Mysterium Fidei 44.Jahrgang, Nummer 12, Dezember 2018

Die Wahrheit der katholischen Religion (21) Von Jakob Linden S J (1853-1915)

Die wichtigsten Unterscheidungslehren d.h. Lehren, durch welche sich
die Katholiken und Protestanten voneinander unterscheiden

VI. Die Sakramente

 

2. Was das heiligste Altarssakrament ist.

Dagegen merke: 1) Als Christus das heiligste Sakrament verhiess, sprach er: «Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt» (Joh. 6, 52), und als er es später den Aposteln reichte, sagte er klar und bestimmt: «Das ist mein Leib - das ist mein Blut.» Er sagte nicht wie Luther: Das ist Brot und Wein, aber mein Leib und Blut kommt nachher, wenn ihr es geniesst, dazu. Er sagte auch nicht wie Kalvin: Das ist Brot und Wein, aber die Kraft meines Leibes und Blutes ist damit verbunden; auch nicht wie Zwingli: Das ist ein Bild meines Leibes und Blutes. Darum glauben wir einfach, was der Heiland gesagt hat und nicht, was Luther, Kalvin oder Zwingli behauptet haben.

2)  Wie wir, so hat die ganze Kirche von Anfang an geglaubt und bekannt, dass das heiligste Altarssakrament der wahre Leib und das wahre Blut Jesu Christi ist. Der Apostelschüler Ignatius, Bischof von Antiochien, nennt es «das Fleisch unseres Erlösers, das für unsere Sünden gelitten hat», der hl. Justinus (f 166) «das Fleisch und Blut des menschgewordenen Jesus». Der hl. Cyrillus, Bischof von Jerusalem (f386), bemerkt: «Da Jesus selbst vom Brote sagt: <Das ist mein Leib>, wer dürfte daran zweifeln? Da er ausdrücklich erklärt: <Das ist mein Blut>, wer möchte Bedenken tragen und meinen, es sei nicht sein Blut? Er hat ehemals Wasser in Wein verwandelt, und wir sollten ihm nicht glauben, dass er Wein in sein Blut verwandle?» Der hl. Augustin sagt: «Christus hat uns sein eigenes Fleisch zur Speise gegeben. Niemand isst dieses Fleisch, ohne es zuvor angebetet zu haben... Man sündigt, wenn man es nicht anbetet.»

3)  Die Protestanten haben insofern recht: ihr Abendmahl ist nur Brot und Wein; denn ihre Prediger haben keine Gewalt, Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu verwandeln.

 

3. Ob es genügt, die heilige Kommunion unter einer Gestalt zu empfangen.

Kathol. Lehre: Es genügt, die heilige Kommunion unter einer Gestalt zu empfangen; denn in der heiligen Hostie ist der lebendige Heiland zugegen, also auch sein Blut.

Christus hat das heiligste Sakrament unter zwei Gestalten eingesetzt, weil die getrennten Gestalten beim heiligen Messopfer notwendig sind, um die Trennung des Leibes und Blutes Christi am Kreuze darzustellen. Das Wort, das Christus beim Darreichen des Kelches sprach: «Trinket alle daraus», galt nur den Aposteln und ihren Nachfolgern im Priesteramte.

Protest. Lehre: Den Gläubigen muss man auch den Kelch reichen.

Dagegen merke: 1) Christus hat es zwar nicht verboten, auch den Gläubigen den Kelch zu reichen, er hat es aber auch nicht befohlen. Im Gegenteil, er hat auch denen das ewige Leben verheissen, die ihn bloss unter der Brotsgestalt empfangen: «Wer dieses Brot isst, wird ewig leben» (Joh. 6, 59).

2) Wenn man alle aus dem Kelche trinken Hesse, so könnte das heilige Blut leicht verschüttet werden; das will die Kirche verhüten. Manche empfinden auch einen natürlichen Widerwillen dagegen, mit anderen aus demselben Kelche zu trinken. Wollte man sie dazu nötigen, so würden sie nur selten zum Tische des Herrn hinzutreten. In Wirklichkeit weigern sich auch viele Protestanten, aus dem Kelche zu trinken, sie fürchten, es könnte jemand, der an einer ansteckenden Krankheit leidet, daraus getrunken haben.