Bischof Bodes Ausritt

Der Zölibat und seine Gegner

26. April 2018 

https://www.katholisches.info/2018/04/der-zoelibat-und-seine-gegner/

 

Bischof Bode, im Bild mit neuer „liturgischer“ Kopfbedeckung, bereitet die deutsche Öffentlichkeit auf die Einführung verheirateter Priester vor. Ein Plan mit weitreichenden Folgen...

(Berlin) Falls es noch Zweifel gab, daß die Amazonassynode gelenkt ist, dürften sie sich zerstreut haben. Die Amazonassynode wird nicht irgendwie, sondern im Hintergrund aus dem deutschen Sprachraum gelenkt. Am deutschen Wesen soll die Kirche genesen, lautet das Motto deutscher Modernisten nicht erst seit den 60er Jahren. Mit Hegel im Marschgepäck scheinen sie den aus deutschen Landen hervorgegangenen Protestantismus als Vorbild fest im Blick zu haben. Die Forderung ist schon alt, doch nun soll es dem Zölibat wirklich an den Kragen gehen.

 

Am deutschen Wesen…

Die Amazonassynode wird im Auftrag von Papst Franziskus vom emeritierten, österreichischen Missionsbischof Erwin Kräutler und dem deutschstämmigen, brasilianischen Kardinal Claudio Hummes vorbereitet. Hummes (Jahrgang 1934) ist ein persönlicher Freund von Papst Franziskus. Kräutler (Jahrgang 1939) ist der Bischof, der „nicht mitmacht“, wenn es darum geht, um Priesterberufungen zu beten.

 

Amazonas-Becken

Beide sprachen sich wiederholt für die Zurückstufung des Zölibats auf eine freiwillige Basis aus, was seiner faktischen Abschaffung gleichkommt, wie Praxis in den orthodoxen Kirchen zeigt. Im Protestantismus kam er erst gar nie mehr auf. Beide sprachen sich auch bereits für die Frauenordination aus. Die Amazonassynode mit dem Ziel eines verheirateten Klerus ist demnach nur eine erste Etappe beim Angriff auf das Weihesakrament.

Kräutler ist Chef von Repam Brasilien und Hummes ist Chef des gesamten Repam-Netzwerkes. Repam wiederum wurde Ende 2014 über die Bischofskonferenzen in allen Staaten mit Amazonas-Anteil gegründet, um die Amazonassynode im offiziellen Auftrag des Vatikans vorzubereiten. Damit haben Kräutler und Hummes zentralen Einfluß auf die Ausrichtung der Synode.

Das inzwischen nur mehr notdürftig versteckte Hauptanliegen der Synode ist, anders als behauptet, nicht ein „Schrei“ der indigenen Amazonas-Völker, weil sie keine Priester haben. Hummes selbst schmetterte einen unerwünschten Vorschlag zur Behebung des behaupteten Priestermangels für die höchstens 300.000 Amazonas-Indios sofort ab. Warum? Weil das vorrangige Ziel nicht die pastorale Versorgung der Indios, sondern die Zölibatsabschaffung ist.

Nicht die Indios, der Zölibat ist das Ziel

Den Amazonas-Indios fehlt ohnehin noch weitgehend der Zugang zum Verständnis der Sakramente und des katholischen Priestertums. Es ist vielmehr ein Gespenst aus der Vergangenheit, das hier in die Kirche zurückgekehrt ist. Ein sehr altes Gespenst, das sein „jüngstes“ Wiederaufleben durch überzogene „Erwartungen“ an das Zweite Vatikanische Konzil und durch die 68er Bewegung fand. Das erklärt auch, warum die Hauptakteure der Amazonas-Synode bereits jenseits der 80 sind. Kräutler gehört mit seinen 79 Jahren zu den „Jungen“.

Zum deutschen Genesungswerk gehört auch der emeritierte, bayerische Missionsbischof Fritz Lobinger (Jahrgang 1929). Auf ihn berufen sich die Repam-Macher, wenn sie über eine Weiterentwicklung des „kirchlichen Amtes“ sprechen.

Das Dynamit, mit dem der Zölibat in die Luft gesprengt werden soll, wurde im exotischen Amazonas-Becken deponiert. Die Lunte wird über Rom aber im deutschen Sprachraum gelegt. Die räumliche Verlegung erfolgte, weil frühere Versuche in Europa gescheitert waren, und sich niemand mehr seine Finger schmutzig machen, sprich, seine Karriere gefährden wollte. Zumindest unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. war es weitgehend so. Doch unter Papst Franziskus änderte sich vieles schlagartig.

 

Die Parteigänger stimmen auf den Coup d’etat ein

Wie ernst die Sache ist, zeigen die sich häufenden, öffentlichen Parteinahmen für die Zölibatsüberwindung. Kurz vor Ostern machte Bischof Manfred Scheuer von Linz den Auftakt. Mit großer Aufmachung, von einer Regionalzeitung unterstützt, verkündete der ansonsten kaum in Erscheinung tretende Diözesanbischof:

„Meine Hoffnung sind verheiratete Priester“.

 

Bischof Scheuer: „Meine Hoffnung…“

In der am vergangenen Montag ausgestrahlten ARD-Sendung „Kirche ohne Priester“ wiederholte sich dieses Zusammenspiel und tat es ihm Franz-Josef Bode, der Bischof von Osnabrück und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, gleich. Während A (die Amazonassynode) noch nicht einmal begonnen hat, dachte Bode schon laut über B (den Amazonas weltweit auszudehnen) nach:

„Wenn das grundsätzlich geht, dann muß das auch in Situationen gehen, wo die Not zwar anders ist“.

Mit der Frage, ob die Amazonassynode zur Behebung des angeblichen Priestermangels unter den Amazonas-Indios sogenannte „viri probati“, also verheiratete Männer zur Priesterweihe zulassen wird, hielt sich Bode erst gar nicht auf. Damit scheint er ganz selbstverständlich zu rechnen. Da schwingt nicht nur der Wunsch als Vater des Gedankens mit, sondern Insiderwissen.

Oder hat es Bode einfach nur besonders eilig? Will er B sagen, bevor er A gesagt hat?

 

Wer keine Priesterberufungen will…

So sieht es aus, so ist es aber nicht. Bode ließ am Montag nur die Katze aus dem Sack. Der behauptete Amazonas-Notstand dient nur als Vorwand, Katholisches.info schreibt es seit Ende 2015, um über den Umweg mit ökogerechtem Urwaldflair, den lästigen, teils verachteten Zölibat in Europa zu kippen, ganz konkret auch und vor allem im deutschen Sprachraum.

Ein offen oder versteckt modernistischer Klerus und Episkopat hat in den vergangenen Jahrzehnten das Priestertum immer systematischer seines Glanzes beraubt (Stichwort: allgemeines Priestertum; Stichwort: Räteregiment; Stichwort sexueller Mißbrauch; Stichwort: Entsakralisierung; Stichwort: Sakramentenabbau) und Priesterberufungen wenn nicht bekämpft, so doch stiefmütterlich behandelt.

 

Katholisches.info schrieb.

„Wer keine Priesterberufungen will, bekommt auch keine“.

Anders ausgedrückt: Man darf unterstellen, daß zum Teil bis in höchste Kirchenkreise der Priestermangel nur bedingt als Tragödie empfunden wird, sondern als willkommene, ja erwünschte Gelegenheit, dem Zölibat den Garaus zu machen. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war wiederholt zu hören, daß „zu fromme“ Seminaristen aus den Priesterseminaren gemobbt wurden. Wer bei der Anmeldung schon zu rechtgläubig auftrat, wurde erst gar nicht zugelassen. Diese Negativauslese hat ihre Spuren hinterlassen.

 

Modernistischer Klerus braucht dringend Sauerstoffzufuhr

Die Überlegungen gehen aber noch tiefer. Die Rechnung scheint, daß es dann mit einem Schlag nicht nur wieder genügend Berufungen gibt (aus der Berufung wird ein normaler, kollektivvertraglich geregelter und gewerkschaftlich abgesicherter Job), sondern daß der vom Aussterben bedrohte modernistische Klerus, der selbst nur in geringem Maße Berufungen hervorzubringen vermag, wieder über den nötigen Nachwuchs verfügt, um den rechtgläubigen und traditionsverbundenen Priesternachwuchs in Schach zu halten.

 

Bischof Bode in einem Osnabrücker Onlinemedium dargestellt

Die theologischen Fakultäten sind bekannt dafür, alles mögliche hervorzubringen, aber nicht unbedingt rechtgläubige Theologen. Die Laienabgänger dieser Fakultäten werden dann, statt in den hauptamtlichen Ordinariatsapparat zu fließen, den künftigen verheirateten Klerus stellen. Begeisterung kann nach den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte mit den kirchlichen Laienappartschiks darüber nicht aufkommen.

Tatsächlich träumte in den vergangenen Jahren schon manch Konservativer und Traditionalist, daß sich die Frage, wer morgen die Kirche lenken wird, von allein ergeben werde, denn wer heute noch Priester wird, wird es in hohem Maße für konservative neuritulle oder gleich für altrituelle Gemeinschaften. Für Kasper & Co. jedenfalls eher nicht.

Da paßt es ins Bild, daß Bischof Bode sich kürzlich auch für die Segnung von „Homo-Paaren“ ausgesprochen hatte. Schon 2010 ließ er die Frage der Frauenordination offen im Raum stehen. Anfang 2018 ließ er durchblicken, daß es zumindest bald ein Frauendiakonat geben sollte. Mit Eifer „engagierte“ er sich als Synodale der Familiensynode für die wiederverheirateten Geschiedenen. Der Zuspruch der Medien ist ihm in all dem sicher und die strukturellen „Vorteile“ in der Kirche liegen – folgt man der Logik von bekennenden Progressiven und versteckten Modernisten – auf der Hand. Daß Reinhard Marx demokratisch gewählter Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bode sein Stellvertreter ist, bietet Einblick in den Geisteszustand des deutschen Episkopats.

 

Traditionsverbundener Klerus wird sich erheben müssen

Jene rechtgläubigen Teile der Kirche, die eine solche Entwicklung instinktiv als falsch erkennen, werden sich langsam aber sicher erheben müssen, wenn sie nicht wollen, daß die Dampfwalze Franziskus über sie hinwegrollt. Vor allem werden sie das lethargisch machende Mantra der Modernisten abschütteln müssen, daß der Zölibat „nur“ ein Gesetz der Kirche ist, es aber „theologisch“ keine Bedenken gegen eine verheirateten Klerus gebe. Das trifft für den Zölibat mit Sicherheit nicht zu, allein schon deshalb nicht, weil ein bloßes Gesetz, gegen das schon so oft und so massiv angerannt wurde, sich keine zweitausend Jahre gehalten hätte. Wozu auch, wenn es bloß Menschenwerk wäre?

Mit der Zölibatsaufhebung würde die Kirche zudem selbst eingestehen, was Kirchengegner längst behaupten, daß die Kirche 2000 Jahre lang den Menschen ein „widernatürliches“ und menschenverachtendes System aufgezwungen hätte. Modernisten überwinden diesen absurden Widerspruch durch einen „Befreiungs“-Duktus.

Eine so grotesk-skandalöse Selbstanklage wurde bereits im Zusammenhang mit der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen behauptet. Die Kirche habe den Menschen mit ihrem „Zwang“ zur unauflöslichen Ehe menschenverachtendes „Leid“ zugefügt. So reden heute sogar hohe Kirchenvertreter über die eigene Kirche. Der Feind sitzt drinnen.

Selbst der bessere Teil des Klerus erweist sich beim Thema Zölibat ziemlich einsilbig. Jede Diskussion darüber scheint lästig. Geht es dem Klerus bereits wie den westeuropäischen Christdemokraten? Sie führen zwar noch in einigen Parteinamen ein C, wissen aber in Sachfragen kaum mehr, warum sie eigentlich christlich sind und was das konkret bedeutet und von ihnen fordert. Wer nicht mehr weiß woher er kommt und warum er steht, wo er steht, wird in umstrittenen Themen bestenfalls Rückzugsgefechte führen und letztlich versagen, und damit dabei helfen, die falschen Weichen für morgen zu stellen.

Die bloße Beibehaltung des Zölibats aus Opportunitätsgründen und Kostenerwägungen, wäre in der Tat zweifelhaft. Die Frage geht nämlich viel tiefer. Daß dies viele nicht mehr erkennen, zeigt, wie lange der Zölibat schon links liegengelassen wird und kaum mehr Unterweisung dazu erfolgt.

 

Zölibat fester Bestandteil der priesterlichen Identität

Der Zölibat geht direkt auf das Vorbild Jesu Christi zurück. Mehr Vorbild geht gar nicht. Der Herr selbst sprach über die Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“. Er selbst sagte, daß dies fassen soll, „wer es fassen kann“. Man möchte meinen, daß der zölibatäre Klerus dazu imstande sein sollte, doch dem ist nur teilweise so. Und selbst von jenen, die es für sich persönlich „fassen“ können, wagen es kaum welche, diesen von Jesus vorgegebenen Lebensstil öffentlich zu verteidigen oder zumindest innerkirchlich den jungen Berufungen den Weg zu bahnen und nicht zu verbauen.

Papst Franziskus hat bisher keine ernsthaften Bemühungen unternommen, den Zölibat zu verteidigen. Die „deutlichste“ Aussage war, daß der Zölibat für ihn persönlich „kein Problem“ sei. Eine überzeugte Verteidigung sieht anders aus. Zudem macht die päpstliche Dialektik es fast unmöglich, Franziskus an irgendeinem Wort festzunageln. Was für ihn wirklich gilt, wird nicht wirklich greifbar. Die rein „persönliche“ Entscheidung für sich selbst stellen die Modernisten auch gar nicht in Frage. Ihre Parole lautet ja: Wer unbedingt zölibatär leben will, soll es eben tun, wer aber heiraten (oder mit seinem Homo-Partner zusammenleben oder sich scheiden lassen und ein zweites Mal heiraten) will, der soll es eben auch tun können.

 

Priesteweihe im überlieferten Ritus

Der Zölibat ist aber untrennbarer Teil der priesterlichen Identität. Er ist fester Bestandteil des Weihepriestertums. Die orthodoxe Kirche weiß das genau, obwohl sie nicht imstande war, den Zölibat beim Weltklerus durchzuhalten. Deshalb muß ein Kandidat bereits verheiratet sein, bevor er zum Diakon oder dann zum Priester geweiht wird. Nach erfolgter Weihe ist eine Eheschließung oder Wiederverheiratung, falls er Witwer werden sollte, nicht mehr möglich.

Warum wäre das in der orthodoxen Kirche so, wenn es angeblich „nur“ ein Gesetz der lateinischen Kirche ist, wie in Diskussionen schnell zu hören ist?

In der ostkirchlichen Praxis steckt natürlich ein grundsätzlicher Widerspruch. Ein lutherischer Pastor brachte den Zölibat auf seine Weise auf den Punkt: „Mein katholischer Kollege ist mit seiner Gemeinde verheiratet. Ich doch lieber mit meiner Frau“. Entweder ist jemand mit der Kirche oder mit einer Frau verheiratet. Die Orthodoxie weiß darum, ist aber nicht mehr imstande diese Fehlentwicklung, erzwungen von jenen, die es nicht „fassen“ konnten, zu überwinden.

Der Protestantismus kennt dagegen keinerlei Schranken. Die Ehe ist „nur ein weltlich Ding“, wie Luther meinte. Er selbst war nur gezwungenermaßen ins Kloster „geflüchtet“ und Priester geworden und heiratete schließlich eine entsprungene Ordensfrau. Das Brechen von Gelübden und Versprechen bereitete ihm in manchem keine Probleme. Der Protestantismus kennt kein sakramentales Priestertum, daher ist es egal, was er in diesem Bereich tut und sagt: Für die Kirche taugt es nicht.

Zölibat ein Beweis der wahren Kirche Jesu Christi

Einzig die lateinische Kirche hat den Zölibat konsequent durch zweitausend Jahre verteidigt und durchgehalten, sowohl gegen die Zölibatsgegner wie auch umgekehrt die Ehe gegen die manichäisch-katharischen Leibfeinde. Das ist nicht nur eine religions- und kulturhistorische Leistung, wie der Vergleich zu den übrigen christlichen Gemeinschaften zeigt, sondern weit mehr. Es ist ein sichtbarer Beweis, daß die römisch-katholische Kirche in dem Dickicht von geschätzten weltweit 40.000 christlichen Denominationen die wahre Kirche Jesu Christi ist. Das gilt übrigens auch für die Unauflöslichkeit der Ehe, die auch nur von der römisch-katholischen Kirche konsequent durchgehalten wurde.

Papst Franziskus und seine Adlaten, von Kardinal Kasper bis Kardinal Hummes, haben bereits Hand an das Ehesakrament gelegt. Nun wollen sie auch Hand an das Weihesakrament legen. Wenn das keine Demontage ist!?

Bode und Scheuer haben mit ihren Stellungnahme begonnen, die Öffentlichkeit im deutschen Sprachraum vorzubereiten. Ihre Wortmeldungen innerhalb eines Monats zeigen, wie sicher sich dieser Teil der hohen Prälaten inzwischen fühlt. Es sind keine 18 Monate mehr bis zum Beginn der Amazonassynode.

Text: Giuseppe Nardi