Brief eines Lebensschützers an Bischof Bätzing, Limburg

13.05.2018

 

Eure Exzellenz Georg Bätzing,

Bischof von Limburg,

dieser Vorgang dürfte Ihnen bekannt sein, denn er sorgt zurzeit für bundesweiten Wirbel.

Das Thema Abtreibung ist ein heißes Eisen. Zum Glühen brachte es die Politik, die sich um jeden noch so potentiellen Wähler bemüht, der bzw. die auf die billigen Versprechungen auf immer mehr Freiheit und weniger Eigenverantwortung idR. positiv reagiert. Dass Probleme durch das ständige Nachgeben, Ja-Sagen, Abnicken oder Wegschauen nicht besser werden und heute vermehrt sogar eskalieren, wird durch Ihren Fall deutlich. In Berlin gehen jedes Jahr Mitte September inzwischen mehr als 7000 wunderbare Menschen aus ganz Deutschland auf die Straße, um öffentlich und öffentlichkeitswirksam im Rahmen eines Schweigemarsches für das uneingeschränkte Recht eines jeden Menschen auf Würde und Unversehrtheit zu demonstrieren und mutig Gesicht zu zeigen. Zu glauben, dass sich das Abtreibungsproblem durch Ignorieren einfach so auflösen könnte, ist Utopie. Die Diskussion um eine mögliche Abschaffung oder Neuformulierung des §219a StGB zeigt uns, wie hartnäckig und eiskalt manche Gegner und insbesondere Feministinnen in Bezug auf den Lebenschutz von Ungeborenen auftreten und wie sehr sich linksliberale politische Parteien und gesellschaftliche Gruppierungen wie Pro Choice und sogar einzelne Stimmen im Deutschen Bundestag äußern. Darum ist es dringend notwendig, wieder zu einem besseren moralischen und juristischen Verständnis in dieser Frage zu gelangen. Allem voran und grundsätzlich bemerkt liegt es an der Politik, wieder eine gesunde Balance zwischen Freiheit und Verantwortung der Bürger herzustellen. Demokratie kann langfristig nur funktionieren, solange sie sich an bewehrten christlich-moralischen Grundsätzen wie an der unantastbaren "Würde" jedes einzelnen Menschen, ob geboren oder ungeboren, orientiert. Dafür lohnt es, sich zu Wort zu melden.

Eminenz, ich möchte Sie bitten Ihre Position zu überdenken und die Zahlungsaufforderung an Herrn Klaus Noswitz (liegt mir in Kopie vor) zurückzuziehen. Ja, es war eine provokante Aktion, die der Herr da durchführte, doch auch Ihre Reaktion war in meinen Augen überzogen. So beschimpfte erst kürzlich selbst eine Bundestagsabgeordnete uns Lebensschützer als "widerlich". Was soll man dazu noch sagen? Es war wohl der "heilige Zorn", der ihn zu seiner Aktion bewog, und das sollte mit Blick auf die Schwere des Vorgangs schon Berücksichtigung finden. Abtreibung ist ein sehr schlimmes Übel das unser Land überzieht, und führt zu einer ganzen Reihe von moralischen und juristischen Verwerfungen. Wer dazu schweigt und den Weg des geringsten Widerstands geht, macht sich in meinen Augen mitschuldig. In Deutschland werden jedes Jahr weit über 100.000 ungeborene Kinder Opfer der "Abtreibungsindustrie" und damit getötet. Angeblich wird in Berlin heute sogar jede vierte (4.!) Schwangerschaft  "unterbrochen". Was hat das noch mit Menschenwürde zu tun?

Eminenz, bitte verzichten Sie auf Ihre Forderung in Höhe von 1.718,17 Euro. Auch gegenüber Herrn Noswitz möchte ich anregen, künftig auf solche doch provokanten Aktionen zu verzichten. In der Sache sind sich doch beide Parteien vermutlich einig, also wäre es nicht besser, in Zukunft am gleichen Strang zu ziehen und das Problem durch gemeinsamen Druck auf die Politik an der Wurzel zu bekämpfen? Deutschland ist ein wirtschaftlich reiches Land und doch arm an echten Werten. So wird u.a. die Familie sträflich vernachlässigt und die dem zugrunde liegende unnatürliche Gender-Gleichmacherei gefördert. Das Auftreiben des Geldes für die Begleichung Ihrer Forderung  oder auch eine öffentliche Petition zu initiieren ist kein Kunststück, doch wäre das eigentliche Problem damit keinesfalls gelöst, schon gar nicht für das Bistum Limburg, denn solche Schlagzeilen sind schädlich, wie im Übrigen auch für die ganze Katholische Kirche. So wäre es sicherlich für alle Beteiligten vernünftiger und besser, diesen Zwist möglichst schnell und am besten gütlich beizulegen.

Ich erlaube mir, diese Zeilen auch der Deutschen Bischofskonferenz und dem politischen Berlin zur Kenntnis zu geben, da die Probleme dort bekannt sind. Bitte betrachten Sie meine Zeilen nicht als Einmischung in Ihre privaten Rechtsstreitigkeiten, sondern als authentischen Schlichtungsversuch. Als Katholik kann und darf mir das Image meiner Kirche nicht egal sein.

Gottes Segen!

Klaus Hildebrandt

(Rheinland-Pfalz)