Offener Brief von Dr. José Galat an Papst Franziskus vor der Volksabstimmung in Kolumbien in Oktober 2016

https://www.youtube.com/watch?v=Fozr27WTsVE

 

 

Dr. José Galat, Leiter und Gründer des katholischen Senders Teleamiga, ist Präsident der Universität “La gran Colombia” in Kolumbien.

 

Betreff: Volksabstimmung in Kolumbien

 

                                                                                Bogota DC, 30. September 2016

Papst Franziskus, Eure Heiligkeit,

in diesem so heiklen Moment für Kolumbien, in dem wir am 2. Oktober (2016) für oder gegen das Abkommen mit der FARC (revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) wählen müssen, sehnen wir, Kolumbianer guten Willens, uns nach dem Frieden, das ist klar. Wir haben Ihre Aussagen diesbezüglich erfahren. Ich zitiere Bergoglio: “Santos (Präsident) riskiert alles für den Frieden, aber es gibt einen anderen Teil (der Bevölkerung), der alles tut, um den Krieg weiterzuführen”. (in der Minute 0:53 sagt Bergoglio das auf Italienisch) Ihre zweite Aussage lautet: “Ich verspreche, dass, wenn dieses Abkommen von der Volksabstimmung abgeschirmt wird (wenn man zum Abkommen mit “Ja” wählt) und es international anerkannt wird, dann werde ich nach Kolumbien kommen, um den Frieden zu lehren.”

Mit vollem Respekt muss ich Ihnen, Eure Heiligkeit, aufgrund meiner patriotischen Pflicht, sagen, dass es zulässig ist, dass Sie den Kolumbianern sagen, sie sollen mit vollem Bewusstsein wählen. Aber es steht Ihnen nicht zu, dass Sie persönlich eingreifen, um eine einzige Entscheidung zu bestimmen, in dieser bipolaren (zweipoligen) Option, vor der ein souveräner Staat steht, der in seiner Mehrheit katholisch ist.

Sie schlagen vor, dass man mit “Ja” stimmen soll, aber Sie denken fälschlicherweise, dass, wenn man den Präsidenten Santos nicht unterstützt, man automatisch für den Krieg ist . Die meisten Gläubigen sehnen sich nach Ihrem Besuch. Aber es ist ungeschickt und bedingend zu sagen, dass wir nur, wenn die Gläubigen für das Abkommen wählen werden, wir mit dem Geschenk Ihrer Anwesenheit rechnen dürfen.

Vor Ihren Aussagen, Ihre Heiligkeit, stelle ich diese zwei Fragen: Haben Sie dieses 297 Seiten lange Abkommen gelesen? Die zweite Frage lautet: Sie, Ihre Heiligkeit, haben schon eine Entscheidung getroffen und sie lautet “Ja” (zum Abkommen), ist diese die Entscheidung, der alle Kolumbianer folgen sollen?

Als Wähler und als Gläubiger muss ich sagen, dass Sie, wenn Sie den kompletten Inhalt dieses Abkommens nicht kennen und Sie es trotzdem empfohlen haben, dann akzeptieren Sie, dass Sie dann einen Akt unerhörter Unvorsichtigkeit begangen haben und dass Sie unverantwortlich vorgegangen sind (gehandelt haben). Aber wenn Sie dieses gelesen haben und alles sehr gut kennen, sogar seine Konsequenzen, dann akzeptieren Sie, dass Sie einen böswilligen Akt gegen die Gerechtigkeit, gegen die Wahrheit und gegen Kolumbien begangen haben. In beiden Fällen weiß ich schon, dass Ihr Verhalten für alle Kolumbianer ein Akt unzulässigen Machtmissbrauchs ist.

Ich glaube, mit allem Respekt, Eure Heiligkeit, dass die internationalen Medien und Sie selbst in eine Falle reingelaufen sind, indem Sie glauben, dass man in Kolumbien in diesem Moment entweder für den Frieden oder für den Krieg wählt. Wir wählen einfach für oder gegen ein Abkommen, aber nicht für oder gegen den Krieg. So hat es die Regierungspropaganda erscheinen lassen (für oder gegen den Frieden).

Ich weiß nicht, ob Sie, Euer Heiligkeit, als Verteidiger der Familie, der Sie sein sollten, wissen, dass dieses Abkommen, unter anderen Verirrungen, die Genderideologie, die Sie so sehr angreifen, als wirkende Politik in diesem Land legalisiert und institutionalisiert, wenn man diesem Abkommen zustimmt. Euer Heiligkeit, ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass die Ungerechtigkeit und die Straflosigkeit die Hauptrolle in diesem Abkommen spielen. Ich weiß nicht ob Sie wissen, dass die FARC (Fuerzas Armadas revolucionarias de Colombia = revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) keine legitimen Zeichen der Reue wegen der Erpressungen, der Entführungen, des unschuldigen Blutvergießens, und ihrer Verbrechen gegen die Menschenrechte gezeigt hat. Die FARC hat diesbezüglich nur eine propagandistische Komödie dargestellt. Eure Heiligkeit, ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass hinter diesem Abkommen der Sozialismus des XXI Jahrhunderts steht, der die totale Macht in Kolumbien durchsetzten will. Dieser, der schon in der Sowjetunion, in der Mitte Osteuropas und hier in Amerika (El Salvador, Cuba und jetzt in Venezuela) gescheitert ist. Es geht um das gleiche atheistische und ungerechte System, das die Führer der FARC Kolumbien auferlegen wollen. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass die Verhandlungspartner dieses Abkommens Gott nicht einmal erwähnt haben, Der definitiv Der Herr und Der Eigentümer des Friedens ist.

Eure Heiligkeit, ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass noch 400 entführte Personen in den Händen der FARC sind und dass dieses Problem noch nicht gelöst wurde.

Die Mehrheit der Kolumbianer flehen Gott kniend um den Wahren Frieden als Frucht der Wahrheit und der Gerechtigkeit an.

Eure Heiligkeit, sind Ihre Worte als Vikar Christus auf Erden, die Antwort, die wir gerade erwarten oder sind Ihre Worte Frucht Ihrer persönlichen Einstellung und einer durch die Befreiungsideologie verzerrte Information? Erstaunt merken wir, dass es das erste Mal in der Geschichte eines Papsttums ist, dass ein Pontifex Aussagen vor den internationalen Medien macht, die beanspruchen, die Wähler einer Nation zu manipulieren, damit sie eine bestimmte Entscheidung treffen. Das eliminiert die Gedankenfreiheit der Gläubigen.

Deswegen sage ich Ihnen respektvoll, dass ich als Katholik und Kolumbianer, der sich nach dem echten Frieden, dem Frieden in der Liebe, in der Wahrheit und in der Gerechtigkeit, sehnt, mich weigere, Ihrer Empfehlung (Ihrem Rat) zu folgen, zum Abkommen mit "Ja” zu stimmen, damit wir durch andere Medien den Krieg erreichen, der uns zu einem diktatorischen Staat ohne Wahrheit, ohne Frieden und ohne Gerechtigkeit führen würde.

Hochachtungsvoll

José Galat