Word:  Judit

 

Judit

 

Judit Kapitel 1

 

Jdt 1:1 Im zwölften Jahr der Herrschaft des Nabuchodonosor, der König der Assyrer in der großen Stadt Ninive war, in den Tagen des Arphaxad, der über die Meder in Ekbatana als König herrschte,

Jdt 1:2 erbaute dieser rings um Ekbatana Mauern aus behauenen Steinen. Diese maßen in der Breite drei Ellen und in der Länge sechs. Die Höhe der Mauer betrug siebzig und ihre Breite fünfzig Ellen.

Jdt 1:3 Ihre Türme errichtete er auf ihren Toren hundert Ellen hoch, und deren Grundriß machte er sechzig Ellen breit.

Jdt 1:4 Ihre Tore ließ er siebzig Ellen hoch aufführen, ihre Breite betrug vierzig Ellen. So konnten seine gewaltigen Heeresmassen ausrücken und seine Fußtruppen sich in Schlachtordnung aufstellen.

Jdt 1:5 In jenen Tagen also führte König Nabuchodonosor Krieg mit dem König Arphaxad in der großen Ebene, d. h. in der Ebene des Gebietes von Ragau.

Jdt 1:6 Diesem schlossen sich an alle Bewohner des Gebirges, alle Nachbarn des Euphrat, des Tigris und des Hydaspes und die Bewohner der Ebene Ariochs, des Königs der Elamiter. So kamen viele Völker zum Kriegszug der Söhne Cheleuds zusammen.

Jdt 1:7 Da sandte der Assyrerkönig Nabuchodonosor zu allen Bewohnern der Persis und allen Bewohnern des Westens, zu den Bewohnern von Kilikien und Damaskus, des Libanon und Antilibanon, zu allen Bewohnern der Meeresküste,

Jdt 1:8 zu den Leuten unter den Stämmen des Karmel und Gileads, von Obergaliläa und der großen Ebene Esdrelon,

Jdt 1:9 zu allen Bewohnern Samarias und seiner Städte und zu den Leuten jenseits des Jordans bis nach Jerusalem, Batane, Chelus, Kades, zum Bach Ägyptens, Taphne, Ramesse und dem ganzen Land Gesem,

Jdt 1:10 bis über Tanis und Memphis hinaus, und zu allen Bewohnern Ägyptens bis zur Grenze Äthiopiens.

Jdt 1:11 Aber alle Bewohner des ganzen Gebietes mißachteten das Aufgebot des Assyrerkönigs Nabuchodonosor und zogen nicht mit ihm in den Krieg. Denn sie fürchteten ihn nicht; vielmehr galt er in ihren Augen soviel wie irgendein einzelner Mann. Sie schickten seine Boten ohne Erfolg und in Schande wieder weg.

Jdt 1:12 Da ergrimmte Nabuchodonosor gewaltig über dieses ganze Gebiet. Bei seinem Thron und Reich tat er einen Schwur, er werde sich an dem ganzen Landstrich von Kilikien, Damaskene und Syrien rächen, sie mit seinem Schwert vernichten, und ebenso alle Einwohner Moabs, die Ammoniter, ganz Idumäa und alle Leute in Ägypten bis an die Grenze der beiden Seen.

Jdt 1:13 Mit seiner ganzen Streitmacht griff er den König Arphaxad im siebzehnten Jahr an, besiegte ihn im Kampf und zwang die ganze Heeresmacht Arphaxads, seine gesamte Reiterei und alle seine Streitwagen, zur Flucht.

Jdt 1:14 Er eroberte seine Städte, kam bis Ekbatana, bemächtigte sich der Türme, ließ die Straßen der Stadt plündern, und was ihre Zierde war, verwandelte er in eine Schmach für sie.

Jdt 1:15 Er nahm auch den Arphaxad in den Bergen Ragaus gefangen, durchbohrte ihn mit seinen Wurfspießen und machte ihm den Garaus für immer.

Jdt 1:16 Dann kehrte er zusammen mit seiner gesamten Gefolgschaft zurück, eine ungeheuer große Menge von Kriegsleuten. Dort feierte er mit seinem Heere Urlaub und frohe Siegesfeste hundertzwanzig Tage lang.

 

Judit Kapitel 2

 

Jdt 2:1 Am zweiundzwanzigsten Tage des ersten Monats im achtzehnten Jahr verbreitete sich im Palast des Assyrerkönigs Nabuchodonosor die Nachricht, er wolle Rache nehmen an jenem ganzen Gebiet, wie er schon gesagt hatte.

Jdt 2:2 Er berief alle seine Beamten und Würdenträger, machte sie mit seinem geheimen Entschluß bekannt und legte mündlich einen Plan völliger Vernichtung gegen das Gebiet vor.

Jdt 2:3 Jene entschieden sich ebenfalls dafür, alle Leute zu vernichten, die dem Befehl seines Mundes nicht gehorcht hatten.

Jdt 2:4 Am Ende der Beratung holte der Assyrerkönig Nabuchodonosor den Oberbefehlshaber seiner Heeresmacht, den Holophernes, der den zweiten Rang nach ihm innehatte, und sprach zu ihm:

Jdt 2:5 "Dies ordnet der Großkönig, der Herr der ganzen Erde, an: Also, du wirst von mir wegziehen und Leute mit dir nehmen, die auf ihre eigene Kraft vertrauen können. An Fußtruppen seien es hundertzwanzigtausend Mann, und die Menge der Pferde samt den Reitern betrage zwölftausend.

Jdt 2:6 Du hast gegen das ganze Westland auszuziehen, weil seine Bewohner dem Befehl meines Mundes trotzten!

Jdt 2:7 Befiehl ihnen, Erde und Wasser bereitzuhalten! In meinem Zorn will ich nämlich gegen sie ausrücken und die ganze Fläche des Landes mit den Füßen meiner Streitkräfte bedecken! Ich will sie ihnen zur Plünderung freigeben.

Jdt 2:8 Ihre Erschlagenen sollen ihre Täler anfüllen; jeder Bach und Strom soll mit ihren Leichen bis zum Überströmen angefüllt sein!

Jdt 2:9 Ihre Gefangenen will ich bis an die äußerste Grenze der ganzen Erde verschleppen.

Jdt 2:10 Rücke nun aus und unterjoche mir ihr ganzes Gebiet! Ergeben sie sich dir freiwillig, so wirst du sie mir für den Tag ihrer Bestrafung aufbewahren!

Jdt 2:11 Die aber Widerstand leisten, soll dein Auge nicht schonen! Gib sie dem Mord und der Plünderung preis in deinem ganzen Gebiet!

Jdt 2:12 So wahr ich lebe und mein Reich gewaltig ist, ich habe gesprochen und werde dies mit meiner Hand vollstrecken.

Jdt 2:13 Du aber übertritt auch nicht eine der Anordnungen deines Herrn, sondern erfülle sie genau, wie ich dir angeordnet habe! Zögere nicht, sie durchzuführen!"

Jdt 2:14 Da ging Holophernes von seinem Herrn weg und bot alle Fürsten, Feldherrn und Befehlshaber der assyrischen Heeresmacht auf.

Jdt 2:15 Er bot auserlesene Männer für den Feldzug auf, wie sein Herr geboten hatte; es waren etwa hundertzwanzigtausend Mann und zwölftausend berittene Bogenschützen.

Jdt 2:16 Er stellte sie in kriegsmäßiger Ordnung auf.

Jdt 2:17 Dann nahm er Kamele, Esel und Maultiere für ihr Gepäck in sehr großer Menge und unzählige Schafe, Rinder und Ziegen zu ihrer Verpflegung,

Jdt 2:18 ferner Mundvorrat für jeden Mann in Menge sowie sehr viel Gold und Silber aus dem königlichen Palast.

 

Judit Kapitel 3

 

Jdt 3:1 Man schickte Gesandte zu ihm mit folgender Friedensbotschaft:

Jdt 3:2 "Siehe, wir liegen vor dir als Knechte des Großkönigs Nabuchodonosor, damit du uns behandelst, wie es dir gefällt!

Jdt 3:3 Unsere Gehöfte, alle unsere Ortschaften, alle Weizenfelder, alle Kleinvieh- und Rinderherden und alle unsere Zelthürden liegen vor dir! Verfüge, wie es dir beliebt!

Jdt 3:4 Siehe, auch unsere Städte und ihre Bewohner sind deine Knechte. Komm und begegne ihnen, wie es deinen Augen richtig erscheint!"

Jdt 3:5 Die Männer traten vor Holophernes und erstatteten ihm gemäß diesen Aufträgen Bericht.

Jdt 3:6 Da stieg er mit seinem Heer zur Meeresküste hinab. Er legte Besatzungen in die befestigten Städte und hob aus ihnen erlesene Männer als Hilfstruppen aus.

Jdt 3:7 Jene und ihre ganze Umgebung empfingen ihn mit Kränzen, Reigentänzen und Pauken.

Jdt 3:8 Aber er zerstörte ihre Heiligtümer und hieb ihre Haine um. Denn es war ihm Macht gegeben, alle Götter der Erde zu vernichten, damit alle Völker dem Nabuchodonosor allein religiöse Verehrung erweisen und alle Zungen und Stämme ihn als ihren Gott anrufen sollten.

Jdt 3:9 Da kam er in das Gebiet gegenüber Esdrelon in die Nähe von Dotaja, das vor dem großen Abhang von Judäa liegt.

Jdt 3:10 Er schlug zwischen Gabaj und Skytopolis sein Lager auf; dort blieb er einen Monat, um seinen ganzen Heerestroß zu sammeln.

 

Judit Kapitel 4

 

Jdt 4:1 Die Israeliten, die Judäa bewohnten, vernahmen von allem, was Holophernes, der Oberfeldherr des Assyrerkönigs Nabuchodonosor, den Heidenvölkern angetan und wie er all ihre Heiligtümer geplündert und vernichtet hatte.

Jdt 4:2 Schrecken und Verzagtheit erfaßte sie im Hinblick auf Jerusalem und den Tempel des Herrn, ihres Gottes.

Jdt 4:3 Denn unlängst erst waren sie aus der Gefangenschaft heimgekehrt, und erst kürzlich war das ganze Volk von Judäa zusammengekommen und waren die Geräte, der Altar und das Gotteshaus nach der Schändung neu eingeweiht worden.

Jdt 4:4 Sie schickten in das ganze Gebiet von Samaria und Kona, nach Bet-Choron, Belmain und Jericho, nach Choba, Aisora und in das Tal von Salem.

Jdt 4:5 Sie besetzten alle Gipfel der hohen Berge, befestigten die Ortschaften auf ihnen mit Mauern und legten Vorräte an für die Kriegführung; denn soeben waren ihre Felder abgeerntet worden.

Jdt 4:6 Der in der damaligen Zeit in Jerusalem regierende Hohepriester Joakim schrieb an die Einwohner von Betylua und Betomestaim, das gegenüber Esdrelon vor der Ebene in der Nähe von Dotaïm liegt.

Jdt 4:7 Er empfahl, sie sollten die Zugangswege zum Bergland besetzt halten; denn durch sie führte der Weg nach Judäa, und es war leicht, den Vormarsch zu verhindern, da der Zugang eng war und höchstens zwei Männer nebeneinander Platz hatten.

Jdt 4:8 Die Israeliten taten, wie ihnen der Hohepriester Joakim und der Ältestenrat des ganzen Volkes Israel, der in Jerusalem tagte, befohlen hatten.

Jdt 4:9 Alle Israeliten aber riefen mit großer Inbrunst zu Gott und kasteiten sich in harter Buße.

Jdt 4:10 Sie selbst, ihre Frauen und Kinder, ihr Vieh, jeder Fremdling, Tagelöhner und Sklave legten sich Bußgewänder um die Lenden.

Jdt 4:11 Jeder israelitische Mann, jede Frau und die Kinder, alle Einwohner Jerusalems fielen vor dem Tempel nieder, streuten Asche auf ihr Haupt und breiteten ihre Bußkleider vor dem Herrn aus.

Jdt 4:12 Auch den Altar umhüllten sie mit Trauertüchern und riefen einmütig und inbrünstig zum Gott Israels, er möge doch ihre Kinder nicht dem Raub, ihre Frauen der Beute, die Städte ihres Erbteils der Vertilgung und das Heiligtum der Entweihung, der Schändung und dem Spott der Heidenvölker preisgeben.

Jdt 4:13 Der Herr erhörte ihr lautes Gebet und sah ihre Drangsal. Das Volk fastete mehrere Tage in ganz Judäa und Jerusalem vor dem Heiligtum des allmächtigen Herrn.

Jdt 4:14 Auch der Hohepriester Joakim und alle Priester, die vor dem Herrn standen und die den Opferdienst des Herrn verrichteten, umgürteten sich die Lenden mit Bußgewändern, wenn sie das tägliche Brandopfer, die Gelübdeopfer und die freiwilligen Gaben des Volkes darbrachten.

Jdt 4:15 Auf ihren Kopfbund war Asche gestreut. Sie riefen mit aller Kraft zum Herrn, er möge doch in Huld auf das ganze Haus Israel herabschauen.

 

Judit Kapitel 5

 

Jdt 5:1 Da wurde Holophernes, dem Heerführer der assyrischen Streitmacht, die Meldung gebracht, daß die Söhne Israels sich zum Kampf rüsteten, die Zugänge zum Gebirge abriegelten und jeden hohen Bergesgipfel befestigten und in den Ebenen Hindernisse legten.

Jdt 5:2 Da entbrannte er in heftigem Zorn und berief alle Führer Moabs, die Heerführer Ammons und alle Statthalter des Küstengebietes.

Jdt 5:3 Er sprach zu ihnen: "Meldet mir doch, ihr Söhne Kanaans, wer dieses Volk ist, das im Gebirge sitzt, welche Städte sie bewohnen, wie groß ihre Streitkräfte sind, worin eigentlich ihre Kraft und ihre Stärke besteht, wer über sie als König herrscht und ihr Heer führt,

Jdt 5:4 und warum sie unter allen Bewohnern der westlichen Länder sich weigerten, mir zu huldigen."

Jdt 5:5 Da sprach zu ihm Achior, der Anführer aller Ammoniter: "Mein Herr, höre aus dem Munde deines Knechtes ein Wort! Ich will dir die Wahrheit über dieses Volk, das in diesem Gebirgsland in deiner Nähe wohnt, berichten! Keine Lüge wird dem Mund deines Knechtes entströmen!

Jdt 5:6 Diese Leute sind Abkömmlinge der Kaldäer.

Jdt 5:7 Sie hatten sich zuerst in Mesopotamien angesiedelt, weil sie nicht den Göttern ihrer Väter im Kaldäerland folgen wollten.

Jdt 5:8 Sie wichen vom Weg ihrer Vorfahren ab und beteten den Gott des Himmels an, den Gott, den sie als richtig erkannt hatten; da vertrieb man sie aus dem Bereich jener Götter. Sie flohen nach Mesopotamien und hielten sich dort lange Zeit auf.

Jdt 5:9 Da befahl ihnen ihr Gott, ihren Wohnsitz zu verlassen und nach dem Lande Kanaan zu ziehen. Sie ließen sich dort nieder und wurden reich an Gold, Silber und sehr großem Viehbestand.

Jdt 5:10 Dann zogen sie nach Ägypten hinab; denn eine Hungersnot bedrückte das kanaanäische Land. Sie weilten dort, solange sie sich ernähren konnten, und wurden daselbst zu einer gewaltigen Volksmenge; man konnte ihr Geschlecht nicht mehr zählen.

Jdt 5:11 Der König von Ägypten erhob sich wider sie und unterdrückte sie hinterlistig durch Ziegelarbeiten, unterjochte sie und machte sie zu Sklaven.

Jdt 5:12 Da schrieen sie zu ihrem Gott, und er schlug das ganze Ägypterland mit unheilbaren Plagen. Die Ägypter aber trieben sie von sich fort.

Jdt 5:13 Gott trocknete vor ihnen das Rote Meer aus.

Jdt 5:14 Er geleitete sie in der Richtung zum Sinai und nach Kades-Barnea. Sie vertrieben alle, die in der Wüste wohnten.

Jdt 5:15 Sie nahmen Wohnung im Land der Amoriter und rotteten alle Einwohner von Hesbon durch ihre Macht aus. Dann durchschritten sie den Jordan und nahmen das ganze Gebirgsland in Besitz.

Jdt 5:16 Sie vertrieben die Kanaaniter, die Perissiter, die Jebusiter, die Sichemiter und alle Girgasiter und wohnten lange Zeit dortselbst.

Jdt 5:17 Solange sie nicht vor ihrem Gott sündigten, war das Glück ihnen zur Seite; denn ein Gott, der Unrecht haßt, steht ihnen bei.

Jdt 5:18 Als sie aber von dem Weg abwichen, den er ihnen vorgeschrieben hatte, wurden sie in vielen Kriegen für sehr lange Zeit zugrunde gerichtet und in ein Land, das nicht ihr Eigentum war, als Kriegsgefangene geführt. Der Tempel ihres Gottes aber wurde von Grund aus zerstört, und ihre Städte fielen den Gegnern in die Hand.

Jdt 5:19 Jetzt aber wandten sie sich ihrem Gott wieder zu und sind aus der Zerstreuung, wohin sie versprengt waren, heimgekehrt. Sie nahmen Jerusalem, wo ihr Heiligtum steht, erneut in Besitz und siedelten sich in der Gebirgsgegend an, da diese unbewohnt war.

Jdt 5:20 Nun aber, Herr und Gebieter, falls auf diesem Volk eine Schuld lastet, und falls es sündigt wider den Herrn, seinen Gott, dann wollen wir feststellen, daß dieser gefährliche Zustand wirklich bei ihnen vorliegt, und können ruhig hinaufziehen und sie besiegen.

Jdt 5:21 Wenn aber in ihrem Volk kein Vergehen zu entdecken ist, dann nehme doch mein Gebieter davon Abstand; denn sonst hält der Herr, ihr Gott, den Schild über sie, und wir werden zum Gespött vor aller Welt."

Jdt 5:22 Als Achior diese Rede beendet hatte, murrten die Kriegsleute, die rings um das Zelt standen. Die Würdenträger des Holophernes, alle Küstenbewohner und Moabiter gaben den Rat, ihn niederzumachen.

Jdt 5:23 Sie riefen: "Wir fürchten uns doch nicht vor den Israeliten; denn es handelt sich um Leute, die weder Macht noch Kraft zu einer festen Kriegführung haben!

Jdt 5:24 Deshalb auf zum Kampf! Sie sollen deinem ganzen Heer zum Fraße dienen, Gebieter Holophernes!"

 

Judit Kapitel 6

 

Jdt 6:1 Als sich der Lärm der Männer im Kreis der Ratssitzung gelegt hatte, sprach Holophernes, der Oberbefehlshaber der assyrischen Streitkräfte, zu Achior vor allen Fremdstämmigen und Moabitern:

Jdt 6:2 "Wer bist du denn, Achior, und ihr Söldlinge Ephraims, daß du unter uns heute als Wahrsager auftrittst und sagst, man solle gegen das Geschlecht Israel keinen Krieg führen, weil ihr Gott den Schild über sie halten werde? Wer ist denn überhaupt Gott außer Nabuchodonosor? Dieser wird seine Kraft aussenden und sie von der Oberfläche der Erde vertilgen, ohne daß ihr Gott sie errettet.

Jdt 6:3 Wir aber, seine Knechte, werden sie schlagen wie einen einzigen Mann. Sie werden der Kraft unserer Rosse keinen Widerstand leisten.

Jdt 6:4 Wir werden sie damit überschwemmen; ihre Berge sollen mit ihrem Blut getränkt und ihre Ebenen mit ihren Leichen angefüllt werden. Das Auftreten ihrer Füße wird vor uns nicht standhalten, sondern gänzlich müssen sie zugrunde gehen! So befiehlt der König Nabuchodonosor, der Herr der ganzen Erde. Er sprach es, und die Worte seiner Rede werden nicht ins Leere gehen.

Jdt 6:5 Du aber, Achior, Söldling Ammons, der du diese Worte am Tag deines Unheils sprachst, sollst mein Antlitz vom heutigen Tag an nicht mehr schauen, bis ich am Geschlecht der aus Ägypten Hergelaufenen Rache genommen habe!

Jdt 6:6 Dann wird das Eisen meines Heeres und der Speer meiner Diener deine Seiten durchbohren. Inmitten ihrer Erschlagenen wirst du liegen, wenn ich zurückkehre.

Jdt 6:7 Meine Knechte werden dich nun fortführen in das Gebirgsland und dich in eine der Städte an den Aufstiegsstraßen bringen.

Jdt 6:8 Nicht sollst du umkommen, bis du mit ihnen zusammen zugrunde gehst.

Jdt 6:9 Hoffst du aber immer noch in deinem Herzen, daß sie uneinnehmbar sind, dann braucht dein Angesicht nicht zu verfallen. Ich sprach es, und keines meiner Worte wird unerfüllt bleiben."

Jdt 6:10 Da befahl Holophernes seinen Knechten, die in seinem Zelt standen, Achior zu ergreifen, ihn nach Betylua zu schaffen und den Israeliten auszuliefern.

Jdt 6:11 Seine Knechte ergriffen ihn und brachten ihn zum Lager hinaus in die Ebene, stiegen aus der Ebene zum Gebirgsland hinauf und kamen zu den Quellen, die unterhalb Betyluas lagen.

Jdt 6:12 Als die Männer in der Stadt auf der Bergspitze sie sahen, griffen sie zu ihren Waffen und verließen die Stadt auf der Bergspitze. Alle Schleuderer besetzten den Aufstiegsweg zu ihnen und schleuderten Steine gegen jene.

Jdt 6:13 Sie aber suchten Deckung unten am Berg, banden den Achior und ließen ihn am Fuß des Berges liegen. Dann begaben sie sich zu ihrem Herrn zurück.

Jdt 6:14 Die Israeliten aber kamen aus ihrer Stadt herab, näherten sich ihm, lösten seine Fesseln und führten ihn nach Betylua. Sie brachten ihn vor die leitenden Männer ihrer Stadt.

Jdt 6:15 Dies waren damals Ozias, der Sohn des Micha, aus dem Stamme Simeon, Chabris, der Sohn des Gotoniel, und Charmis, der Sohn des Melchiel.

Jdt 6:16 Sie riefen alle Stadtältesten; auch ihre gesamte Jungmannschaft und die Frauen strömten in die Versammlung. Sie stellten Achior in die Mitte ihres ganzen Volkes, und Ozias fragte ihn über die Vorgänge aus.

Jdt 6:17 Er entgegnete und meldete ihnen die Reden, die in der Ratssitzung des Holophernes gehalten worden waren, und alle Worte, die er selbst vor den assyrischen Heerführern gesprochen hatte, und was Holophernes gegen das Haus Israel großsprecherisch geäußert hatte.

Jdt 6:18 Da fiel das Volk nieder und betete Gott an. Sie riefen und flehten:

Jdt 6:19 "Herr, Gott des Himmels, schaue hernieder auf ihren Hochmut und erbarme dich der Demütigung unseres Volkes! Blicke auf das Antlitz derer, die sich dir heute geweiht haben!"

Jdt 6:20 Dann trösteten sie Achior und lobten ihn sehr.

Jdt 6:21 Ozias nahm ihn nach der Versammlung in sein Haus und gab den Ältesten ein Gastmahl. Dann riefen sie den Gott Israels während jener ganzen Nacht um Hilfe an.

 

Judit Kapitel 7

 

Jdt 7:1 Am folgenden Tag befahl Holophernes seinem ganzen Heer und allen seinen herbeigeströmten Hilfstruppen, gegen Betylua aufzubrechen, die Aufstiege zum Gebirge zu besetzen und den Krieg mit den Söhnen Israels zu beginnen.

Jdt 7:2 An jenem Tag brachen alle ihre Krieger auf. Die Stärke ihres Heeres betrug hundertsiebzigtausend Mann Fußvolk und zwölftausend Reiter, ohne den Troß und die Männer, die sie zu Fuß begleiteten; es war eine gewaltige Menge.

Jdt 7:3 Sie lagerten im Tal bei Betylua an der Quelle und dehnten sich in der Breite gegen Dotaïm bis Baalam und in der Länge von Betylua bis Kyamon, das Esdrelon gegenüberliegt, aus.

Jdt 7:4 Als aber die Israeliten ihre Menge sahen, erschraken sie sehr und sprachen untereinander: "Jetzt werden sie das gesamte Land aussaugen. Weder die hohen Berge, noch die Täler, noch die Hügel werden ihre Last aushalten."

Jdt 7:5 Alle ergriffen ihre Kriegswaffen, zündeten auf ihren Türmen Feuer an und blieben jene ganze Nacht hindurch auf Wache.

Jdt 7:6 Am zweiten Tag aber ließ Holophernes seine ganze Reiterei vor den Augen der Israeliten in Betylua ausrücken.

Jdt 7:7 Er kundschaftete die Aufstiegswege zu ihrer Stadt aus, spürte den Wasserquellen nach, besetzte sie und legte Abteilungen von Kriegsleuten dorthin. Er selbst aber begab sich zu seinem Kriegsvolk zurück.

Jdt 7:8 Da kamen alle Obersten der Söhne Esaus und alle Anführer des Kriegsvolkes von Moab und die Feldherrn des Küstenlandes zu ihm und gaben den Rat:

Jdt 7:9 "Möchte doch unser Gebieter ein Wort anhören, damit deine Heeresmacht kein Unheil treffe!

Jdt 7:10 Denn dieses Volk der Israeliten vertraut nicht auf seine Speere, sondern auf die Höhen der Berge, auf denen sie wohnen. Es ist nämlich nicht so einfach, auf die Gipfel ihrer Berge hinaufzukommen.

Jdt 7:11 Darum, unser Gebieter, kämpfe nicht mit ihnen in Schlachtordnung; alsdann wird von deinen Leuten kein einziger Mann fallen.

Jdt 7:12 Bleibe in deinem Lager und schone jeden Mann deiner Streitmacht! Nur sollen deine Knechte sich der Wasserquelle bemächtigen, die unten am Berg entspringt.

Jdt 7:13 Denn dort schöpfen alle Bewohner Betyluas ihr Wasser. Dann wird der Durst sie aufreiben, und sie werden ihre Stadt ausliefern. Wir aber steigen mit unserem Kriegsvolk auf die in der Nähe gelegenen Bergspitzen und lagern uns dort zur Wache, damit niemand aus der Stadt entkommen kann.

Jdt 7:14 Dahinschwinden werden sie vor Hunger samt ihren Frauen und Kindern. Bevor noch das Schwert über sie kommt, liegen sie schon in den Straßen ihres Wohnortes niedergestreckt.

Jdt 7:15 Dann kannst du es ihnen mit schlimmer Rache vergelten, daß sie Widerstand leisteten und dir nicht mit einem Friedensangebot entgegenkamen."

Jdt 7:16 Ihre Vorschläge sagten dem Holophernes und allen seinen Dienern zu. Er befahl zu handeln gemäß ihren Worten.

Jdt 7:17 Da brach das Lager der Ammoniter auf und mit ihnen fünftausend Assyrer. Sie bezogen im Tal ein Lager und besetzten die Brunnen und die Wasserquellen der Israeliten.

Jdt 7:18 Die Nachkommen Esaus und Ammons zogen hinauf und lagerten im Gebirge gegenüber Dotaïm. Man sandte einige von ihren Leuten nach Süden und Osten gegen Egrebel in die Nähe von Chus, das am Bach Mochmur liegt. Das übrige Heer der Assyrer lagerte in der Ebene und bedeckte die ganze Landfläche. Ihre Zelte und ihr Troß lagen in zahlreichen Gruppen da; es war ja auch eine große Menge.

Jdt 7:19 Die Israeliten schrieen zum Herrn, ihrem Gott. Denn sie waren verzagt, weil all ihre Feinde sie eingeschlossen hatten und es unmöglich war, ihnen zu entkommen.

Jdt 7:20 Ringsum blieb das ganze Lager der Assyrer, ihre Fußtruppen, Streitwagen und Reiter, vierunddreißig Tage lang. Da wurden sämtliche Wasserbehälter aller Einwohner Betyluas allmählich leer.

Jdt 7:21 Auch die Zisternen versiegten, und sie konnten keinen einzigen Tag mehr bis zur Sättigung Wasser trinken, da man ihnen nur in zugeteilter Menge zu trinken geben konnte.

Jdt 7:22 Ihre Kinder verzagten. Ihre Frauen und Jungmänner verschmachteten vor Durst, sie fielen auf den Straßen der Stadt und in den Torwegen um, da sie keine Kraft mehr hatten.

Jdt 7:23 Alle Leute versammelten sich bei Ozias und den Stadtvorstehern, die Jungmänner, Frauen und Kinder. Sie schrieen laut und sprachen in Gegenwart aller Ältesten:

Jdt 7:24 "Es richte Gott zwischen euch und uns, weil ihr uns ein großes Unrecht angetan habt, da ihr mit den Assyrern nicht friedlich verhandeln wolltet.

Jdt 7:25 Jetzt gibt es keinen Retter mehr für uns, vielmehr hat Gott uns in ihre Gewalt verkauft, so daß wir vor ihnen zusammenbrechen aus Durst und großer Todesnot.

Jdt 7:26 Ruft sie doch jetzt herbei und liefert die ganze Stadt den Leuten des Holophernes und seiner ganzen Heeresmacht zur Plünderung aus!

Jdt 7:27 Denn für uns ist es vorteilhafter, von ihnen geraubt zu werden, weil wir dann Sklaven sind, aber am Leben bleiben und den Tod unserer Kleinen nicht mit eigenen Augen ansehen müssen, und wie unsere Frauen und Kinder ihr Leben aushauchen.

Jdt 7:28 Wir rufen zum Zeugen gegen euch den Himmel und die Erde und unseren Gott, den Herrn unserer Väter, an, der uns vergilt nach unseren Sünden und nach den Verfehlungen unserer Väter, daß er nicht gemäß diesen Worten heute handle."

Jdt 7:29 In der Versammlung erhob sich einmütig ein großes Weinen aller. Sie schrieen laut zu Gott, dem Herrn.

Jdt 7:30 Da redete Ozias ihnen zu: "Habt Mut, Brüder! Fünf Tage noch wollen wir durchhalten; inzwischen wird der Herr, unser Gott, sein Erbarmen uns zuwenden; denn er wird uns nicht für immer im Stich lassen.

Jdt 7:31 Kommt uns aber in dieser Zeit keine Rettung, dann will ich euren Worten entsprechend handeln."

Jdt 7:32 Dann verteilte er die Männer auf sein Kriegslager. Sie begaben sich auf die Mauern und Türme ihrer Stadt, die Frauen und Kinder aber schickten sie nach Hause. In der Stadt herrschte große Niedergeschlagenheit.

 

Judit Kapitel 8

 

Jdt 8:1 Von diesen Vorgängen vernahm damals Judit, die Tochter des Merari, des Sohnes des Ox, des Sohnes des Joseph, des Sohnes des Oziel, des Sohnes des Elkias, des Sohnes des Ananias, des Sohnes des Gedeon, des Sohnes des Raphaïn, des Sohnes des Achitob, des Sohnes des Elias, des Sohnes des Chelkias, des Sohnes des Eliab, des Sohnes des Natanael, des Sohnes des Salamiel, des Sohnes des Sarasadaj, des Sohnes des Simeon, des Sohnes Israels.

Jdt 8:2 Ihr Mann war Manasse; er gehörte ihrem Stamm und Geschlecht an, war aber zur Zeit der Gerstenernte gestorben.

Jdt 8:3 Er beaufsichtigte nämlich die Garbenbinder auf dem Feld, als der Glutwind über sein Haupt wehte; er legte sich in sein Bett und starb in seiner Heimatstadt Betylua. Man begrub ihn bei seinen Vätern auf dem Gelände zwischen Dotaïm und Balamon.

Jdt 8:4 Judit aber lebte in ihrem Haus als Witwe drei Jahre und vier Monate.

Jdt 8:5 Sie ließ sich ein Zelt auf dem Dach ihres Hauses errichten, legte ein Trauergewand um ihre Hüfte und trug stets ihre Witwenkleider.

Jdt 8:6 Seitdem sie Witwe war, fastete sie alle Tage mit Ausnahme der Vorsabbate und Sabbate, der Vorneumondtage und Neumondtage, der Feste und Freudentage des Hauses Israel.

Jdt 8:7 Sie besaß eine schöne Gestalt und sah sehr blühend aus. Ihr Mann Manasse hatte ihr Gold und Silber, Knechte und Mägde, Vieh und Äcker hinterlassen, die sie in ihrem Besitz behielt.

Jdt 8:8 Niemand gab es, der ihr etwas Schlimmes nachreden konnte, denn sie war überaus gottesfürchtig.

Jdt 8:9 Da vernahm Judit die bösen Reden des Volkes wider den Stadtvorsteher. Sie waren ja alle wegen des Wassermangels verzagt. Auch vernahm Judit alle Worte, die Ozias zu ihnen sprach, wie er ihnen nämlich geschworen hatte, die Stadt nach fünf Tagen den Assyrern zu übergeben.

Jdt 8:10 Da sandte sie ihre Leibmagd, die all ihren Besitz zu verwalten hatte, hin und ließ (neben Ozias) Chabris und Charmis, die Ältesten ihrer Heimatstadt, rufen.

Jdt 8:11 Sie kamen zu ihr, und sie sprach zu ihnen: "Hört doch auf mich, ihr Oberhäupter der Einwohner von Betylua; denn nicht recht war eure Rede, die ihr heute an das Volk gerichtet habt, und ihr habt diesen von euch geleisteten Eid zwischen Gott und euch gestellt und versprochen, die Stadt unseren Feinden zu übergeben, wenn euch der Herr nicht unterdessen Hilfe verleiht.

Jdt 8:12 Nun, wer seid ihr denn, daß ihr am heutigen Tag Gott versucht und euch mitten unter Menschen über Gott gestellt habt?

Jdt 8:13 So wollt ihr nun den allgewaltigen Herrn prüfen und werdet doch in Ewigkeit nichts erkennen.

Jdt 8:14 Denn die Tiefe des menschlichen Herzens könnt ihr nicht entdecken und die Gedanken seiner Vernunft nicht erfassen! Wie wollt ihr also Gott, den Schöpfer all dieser Dinge, erforschen, seinen Sinn erkennen und seine Gedanken verstehen? Nein, Brüder, reizt nicht den Herrn, unsern Gott!

Jdt 8:15 Denn wenn er uns in diesen fünf Tagen nicht helfen will, so hat er die Macht, binnen beliebig vieler Tage Schutz zu gewähren, oder auch vor dem Antlitz unserer Feinde uns ins Verderben zu stürzen.

Jdt 8:16 Ihr aber, - erzwingt doch nicht die Ratschläge des Herrn, unseres Gottes! Denn nicht wie ein Mensch ist Gott, daß man ihm drohen könnte, oder wie ein Menschenkind, daß er sich umstimmen ließe.

Jdt 8:17 Laßt uns daher auf seine Rettung harren und seine Hilfe für uns erflehen; dann wird er auf unsere Stimme hören, wenn es ihm gefällt.

Jdt 8:18 Denn nicht besteht in unserer Zeit, noch gibt es heutzutage unter uns einen Stamm, ein Geschlecht, eine Gemeinde oder eine Stadt, die handgefertigte Götter anbetet, wie dies in früheren Tagen geschah.

Jdt 8:19 Um dessentwillen wurden unsere Väter dem Schwert und der Plünderung überlassen und stürzten in gewaltiges Unheil vor unseren Feinden.

Jdt 8:20 Wir aber kennen keinen anderen Gott außer ihm; daher hoffen wir, daß er weder uns noch einen aus unserem Geschlecht übersehen wird.

Jdt 8:21 Denn lassen wir uns erobern, dann wird ganz Judäa erobert und unser Heiligtum der Plünderung preisgeben. Er wird für dessen Schändung über unser Blut Rechenschaft fordern.

Jdt 8:22 Den Mord an unseren Brüdern, die Kriegsgefangenschaft des Landes und die Verwüstung unseres Erbteils läßt er unter den Völkern, bei denen wir Sklavendienst verrichten, auf unser Haupt kommen. Ein Ärgernis und eine Schmach werden wir vor denen sein, die uns besitzen.

Jdt 8:23 Denn unsere Knechtschaft wird sich nicht in Begnadigung wandeln, sondern der Herr, unser Gott, wird sie zu einer dauernden Schande machen.

Jdt 8:24 Und nun, ihr Brüder, beweisen wir unseren Stammesbrüdern, daß ihr Leben von uns abhängig ist und daß das Heiligtum, sowohl der Tempel als auch der Altar, auf uns sich stützt!

Jdt 8:25 Für all das laßt uns dem Herrn, unserem Gott, danken, der uns auf die Probe stellt ganz wie unsere Väter!

Jdt 8:26 Bedenkt, wie er mit Abraham verfuhr, und wie oft er den Isaak auf die Probe stellte, und wie es dem Jakob im syrischen Mesopotamien erging, als er das Kleinvieh seines Mutterbruders Laban weidete!

Jdt 8:27 Denn wie er jene im Feuer läuterte zur Erforschung ihres Herzens, so hat er auch uns nicht Strafe auferlegt, sondern nur zur Warnung züchtigt der Herr jene, die sich ihm nahen."

Jdt 8:28 Ozias entgegnete ihr darauf: "Alles, was du gesagt hast, sprachst du aus bestem Herzen. Niemand kann deinen Worten widersprechen.

Jdt 8:29 Denn nicht erst heute ist deine Weisheit offenkundig, sondern vom Anfang deines Lebens an erkannten alle Leute bereits deine Einsicht, und wie vortrefflich die Gesinnung deines Herzens ist.

Jdt 8:30 Aber die Leute litten furchtbar unter dem Durst; und so zwangen sie uns dazu, unsere Versprechungen in die Tat umzusetzen und sogar einen Eid auf uns zu nehmen, den wir nicht brechen dürfen.

Jdt 8:31 Und nun, bete für uns, denn du bist eine fromme Frau; dann wird der Herr Regen herabsenden, der unsere Zisternen anfüllt, und wir werden fürderhin nicht verschmachten."

Jdt 8:32 Da fiel ihnen Judit ins Wort: "Hört mich an! Ich will eine Tat vollbringen, deren Kunde bis in fernste Geschlechter zu den Söhnen unseres Volkes dringen wird.

Jdt 8:33 Stellt euch diese Nacht an das Tor! Ich will mit meiner Leibmagd hinausgehen! In den Tagen, nach deren Verlauf ihr die Übergabe der Stadt an unsere Feinde zugesagt habt, wird der Herr Israel durch meine Hand gnädig heimsuchen.

Jdt 8:34 Forscht nicht weiter nach, was ich zu tun vorhabe, denn ich werde euch nichts mitteilen, bis das vollendet ist, was ich zu tun gedenke."

Jdt 8:35 Da sprachen Ozias und die Vorsteher zu ihr: "Gehe hin in Frieden! Gott, der Herr, ziehe dir voran, um an unseren Feinden Rache zu nehmen!"

Jdt 8:36 Dann wandten sie dem Zelt den Rücken und begaben sich auf ihre Posten.

 

Judit Kapitel 9

 

Jdt 9:1 Judit aber fiel auf ihr Antlitz, streute Asche auf ihr Haupt und entfaltete das Bußgewand, das sie trug. Eben wurde in Jerusalem im Haus Gottes das Rauchopfer jenes Abends dargebracht, als Judit laut zum Herrn rief und sprach:

Jdt 9:2 "Herr, Gott meines Ahnen Simeon, du gabst diesem ein Schwert in die Hand zur Rache an den Fremdstämmigen, die den Gürtel einer Jungfrau zur Schändung lösten, die Hüfte zur Schmach enthüllten und den Schoß zur Schande entweihten. Denn du hattest befohlen, es dürfe nicht sein, und doch taten sie es.

Jdt 9:3 Dafür gabst du ihre Fürsten der Ermordung preis und ihr betrogenes Lager, das sich der gelungenen Täuschung schämte, dem Blutbad. Du schlugst Knechte samt Fürsten, ja Fürsten auf ihren Thronen.

Jdt 9:4 Ihre Frauen gabst du zur Beute, ihre Töchter in die Gefangenschaft und all ihre Habe zur Plünderung an deine geliebten Söhne. Diese waren ja von Eifer für dich beseelt, mißbilligten die Befleckung ihres Blutes und riefen dich um Hilfe an.

Jdt 9:5 Gott, mein Gott, erhöre auch mich, die Witwe! Du hast gewirkt, was vor jenen Ereignissen lag, jene Ereignisse selbst und die folgenden; das Gegenwärtige und Zukünftige hast du ausgedacht, und es geschah, was du erdachtest.

Jdt 9:6 Deine Beschlüsse traten ins Dasein und sprachen: Hier sind wir! Denn all deine Wege sind geebnet, und dein Gericht ist vorhergesehen.

Jdt 9:7 Fürwahr, die Assyrer sind zahlreich in ihrer Heeresmacht, brüsten sich hochmütig ob ihrer Rosse und Reiter, prahlen mit der Stärke ihrer Mannschaften, hoffen auf Schild, Speer, Bogen und Schleuder. Sie sehen nicht ein, daß du der Herr bist, der den Kriegen Einhalt gebietet.

Jdt 9:8 "Herr" ist dein Name! Zerschmettere ihre Kraft durch deine Macht und zwinge nieder in deinem Grimm ihre Stärke; denn sie beschlossen, dein Heiligtum zu entweihen und das Zelt, die Ruhestätte für deinen herrlichen Namen, zu schänden und mit eisernen Waffen das Horn deines Altares abzuschlagen.

Jdt 9:9 Blicke auf ihren Hochmut, sende deinen Zorn auf ihr Haupt! Gib in meine Hand, die Hand einer Witwe, Kraft zu dem Werk, das ich vorhabe!

Jdt 9:10 Schlage durch meine trügerischen Lippen den Knecht mit dem Herrscher und den Herrscher mit seinem Diener! Zerschmettere ihren Stolz durch die Hand einer Frau!

Jdt 9:11 Denn nicht in der Menge ruht deine Kraft, noch in Kriegshelden deine Macht; nein, du bist ein Gott der Demütigen, ein Helfer der Geringen, ein Beistand der Schwachen, ein Beschützer der Verstoßenen und ein Retter der Verzweifelnden.

 

Jdt 9:12 Ja, fürwahr, Gott meines Ahnen und Gott des Erbes Israel! Du Herrscher des Himmels und der Erde, Schöpfer der Meere und König deiner ganzen Schöpfung, höre mein Gebet!

Jdt 9:13 Laß mein trügerisches Wort zur Wunde und Strieme für sie werden, die gegen deinen Bund, dein heiliges Haus, den Sionsberg und den Erbbesitz deiner Söhne Grausames beschlossen haben.

Jdt 9:14 Mach, daß dein ganzes Volk und jeder Stamm erkenne und wisse, daß du der Gott bist, der Gott aller Macht und Kraft, und daß kein anderer ist, der das Volk Israel beschirmt, außer dir!"

 

Judit Kapitel 10

 

Jdt 10:1 Als sie aufgehört hatte, zum Gott Israels zu rufen,

Jdt 10:2 erhob sie sich vom Boden, rief ihre Leibmagd und ging in das Haus hinab, wo sie sich an Sabbattagen und an ihren Festtagen aufzuhalten pflegte.

Jdt 10:3 Sie legte das Bußgewand ab, mit dem sie bekleidet war, zog auch ihre Witwentracht aus, badete und salbte sich mit feinstem Öl. Sie ordnete die Haare ihres Hauptes, setzte einen Kopfbund auf und bekleidete sich mit ihren Festgewändern, die sie zu Lebzeiten ihres Mannes Manasse getragen hatte.

Jdt 10:4 Sie band Sandalen um ihre Füße, legte Schrittkettchen, Armbänder, Fingerringe, Ohrringe und all ihren Schmuck an. Sie machte sich deshalb so überaus schön, um die Augen der Männer, die sie etwa sahen, zu berücken.

Jdt 10:5 Dann gab sie ihrer Leibmagd einen Schlauch Wein und ein Gefäß Öl, füllte ihren Brotsack mit Röstkorn, Feigenkuchen und Broten, wickelte all ihre Gefäße ein und gab sie ihr zu tragen.

Jdt 10:6 Dann gingen sie an das Stadttor von Betylua und fanden dort den Ozias und die Stadtältesten Chabris und Charmis.

Jdt 10:7 Sie erblickten Judit; ihr Aussehen hatte sie ganz verändert, und ihre Kleidung war verwandelt. Da staunten sie maßlos über ihre Schönheit und sprachen zu ihr:

Jdt 10:8 "Der Gott unserer Väter lasse dich Gnade finden und vollende dein Vorhaben zum Jubel der Israeliten und zur Erhöhung Jerusalems!"

Jdt 10:9 Sie neigte sich anbetend vor Gott und sprach zu ihnen: "Laßt mir das Stadttor öffnen! Hinausgehen will ich, um das zu vollenden, was ihr mit mir besprochen habt." Da gaben sie den jungen Männern den Befehl, ihr zu öffnen, wie sie gesagt hatte.

Jdt 10:10 Diese taten so. Judit ging in Begleitung ihrer Magd hinaus. Die Bürger der Stadt aber schauten ihr nach, bis sie den Berg hinabgestiegen war, das Tal durchschritten hatte und man sie nicht mehr sehen konnte.

Jdt 10:11 Im Tal gingen sie den Weg geradeaus. Da begegneten ihr Vorposten der Assyrer.

Jdt 10:12 Man ergriff sie und fragte: "Zu wem gehörst du, woher kommst du und wohin gehst du?" Sie entgegnete: "Ich bin eine Tochter der Hebräer und bin ihnen davongelaufen, weil sie euch zum Verschlingen gegeben werden.

Jdt 10:13 Ich aber will mich zu Holophernes, dem Oberbefehlshaber eures Heeres, begeben, um ihm wahre Tatsachen zu berichten, und will vor ihm her einen Weg weisen, den er gehen kann, um so des ganzen Berglandes Herr zu werden. Dabei wird keiner von seinen Leuten Leib und Leben verlieren."

Jdt 10:14 Als nun die Männer ihre Worte vernahmen und ihr Antlitz betrachteten, erschien sie ihnen als ein Wunder von übergroßer Schönheit. Sie sprachen zu ihr:

Jdt 10:15 "Du hast dein Leben gerettet, da du so eilig zu unserem Herrn herabkamst! Geh nun hin zu seinem Zelt; einige der Unsrigen werden dich begleiten, bis sie dich seinen Händen übergeben haben.

Jdt 10:16 Stehst du aber vor ihm, so fürchte dich nicht in deinem Herzen, sondern melde ihm nur, was du gesagt hast; dann wird er dich wohlwollend behandeln!"

Jdt 10:17 Nun wählten sie hundert Mann aus ihrer Mitte und gaben sie ihr und ihrer Magd als Begleitung bis zum Zelt des Holophernes.

Jdt 10:18 Im ganzen Lager gab es einen Menschenauflauf; denn in den Zelten war die Kunde von ihrer Ankunft verbreitet worden. So kam man und umringte sie, wie sie draußen vor dem Zelt des Holophernes stand, bis man ihm über ihre Person Bericht erstattet hatte.

Jdt 10:19 Man staunte über ihre Schönheit und bewunderte ihretwegen die Israeliten. Einer sagte zum andern: "Wer könnte dies Volk verachten, das in seiner Mitte solche Frauen hat? Deshalb ist es nicht gut, von ihnen auch nur einen einzigen Mann übrigzulassen. Denn ließe man sie frei, dann könnten sie die ganze Welt überlisten."

Jdt 10:20 Da kamen die Leibwächter des Holophernes und alle seine Diener heraus und führten sie in das Zelt.

Jdt 10:21 Holophernes aber ruhte gerade auf seinem Lager unter dem Mückennetz, das aus Purpur, Gold, Smaragd und eingewebten Edelsteinen bestand.

Jdt 10:22 Als man ihm über sie berichtet hatte, ging er in das Vorzelt hinaus, wobei silberne Leuchter vor ihm hergetragen wurden.

Jdt 10:23 Sobald nun Judit vor ihm und seinen Dienern dastand, staunten alle über die Schönheit ihres Antlitzes. Sie fiel auf ihr Angesicht und huldigte ihm; seine Knechte aber richteten sie auf.

 

Judit Kapitel 11

 

Jdt 11:1 Da sprach Holophernes zu ihr: "Habe Mut, Frau! Fürchte dich nicht; denn ich habe noch keinem Menschen ein Leid angetan, der sich dazu bereit erklärt hat, Nabuchodonosor, dem König der ganzen Erde, zu dienen.

Jdt 11:2 Folglich, wäre dein Volk, das im Bergland wohnt, mir nicht höhnisch begegnet, so hätte ich meinen Speer nie gegen es erhoben. Das haben sie sich selbst zuzuschreiben.

Jdt 11:3 Nun sage mir, warum du vor ihnen entflohen und zu uns gekommen bist! Denn du kamst zu deinem Heil. Sei getrost, du wirst in dieser Nacht und auch weiterhin am Leben bleiben.

Jdt 11:4 Denn niemand wird dir Übles antun, sondern man wird dich gut behandeln, wie es den Dienern meines Herrn, des Königs Nabuchodonosor, zu geschehen pflegt."

Jdt 11:5 Judit entgegnete ihm: "Nimm die Worte deiner Sklavin gnädig auf! Deine Dienerin möchte vor deinem Antlitz reden dürfen. Ich will meinem Herrn in dieser Nacht nichts vorlügen.

Jdt 11:6 Befolgst du die Worte deiner Sklavin, dann wird Gott ein Werk mit dir zur Vollendung führen, und nichts von den Plänen meines Herrn wird vereitelt werden.

Jdt 11:7 Denn so wahr Nabuchodonosor, der König der ganzen Erde, lebt, und so wahr die Macht dessen besteht, der dich sandte zur Neuordnung aller Lebewesen! Gewiß, nicht nur die Menschen werden durch dein Verdienst ihm untertan sein, sondern selbst die Tiere des Feldes, das Vieh und die Vögel des Himmels werden durch deine Stärke unter Nabuchodonosor und seinem ganzen Hause leben.

Jdt 11:8 Denn wir hörten von deiner Weisheit und von der Klugheit deines Geistes. Aller Welt wurde kund, daß du allein im ganzen Königreich tüchtig, einsichtsvoll und bewundernswert in kriegerischen Taten bist.

Jdt 11:9 Was nun die Rede angeht, die Achior in deiner Ratssitzung vortrug, so haben wir seine Worte gehört; denn die Leute von Betylua ließen ihn am Leben, und er berichtete ihnen alles, was er bei dir gesprochen hat.

Jdt 11:10 Deshalb, mein Gebieter und Herr, laß sein Wort nicht unbeachtet, sondern nimm es dir zu Herzen! Denn wahr ist es: Unser Geschlecht wird nicht gestraft, das Schwert kann darüber nicht triumphieren, es sei denn, daß sie gegen ihren Gott gesündigt haben.

Jdt 11:11 Nun denn, damit mein Herr nicht erfolglos abziehen muß und damit der Tod über jene komme, melde ich: Die Sünde hat sie bereits angefaßt, mit der sie ihren Gott zum Zorn reizen werden, sobald sie etwas Ungehöriges tun.

Jdt 11:12 Da ihnen nämlich die Nahrungsmittel zu Ende gingen und jeglicher Wasservorrat knapp wurde, faßten sie den Entschluß, an ihr Vieh Hand anzulegen, und entschieden sich dafür, alles das zu genießen, was ihnen Gott durch seine Gesetze zu essen verboten hat.

Jdt 11:13 Auch die Erstlingsfrüchte des Getreides und die Zehnten von Wein und Öl, die sie als heilige Abgaben für die Priester, die in Jerusalem vor dem Angesicht unseres Gottes stehen, aufbewahrt hatten, beschlossen sie zu verzehren, obwohl doch keiner aus dem Volk sie auch nur mit den Händen anrühren darf.

Jdt 11:14 Schon sandten sie Leute nach Jerusalem, weil ja die dortigen Bürger dasselbe getan haben, um sich vom Ältestenrat Befreiung vom Gesetz einholen zu lassen.

Jdt 11:15 Es wird aber so sein: Sobald man ihnen das mitteilt und sie danach handeln, werden sie dir am nämlichen Tag zur Vernichtung freigegeben.

Jdt 11:16 Darum bin ich, deine Sklavin, in der Erkenntnis all dieser Dinge ihnen entlaufen. Gott hat mich hergesandt, mit dir Taten zu verrichten, über welche alle Welt, wer immer davon hört, außer sich geraten wird.

Jdt 11:17 Denn deine Sklavin ist gottesfürchtig und dient Tag und Nacht dem Himmelsgott. Nun will ich bei dir bleiben, mein Herr! Des Nachts wird deine Dienerin ins Tal hinausgehen; ich will zu Gott beten, und er wird mir sagen, wann sie ihre Sünden vollbracht haben.

Jdt 11:18 Dann will ich kommen, um es dir zu berichten. Du wirst mit deiner ganzen Kriegsmacht ausrücken, und kein einziger von ihnen wird dir widerstehen können.

Jdt 11:19 Ich werde dich mitten durch Judäa führen bis vor Jerusalem hin. In seiner Mitte stelle ich deinen Thron auf, und du wirst sie treiben wie Schafe, die keinen Hirten haben. Kein Hund wird gegen dich auch nur die Zunge spitzen. Denn dies ist mir gemäß meiner Vorherschau mitgeteilt und verkündet worden, und ich wurde gesandt, es dir zu berichten."

Jdt 11:20 Ihre Worte gefielen Holophernes und allen seinen Dienern. Man staunte über ihre Weisheit und sprach:

Jdt 11:21 "Von einem Ende der Erde bis zum andern gibt es keine solche Frau mehr, so schön von Angesicht und so einsichtsvoll in der Rede."

Jdt 11:22 Da sprach Holophernes zu ihr: "Gott hat wohl daran getan, daß er dich vor dem Volke hergesandt hat, damit die Macht in unsere Hände, über die Verächter meines Herrn aber das Verderben komme.

Jdt 11:23 Nun aber, schön bist du von Gestalt und trefflich in deinen Worten. Wahrlich, wenn du tust, wie du gesagt hast, ann soll dein Gott mein Gott sein; du aber wirst im Hause des Königs Nabuchodonosor wohnen und auf der ganzen Erde berühmt sein."

 

Judit Kapitel 12

 

Jdt 12:1 Dann befahl er, sie dorthin zu führen, wo seine Silbergeräte lagen, und gab Anweisung, ihr von seinen Speisen vorzusetzen und sie von seinem Wein trinken zu lassen.

Jdt 12:2 Judit sprach: "Ich werde davon nichts essen, damit kein Ärgernis entsteht. Vielmehr werde mir von dem, was ich mitgebracht habe, die Nahrung gereicht."

Jdt 12:3 Holophernes aber entgegnete ihr: "Wenn aber deine Vorräte zu Ende gehen, woher sollen wir dann ähnliche Nahrung beziehen, um sie dir zu geben? Ist doch bei uns keiner aus deinem Volk!"

Jdt 12:4 Aber Judit erwiderte ihm: "So wahr deine Seele lebt, mein Herr, deine Sklavin wird die Vorräte, die sie bei sich trägt, nicht aufgezehrt haben, bis der Herr durch mich das vollführt, was er beschlossen hat!"

Jdt 12:5 Da führten die Diener des Holophernes sie ins Zelt; sie schlief bis Mitternacht. Um die Zeit der Morgenwache aber erhob sie sich.

Jdt 12:6 Sie sandte zu Holophernes und ließ sagen: "Mein Herr möge doch befehlen, daß man deine Sklavin zum Gebet hinausgehen läßt!"

Jdt 12:7 Da befahl Holophernes den Leibwächtern, sie nicht aufzuhalten. So verblieb sie drei Tage im Lager und ging während der Nacht ins Bachtal von Betylua hinaus und badete im Lager an der Wasserquelle.

Jdt 12:8 Sobald sie aus dem Bad gestiegen war, flehte sie zum Herrn, dem Gott Israels, ihr Vorhaben für die Aufrichtung der Söhne ihres Volkes gelingen zu lassen.

Jdt 12:9 Im Zustand der Reinheit kehrte sie zurück und blieb im Zelt, bis sie gegen Abend Speise zu sich nahm.

Jdt 12:10 Am vierten Tag veranstaltete nun Holophernes ausschließlich für seine Diener ein Gastmahl und lud keinen von den Beamten dazu ein.

Jdt 12:11 Er sprach zu dem Kämmerer Bagoas, der über all sein Eigentum gesetzt war: "Geh doch hin und rede der hebräischen Frau, die bei dir ist, zu, daß sie zu uns komme und mit uns esse und trinke!

Jdt 12:12 Denn fürwahr, eine Schande wäre es für uns, eine solche Frau laufen zu lassen, ohne Verkehr mit ihr gehabt zu haben. Ziehen wir sie nicht an uns, dann wird sie uns auslachen."

Jdt 12:13 Bagoas ging von Holophernes hinweg, trat zu ihr ein und sprach: "Möge doch dieses schöne Mädchen nicht zaudern, zu meinem Herrn zu kommen; sie soll von ihm geehrt werden, in Fröhlichkeit mit uns Wein trinken und heute wie eine Tochter der Assyrer werden, die im Palast Nabuchodonosors stehen!"

Jdt 12:14 Da gab ihm Judit zur Antwort: "Wer bin ich denn, daß ich meinem Herrn widersprechen dürfte? Alles, was ihm wohlgefällt, will ich eiligst tun, und es wird mir das eine Freude sein bis zum Tage meines Todes!"

Jdt 12:15 Dann stand sie auf, schmückte sich mit den Gewändern und mit allem weiblichen Schmuck. Ihre Magd ging hin und breitete für sie vor Holophernes die Teppiche auf dem Boden aus, die sie von Bagoas für ihren täglichen Gebrauch erhalten hatte, um beim Essen darauf zu liegen.

Jdt 12:16 Dann trat Judit ein und ließ sich nieder. Das Herz des Holophernes aber geriet ihretwegen in Erregung, und sein Inneres ward aufgewühlt. Er begehrte heftig danach, sie zu besitzen. Schon seit dem Tage, da er sie zu sehen bekam, wartete er auf einen günstigen Augenblick, sie zu verführen.

Jdt 12:17 Holophernes sprach zu ihr: "Trinke doch und sei mit uns fröhlich!"

Jdt 12:18 Da entgegnete Judit: "Ja, ich will trinken, Herr! Denn heute ist mein Leben in mir höher gestiegen als all die Tage seit meiner Geburt."

Jdt 12:19 Sie nahm, aß und trank in seiner Gegenwart, was ihre Dienerin ihr bereitet hatte.

Jdt 12:20 Da freute sich Holophernes an ihr und trank sehr viel Wein, so viel, wie er noch nie an einem Tag seines Lebens getrunken hatte.

 

Judit Kapitel 13

 

Jdt 13:1 Als es spät geworden war, brachen seine Diener rasch auf. Bagoas verschloß das Zelt von außen und entfernte die Anwesenden von seinem Herrn. Sie begaben sich auf ihre Nachtlager; denn sie waren alle müde, da das Gastmahl sich lange hingezogen hatte.

Jdt 13:2 Judit aber blieb allein im Zelt zurück. Holophernes war vornüber auf sein Lager gesunken; denn er hatte dem Wein stark zugesprochen.

Jdt 13:3 Judit hatte ihrer Magd die Anordnung gegeben, sich außerhalb ihres Schlafgemaches hinzustellen und wie alle Tage zu warten, bis sie herauskäme. Sie sagte nämlich, daß sie zu ihrem üblichen Gebet hinausgehen werde. In demselben Sinn sprach sie auch zu Bagoas.

Jdt 13:4 Alle waren nun verschwunden, und keiner blieb - vom Kleinsten bis zum Größten - im Schlafgemach zurück. Da stellte sich Judit an sein Lager und betete in ihrem Herzen: "Herr, du Gott aller Macht! Blicke in dieser Stunde herab auf das Tun meiner Hände zur Erhöhung Jerusalems!

Jdt 13:5 Jetzt ist es Zeit, dich deines Erbes anzunehmen und mein Vorhaben zu vollbringen zum Verderben der Feinde, die sich wider uns erhoben haben."

Jdt 13:6 Dann trat sie an den Bettpfosten zu Häupten des Holophernes und nahm von ihm sein Schwert herab.

Jdt 13:7 Sie ging nahe an das Bett heran, ergriff sein Haupthaar und sprach: "Stärke mich, Herr, Gott Israels, am heutigen Tag!"

Jdt 13:8 Sie schlug zweimal mit all ihrer Kraft auf seinen Nacken und schlug ihm sein Haupt ab.

Jdt 13:9 Seinen Rumpf aber wälzte sie vom Lager hinab und nahm das Mückennetz von den Säulen herunter. Kurz danach ging sie hinaus und übergab ihrer Magd das Haupt des Holophernes.

Jdt 13:10 Diese legte es in ihren Brotsack. Dann gingen beide nach ihrer Gewohnheit hinaus zum Gebet, durchschritten das Lager, wandten sich jenem Tale zu, stiegen den Berg von Betylua hinan und kamen vor seine Tore.

Jdt 13:11 Schon von weitem rief Judit den Wächtern auf den Toren zu: "Öffnet, öffnet schnell das Tor! Gott ist mit uns, unser Gott, um Kraft zu erweisen an Israel und Stärke wider die Feinde, wie er es heute getan hat!"

Jdt 13:12 Da nun ihre Mitbürger ihr Rufen vernahmen, liefen sie schleunigst zum Stadttor hinab und riefen die Stadtältesten zusammen.

Jdt 13:13 Alle, klein und groß, eiIten zusammen; denn es erschien ihnen unglaublich, daß sie gekommen sei. So öffneten sie das Tor und empfingen sie. Sie zündeten ein Feuer an, daß es hell wurde, und umringten die beiden.

Jdt 13:14 Sie aber sprach laut zu ihnen: "Preiset Gott, preiset ihn! Lobet Gott, der sein Erbarmen dem Haus Israel nicht entzogen hat, sondern unsere Feinde durch mich in dieser Nacht schlug!"

Jdt 13:15 Dann nahm sie das Haupt aus dem Sack, zeigte es ihnen und sprach: "Schaut das Haupt des Holophernes, des Oberfeldherrn der assyrischen Heeresmacht, und seht da das Mückennetz, unter dem er in seiner Trunkenheit lag! Der Herr hat ihn durch Frauenhand geschlagen.

Jdt 13:16 So wahr der Herr lebt, der mich auf meinem Weg, den ich einschlug, beschützte! Mein Antlitz hat ihn zu seinem Verderben berückt. Doch beging er keine Sünde mit mir und hat mich nicht schandvoll befleckt."

Jdt 13:17 Da gerieten alle Leute außer sich. Sie verneigten sich, beteten Gott an und sprachen einstimmig: "Gepriesen bist du, unser Gott, der du heute die Feinde deines Volkes vernichtet hast!"

Jdt 13:18 Ozias aber sprach zu ihr: "Gepriesen bist du, Tochter, vom höchsten Gott vor allen Frauen auf der Erde! Gepriesen ist Gott, der Herr, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der es dir gelingen ließ, das Haupt des Anführers unserer Feinde zu treffen!

Jdt 13:19 Denn deine Zuversicht wird ewig nicht aus den Herzen der Menschen schwinden, die der göttlichen Macht eingedenk sind.

Jdt 13:20 Gott aber lasse dir das zu ewigem Ruhm gereichen, indem er dir mit reichlichen Gütern vergilt, daß du dein Leben nicht geschont hast um der Erniedrigung unseres Volkes willen! Du tratest vielmehr unserem Fall entgegen und wandeltest in Gerechtigkeit vor unserem Gott." Alles Volk aber sprach: "Amen, Amen!"

 

Judit Kapitel 14

 

Jdt 14:1 Da sprach Judit zu ihnen: "Hört mich nun, Brüder! Nehmt diesen Kopf und hängt ihn auf der Zinne eurer Mauer auf!

Jdt 14:2 Sobald dann der Morgen graut und die Sonne über der Erde aufgeht, ergreift alle eure Kriegswaffen, und jeder wehrhafte Mann soll vor die Stadt hinausziehen! Setzt euch einen Anführer über sie, ganz als ob ihr zur Ebene gegen die Vorposten der Assyrer hinabsteigen wolltet! Steigt aber in Wirklichkeit nicht hinab!

Jdt 14:3 Dann werden diese ihre Waffen ergreifen, in ihr Lager gehen und die Feldherrn des assyrischen Heeres wecken. Sie werden zum Zelt des Holophernes zusammenlaufen, ihn aber nicht finden. Dann wird Furcht sie befallen, und sie werden vor euch fliehen.

Jdt 14:4 Ihr aber und alle, die das ganze Gebiet Israels bewohnen, sollt ihnen nachjagen und sie auf ihren Wegen niederstrecken!

Jdt 14:5 Bevor ihr dies aber tut, ruft mir den Ammoniter Achior, damit er den sehe und erkenne, der das Haus Israel verächtlich machte und ihn zu uns schickte als dem Tod geweiht!"

Jdt 14:6 Sie holten Achior aus dem Hause des Ozias. Er kam, erblickte das Haupt des Holophernes in der Hand eines Mannes aus der Volksversammlung, fiel auf sein Antlitz und wurde ohnmächtig.

Jdt 14:7 Da hoben sie ihn auf; er fiel zu Judits Füßen nieder, huldigte ihr und sprach: "Gepriesen seist du in jedem Zelt Judas und bei allen Völkern, die erzittern werden, wenn sie deinen Namen hören!

Jdt 14:8 Nun berichte mir doch alles, was du in diesen Tagen getan hast!" Da erzählte ihm Judit inmitten des ganzen Volkes von allem, was sie seit jenem Tag, da sie hinauszog, bis zu dem Augenblick, da sie zu ihnen sprach, getan hatte.

Jdt 14:9 Als sie ihren Bericht beendet hatte, jubelten die Leute laut und erhoben ein Freudengeschrei in ihrer Stadt.

Jdt 14:10 Achior aber, der alles miterlebt hatte, was der Gott Israels wirkte, glaubte fest an Gott, ließ sich das Fleisch seiner Vorhaut beschneiden und wurde dem Hause Israel angegliedert bis heute.

Jdt 14:11 Beim Morgenanbruch hängte man das Haupt des Holophernes an die Stadtmauer; jeder Mann ergriff seine Waffen, und sie zogen scharenweise zu den Bergpässen.

Jdt 14:12 Als aber die Assyrer sie erblickten, schickten sie nach ihren Feldherren, Obersten und allen ihren Befehlshabern.

Jdt 14:13 Sie trafen sich beim Zelt des Holophernes und sprachen zum Verwalter seines ganzen Eigentums: "Wecke doch unsern Herrn, denn die Sklaven wagten, zum Kampf gegen uns herabzusteigen, um vollends in ihr Verderben zu rennen."

Jdt 14:14 Da trat Bagoas ein und klopfte an den Vorhang des Zeltes. Er vermutete nämlich, daß Holophernes mit Judit schliefe.

Jdt 14:15 Niemand aber gab Gehör. Deshalb zog er den Vorhang beiseite, trat ins Schlafgemach ein und fand ihn tot auf dem Fußschemel liegen; er war enthauptet.

Jdt 14:16 Da schrie er laut auf mit Weinen, Stöhnen und mächtigem Geschrei und zerriß seine Kleider.

Jdt 14:17 Dann ging er in das Zelt, wo Judit gewohnt hatte, fand sie aber nicht. Er sprang unter das Volk hinaus und rief:

Jdt 14:18 "Verrat haben die Sklaven geübt; ein einziges Weib der Hebräer hat Schimpf über das Haus des Königs Nabuchodonosor gebracht! Seht, Holophernes liegt am Boden, und sein Kopf ist weg!"

Jdt 14:19 Die assyrischen Feldherren hörten diese Kunde und zerrissen ihre Kleider. Sie gerieten in arge Bestürzung, und ihr überaus heftiges Wehklagen und Schreien ertönte mitten im Lager.

 

Judit Kapitel 15

 

Jdt 15:1 Als aber die Leute im Zeltlager davon vernahmen, waren sie über das Geschehene entsetzt.

Jdt 15:2 Zittern und Furcht befiel sie, und keiner mehr blieb in Verbindung mit seinem Nebenmann, sondern alle miteinander zerstreuten sich fliehend über alle Wege der Ebene und des Gebirges.

Jdt 15:3 Auch jene, die im Gebirge rings um Betylua ein Lager aufgeschlagen hatten, ergriffen die Flucht. Jetzt aber stürzten sich die Israeliten, und zwar alle kriegstüchtigen Männer unter ihnen, auf sie.

Jdt 15:4 Da sandte Ozias nach Betomestaim, Bebaj, Chobaj, Kola und nach dem ganzen Gebiet Israels Boten, die das Geschehene berichten und auffordern sollten, alle möchten sich auf die Feinde stürzen, um sie zu vernichten.

Jdt 15:5 Als das die Israeliten hörten, fielen sie wie ein Mann über sie her und schlugen sie bis nach Choba. Ebenso kamen die Bewohner Jerusalems und des gesamten Berglandes herbei; ihnen war nämlich berichtet worden, was dem Lager ihrer Feinde widerfahren war. Auch die Galaaditer und Galiläer überflügelten sie mit gewaltigen Schlägen, bis sie nach Damaskus und in sein Gebiet kamen.

Jdt 15:6 Die übrigen Bewohner Betyluas fielen über das assyrische Lager her, raubten es aus und erwarben großen Reichtum.

Jdt 15:7 Als die Israeliten vom Kampf zurückkehrten, bemächtigten sie sich des Restes. Auch die Dörfer und Gehöfte im Bergland und in der Ebene gewannen reiche Beute. Denn es war eine riesengroße Menge.

Jdt 15:8 Der Hohepriester Joakim und der Ältestenrat der Israeliten, die in Jerusalem wohnten, kamen, um die Auszeichnung zu schauen, die der Herr Israel beschieden hatte, und um Judit zu sehen und ihr Glück zu wünschen.

Jdt 15:9 Sie traten bei ihr ein, lobten sie alle wie aus einem Munde und sprachen zu ihr: "Du bist der Stolz Jerusalems, du die große Freude Israels, du der ganze Ruhm unseres Volkes!

Jdt 15:10 Mit eigener Hand hast du dies alles vollbracht, hast für Israel Hervorragendes geleistet, und Gott fand daran sein Wohlgefallen. Sei gesegnet von dem allmächtigen Herrn für ewige Zeiten!" Und alles Volk sprach: "Amen."

Jdt 15:11 Dreißig Tage hindurch plünderten alle Leute das Lager. Judit schenkte man das Zelt des Holophernes, alle seine Silbergeräte, die Betten, die Becher und alle seine Einrichtungsgegenstände. Sie nahm es, lud es auf ihr Maultier, ließ ihre Wagen anspannen und alles darauflegen.

Jdt 15:12 Alle Frauen Israels aber liefen zusammen, um sie zu sehen. Man pries sie, und einige von ihnen veranstalteten ihr zu Ehren einen Reigentanz. Sie nahm Laubzweige in ihre Hände und verteilte sie an die Frauen, die bei ihr waren.

Jdt 15:13 Sie selbst und ihre Begleiterinnen bekränzten sich mit Ölzweigen. An der Spitze des ganzen Volkes schritt sie einher und führte den Reigentanz aller Frauen. Alle Männer Israels folgten bewaffnet und bekränzt, Loblieder auf ihren Lippen.

Jdt 15:14 Da stimmte Judit das folgende Preislied vor ganz Israel an, und alles Volk sang mit lauter Stimme diesen Lobgesang mit.

 

Judit Kapitel 16

 

Jdt 16:1 Judit hub an: "Mit Pauken stimmt an, meinem Gott zur Ehre, mit Zimbeln singt dem Herrn; laßt ihm ertönen Lied und Gesang; erhebt und rühmt seinen Namen!

Jdt 16:2 Denn ein Gott, der Kriege zerbricht, ist der Herr; in sein Lager inmitten des Volkes holte er mich aus meiner Verfolger Hand.

Jdt 16:3 Von den Bergen kam Assur von Norden her, kam mit seines Heeres unzähliger Schar, deren Menge die Täler sperrte, die Hügel bedeckte sein Reiterheer!

Jdt 16:4 Verbrennen wollte er meine Berge, meine Jugend mit dem Schwerte vernichten, zu Boden schmettern meine Säuglinge, meine kleinen Kinder erbeuten und meine Jungfrauen entführen.

Jdt 16:5 Zunichte machte sie der allmächtige Herr durch die Hand einer Frau!

Jdt 16:6 Nicht durch Jungkrieger stürzte hin ihr Tyrann, nicht Söhne der Riesen erschlugen ihn, nicht hochragende Recken fielen über ihn her; nein, Judit, Meraris Tochter, lähmte ihn durch ihres Antlitzes Schönheit!

Jdt 16:7 Sie legte ihre Witwentracht ab, um die Bedrängten in Israel zu erhöhen. Mit feinstem Öl hat sie ihr Antlitz gesalbt,

Jdt 16:8 band ihre Haare zusammen im Kopfbund. Ihn zu betören, nahm sie ein linnenes Kleid.

Jdt 16:9 Ihre Sandale fesselte sein Auge, ihre Schönheit nahm seine Seele gefangen. So durchdrang seinen Nacken das Schwert.

Jdt 16:10 Die Perser waren ob ihrer Kühnheit erstarrt, die Meder verwirrt ob ihres Mutes!

Jdt 16:11 Damals jauchzten meine Erniedrigten, jene aber gerieten in Furcht; es jauchzten meine Schwachen, jene aber erschraken; sie erhoben ihre Stimme, jene aber flohen davon.

Jdt 16:12 Söhne von Mädchen durchbohrten sie, stießen sie nieder wie entlaufene Sklaven. Sie kamen um durch die Heerschar meines Herrn!

Jdt 16:13 Singen will ich meinem Gott ein neues Lied. Groß und herrlich bist du, Herr, wunderbar an Kraft, unübertrefflich.

Jdt 16:14 Deine gesamte Schöpfung diene dir! Du sprachst, und sie war da. Deinen Odem sandtest du, und er baute auf; niemand kann deinem Worte widerstehen.

Jdt 16:15 Berge wanken samt den Wassern in ihrem Grund, Felsen zerschmelzen vor dir wie Wachs! Denen aber, die dich fürchten, bist du gnädig.

Jdt 16:16 Denn zu gering ist jedes Opfer zum lieblichen Wohlgeruch, viel zu wenig zum Brandopfer für dich ist jegliches Fett! Wer aber den Herrn fürchtet, ist für immerdar groß.

Jdt 16:17 Wehe den Heiden, die sich erheben wider mein Volk! Der allgewaltige Herr nimmt Rache an ihnen am Tag des Gerichts; Feuer und Würmer sendet er ihnen ins Fleisch, ewig werden sie heulen vor Schmerz!"

Jdt 16:18 Als sie dann nach Jerusalem gekommen waren, beteten sie Gott an. Das Volk wurde gereinigt, und sie brachten ihre Brandopfer, freiwilligen Opfer und Gaben dar.

Jdt 16:19 Judit stiftete alle Zeltgegenstände des Holophernes, die das Volk ihr geschenkt hatte, auch das Mückennetz, das sie sich aus seinem Schlafgemach mitgenommen hatte, brachte sie Gott als Weihegabe dar.

Jdt 16:20 Das Volk aber feierte in Jerusalem fröhlich vor dem Heiligtum drei Monate lang. Judit blieb bei ihnen.

Jdt 16:21 Nach Verlauf dieser Tage aber kehrte ein jeder zu seinem Erbbesitz heim. Judit ging nach Betylua zurück und wohnte in ihrem Besitztum. Ihr Leben lang war sie im ganzen Lande berühmt.

Jdt 16:22 Viele begehrten sie als Frau; aber kein Mann durfte sie berühren, solange sie lebte, seit ihr Mann Manasse tot war.

Jdt 16:23 Sie wurde recht betagt und erreichte im Hause ihres Mannes ein Alter von 105 Jahren. Ihrer Magd schenkte sie die Freiheit. Sie selbst starb in Betylua, und man begrub sie in der Grabhöhle ihres Mannes Manasse.

Jdt 16:24 Das Haus Israel trauerte um sie sieben Tage lang. Ihr Vermögen verteilte sie vor ihrem Hinscheiden an die nächsten Angehörigen ihres Mannes Manasse und die Anverwandten ihrer Sippe.

Jdt 16:25 Es gab niemanden mehr, der die Israeliten in Judits Tagen und lange Zeit nach ihrem Tod in Furcht versetzt hätte.