Gottesdienst in der Eckkneipe

Aachener Zeitung - 26. Oktober 2018

Der Eschweiler Pfarrer Datené will mit einem ungewöhnlichen Format für den Glauben begeistern. Bischof kommt.

VON PATRICK NOWICKI

ESCHWEILER Es herrschte ausgelassene Aufbruchstimmung in der Gaststatte Mexi & Co. am Eschweiler Marktplatz, als eine besondere Idee geboren wurde: ein Gottesdienst in einer Kneipe. Nach der Premiere am kommenden Sonntag hat sich für die Fortsetzung im Januar sogar Aachens Bischof Helmut Dieser angekündigt. Unter dem Motto „Heute bei Dir" sucht er derzeit Anregungen bei Menschen, wie die Kirche sich entwickeln kann. Das Motto in Eschweiler lautet daran angelehnt „Heute beim Bier".

Dass der Gottesdienst in der Eschweiler Eckkneipe stattfïndet, hat eine besondere Vorgeschichte. Mitte August 2016 brannte das Lokal fast vollständig aus. Wirt Michael Esser erfuhr danach etwas, was sehr eng mit der christlichen Grundhaltung zu tun hat: Andere Menschen unterstützten ihn dabei, die Gaststatte so wieder aufzubauen, wie sie vor dem Feuer ausgesehen hatte. Schon Ende September wurde sie wieder eröffhet als Dankeschön lud Esser zur Eröffnungsparty ein. Zu den Gästen zahlte auch Michael Datené, Pfarrer von St. Peter und Paul, der das Wort ergriff, die renovierte Kneipe einsegnete und ein Gebet sprach. „Eben sangen noch alle Karnevalslieder, dann herrschte andächtige Stille und viele, viele sprachen gemeinsam das Vaterunser", erinnert sich Michael Esser.

Zu diesem Zeitpunkt war Michael Datené erst wenige Wochen als Leiter der Hauptpfarre tätig. Diese Begebenheit blieb allerdings vielen in Erinnerung. Vor allem Michael Esser, der sich selbst nicht als „großen Kirchengänger" bezeichnet. „Mir hat dies gezeigt, dass Kneipe und Kirche miteinander funktionieren", sagt er. Die Idee eines Kneipengottesdienstes war geboren und stieß beim Pastoralteam der Eschweiler Hauptpfarre auf offene Ohren. Große Überzeugungsarbeit musste er dafür nicht leisten „Dieses Forrnat hat uns im Pastoralteam sofort angesprochen", berichtet Michael Datené.

Mit Gemeindereferentin Petra Minge und dem Diakon Günter Schiffeler entstand ein Konzept für einen Gottesdienst, das einemThekengespräch ähnelt, jedoch mit religiösen Inhalten gespiekt ist. Passend zur bald beginnenden fünften Jahreszeit soll der Bezug von Karneval und Kirche bei der Premiere im Mittelpunkt stehen. „Vielleicht erkennt man nicht direkt den Zusammenhang, aber in vielen Liedern steckt ein tiefer Bezug zum Glauben", meint Datené. Als Beispiele nennt er „Es gibt ein Leben nach dem Tod" der Black Fööss und „Halleluja" von Brings. Gespielt werden sie in diesem Gottesdienst natürlich nicht von der Kirchenorgel, sondern von der Eschweiler Mundartband Inde-Singers. Die Texte werden ausliegen, denn Mitsingen ist ausdrücklich erwünscht. Selbst die Bierdeckel sind an diesem Abend besonders, schließlich sind darauf Bibelzitate zu lesen.

Wir möchten milt den Menschen an einem Ort den Glauben leben, an dem sie sich gerne befinden, wo sie gerne feiern", berichtet Datené. Dafür ist eine Eckkneipe wie das Mexi & Co. der perfekte Ort. An der Deck hängen Schals von verschiedenei Vereinen, an der Wand sind Foto von Prominenten und Eschweile Karnevalsgruppen zu sehen. Mittendrin stehen ein Holzkreuz und die etwa 30 Zentimeter große Figu des Heiligen Florian, des Schutzpatrons der Feuerwehrleute. Pfarrer Datené überreichte sie bei der Wiedereróffhung. „Dieses Geschenk war verbunden mit dem Wunsch, dass sich ein solches Feuer nicht wiederholt eine schöne Geste", erinnert sich Esser.

Dass man dieser neuen Form eines Gottesdienstes auch im Bistum offen gegenüber steht, unterstreicht

„Wir möchten mit den Menschen an einem Ort den Glauben leben, an dem sie sich gerne befinden, wo sie gerne feiern ."

Michael Datené, Pfarrer von St. Peter und Paul

die Tatsache, dass Bischof Helmut Dieser selbst am 13. Januar teilnehmen soll. Bisher stehen jedoch nur die beiden Termine fest, ob weitere geplant werden, werde sich zeigen, meint Datené. Eine ähnliche Veranstaltung habe er zwar schon beim Katholikentag in Münster erlebt, aber in einem anderen Rahmen, nämlich in einem Biergarten. Zwischen Bier und Beten verfolgen die Organisatoren auch ein klares Ziel: „Wir wollen Menschen, die der Kirche eher distanziert gegenüberstehen, auf neuen Wegen für die Kirche, den Glauben und Gott begeistern", sagt Diakon Günter Schiffeler. Ob dies gelingt? Am Sonntag um 20 Uhr weiß er mehr. Dann beginnt der erste Kneipengottesdiensi mit dem Lied der Kölner Mundartband Kasalla „Alle Jläser huh". Wie heißt es in dem Text: „Doröm hävve mir die Jläser dohin, wo die Engel sin."