn war.

Sach 11:12 Ich sprach zu ihnen: "Wenn es euch gefällt, so gebt mir meinen Lohn, wenn nicht, so laßt es bleiben!" Da wogen sie mir meinen Lohn vor, dreißig Silberlinge.

Sach 11:13 Der Herr aber sprach zu mir: "Wirf ihn dem Silbergießer hin, diesen herrlichen Preis, den ich ihnen wert bin!" Da nahm ich die dreißig Silberlinge und warf sie im Haus des Herrn dem Silbergießer hin.

Sach 11:14 Darauf zerbrach ich meinen zweiten Stab "Eintracht", um die Verbrüderung zwischen Juda und Israel zu lösen.

Sach 11:15 Da sprach der Herr zu mir: "Hole dir noch die Ausrüstung eines schlechten Hirten!

Sach 11:16 Denn siehe, ich lasse im Lande einen solchen Hirten erstehen: Das Verkommene umsorgt er nicht, das Verirrte sucht er nicht, das Gebrochene heilt er nicht, das Gesunde verpflegt er nicht. Aber das Fleisch der fetten Tiere verzehrt er und zerreißt ihre Klauen."

Sach 11:17 Wehe dem nichtsnutzigen Hirten, der die Schafe im Stich läßt! Das Schwert über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll gänzlich verdorren, sein rechtes Auge völlig erlöschen!

 

Sacharja Kapitel 12

 

Sach 12:1 Drohspruch. Wort des Herrn über Israel. Spruch des Herrn, der den Himmel ausspannt, den Erdgrund befestigt und den Geist des Menschen in dessen Innern bildet:

Sach 12:2 "Siehe, ich mache Jerusalem zum Taumelbecher für alle Völker im Umkreis. [Aber auch über Juda wird er kommen bei der Belagerung wider Jerusalem.]

Sach 12:3 An jenem Tage wird es geschehen: Ich mache Jerusalem zu einem schweren Hebestein für alle Völker; wer immer ihn heben will, reißt sich wund. Alle Völker der Erde versammeln sich gegen die Stadt.

Sach 12:4 An jenem Tage" - Spruch des Herrn - "schlage ich alle Rosse mit Entsetzen und ihre Reiter mit Wahnsinn. Doch über das Haus Juda halte ich meine Augen offen, während ich alle Rosse der Völker mit Blindheit schlage.

Sach 12:5 Dann denken die Sippen Judas still bei sich: "Eine starke Hilfe haben die Einwohner Jerusalems am Herrn der Heerscharen, ihrem Gott!"

Sach 12:6 An jenem Tage mache ich die Sippen Judas gleichsam zu einem Feuerbecken im Holzstoß und zu einer Brandfackel im Garbenhaufen, so daß sie zur Rechten und zur Linken alle Völker ringsum verzehren. Aber Jerusalem bleibt weiterhin an seiner Stätte wohnen."

Sach 12:7 Zuerst wird der Herr den Zelten Judas zum Sieg verhelfen, damit der Ruhm des Hauses David und der Ruhm der Bürger Jerusalems nicht zu groß wird gegenüber Juda.

Sach 12:8 An jenem Tage wird der Herr die Einwohner Jerusalems beschirmen; dann wird der Wankende unter ihnen wie David sein und Davids Haus wie Gott, wie der Engel des Herrn an ihrer Spitze.

Sach 12:9 "An jenem Tage will ich trachten, alle Völker, die gegen Jerusalem anrücken, zu vernichten.

Sach 12:10 Doch über Davids Haus und die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist der Erbarmung und des Flehens ausgießen. Sie werden auf den hinblicken, den man durchbohrte, und Totenklage um ihn halten, wie man klagt um den Einzigen, und bitter um ihn trauern, wie man trauert um den Erstgeborenen.

Sach 12:11 An jenem Tage wird in Jerusalem große Klage herrschen gleich der Klage über Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo.

Sach 12:12 Klagen wird das Land, Sippe für Sippe gesondert: die Sippe des Hauses David gesondert und ihre Frauen gesondert, die Sippe des Hauses Natan gesondert und ihre Frauen gesondert,

Sach 12:13 die Sippe des Hauses Levi gesondert und ihre Frauen gesondert, die Sippe des Schimi gesondert und ihre Frauen gesondert,

Sach 12:14 alle übrigen Sippen, Sippe für Sippe gesondert und ihre Frauen gesondert."

 

Sacharja Kapitel 13

 

Sach 13:1 "An jenem Tage wird es eine Quelle geben, erschlossen für das Haus David und die Bürger Jerusalems zur Beseitigung von Sünde und Befleckung."

Sach 13:2 "Geschehen wird es an jenem Tage" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "da tilge ich die Namen der Götzen aus dem Lande aus, daß ihrer nicht mehr gedacht wird; auch die Propheten und den Geist der Unreinheit lasse ich aus dem Lande verschwinden.

Sach 13:3 Wenn dann künftig einer als Prophet auftritt, dann werden Vater und Mutter, seine eigenen Eltern, zu ihm sagen: "Du darfst nicht am Leben bleiben, weil du Lügen geredet hast im Namen des Herrn!" Vater und Mutter, seine eigenen Eltern, werden ihn durchbohren, wenn er als Prophet auftritt.

Sach 13:4 An jenem Tage wird jeder Prophet sich seiner Schauung schämen in seinem Prophetenberuf. Keiner trägt mehr einen härenen Mantel, weil er sich verleugnen will.

Sach 13:5 Er sagt: "Ich bin kein Prophet! Landwirt bin ich; denn Ackerbau ist mein Geschäft von Jugend an."

Sach 13:6 Fragt man ihn aber: "Was sind das für Wundmale an deinem Leib?", so antwortet er: "Die schlug man mir im Hause meiner Freunde.""

Sach 13:7 "Schwert, erhebe dich wider meinen Hirten, wider den Mann meiner vertrauten Gemeinschaft!" - Spruch des Herrn der Heerscharen. "Schlage den Hirten, daß die Schafe sich zerstreuen! Ich will meine Hand gegen die Kleinen wenden!

Sach 13:8 Dann wird es im ganzen Land geschehen" - Spruch des Herrn -: "Zwei Drittel darin werden ausgerottet, kommen um; nur ein Drittel bleibt darin übrig.

Sach 13:9 Dieses Drittel bringe ich ins Feuer und schmelze es, wie man Silber schmilzt, prüfe es, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will es erhören. Ich werde sagen: "Dies ist mein Volk", und dieses wird sagen: "Der Herr ist mein Gott"."

 

Sacharja Kapitel 14

 

Sach 14:1 Siehe, ein Tag kommt für den Herrn, da wird die Beute an dir in deiner Mitte verteilt.

Sach 14:2 Ich versammle alle Völker zum Kampf wider Jerusalem. Die Stadt wird eingenommen, die Häuser werden geplündert, die Frauen geschändet. Die Hälfte der Stadt muß fort in die Verbannung; doch der Rest der Bevölkerung wird aus der Stadt nicht weggetilgt.

Sach 14:3 Dann wird der Herr ausziehen und gegen diese Völker kämpfen, wie er kämpfte am Tage der Schlacht.

Sach 14:4 Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der östlich gegenüber Jerusalem liegt. Der Ölberg spaltet sich von der Mitte aus nach Osten und Westen, so daß ein sehr großes Tal entsteht. Die eine Hälfte des Berges weicht nach Norden, die andere nach Süden aus.

Sach 14:5 Dabei wird das Hinnomtal versperrt; denn das Hinnomtal reicht bis an seine Flanke heran. Es wird versperrt, wie es versperrt wurde durch das Erdbeben zur Zeit des Königs Ussia von Juda. Dann wird der Herr, dein Gott, einziehen und alle Heiligen mit ihm.

Sach 14:6 An jenem Tage wird es nicht mehr Kälte und Frost geben.

Sach 14:7 Da wird ein einziger Tag sein - dem Herrn ist er bekannt -, nicht mehr Tag und Nacht, und um die Abendzeit wird es wieder hell.

Sach 14:8 An jenem Tage wird es geschehen, da geht frisches Quellwasser von Jerusalem aus; die eine Hälfte fließt zum Ostmeer, die andere zum Westmeer; sowohl im Sommer als auch im Winter ist es vorhanden.

Sach 14:9 Dann wird der Herr über die ganze Erde König sein. An jenem Tage wird der Herr der einzige sein und sein Name der einzige.

Sach 14:10 Das ganze Land von Geba bis Rimmon im Südland wird sich in eine Ebene verwandeln gleich der Jordansenke. Doch Jerusalem ragt empor und bleibt an seiner Stätte vom Benjaminstor bis zur Stelle des früheren Tores, bis zum Ecktor, und vom Turm Chananel bis zu den Königskeltern.

Sach 14:11 Man wird darin wohnen, und einen Bann wird es nicht mehr geben, so daß Jerusalem in Sicherheit geborgen ist.

Sach 14:12 Das wird das Strafgericht sein, das der Herr an allen Völkern vollzieht, die gegen Jerusalem zu Felde zogen: Es vermodert ihr Fleisch, während sie noch auf ihren Füßen stehen; ihre Augen verfaulen in ihren Höhlen, und ihre Zungen verwesen in ihrem Mund.

Sach 14:13 An jenem Tage wird es geschehen: Eine große, vom Herrn gesandte Verwirrung entsteht unter ihnen, so daß einer die Hand des anderen ergreift und einer gegen den anderen die Hand erhebt.

Sach 14:14 Auch Juda wird in Jerusalem kämpfen. Der Besitz aller Völker ringsum wird eingebracht, Gold, Silber und Kleider in großer Menge.

Sach 14:15 Dasselbe Strafgericht wie dieses trifft die Rosse, Maultiere, Kamele, Esel und alles Vieh, das sich in ihren Lagern befindet.

Sach 14:16 Dann wird es geschehen: Der gesamte Rest von all den Völkern, die gegen Jerusalem zogen, wird Jahr für Jahr hinaufpilgern, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.

Sach 14:17 Wer aber von den Völkerstämmen der Erde nicht hinaufzieht nach Jerusalem, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten, über diese wird kein Regen kommen.

Sach 14:18 Wenn aber der Volksstamm Ägyptens nicht hinaufzieht und nicht erscheint, so wird über ihn das Strafgericht kommen, das der Herr an den Völkern vollzieht [, die nicht hinaufpilgern, um das Laubhüttenfest zu feiern].

Sach 14:19 Das also wird die Strafe für Ägypten und die Strafe für alle Völker sein, die nicht hinaufpilgern, um das Laubhüttenfest zu feiern.

Sach 14:20 An jenem Tag wird auf den Schellen der Pferde stehen: "Heilig dem Herrn" und die Kochtöpfe im Hause des Herrn werden wie die Opferschalen vor dem Altar sein.

Sach 14:21 Jeder Topf in Jerusalem und in Juda wird für den Herrn der Heerscharen heilig sein. Alle Opfernden kommen und nehmen davon, um damit zu kochen. Und es wird im Hause des Herrn der Heerscharen keine Kaufleute mehr geben an jenem Tag.

 

 

Maleachi (Malachias)

  

Maleachi Kapitel 1

 

Mal 1:1 Drohwort. Wort des Herrn an Israel durch Maleachi.

Mal 1:2 "Ich habe euch lieb", spricht der Herr. "Doch ihr fragt: "Wodurch zeigst du uns deine Liebe?" - War nicht Esau der Bruder Jakobs" - Spruch des Herrn "und doch liebte ich Jakob?;

Mal 1:3 Esau aber haßte ich. Ich machte seine Berge zur Wüste, sein Erbland zu Triften der Steppe.

Mal 1:4 Wenn Edom sagt: "Zwar sind wir zerschlagen, aber wir bauen die Trümmer wieder auf", so spricht der Herr der Heerscharen: "Sie sollen nur bauen, ich reiße wieder ein. Man wird sie nennen: "Gebiet der Schlechtigkeit" und "Volk, dem der Herr dauernd zürnt".

Mal 1:5 Mit eigenen Augen werdet ihr es sehen und dann selber sagen: "Groß erweist sich der Herr über Israels Gebiet hinaus!""

Mal 1:6 Der Sohn ehrt den Vater und der Knecht seinen Herrn. Doch wenn ich Vater bin, wo bleibt meine Ehre, wenn ich der Herr bin, wo bleibt die Furcht vor mir?, so spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet. Ihr fragt: "Wodurch verachten wir deinen Namen?"

Mal 1:7 Indem ihr auf meinem Altar befleckte Speise darbringt. Weiter fragt ihr: "Wodurch haben wir sie befleckt?" Indem ihr meint, den Tisch des Herrn dürfe man verächtlich behandeln.

Mal 1:8 Wenn ihr ein blindes Tier zum Opfer darbringt, so sei das nicht schlimm, und wenn ihr ein lahmes oder krankes Tier darbringt, so sei das auch nicht schlimm. Biete es doch deinem Statthalter an, ob er dir gewogen und sehr geneigt sein wird", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 1:9 Nun also, sucht Gott zu versöhnen, daß er uns gnädig sei! Durch eure Hand ist solches geschehen; ob er euretwegen Gunst erweist? [- spricht der Herr der Heerscharen.]

Mal 1:10 "O daß doch einer unter euch die Tempeltore verschlösse, damit ihr nicht umsonst auf meinem Altar Feuer entzündet! Ich habe kein Gefallen an euch", spricht der Herr der Heerscharen, "und ich mag keine Opfergabe aus eurer Hand!

Mal 1:11 Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ist mein Name groß unter den Völkern, und an jedem Orte wird meinem Namen Rauchopfer dargebracht und reine Opfergabe; denn groß ist mein Name unter den Völkern", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 1:12 "Ihr aber entweiht ihn, da ihr meint, den Tisch des Herrn dürfe man beflecken, und minderwertige Frucht genüge als Speise für ihn.

Mal 1:13 Dabei sagt ihr: "Seht, welch eine Mühe!", während ihr das Feuer für ihn anfacht" [- spricht der Herr der Heerscharen]. "Dann schafft ihr Geraubtes sowie das Lahme und Kranke herbei und bringt es zum Opfer dar. Soll ich das aus eurer Hand mit Wohlgefallen annehmen?", spricht der Herr.

Mal 1:14 "Verflucht sei der Betrüger, der ein männliches Tier in seiner Herde besitzt und es gelobt, jedoch dem Herrn ein schadhaftes opfert! Denn ein großer König bin ich", spricht der Herr der Heerscharen, "und mein Name ist gefürchtet unter den Völkern.

 

Maleachi Kapitel 2

 

Mal 2:1 So ergeht denn über euch, ihr Priester, diese Strafverfügung:

Mal 2:2 Wenn ihr nicht gehorcht und nicht von Herzen darauf bedacht seid, meinem Namen Ehre zu erweisen", spricht der Herr der Heerscharen, "dann schleudere ich den Fluch gegen euch und wandle euren Segen in Fluch. Ja, ich habe ihn bereits in Fluch verwandelt, weil ihr nicht darauf bedacht seid!

Mal 2:3 Seht, ich haue euch den Arm ab und streue euch Unrat ins Gesicht, nämlich den Unrat eurer Festopfer, und bringe euch zu ihm hinaus.

Mal 2:4 Dann werdet ihr erkennen, daß ich diese Strafverfügung gegen euch erließ, damit mein Bund mit Levi bestehen kann", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 2:5 "Mein Bund mit ihm bestand in Leben und Heil, die ich ihm zusicherte, sowie in Furcht, daß er mich fürchtete und vor meinem Namen zitterte.

Mal 2:6 Richtige Weisung war in seinem Mund, Verkehrtheit fand sich nicht auf seinen Lippen. In Eintracht und Geradheit wandelte er mit mir, und viele hielt er von Verfehlung ab.

Mal 2:7 Denn die Lippen des Priesters bergen Erkenntnis, und Weisung sucht man von seinem Munde. Er ist ja der Bote des Herrn der Heerscharen.

Mal 2:8 Ihr aber seid vom Weg abgewichen, habt viele in der Weisung wankend gemacht. Den Levibund habt ihr zerstört", so spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 2:9 "Nun will auch ich euch verächtlich und niedrig machen beim ganzen Volk, so wie ihr meine Wege nicht einhaltet und beim Erteilen der Weisung die Person anseht."

Mal 2:10 Haben wir nicht alle den gleichen Vater, hat nicht ein und derselbe Gott uns erschaffen? Warum sind wir so treulos gegeneinander und entweihen den Bund unserer Väter?

Mal 2:11 Treulos handelt Juda, und Greuliches geschieht in Israel und Jerusalem. Denn Juda hat das Heiligtum des Herrn, das er liebhat, entweiht und die Tochter eines fremden Gottes zur Ehe genommen.

Mal 2:12 Möge der Herr dem Manne, der solches tut, Sproß und Schoß aus den Zelten Jakobs tilgen und aus dem Kreise derer, die dem Herrn der Heerscharen Opfer darbringen!

Mal 2:13 Als zweites tut ihr folgendes: Mit Tränen bedeckt ihr den Altar des Herrn, mit Weinen und Stöhnen, weil er dem Opfer sich nicht mehr zuwendet und es nicht mehr mit Wohlgefallen annimmt aus eurer Hand.

Mal 2:14 Ihr fragt nun: "Warum das?" - Weil der Herr Zeuge war zwischen dir und der Frau deiner Jugendzeit, an der du so treulos gehandelt! Sie war doch deine Gefährtin und deine durch den Vertrag geschützte Gattin!

Mal 2:15 Hat nicht der Eine (Gott) das Fleisch erschaffen samt dem Geist in ihm? Und welchen Zweck verfolgt der Eine? Nachkommenschaft durch Gottes Segen! Nehmt euch in acht um eures Lebens willen, und an der Frau deiner Jugendzeit handle nicht treulos!

Mal 2:16 "Denn wer aus Abneigung die Scheidung vollzieht", spricht der Herr, der Gott Israels, "bedeckt sein Gewand mit Unrecht", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 2:17 Ihr belästigt den Herrn mit euren Reden! Nun fragt ihr: "Womit belästigen wir ihn?" Damit, daß ihr sagt: "Jeder Übeltäter steht in Gunst beim Herrn; an solchen hat er Gefallen! Oder wo bleibt sonst der Gott des Gerichtes?"

 

Maleachi Kapitel 3

 

Mal 3:1 "Siehe, ich sende meinen Boten, daß er einen Weg vor mir bereite! Dann kommt sofort zu seinem Tempel der Herr, den ihr erwartet, und der Bundesengel, den ihr herbeiwünscht. Siehe, er kommt", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 3:2 Wer aber erträgt den Tag seines Kommens, und wer hält stand bei seinem Erscheinen? Denn er gleicht dem Feuer des Schmelzers und der Lauge der Waschenden.

Mal 3:3 Er nimmt Platz als Schmelzer und Silberreiniger. Er reinigt die Söhne Levis und läutert sie wie Gold und Silber, damit sie für den Herrn geeignet werden, in rechter Weise Opfer darzubringen.

Mal 3:4 Dann wird dem Herrn das Opfer Judas und Jerusalems wieder angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit und wie in längst vergangenen Jahren.

Mal 3:5 "Ich nahe mich euch zum Gericht und trete als dringender Zeuge auf gegen Zauberer und Ehebrecher, gegen Meineidige und gegen alle, die den Lohnarbeiter, die Witwe und die Waise bedrücken, den Fremden entrechten und mich nicht fürchten", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 3:6 "Wahrlich, ich, der Herr, habe mich nicht geändert; aber ihr, Söhne Jakobs, seid unentschieden!

Mal 3:7 Seit den Tagen eurer Väter habt ihr euch von meinen Vorschriften abgewandt und sie nicht gehalten. Kehrt um zu mir, dann kehre ich um zu euch", spricht der Herr der Heerscharen. "Ihr aber fragt: "Wovon denn sollen wir umkehren?"

Mal 3:8 Darf der Mensch die Gottheit betrügen, daß ihr mich betrügt? - Ihr fragt: "Womit betrügen wir dich?" - Mit Zehnten und Abgabe!

Mal 3:9 Ihr seid beladen mit Fluch, und mich betrügt ihr, das ganze Volk!

Mal 3:10 Bringt den gesamten Zehnten ins Vorratshaus, auf daß in meinem Hause Zehrung sei! Versucht es doch damit bei mir!", spricht der Herr der Heerscharen. "Ob ich euch dann nicht des Himmels Schleusen öffne und Segen über euch ergieße bis zum Überfluß!

Mal 3:11 Zu eurem Nutzen werde ich der Freßheuschrecke wehren, daß sie der Erde Frucht euch nicht vertilge und daß der Weinstock auf dem Feld nicht leer dastehe", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 3:12 "Dann preisen euch alle Völker glücklich, weil ihr ein Land seid, an dem man Gefallen hat", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 3:13 "Heftige Reden führt ihr gegen mich", spricht der Herr. "Ihr aber fragt: "Was haben wir denn gegen dich gemeinsam besprochen?"

Mal 3:14 Ihr sagt: "Nutzlos ist es, Gott zu dienen! Welchen Wert hatte es, daß wir an seine Ordnung uns hielten und in Trauer wandelten vor dem Herrn der Heerscharen?

Mal 3:15 Nun wohlan, wir preisen die Übermütigen glücklich! Die Übeltäter haben Erfolg; ja, sie stellen sogar Gott auf die Probe und kommen heil davon!"

Mal 3:16 Das besprachen die Gottesfürchtigen untereinander. Der Herr merkte auf und hörte es. Und es wurde vor ihm ein Merkbuch geschrieben für die, welche den Herrn fürchten und seinen Namen achten.

Mal 3:17 "Sie sollen mir", spricht der Herr der Heerscharen, "ein Sondergut sein am Tage, den ich herbeiführe! Ich werde sie gütig behandeln, wie jemand seinen Sohn gütig behandelt, der ihm ergeben dient.

Mal 3:18 Dann werdet ihr wieder einmal den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Frevler, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.

Mal 3:19 Denn siehe, der Tag kommt brennend wie ein Ofen; da werden alle Übermütigen und Frevler zu Stoppeln. Und der kommende Tag wird sie verbrennen", spricht der Herr der Heerscharen, "daß ihnen weder Wurzel noch Zweig verbleibt.

Mal 3:20 Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, strahlt die Sonne des Heiles auf; Heilung birgt sie in ihren Flügeln. Ihr werdet herauskommen und hüpfen wie Kälblein aus dem Stall.

Mal 3:21 Die Frevler werdet ihr niedertreten; ja, sie werden zu Asche unter den Sohlen eurer Füße an jenem Tage, den ich herbeiführe", spricht der Herr der Heerscharen.

Mal 3:22 "Denkt an das Gesetz meines Knechtes Moses, dem ich am Horeb für ganz Israel Satzungen und Gebote erteilte!

Mal 3:23 Seht, ich sende euch den Propheten Elias, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare.

Mal 3:24 Er wird das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne den Vätern wieder zuwenden, damit ich nicht kommen muß, um das Land mit dem Bannfluch zu schlagen."